KARL MARX
FRIEDRICH ENGELS
GESAMTAUSGABE
(MEGA)
ZWEITE ABTEILUNG
„DAS KAPITAL" UND VORARBEITEN
BAND 12
H E R A U S G E G E B EN VON D ER
I N T E R N A T I O N A L EN M A R X - E N G E L S - S T I F T U NG
A M S T E R D AM
KARL MARX
DAS KAPITAL
K R I T IK D ER
POLITISCHEN ÖKONOMIE
ZWEITES BUCH
REDAKTIONSMANUSKRIPT
VON FRIEDRICH ENGELS
1884/1885
TEXT
B e a r b e i t et v on
I z u mi O m u r a, K e i zo H a y a s a k a,
R o lf H e c k e r, A k i ra M i y a k a w a, S a d ao O h n o,
S h i n ya S h i b a ta u nd R y o j i ro Y a t u y a n a gi
U n t er M i t w i r k u ng v on L j u d m i la V a s i n a,
K e n ji I t i h a ra und K e n ji M o ri
AKADEMIE VERLAG
2005
Internationale Marx-Engels-Stiftung
Vorstand
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Redaktionskommission
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Dieser Band wurde durch die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und
Forschungsförderung im Akademienprogramm mit Mitteln des Bundes (Bundesministerium für
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und Kultur) gefördert.
ISBN 3-05-004138-3
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Gesamtherstellung: pagina GmbH, Tübingen
Printed in the Federal Republic of Germany
Inhalt
Verzeichnis der Abkürzungen, Siglen und Zeichen
Einführung
Entstehung und Überlieferung
KARL MARX: DAS KAPITAL. KRITIK DER POLITI
SCHEN ÖKONOMIE. ZWEITES BUCH. DER ZIRKULA-
TIONSPROZESS DES KAPITALS. REDAKTIONSMA
NUSKRIPT VON FRIEDRICH ENGELS
Zweites Buch. Der Zirkulationsprozeß des Kapitals
Erster Abschnitt. Der Kreislaufsprozeß des Kapitals
Erstes Kapitel. Der Kreislauf des Geldkapitals
Erstes Stadium. G-W
Zweites Stadium. Funktion des produktiven Kapi
tals P
Drittes Stadium. W'-G'
IV. Der Gesamtkreislauf
Zweites Kapitel. Kreislauf des produktiven Kapitals.
P . .. W ' - G ' - W . .. P
1. Einfache Reproduktion
2. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter
Stufenleiter
3. Geldakkumulation
4. Reservefonds
Drittes Kapitel. Kreislauf des Warenkapitals.
W'-G'-W ... P ... W'
Kapitel IV. Die drei Figuren des Kreislaufsprozesses
Text Apparat
493
497
529
3
3
3
4
14
17
27
40
41
54
58
60
61
74
V
Inhalt
Text Apparat
Kapitel V. Die Umlaufszeit
Kapitel VI. Die Zirkulationskosten
1. Zirkulationskosten, die aus der Formverwand
lung als solcher entspringen
2. Aufbewahrungkosten
A) Vorratbildung überhaupt
B) Eigentlicher Warenvorrat
3. Transportkosten
Zweiter Abschnitt. Der Umschlag des Kapitals
Kapitel VII. Umschlagszahl und Umschlagszeit
Kapitel VIII. Fixes Kapital und zirkulierendes (flüssiges)
Kapital. (Anlagekapital und Betriebskapital)
A. Die Formunterschiede
II. Bestandteile, Ersatz und Reparatur, Akkumu
lation des fixen Kapitals
Der Gesamtumschlag des vorgeschossnen Kapitals.
Umschlagszyklen
Kapitel X. Zur Kritik der Theorien über fixes und zir
kulierendes Kapital
A. Die Physiokraten und Adam Smith
Kapitel XI. Ricardo über fixes und zirkulierendes Ka
pital
Unterschied in der Dauer des Produktionsakts
Unterschied zwischen Arbeitszeit und Produktionszeit
Differenzen in der Umlaufszeit
Einfluß der Differenz im Umschlag auf Verwertung des
Kapitals
I. Wirkung der Umschlagszeit auf die Größe des
vorzuschießenden Kapitals
II. Arbeitsperiode größer als Zirkulationsperiode
III. Arbeitsperiode kleiner als Umlaufsperiode
IV. Resultate
V.
Kapitel
. Der Umschlag des variablen Kapitals
Die Jahresrate des Mehrwerts
II. Der Umschlag des variablen Kapitals vom
Standpunkt des Einzelkapitals betrachtet
III. Der Umschlag des variablen Kapitals, gesell
schaftlich betrachtet
.
Einfache Reproduktion
Kapitel
I.
II. Akkumulation und erweiterte Reproduktion
VI
95
102
102
107
108
114
119
123
123
126
126
137
153
158
158
182
194
203
213
221
221
235
239
243
248
258
258
272
276
282
288
306
Inhalt
Text Apparat
Dritter Abschnitt. Die Reproduktion und Zirkulation des
gesellschaftlichen Gesamtkapitals
. Einleitung
I. Allgemeines
II. Die Rolle des Geldkapitals
Kapitel
Kapitel
. Frühere Darstellungen des Gegenstandes
I. Die Physiokraten
II. Adam Smith
1) Smiths allgemeine Auffassung und
ihre
Konsequenzen
2) Smiths Auflösung des Tauschwerts
3) Der konstante Kapitalteil
4) Die Revenue
5) Zusammenfassung
III. Die Späteren
. Einfache Reproduktion
Stellung der Frage
Kapitel
I.
II. Die beiden großen Abteilungen der gesell
schaftlichen Produktion
III. Der Austausch zwischen beiden Abteilungen:
l(v + m) gegen llc
IV. Der Austausch innerhalb Abteilung II. Notwen
dige Lebensmittel und Luxusmittel
V. Das Geld für die Umsätze
VI. Das konstante Kapital der Abteilung I
VII.
VIII.
IX.
X.
XI. Ersatz des fixen Kapitals.
1. Ersatz des Verschleißteils in Geldform
2. Ersatz des fixen Kapitals in Natura
3. Resultate
XII. Die Reproduktion des Geldmaterials
XIII. Destutt de Tracy's Reproduktionstheorie
Kapitel
. Akkumulation und erweiterte Reproduktion
I. Akkumulation in Abteilung I
1. Schatzbildung
2. Das zuschüssige produktive Kapital
3. Das zuschüssige variable Kapital
II. Akkumulation in Abteilung II
312
312
312
317
322
322
325
325
333
335
340
347
351
355
355
359
362
366
375
384
387
393
397
401
411
417
422
430
433
443
451
454
454
458
462
463
VII
Inhalt
III.
1. Erstes Beispiel
2. Zweites Beispiel
3. Umsatz von IIc bei Akkumulation
4. Nachträgliches
Text Apparat
467
471
474
480
482
REGISTER UND VERZEICHNISSE
Namenregister
Literaturregister
1. Arbeiten von Marx und Engels
2. Arbeiten anderer Autoren
3. Periodika
Verzeichnis der im Apparat ausgewerteten Quellen und
der benutzten Literatur
1. Archivalien
a. Manuskripte
b. Dokumente
c. Briefe
2. Gedruckte Quellen
3. Nachschlagewerke und Bibliographien
4. Forschungsliteratur
Sachregister
Verzeichnis der Abbildungen
Erster Abschnitt. Erstes Kapitel. Seite 1
Erster Abschnitt. Erstes Kapitel. Seite 38
Erster Abschnitt. Viertes Kapitel. Seite 111
Zweiter Abschnitt. Achtes Kapitel. Seite 205
Zweiter Abschnitt. Seite 333
Zweiter Abschnitt. Seite [353a]
Dritter Abschnitt. Einleitung. Seite 1
Dritter Abschnitt. Seite 75
Dritter Abschnitt. Seite 139
Dritter Abschnitt. Seite 195
Dritter Abschnitt. Seite 22
Dritter Abschnitt. Seite 23
Dritter Abschnitt. Seite 24
Dritter Abschnitt. Seite 25
Dritter Abschnitt. Seite 26
Dritter Abschnitt. Seite 27
VIII
1269
1276
1276
1276
1282
1283
1283
1283
1284
1284
1285
1287
1288
1298
553
554
555
556
557
558
5
35
85
149
231
249
313
353
389
413
Inhalt
Text Apparat
Dritter Abschnitt. Seite 28
Dritter Abschnitt. Seite 29
Dritter Abschnitt. Seite 30
Dritter Abschnitt. Seite 31
Dritter Abschnitt. Seite 32
Dritter Abschnitt. Seite 33
Dritter Abschnitt. Seite 34
Dritter Abschnitt. Seite 35
Dritter Abschnitt. Seite 36
Dritter Abschnitt. Seite 37
Dritter Abschnitt. Seite 38
Dritter Abschnitt. Seite 39
Dritter Abschnitt. Seite 40
Dritter Abschnitt. Seite 41
Dritter Abschnitt. Seite 42
Dritter Abschnitt. Seite 43
Dritter Abschnitt. Seite 44
Entwürfe für die Tabellen auf Seite 333
Entwürfe für die Tabellen auf den Seiten 333, 338 und 343
Entwürfe für die Tabellen auf Seite 338
Notiz zum 19. Kapitel
Dritter Abschnitt. Seite 58
Dritter Abschnitt. Seite 86
Dritter Abschnitt. Seite 170
Dritter Abschnitt. Seite 248
559
560
561
562
563
564
565
566
567
568
569
570
571
572
573
574
575
671
672
673
731
747
765
807
849
IX
Karl Marx
D as Kapital. Kritik der politischen Ökonomie
Zweites Buch. Der Zirkulationsprozeß d es Kapitals
Redaktionsmanuskript von Friedrich E n g e ls
Juni 1 8 84 bis Februar 1 8 85
|[1]|
Z W E I T ES B U C H.
D er C i r k u l a t i o n s p r o c eß d es K a p i t a l s.
ERSTER ABSCHNITT
Der Kreislaufsprozeß des Kapitals
5
ERSTES KAPITEL.
D er K r e i s l a uf d es G e l d k a p i t a l s.
Der Kreislaufsprozeß1) des Kapitals geht vor sich in drei Stadien, welche,
nach der Darstellung des ersten Bandes, folgende Reihe bilden:
Erstes Stadium: Der Kapitalist erscheint auf dem Waarenmarkt und
10 Arbeitsmarkt als Käufer; sein Geld wird in Waare umgesetzt oder macht
den Cirkulationsakt G -W durch.
Zweites Stadium: Produktive Konsumtion der gekauften Waaren
durch den Kapitalisten. Er wirkt als kapitalistischer Waarenproduzent;
ist:
sein Kapital macht den Produktionsprozeß durch. D as Resultat
15 Waare von mehr Werth als dem ihrer Produktionselemente.
Drittes Stadium: Der Kapitalist kehrt zum Markt zurück als Verkäu
fer; seine Waare wird in Geld umgesetzt oder macht den Cirkulationsakt
W -G durch.
Das erste und dritte Stadium wurden im ersten Buch nur erörtert,
20 soweit dies nöthig für das Verständniß des zweiten Stadiums, den Pro-
duktionsproceß des Kapitals. Die verschiednen Formen, worin das K a
pital in seinen verschiednen Stadien sich kleidet, und die es bei wieder-
') Aus Ms. II.
3
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
holtem Kreislauf bald annimmt bald abstreift, blieben daher unberück
sichtigt. Sie bilden jetzt den nächsten Gegenstand der Untersuchung.
Um die Formen rein aufzufassen, ist zunächst von allen Momenten zu
abstrahiren, die mit dem Formwechsel und der Formbildung als solchen
nichts zu thun haben. Daher wird hier angenommen, nicht nur, daß die 5
Waaren zu ihren Werthen verkauft werden, sondern auch daß dies unter
gleichbleibenden Umständen geschieht. Es wird also auch abgesehn von
den Werthveränderungen, die während des Kreislaufsprocesses eintreten
können. I
|2| Erstes Stadium. G-W.2)
10
G -W stellt den Umsatz einer Geldsumme in eine Summe von Waaren
dar; für den Käufer Verwandlung seines Geldes
in Waare, für die
Verkäufer Verwandlung ihrer Waaren in Geld. Was aus diesem Vorgang
der allgemeinen Waarencirkulation zugleich einen funktionell bestimm
ten Abschnitt im selbständigen Kreislauf eines individuellen Kapitals 15
macht, ist zunächst nicht die Form des Vorgangs, sondern sein stofflicher
Gehalt, der specifische Gebrauchscharakter der Waaren welche den Platz
mit dem Geld wechseln. Es sind einerseits Produktionsmittel, andrerseits
Arbeitskraft, sachliche und persönliche Faktoren der Waarenproduktion,
deren besondre Art natürlich der Sorte des herzustellenden Artikels ent- 20
sprechen muß. Nennen wir die Arbeitskraft A, die Produktionsmit
tel Pm, so ist die zu kaufende Waarensumme W = A + Pm oder kürzer
W < p ^. G - W, seinem Inhalt nach betrachtet, stellt sich also dar als
u
lt
G
A
in
f à l
z e r
d-h-
G~W
nd G - P m; die Geldsumme G
G _ W
-)': ... .r.v .e.~··4..;,.:~ .. .....,9'._
'I
Zweites Buch. Redaktionsmanuskript. Erster Abschnitt. Erstes Kapitel. Seite 1
Erstes Kapitel • Kreislauf des Geldkapitals
z . B. der Tageswerth der Arbeitskraft = 3 Mark, dem Produkt fünf
stündiger Arbeit, diese Summe in dem Kontrakt zwischen Käufer und
Verkäufer figurirt als ||3| der Preis oder Lohn sage für zehnstündige
Arbeit. Wurde ein solcher Kontrakt z . B. mit 50 Arbeitern geschlossen, so
5 haben sie zusammen dem Käufer während eines Tages 500 Arbeits
stunden zu liefern, wovon die Hälfte, 250 Arbeitsstunden = 25 zehn
stündigen Arbeitstagen, bloß aus Mehrarbeit besteht. Quantum wie Um
fang der zu kaufenden Produktionsmittel müssen hinreichen zur
Anwendung dieser Arbeitsmasse.
10
G - W ^ Pm drückt also nicht nur das qualitative Verhältniß aus, daß
eine bestimmte Geldsumme z . B. 422 £ in einander entsprechende Pro
duktionsmittel und Arbeitskraft umgesetzt wird, sondern auch ein quan
titatives Verhältniß zwischen dem in Arbeitskraft A und dem in Produk
tionsmitteln Pm ausgelegten Theilen des Geldes, ein Verhältniß, von
15 vornherein bestimmt durch die Summe der von einer bestimmten Arbei
terzahl zu verausgabenden überschüssigen Mehrarbeit.
Wenn also z . B. in einer Spinnerei der Wochenlohn der 50 Arbeiter 50 £
beträgt, müssen 372 £ in Produktionsmitteln verausgabt werden, falls
dies der Werth der Produktionsmittel, welche die Wochenarbeit von
20 3000 Stunden, wovon 1500 Stunden Mehrarbeit, in Garn verwandelt.
Wie weit in verschiednen Industriezweigen die Anwendung zuschüssi
ger Arbeit einen Werthzuschuß in der Form von Produktionsmitteln be
dingt, ist hier ganz gleichgültig. Es handelt sich hier nur darum, daß
unter allen Umständen ||4| der in Produktionsmitteln verausgabte Theil
25 des Geldes - die in G - Pm gekauften Produktionsmittel - hinreichen, also
von vorn herein darauf berechnet,
in entsprechender Proportion be
schafft sein müssen. Oder die Masse der Produktionsmittel muß hinrei
chen um die Arbeitsmasse zu absorbiren, um durch sie in Produkt ver
wandelt zu werden. Wären nicht hinreichend Produktionsmittel vorhan-
30 den, so wäre die überschüssige Arbeit, über die der Käufer verfügt, nicht
verwendbar; sein Verfügungsrecht darüber führte zu nichts. Wären mehr
Produktionsmittel vorhanden als verfügbare Arbeit, so blieben sie unge
sättigt mit Arbeit, würden nicht in Produkt verwandelt.
Sobald G - W < p ^n vollzogen, verfügt der Käufer nicht nur über die zur
35 Produktion eines nützlichen Artikels nöthigen Produktionsmittel und
Arbeitskraft. Er verfügt über eine grössere Flüssigmachung der Arbeits
kraft, oder grösseres Quantum Arbeit als zum Ersatz des Werths der
Arbeitskraft nöthig, und zugleich über die Produktionsmittel, erheischt
zur Verwirklichung oder Vergegenständlichung dieser Arbeitssumme: er
7
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
verfügt also über die Faktoren der Produktion von Artikeln von größe
rem Werth als dem ihrer Produktionselemente, oder einer Mehrwerth
enthaltenden Waarenmasse. Der von ihm in Geldform vorgeschossne
Werth befindet sich also jetzt in einer Naturalform, worin er als Mehr
werth (in Gestalt von Waaren) heckender Werth verwirklicht werden
kann. In andern Worten: er befindet sich in dem Zustand oder der F o rm
von produktivem Kapital, welches die Fähigkeit hat, als Werth, und
Mehrwerth, schaffend zu fungiren. Kapital in dieser F o rm heiße P.
5
Der Werth von P ist aber = Werth von A + Pm, = dem in A und Pm
umgesetzten G. G ist derselbe Kapitalwerth wie P, nur in verschiedner 10
Existenzweise, nämlich Kapitalwerth in Geldzustand ||5| oder Geldform
-
Geldkapital.
G - W < p ^n, oder seiner allgemeinen F o rm nach G - W, Summe von
Waarenkäufen, dieser Vorgang der allgemeinen Waarencirkulation ist da
her zugleich, als Stadium im selbständigen Kreislaufsproceß des Kapi- 15
tals, Verwandlung des Kapitalwerths aus seiner Geldform in seine pro
duktive Form, oder kürzer Verwandlung von Geldkapital in produktives
Kapital. In der hier zunächst betrachteten Figur des Kreislaufs erscheint
also Geld als der erste Träger des Kapitalwerths, daher Geldkapital als
die F o rm worin das Kapital vorgeschossen wird.
20
Als Geldkapital befindet es
in einem Zustand, worin es
sich
Geldfunktionen vollziehen kann, wie im vorliegenden Fall die Funktio
nen des allgemeinen Kaufmittels und des allgemeinen Zahlungsmittels.
(Letztres, sofern die Arbeitskraft zwar zuerst gekauft, aber erst gezahlt
wird nachdem sie gewirkt hat. Soweit die Produktionsmittel nicht fertig 25
auf dem Markt vorhanden, sondern erst zu bestellen sind, wirkt das Geld
bei G - Pm ebenfalls als Zahlungsmittel.) Diese Fähigkeit entspringt nicht
daraus, daß das Geldkapital Kapital, sondern daraus daß es Geld ist.
Andrerseits kann der Kapitalwerth im Geldzustand auch nur Geld
funktionen, und keine andern, verrichten. Was diese letztren zu Kapital- 30
funktionen macht, ist ihre bestimmte Rolle in der Bewegung des Kapi
tals, daher auch der Zusammenhang des Stadiums, worin sie erscheinen,
mit den andern Stadien seines Kreislaufs. Z . B. im Fall der uns zunächst
vorliegt, wird Geld umgesetzt in Waaren, deren Verbindung die Natural
form des produktiven Kapitals bildet, die also latent, der Möglichkeit 35
nach, bereits das Resultat des kapitalistischen Produktionsprocesses in
sich birgt.
Ein Theil des Geldes, welches in G - W < p^ die Funktion von Geld
kapital verrichtet, geht durch die ||6| Vollziehung dieser Cirkulation selbst
in eine Funktion über, worin sein Kapitalcharakter verschwindet und 40
8
1
Erstes Kapitel - Kreislauf des Geldkapitals
sein Geldcharakter bleibt. Die Cirkulation des Geldkapitals G zerfällt in
G - Pm und G - A, K a uf von Produktionsmitteln und K a uf von Arbeits
kraft. Betrachten wir den letztern Vorgang für sich. G -A ist K a uf von
Arbeitskraft seitens des Kapitalisten; es ist Verkauf der Arbeitskraft - wir
5 können hier sagen der Arbeit, da die Form des Arbeitslohns vorausge
setzt - von Seiten des Arbeiters, des Inhabers der Arbeitskraft. Was für
den Käufer G -W (= G - A ), ist hier, wie bei jedem Kauf, für den Ver
käufer (den Arbeiter) A -G (= W - G) Verkauf seiner Arbeitskraft. Dies ist
das erste Cirkulationsstadium oder die erste Metamorphose der Waare
10 (Buch I, 3. Kap., 2) a.); es ist seitens des Verkäufers der Arbeit, Verwand
lung seiner Waare in ihre Geldform. Das so erhaltne Geld verausgabt der
Arbeiter nach und nach in einer Summe von Waaren, die seine Bedürf
nisse befriedigen, in Konsumtionsartikeln. Die Gesammtcirkulation sei
ner Waare stellt sich also dar als A - G - W, d.h. erstens A -G (= W - G)
15 und zweitens G - W, also in der allgemeinen F o rm der einfachen Waa-
rencirkulation W - G - W, wo das Geld als bloßes verschwindendes Cir-
kulationsmittel, als bloßer Vermittler des Umsatzes von Waare gegen
Waare figurirt.
G -A ist das charakteristische Moment der Verwandlung von Geld-
20 kapital in produktives Kapital, weil es die wesentliche Bedingung, damit
der in Geldform vorgeschossne Werth sich wirklich in Kapital, in Mehr
werth producirenden Werth verwandle. G - Pm ist nur nothwendig, um
die durch G -A gekaufte Arbeitsmasse zu realisiren. G -A wurde daher
von diesem Gesichtspunkt aus dargestellt in Buch I, Abschn. II, Ver-
25 Wandlung von Geld in Kapital. Die Sache ist hier noch von einem andern
Gesichtspunkt aus zu betrachten, mit speciellem Bezug auf das Geld
kapital als Erscheinungsform des Kapitals.
G -A wird allgemein als charakteristisch ||7| angesehn für die kapitali
stische Produktionsweise. Aber keineswegs aus dem angegebnen Grund,
30 weil der K a uf der Arbeitskraft ein Kaufkontrakt ist, worin die Lieferung
eines größern Quantums Arbeit bedungen wird als zum Ersatz des Preises
der Arbeitskraft, des Arbeitslohns, nöthig ist; also Lieferung von Mehr
arbeit - die Grundbedingung für die Kapitalisation des vorgeschoßnen
Werths oder was dasselbe, für Produktion von Mehrwerth. Sondern viel-
35 mehr seiner Form halber, weil in der Form des Arbeitslohns mit Geld
Arbeit gekauft wird, und dies gilt als Merkmal der Geldwirthschaft.
Hier ist es wieder nicht das Irrationelle der Form, welches für charak
teristisch gilt. Dies Irrationelle wird vielmehr übersehn. Das Irrationelle
besteht darin, daß die Arbeit als werthbildendes Element selbst keinen
40 Werth besitzen, also auch ein bestimmtes Quantum Arbeit keinen Werth
haben kann, der sich in ihrem Preise ausdrückt, in ihrer Aequivalenz mit
9
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
einem bestimmten Quantum Geld. Aber wir wissen, daß der Arbeitslohn
bloß eine verkleidete F o rm ist, eine Form, worin z . B. der Tagespreis der
Arbeitskraft sich als Preis der während eines Tages von dieser Arbeits
kraft flüssig gemachten Arbeit darstellt, sodaß also etwa der in 6 Stunden
Arbeit von dieser Arbeitskraft producirte Werth als Werth ihrer zwölf- 5
stündigen Funktion oder Arbeit ausgedrückt wird.
G -A gilt als das Charakteristische, als die Signatur der s.g. Geld-
wirthschaft, weil die Arbeit hier als Waare ihres Besitzers erscheint, das
Geld daher als Käufer - also wegen des Geldverhältnisses (i.e. K a uf und
Verkauf von menschlicher Thätigkeit). Nun aber erscheint das Geld 10
schon sehr früh als Käufer sogenannter Dienste, ohne daß G sich in
Geldkapital verwandelte oder der allgemeine Charakter der Wirthschaft
umgewälzt würde.
Dem Geld ist es durchaus gleichgültig, in welche ||8| Sorte von Waaren
es verwandelt wird. Es ist die allgemeine Aequivalentform aller Waaren, 15
die in ihren Preisen schon zeigen, daß sie ideell eine bestimmte Geld
summe darstellen, ihre Verwandlung in Geld erwarten, und nur durch
ihren Stellenwechsel mit Geld die Form erhalten, worin sie in Gebrauchs-
werthe für ihre Besitzer umsetzbar sind. Findet sich also auf dem Markt
die Arbeitskraft einmal als Waare ihres Besitzers vor, deren Verkauf un- 20
ter der F o rm der Zahlung für Arbeit geschieht, in Gestalt des Arbeits
lohns, so stellt ihr K a uf und Verkauf nichts Auffallenderes dar als der
K a uf und Verkauf jeder andern Waare. Nicht, daß die Waare Arbeits
kraft käuflich ist, sondern daß die Arbeitskraft als Waare erscheint, ist
das Charakteristische.
25
Durch G - W < p ^, die Verwandlung von Geldkapital in produktives
Kapital bewirkt der Kapitalist die Verbindung der gegenständlichen und
persönlichen Faktoren der Produktion, soweit diese Faktoren aus
Waaren bestehn. Wird Geld zum ersten Mal in produktives Kapital ver
wandelt, oder fungirt es für seinen Besitzer zum ersten Mal als Geld- 30
kapital, so muß er erst die Produktionsmittel kaufen, Arbeitsgebäude,
Maschinen etc, ehe er die Arbeitskraft kauft; denn sobald letztere in seine
Botmäßigkeit übergeht, müssen die Produktionsmittel da sein, um sie als
Arbeitskraft anwenden zu können.
So stellt sich die Sache von Seiten des Kapitalisten dar.
Von Seiten des Arbeiters: die produktive Bethätigung seiner Arbeits
kraft wird erst möglich von dem Augenblick, wo sie in Folge ihres Ver
kaufs in Verbindung mit den Produktionsmitteln gesetzt wird. Sie existirt
also vor dem Verkauf getrennt von den Produktionsmitteln, von den
gegenständlichen Bedingungen ihrer Bethätigung. In diesem Zustand der 40
35
10
Erstes Kapitel • Kreislauf des Geldkapitals
Trennung kann sie weder direkt verwandt werden zur Produktion von
Gebrauchswerthen für ihren Besitzer, noch zur Produktion von Waaren,
von deren Verkauf dieser leben könnte. Sobald sie aber durch ihren Ver
kauf in Verbindung mit den Produktionsmitteln gesetzt ist, bildet sie ei-
5 nen Bestandtheil |9| des produktiven Kapitals ihres Käufers, ebensogut
wie die Produktionsmittel.
Obgleich daher in dem Akt G -A Geldbesitzer und Arbeitskraft-Besit
zer sich nur als Käufer und Verkäufer zu einander verhalten, als Geld
besitzer und Waarenbesitzer einander gegenübertreten, sich also nach die-
10 ser Seite hin in blossem Geldverhältniß zu einander befinden, - so tritt
doch der Käufer von vorn herein zugleich als Besitzer der Produktions
mittel auf, welche die gegenständlichen Bedingungen der produktiven
Verausgabung der Arbeitskraft durch ihren Besitzer bilden. Mit andern
Worten: diese Produktionsmittel treten dem Besitzer der Arbeitskraft ge-
15 genüber als fremdes Eigenthum. Andrerseits steht der Verkäufer der Ar
beit ihrem Käufer gegenüber als fremde Arbeitskraft, die in seine Bot
mäßigkeit Übergehn, seinem Kapital einverleibt werden muß, damit dies
wirklich als produktives Kapital sich bethätige. Das Klassenverhältniß
zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter ist also schon vorhanden, schon
20 vorausgesetzt, in dem Augenblick wo beide in dem Akt G -A ( A -G von
Seiten des Arbeiters) sich gegenüber treten. Es ist K a uf und Verkauf,
Geldverhältniß, aber ein K a uf und Verkauf wo der Käufer als Kapitalist
und der Verkäufer als Lohnarbeiter vorausgesetzt wird, und dies Verhält
niß ist damit gegeben, daß die Bedingungen zur Verwirklichung der Ar-
25 beitskraft - Lebensmittel und Produktionsmittel - getrennt sind als frem
des Eigenthum von dem Besitzer der Arbeitskraft.
Wie diese Trennung entsteht, beschäftigt uns hier nicht. Sie existirt,
sobald G -A vollzogen wird. Was uns hier interessirt, ist: Wenn G -A als
eine Funktion des Geldkapitals erscheint, oder Geld hier als Existenz-
30 form des Kapitals, so keineswegs bloß, weil das Geld hier auftritt als
Zahlungsmittel für eine menschliche Thätigkeit, die einen Nutzeffekt hat,
für einen Dienst; also keineswegs durch die Funktion des Geldes als Zah
lungsmittel. Das Geld kann nur in dieser F o rm verausgabt werden, weil
die Arbeitskraft im Zustand der Trennung von ihren Produktionsmitteln
35 (einschließlich der Lebensmittel als Produktionsmittel der Arbeitskraft
selbst) sich befindet; und weil diese Trennung nur dadurch aufgehoben
wird, daß die Arbeitskraft an den Inhaber der Produktionsmittel ver
kauft wird; daß also auch die Flüssigmachung der Arbeitskraft, deren
Grenzen keineswegs ||10| mit den Grenzen der, zur Reproduktion ihres
40 eignen Preises nöthigen Arbeitsmasse zusammenfallen, dem Käufer ge
hört. Das Kapitalverhältniß während des Produktionsprocesses kommt
11
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
nur heraus, weil es an sich schon im Cirkulationsakt existirt, in den un-
terschiednen ökonomischen Grundbedingungen, worin Käufer und Ver
käufer sich gegenüber treten, in ihrem Klassenverhältniß. Es ist nicht das
Geld, mit dessen Natur das Verhältniß gegeben ist; es ist vielmehr das
Dasein dieses Verhältnisses, das eine bloße Geldfunktion in eine Kapi- 5
talfunktion verwandeln kann.
thun
innerhalb der bestimmten Funktion,
Bei Auffassung des Geldkapitals (wir haben mit diesem einstweilen nur
zu
in der es uns hier
gegenübertritt) laufen gewöhnlich zwei Irrthümer neben oder durchein
ander. Erstens: Die Funktionen, die der Kapitalwerth als Geldkapital 10
verrichtet, und die er eben verrichten kann, weil er sich in Geldform
befindet, werden
irrthümlich aus seinem Kapitalcharakter abgeleitet,
während sie nur dem Geldzustand des Kapitalwerths geschuldet sind,
seiner Erscheinungsform als Geld. Und zweitens umgekehrt: der specifi-
sche Gehalt der Geldfunktion, der sie zugleich zu einer Kapitalfunktion 15
macht, wird aus der Natur des Geldes hergeleitet (Geld daher mit Kapital
verwechselt), während sie gesellschaftliche Bedingungen voraussetzt, wie
hier in Vollziehung von G - A, die in bloßer Waaren-, und ihr entspre
chender Geldcirkulation keineswegs gegeben sind.
Auch der K a uf und Verkauf von Sklaven ist seiner Form nach Waa- 20
ren-Kauf und -Verkauf. Ohne Existenz der Sklaverei kann Geld aber
nicht diese Funktion vollziehn. Ist Sklaverei da, so kann Geld im Ankauf
von Sklaven ausgelegt werden. Umgekehrt reicht Geld in der Hand des
Käufers keineswegs hin um Sklaverei zu ermöglichen.
D aß der Verkauf der eignen Arbeitskraft || 111 (in der F o rm des Ver- 25
kaufs der eignen Arbeit oder des Arbeitslohns) nicht als isolirte Er
scheinung, sondern als gesellschaftlich maßgebende Voraussetzung der
Produktion von Waaren sich darstelle, daß also das Geldkapital auf
gesellschaftlicher Stufenleiter die hier betrachtete Funktion G - W < p ^1
vollziehe, - dies unterstellt historische Prozesse, durch welche die ur- 30
sprüngliche Verbindung der Produktionsmittel mit der Arbeitskraft auf
gelöst wurde; Prozesse, in Folge deren die Masse des Volks, die Arbeiter,
als Nichteigenthümer, und die Nichtarbeiter als Eigenthümer dieser Pro
duktionsmittel sich gegenüberstehn. Wobei es nichts zur Sache thut, ob
die Verbindung, vor ihrer Zersetzung, die Form besaß, ob der Arbeiter 35
selbst als Produktionsmittel zu den andern Produktionsmitteln gehörte,
oder ob er deren Eigner war.
Der Thatbestand, der hier also dem Akt G, G' - G = M, dem Mehr
werth. - Aber als Resultat dieses Kreislaufs G . .. G' existirt jetzt nur
noch G '; es ist das Produkt worin sein Bildungsproceß erloschen ist. G'
existirt jetzt selbständig für sich, unabhängig von der Bewegung, die es
hervorbrachte. Sie ist vergangen, es ist da an ihrer Stelle.
35
Aber G' als G + g, 500 £ als 422 £ vorgeschoßnes Kapital plus einem
Inkrement desselben von 78 £, stellt zugleich ein qualitatives Verhältniß
dar, obgleich dies qualitative Verhältniß selbst nur als Verhältniß der
Theile einer gleichnamigen Summe, also als quantitatives Verhältniß
existirt. G, das vorgeschossne Kapital, das jetzt wieder in seiner ur-
40 sprünglichen Form (422 £) vorhanden ist, existirt jetzt als realisirtes K a
pital. Es hat sich nicht nur erhalten, es hat sich auch als Kapital realisirt,
23
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
indem es sich als solches unterscheidet von g (78 £) worauf es bezogen ist
als auf seinen Zuwachs, seine Frucht, auf ein durch es selbst gehecktes
Inkrement. Es ist als Kapital realisirt, weil als Werth, der einen Werth
geheckt hat. G' existirt als Kapitalverhältniß; G erscheint nicht mehr als
bloßes Geld, sondern es ist ausdrücklich als Geldkapital gesetzt, ausge- 5
drückt als Werth, der sich verwerthet hat, also auch die Eigenschaft be
sitzt sich zu verwerthen, mehr Werth zu hecken als er selbst hat. G ist als
Kapital gesetzt durch sein Verhältniß zu einem andern Theil von G ', als
dem durch es Gesetzten, aus ihm als Ursache Bewirktem, als der Folge
wovon es der Grund. So erscheint G' als in sich differenzirte, sich funk- 10
tionell (begrifflich) in sich selbst unterscheidende, das Kapitalverhältniß
ausdrückende Werthsumme.
Aber dies ist nur ausgedrückt als Resultat, ohne die Vermittlung des
Processes, dessen Resultat es ist.
Werththeile unterscheiden sich als solche qualitativ nicht von einander, 15
außer soweit sie als Werthe verschiedner Artikel, konkreter Dinge |
|27| auftreten, also in verschiednen Gebrauchsformen, daher als Werthe
verschiedner Waarenkörper
ein Unterschied der nicht aus ihnen selbst
als bloßen Werththeilen entspringt. Im Geld ist alle Verschiedenheit der
Waaren ausgelöscht, weil es eben die ihnen allen gemeinsame Aequiva- 20
lentform ist. Eine Geldsumme von 500 £ besteht aus lauter gleichnamigen
Elementen von 1 £. Da in dem einfachen Dasein dieser Geldsumme die
Vermittlung ihrer Herkunft ausgelöscht und von der specifischen Diffe
renz, welche die verschiednen Kapitalbestandtheile im Produktionspro
ceß besitzen, jede Spur verschwunden ist, so existirt der Unterschied nur 25
noch in der begrifflichen F o rm einer Hauptsumme (englisch principal)
= dem vorgeschoßnen Kapital von 422 £ und einer überschüssigen
Werthsumme von 78 £. G' sei z . B. = 110 £, wovon 100 = C, Hauptsum
me, und 10 = M, Mehrwerth. Es herrscht absolute Gleichartigkeit, also
begriffliche Unterschiedslosigkeit, zwischen den beiden konstituirenden 30
Theilen der Summe von 1 1 0 £. Beliebige 10 £ sind immer V11 der Ge-
sammtsumme von 110 £, ob sie nun V10 der vorgeschoßnen Hauptsumme
von 100 £ oder der Uberschuß von 10 £ über dieselbe. Hauptsumme und
Zuwachssumme, Kapital und Mehrsumme sind daher nur ausdrückbar
als Bruchtheile der Gesammtsumme; in unserm Beispiel bilden
Hauptsumme oder das Kapital Vi 1 die Mehrsumme. Es ist daher begriffs
loser Ausdruck des Kapitalverhältnisses, worin hier am Schluß seines
Processes das realisirte Kapital in seinem Geldausdruck erscheint.
lü/n die 35
Allerdings gilt dies auch für W' (= W + w). Aber mit dem Unterschied,
daß W', worin W und w auch nur proportioneile Werththeile derselben 40
homogenen Waarenmasse, hinweist auf seinen Ursprung P, dessen un-
24
Erstes Kapitel • Kreislauf des Geldkapitals
mittelbares Produkt es ist, während in G ', einer unmittelbar aus der Cir-
kulation herstammenden Form, alle direkte Beziehung zu P verschwun
den ist.
5 me, der
in G' enthalten
Der begriffslose Unterschied zwischen Haupt- und ||28| Zuwachssum-
ist, soweit es das Resultat der Bewegung
G
. .. G' ausdrückt, verschwindet sofort, sobald es aktiv als Geld
kapital wieder fungirt, also nicht umgekehrt als Geldausdruck des
verwertheten industriellen Kapitals fixirt wird. Der Kreislauf des Geld
kapitals kann nie mit G' beginnen (obgleich G' jetzt als G fungirt) son-
10 dern nur mit G; d.h. nie als Ausdruck des Kapitalverhältnisses, sondern
nur als Vorschußform des Kapital Werths. Sobald die 500 £ von neuem als
Kapital vorgeschossen werden, um sich von neuem zu verwerthen, sind
sie Ausgangspunkt statt Rückkehrpunkt. Statt einem Kapital von 422 £
ist jetzt eins von 500 £ vorgeschossen, mehr Geld als früher, mehr K a-
15 pitalwerth, aber das Verhältniß zwischen den zwei Bestandtheilen ist weg
gefallen, ganz wie ursprünglich die Summe von 500 £ statt der von £ 422
hätte als Kapital fungiren können.
Es ist keine aktive Funktion des Geldkapitals sich als G' darzustellen;
seine eigne Darstellung als G' ist vielmehr eine Funktion von W. Schon
20 in der einfachen Waarencirkulation, 1) W , - G, 2) G - W2, fungirt G erst
aktiv im zweiten Akt G - W2; seine Darstellung als G ist nur Resultat des
ersten Akts, Kraft dessen es erst als verwandelte F o rm von W, auftritt.
Das in G' enthaltne Kapitalverhältniß, die Beziehung eines seiner Theile
als des Kapitalwerths auf den andern als dessen Werthinkrement, be-
25 kommt allerdings funktionelle Bedeutung, soweit, bei beständiger Wie
derholung des Kreislaufs G . .. G ', G' sich in zwei Cirkulationen spaltet,
Kapitalcirkulation und Mehrwerthcirkulation, also die beiden Theile
nicht bloß quantitativ, sondern auch qualitativ verschiedne Funktionen
schließt die
vollziehn, G andre als g. Aber an
30 Form G . .. G' die Konsumtion des Kapitalisten nicht ein, sondern aus
drücklich nur die Selbstverwerthung und die Akkumulation, soweit
letztre zunächst in periodischem Anwachs des stets von neuem vorge
schoßnen Geldkapitals sich ausdrückt. |
sich betrachtet,
|29| Obgleich begriffslose F o rm des Kapitals, ist G' = G + g zugleich
35 erst das Geldkapital in seiner realisirten Form, als Geld welches Geld
geheckt hat. Hier ist aber zu unterscheiden von der Funktion des Geld
kapitals im ersten Stadium G W < p ^. G in diesem ersten Stadium cir-
kulirt als Geld. Es fungirt als Geldkapital nur deshalb, weil es nur in
seinem Geldzustand eine Geldfunktion verrichten, sich in die ihm als
40 Waaren gegenüberstehenden Elemente von P, in A und Pm umsetzen
25
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
kann. In diesem Cirkulationsakt fungirt es nur als Geld; aber weil dieser
Akt das erste Stadium des processirenden Kapitalwerths, ist er zugleich
Funktion des Geldkapitals, kraft der specifischen Gebrauchsform der
Waaren A und Pm, die gekauft werden. G' dagegen, zusammengesetzt
aus G dem Kapitalwerth und g dem durch diesen erzeugten Mehrwerth, 5
drückt verwertheten Kapitalwerth aus, den Zweck und das Resultat, die
Funktion des gesammten Kreislaufsprocesses des Kapitals. D aß es dies
Resultat in Geldform, als realisirtes Geldkapital ausdrückt, entspringt
nicht daraus daß es Geldform des Kapitals, Geldkapital ist, sondern um
gekehrt daraus daß es Geldkapital, Kapital
Kapital in dieser F o rm den Proceß eröffnet hat, in Geldform vorge
schossen worden ist. Die Rückverwandlung in die Geldform ist eine
Funktion des Waarenkapitals W', wie wir gesehn, nicht des Geldkapitals.
Was aber die Differenz von G' gegenüber G betrifft, so ist sie (g) nur
Geldform von w, dem Inkrement von W; G' ist nur = G + g, weil 15
W' = W + w war. In W' ist also diese Differenz und das Verhältniß des
Kapitalwerths zu dem von ihm geheckten Mehrwerth vorhanden und
ausgedrückt, bevor beide in G' verwandelt, in eine Geldsumme, worin
beide Werththeile selbständig einander gegenüber treten, und daher auch
zu selbständigen und von einander verschiednen Funktionen verwendbar 20
sind.
in Geldform ist, daß das 10
G ist nur Resultat der Realisirung von W '. Beide, W' wie G ', sind nur
verschiedne Formen, Waarenform und Geldform, des verwertheten |
130j Kapitalwerths, beide haben dies gemein, daß sie verwertheter Kapi
talwerth. Beide sind verwirklichtes Kapital, weil hier der Kapitalwerth als 25
solcher mitsammt dem Mehrwerth als von ihm verschiedner, durch ihn
erhaltener Frucht existirt, obgleich dies Verhältniß nur ausgedrückt ist in
der begriffslosen Form des Verhältnisses zweier Theile einer Geldsumme
oder eines Waarenwerths. Aber als Ausdrücke des Kapitals in Beziehung
zu, und im Unterschied von, dem durch es erzeugten Mehrwerth, also als 30
Ausdrücke von verwerthetem Werth, sind G' und W' dasselbe und drük-
ken dasselbe aus, nur in verschiedner Form; sie unterscheiden sich nicht
als Geldkapital und Waarenkapital, sondern als Geld und Waare. Sofern
sie verwertheten Werth, als Kapital bethätigtes Kapital darstellen, drük-
ken sie nur das Resultat der Funktion des produktiven Kapitals aus, der 35
einzigen Funktion, worin der Kapitalwerth Werth heckt. Ihr Gemeinsa
mes ist, daß sie beide, Geldkapital und Waarenkapital, Existenzweisen
des Kapitals sind; ihr Unterschied, daß sie verschiedne Existenzweisen
desselben sind. Das eine ist Kapital in Geldform, das andre in Waaren
form. Die sie unterscheidenden specifischen Funktionen können daher 40
nichts andres sein als Unterschiede zwischen Geldfunktion und Waaren-
26
Erstes Kapitel • Kreislauf des Geldkapitals
funktion. Das Waarenkapital, als direktes Produkt des kapitalistischen
Produktionsprocesses, erinnert an diesen seinen Ursprung und ist daher
in seiner F o rm rationeller, minder begriffslos als das Geldkapital, in dem
jede Spur dieses Processes erloschen ist, wie überhaupt im Geld alle be-
5 sondre Gebrauchsform der Waare erlischt. Es ist daher nur wo G' selbst
als Waarenkapital fungirt, wo es unmittelbares Produkt eines Produk
tionsprocesses und nicht verwandelte Form dieses Produkts ist, daß seine
bizarre F o rm verschwindet - also in der Produktion des Geldmaterials
selbst. F ür Goldproduktion z . B. wäre die Formel: G - W < p ^n. ..
10 P . .. G ' (G + g ), wo G' als Waarenprodukt figurirt, weil P mehr Gold|
13 XI liefert als für die Produktionselemente des Goldes im ersten G, dem
Geldkapital, vorgeschossen war. Hier verschwindet also das Irrationelle
des Ausdrucks G . .. G' (G + g) wo ein Theil einer Geldsumme als Mutter
eines andern Theils derselben Geldsumme erscheint.
15
IV Der Gesammt-Kreislauf.
Wir haben gesehn, daß der Cirkulationsproceß nach Ablauf seiner ersten
Phase G - W < p^ unterbrochen wird durch P, wo die auf dem Markt
gekauften Waaren A und Pm nun als stoffliche und werthliche Bestand-
theile des produktiven Kapitals konsumirt werden; das Produkt dieser
20 Konsumtion ist eine neue Waare, W', stofflich und werthlich verändert.
Der unterbrochne Cirkulationsproceß, G - W, muß ergänzt werden durch
W - G. Aber als Träger dieser zweiten und abschließenden Phase der Cir-
kulation erscheint W', eine stofflich und werthlich von dem ersten W
sich also dar als
verschiedne Waare. Die Cirkulationsreihe
stellt
25 1) G - W ,; 2) W '2- G ', wo in der zweiten Phase der ersten Waare W,, eine
andre von höherem Werth und verschiedner Gebrauchsform, W '2, unter
geschoben ist während der durch die Funktion von P verursachten Un
terbrechung, der Produktion von W' aus den Elementen von W, den
Daseinsformen des produktiven Kapitals P. Die erste Erscheinungsform
30 dagegen, worin uns das Kapital (Buch I, K a p. IV, 1) gegenübertrat,
G - W - G' (aufgelöst: 1) G - W ,; 2) W , - G ') zeigt dieselbe Waare zweimal.
Es ist beidemal dieselbe Waare, worin sich das Geld in der ersten Phase
verwandelt, und welche sich in der zweiten Phase in mehr Geld rückver
wandelt. Trotz dieser wesentlichen Verschiedenheit haben beide Cirkula-
35 tionen das gemein, daß in ihrer ersten Phase Geld in Waare, und in ihrer
zweiten Waare in Geld verwandelt wird, das in der ersten Phase veraus-
27
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
gabte Geld also in der zweiten wieder zurückfließt. Einerseits haben sie
diesen Rückstrom des Geldes zu seinem Ausgangspunkt gemein, andrer
seits aber auch den Ueberschuß des rückströmenden Geldes über das
vorgeschoßne. Insofern erscheint auch G -W . .. W ' - G' in der allgemei
nen Formel G - W - G' enthalten.
Es ergibt sich hier ferner, daß in den beiden der Cirkulation angehö-
rigen Metamorphosen G -W und W ' - G' sich
jedesmal gleich große,
gleichzeitig vorhandne Werthexistenzen gegenüberstehn und einander er
lediglich der Metamorphose P,
setzen. Die Werthveränderung gehört
dem Produktionsproceß, der so als reale Metamorphose des Kapitals,
gegenüber den bloß
formellen Metamorphosen der Cirkulation, er
scheint. I
|32| Betrachten wir nun die Gesammtbewegung G -W . .. P . .. W ' - G ',
oder ihre explicite Form
Das Kapital erscheint hier als ein Werth, der eine Reihenfolge zusam
menhängender, durch einander bedingter Verwandlungen durchläuft,
eine Reihe von Metamorphosen, die ebenso viele Phasen oder Stadien
seines Gesammtprocesses bilden. Zwei dieser Phasen gehören der Cir-
kulationssphäre an, eine der Produktionssphäre. In jeder dieser Phasen
befindet sich der Kapitalwerth in verschiedner Gestalt, der eine ver
schiedne, specielle Funktion entspricht. Innerhalb dieser Bewegung erhält
sich nicht nur der vorgeschoßne Werth, sondern er wächst, vermehrt
seine Größe. Endlich, im Schlußstadium, kehrt er zur selben F o rm zu
rück worin er beim Ausgang des Gesammtprocesses erschien. Dieser Ge-
sammtproceß ist daher Kreislaufsproceß.
Die beiden Formen, die der Kapitalwerth innerhalb seiner Cirkula-
tionsstadien annimmt, sind die von Geldkapital und Waarenkapital; seine
ist die von produktivem Ka
dem Produktionsstadium angehörige Form
pital. Das Kapital, welches im Verlauf seines Gesammtkreislaufs diese
Formen nacheinander annimmt und wieder abstreift, und in jeder die ihr
entsprechende Funktion vollzieht,
industriell
hier in dem Sinn, daß es jeden kapitalistisch betriebnen Produktionszweig
umfaßt.
industrielles Kapital -
ist
Geldkapital, Waarenkapital, produktives Kapital bezeichnen hier also
nicht selbständige Kapitalsorten, deren Funktionen den Inhalt gleichfalls
selbständiger und von einander getrennter Geschäftszweige bilden. Sie
bezeichnen hier nur besondre Funktionsformen des industriellen Kapi
tals, das sie alle drei nach einander annimmt.
28
5
10
15
20
25
30
35
Erstes Kapitel • Kreislauf des Geldkapitals
Der Kreislauf des Kapitals geht nur normal von Statten, solange seine
verschiednen Phasen ohne Stockung in einander Übergehn. Stockt das
Kapital in der ersten Phase G - W, so erstarrt das Geldkapital zum
Schatz; wenn in der Produktionsphase, so liegen die Produktionsmittel
5 funktionslos auf der einen Seite, während die Arbeitskraft auf der andern
unbeschäftigt bleibt; wenn in der letzten Phase W ' - G ', so versperren un
verkäuflich aufgehäufte Waaren den Cirkulationsfluß.
Andrerseits liegt ||33| es in der Natur der Sache, daß der Kreislauf selbst
die Fixirung des Kapitals, während bestimmter Fristen, in den einzelnen
10 Kreisabschnitten bedingt. In jeder seiner Phasen ist das industrielle K a
pital an eine bestimmte F o rm gebunden, als Geldkapital, produktives
Kapital, Waarenkapital. Nur nachdem es die seiner jedesmaligen F o rm
entsprechende Funktion vollzogen hat, erhält es die F o rm worin es eine
neue Verwandlungsphase eingehn kann. Um dies klar zu legen, haben wir
15 in unserm Beispiel angenommen, daß der Kapitalwerth der im Produk
tionsstadium erzeugten Waarenmasse gleich sei der Gesammtsumme des
ursprünglich als Geld vorgeschoßnen Werths, mit andern Worten, daß
der ganze als Geld vorgeschoßne Kapitalwerth auf einmal aus dem einen
Stadium in das jedesmal nächstfolgende tritt. Wir haben aber gesehn
20 (Buch I, K a p. V I ), daß ein Theil des konstanten Kapitals, die eigentli
chen Arbeitsmittel (z.B. Maschinen) in einer größeren oder geringeren
Anzahl von Wiederholungen derselben Produktionsprocesse stets von
Neuem dienen, ihren Werth daher auch nur stückweis an das Produkt
abgeben. Wie weit dieser Umstand den Kreislaufsproceß des Kapitals
25 modificirt, wird sich später zeigen. Hier genügt folgendes: In unserm
Beispiel enthielt der Werth des produktiven Kapitals = 422 £ nur den
durchschnittlich berechneten Verschleiß der Fabrikgebäude, Maschine
rie etc., also nur den Werththeil, den sie bei Verwandlung von
10 600 W Baumwolle in 10 000 U Garn auf letztres übertragen, auf das
30 Produkt eines wöchentlichen Spinnprocesses von 60 Stunden. In den Pro
duktionsmitteln in welche sich das vorgeschoßne konstante Kapital von
372 £ verwandelt, figurirten daher auch die Arbeitsmittel, Gebäude, M a
schinerie etc. so, als ob sie auf dem Markt gegen wöchentliche Raten
zahlung nur gemiethet wären. Dies ändert jedoch absolut nichts am Sach-
35 verhalt. Wir brauchen das in der Woche producirte Garnquantum von
10 000 U nur mit der Anzahl der, auf eine gewisse Reihe von Jahren
berechneten Wochen zu multipliciren, damit der ganze Werth der gekauf
ten und in dieser Zeit aufgebrauchten Arbeitsmittel auf es übertragen
wird. Es ist dann klar, daß das vorgeschoßne Geldkapital erst in diese
40 Mittel verwandelt, |/34/ also aus dem ersten Stadium G -W herausgetre
ten sein muß, bevor es als produktives Kapital P fungiren kann. Ebenso
29
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
klar ist es in unserm Beispiel, daß die dem Garn während des Produk-
tionsprocesses einverleibte Kapitalwerthsumme von 422 £ nicht als
Werthbestandtheil der 10 000 U Garn in die Cirkulationsphase W ' - G'
eingehn kann, ehe es fertig ist. Das Garn kann nicht verkauft werden ehe
es gesponnen.
5
In der allgemeinen Formel wird das Produkt von P betrachtet als ein
von den Elementen des produktiven Kapitals verschiednes materielles
Ding, als ein Gegenstand, der eine vom Produktionsproceß abgesonderte
Existenz, eine von der der Produktionselemente verschiedne Gebrauchs
form besitzt. Und wenn das Resultat des Produktionsprocesses als Ding 10
auftritt, ist dies stets der Fall, selbst wo ein Theil des Produkts wieder als
Element in die erneuerte Produktion eingeht. So dient Getreide als Aus
saat zu seiner eignen Produktion; aber das Produkt besteht nur aus Ge
treide, hat also eine von den mitverwandten Elementen, der Arbeitskraft,
den Instrumenten, dem Dünger, verschiedne Gestalt. Es gibt aber selb- 15
ständige Industriezweige, wo das Produkt des Produktionsprocesses kein
neues gegenständliches Produkt, keine Waare ist. Ökonomisch wichtig
davon ist nur die Kommunikationsindustrie, sei sie eigentliche Trans
portindustrie für Waaren und Menschen, sei sie Übertragung bloß von
Mittheilungen, Briefen, Telegrammen etc.
20
A. Cuprov6) sagt darüber: „Der Fabrikant kann zuerst Artikel pro-
duciren und dann Konsumenten dafür suchen" (sein Produkt, nachdem
es als fertig aus dem Produktionsproceß ausgestoßen, geht als von dem
selben getrennte Waare in die Cirkulation über). „Produktion und K o n
sumtion erscheinen so als zwei, dem Raum und der Zeit nach von einan- 25
der getrennte Akte. In der Transportindustrie, die keine neuen Produkte
schafft, sondern nur Menschen und Dinge versetzt, fallen diese beiden
Akte zusammen; die Dienste (die Ortsveränderung) müssen in demselben
Augenblick konsumirt werden, in dem sie producirt werden. Deshalb
erstreckt sich der Rayon aus dem die Eisenbahnen Kundschaft suchen 30
können, auf höchstens 50 Werst (53 K m) auf beiden Seiten." |
|35| Das Resultat - ob Menschen oder Waaren transportirt werden - ist
ihr verändertes örtliches Dasein, z . B. daß das Garn sich jetzt in Indien
befindet statt in England, wo es producirt worden.
Was aber die Transportindustrie verkauft,
ist die Ortsveränderung 35
selbst. Der hervorgebrachte Nutzeffekt ist untrennbar verbunden mit
dem Transportproceß, d.h. dem Produktionsproceß der Transportindu
strie. Menschen und Waare reisen mit dem Transportmittel, und sein
Reisen, seine örtliche Bewegung, ist eben der durch es bewirkte sein Pro-
'') A. Cuprov: Zelèznodoroznoje chozjajstvo. Moskva 1875, p. 75, 76.
40
30
Erstes Kapitel • Kreislauf des Geldkapitals
duktionsproceß. Der Nutzeffekt ist nur konsumirbar während des Pro-
duktionsprocesses; er existirt nicht als ein von diesem Proceß verschied-
nes Gebrauchsding, das erst nach seiner Produktion als Handelsartikel
fungirt, als Waare cirkulirt. Der Tauschwerth dieses Nutzeffekts ist aber
5 bestimmt, wie der jeder andern Waare, durch den Werth der in ihm ver
(Arbeitskraft und Produktionsmittel)
brauchten Produktionselemente
plus dem Mehrwerth, den die Mehrarbeit der in der Transportindustrie
beschäftigten Arbeiter geschaffen hat. Auch in Beziehung auf seine K o n
sumtion verhält sich dieser Nutzeffekt ganz wie andre Waaren. Wird er
10 individuell konsumirt, so verschwindet sein Werth mit der Konsumtion;
wird er produktiv konsumirt, sodaß er selbst ein Produktionsstadium der
im Transport befindlichen Waare, so wird sein Werth als Zuschußwerth
auf die Waare selbst übertragen. Die Formel für die Transportindustrie
wäre also G - W < p^ . .. P - G ', da der Produktionsproceß selbst, nicht ein
15 von ihm trennbares Produkt, gezahlt und konsumirt wird. Sie hat also
fast genau dieselbe Form wie die für die Produktion der edlen Metalle,
nur daß G' hier verwandelte Form des während des Produktionsproces-
ses hervorgebrachten Nutzeffekts, nicht Naturalform des während dieses
Processes hervorgebrachten und aus ihm abgestoßnen Goldes oder Sil-
20 bers ist.
Das industrielle Kapital ist die einzige Daseinsweise des Kapitals, wor
in nicht nur Aneignung von Mehrwerth resp. Mehrprodukt, sondern zu
gleich dessen Schöpfung Funktion des Kapitals ist. Es bedingt daher den
kapitalistischen Charakter der Produktion; sein Dasein schließt das des
25 Klassengegensatzes von Kapitalisten ||36| und Lohnarbeitern ein. Im M aß
wie es sich der gesellschaftlichen Produktion bemächtigt, werden Technik
und gesellschaftliche Organisation des Arbeitsprocesses umgewälzt, und
damit der ökonomisch-geschichtliche Typus der Gesellschaft. Die andern
Arten von Kapital, die vor ihm inmitten vergangner oder untergehender
30 gesellschaftlicher Produktionszustände erschienen, werden ihm nicht nur
untergeordnet und im Mechanismus ihrer Funktionen ihm entsprechend
verändert, sondern bewegen sich nur noch auf seiner Grundlage, leben
und sterben, stehen und fallen daher mit dieser ihrer Grundlage. Geld
kapital und Waarenkapital, soweit sie mit ihren Funktionen als Träger
35 eigner Geschäftszweige neben dem industriellen Kapital auftreten, sind
nur noch durch die gesellschaftliche Theilung der Arbeit verselbständigte
und einseitig ausgebildete Existenzweisen der verschiednen Funktions
formen, die das industrielle Kapital innerhalb der Cirkulationssphäre
bald annimmt, bald abstreift.
31
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
Der Kreislauf G . .. G' verschlingt sich einerseits mit der allgemeinen
Waarencirkulation, geht aus ihr hervor und in sie ein, und bildet einen
Theil von ihr. Andrerseits bildet er eine eigne selbständige Bewegung des
Kapitalwerths für den individuellen Kapitalisten; eine Bewegung, die
theils innerhalb der allgemeinen Waarencirkulation vorgeht, theils außer- 5
halb derselben, die aber stets ihren selbständigen Charakter bewahrt.
Erstens dadurch, daß ihre beiden in der Cirkulationssphäre vorgehenden
Phasen G -W und W ' - G' als Phasen der Kapitalbewegung funktionell
bestimmte Charaktere besitzen; in G -W ist W stofflich bestimmt als Ar
beitskraft und Produktionsmittel; in W ' - G' wird der Kapitalwerth re- 10
alisirt plus dem Mehrwerth. Zweitens umschließt P, der Produktions
proceß, die produktive Konsumtion. Drittens macht die Rückkehr des
Geldes zu ihrem Ausgangspunkt die Bewegung G . .. G' zu einer sich in
sich selbst abschließenden Kreislaufsbewegung.
Einerseits bildet also
jedes
individuelle Kapital
in seinen beiden 15
Cirkulationshälften G -W und W ' - G' ein Agens der allgemeinen
Waarencirkulation, worin es entweder als Geld oder als Waare fungirt
oder verkettet ||37| ist, und so selbst ein Glied bildet in der allgemeinen
Metamorphosenreihe der Waarenwelt. Andrerseits beschreibt es inner
halb der allgemeinen Circulation seinen eignen selbständigen Kreislauf, 20
worin die Produktionssphäre ein Durchgangsstadium bildet, und worin
es zu seinem Ausgangspunkt in derselben F o rm zurückkehrt, in der es
ihn verließ. Innerhalb seines eignen Kreislaufs, der seine reale Meta
morphose im Produktionsproceß einschließt, verändert es zugleich seine
Werthgröße. Es kehrt zurück, nicht nur als Geldwerth, sondern als ver- 25
größerter, gewachsener Geldwerth.
Betrachten wir schließlich G -W . .. P . .. W ' - G' als specielle Form des
Kreislaufsprocesses des Kapitals neben den andern, später zu untersu
chenden Formen, so zeichnet es sich durch Folgendes aus.
1) Es erscheint als Kreislauf des Geldkapitals, weil das industrielle K a- 30
pital in seiner Geldform, als Geldkapital, den Ausgangspunkt und den
Rückkehrpunkt seines Gesammtprocesses bildet. Die Formel selbst
drückt aus, daß das Geld hier nicht als Geld verausgabt, sondern nur
vorgeschossen wird, also nur Geldform des Kapitals, Geldkapital ist. Sie
drückt ferner aus, daß der Tauschwerth, nicht der Gebrauchswerth, der 35
bestimmende Selbstzweck der Bewegung ist. Eben weil die Geldgestalt
ist,
des Werths seine selbständige, handgreifliche Erscheinungsform
drückt die Cirkulationsform G . .. G ', deren Ausgangspunkt und Schluß
punkt wirkliches Geld, das Geldmachen, das treibende Motiv der kapi
talistischen Produktion, am handgreiflichsten aus. Der Produktionspro- 40
ceß erscheint nur als unvermeidliches Mittelglied, als nothwendiges Übel
32
Erstes Kapitel • Kreislauf des Geldkapitals
zum Behuf des Geldmachens. Alle Nationen kapitalistischer Produk
tionsweise werden daher periodisch vom Schwindel ergriffen, worin sie
ohne Vermittlung des Produktionsprocesses das Geldmachen vollziehen
wollen.
5
2) D as Produktionsstadium, die Funktion von P, bildet in diesem
Kreislauf die Unterbrechung der zwei Phasen der Cirkulation und
figurirt eben daher nur als Vermittlung der Circulation G -W . .. W ' - G ',
die wieder nur Vermittlung der einfachen Cirkulation G - W - G '. Der Pro-
duktionsproceß erscheint, in der F o rm des Kreislaufsprocesses selbst,
10 formell und ausdrücklich als das, was er in der kapitalistischen Produk
tionsweise ist, als bloßes Mittel zur Verwerthung des vorgeschoßnen ||38|
Werths, also die Bereicherung als solche, als Selbstzweck der Produktion.
3) Weil die Reihenfolge der Phasen durch G -W eröffnet wird, ist das
zweite Glied der Cirkulation W ' - G '; also Ausgangspunkt G, das zu
15 verwerthende Geldkapital, Schlußpunkt G ', das verwerthete Geld
kapital G + g, worin G als realisirtes Kapital neben seinem Sprössling g
figurirt. Dies unterscheidet den Kreislauf G von den beiden andern
Kreisläufen P und W', und zwar in doppelter Weise. Einerseits durch die
Geldform der beiden Extreme; Geld ist aber die selbständige, handgreif-
20 liehe Existenzform des Werths, der Werth des Produkts in seiner selbstän
digen Werthform, worin alle Spur des Gebrauchswerths der Waaren
ausgelöscht ist. Andrerseits wird die F o rm P . .. P nicht nothwendig zu
P . .. P'(P + p), und in der F o rm W' . .. W' ist überhaupt keine Werth
differenz zwischen beiden Extremen sichtbar. - Der Formel G . .. G' ist es
25 also charakteristisch, einerseits, daß der Kapitalwerth den Ausgangs
punkt und der verwerthete Kapitalwerth den Rückkehrpunkt bildet, so-
daß der Vorschuß des Kapitalwerths als Mittel, der verwerthete Kapital
werth als Zweck der ganzen Operation erscheint; andrerseits, daß dies
Verhältniß in Geldform ausgedrückt ist, der selbständigen Werthform,
30 daher das Geldkapital als Geld heckendes Geld. Die Erzeugung von
Mehrwerth durch den Werth ist nicht nur als Alpha und Omega des
Processes ausgedrückt sondern ausdrücklich in der blinkenden Geldform.
4) Da G ', das realisirte Geldkapital als Resultat von W ' - G ', der er
gänzenden und abschließenden Phase von G - W, sich absolut in dersel-
35 ben F o rm befindet, worin es seinen ersten Kreislauf eröffnet hat, kann es,
sowie es aus demselben hervorgeht, denselben Kreislauf wieder eröffnen
als vergrößertes (akkumulirtes) Geldkapital: G' = G + g; und es ist we
nigstens nicht in der F o rm von G . .. G' ausgedrückt, daß bei Wieder
holung des Kreislaufs die Cirkulation von g sich von der von G trennt. In
40 seiner einmaligen Gestalt betrachtet, formell, ||39| drückt der Kreislauf
des Geldkapitals daher nur den Verwerthungs- und Akkumulationspro-
33
ceß aus. Die Konsumtion ist darin nur als produktive Konsumtion aus
gedrückt durch
nur diese ist eingeschlossen in diesen Kreislauf des individuellen Kapitals.
G -A ist A -G oder W -G von Seiten des Arbeiters; also die erste Phase
der Cirkulation, die seine individuelle Konsumtion vermittelt: A - G -W
(Lebensmittel). Die zweite Phase G -W fallt nicht mehr in den Kreislauf
des individuellen Kapitals; aber sie ist durch ihn eingeleitet von ihm vor
ausgesetzt, da der Arbeiter, um sich stets als exploitirbarer Stoff des
Kapitalisten auf dem Markt zu befinden, vor allen Dingen leben, also
sich durch individuelle Konsumtion erhalten muß. Aber diese Konsum
tion selbst ist hier nur vorausgesetzt als Bedingung der produktiven K o n
sumtion der Arbeitskraft durch das Kapital, also auch nur soweit sich
der Arbeiter durch seine individuelle Konsumtion als Arbeitskraft erhält
und reproducirt. Die Pm, die eigentlichen Waaren aber, die in den Kreis
lauf eingehn, bilden nur Speisematerial der produktiven Konsumtion.
individuelle Konsumtion des Arbeiters,
Der Akt G -A vermittelt die
Verwandlung der Lebensmittel in sein Fleisch und Blut. Allerdings muß
auch der Kapitalist da sein, also auch leben und konsumiren um als
Kapitalist zu fungiren. Dazu brauchte er in der That nur als Arbeiter zu
konsumiren, und mehr ist daher in dieser F o rm des Cirkulationsproces-
ses nicht vorausgesetzt. Formell ausgedrückt ist selbst das nicht, da die
Formel schließt mit G ', also einem Resultat, das sofort wieder als ver
größertes Geldkapital fungiren kann.
In W ' - G' ist der Verkauf von W' direkt enthalten; aber W ' - G ', Ver
kauf, von der einen Seite ist G - W, Kauf, von der andern, und die
Waare ||40| wird endgültig nur ihres Gebrauchswerths wegen gekauft, um
(von Zwischenverkäufen abgesehen) in den Konsumtionsproceß einzu-
gehn, sei dieser nun individuell oder produktiv, je nach der Natur des
gekauften Artikels. Aber diese Konsumtion geht nicht ein in den Kreis
lauf des individuellen Kapitals, dessen Produkt W' ist; dies Produkt wird
eben in dieser Form, als zu verkaufende Waare, aus dem Kreislauf abge
stoßen. Das W' ist ausdrücklich bestimmt zu fremder Konsumtion. Wir
finden daher bei Dollmetschern des Merkantilsystems (dem die Formel
G -W . .. P . .. W ' - G' zu Grunde liegt) sehr weitläufige Predigten darüber,
daß der einzelne Kapitalist nur als Arbeiter konsumiren muß, wie die
Kapitalistennation den andern dümmern Nationen das Verzehren ihrer
Waaren und überhaupt den Konsumtionsproceß überlassen, dagegen die
produktive Konsumtion zu ihrer Lebensaufgabe machen muß. Diese Pre
digten erinnern oft der Form und dem Inhalt nach an analoge ascetische
Ermahnungen der Kirchenväter.
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Zweites Buch. Redaktionsmanuskript. Erster Abschnitt. Erstes Kapitel. Seite 38
Erstes Kapitel - Kreislauf des Geldkapitals
Der Kreislaufsproceß des Kapitals ist also Einheit von Cirkulation und
Produktion, schließt beide ein. Sofern die beiden Phasen G - W, W ' - G'
Cirkulationsvorgänge, bildet die Cirkulation des Kapitals Theil der
funktionell bestimmte Ab-
allgemeinen Waarencirkulation. Aber als
5 schnitte, Stadien im Kreislauf des Kapitals, der nicht nur der Cirkula-
tionssphäre sondern auch der Produktionssphäre angehört, vollzieht das
Kapital
innerhalb der allgemeinen Waarencirkulation seinen eignen
Kreislauf. Die allgemeine Waarencirkulation dient ihm im ersten Stadi
um dazu, die Gestalt anzunehmen worin es als produktives Kapital fun-
10 giren kann; im zweiten, die Waarenform abzustossen worin es seinen
Kreislauf nicht erneuern kann; und zugleich ihm die Möglichkeit zu er
öffnen, seinen eignen Kapitalkreislauf zu trennen von der Cirkulation des
ihm angewachsenen Mehr||41|werths.
Der Kreislauf des Geldkapitals ist daher die einseitigste, darum schla-
15 gendste und charakteristischste Erscheinungsform des Kreislaufs des in
dustriellen Kapitals, dessen Ziel und treibendes Motiv Verwerthung des
Werths, Geldmachen und Akkumulation, in die Augen springend dar
gestellt wird (kaufen um theurer zu verkaufen). Dadurch daß die erste
Phase G -W ist tritt auch hervor die Herkunft der Bestandtheile des pro-
20 duktiven Kapitals aus dem Waarenmarkt, wie überhaupt die Bedingtheit
des kapitalistischen Produktionsprocesses durch die Cirkulation, den
Handel. Er ist meist nur Waarenproduktion, er kommt selbst nur durch
die Cirkulation zu Stande, er setzt sie voraus. Es liegt dies schon darin,
daß die der Cirkulation angehörige Form G als erste und reine F o rm des
in den beiden andern
25 vorgeschossenen Kapitalwerths erscheint, was
Kreislaufsformen nicht der Fall.
Der Kreislauf des Geldkapitals bleibt insofern stets der allgemeine
Ausdruck des industriellen Kapitals, als er stets Verwerthung des vorge-
schossnen Werths einschließt. In P . .. P tritt der Geldausdruck des K a-
30 pitals nur als Preis der Produktionselemente hervor, also nur als in R e
chengeld ausgedrückter Werth und wird in dieser F o rm festgehalten in
der Buchhaltung.
Besondre Form des Kreislaufs des
industriellen Kapitals wird
G . .. G' soweit neu auftretendes Kapital zuerst als Geld vorgeschossen
35 und in derselben F o rm zurückgezogen wird, sei es beim Uebertritt aus
einem Geschäftszweig in den andern, sei es beim Rücktritt des industri
ellen Kapitals aus dem Geschäft. Es schließt dies ein die Kapitalfunktion
des zuerst in Geldform vorgeschossenen Mehrwerths, und tritt am schla
gendsten hervor, wenn dieser in einem anderen Geschäft fungirt als dem
40 woraus er herkommt. G . .. G' kann erster Kreislauf eines Kapitals sein;
37
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
es kann letzter sein; es ||42| kann als F o rm des gesellschaftlichen Ge-
sammtkapitals gelten; es ist die F o rm von Kapital das neu angelegt
wird, sei es als in Geldform neu akkumulirtes Kapital, sei es als altes
Kapital, das ganz in Geld verwandelt wird zur Uebertragung aus einem
Produktionszweig in den andern.
5
Als stets in allen Kreisläufen einbegriffne Form vollzieht das Geld
kapital diesen Kreislauf gerade für den Theil des Kapitals, der den Mehr
werth erzeugt, das variable Kapital. Die normale Form des Vorschusses
des Arbeitslohns ist Zahlung in Geld; dieser Proceß muß in kürzeren
Terminen stets erneuert werden, weil der Arbeiter von der Hand in 10
den Mund lebt. Dem Arbeiter muß der Kapitalist daher beständig als
Geldkapitalist und sein Kapital als Geldkapital gegenübertreten. Es kann
hier nicht, wie beim K a uf der Produktionsmittel und Verkauf der pro-
ducirten Waaren, direkte oder indirekte Ausgleichung stattfinden (sodaß
die größere Masse des Geldkapitals thatsächlich nur
Waaren, das Geld nur in der Form des Rechengelds, und schließlich baar
nur für Ausgleichung der Bilanzen figurirt). Andrerseits wird ein Theil
des aus dem variablen Kapital entspringenden Mehrwerths vom Kapi
talisten verausgabt für seine Privatkonsumtion, die dem Kleinhandel an
gehört und, auf welchen Umwegen immer, baar, in der Geldform des 20
Mehrwerths verausgabt wird. Wie groß oder klein dieser Theil des Mehr
werths sei, ändert nichts an der Sache. Fortwährend erscheint von neuem
das variable Kapital als im Arbeitslohn angelegtes Geldkapital ( G - A)
und g als Mehrwerth der zur Bestreitung der Privatbedürfnisse des K a
pitalisten verausgabt wird. Also G als vorgeschossner variabler Kapital- 25
werth und g als sein Zuwachs, beide in Geldform nothwendig festgehal
ten, um in solcher verausgabt zu werden.
in F o rm von 15
Die Formel G -W . .. P . .. W ' - G' mit dem Resultat ||43| G' = G + g,
schließt in ihrer Form eine Täuschung ein, trägt einen illusorischen Cha
rakter, der aus dem Dasein des vorgeschossnen und verwertheten Werths 30
in seiner Aequivalentform, dem Geld, entspringt. Der Accent liegt nicht
auf Verwerthung des Werths, sondern auf der Geldform dieses Processes,
darauf, daß mehr Werth in Geldform schließlich aus der Cirkulation
gezogen wird, als ihr ursprünglich vorgeschossen ward, also auf Vermeh
rung der dem Kapitalisten gehörigen Gold- oder Silbermasse. Das so- 35
genannte Monetärsystem
begriffslosen
Form G - W - G ', einer Bewegung die ausschließlich in der Cirkulation
verläuft und daher die beiden Akte: 1) G - W, 2) W ' - G' nur dadurch
erklären kann, daß W im zweiten Akt über seinen Werth verkauft wird,
daher mehr Geld der Cirkulation entzieht, als durch seinen K a uf in sie 40
hineingeworfen ward. Dagegen G -W . .. P . .. W ' - G ', als ausschließliche
bloß Ausdruck
der
ist
38
Erstes Kapitel • Kreislauf des Geldkapitals
Form fixirt, liegt dem entwickelteren Merkantilsystem zu Grund, wo
nicht nur Waarencirkulation, sondern auch Waarenproduktion als noth-
wendiges Element erscheint.
5
Der illusorische Charakter von G -W . .. P . .. W ' - G ', und die ihr ent
sprechende illusorische Deutung ist da, sobald diese Form als einmalige
fixirt wird, nicht als fließende, beständig sich erneuernde, sobald sie da
her nicht als eine der Formen des Kreislaufs, sondern als seine aus
schließliche gilt. Sie weist aber selbst auf andre Formen hin.
Erstens setzt dieser ganze Kreislauf den kapitalistischen Charakter des
10
Produktionsprocesses selbst voraus, und als Basis daher diesen Produk-
tionsproceß nebst dem specifischen, durch ihn bedingten Gesellschafts
zustand. G -W = G - W < p ^n; aber G -A unterstellt den Lohnarbeiter und
daher die Produktionsmittel als Theil des ||44| produktiven Kapitals, da
her den Arbeits- und Verwerthungsproceß, den Produktionsproceß schon
als Funktion des Kapitals.
15
Zweitens: wird G
. .. G' wiederholt, so erscheint die Rückkehr zur
Geldform ebenso verschwindend, wie die Geldform im ersten Stadium
G -W verschwindet um P Platz zu machen. Der beständige Wiedervor
schuß in Geld, ebensosehr wie seine beständige Rückkehr als Geld, er
scheinen selbst als nur im Kreislauf verschwindende Momente.
20
Drittens:
G -W . .. P . .. W ' - G '. G -W . .. P . .. W ' - G '. G -W . .. P . .. etc.
25
30
35
ist, und alle
. .. W ' - G '. G -W
Schon bei der zweiten Wiederholung des Kreislaufs erscheint der
. .. P bevor der zweite Kreislauf von G
so unter der
Kreislauf P
vollendet
Form P . .. W ' - G '. G -W . .. P betrachtet werden, sodaß G -W als erste
Phase des ersten Kreislaufs nur die verschwindende Vorbereitung des sich
stets wiederholenden Kreislaufs des produktiven Kapitals bildet, wie dies
in der That der Fall bei zum ersten Mal in der Form von Geldkapital
angelegtem industriellem Kapital.
ferneren Kreisläufe können
Andrerseits bevor der zweite Kreislauf von P vollendet, ist der erste
Kreislauf W ' - G '. G -W . .. P . .. W' (abgekürzt W ' . .. W) beschrieben, der
Kreislauf des Waarenkapitals. So enthält die erste Form schon die beiden
andren und es verschwindet so die Geldform, soweit sie nicht bloßer
Werthausdruck, sondern Werthausdruck
in
Geld.
in der Aequivalentform,
Endlich: Nehmen wir ein neu auftretendes einzelnes Kapital, welches
zum ersten Mal den Kreislauf G -W . .. P . .. W ' - G' beschreibt, so ist
39
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
G -W die Vorbereitungsphase, der Vorläufer des ersten Produktions-
processes den dies einzelne Kapital durchmacht. Diese Phase G -W ist
daher nicht vorausgesetzt, sondern wird vielmehr durch den Produk-
tionsproceß gesetzt oder bedingt. ||45| Aber dies gilt nur für dies einzelne
Kapital. Allgemeine F o rm des Kreislaufs des industriellen Kapitals ist
der Kreislauf des Geldkapitals, soweit die kapitalistische Produktions
weise vorausgesetzt ist, innerhalb eines durch die kapitalistische Produk
tion bestimmten Gesellschaftszustandes. Der kapitalistische Produktions-
proceß ist daher als ein prius vorausgesetzt, wenn nicht in dem ersten
Kreislauf des Geldkapitals eines neu angelegten industriellen Kapitals, so
außerhalb desselben; das beständige Dasein dieses Produktionsprocesses
unterstellt den beständig erneuerten Kreislauf von P . .. P. Innerhalb des
ersten Stadiums G - W < p^ tritt diese Voraussetzung selbst schon auf
indem sie einerseits das Dasein der Lohnarbeiterklasse voraussetzt; in
dem andrerseits das, was erstes Stadium G -W für den Käufer der Pro
duktionsmittel, W ' - G' für ihren Verkäufer ist, also in W' das Waaren
kapital, somit die Waare selbst als Resultat der kapitalistischen Produk
tion, und damit die Funktion des produktiven Kapitals voraussetzt. |
5
10
15
|46a| ZWEITES KAPITEL.
K r e i s l a uf d es p r o d u k t i v en K a p i t a l s.
20
P
. .. W ' - G ' -W
. .. P.
Der Kreislauf des produktiven Kapitals bedeutet die periodisch erneuerte
Funktion des produktiven Kapitals, also die Reproduktion, oder seinen
Produktionsproceß als Reproduktionsproceß mit Bezug auf die Verwer
thung; nicht nur Produktion sondern periodische Reproduktion von
Mehrwerth; die Funktion des in seiner produktiven F o rm befindlichen
industriellen Kapitals, nicht als einmalige, sondern periodisch wiederhol
te Funktion, sodaß der Wiederbeginn durch den Ausgangspunkt selbst
gegeben ist. Ein Theil von W' kann unmittelbar (in gewissen Fällen, An
lagezweigen des industriellen Kapitals) wieder als Produktionsmittel in
denselben Arbeitsproceß eingehn, aus dem er als Waare herauskam; da
durch wird nur die Verwandlung seines Werths in wirkliches Geld oder
Geldzeichen erspart, oder sie erhält nur selbständigen Ausdruck als R e
chengeld. Dieser Werththeil geht nicht in die Cirkulation ein. Es gehn so
Werthe in den Produktionsproceß ein, die nicht in den Cirkulationspro-
25
30
35
40
Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals
ceß eingehn. Dasselbe gilt von dem Theil von W den der Kapitalist als
Theil des Mehrprodukts in natura verzehrt. Dies ist jedoch für die kapi
talistische Produktion unbedeutend; es kommt höchstens bei der Agri
kultur in Betracht.
5
Zweierlei springt sofort bei dieser Form in die Augen.
Erstens. Während in der ersten F o rm G . .. G' der Produktionsproceß,
die Funktion von P, die Cirkulation des Geldkapitals unterbricht und
nur als Vermittler zwischen ||47| seinen beiden Phasen G -W und W ' - G'
erscheint, bildet hier der gesammte Cirkulationsproceß des industriellen
10 Kapitals, seine ganze Bewegung innerhalb der Cirkulationsphase, nur
eine Unterbrechung und daher nur die Vermittlung zwischen dem pro
duktiven Kapital, das als erstes Extrem den Kreislauf eröffnet und als
letztes ihn in derselben Form, also in der Form seines Wiederbeginns
schließt. Die eigentliche Cirkulation erscheint nur als Vermittlung der
15 periodisch erneuerten und durch die Erneurung kontinuirlichen Repro
duktion.
Zweitens. Die gesammte Cirkulation stellt sich dar in der entgegenge
setzten Form von der, die sie im Kreislauf des Geldkapitals besitzt. Sie
war dort: G - W -G ( G - W. W - G) abgesehn von der Werthbestimmung;
20 sie ist hier, wieder abgesehn von der Werthbestimmung, W - G -W ( W - G.
G - W) also die F o rm der einfachen Waarencirkulation.
1 ) Einfache Reproduktion.
Betrachten wir also zunächst den zwischen den Extremen P . .. P in der
Circulationssphäre verlaufenden Proceß W ' - G ' - W.
25
Der Ausgangspunkt dieser Cirkulation
ist das Waarenkapital:
W' = W + w = P + w. Die Funktion des Waarenkapitals W ' - G' (die Re-
alisirung des in ihm enthaltenen Kapitalwerths = P, der jetzt als Waa-
renbestandtheil W existirt, wie des in ihm enthaltnen Mehrwerths, der als
Bestandtheil derselben Waarenmasse mit dem Werth w existirt) wurde in
30 der ersten Form des Kreislaufs betrachtet. Aber dort bildete sie die zweite
Phase der unterbrochenen Cirkulation und die Abschlußphase des gan
zen Kreislaufs. Hier bildet sie die zweite Phase des Kreislaufs, aber die
erste Phase der Cirkulation. Der erste Kreislauf endet mit G' und da G'
ebensowohl wie das ursprüngliche G von neuem als Geldkapital den
35 zweiten Kreislauf eröffnen kann, war es zu||48|nächst nicht nöthig weiter
zuzusehn ob die in G' enthaltenen G und g (der Mehrwerth) ihre Bahn
mit einander fortsetzen, oder ob sie verschiedene Bahnen beschreiben.
Dies wäre nur nöthig geworden, hätten wir den ersten Kreislauf in seiner
41
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
Erneurung weiter verfolgt. Dieser Punkt muß aber im Kreislauf des pro
duktiven Kapitals entschieden werden, da die Bestimmung schon seines
ersten Kreislaufs davon abhängt, und weil W ' - G' in ihm als erste Cir-
kulationsphase erscheint, welche durch G -W zu ergänzen ist. Es hängt
von dieser Entscheidung ab, ob die Formel einfache Reproduktion oder
Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter darstellt. Je nach ihrer Ent
scheidung also ändert sich der Charakter des Kreislaufs.
Nehmen wir also zunächst die einfache Reproduktion des produktiven
Kapitals, wobei wie im ersten Kapitel gleichbleibende Umstände und
K a uf und Verkauf der Waaren zu ihrem Werth vorausgesetzt sind. Der
ganze Mehrwerth geht unter dieser Annahme in die persönliche Konsum
tion des Kapitalisten ein. Sobald die Verwandlung des Waarenkapi-
tals W' in Geld stattgefunden, cirkulirt der Theil der Geldsumme, der den
Kapitalwerth darstellt, fort im Kreislauf des industriellen Kapitals; der
andre, der vergoldeter Mehrwerth ist, geht ein in die allgemeine Waaren
cirkulation, ist vom Kapitalisten ausgehende Geldcirkulation, geht aber
vor außerhalb der Cirkulation seines individuellen Kapitals.
In
hatten wir
unserm Beispiel
ein Waarenkapital W'
von
10 000 U Garn zum Werth von 500 £; 422 £ davon sind der Werth des
produktiven Kapitals, und setzen als Geldform von 8440 U Garn die von
W' begonnene Kapitalcirkulation fort, während der Mehr||49|werth von
78 £, Geldform von 1560 H Garn, dem überschüssigen Theil des Waaren
produkts, aus dieser Cirkulation heraustritt und eine getrennte Bahn in
nerhalb der allgemeinen Waarencirkulation beschreibt.
für die
G -W ist eine Reihe von Käufen vermittelst des Geldes, das der Kapi
talist, sei es in eigentlichen Waaren, sei es in Diensten für seine werthe
Person, resp. Familie verausgabt. Diese Käufe sind zersplittert, finden zu
verschiedenen Terminen statt. Das Geld existirt also zeitweis in der Form
eines
laufende Konsumtion bestimmten Geldvorraths oder
Schatzes, da in seiner Cirkulation unterbrochnes Geld sich in Schatz
form befindet. Seine Funktion als Cirkulationsmittel, das auch seine
vorübergehende F o rm als Schatz einbegreift, geht nicht in die Cirkula
tion des Kapitals in seiner Geldform G ein. Sie geht aus dem Kreislauf
eines individuellen Kapitals hervor, geht aber nicht wieder in ihn ein. Das
Geld wird nicht vorgeschossen sondern verausgabt.
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5
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35
Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals
Wir haben vorausgesetzt, daß das vorgeschossene Gesammtkapital
stets ganz aus einer seiner Phasen in die andre übergeht, so auch hier, daß
das Waarenprodukt von P den Gesammtwerth des produktiven Kapitals
P = 422 £ + dem während des Produktionsprocesses geschaffnen Mehr-
5 werth = 78 £ trägt. In unserm Beispiel, wo wir es mit einem diskreten
Waarenprodukt zu thun haben, existirt der Mehrwerth in der F o rm von
1560 té Garn; ganz wie er auf 1 té Garn berechnet in der F o rm von
2 , 4 9 6 U n z en Garn existirt. Wäre dagegen das Waarenprodukt z . B. eine
Maschine von 500 £ und von derselben Werth || 50 Zusammensetzung, so
10 wäre zwar ein Werththeil dieser Maschine = 78 £ Mehrwerth, aber diese
78 £ existirten nur in der Gesammtmaschine, sie ist nicht in Kapitalwerth
und Mehrwerth theilbar; ohne sie selbst in Stücke zu zerschlagen und so
mit ihrem Gebrauchswerth auch ihren Werth zu vernichten. Die beiden
Werthbestandtheile können also nur ideell in Bestandtheilen des Waaren-
selbständiges Element der
Waare W', wie jedes Pfund Garn als trennbares, selbständiges Waaren-
Im ersten Fall muß die Gesammtwaare, das
element der 10 000 té.
Waarenkapital, ganz verkauft sein, bevor g seine besondre Cirkulation
eingehen kann. Dagegen wenn der Kapitalist 8440 té Garn verkauft, wür-
20 de der Verkauf der weiteren 1560 té eine vollständig getrennte Cirkula
tion des Mehrwerths in der F o rm w (1560 té G a r n ) -g (78 £) = w (Kon
sumtionsartikel) darstellen. Die Werthelemente jedes einzelnen Quotums
des Garnprodukts von 10 000 té sind aber in Theilen des Produkts eben
so darstellbar wie im Gesammtprodukt. Wie dieses, 10 000 té Garn, sich
25 eintheilen läßt in konstanten Kapitalwerth (c) 7440 té Garn zum Werth
von 372 £, variablen Kapitalwerth (v) von 1000 té Garn zu 50 £ und
Mehrwerth (m) von 1560 té Garn zu 78 £, so jedes Pfund Garn in
c = 11,904 Unzen zum Werth von 8,928 d., v = 1,600 Unze Garn zum
Werth von 1,200 d., m = 2,496 Unzen Garn zum Werth von 1,872 d. Der
15 körpers dargestellt werden, nicht als
30 Kapitalist könnte also auch bei successivem Verkauf der 10 000 té die in
den successiven Portionen enthaltenen Mehrwerthselemente successive
verzehren, und dadurch ebenso successive die Summe von c + v realisi-
ren. Aber diese Operation unterstellt schließlich ebenfalls, daß die ganzen
10 000 té verkauft, daß also auch durch Verkauf von 8440 té der Werth
35 von c und v ersetzt wird. (Buch I, K a p. V I I, 2.)
Wie dem aber auch sei, durch W ' - G' erhalten sowohl der in W' ent
haltene Kapitalwerth wie der Mehrwerth eine trennbare ||51| Existenz, die
Existenz verschiedner Geldsummen; in beiden Fällen ist G sowohl wie g,
wirklich verwandelte F o rm des Werths, der ursprünglich in W' nur als
40 Preis der Waare eignen, nur ideellen Ausdruck besitzt.
43
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
w - g -w
ist einfache Waarencirkulation, deren erste Phase w -g
in
der Cirkulation des Waarenkapitals W ' - G' einbegriffen ist, also in den
Kreislauf des Kapitals; deren ergänzende Phase w -g dagegen ausser
halb dieses Kreislaufs fällt, als davon getrennter Vorgang der allgemeinen
Waarencirkulation. Die Cirkulation von W und w, von Kapitalwerth und
Mehrwerth spaltet sich nach der Verwandlung von W' in G '. //52/ Es
folgt daher:
5
Erstens: Indem durch W ' - G' = W ' - (G + g) das Waarenkapital realisirt
wird, wird die in W ' - G' noch gemeinsame und von derselben Waaren
masse getragne Bewegung von Kapitalwerth und Mehrwerth spaltbar, 10
indem beide jetzt selbständige Formen als Geldsummen besitzen.
Zweitens: Findet diese Spaltung statt, indem g als Revenue des Kapi
talisten verausgabt wird, während G als funktionelle Form des Kapital
werths seine durch den Kreislauf bestimmte Bahn fortsetzt - so ist der
erste Akt W ' - G ', im Zusammenhang mit den nachfolgenden Akten G -W 15
und g-w, darstellbar als die zwei verschiednen Cirkulationen: W - G -W
und w - g - w; beides, der allgemeinen Form nach, der gewöhnlichen
Waarencirkulation angehörige Reihen.
Uebrigens werden in der Praxis bei kontinuirlichen Waarenkörpern,
die sich nicht theilen lassen, die Werthbestandtheile ideell für sich isolirt. 20
Z . B. im Londoner Baugeschäft, das größtentheils auf Kredit betrieben
wird, erhält der Bauunternehmer Vorschüsse je nachdem der Bau des
Hauses sich in verschiedenen Stadien befindet. Keins dieser Stadien ist
ein Haus, sondern nur ein wirklich existirender Bestandtheil eines wer
denden künftigen Hauses; also trotz seiner Wirklichkeit nur ideeller 25
Bruchtheil des ganzen Hauses; aber dennoch wirklich genug um als Si
cherheit für zusätzlichen Vorschuß zu dienen. (Siehe hierüber unten
S.
)|
|53| Drittens: Trennt sich die in W und G noch gemeinschaftliche Be
wegung von Kapitalwerth und Mehrwerth nur theilweise (sodaß ein Theil 30
des Mehrwerths nicht als Revenue verausgabt wird) oder gar nicht, so
geht im Kapitalwerth selbst eine Veränderung vor noch innerhalb seines
Kreislaufs, vor Vollendung desselben. In unsrem Beispiel war der Werth
des produktiven Kapitals gleich 4 2 2 £. Setzt es also G -W fort, z . B. als
480 £ oder als 500 £, so durchmißt es die letzteren Stadien des Kreislaufs 35
als ein um 58 £ oder 78 £ größerer Werth denn der anfängliche war. Es
kann dies zugleich verbunden sein mit Aenderung seiner Werthkonsti
tution.
W ' - G ', das zweite Stadium der Cirkulation und das abschließende Sta
dium des Kreislaufs I (G . .. G ' ), ist in unsrem Kreislauf zweites Stadium 40
desselben und erstes der Waarencirkulation. Soweit die Cirkulation in
44
Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals
Betracht kommt, muß es also ergänzt werden durch G ' - W. Aber
W ' - G' hat nicht nur den Verwerthungsproceß (hier die Funktion von P,
das erste Stadium) bereits hinter sich, sondern sein Resultat, das Waaren-
produkt W' ist bereits realisirt. Der Verwerthungsproceß des Kapitals,
5 sowie die Realisirung des Waarenprodukts, worin sich der verwerthete
Kapitalwerth darstellt, ist also beendet mit W ' - G '.
Wir haben also einfache Reproduktion vorausgesetzt, d.h. daß g -w
sich ganz trennt von G - W. Da beide Cirkulationen w - g -w ebenso wie
W - G -W der allgemeinen F o rm nach der Waarencirkulation angehören
10 (und daher auch keine Werthdifferenzen zwischen den Extremen zeigen),
so ist es leicht, wie die Vulgärökonomie es thut, erstens den kapitalisti
schen Produktionsproceß aufzufassen als bloße Produktion von Waaren,
Gebrauchswerthen zur Konsumtion irgend einer Art bestimmt, die der
Kapitalist nur producirt um sie durch Waaren von andrem Gebrauchs-
15 werth zu ersetzen, oder sie damit umzutauschen, wie es in der Vulgär
ökonomie fälschlich heißt.
W' tritt von vornherein als Waarenkapital auf, und der Zweck des
ganzen Processes, die Bereicherung (Verwerthung) schließt eine mit der
Größe des Mehrwerths (also auch des Kapitals) wachsende Konsumtion
20 des Kapitalisten keineswegs aus sondern erst recht ein.
In der Cirkulation der Revenue des Kapitalisten dient in der That die
producirte Waare w (oder der ihr ideell entsprechende Bruchtheil des
Waarenprodukts W ') nur dazu, sie zuerst in Geld, und aus Geld in eine
Reihe andrer, der Privatkonsumtion dienender Waaren ||54| umzusetzen.
25 Aber der kleine Umstand ist hierbei nicht zu übersehn, daß w Waaren-
werth ist, der dem Kapitalisten nichts gekostet hat, Verkörperung von
Mehrarbeit, daher es ursprünglich als Bestandtheil des Waarenkapi
tals W' auf die Bühne tritt. Dies w selbst ist also schon seiner Existenz
nach gebunden an den Kreislauf des processirenden Kapitalwerths und
30 kommt dieser ins Stocken, oder wird sonst wie gestört, so beschränkt sich
nicht nur die Konsumtion von w, oder hört ganz auf, sondern damit
zugleich der Absatz für die Waarenreihe, welche den Ersatz für w bilden.
Dasselbe ist der Fall wenn W ' - G' mißlingt oder nur ein Theil von W'
verkäuflich ist.
35 Wir sahen, daß w - g - w, als Cirkulation der Revenue des Kapitali
sten nur in die Kapitalcirkulation eingeht, solange w Werththeil von W',
dem Kapital in seiner Funktionsform von Waarenkapital ist; aber sobald
verselbständigt durch g - w, also in der ganzen F o rm w - g - w, geht sie
nicht in die Bewegung des vom Kapitalisten vorgeschossnen Kapitals ein,
40 obgleich sie aus derselben hervorgeht. Sie hängt damit soweit zusammen
als die Existenz des Kapitals die Existenz des Kapitalisten voraussetzt,
und diese letztere ist bedingt durch seinen Verzehr von Mehrwerth.
45
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
Innerhalb der allgemeinen Cirkulation fungirt W, z . B. Garn, nur als
Waare; aber als Moment der Cirkulation des Kapitals fungirt es als
Waarenkapital, eine Gestalt die der Kapitalwerth abwechselnd annimmt
und abstößt. Nach dem Verkauf des Garns an den Kaufmann ist es aus
dem Kreislaufsproceß desjenigen Kapitals - dessen Produkt es ist
fernt, befindet sich aber trotzdem fortwährend als Waare im Umkreis der
allgemeinen Cirkulation. Die Cirkulation derselben Waarenmasse dauert
fort, obgleich sie aufgehört hat ein Moment im selbständigen Kreislauf
des Kapitals des Spinners zu bilden. Die wirkliche definitive Meta
morphose der vom Kapitalisten in die Cirkulation geworfnen Waaren- 10
masse, W - G, ihr schließliches Herausfallen in die Konsumtion kann da
her zeitlich und räumlich durchaus getrennt sein von der Metamorphose
worin diese Waarenmasse als sein Waarenkapital fungirt. Dieselbe Meta
morphose, die in der Cirkulation des Kapitals vollzogen ist, bleibt in der
Sphäre der allgemeinen Cirkulation noch zu vollziehen. |
ent- 5
15
|55| Es ändert nichts an der Sache, wenn das Garn wieder in den Kreis
lauf eines andren industriellen Kapitals eingeht. Die allgemeine Cirku
lation umfaßt ebensosehr die Verschlingung der Kreisläufe der verschied
nen selbständigen Bruchstücke des gesellschaftlichen Kapitals, d.h. die
Gesammtheit der einzelnen Kapitale, wie die Cirkulation der nicht als 20
Kapital auf den Markt geworfnen Werthe.
Das Verhältniß zwischen dem Kreislauf des Kapitals, sofern er Theil
der allgemeinen Cirkulation und sofern er Glieder eines selbständigen
Kreislaufs bildet, zeigt sich
ferner, wenn wir die Cirkulation von
G' = G + g betrachten. G, als Geldkapital, setzt den Kreislauf des K a- 25
pitals fort, g als Revenueausgabe ( g - w) geht in die allgemeine Cirku
lation, fliegt aber aus dem Kreislauf des Kapitals hinaus. Nur der Theil
geht in letztren Kreislauf ein, der als zusätzliches Geldkapital fungirt. In
w - g -w fungirt Geld nur als Münze; Zweck dieser Cirkulation ist die
individuelle Konsumtion des Kapitalisten. Es charakterisirt den Kreti- 30
nismus der Vulgärökonomie, daß sie diese Cirkulation, die nicht in den
Kreislauf des Kapitals eingeht - die Cirkulation des als Revenue verzehr
ten Theils des Werthprodukts - für den charakteristischen Kreislauf des
Kapitals ausgiebt.
In der zweiten Phase G -W ist der Kapitalwerth G = P (dem Werth des 35
produktiven Kapitals, das den Kreislauf des industriellen Kapitals hier
eröffnet) wieder vorhanden, entledigt von Mehrwerth, also in derselben
Werthgröße, wie in dem ersten Stadium des Kreislaufs des Geldkapitals,
G - W. Trotz der verschiednen Stelle ist die Funktion des Geldkapitals,
worin nun das Waarenkapital umgewandelt, dieselbe: seine Verwandlung 40
in Pm und A, Produktionsmittel und Arbeitskraft.
46
Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals
Gleichzeitig mit w -g hat also der Kapitalwerth in der Funktion des
Waarenkapitals W ' - G' die Phase W -G durchlaufen und tritt nun in die
ergänzende Phase G - W < p ^;
seine Gesammtcirkulation
ist
also
W-G-W< P m-
5
Erstens: Das Geldkapital G trat in F o rm I (Kreislauf G . .. G ') ||56| als
ursprüngliche Form auf worin der Kapitalwerth vorgeschossen wird; es
tritt hier von vornherein auf als Theil der Geldsumme, worin das
Waarenkapital in der ersten Cirkulationsphase W ' - G' sich verwandelt
hat, also von vornherein als durch Verkauf des Waarenprodukts vermit-
10 telte Verwandlung von P, dem produktiven Kapital, in Geldform. Das
Geldkapital existirt hier von vornherein als nicht ursprüngliche und nicht
schließliche Form des Kapitalwerths, da nur durch abermalige Abstrei
fung der Geldform die, die Phase W -G abschließende Phase G -W voll
zogen werden kann. Der Theil von G - W, der gleich G - A, erscheint da-
15 her auch nicht mehr als bloßer Geldvorschuß durch Ankauf von Arbeits
als Vorschuß worin der Arbeitskraft dieselben
kraft,
1000 H Garn, zum Werth von 50 £, in Geldform vorgeschossen werden,
die einen Theil des von der Arbeitskraft geschaffnen Waarenwerths bil
den. Das Geld, das dem Arbeiter hier vorgeschossen wird, ist nur ver-
20 wandelte Aequivalentform eines Werththeils des von ihm selbst produ-
cirten Waarenwerths. Und schon darum ist der Akt G - W, soweit er G - A,
keineswegs Ersatz von Waare in Geldform durch Waare in Gebrauchs
form, sondern schließt andre, von der allgemeinen Waarencirkulation als
solcher unabhängige Elemente ein.
sondern
25
G' erscheint als verwandelte F o rm von W', welches selbst Produkt der
vergangnen Funktion von P, dem Produktionsproceß ist; die gesammte
Geldsumme G' daher als Geldausdruck vergangner Arbeit. In unserm
Beispiel: 10 000 U Garn = 500 £, Produkt des Spinnprocesses; davon
7440 U Garn = dem vorgeschossnen konstanten Kapital c = 372 £;
30 1 000 tt Garn = dem vorgeschossnen variablen Kapital v = 50 £;
und 1560 U Garn = dem Mehrwerth m = 78 £. Wird von G' nur das
ursprüngliche Kapital = 422 £ von neuem vorgeschossen, unter sonst
gleichbleibenden Verhältnissen, so erhält der Arbeiter in G -A nur einen
Theil der in dieser Woche producirten 10 000 H Garn (den Geldwerth
35 von 1000 té Garn) in der nächsten Woche vorgeschossen. Als Resultat
von W -G ist das Geld stets Ausdruck vergangner Arbeit. Soweit der
ergänzende Akt G -W sofort auf dem Waarenmarkt sich vollzieht, also G
gegen existirende, auf dem Markt befindliche Waaren ||57| umgesetzt
wird, ist es wieder Umsatz vergangner Arbeit, aus einer F o rm (Geld) in
40 andrer F o rm (Waare). Aber G -W ist in der Zeit von W -G verschieden.
47
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
5
Es kann gleichzeitig sein, ausnahmsweise, wenn z . B. der Kapitalist, der
G -W vollzieht, und der Kapitalist, für den dieser Akt W -G ist, sich ihre
Waaren wechselseitig zur selben Zeit überweisen und G dann nur die
Bilanz ausgleicht. Die Zeitdifferenz zwischen der Exekution von W -G
und der von G -W kann mehr oder minder beträchtlich sein. Obgleich als
Resultat des Aktes W - G, G vergangne Arbeit vorstellt, kann G für den
Akt G -W die verwandelte Form von Waaren vorstellen, die noch gar
nicht auf dem Markt befindlich sind, sondern sich erst in Zukunft darauf
befinden werden, da G -W erst vorzugehn braucht, nachdem W neu pro
ducirt ist. Ebensowohl kann G Waaren vorstellen, die gleichzeitig mit 10
dem W, dessen Geldausdruck es ist, producirt werden. Z. B. in dem Um
satz G -W (Ankauf von Produktionsmitteln) können die Kohlen gekauft
werden, ehe sie aus der Grube gehoben sind. Soweit g als Geldakkumu
lation figurirt, nicht als Revenue verausgabt wird, kann es Baumwolle
vorstellen, die erst nächstes Jahr producirt wird. Ebenso bei der Veraus- 15
gabung von Revenue des Kapitalisten, g - w. Ebenso der Arbeitslohn A
= 50 £; es ist dies Geld nicht nur Geldform der vergangnen Arbeit der
Arbeiter, sondern zugleich Anweisung auf gleichzeitige oder zukünftige
Arbeit, die sich erst realisirt, oder in Zukunft realisiren soll. Der Arbeiter
mag damit einen R o ck kaufen, der erst in nächster Woche gemacht wird. 20
Namentlich ist dies der Fall mit Bezug auf die sehr große Zahl noth-
wendiger Lebensmittel, die beinahe unmittelbar im Augenblick
ihrer
Produktion konsumirt werden müssen, sollen sie nicht verderben. So er
hält der Arbeiter in dem Geld, worin er seinen Arbeitslohn ausbezahlt
erhält, die verwandelte Form seiner eignen zukünftigen Arbeit oder der 25
andrer Arbeiter. Mit einem Theil seiner vergangnen Arbeit giebt ihm der
Kapitalist Anweisung auf seine eigne künftige Arbeit. Es ist seine eigne
gleichzeitige oder künftige Arbeit, die den noch nicht vorhandnen Vor
rath bildet, womit ihm ||58| seine vergangne Arbeit bezahlt wird. Hier
verschwindet die Vorstellung der Vorrathbildung ganz.
30
Zweitens: In der Cirkulation W - G - W < p ^n wechselt dasselbe Geld
zweimal die Stelle; der Kapitalist erhält es erst als Käufer und giebt es
fort als Verkäufer; die Verwandlung von Waare in Geldform, dient nur
dazu, sie aus Geldform wieder in Waarenform zu verwandeln; die Geld
form des Kapitals, sein Dasein als Geldkapital, ist daher in dieser Bewe- 35
gung verschwindendes Moment, oder das Geldkapital, soweit die Bewe
gung flüssig, erscheint nur als Cirkulationsmittel, wenn es als Kaufmittel
dient; als eigentliches Zahlungsmittel erscheint es, wenn Kapitalisten ge
genseitig von einander kaufen, daher nur Zahlungsbilanz zu saldiren ist.
48
à
Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals
Drittens: Die Funktion des Geldkapitals, ob es als bloßes (Zirku
lationsmittel oder als Zahlungsmittel diene, vermittelt nur den Ersatz von
W durch A und Pm, d.h. den Ersatz des Garns, des Waarenprodukts,
worin das produktive Kapital resultirt (nach Abzug des als Revenue zu
seine Produktionselemente, also
Rückverwandlung des Kapitalwerths aus seiner Form als Waare in die
Bildungselemente dieser Waare; sie vermittelt also schließlich nur die
Rückverwandlung des Waarenkapitals in produktives Kapital.
5 verwendenden Mehrwerths) durch
ist
Damit der Kreislauf sich normal vollzieht, muß W' zu seinem Werth
10 und in seiner Gesammtheit verkauft werden. Ferner schließt W - G -W
nicht nur Ersatz einer Waare durch eine andre, sondern Ersatz in den
selben Werthverhältnissen ein. Es ist unsre Annahme, daß dies hier ge
schieht. Thatsächlich aber variiren die Werthe der Produktionsmittel; ge
fortwährender Wechsel der
rade der kapitalistischen Produktion
15 Werth Verhältnisse eigen, schon durch den beständigen Wechsel in der
Produktivität der Arbeit, die die kapitalistische Produktion charakteri-
sirt. Auf diesen später zu erörternden Werth Wechsel der Produktionsfak
toren weisen wir hier nur hin. Die Verwandlung der Produktionselemente
in Waarenprodukt, von P in W', geht in der Produktionssphäre vor, die |
20 |59| Rückverwandlung von W' in P in der Cirkulationssphäre. Sie ist
vermittelt durch die einfache Waarenmetamorphose. Ihr Inhalt aber ist
ein Moment des Reproduktionsprocesses
als Ganzes betrachtet.
W - G - W, als Cirkulationsform des Kapitals schließt einen funktionell
bestimmten Stoffwechsel ein. Der Umsatz W - G -W bedingt ferner, daß
25 W = den Produktionselementen des Waarenquantums W', und daß diese
ihre ursprünglichen Werthverhältnisse gegen einander behaupten; es ist
also unterstellt, nicht nur daß die Waaren zu ihrem Werthe gekauft und
verkauft werden, sondern auch daß sie während des Kreislaufs keinen
Werthwechsel erleiden; wo nicht, kann der Proceß nicht normal verlau-
30 fen.
In G . .. G' ist G die ursprüngliche F o rm des Kapitalwerths, die abge
streift wird um wieder angenommen zu werden. In P . .. W ' - G ' -W . .. P
ist G nur im Proceß angenommene Form, die schon innerhalb desselben
wieder abgestreift wird. Die Geldform erscheint hier nur als verschwin-
35 dende selbständige Werthform des Kapitals; das Kapital als W' ist ebenso
ängstlich sie anzunehmen, wie als G' sie abzustreifen, sobald es sich in sie
verpuppt hat, um sich wieder in die Form des produktiven Kapitals um
zusetzen. Solange es in der Geldgestalt verharrt fungirt es nicht als K a
pital, und verwerthet sich daher nicht; das Kapital liegt brach. G wirkt
40 hier als Cirkulationsmittel, aber als Cirkulationsmittel des Kapitals. Der
Schein der Selbständigkeit, den die Geldform des Kapital Werths in der
49
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
ersten Form seines Kreislaufs (des Geldkapitals) besitzt, verschwindet in
dieser zweiten Form, welche somit die Kritik der F o rm I bildet, und sie
auf eine nur besondere Form reducirt. Stößt die zweite Metamorphose
G ' -W auf Hindernisse
(fehlen z . B. die Produktionsmittel auf dem
Markt), so der Kreislauf, der Fluß des Reproduktionsprocesses unter
brochen, ebenso sehr als wenn das Kapital in der F o rm des Waaren-
kapitals festliegt. Der Unterschied ist aber der: In Geldform kann es
länger ausharren als in der vergänglichen Waarenform. Es hört nicht auf
Geld zu sein, wenn es nicht als Geldkapital fungirt; es hört aber auf
Waare zu sein, und überhaupt Gebrauchswerth, wenn es zu lange in sei
ner Funktion als Waarenkapital aufgehalten wird. Zweitens ist es in
Geldform ||60| fähig, statt seiner ursprünglichen produktiven Kapitalform
eine andre anzunehmen, während es als W' überhaupt nicht vom Platz
kommt.
W ' - G ' -W schließt nur für W' seiner F o rm nach Cirkulationsakte ein,
die Momente seiner Reproduktion sind; aber die wirkliche Reproduktion
ist nöthig zur Ausführung von
von W, worin sich W' umsetzt,
W ' - G ' - W. Diese ist aber bedingt durch Reproduktionsprocesse außer
halb des Reproduktionsprocesses des individuellen in W' dargestellten
Kapitals. -
In der Form I bereitet
nur die erste Verwandlung von Geld-
kapital in produktives Kapital vor; in der Form II die Rückverwandlung
aus Waarenkapital in produktives Kapital; also, soweit die Anlage des
industriellen Kapitals dieselbe bleibt, Rückverwandlung des Waaren-
kapitals in dieselben Produktionselemente aus denen es hervorgegangen.
Es erscheint daher hier, wie in Form I, als vorbereitende Phase des Pro-
duktionsprocesses, aber als Rückkehr zu demselben, Erneuerung dessel
ben, daher als Vorläufer des Reproduktionsprocesses, also auch der Wie
derholung des Verwerthungsprocesses.
Es ist nur wieder zu bemerken, daß G -A nicht einfacher Waarenaus-
tausch ist, sondern K a uf einer Waare A, die der Produktion von Mehr
werth dienen soll, wie G - Pm nur Procedur, die zur Ausführung dieses
Zwecks stofflich unerläßlich ist.
Mit Vollziehung von
ist G in produktives Kapital rückver-
wandelt, in P, und beginnt der Kreislauf von neuem.
Die explicite Form von P . .. W ' - G ' -W . .. P ist also
5
10
15
20
25
30
35
50
Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals
Die Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital ist Waaren-
kauf zur Waarenproduktion, und zwar zur kapitalistischen W a r e n p r o
duktion. Nur soweit die Konsumtion diese produktive Konsumtion ist,
fallt sie in den Kreislauf des Kapitals selbst; ihre Bedingung ist, daß
5 vermittelst der so konsumirten Waaren Mehrwerth gemacht wird. Und
dies ist etwas sehr Verschiednes ||61| von Produktion und selbst Waaren
produktion, deren Zweck die Existenz der Producenten ist; ein so durch
Mehrwerthsproduktion bedingter Ersatz von Waare durch Waare ist et
was ganz andres als Produktenaustausch - nur durch Geld vermittelt -
10 an sich ist. So wird aber die Sache genommen von den Oekonomen zum
Beweis, daß keine Ueberproduktion möglich ist.
Außer der produktiven Konsumtion von G, das in A und Pm verwan
delt wird, enthält der Kreislauf das erste Glied von G - A, welches für den
Arbeiter A -G = W -G ist. Von der Cirkulation des Arbeiters A - G - W,
15 welche seine Konsumtion einschließt, fällt nur das erste Glied als Resul
tat von G -A in den Kreislauf des Kapitals. Der zweite Akt, nämlich
G - W, fällt nicht in die Cirkulation des individuellen Kapitals, obgleich
sie aus derselben hervorgeht. Das beständige Dasein der Arbeitsklasse ist
aber für die Kapitalistenklasse nöthig, daher auch die durch G -W ver-
20 mittelte Konsumtion des Arbeiters.
Der Akt W ' - G' unterstellt für die Fortsetzung des Kreislaufs des K a
pitalwerths, wie für die Konsumtion des Mehrwerths durch den Kapi
talisten, nur daß W' in Geld verwandelt, verkauft worden. Es wird na
türlich nur gekauft, weil der Artikel ein Gebrauchswerth, also zur Kon-
25 sumtion irgend einer Art, produktiven oder individuellen, tauglich. Wenn
aber W' weiter cirkulirt, z . B. in der Hand des Kaufmanns, der das Garn
gekauft hat, so berührt das zunächst keineswegs die Fortsetzung des
Kreislaufs des individuellen Kapitals, das das Garn producirt und an den
Kaufmann verkauft hat. Der ganze Proceß geht seinen Gang fort, und
30 mit ihm auch die dadurch bedingte individuelle Konsumtion von Kapi
talist und Arbeiter. Ein Punkt, wichtig bei Betrachtung der Krisen.
Sobald W' nämlich verkauft, in Geld verwandelt ist // 62/ kann es in die
realen Faktoren des Arbeitsprocesses und darum des Reproduktions
processes rückverwandelt werden. Ob W' daher vom definitiven K o n-
35 sumenten gekauft ist oder vom Kaufmann, der es wieder verkaufen will,
ändert unmittelbar nichts an der Sache. Der Umfang der von der kapi
talistischen Produktion erzeugten Waarenmassen wird bestimmt durch
die Stufenleiter dieser Produktion und das Bedürfniß der beständigen
Ausdehnung dieser letztren, nicht durch einen prädestinirten Kreis von
40 Nachfrage und Angebot, von zu befriedigenden Bedürfnissen. Die Mas
senproduktion kann für ihren unmittelbaren Käufer, außer andern in-
51
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
dustriellen Kapitalisten, nur den Großkaufmann haben. Innerhalb ge
wisser Grenzen kann der Reproduktionsproceß auf derselben oder er
weiterten Stufe vorgehn, obgleich die aus ihm ausgestoßenen Waaren
nicht wirklich in die individuelle oder produktive Konsumtion eingegan
gen sind. Die Konsumtion der Waaren ist nicht eingeschlossen in den 5
Kreislauf des Kapitals, aus dem sie hervorgegangen sind. Sobald das
Garn z . B. verkauft ist, kann der Kreislauf des im Garn dargestellten
Kapitalwerths von neuem beginnen, was auch immer zunächst aus dem
verkauften Garn wird. Solange das Produkt verkauft wird, geht vom
Standpunkt des kapitalistischen Producenten alles seinen regelmäßigen 10
Gang. Der Kreislauf des Kapitalwerths, den er repräsentirt, wird nicht
unterbrochen. Und ist dieser Proceß erweitert - was erweiterte produk
tive Konsumtion der Produktionsmittel einschließt - so kann diese Re
produktion des Kapitals von erweiterter individueller Konsumtion (also
Nachfrage) der Arbeiter begleitet sein, da er durch produktive Konsum- 15
tion eingeleitet und vermittelt ist. Es kann so die Produktion von Mehr
werth und mit ihr auch die individuelle Konsumtion des Kapitalisten
wachsen, der ganze Reproduktionsproceß sich im blühendsten Zustand
befinden und dennoch ein großer Theil der Waaren nur scheinbar in die
Konsumtion eingegangen sein, in Wirklichkeit aber unverkauft in den 20
Händen von Wiederverkäufern lagern, thatsächlich sich also noch auf
dem Markt befinden. Nun folgt Waarenstrom auf Waarenstrom und es
tritt endlich hervor, daß der frühere Strom nur scheinbar von der K o n
sumtion verschlungen ist. Die Waarenkapitale machen sich wechselseitig
ihren Platz auf dem Markt streitig. Die Nachrückenden, um zu verkau- 25
fen, verkaufen unter dem Preis. Die früheren Ströme sind noch nicht
flüssig gemacht, während die Zahlungstermine dafür fällig werden. Ihre
Inhaber müssen sich insolvent erklären, verkaufen zu jedem Preis um zu
zahlen. Dieser Verkauf hat absolut nichts zu thun mit dem wirklichen
Stand der Nachfrage. Er hat nur zu thun mit der Nachfrage nach Zah- 30
lung, mit der absoluten ||63| Nothwendigkeit Geld in Waare zu verwan
deln. Dann bricht die Krise los. Sie wird sichtbar nicht in der unmittel
baren Abnahme der konsumtiven Nachfrage, der Nachfrage für indi
viduelle Konsumtion, sondern in der Abnahme des Austauschs von
Kapital gegen Kapital, des Reproduktionsprocesses des Kapitals.
35
Wenn die Waaren Pm und A, worin sich G umsetzt, um seine Funktion
als Geldkapital, zur ||64| Rückverwandlung in produktives Kapital be
stimmter Kapitalwerth, zu vollziehn - wenn diese Waaren in verschie
denen Terminen zu kaufen oder zu zahlen sind, G -W also eine Reihe
nach einander vorgehender Käufe und Zahlungen vorstellt, so vollzieht 40
ein Theil von W den Akt G - W, während ein andrer Theil im Geldzu-
52
Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals
stand verharrt, um erst zu einer durch die Bedingungen des Processes
selbst bestimmten Zeit für gleichzeitige oder successive Akte G -W zu
dienen. Es ist der Cirkulation nur zeitweilig entzogen, um am bestimmten
Zeitpunkt in Aktion zu treten, seine Funktion auszuüben. Diese Auf-
5 speicherung desselben ist dann selbst eine durch seine Cirkulation und
für die Cirkulation bestimmte Funktion. Sein Dasein als Kauf- und Zah
lungsfonds, die Suspension seiner Bewegung, der Zustand seiner unter-
brochnen Cirkulation, ist dann ein Zustand, worin das Geld eine seiner
Funktionen als Geldkapital ausübt. Als Geldkapital, denn in diesem Fall
10 ist das zeitweilig in Ruhe verharrende Geld selbst ein Theil des Geldka
pitals G (von G ' -g = G ), des Werththeils des Waarenkapitals der = P,
dem Werth des produktiven Kapitals, von dem der Kreislauf ausgeht.
Andrerseits befindet sich alles der Cirkulation entzogene Geld in Schatz
form. Die Schatzform des Geldes wird also hier Funktion des Geldka-
15 pitals, ganz wie in GW die Funktion des Geldes als Kauf- oder Zah
lungsmittel zur Funktion des Geldkapitals wird, und zwar weil der K a
pitalwerth hier in Geldform existirt, der Geldzustand hier ein durch den
Zusammenhang des Kreislaufs vorgeschriebner Zustand des industriellen
Kapitals in einem seiner Stadien ist. Aber es bewährt sich hier wieder
20 zugleich, daß das Geldkapital innerhalb des Kreislaufs des industriellen
Kapitals keine andren als Geldfunktionen verrichtet und diese Geldfunk
tionen nur durch ihren Zusammenhang mit den andren Stadien dieses
Kreislaufs zugleich die Bedeutung von Kapitalfunktionen haben.
25 niß,
Die Darstellung von G' als Verhältniß von g zu G, als Kapitalverhält-
ist unmittelbar keine Funktion des Geldkapitals sondern des
Waaren||65|kapitals W', welches selbst wieder als Verhältniß von w zu W
nur das Resultat des Produktionsprocesses ausdrückt, der darin vorge
g a n g en Selbstverwerthung des Kapitalwerths.
Stößt der Fortgang des Cirkulationsprocesses auf Hindernisse, sodaß
30 G durch äußere Umstände, Lage des Markts etc., seine Funktion G -W
suspendiren muß und deswegen in seinem Geldzustand kürzer oder län
ger verharrt, so ist das wieder ein Schatzzustand des Geldes, der auch in
der einfachen Waarencirkulation vorkommt, sobald der Uebergang von
G -W in W -G durch äußere Umstände unterbrochen wird. Es ist un-
35 freiwillige Schatzbildung: In unserm Fall hat das Geld so die Form von
brachliegendem, latentem Geldkapital. D o ch gehn wir hier nicht weiter
darauf ein.
In beiden Fällen aber erscheint das Verharren des Geldkapitals in sei
nem Geldzustand als Resultat unterbrochner Bewegung, sei diese nun
40 zweckgemäß oder zweckwidrig, freiwillig oder unfreiwillig, funktionsge
mäß oder funktionswidrig.
53
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
2) Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter
Stufenleiter.
5
Da die Proportionen, worin der Produktionsproceß erweiterbar, nicht
willkürlich, sondern technisch vorgeschrieben sind, so kann der realisirte
Mehrwerth, obgleich zur Kapitalisirung bestimmt, oft erst durch die
Wiederholung verschiedner Kreisläufe zu dem Umfang heranwachsen
(muß also bis dahin angehäuft werden) worin er wirklich als zuschüssiges
Kapital fungiren oder in den Kreislauf des processirenden Kapitalwerths
eingehn kann. Der Mehrwerth erstarrt also zum Schatz und bildet in
dieser Form latentes Geldkapital. Latent, weil es, solange es in der Geld- 10
form verharrt, nicht als Kapital wirken kann.1) So erscheint hier die
Schatzbildung als ein innerhalb des kapitalistischen Akkumulationspro-
cesses einbegriffnes, ihn begleitendes, aber zugleich wesentlich von ihm
unterschiednes Moment. Denn durch die Bildung von latentem Geld
kapital wird der Reproduktionsproceß selbst nicht erweitert. Umgekehrt. 15
Latentes Geldkapital wird hier gebildet, weil der ka||66|pitalistische Pro-
ducent die Stufenleiter seiner Produktion nicht unmittelbar erweitern
kann. Verkauft er sein Mehrprodukt an einen Gold- oder Silberprodu-
centen, der neues Gold oder Silber in die Cirkulation hineinwirft, oder,
was auf dasselbe hinauskommt, an einen Kaufmann, der für einen Theil 20
des nationalen Mehrprodukts zuschüssiges Gold oder Silber vom Aus
land importirt, so bildet sein latentes Geldkapital ein Inkrement des na
tionalen Gold- oder Silberschatzes. In allen andren Fällen haben z . B. die
78 £, die in der Hand des Käufers Cirkulationsmittel waren, in der Hand
des Kapitalisten nur die Schatzform angenommen; es hat also nur andre 25
Vertheilung des nationalen Gold- oder Silberschatzes stattgefunden.
Fungirt das Geld in den Transaktionen unsres Kapitalisten als Zah
lungsmittel (in der Art, daß die Waare erst in kürzerem oder längerem
Termin vom Käufer zu zahlen) so verwandelt sich das zur Kapitalisation
bestimmte Mehrprodukt nicht in Geld, sondern in Schuldforderungen, 30
Eigenthumstitel auf ein Aequivalent, das der Käufer vielleicht schon im
Besitz, vielleicht erst in Aussicht hat. Es geht nicht in den Reprodukti
onsproceß des Kreislaufs ein, so wenig wie Geld, das in zinstragenden
Papieren etc. angelegt, obgleich es in den Kreislauf andrer industrieller
Einzelkapitale eingehn kann.
35
') Der Ausdruck „latent" ist der physikalischen Vorstellung von latenter Wärme entlehnt,
die jetzt durch die Theorie von der Formverwandlung der Energie ziemlich beseitigt ist.
Daher gebraucht Marx im dritten Abschnitt (spätere Redaktion) dafür den der Vorstellung
von potentieller Energie entlehnten Ausdruck „potentielles" oder nach Analogie der vir
tuellen Geschwindigkeiten D'Alemberts: „virtuelles Kapital". - F. E.
40
54
Zweites Kapitel • Kreislauf des produktiven Kapitals
Der ganze Charakter der kapitalistischen Produktion ist bestimmt
durch die Verwerthung des vorgeschossnen Kapitalwerths, also in erster
Instanz durch Produktion von möglichst viel Mehrwerth; zweitens aber
(S. Buch I, K a p. X X I I .) durch Produktion von Kapital, also durch Ver-
5 Wandlung von Mehrwerth in Kapital. Die Akkumulation, oder Produk
tion auf erweiterter Stufenleiter, die als Mittel zu stets a u s g e d e h n t e r er
Produktion von Mehrwerth, daher Bereicherung des Kapitalisten, als
persönlicher Zweck des letzteren erscheint, und eingeschlossen ist in die
allgemeine Tendenz der kapitalistischen Produktion, wird aber weiter,
10 wie im ersten Buch ||67| gezeigt, durch ihre Entwicklung eine Nothwen-
digkeit für jeden individuellen Kapitalisten. Die stete Vergrößrung seines
Kapitals wird Bedingung der Erhaltung desselben. Doch haben wir hier
nicht weiter auf das früher Entwickelte zurückzukommen.
Wir betrachteten zuerst die einfache Reproduktion, wobei unterstellt
15 wurde, daß der ganze Mehrwerth als Revenue verausgabt wird. In der
Wirklichkeit muß unter normalen Verhältnissen
immer ein Theil des
Mehrwerths als Revenue verausgabt und ein andrer Theil kapitalisirt
werden, wobei es ganz gleichgültig, ob innerhalb bestimmter Perioden
producirter Mehrwerth bald ganz verzehrt, bald ganz kapitalisirt wird.
20 Im Durchschnitt der Bewegung - und die allgemeine Formel kann nur
diesen darstellen - findet beides statt. Um die Formel nicht zu kompli-
ciren, ist es indeß besser anzunehmen, daß der ganze Mehrwerth akku-
mulirt wird. Die Formel: P . .. P: P . .. W' G' W Garn schon das zweite Stadium ihrer
Cirkulation beschreiben und sich aus Geld in die Elemente des Kapitals 20
rückverwandeln. Alle Theile des produktiven Kapitals machen den
Kreislaufsproceß der Reihe nach durch, befinden sich gleichzeitig in ver-
schiednen Stadien desselben. So befindet sich das industrielle Kapital in
der Kontinuität seines Kreislaufs gleichzeitig in allen seinen Stadien und
den ihnen entsprechenden verschiednen Funktionsformen. Für den Theil, 25
der zum ersten Mal als Waarenkapital sich in Geld verwandelt, ist der
Kreislauf W ' . .. W' eröffnet, während für das industrielle Kapital als sich
bewegendes Ganze der Kreislauf W ' . .. W' durchlaufen ist. Mit der einen
Hand wird Geld vorgeschossen, mit der andren eingenommen; die Eröff
nung des Kreislaufs G . .. G' auf einen Punkt ist zugleich seine Rückkehr 30
auf einem andren. Das Gleiche gilt für das produktive Kapital.
Der wirkliche Kreislauf des industriellen Kapitals in seiner Kontinuität
ist daher nicht nur Einheit von Cirkulations- und Produktionsproceß,
sondern Einheit aller seiner drei Kreisläufe. Solche Einheit kann er aber
nur sein, sofern jeder verschiedne Theil des Kapitals successive die ein- 35
ander folgenden Phasen des Kreislaufs durchmessen, aus einer Phase,
einer Funktionsform in die ||99| andre Übergehn kann, das industrielle
Kapital als Ganzes dieser Theile, sich also gleichzeitig in den verschied
nen Phasen und Funktionen befindet, und so alle drei Kreisläufe gleich
zeitig beschreibt. Das Nacheinander jedes Theils ist hier bedingt durch 40
das Nebeneinander der Theile, d.h. durch die Theilung des Kapitals. So
76
Kapitel IV • Drei Figuren des Kreislaufsprozesses
befindet sich in dem gegliederten Fabriksystem das Produkt ebenso fort
während auf den verschiednen Stufen seines Bildungsprocesses, wie im
Uebergang aus einer Produktionsphase in die andre. Da das individuelle
industrielle Kapital eine bestimmte Größe darstellt, die abhängig ist von
5 den Mitteln des Kapitalisten und die für jeden Industriezweig eine be
stimmte Minimalgröße hat, so müssen bestimmte Verhältnißzahlen bei
seiner Theilung bestehn. Die Größe des vorhandnen Kapitals bedingt
den Umfang des Produktionsprocesses, dieser den Umfang von Waaren
kapital und Geldkapital, soweit sie neben dem Produktionsproceß fun-
10 giren. Das Nebeneinander, wodurch die Kontinuität der Produktion be
dingt wird, existirt aber nur durch die Bewegungen der Theile des K a
pitals, worin sie nach einander die verschiednen Stadien des Kreislaufs
beschreiben. Das Nebeneinander ist selbst nur Resultat des Nacheinan
der. Stockt z . B. W' . .. G' für einen Theil, ist die Waare unverkäuflich, so
15 ist der Kreislauf dieses Theils unterbrochen und der Ersatz durch seine
Produktionsmittel wird nicht vollzogen; die nachfolgenden Theile, die als
W' aus dem Produktionsproceß hervorgehen, finden ihren Funktions
wechsel durch ihre Vorgänger gesperrt. Dauert dies einige Zeit fort, so
wird die Produktion eingeschränkt und der ganze Proceß zum Stillstand
20 gebracht. Jede Stockung des Nacheinander bringt das Nebeneinander in
Unordnung, jede Stockung in einem Stadium bewirkt größre oder gering-
re Stockung im gesammten Kreislauf nicht nur des stockenden Kapital
t e i l s, sondern auch des gesammten individuellen Kapitals.
Die nächste Form, worin sich der Proceß darstellt, ist die einer Suc-
25 cession von Phasen, sodaß der || 100| Uebergang des Kapitals in eine neue
Phase durch sein Verlassen der andren bedingt ist. Jeder besondre Kreis
lauf hat daher auch eine der Funktionsformen des Kapitals zum Aus
gangspunkt und Rückkehrpunkt. Andrerseits ist der Gesammtproceß in
der That die Einheit der drei Kreisläufe, die die verschiednen F o r-
30 men sind, in denen die Kontinuität des Processes sich ausdrückt. Der
Gesammtkreislauf stellt sich für jede Funktionsform des Kapitals als ihr
specifischer Kreislauf dar, und zwar bedingt jeder dieser Kreisläufe die
Kontinuität des Gesammtprocesses; der Zirkellauf der einen funktionel
len Form bedingt den der andren. Es ist eine nothwendige Bedingung für
35 den Gesammtproduktionsproceß, besonders für das gesellschaftliche K a
pital, daß er zugleich Reproduktionsproceß, und daher Kreislauf jedes
seiner Momente ist. Verschiedne Bruchtheile des Kapitals durchlaufen
successiv die verschiednen Stadien und Funktionsformen. Jede Funkti
onsform, obgleich sich stets ein andrer Theil des Kapitals darin darstellt,
40 durchläuft dadurch gleichzeitig mit den andren ihren eignen Kreislauf.
Ein Theil des Kapitals, aber ein stets wechselnder, stets reproducirt,
77
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
existirt als Waarenkapital, das sich in Geld verwandelt; ein andrer als
Geldkapital, das sich in produktives verwandelt; ein dritter als produk
tives Kapital, das sich in Waarenkapital verwandelt. Das beständige Vor
handensein aller drei Formen ist vermittelt durch den Kreislauf des Ge-
sammtkapitals durch eben diese drei Phasen. //101/ Als Ganzes befindet 5
sich das Kapital dann gleichzeitig, räumlich nebeneinander, in seinen
verschiednen Phasen. Aber jeder Theil geht beständig der Reihe nach aus
der einen Phase, aus der einen Funktionsform in die andre über, fungirt
so der Reihe nach in allen. Die Formen sind so fließende Formen, deren
Gleichzeitigkeit durch ihr Nacheinander vermittelt ist. Jede Form folgt 10
der andren nach und geht ihr vorher, sodaß die Rückkehr des einen
K a p i t a l t e i ls zu einer Form durch die Rückkehr des andren zu einer
andren F o rm bedingt ist. Jeder Theil beschreibt fortwährend seinen eig
nen Umlauf, aber es ist stets ein andrer Theil des Kapitals, der sich in
dieser Form befindet, und diese besondren Umläufe bilden nur gleich- 15
zeitige und successive Momente des Gesammtverlaufs.
Der processirende Kapitalwerth durchläuft immer in einer zeitlichen
Reihenfolge seine verschiednen Phasen, ob er nun jedesmal ganz nur in
einer F o rm fungire und sich in einem bestimmten Stadium aufhalte, um
dann ganz in das nächstfolgende Stadium und die ihr entsprechende 20
Form überzutreten, oder ob durch Vertheilung des Kapitalwerths in die
verschiednen Formen und Phasen Gleichzeitigkeit und
räumliches
Nebeneinander seiner verschiednen Formen und Processe stattfinde. Im
letzren Fall ist es nur die zeitliche Aufeinanderfolge der Phasen, wodurch
ihre Gleichzeitigkeit oder ihr räumliches Nebeneinander möglich wird. 25
Bestimmte Werththeile des Kapitals machen hier successive, nicht zur |
|102| selben Zeit, die Reihenfolge durch, so daß während ein Theil ein
Stadium verläßt, der andre darin eintritt; und also erstens der gesammte
Kapitalwerth, wenn auch stückweis, die ganze Reihenfolge zeitlich
durchläuft; und zweitens die gleichzeitigen oder räumlich nebeneinander 30
vorhandnen Processe der verschiednen Theile des Kapitalwerths durch
die Succession der Processe des Gesammtkapitals und die jedes seiner
Theile vermittelt werden und eine gleichzeitige processirende Einheit bil
den.
Nur in der Einheit der drei Kreisläufe ist die Kontinuität des Ge- 35
sammtprocesses verwirklicht statt der oben geschilderten Unterbrechung.
Das gesellschaftliche Gesammtkapital besitzt stets diese Kontinuität und
bildet sein Proceß stets die Einheit der drei Kreisläufe. |
11031 Für individuelle Kapitale wird die Kontinuität der Reproduktion
stellenweise mehr oder minder unterbrochen. Erstens sind die Werth- 40
massen häufig zu verschiednen Epochen in ungleichen Portionen auf die
78
Kapitel IV • Drei Figuren des Kreislaufsprozesses
verschiednen Stadien und Funktionsformen vertheilt. Zweitens können
sich je nach dem Charakter der zu producirenden Waare, also je nach der
besondren Produktionssphäre worin das Kapital angelegt ist, diese Por
tionen verschieden vertheilen. Drittens kann die Kontinuität mehr oder
5 weniger unterbrochen werden in Produktionszweigen, die von der Jah
reszeit abhängen, sei es in Folge von Naturbedingungen (Agrikultur,
Häringsfang etc.), sei es in Folge konventioneller Umstände, wie z . B. bei
sogenannten Saisonarbeiten. Am regelmäßigsten und uniformsten ver
läuft der Proceß in der Fabrik und im Bergbau. Aber diese Verschieden-
10 heit der Produktionszweige bewirkt keine Verschiedenheit in den allge
meinen Formen des Kreislaufsprocesses.
Das Kapital als sich verwerthender Werth umschließt nicht nur Klas
senverhältnisse, einen bestimmten gesellschaftlichen Charakter, der auf
dem Dasein der Arbeit als Lohnarbeit ruht. Es ist eine Bewegung, ein
15 Kreislaufsproceß durch verschiedne Stadien, der selbst wieder drei ver
schiedne Formen des Kreislaufsprocesses einschließt. Es kann daher nur
als Bewegung und nicht als ruhendes Ding begriffen werden. Diejenigen,
die die Verselbständigung des Werths als bloße Abstraktion betrachten,
vergessen, daß die Bewegung des industriellen Kapitals diese Abstraktion
20 in actu ist. Der Werth durchläuft hier verschiedne Formen, verschiedne
Bewegungen, in denen er sich erhält und zugleich verwerthet, vergrößert.
Da wir es hier zunächst mit der bloßen Bewegungsform zu thun haben,
werden die Revolutionen nicht berücksichtigt, die der Kapitalwerth in
seinem Kreislaufsproceß erleiden kann; aber es ist klar, daß trotz aller
25 Werthrevolutionen die kapitalistische Produktion nur so lange existirt
und fortexistiren kann, als der Kapitalwerth verwerthet wird, d.h. als
verselbständigter Werth seinen Kreis||104|laufsproceß beschreibt, so lange
also die Werthrevolutionen in irgend einer Art überwältigt und ausge
glichen werden. Die Bewegungen des Kapitals erscheinen als Aktionen
30 des einzelnen industriellen Kapitalisten in der Art, daß er als Waaren-
und Arbeitkäufer, Waarenverkäufer und produktiver Kapitalist fungirt,
durch seine Thätigkeit also den Kreislauf vermittelt. Erleidet der gesell
schaftliche Kapitalwerth eine Werthrevolution, so kann es vorkommen,
daß sein individuelles Kapital ihr erliegt und untergeht, weil es die Be-
35 dingungen dieser Werthbewegung nicht erfüllen kann. Je akuter und häu
figer die Werthrevolutionen werden, desto mehr macht sich die automa
tische, mit der Gewalt eines elementaren Naturprocesses wirkende Bewe
gung des verselbständigten Werths geltend gegenüber der Voraussicht
und Berechnung des einzelnen Kapitalisten, desto mehr wird der Lauf
40 der normalen Produktion unterthan der anormalen Spekulation, desto
größer wird die Gefahr für die Existenz der Einzelkapitale. Diese peri-
79
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
odischen Werthrevolutionen bestätigen also, was sie angeblich widerlegen
sollen: die Verselbständigung, die der Werth als Kapital erfährt und
durch seine Bewegung forterhält und verschärft.
Die Reihenfolge der Metamorphosen des processirenden Kapitals
schließt fortwährende Vergleichung der im Kreislauf vollbrachten Verän- 5
derung der Werthgröße des Kapitals ein mit dem ursprünglichen Werth.
Wenn die Verselbständigung des Werths gegenüber der werthbildenden
Kraft, der Arbeitskraft, im Akt G -A ( K a uf der Arbeitskraft) eingeleitet,
und während des Produktionsprocesses als Exploitation der Arbeitskraft
verwirklicht wird, so erscheint diese Verselbständigung des Werths nicht 10
wieder in diesem Kreislauf worin Geld, Waare, Produktionselemente, nur
abwechselnde Formen des processirenden Kapitalwerths sind, und die
vergangne Werthgröße mit der gegenwärtigen, veränderten des Kapitals
sich vergleicht.
„Value", sagt Bailey gegen die Verselbständigung des Werths, welche 15
die kapitalistische Produktionsweise charakterisirt, und die er als Illusion
gewisser Oekonomen traktirt, „value is a ||105| relation between contem
porary commodities, because such only admit of being exchanged with
each other." Dies sagt er gegen den Vergleich von Waarenwerthen in
verschiednen Zeitepochen, ein Vergleich, der, den Geldwerth einmal für 20
jede Epoche fixirt, nur eine Vergleichung der in den verschiednen Epo
chen erforderlichen Ausgabe von Arbeit für Produktion derselben Sorte
Waaren bedeutet. Es entspringt dies seinem allgemeinen Mißverständniß,
wonach Tauschwerth = Werth, die Form des Werths der Werth selbst ist;
Waarenwerthe also nicht mehr vergleichbar sind, sobald sie nicht aktiv 25
als Tauschwerthe fungiren, also nicht realiter gegen einander ausge
tauscht werden können. Er ahnt also nicht im geringsten, daß Werth nur
als Kapitalwerth oder Kapital fungirt, sofern er in den verschiednen Pha
sen seines Kreislaufs, die keineswegs contemporary sind, sondern nach
einander fallen, mit sich selbst identisch bleibt und mit sich selbst ver- 30
glichen wird.
Um die Formel des Kreislaufs rein zu betrachten, genügt es nicht zu
unterstellen, daß die Waaren zu ihrem Werth verkauft werden, sondern
daß dies unter sonst gleichbleibenden Umständen geschieht. Nehmen wir
z . B. die F o rm P . .. P, abgesehn von allen technischen Revolutionen in- 35
nerhalb des Produktionsprocesses, die das produktive Kapital eines be
stimmten Kapitalisten entwerthen können; abgesehn ebenfalls von allem
Rückschlag eines Wechsels der Werthelemente des produktiven Kapitals
auf den Werth des vorhandnen Waarenkapitals, der gesteigert oder
gesenkt werden kann, wenn Vorrath davon vorhanden. W', die 40
10 000 té Garn, seien zu ihrem Werth von 500 £ verkauft; 8440 té = 422 £
80
Kapitel IV • Drei Figuren des Kreislaufsprozesses
ersetzen den in W enthaltnen Kapitalwerth. Ist aber der Werth von
Baumwolle, Kohle etc. gestiegen (da wir hier von bloßen Preisschwan
kungen absehn) so reichen vielleicht diese 422 £ nicht hin um die Ele
mente des produktiven Kapitals ganz zu ersetzen; es ist ||106| zuschüssiges
5 Geldkapital nöthig, Geldkapital wird gebunden. Umgekehrt wenn jene
Preise gefallen; Geldkapital wird freigesetzt. Ganz normal verläuft der
Proceß nur wenn die Werthverhältnisse konstant bleiben; er verläuft fak
tisch, so lange sich Störungen in der Wiederholung des Kreislaufs aus
gleichen; je größer die Störungen, um so größeres Geldkapital muß der
10 industrielle Kapitalist besitzen, um die Ausgleichung abwarten zu kön
nen; und da im Fortgang der kapitalistischen Produktion sich die Stu
fenleiter jedes individuellen Produktionsprocesses, und mit ihm die Mi
nimalgröße des vorzuschießenden Kapitals erweitert, so kommt jener
Umstand zu den andren, die die Funktion des industriellen Kapitalisten
15 mehr und mehr in ein Monopol großer Geldkapitalisten, vereinzelter
oder associirter, verwandeln.
Es ist hier beiläufig zu bemerken: Tritt ein Werthwechsel der Pro
so zeigt sich ein Unterschied zwischen der
duktionselemente ein,
F o rm G . .. G' einerseits und P . .. P' und W . .. W' andrerseits.
20
In G . .. G' als der Formel des neu angelegten Kapitals, das zuerst als
Geldkapital auftritt, wird ein Fall im Werth der Produktionsmittel, z . B.
Rohmaterialien, Hülfsstoffe etc., geringre Auslage von Geldkapital er
heischen, als vor dem Fall, um ein Geschäft von bestimmtem Umfang zu
eröffnen, da der Umfang des Produktionsprocesses (bei gleichbleibender
25 Entwicklung der Produktivkraft) von der Masse und dem Umfang der
Produktionsmittel abhängt, die eine gegebne Menge Arbeitskraft bewäl
tigen kann; aber weder von dem Werth dieser Produktionsmittel, noch
von dem der Arbeitskraft (letztrer hat nur Einfluß auf die Größe der
Verwerthung). Umgekehrt. Findet eine Wertherhöhung in allen oder ein-
30 zelnen Produktionselementen der Waaren statt, welche die Elemente des
produktiven Kapitals bilden, so ist mehr Geldkapital nöthig um ein Ge
schäft von gegebnem Umfang zu gründen. In beiden Fällen wird nur die
Menge des neu anzulegenden Geldkapitals afficirt; im ersten wird Geld
kapital überschüssig, im zweiten ||107| wird Geldkapital gebunden, wofern
35 der Zuwachs neuer individueller industrieller Kapitale in gewohnter Wei
se in einem gegebnen Produktionszweig vorangeht.
Die Kreisläufe P . .. P und W' . .. W' stellen sich selbst nur soweit als
G . .. G' dar, als die Bewegung von P und W' zugleich Akkumulation ist,
also zuschüssiges g, Geld, in Geldkapital verwandelt wird. Abgesehn
40 hiervon werden sie anders afficirt als G . .. G' durch Werthwechsel der
Elemente des produktiven Kapitals; wir sehen hier wieder ab von der
81
Erster Abschnitt • Kreislaufsprozeß des Kapitals
Rückwirkung solchen Werthwechsels auf die im Produktionsproceß be
griffnen Bestandtheile des Kapitals. Es ist hier nicht die ursprüngliche
Auslage, die direkt afficirt wird, sondern ein in seinem Reproduktions-
processe, nicht in seinem ersten Kreislauf, begriffnes industrielles K a
pital; also W . .. W < p ^n, der Rückumsatz des Waarenkapitals in seine 5
Produktionselemente, soweit diese aus Waaren bestehen. Beim Werthfall
(resp. Preisfall) sind drei Fälle möglich: der Reproduktionsproceß wird
auf derselben Stufenleiter fortgesetzt; dann wird ein Theil des bisherigen
Geldkapitals freigesetzt und es findet Anhäufung von Geldkapital statt,
ohne daß wirkliche Akkumulation (Produktion auf erweiterter Stufenlei- 10
ter) oder die sie einleitende und begleitende Verwandlung von g (Mehr
werth) in Akkumulation stattgefunden; oder der Reproduktionsproceß
wird auf größerer Stufenleiter erweitert, als sonst geschehen wäre, falls
die technischen Proportionen dies erlauben; oder aber es findet größere
Vorrathbildung von Rohmaterialien etc. statt.
15
Umgekehrt bei Steigen des Werths der Ersatzelemente des Waaren
kapitals. Die Reproduktion findet dann nicht mehr in ihrem normalen
Umfang statt (es wird z . B. kürzere Zeit gearbeitet); oder es muß zu
schüssiges Geldkapital eintreten, ||108| um sie auf ihrem alten Umfang
fortzusetzen (Bindung von Geldkapital); oder der Akkumulations-Geld- 20
fonds, wenn vorhanden, dient ganz oder theilweise, statt zur Erweiterung
des Reproduktionsprocesses, zu seinem Betrieb auf der alten Stufenleiter.
Es ist dies auch Bindung von Geldkapital, nur daß hier das zuschüssige
Geldkapital nicht von außen her, vom Geldmarkt, sondern aus den Mit
teln des industriellen Kapitalisten selbst herkommt.
25
Es können aber bei P . .. P, W' . .. W', modificirende Umstände statt
finden. Hat unser Baumwollspinner z . B. großen Vorrath von Baumwolle
(also großen Theil seines produktiven Kapitals in Form von Baumwoll-
vorrath), so wird ein Theil seines produktiven Kapitals entwerthet durch
einen Fall der Baumwollpreise; sind letztere dagegen gestiegen, so findet 30
Werthsteigerung dieses Theils seines produktiven Kapitals statt. Andrer
seits, hat er große Massen in der Form des Waarenkapitals fixirt, z . B. in
Baumwollgarn, so wird beim Fall der Baumwolle ein Theil seines Waa
renkapitals, also überhaupt seines im Kreislauf befindlichen Kapitals
deprecirt; umgekehrt beim Steigen der Baumwollpreise. Endlich, in dem 35
Proceß W ' - G - W
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•
Einfluß der Differenz im Umschlag auf Verwertung des Kapitals
schlagsperiode 450 £ statt 900 £ vorgeschoßnes Kapital nöthig. 450 £ des
vorgeschoßnen Kapitalwerths werden ausgeschieden zunächst als Geld
kapital, aber der Produktionsproceß auf derselben Stufenleiter und mit
derselben Umschlagsperiode und der früheren Theilung derselben werde
5 fortgesetzt. Auch die jährliche Produktmasse bleibt dieselbe, aber ihr
Werth ist um die Hälfte gefallen. Weder eine Beschleunigung im Umlauf,
noch eine Aendrung in der Masse des cirkulirenden Geldes hat diesen
Wechsel hervorgebracht, der auch von einem Wechsel in Angebot und
Nachfrage von Geldkapital begleitet ist. Umgekehrt. Der Fall im Werth,
10 resp. Preis, der Elemente des produktiven Kapitals um die Hälfte, hätte
zuerst die Wirkung, daß ein um die Hälfte verminderter Kapitalwerth für
das nach wie vor auf gleicher Stufenleiter fortgeführte Geschäft X vor
geschossen, also auch nur die Hälfte Geld von Seiten des Geschäfts X auf
den Markt zu werfen wäre, da das Geschäft X diesen Kapitalwerth zu-
15 nächst in der F o rm von Geld, d.h. als Geldkapital vorschießt. Die in
Cirkulation geworfne Geldmasse hätte abgenommen, weil die Preise der
Produktionselemente gefallen. Dies wäre die erste Wirkung. Zweitens
aber: Die Hälfte des ursprünglich vorgeschoßnen Kapitalwerths von
900 £ = 450 £, die a) abwechselnd beständig die Form von Geldkapital,
20 produktivem Kapital und Waarenkapital durchlief, b) sich gleichzeitig
beständig nebeneinander zum Theil in der F o rm von Geldkapital, zum
Theil in der von produktivem Kapital, und zum Theil in der von Waaren
kapital befand, würde ausgeschieden aus dem Kreislauf des Geschäfts X
und daher als zuschüssiges ||355| Geldkapital auf den Geldmarkt treten,
25 als zuschüssiger Bestandtheil auf ihn wirken. Diese freigesetzten 450 £
Geld wirken als Geldkapital, nicht weil sie zur Betreibung des Ge
schäfts X überschüssig gewordnes Geld sind, sondern weil sie Bestand
theil des Original-Kapitalwerths sind, daher als Kapital fortwirken und
nicht als Cirkulationsmittel verausgabt werden sollen. Die nächste Form,
30 sie als Kapital wirken zu lassen, ist sie als Geldkapital auf den Geldmarkt
zu werfen. Andrerseits könnte auch die Stufenleiter der Produktion (ab
gesehn vom fixen Kapital) verdoppelt werden. Mit demselben vorge
schoßnen Kapital von 900 £ würde dann ein Produktionsproceß von
doppeltem Umfang betrieben.
35
Stiegen andrerseits die Preise der flüssigen Elemente des produktiven
Kapitals um die Hälfte, so wären statt 100 £ wöchentlich 150 £ nöthig,
also statt 900 £ vielmehr 1350 £. 450 £ zuschüssiges Kapital wäre nöthig,
um das Geschäft auf derselben Stufenleiter zu betreiben, und dies würde
pro tanto, je nach dem Stand des Geldmarkts, einen größren oder gering-
40 ren Druck auf ihn ausüben. Wäre alles auf ihm disponible Kapital schon
verlangt, so entstände erhöhte Konkurrenz um disponibles Kapital. Läge
ein Theil desselben brach, so würde er pro tanto in Aktivität gerufen.
251
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
Aber es kann auch drittens, bei gegebner Stufenleiter der Produktion,
gleichbleibender Umschlagsgeschwindigkeit und gleichbleibendem Preise
der Elemente des flüssigen produktiven Kapitals, der Preis der Produkte
des Geschäfts X fallen oder steigen. Fällt der Preis der vom Geschäft X
gelieferten Waaren, so sinkt der Preis seines Waarenkapitals von 600 £, 5
die es beständig in Cirkulation warf, z . B. auf 500 £. Ein Sechstel vom
Werth des vorgeschoßnen Kapitals fließt also nicht aus dem Cirkula
tionsproceß zurück (der im Waarenkapital steckende Mehrwerth bleibt
hier außer Frage); es geht in demselben verloren. Aber da der Werth,
resp. Preis, der Produktionselemente derselbe bleibt, reicht dieser Rück- 10
5k des beständig im Produktionsproceß
fluß von 500 £ nur hin, um
beschäftigten Kapitals von 600 £ zu ersetzen. Es müßten also 100 £ zu
schüssiges Geldkapital verausgabt werden, um die Produktion auf der
selben Stufenleiter fortzusetzen.
Umgekehrt: Stiege der Preis der Produkte des Geschäfts X, so der Preis 15
des Waarenkapitals von 600 £ auf z . B. 700 £. Ein Siebentel seines Preises
= 100 £ kommt nicht aus dem Produktionsproceß her, ist nicht in ihm
vorgeschossen worden, sondern fließt aus dem Cirkulationsproceß her.
Es sind aber nur 600 £ nöthig, um die ||356| produktiven Elemente zu
ersetzen; also Freisetzung von 100 £.
20
Die Untersuchung der Ursachen, warum im ersten Fall die Umschlags
periode sich abkürzt oder verlängert, im zweiten Fall die Preise von R o h
material und Arbeit, im dritten Fall die Preise der gelieferten Produkte
steigen oder fallen, gehört nicht in den Kreis der bisherigen Unter
suchung.
25
Was aber wohl hierher gehört ist dies:
/. Fall.
Gleichbleibende
Produktionselemente und Produkte, Wechsel
der
Umschlagsperiode.
Produktionsleiter,
gleichbleibende
der
in der Cirkulations- und daher
Preise
Nach Voraussetzung unsres Beispiels wird durch Verkürzung der Cir- 30
kulationsperiode 'h weniger vorgeschoßnes Gesammtkapital nöthig, das
letztre daher von 900 £ auf 800 £ reducirt und 100 £ Geldkapital ausge
schieden.
D as Geschäft X liefert nach wie vor dasselbe sechswöchentliche Pro
dukt mit demselben Werth von 600 £, und da das ganze Jahr durch un- 35
unterbrochen gearbeitet wird, liefert es in 51 Wochen dieselbe Masse Pro
dukt zum Werth von 5100 £. Also in Bezug auf die Massen und den Preis
des Produkts, den das Geschäft in die Cirkulation wirft, besteht keine
Veränderung, auch nicht in Bezug auf die Termine, in welchen es das
Produkt auf den Markt wirft. Aber es sind 100 £ ausgeschieden, weil 40
durch Verkürzung der Cirkulationsperiode der Proceß mit nur 800 £ Vor-
252
Einfluß der Differenz im Umschlag auf Verwertung des Kapitals
schußkapital gesättigt ist, statt vorher mit 900 £. Die 100 £ ausgeschied-
nes Kapital existiren in der F o rm von Geldkapital. Sie repräsentiren aber
keineswegs den Theil des vorgeschoßnen Kapitals, der beständig in der
F o rm von Geldkapital fungiren ||357| müßte. Unterstellen wir, von
5 dem vorgeschoßnen flüssigen Kapital I = 600 £ würden 4h beständig in
1/s = 120 £ in Arbeits
Produktionsmaterialien ausgelegt, = 480 £, und
lohn. Also wöchentlich 80 £ in Produktionsstoffen und 20 £ in Arbeits
lohn. Kapital II = 300 £ muß also ebenfalls getheilt werden in 4/s = 240 £
1h - 60 £ für Arbeitslohn. Das in Arbeitslohn
für Produktionsstoffe und
10 ausgelegte Kapital muß stets in Geldform vorgeschossen werden. Sobald
das Waarenprodukt zum Werthbetrage von 600 £ in Geldform rückver
wandelt, verkauft ist, können davon 480 £ in Produktionsstoffe (in pro
duktiven Vorrath) verwandelt werden, aber 120 £ behalten ihre Geld
form, um zur Zahlung des Arbeitslohns für 6 Wochen zu dienen. Diese
15 120 £ sind das Minimum des zurückfließenden Kapitals von 600 £, wel
ches stets in der F o rm von Geldkapital erneuert und ersetzt werden, und
daher stets als in Geldform fungirender Theil des vorgeschoßnen Kapi
tals vorhanden sein muß.
Wenn nun von den, periodisch für 3 Wochen freigesetzten, und eben-
20 falls in 240 £ produktiven Vorrath und 60 £ Arbeitslohn spaltbaren 300 £
durch Verkürzung der Umlaufszeit 100 £ in der F o rm von Geldkapital
ausgeschieden, ganz aus dem Mechanismus des Umschlags herausgewor
fen werden - wo kommt das Geld für diese 100 £ Geldkapital her? Nur
zum fünften Theil bestehn sie aus periodisch innerhalb der Umschläge
25 freigesetztem Geldkapital. Aber 4/s = 80 £ sind bereits ersetzt durch zu
schüssigen Produktionsvorrath zu demselben Werth. In welcher Weise
wird dieser zuschüssige Produktionsvorrath in Geld verwandelt, und wo
kommt das Geld zu diesem Umsatz her?
Ist die Verkürzung der Umlaufszeit einmal eingetreten, so werden von
30 den obigen 600 £ statt 480 £, nur 400 £ in Produktionsvorrath rückver
wandelt. Die übrigen 80 £ werden in ihrer Geldform festgehalten und
bilden mit den obigen 20 £ für Arbeitslohn die 100 £ ausgeschiednes K a
pital. Obgleich diese 100 £ vermittelst des Verkaufs der 600 £ Waaren
kapital aus der Cirkulation herkommen und ihr jetzt entzogen werden,
35 indem sie nicht wieder in Arbeitslohn und Produktionselementen ausge
legt werden, so ist nicht zu vergessen, daß sie in Geldform wieder in
derselben F o rm sind, worin sie ursprünglich in die Cirkulation geworfen
wurden. Anfänglich wurden 900 £ Geld in Produktionsvorrath und Ar
beitslohn ausgelegt. Um denselben Produktionsproceß auszuführen, sind
40 jetzt nur noch 800 £ nöthig. Die hiermit in Geldform ausgeschiednen
100 £ bilden jetzt ein neues, Anlage suchendes Geldkapital, einen neuen
253
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
Bestandtheil des Geldmarkts. Sie befanden sich zwar periodisch schon
früher in der Form von freigesetztem Geldkapital und zuschüssigem
Produktivkapital, aber diese latenten Zustände selbst waren Bedingung
für die Ausführung, weil für die ||358| Kontinuität, des Produktions
processes. Jetzt sind sie nicht mehr dazu nöthig und bilden deswegen 5
neues Geldkapital und einen Bestandtheil des Geldmarkts, obgleich sie
durchaus weder ein zuschüssiges Element des vorhandnen gesellschaftli
chen Geldvorraths bilden (denn sie existirten beim Beginn des Geschäfts
und wurden durch es in die Cirkulation geworfen) noch einen neuakku-
mulirten Schatz.
10
Diese 100 £ sind jetzt in der That der Cirkulation entzogen, soweit sie
ein Theil des vorgeschoßnen Geldkapitals sind, der nicht mehr in dem
selben Geschäft angewandt wird. Aber diese Entziehung ist nur möglich,
weil die Verwandlung des Waarenkapitals in Geld und dieses Geldes in
produktives Kapital, W ' - G -W um eine Woche beschleunigt, also auch 15
der Umlauf des in diesem Proceß thätigen Geldes beschleunigt ist. Sie
sind ihr entzogen, weil sie nicht mehr zum Umschlag des Kapitals X
nöthig.
Es ist hier angenommen, daß das vorgeschoßne Kapital seinem An
wender gehört. Wäre es geborgt, so änderte das nichts. Mit der Verkür- 20
zung der Umlaufszeit hätte er statt 900 £ nur noch 800 £ geborgtes K a
pital nöthig. 100 £ dem Borger zurückgegeben, bilden nach wie vor 100 £
neues Geldkapital, nur in der Hand von Y statt in der Hand von X.
Erhält ferner Kapitalist X seine Produktionsstoffe zum Werth von 480 £
auf Kredit, sodaß er nur 120 £ in Geld für Arbeitslohn selbst vorzu- 25
schießen hat, so würde er jetzt für 80 £ weniger Produktionsstoffe auf
Kredit zu beziehn haben, diese also überschüssiges Waarenkapital für
den Kredit gebenden Kapitalisten bilden, während Kapitalist X 20 £ in
Geld ausgeschieden hätte.
Der zuschüssige Produktionsvorrath ist jetzt reducirt um '/3. Er war, 30
als 4/s von 300 £, dem zuschüssigen Kapital II, = 240 £, er ist jetzt nur
= 160 £; d.h. zuschüssiger Vorrath für 2 Wochen statt für 3. Er wird jetzt
alle 2 Wochen erneuert statt alle 3, aber auch nur für je 2 Wochen statt
für 3. Die Einkäufe, z . B. auf dem Baum wollmarkt, wiederholen sich so
häufiger und in kleineren Portionen. Dieselbe Portion Baumwolle wird 35
dem Markt entzogen, denn die Masse des Produkts bleibt gleich. Aber
die Entziehung vertheilt sich anders in der Zeit und über mehr Zeit.
Nehmen wir z. B. an, es handle sich um 3 Monate und um 2; der Jahres
konsum an Baumwolle sei 1200 Ballen. Im ersten Fall werden verkauft:
254
Einfluß der Differenz im Umschlag auf Verwertung des Kapitals
300 Ballen, bleiben auf Lager 900 Ballen
1. Januar
300
1. April
1. Juli
300
1. Oktober 300
600
300
0
"
"
"
"
5
Dagegen im zweiten Fall:
1. Januar
1. März
1. Mai
1. Juli
1. September
1. November
verkauft 200, auf Lager 1000 Ballen
200
200
200
200
200
"
"
"
"
"
800
600
400
200
0
'
'
'
1
'
Also fließt das in Baumwolle angelegte Geld erst einen Monat später
zurück, im November statt im Oktober. Wenn also durch ||359| die Ver
kürzung der Umlaufszeit und damit des Umschlags, '/9 des vorgeschoß-
15 nen Kapitals = 100 £ ausgeschieden wird in der Form von Geldkapital,
und wenn diese 100 £ sich zusammensetzten aus 20 £ periodisch über
schüssigem Geldkapital für Zahlung des Wochenlohns, und aus 80 £, die
als periodisch überschüssiger Produktionsvorrath für eine Woche existir-
ten, - so entspricht mit Bezug auf diese 80 £, dem verringerten über-
20 schüssigen Produktionsvorrath auf Seite des Fabrikanten der vergrößerte
Waarenvorrath auf Seite des Baumwollhändlers. Dieselbe Baumwolle
liegt ebensoviel länger auf seinem Lager als Waare, als sie kürzer auf dem
Lager des Fabrikanten als Produktionsvorrath liegt.
Bisher nehmen wir an, die Verkürzung der Umlaufszeit im Geschäft X
25 rühre daher, daß X seine Waare rascher verkauft oder bezahlt erhält,
resp. bei Kredit der Zahlungstermin verkürzt wird. Diese Verkürzung ist
also abgeleitet aus einer Verkürzung des Verkaufs der Waare, der Ver
wandlung von Waarenkapital in Geldkapital, W ' - G, der ersten Phase des
Cirkulationsprocesses. Sie könnte auch entspringen aus der zweiten
30 Phase G - W, und daher aus gleichzeitiger Aenderung, sei es in der Ar
beitsperiode, sei es in der Umlaufszeit der Kapitale Y, Z etc., die dem
Kapitalisten X die Produktionselemente seines flüssigen Kapitals liefern.
Z . B. wenn Baumwolle, Kohle etc. bei dem alten Transport 3 Wochen
auf Reise sind von ihrem Produktions- oder Stapelplatz bis zum Sitz der
35 Produktionsstätte des Kapitalisten X, so muß das Minimum des Produk
tionsvorraths von X bis zur Ankunft neuer Vorräthe wenigstens für
3 Wochen reichen. Solange Baumwolle und Kohle sich auf Reisen befin
den, können sie nicht als Produktionsmittel dienen. Sie bilden jetzt
vielmehr einen Arbeitsgegenstand der Transportindustrie und des darin
40 beschäftigten Kapitals, und in seiner Cirkulation befindliches Waaren
kapital für den Kohlenproducenten oder den Baumwollenverkäufer. Bei
255
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
verbessertem Transport reducire sich die Reise auf 2 Wochen. So kann
der Produktionsvorrath aus einem 3wöchentlichen sich in einen zwei
wöchentlichen verwandeln. Damit wird das hierfür vorgeschoßne Zu
schußkapital von 80 £ freigesetzt, und ebenso das von 20 £ für Arbeits
lohn, weil das umgeschlagne Kapital von 600 £ eine Woche früher zu- 5
rückfließt.
Andrerseits, wenn z . B. die Arbeitsperiode des Kapitals, das den R o h
stoff liefert, sich verkürzt (wovon Beispiele in den vorigen Kapiteln ge
geben), also auch die Möglichkeit den Rohstoff zu erneuern, kann der
produktive Vorrath sich vermindern, der Zeitraum von einer Erneurungs- 10
période bis zur andern sich verkürzen.
Wenn umgekehrt die Umlaufszeit und daher die Umschlagsperiode
sich verlängert, so ist Vorschuß von zuschüssigem ||360| Kapital nöthig.
Aus der Tasche des Kapitalisten selbst, wenn er zuschüssiges Kapital
besitzt. Dies wird dann aber in irgend einer Form angelegt sein, als Theil 15
des Geldmarkts; um es disponibel zu machen, muß es aus der alten Form
losgeschält, z . B. Aktien verkauft, Depositen entzogen werden, sodaß
auch hier indirekte Wirkung auf den Geldmarkt eintritt. Oder er muß es
aufnehmen. Was den für Arbeitslohn nöthigen Theil des zuschüssigen
Kapitals betrifft, so ist er unter normalen Umständen stets als Geld- 20
kapital vorzuschießen, und hierfür übt der Kapitalist X seinen Antheil
direkten Drucks auf den Geldmarkt aus. F ür den in Produktionsstoffen
anzulegenden Theil ist dies nur dann unerläßlich, wenn er sie baar zahlen
muß. Kann er sie auf Kredit erhalten, so übt dies keinen direkten Einfluß
auf den Geldmarkt, da das zuschüssige Kapital dann direkt als Produk- 25
tionsvorrath und nicht in erster Instanz als Geldkapital vorgeschossen
wird. Sofern sein Kreditgeber etwa den von X erhaltnen Wechsel wieder
direkt auf den Geldmarkt wirft, ihn diskontiren läßt etc., würde dies
indirekt, durch zweite Hand auf den Geldmarkt wirken. Benutzt er aber
diesen Wechsel um damit z . B. eine später abzutragende Schuld zu dek- 30
ken, so wirkt dies zuschüssig vorgeschoßne Kapital weder direkt noch
indirekt auf den Geldmarkt.
der
Produktionsstoffe,
Preiswechsel
Umstände
andern
alle
II. Fall:
unverändert.
Wir nahmen eben an, daß das Gesammtkapital von 900 £ ausgelegt 35
wird zu 4/s = 720 £ in Produktionsstoffen, und zu Vs = 180 £ in Arbeits
lohn.
Fallen die Produktionsstoffe um die Hälfte, so erfordern sie für die
6wöchentliche Arbeitsperiode nur 240 £ statt 480 £ und für das Zusatz
kapital Nr. II nur 120 £ statt 240 £. Kapital I wird also reducirt von 40
600 £ auf 2 4 0+ 120 = 360 £, und Kapital II von 300 £ auf 120 + 60
256
Einfluß der Differenz im Umschlag auf Verwertung des Kapitals
= 180 £. Das Gesammtkapital von 900 £ auf 360 + 180 = 540 £. Es wer
den also ausgeschieden 360 £.
Dies ausgeschiedne und jetzt unbeschäftigte, daher auf dem Geldmarkt
Anlage suchende Kapital, Geldkapital, ist nichts als ein Stück des ur-
5 sprünglich als Geldkapital vorgeschoßnen Kapitals von 900 £, das durch
den Preisfall der Produktionselemente, worin es periodisch rückverwan
delt, überflüssig geworden ist, soll das Geschäft nicht erweitert, sondern
auf der alten Stufenleiter fortgesetzt werden. Wäre dieser Preisfall nicht
zufälligen Umständen geschuldet, (besonders reicher Ernte, Ueberzufuhr
10 etc.) sondern einer Vermehrung der Produktivkraft in dem Zweig der
den Rohstoff liefert, so wäre dies Geldkapital ein absoluter Zuschuß zum
Geldmarkt, überhaupt zu dem in der F o rm von Geldkapital disponiblen
Kapital, weil es keinen integrirenden Bestandtheil des bereits angewand
ten Kapitals mehr bildete. |
15
|361| /77. Fall. Preiswechsel im Marktpreis des Produkts selbst.
Hier geht bei Fall des Preises ein Theil des Kapitals verloren, und muß
daher durch neuen Vorschuß von Geldkapital ersetzt werden. Dieser Ver
lust des Verkäufers mag wiedergewonnen werden durch den Käufer. Di
rekt, wenn das Produkt nur durch zufällige Konjunkturen in seinem
20 Marktpreis gefallen und nachher wieder auf seinen normalen Preis steigt.
Indirekt, wenn der Preiswechsel durch Werthwechsel hervorgebracht ist,
der auf das alte Produkt reagirt, und wenn dies Produkt wieder als Pro
duktionselement in eine andre Produktionssphäre eingeht und hier pro
tanto Kapital freisetzt. In beiden Fällen kann das für X verlorne Kapital,
25 für dessen Ersatz er auf den Geldmarkt drückt, von seinen Geschäfts
freunden demselben Geldmarkt als neues zuschüssiges Kapital zugeführt
sein. Es findet dann nur Uebertragung statt.
Steigt umgekehrt der Preis des Produkts, so wird ein Kapitaltheil, der
nicht vorgeschossen war, aus der Cirkulation angeeignet. Er ist kein or-
30 ganischer Theil des im Produktionsproceß vorgeschoßnen Kapitals, und
bildet daher, wenn die Produktion nicht ausgedehnt wird, ausgeschiednes
Geldkapital. Da hier angenommen, daß die Preise der Elemente des Pro
dukts gegeben waren, bevor es als Waarenkapital auf den Markt trat, so
könnte hier ein wirklicher Werthwechsel die Preiserhöhung verursacht
35 haben, soweit er retroaktiv wirkte, z . B. die Rohmaterialien nachträglich
gestiegen wären. In diesem Falle gewänne der Kapitalist X an seinem als
Waarenkapital cirkulirenden Produkt und an seinem vorhandnen Pro
duktionsvorrath. Dieser Gewinn würde ihm ein Zuschußkapital liefern,
das bei den neuen, erhöhten Preisen der Produktionselemente zum Fort-
40 betrieb seines Geschäfts jetzt nöthig wird.
257
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
Oder aber die Preiserhöhung ist nur vorübergehend. Was dann auf
Seite des Kapitalisten X als zuschüssiges Kapital nöthig wird, fällt auf
andrer Seite als freigesetztes aus, soweit sein Produkt ein Produktions
element für andre Geschäftszweige bildet. Was der Eine verloren, hat der
Andre gewonnen. |
5
|362| KAPITEL
Der Umschlag des variablen Kapitals.
Die Jahresrate des Mehrwerths.
Unterstellen wir ein cirkulirendes Kapital von 2500 £, und zwar
= 2000 £ konstantes Kapital (Produktionsstoffe) und Vs = 500 £ variables 10
in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital.
4h
Die Umschlagsperiode sei 5 Wochen; die Arbeitsperiode = 4 Wochen,
die Cirkulationsperiode = 1 Woche. Dann ist Kapital I = 2000 £, beste
hend aus 1600 £ konstantem Kapital und 400 £ variablem Kapital; K a
pital II = 500 £, davon 400 £ konstant und 100 £ variabel. In jeder Ar- 15
beitswoche wird ein Kapital von 500 £ ausgelegt. In einem Jahr von
50 Wochen wird ein Jahresprodukt von 50 x 500 = 25 000 £ hergestellt.
Das beständig in einer Arbeitsperiode angewandte Kapital I von 2000 £
schlägt also 12'/2 mal um. I2V2 x 2000 = 25 000 £. Von diesen 25 000 £
sind 4h - 20 000 £ konstantes, in Produktionsmitteln ausgelegtes Kapital, 20
und 'A = 5000 £ variables in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital.
Das während der Produktion verausgabte variable cirkulirende Kapi
tal kann nur von neuem im Cirkulationsproceß dienen, soweit das Pro
dukt, worin sein Werth reproducirt ist, verkauft, aus Waarenkapital in
Geldkapital verwandelt ist, um von neuem in Zahlung von Arbeitskraft 25
ausgelegt zu werden. Aber ebenso verhält es sich mit dem in der Produk
tion ausgelegten konstanten cirkulirenden Kapital (den Produktionsstof
fen), deren Werth als Werththeil im Produkt wieder erscheint. Was diese
beiden Theile - der variable und der konstante Theil des cirkulirenden
Kapitals - gemein haben, und was sie unterscheidet vom fixen Kapital, 30
ist nicht, daß ihr auf das Produkt übertragner Werth durch das Waaren
kapital cirkulirt wird, d.h. durch die Cirkulation des Produkts als Waare
cirkulirt. Ein Werththeil des Produkts, und daher des als Waare cirkuli
renden Produkts, des Waarenkapitals, besteht immer aus dem Verschleiß
des fixen Kapitals, oder dem Werththeil des fixen Kapitals, den es wäh- 35
258
Umschlag des variablen Kapitals
rend der Produktion auf das Produkt übertragen hat. Aber der Unter
schied ist der. Das fixe Kapital fährt fort in seiner alten Gebrauchsgestalt
im Produktionsproceß zu fungiren während eines längren oder kürzren
Cyklus von Umschlagsperioden des cirkulirenden Kapitals (= cirkuliren-
5 dem konstantem + cirkulirendem variablem Kapital), während jeder ein
zelne Umschlag den Ersatz des gesammten, aus der Produktionssphäre
- in der Gestalt von Waarenkapital - in die Cirkulationssphäre einge-
tretnen cirkulirenden Kapitals zur Bedingung hat. Die erste Phase der|
13631 Cirkulation W ' - G' haben flüssiges konstantes und flüssiges varia-
10 bles Kapital gemein. In der zweiten Phase trennen sie sich. Das Geld,
worin die Waare rückverwandelt ist, wird zu einem Theil in Produkti
onsvorrath umgesetzt (cirkulirendes konstantes Kapital). Je nach den
verschiednen Kaufterminen der Bestandtheile desselben mag ein Theil
früher, der andre später aus Geld in Produktionsstoffe umgesetzt werden,
15 schließlich aber geht er ganz darin auf. Ein andrer Theil des aus dem
Verkauf der Waare gelösten Geldes bleibt liegen als Geldvorrath, um
nach und nach in Zahlung der dem Produktionsproceß einverleibten Ar
beitskraft verausgabt zu werden. Er bildet das cirkulirende variable K a
pital. Nichtsdestoweniger kommt der ganze Ersatz des einen oder andren
20 Theils jedesmal aus dem Umschlag des Kapitals, seiner Verwandlung in
Produkt, aus Produkt in Waare, aus Waare in Geld her. Dies ist der
Grund, warum im vorigen Kapitel, ohne Rücksicht auf das fixe Kapital,
der Umschlag des cirkulirenden Kapitals - konstanten und variablen -
besonders und gemeinsam behandelt worden ist.
25
Für die Frage, die wir jetzt zu behandeln haben, müssen wir einen
Schritt weiter gehn, und den variablen Theil des cirkulirenden Kapitals
so behandeln, als ob er ausschließlich das cirkulirende Kapital bilde.
D.h. wir sehn ab von dem konstanten cirkulirenden Kapital, das zusam
men mit ihm umschlägt.
30
Es sind vorgeschossen 2500 £, und der Werth des Jahresprodukts ist
= 25 000 £. Aber der variable Theil des cirkulirenden Kapitals ist 500 £;
daher das in 25 000 £ enthaltne variable Kapital = ^
= 5000 £. Di-
vidiren wir die 5000 £ durch 500, so erhalten wir die Umschlagszahl 10.
Diese Durchschnittsrechnung, wonach der Werth des Jahresprodukts
35 dividirt wird durch den Werth des vorgeschoßnen Kapitals und nicht
durch den Werth des beständig in einer Arbeitsperiode angewandten
Theils dieses Kapitals (also hier nicht durch 400 sondern 500, nicht durch
Kapital I, sondern durch Kapital I plus Kapital II) ist hier, wo es sich nur
um Produktion des Mehrwerths handelt, absolut exakt. M an wird später
40 sehn, daß sie unter andrem Gesichtspunkt nicht ganz exakt ist, wie über-
259
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
haupt diese Durchschnittsrechnung nicht ganz exakt ist. D . h. sie genügt
für die praktischen Zwecke des Kapitalisten, aber sie drückt nicht alle
realen Umstände des Umschlags exakt oder angemessen aus.
Wir haben bisher von einem Werththeil des Waarenkapitals ganz ab
gesehn, nämlich von dem in ihm steckenden Mehrwerth, der während des 5
Produktionsprocesses producirt und dem Produkt einverleibt worden ist.
Hierauf haben wir jetzt unser Augenmerk zu richten. |
|364| Gesetzt, das wöchentlich ausgelegte variable Kapital von 100 £
producirt einen Mehrwerth von 100% = 100 £, so producirt das in der
Umschlagsperiode von 5 Wochen ausgelegte variable Kapital von 500 £ 10
einen Mehrwerth von 500 £. D . h. eine Hälfte des Arbeitstags besteht aus
Mehrarbeit.
Wenn aber 500 £ variables Kapital 500 £, so produciren 5000 einen
Mehrwerth von 10 x 500 = 5000 £. Das vorgeschoßne variable Kapital ist
aber gleich 500 £. Das Verhältniß der während des Jahres producirten 15
Gesamtmasse von Mehrwerth zu der Werthsumme des vorgeschoßnen
variablen Kapitals nennen wir die jährliche Rate oder die Jahresrate des
Mehrwerths. Diese also ist im vorliegenden Fall =
~ 1000%. Ana
lysiren wir diese Rate näher, so zeigt sich, daß sie gleich ist der Rate
des Mehrwerths, die das vorgeschoßne variable Kapital während einer 20
Umschlagsperiode producirt, multiplicirt mit der Anzahl der Umschläge
des variablen Kapitals (die mit der Anzahl der Umschläge des ganzen
cirkulirenden Kapitals zusammenfällt).
Das während einer Umschlagsperiode vorgeschoßne variable Kapital
ist im vorliegenden Fall = 500 £; der darin erzeugte Mehrwerth ebenfalls 25
= 500 £. Die Rate des Mehrwerths während einer Umschlagsperiode ist
daher = ^ ? ^m = 100%. Diese 1 0 0% multiplicirt mit 10, der Anzahl der
Umschläge im Jahr, gibt
= 1000%.
500
Dies gilt für die Jahresrate des Mehrwerths. Was aber die Masse des
Mehrwerths anbetrifft, die während einer bestimmten Umschlagsperiode 30
erzielt wird, so ist diese Masse = dem Werth des während dieser Periode
vorgeschoßnen variablen Kapitals, hier = 500 £, multiplicirt mit der Rate
des Mehrwerths, hier also = 500 x j j j jj = 500 x 1 = 500. Wäre das vor
geschoßne Kapital = 1500 £ bei gleicher Rate des Mehrwerths, so die
Masse des Mehrwerths = 1500 x
= 1500 £.
35
260
Umschlag des variablen Kapitals
Das variable Kapital von 500 £, welches 10 mal im Jahr umschlägt,
innerhalb des Jahres einen Mehrwerth von 5000 £ producirt, für welches
die Jahresrate des Mehrwerths also = 1000% ist, wollen wir Kapital A
nennen.
5
Unterstellen wir nun, daß ein andres variables Kapital B von 5000 £
für ein ganzes Jahr (d.h. hier für 50 Wochen) vorgeschossen wird, und
daher nur einmal im Jahr umschlägt. Wir unterstellen dabei ferner, daß
Ende des ||365| Jahres das Produkt am selben Tage bezahlt wird, wo es
fertig, also das Geldkapital, worin es verwandelt, am selben Tag zurück-
10 fließt. Die Cirkulationsperiode ist also hier = 0, die Umschlagsperiode
= der Arbeitsperiode, nämlich = 1 Jahr. Wie im vorigen Fall befindet sich
im Arbeitsproceß jede Woche ein variables Kapital von 100 £, daher in
50 Wochen von 5000 £. Die Rate des Mehrwerths sei ferner dieselbe
= 100%, d.h. bei gleicher Länge des Arbeitstags bestehe die Hälfte aus
15 Mehrarbeit. Betrachten wir 5 Wochen, so ist das angelegte variable K a
pital = 500 £, Rate des Mehrwerths = 100%, die während der 5 Wochen
erzeugte Masse des Mehrwerths also = 500 £. Die Masse der Arbeits
kraft, die hier exploitirt wird, und der Exploitationsgrad derselben, sind
hier nach der Voraussetzung exakt gleich denen von Kapital A.
20
In je einer Woche erzeugt das angelegte variable Kapital von 100 £
einen Mehrwerth von 100 £, in 50 Wochen daher das angelegte Kapital
von 50 x 100 = 5000 £, einen Mehrwerth von 5000 £. Die Masse des
jährlich producirten Mehrwerths
im vorigen Fall
= 5000 £, aber die Jahresrate des Mehrwerths ist durchaus verschieden.
25 Sie ist gleich dem während des Jahres producirten Mehrwerth, dividirt
ist dieselbe wie
durch das vorgeschoßne variable Kapital: ^ Q Q Q^ = 100%, während sie
vorher für Kapital A = 1 0 0 0% war.
Bei Kapital A wie bei Kapital B haben wir wöchentlich 100 £ variables
Kapital verausgabt; der Verwerthungsgrad oder die R a te des Mehrwerths
30 ist ebenso dieselbe, = 100%; die Größe des variablen Kapitals ist auch
dieselbe = 100 £. Es wird dieselbe Masse Arbeitskraft exploitirt, die G r ö
ße und der Grad der Exploitation sind in beiden Fällen dieselben, die
Arbeitstage sind gleich, und gleich getheilt in nothwendige Arbeit und
Mehrarbeit. Die während des Jahres angewandte variable Kapitalsumme
35 ist gleich groß = 5000 £, setzt dieselbe Masse von Arbeit in Bewegung,
und extrahirt aus der von den beiden gleichen Kapitalen in Bewegung
gesetzten Arbeitskraft dieselbe Masse Mehrwerth, 5000 £. Dennoch ist in
der Jahresrate des Mehrwerths von A und B eine Differenz von 900%.
Dies Phänomen sieht allerdings danach aus, als hinge die Rate des
40 Mehrwerths nicht nur ab von der Masse und dem Exploitationsgrad der
261
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
vom variablen Kapital in Bewegung gesetzten Arbeitskraft, sondern au
ßerdem von, aus dem Cirkulationsproceß entspringenden, unerklärlichen
Einflüssen; und in der That ist dies Phänomen so gedeutet worden und
hat, wenn auch nicht in dieser seiner reinen, sondern in seiner kompli-
cirteren und versteckteren F o rm (der der jährlichen Profitrate) eine völ- 5
lige Déroute in der Ricardo'schen Schule seit Anfang der 20er Jahre her
vorgerufen.
Das Wunderliche des Phänomens verschwindet sofort, wenn wir nicht
nur scheinbar, sondern wirklich Kapital A ||366| und Kapital B unter
exakt dieselben Umstände stellen. Dieselben Umstände finden nur statt, 10
wenn das variable Kapital B in demselben Zeitraum seinem ganzen Um
fang nach zur Zahlung von Arbeitskraft verausgabt wird, wie Kapital A.
Die 5000 £ Kapital B werden dann ausgelegt in 5 Wochen, per Woche
1000 £ gibt für das Jahr eine Auslage von 50 000 £. Der Mehrwerth
ist dann ebenfalls unter unserer Voraussetzung = 50 000 £. Das umge- 15
schlagne Kapital = 50 000 £, dividirt durch das vorgeschoßne Kapital
= 5000 £ ergibt die Anzahl der Umschläge = 10. Die Rate des Mehr
werths = gQQQ™ = 100%, multiplicirt mit der Zahl der Umschläge = 10,
ergibt die Jahresrate des Mehrwerths = ~ ^ ü ü üm =
= 1000%.
Jetzt
5000v
1
sind also die Jahresraten des Mehrwerths für A und B gleich, nämlich 20
1000%, aber die Massen des Mehrwerths sind: für B 50 000 £, für A
5000 £; die Massen des producirten Mehrwerths verhalten sich jetzt
wie die vorgeschoßnen Kapitalwerthe B und A, nämlich wie
5000 : 500 = 1 0 : 1. Dafür hat aber auch Kapital B zehnmal so viel Ar
beitskraft in derselben Zeit in Bewegung gesetzt wie Kapital A.
25
Es ist nur das im Arbeitsproceß wirklich angewandte Kapital, welches
den Mehrwerth erzeugt, und für welches alle bisher über den Mehrwerth
gegebnen Gesetze gelten, also auch das Gesetz, daß bei gegebner Rate die
Masse des Mehrwerths durch die relative Größe des variablen Kapitals
bestimmt ist.
30
Der Arbeitsproceß selbst ist gemessen durch die Zeit. Länge des Ar
beitstags gegeben (wie hier, wo wir alle Umstände zwischen Kapital A
und Kapital B gleichsetzen, um die Differenz in der Jahresrate des Mehr
werths in klares Licht zu stellen), besteht die Arbeitswoche aus bestimm
ter Zahl Arbeitstage. Oder wir können
z . B. hier fünfwöchentliche, als einen einzigen Arbeitstag, von 300 Stun
den z . B ., betrachten, wenn der Arbeitstag = 10 Stunden, und die Woche
= 6 Arbeitstagen. Ferner aber müssen wir diese Zahl multipliciren mit der
Anzahl der Arbeiter, die jeden Tag gleichzeitig in demselben Arbeits-
irgend eine Arbeitsperiode, 35
262
Umschlag des variablen Kapitals
processe gemeinsam angewandt werden. Wäre diese Zahl z . B. 10, so der
Wochenbetrag = 60 x 10 = 600 Stunden und eine fünfwöchentliche Ar
beitsperiode = 600 x 5 = 3000 Stunden. Gleichgroße variable Kapitale
sind also angewandt bei gleichgroßer Rate des Mehrwerths und gleicher
5 Länge des Arbeitstags, wenn gleichgroße Massen Arbeitskraft (eine Ar
beitskraft vom selben Preis multiplicirt mit derselben Anzahl) in demsel
ben Zeittermin in Bewegung gesetzt werden. |
|367| Kehren wir nun zu unsern ursprünglichen Beispielen zurück. In
beiden Fällen A und B werden gleichgroße variable Kapitale, 100 £ per
10 Woche, während jeder Woche des Jahres angewandt. Die angewandten,
im Arbeitsproceß wirklich fungirenden variablen Kapitale sind daher
gleich, aber die vorgeschoßnen variablen Kapitale sind durchaus un
gleich. Sub A sind für je 5 Wochen 500 £ vorgeschossen, von denen in
jeder Woche 100 £ angewandt werden. Sub B sind für die erste fünfwö-
15 chentliche Periode 5000 £ vorzuschießen, von denen aber nur 100 £ per
Woche, in den 5 Wochen daher nur 500 £ = Vio des vorgeschoßnen K a
pitals angewandt werden. In der zweiten fünfwöchentlichen Periode sind
4500 £ vorzuschießen, aber nur 500 £ angewandt u.s.w. Das für eine be
stimmte Zeitperiode vorgeschoßne variable Kapital verwandelt sich
20 nur in angewandtes, also wirklich fungirendes und wirkendes variables
Kapital in dem M a ß, wie es wirklich in die vom Arbeitsproceß erfüllten
Abschnitte jener Zeitperiode eintritt, im Arbeitsproceß wirklich fungirt.
In der Zwischenzeit, worin ein Theil davon vorgeschossen ist, um erst in
einem spätem Zeitabschnitt angewandt zu werden, ist dieser Theil so gut
25 wie nicht vorhanden für den Arbeitsproceß, und hat daher keinen Ein
fluß weder auf Werth- noch Mehrwerthbildung. Z. B. beim Kapital A von
500 £. Es ist ganz für 5 Wochen vorgeschossen, aber jede Woche gehn nur
100 £ davon successiv in den Arbeitsproceß ein. In der ersten Woche wird
lh davon angewandt; 4h sind vorgeschossen, ohne angewandt zu werden,
30 obgleich sie für die Arbeitsprocesse der 4 folgenden Wochen vorräthig
und daher vorgeschossen sein müssen.
Die Umstände, welche das Verhältniß zwischen dem vorgeschoßnen
und angewandten variablen Kapital differenziren, wirken auf die Pro
duktion von Mehrwerth - bei gegebner R a te des Mehrwerths - nur in-
35 sofern und nur dadurch ein, daß sie das Quantum variables Kapital dif
ferenziren, welches in einer bestimmten Zeitperiode, z. B. in einer Woche,
5 Wochen etc., wirklich angewandt werden kann. Das vorgeschoßne va
riable Kapital fungirt nur als variables Kapital, soweit wie, und während
der Zeit worin es wirklich angewandt wird; nicht während der Zeit, worin
40 es vorräthig vorgeschossen bleibt, ohne angewandt zu werden. Alle Um
stände aber, welche das Verhältniß zwischen vorgeschoßnem und ange-
263
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
wandtem variablen Kapital differenziren, fassen sich zusammen in der
Differenz der Umschlagsperioden (bestimmt durch Differenz, sei es der |
13681 Arbeitsperiode, sei es der Cirkulationsperiode, sei es beider). Das
Gesetz der Mehrwerthproduktion ist, daß bei gleicher Rate des Mehr
werths gleiche Massen von fungirendem variablen Kapital gleiche Mas- 5
sen Mehrwerth erzeugen. Werden also von den Kapitalen A und B in
gleichen Zeitabschnitten bei gleicher Mehrwerthsrate gleiche Massen va
riables Kapital angewandt, so müssen sie in denselben Zeiträumen glei
che Massen Mehrwerth erzeugen, wie verschieden immer das Verhältniß
dieses in bestimmtem Zeitraum angewandten variablen Kapitals zu dem 10
während desselben Zeitraums vorgeschoßnen variablen Kapitals sei, wie
verschieden daher auch das Verhältniß der erzeugten Mehrwerthmassen,
nicht zu dem angewandten, sondern zu dem überhaupt vorgeschoßnen
variablen Kapital sei. Die Verschiedenheit dieses Verhältnisses, statt den
über die Produktion des Mehrwerths entwickelten Gesetzen zu wider- 15
sprechen, bestätigt sie vielmehr und ist eine unerläßliche Konsequenz
derselben.
Betrachten wir den ersten
fünfwöchentlichen Produktionsabschnitt
von Kapital B. Ende der fünften Woche sind 500 £ angewandt und auf
gezehrt.
20
Das Werthprodukt ist = 1000 £, also |^ = 100%. Ganz wie bei K a
pital A. D aß bei Kapital A der Mehrwerth nebst dem vorgeschoßnen
Kapital realisirt ist, bei B nicht, geht uns hier noch nichts an, wo es sich
nur noch um die Produktion des Mehrwerths und um sein Verhältniß zu
dem während seiner Produktion vorgeschoßnen variablen Kapital han- 25
delt. Berechnen wir dagegen das Verhältniß des Mehrwerths in B, nicht
zu dem während seiner Produktion angewandten und daher aufge
zehrten Theil des vorgeschoßnen Kapitals von 5000 £, sondern zu diesem
vorgeschoßnen Gesammtkapital selbst, so erhalten wir ^ Q Q Q^ = "j7J=10%-
Also für Kapital B 1 0% und für Kapital A 100%, d.h. zehnmal mehr. 30
Würde hier gesagt: Diese Differenz in der Rate des Mehrwerths für
gleichgroße Kapitale, die ein gleiches Quantum Arbeit in Bewegung ge
setzt haben, und zwar Arbeit, die sich zu gleichen Theilen in bezahlte und
unbezahlte Arbeit scheidet, widerspricht den Gesetzen über die Produk
tion des Mehrwerths - so wäre die Antwort einfach und durch den blo- 35
ßen Anblick der faktischen Verhältnisse gegeben: Sub A drückt ihr die
wirkliche Rate des Mehrwerths aus, d.h. das Verhältniß des während fünf
Wochen von einem variablen Kapital von 500 £ producirten Mehrwerths
zu diesem variablen Kapital von 500 £. Sub B dagegen wird in einer Art
264
Umschlag des variablen Kapitals
gerechnet, die nichts zu thun hat weder mit der Produktion des Mehr
werths noch mit der ihr entsprechenden Bestimmung der R a te des Mehr
werths. Die 500 £ Mehrwerth, die mit einem ||369| variablen Kapital von
500 £ producirt worden sind, werden nämlich nicht berechnet mit Bezug
5 auf die 500 £ variables Kapital, das während ihrer Produktion vorge
schossen wird, sondern zu einem Kapital von 5000 £, wovon 9/io, 4500 £,
mit der Produktion dieses Mehrwerths von 500 £ gar nichts zu thun ha
ben, sondern erst allmälig im Verlauf der folgenden 45 Wochen fungiren
sollen, also gar nicht existiren für die Produktion der ersten fünf Wo-
10 chen, um die es sich hier allein handelt. In diesem Falle also bildet die
Differenz in der Rate des Mehrwerths von A und B gar kein Problem.
Vergleichen wir nun die Jahresraten des Mehrwerths für die Kapitale
B und A. F ür Kapital B haben wir ^ » » »m = 100%; für Kapital A
5000m
-p^Tr— = 1000%. Aber das Verhältniß der Mehrwerthraten ist dasselbe
500v
15 wie vorher. D o rt hatten wir:
Jahresrate des Mehrwerths von Kapital B _ 1 0%
Jahresrate des Mehrwerths von Kapital A
1 0 0%
.
haben w ir
Jahresrate des Mehrwerths von Kapital B _ 1 0 0%
Jahresrate des Mehrwerths von Kapital A
1 0 0 0 %'
aber
=
also dasselbe Verhältniß wie oben.
lUU/o
lUUU/o
Jedoch hat sich das Problem jetzt umgedreht. Die Jahresrate des K a-
20 pitals B: g»?,»m = 1 0 0% bietet durchaus keine Abweichung - auch nicht
5000v
°
mehr den Schein einer Abweichung - von den uns bekannten Gesetzen
über die Produktion und die ihr entsprechende R a te des Mehrwerths dar.
Es sind 5000v während des Jahres vorgeschossen und produktiv konsu
mirt worden, sie haben 5000m producirt. Die R a te des Mehrwerths ist
25 also der obige Bruch ^ ? , »m = 100%. Die Jahresrate stimmt mit der
5000v
wirklichen Rate des Mehrwerths. Es ist also diesmal nicht, wie vorher,
Kapital B, sondern Kapital A, das die Anomalie darbietet, die zu er
klären ist.
Wir haben hier die R a te des Mehrwerths - = 7 ^— = 1000%. Aber, wenn
30 im ersten Fall, 500m, das Produkt von 5 Wochen, berechnet wurde auf
ein vorgeschoßnes Kapital von 5000 £, wovon 9/io nicht in seiner Produk
tion verwandt waren, so jetzt 5000m berechnet auf 500v, d.h. nur auf
500v
265
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
Vio des variablen Kapitals, das wirklich in der Produktion von 5000m
verwandt worden; denn die 5000m sind das Produkt eines während
50 Wochen produktiv konsumirten variablen Kapitals von 5000 und
nicht des während einer einzigen fünfwöchentlichen Periode verbrauch
ten Kapitals von 500. Im ||370| ersten Fall wurde der während 5 Wochen 5
producirte Mehrwerth berechnet auf ein Kapital, das für 50 Wochen vor
geschossen ist, also zehnmal größer als das während der 5 Wochen ver
brauchte. Jetzt wird der während 50 Wochen producirte Mehrwerth be
rechnet auf ein Kapital, das für 5 Wochen vorgeschossen, also zehnmal
kleiner ist, als das während der 50 Wochen verbrauchte.
10
Das Kapital A von 500 wird nie länger als für 5 Wochen vorgeschos
sen. Am Ende derselben ist es zurückgeflossen, und kann denselben Pro
ceß im L a uf des Jahres durch zehnmaligen Umschlag lOmal erneuern. Es
folgt daraus zweierlei:
Erstens: Das sub A vorgeschoßne Kapital ist nur fünfmal größer als 15
der beständig im Produktionsproceß einer Woche angewandte Kapital
theil. Kapital B dagegen, das nur einmal in 50 Wochen umschlägt, also
auch für 50 Wochen vorgeschossen sein muß, ist 50 mal größer als der
Theil desselben, der beständig in einer Woche angewandt werden kann.
Der Umschlag modificirt daher das Verhältniß zwischen dem für den 20
Produktionsproceß während des Jahres vorgeschoßnen, und dem für eine
bestimmte Produktionsperiode, z . B. Woche, beständig anwendbaren K a
pital. Und dies gibt uns den ersten Fall, wo der Mehrwerth von 5 Wo
chen nicht auf das während dieser 5 Wochen angewandte Kapital be
rechnet wird, sondern auf das während 50 Wochen angewandte, lOmal 25
größre.
Zweitens: Die Umschlagsperiode des Kapitals A von 5 Wochen bildet
Vio des Jahres, das Jahr umfaßt daher 10 solcher Umschlagsperioden, in
welchen Kapital A von 500 £ stets von neuem angewandt wird. Das an
gewandte Kapital ist hier gleich dem für 5 Wochen vorgeschoßnen K a- 30
pital, multiplicirt mit der Zahl der Umschlagsperioden im Jahr. Das wäh
rend des Jahres angewandte Kapital ist = 500 x 10 = 5000. D as während
des Jahres vorgeschoßne Kapital ist = ^ y j^ = 500. In der That, obgleich
die 500 stets von neuem angewandt werden, werden nie mehr als diesel
ben 500 alle 5 Wochen vorgeschossen. Andrerseits, bei Kapital B, werden 35
während 5 Wochen zwar nur 500 angewandt und für diese 5 Wochen
vorgeschossen. Aber da die Umschlagsperiode hier gleich 50 Wochen, so
ist das während des Jahres angewandte Kapital gleich dem, nicht für je
5 Wochen, sondern für 50 Wochen vorgeschoßnen Kapital. Die jährlich
producirte Masse des Mehrwerths richtet sich aber, bei gegebner Rate 40
266
Umschlag des variablen Kapitals
des Mehrwerths, nach dem während ||371| des Jahres angewandten und
nicht dem während des Jahres vorgeschoßnen Kapital. Sie ist also für
dies einmal umschlagende Kapital von 5000 nicht größer, als für das
zehnmal umschlagende Kapital von 500, und sie ist nur deshalb so groß,
5 weil das einmal im J a hr umschlagende Kapital selbst zehnmal größer ist
als das zehnmal im J a hr umschlagende.
Das während des Jahres umgeschlagne variable Kapital - also der des
jährlichen Produkts oder der jährlichen Verausgabung, der gleich diesem
Theil - ist das im L a uf des Jahres wirklich angewandte, produktiv ver-
10 zehrte variable Kapital. Es folgt daher, daß wenn das jährlich umge
schlagne variable Kapital A und das jährlich umgeschlagne variable
Kapital B gleich groß und sie unter gleichen Verwerthungsbedingungen
angewandt sind, die R a te des Mehrwerths also für beide dieselbe ist, auch
die jährlich producirte Masse Mehrwerth für beide dieselbe sein muß;
15 also auch - da die angewandten Kapitalmassen dieselben - die aufs J a hr
berechnete R a te des Mehrwerths, soweit sie ausgedrückt wird durch:
, .. , .
Jährlich producirte Masse Mehrwerth
„
-Tri—,. .
r - r - j — — — r —r. Uder allgemein ausgedruckt:
Jährlich umgeschlagnes variables Kapital
Welches immer die relative G r ö ße der umgeschlagnen variablen Kapitale,
die Rate ihres im Jahreslauf producirten Mehrwerths ist bestimmt durch
20 die R a te des Mehrwerths, wozu die respektiven Kapitale in durchschnitt
lichen Perioden ( z . B. im wöchentlichen oder auch Tagesdurchschnitt) ge
arbeitet haben.
„ ,
r-j
.
r
Dies ist die einzige Konsequenz, welche aus den Gesetzen über die
Produktion des Mehrwerths und über die Bestimmung der R a te des
25 Mehrwerths folgt.
Sehn wir nun weiter zu, was das Verhältniß:
Jährlich umgeschlagnes Kapital ,
77
Vorgeschobnes Kapital
. ..
7 — 5 — % — r —f— (wobei wir wie gesagt nur das variable
„
,
,
.
Kapital in Betracht ziehn) ausdrückt. Die Division ergibt die Anzahl der
Umschläge des in einem J a hr vorgeschoßnen Kapitals.
30
Kapital A haben wir: 5000 jährlich umgeschlagnes Kapital
500 vorgeschobnes Kapital
in Ka
ital B' 5000 jährlich umgeschlagnes Kapital
'
5000 vorgeschoßnes Kapital
In beiden Verhältnissen drückt der Zähler aus das vorgeschoßne K a
pital multiplicirt mit der Umschlagszahl; für A 500 x 10, für B 5000 x 1.
Der Nenner drückt aus das umgeschlagne Kapital multiplicirt mit der
35 umgekehrten Umschlagszahl; für A 5000 x y^, für B 5000 x |.
267
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
Die respektiven Massen Arbeit (Summe der bezahlten und unbezahlten
Arbeit), die durch die beiden jährlich umgeschlagnen variablen Kapitale
in Bewegung gesetzt sind, sind hier gleich, ||372| weil die umgeschlagnen
Kapitale selbst gleich sind und ihre Rate der Verwerthung ebenfalls
gleich.
5
Das Verhältniß des jährlich umgeschlagnen zum vorgeschoßnen vari
ablen Kapital zeigt an 1 ) das Verhältniß, worin das vorzuschießende K a
pital zu dem in einer bestimmten Arbeitsperiode angewandten variablen
Kapital steht. Ist die Umschlagszahl gleich 10, wie sub A, und das Jahr
zu 50 Wochen angenommen, so ist die Umschlagszeit = 5 Wochen. Für 10
diese 5 Wochen muß variables Kapital vorgeschossen werden, und das
für 5 Wochen vorgeschoßne Kapital muß fünfmal so groß sein, wie das
während einer Woche angewandte variable Kapital. D . h. nur ein ~
des vorgeschoßnen Kapitals (hier 500 £) kann im L a uf einer Woche an
gewandt werden. Beim Kapital B dagegen, wo die Umschlagszahl = j, 15
ist die Umschlagszeit gleich 1 Jahr = 50 Wochen. Das Verhältniß des vor
geschoßnen Kapitals zum wöchentlich angewandten ist also 50 : 1. Wäre
es für B dasselbe wie für A, so müßte B wöchentlich 1000 anlegen statt
100. - 2) Es folgt, daß von B ein zehnmal so großes Kapital (5000)
angewandt worden ist wie von A, um dieselbe Masse variables Kapital, 20
also auch bei gegebner Rate des Mehrwerths dieselbe Masse Arbeit (be
zahlte und unbezahlte) in Bewegung zu setzen, also auch dieselbe Masse
Mehrwerth während des Jahres zu produciren. Die wirkliche Rate des
Mehrwerths drückt nichts aus, als das Verhältniß des in einem bestimm
ten Zeitraum angewandten variablen Kapitals zu dem in demselben Zeit- 25
räum producirten Mehrwerth; oder die Masse unbezahlter Arbeit, die das
während dieses Zeitraums angewandte variable Kapital in Bewegung
setzt. Sie hat absolut nichts zu thun mit dem Theil des variablen Kapitals,
der vorgeschossen ist während der Zeit, wo er nicht angewandt wird, und
daher ebensowenig zu thun mit dem für verschiedne Kapitale durch die 30
Umschlagsperiode modificirten und differenzirten Verhältniß zwischen
ihrem während eines bestimmten Zeitraums vorgeschoßnen und ihrem
während desselben Zeitraums angewandten Theil.
Es folgt vielmehr aus dem bereits Entwickelten, daß die Jahresrate des
Mehrwerths nur in einem einzigen Fall zusammenfällt mit der wirklichen 35
Rate des Mehrwerths, die den Exploitationsgrad der Arbeit ausdrückt;
wenn nämlich das vorgeschoßne Kapital nur einmal im Jahr umschlägt,
daher das vorgeschoßne Kapital gleich ist dem während des Jahrs umge-
268
Umschlag des variablen Kapitals
schlagnen Kapital, daher das Verhältniß der während des Jahres produ
cirten Mehrwerthmasse zu dem behufs dieser Produktion, während des
Jahres angewandten Kapital zusammenfällt und identisch ist mit dem
Verhältniß der während des Jahres producirten Mehr|| 3731Werthsmassen
5 zu dem während des Jahres vorgeschoßnen Kapital.
A) Die Jahresrate des Mehrwerths ist =
Masse des während des Jahres producirten Mehrwerths
^
] y ja s se
Vorgeschoßnes variables Kapital
des während des Jahres producirten Mehrwerths ist = der wirklichen
Rate des Mehrwerths, multiplicirt mit dem zu seiner Produktion ange-
10 wandten Kapital. Das zur Produktion der jährlichen Mehrwerthmasse
angewandte Kapital, ist gleich dem vorgeschoßnen Kapital, multiplicirt
mit der Anzahl seiner Umschläge, die wir n nennen wollen. Die F o r
mel A) verwandelt sich daher in:
B) Die Jahresrate des Mehrwerths ist =
15 Wirkliche R a te des Mehrwerths x dem vorgeschoßnen variablen Kapital x n
? d c
v
Z . B. fur Kapital B =
•. I T)
Vorgeschoßnes variables Kapital
1 0 0% x 5000 x 1
1 A fW
,
oder 100%. Nur wenn n = 1,
_
.
d.h. wenn das vorgeschoßne variable Kapital nur einmal im Jahr um
schlägt, also gleich dem im Jahr angewandten oder umgeschlagnen K a-
20 pital ist, ist die Jahresrate des Mehrwerths gleich der wirklichen Rate des
Mehrwerths.
Nennen wir die Jahresrate des Mehrwerths M', die wirkliche Rate des
Mehrwerths m', das vorgeschoßne variable Kapital v, die Umschlags
zahl n, so ist:
25 M =
m'vn
,
= m n
v
also M' = m'n, und nur = m', wenn n = 1, also M' = m' x 1 - m'.
Es folgt ferner: Die jährliche Rate des Mehrwerths ist immer = m'n,
d.h. gleich der wirklichen Rate des Mehrwerths, producirt in einer Um
schlagsperiode durch das während der Periode verzehrte Kapital, multi-
30 plicirt mit der Zahl der Umschläge dieses variablen Kapitals während des
Jahrs, oder multiplicirt (was dasselbe ist) mit seiner auf das Jahr als
Einheit berechneten umgekehrten Umschlagszeit. (Schlägt das variable
Kapital lOmal im Jahr um, so ist seine Umschlagszeit =
Jahr; seine
umgekehrte Umschlagszeit also = -y = 10.) |
35
|374| Es folgt weiter: M' = m', wenn n = 1. M' ist größer als m' wenn n
größer ist als 1 ; d.h. wenn das vorgeschoßne Kapital mehr als einmal im
269
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
Jahr umschlägt, oder das umgeschlagne Kapital größer ist als das vorge
schoßne.
Endlich M' ist kleiner als m', wenn n kleiner ist als 1; d.h. wenn das
während des Jahrs umgeschlagne Kapital nur ein Theil des vorgeschoß
nen Kapitals ist, die Umschlagsperiode also länger als ein Jahr dauert.
5
Verweilen wir einen Augenblick bei dem letzten Fall.
Wir behalten alle Voraussetzungen unsers frühern Beispiels bei, nur sei
die Umschlagsperiode auf 55 Wochen verlängert. Der Arbeitsproceß er
fordert wöchentlich 100 £ variables Kapital, also 5500 £ für die Um
schlagsperiode, und producirt wöchentlich 100m; m' ist also wie bisher 10
100%. Die Umschlagszahl n ist hier
= ^
= jy> w eu die Umschlagszeit
1 +
Jahr (das Jahr zu 50 Wochen), = ~ Jahr.
1 0 0% x 5500 x
IM
H
10
M =
10
™
10
1000
n A1 0o/
,
, ™
t
x 100 x YY = — j - j- = 9 0 — %. In der That,
wäre die Jahresrate des Mehrwerths 100%, so müßten 5500v in einem
Jahre produciren 5500m, während es dazu
Jahre braucht. Die 5500v 15
produciren während des Jahres nur 5000m, also die Jahresrate des
A/r u
Mehrwerths =
= TT = 9 0 ^ %.
O A1 00/
*u
10
e
5000m
e n r,
5500v
11
11
Die Jahresrate des Mehrwerths oder die Vergleichung zwischen dem
während des Jahres producirten Mehrwerth und dem überhaupt vorge
schoßnen variablen Kapital (im Unterschied zu dem während des Jahres 20
umgeschlagnen variablen Kapital) ist daher keine bloß subjektive, son
dern die wirkliche Bewegung des Kapitals bringt selbst diese Gegenein
anderstellung hervor. Für den Besitzer des Kapitals A ist Ende des Jahres
sein vorgeschoßnes variables Kapital zurückgeflossen = 500 £, und au
ßerdem 5000 £ Mehrwerth. Nicht die Kapitalmasse, die er während des 25
Jahres angewandt hat, sondern die periodisch zu ihm zurückfließt, drückt
die Größe seines vorgeschoßnen Kapitals aus. Ob das Kapital Ende des
Jahres zum Theil als Produktionsvorrath, zum Theil als Waaren- oder
Geldkapital existirt, und in welchem Verhältniß es in diese verschiednen
Portionen getheilt ist, thut nichts zur vorliegenden Frage. Für den Besit- 30
zer des Kapitals B ist zurückgeflossen 5000 £, sein vorgeschoßnes Kapi
tal, dazu 5000 £ Mehrwerth. Für den Besitzer des Kapitals C (5500 £)
sind 5000 £ Mehrwerth während des Jahres producirt (5000 £ ausgelegt
und Mehrwerthsrate 100%) aber sein vorgeschoßnes Kapital ist noch
nicht zurückgeflossen, und ebensowenig sein producirter Mehrwerth. |
35
270
Umschlag des variablen Kapitals
|375| M' = m'n drückt aus, daß die während einer Umschlagsperiode
für das angewandte variable Kapital gültige Rate des Mehrwerths:
Während einer Umschlagsperiode erzeugte Masse von Mehrwerth ^ m ul ti
Während einer Umschlagsperiode angewandtes variables Kapital
pliciren ist mit der Anzahl der Umschlagsperioden oder der Reproduk-
5 tionsperioden des vorgeschoßnen variablen Kapitals, der Anzahl der Pe
rioden, worin es seinen Kreislauf erneuert.
Man sah bereits Buch I, K a p. II (Verwandlung von Geld in Kapital)
und, dann Buch I, K a p. X XI (Einfache Reproduktion), daß der Kapi
talwerth überhaupt vorgeschossen ist, nicht ausgegeben, indem dieser
10 Werth, nachdem er die verschiednen Phasen seines Kreislaufs durchge
macht, wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt, und zwar berei
chert durch Mehrwerth. Dies charakterisirt ihn als vorgeschoßnen. Die
Zeit, die verstreicht von seinem Ausgangspunkt bis zu seinem Rückkehr
punkt, ist die Zeit, wofür er vorgeschossen ist. Der ganze Kreislauf, den
15 der Kapitalwerth durchläuft, gemessen durch die Zeit von seinem Vor
schuß zu seinem Rückfluß, bildet seinen Umschlag, und die Dauer dieses
Umschlags eine Umschlagsperiode. Ist diese Periode abgelaufen, der
Kreislauf beendigt, so kann derselbe Kapitalwerth denselben Kreislauf
von neuem beginnen, also auch von neuem sich verwerthen, Mehrwerth
20 erzeugen. Schlägt das variable Kapital wie sub A zehnmal im Jahre um,
so wird im L a uf des Jahres mit demselben Kapitalvorschuß zehnmal die
einer Umschlagsperiode entsprechende Masse von Mehrwerth erzeugt.
Man muß sich die Natur des Vorschusses vom Standpunkt der kapi
talistischen Gesellschaft klarmachen.
25
Kapital A, das zehnmal umschlägt während des Jahrs, ist zehnmal
während des Jahrs vorgeschossen. Es ist für jede neue Umschlagsperiode
neu vorgeschossen. Aber zugleich schießt A während des Jahrs nie mehr
als denselben Kapitalwerth von 500 £ vor, und verfügt in der That für
den von uns betrachteten Produktionsproceß nie über mehr als über ein
30 Kapital von 500 £. Sobald es einen Kreislauf vollendet, läßt A es densel
ben Kreislauf von neuem beginnen; wie das Kapital seiner Natur nach
den Kapitalcharakter gerade nur dadurch bewahrt, daß es stets in wie
derholten Produktionsprocessen als Kapital fungirt. Es wird auch nie
länger vorgeschossen als für 5 Wochen. Dauert der Umschlag länger, so
35 reicht es nicht. Verkürzt er sich, so wird ein Theil überschüssig. Es sind
nicht zehn Kapitale von 500 vorgeschossen, sondern ein Kapital von 500
wird in successiven Zeitabschnitten zehnmal vorgeschossen. Die Jahres
rate des Mehrwerths wird daher nicht auf ein zehnmal ||376| vorgeschoß
nes Kapital von 500, oder auf 5000 berechnet, sondern auf ein einmal
40 vorgeschoßnes von 500; ganz wie wenn 1 Thaler zehnmal cirkulirt, er
271
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
immer nur einen einzigen in Cirkulation befindlichen Thaler vorstellt,
obgleich er die Funktion von 10 Thalern verrichtet. Aber in der Hand
worin er sich bei jedem Händewechsel befindet, bleibt er nach wie vor
derselbe identische Werth von 1 Thaler.
Ebenso zeigt das Kapital A bei seinem jedesmaligen Rückfluß und 5
auch bei seinem Rückfluß am Ende des Jahrs, daß sein Besitzer immer
nur mit demselben Kapitalwerth von 500 operirt. Es fließen daher in
seine Hand auch jedesmal nur 500 zurück. Sein vorgeschoßnes Kapital ist
daher nie mehr als 500. Das vorgeschoßne Kapital von 500 bildet daher
den Nenner des Bruchs der die Jahresrate des Mehrwerths ausdrückt. 10
Wir hatten dafür oben die Formel: M' = m vn = m'n. Da die wirkliche
v
Mehrwerthsrate m' = ™, gleich der Masse des Mehrwerths dividirt durch
das sie producirt habende variable Kapital ist, können wir in m'n den
Werth von m', also — setzen, und erhalten dann die andre Formel
v
15
Aber durch seinen zehnmaligen Umschlag, und daher durch die zehn
malige Erneuerung seines Vorschusses, verrichtet das Kapital von 500 die
Funktion eines zehnmal größren Kapitals, eines Kapitals von 5000, ganz
wie 500 Thalerstücke, die zehnmal im Jahre umlaufen, dieselbe Funktion
vollziehn wie 5000, die nur einmal umlaufen. /
20
/377/ II. Der Umschlag des variablen Kapitals vom Standpunkt
des Einzelkapitals betrachtet.
„Welches immer die gesellschaftliche Form des Produktionsprocesses, er
muß kontinuirlich sein, oder periodisch stets von neuem dieselben Sta
dien durchlaufen. . .. In seinem stetigen Zusammenhang und dem bestän- 25
digen Fluß seiner Erneuerung betrachtet, ist jeder gesellschaftliche Pro
. .. Als periodi
duktionsproceß daher zugleich Reproduktionsproceß.
sches Inkrement des Kapitalwerths oder periodische Frucht des Kapitals,
erhält der Mehrwerth die F o rm einer aus dem Kapital entspringenden
Revenue." (Buch I, K a p. X X I, S. 588, 589.)
30
Wir haben 10 fünfwöchentliche Umschlagsperioden des Kapitals A; in
der ersten Umschlagsperiode werden 500 £ variables Kapital vorgeschos
sen; d.h. jede Woche werden 100 £ in Arbeitskraft umgesetzt, sodaß am
Ende der ersten Um||378|schlagsperiode 500 £ in Arbeitskraft verausgabt
272
Umschlag des variablen Kapitals
worden sind. Diese 500 £, die ursprünglich Theil des vorgeschoßnen Ge
sammtkapitals sind, haben aufgehört Kapital zu sein. Sie sind in Arbeits
lohn wegbezahlt. Die Arbeiter zahlen sie ihrerseits weg in Ankauf ihrer
Lebensmittel, verzehren also Lebensmittel zum Werth von 500 £. Eine
5 Waarenmasse zu diesem Werthbetrag ist also vernichtet (was der Arbeiter
etwa als Geld etc. aufspart, ist ebenfalls nicht Kapital). Diese Waaren
masse ist unproduktiv verzehrt für den Arbeiter, außer soweit sie seine
Arbeitskraft, also ein unentbehrliches Instrument des Kapitalisten, wir
kungsfähig erhält. - Zweitens aber sind diese 500 £ für den Kapitalisten
10 in Arbeitskraft für denselben Werth (resp. Preis) umgesetzt. Die Arbeits
kraft wird von ihm im Arbeitsproceß produktiv konsumirt. Am Ende der
5 Wochen ist ein Werthprodukt da von 1000 £. Die Hälfte davon, 500 £,
ist der reproducirte Werth des in Zahlung von Arbeitskraft verausgabten
variablen Kapitals. Die andre Hälfte, 500 £, ist neu producirter Mehr-
15 werth, aber die fünfwöchentliche Arbeitskraft, durch Umsatz in welche
ein Theil des Kapitals sich in variables Kapital verwandelte, ist ebenfalls
verausgabt, verzehrt, wenn auch produktiv. Die gestern thätige Arbeit ist
nicht dieselbe Arbeit, die heute thätig ist. Ihr Werth plus dem von ihr
geschaffnen Mehrwerth existirt jetzt als Werth eines von der Arbeitskraft
20 selbst unterschiednen Dings, des Produkts. Dadurch jedoch, daß das
Produkt in Geld verwandelt wird, kann der Werththeil desselben, der
gleich dem Werth des vorgeschoßnen variablen Kapitals ist, von neuem
gegen Arbeitskraft um||379|gesetzt werden und daher von neuem als va
riables Kapital fungiren. Der Umstand, daß mit dem nicht nur repro-
25 ducirten, sondern auch in Geldform rückverwandelten Kapital werth die
selben Arbeiter, d.h. dieselben Träger der Arbeitskraft, beschäftigt wer
den, ist gleichgültig. Es ist möglich, daß der Kapitalist in der zweiten
Umschlagsperiode neue Arbeiter statt der alten anwendet.
Es wird also in der That in den 10 fünfwöchentlichen Umschlagsperi-
30 oden successive ein Kapital von 5000 und nicht von 500 in Arbeitslohn
verausgabt, welcher Arbeitslohn wieder von den Arbeitern in Lebens
mitteln verausgabt wird. Das so vorgeschoßne Kapital von 5000 £ ist
verzehrt. Es existirt nicht mehr. Andrerseits wird Arbeitskraft zum
Werth, nicht von 500, sondern von 5000 £ successive dem Produktions-
35 proceß einverleibt, und reproducirt nicht nur ihren eignen Werth gleich
5000 £, sondern producirt im Ueberschuß einen Mehrwerth von 5000 £.
Das variable Kapital von 500, welches in der zweiten Umschlagsperiode
vorgeschossen wird, ist nicht das identische Kapital von 500, das in der
ersten Umschlagsperiode vorgeschossen. Dies ist verzehrt, in Arbeitslohn
40 verausgabt. Aber es ist ersetzt durch ein neues variables Kapital von 500,
welches in der ersten Umschlagsperiode in Waarenform producirt und in
273
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
Geldform rückverwandelt wurde. Dies neue Geldkapital von 500 £ ist
also die Geldform der in der ersten Umschlagsperiode ||380| neu produ
cirten Waarenmasse. Der Umstand, daß sich wieder in der Hand des
Kapitalisten eine identische Geldsumme von 500 befindet, d.h. abgesehn
vom Mehrwerth gerade soviel Geldkapital, als er ursprünglich vorschoß, 5
verdeckt den Umstand, daß er mit einem neu producirten Kapital ope-
rirt. (Was die andren Werthbestandtheile des Waarenkapitals angeht, wel
che die konstanten Kapitaitheile ersetzen, so ist ihr Werth nicht neu pro
ducirt, sondern nur die Form verändert, worin dieser Werth existirt.)
- Nehmen wir die dritte Umschlagsperiode. Hier ist es augenscheinlich, 10
daß das zum dritten Mal vorgeschoßne Kapital von 500 nicht ein altes,
sondern ein neu producirtes Kapital ist, denn es ist die Geldform der in
der zweiten Umschlagsperiode und nicht der in der ersten Umschlags
periode producirten Waarenmasse, d.h. des Theils dieser Waarenmasse,
dessen Werth gleich dem Werth des vorgeschoßnen variablen Kapitals ist. 15
Die in der ersten Umschlagsperiode producirte Waarenmasse ist ver
kauft. Ihr Werththeil, der gleich dem variablen Werththeil des vorge
schoßnen Kapitals, wurde in die neue Arbeitskraft der zweiten Um
schlagsperiode umgesetzt und producirte eine neue Waarenmasse, die
wieder verkauft wurde und wovon ein Werththeil das in der dritten Um- 20
schlagsperiode vorgeschoßne Kapital von 500 £ bildet.
Und so während der zehn Umschlagsperioden. Während derselben
werden alle fünf Wochen neu producirte Waarenmassen (deren Werth,
soweit er variables Kapital ersetzt, ebenfalls neu producirt ist, nicht nur
wieder erscheint, wie bei dem konstanten cirkulirenden Kapitaltheil) auf 25
den Markt geworfen, um stets neue Arbeitskraft dem Produktionsproceß
einzuverleiben. |
13 811 Was also durch den zehnmaligen Umschlag des vorgeschoßnen
variablen Kapitals von 500 erreicht wird, ist nicht, daß dies Kapital von
500 £ zehnmal produktiv konsumirt werden kann, oder daß ein für 30
5 Wochen reichendes variables Kapital während 50 Wochen angewandt
werden kann. Es werden vielmehr 10 x 500 variables Kapital in den
50 Wochen angewandt, und das Kapital von 500 reicht immer nur für
5 Wochen aus, und muß nach Ende der 5 Wochen durch ein neu produ
cirtes Kapital von 500 ersetzt werden. Dies findet statt ebensogut für 35
Kapital A wie für Kapital B. Aber hier beginnt der Unterschied.
Am Ende des ersten Zeitabschnitts von 5 Wochen ist von B wie von A
ein variables Kapital von 500 vorgeschossen und verausgabt. Von B wie
von A ist sein Werth in Arbeitskraft umgesetzt, und ersetzt worden durch
den Theil des von dieser Arbeitskraft neu erzeugten Werths des Produkts, 40
der gleich ist dem Werth des vorgeschoßnen variablen Kapitals von
274
Umschlag des variablen Kapitals
500 £. F ür B wie für A hat die Arbeitskraft nicht nur den Werth des
verausgabten variablen Kapitals von 500 durch einen Neuwerth zum sel
ben Betrag ersetzt, sondern einen Mehrwerth - und nach der Vorausset
zung einen Mehrwerth von derselben Größe - zugefügt.
5
Aber bei B befindet sich das Werthprodukt, welches das vorgeschoßne
variable Kapital ersetzt, und seinem Werth einen Mehrwerth zufügt,
nicht in der F o r m, worin es von neuem als produktives Kapital, resp. va
riables Kapital fungiren kann. F ür A befindet es sich in dieser Form.
Und bis zu Ende des Jahres besitzt B das in den ersten 5 Wochen und
10 dann successive in je 5 Wochen verausgabte variable Kapital, obgleich
ersetzt durch neu producirten Werth plus Mehrwerth, ||382| nicht in der
Form, worin es von neuem als produktives Kapital, resp. variables K a
pital fungiren kann. Sein Werth ist zwar durch einen Neuwerth ersetzt,
also erneuert, aber seine Werth/owi (hier die absolute Werthform, seine
15 Geldform) ist nicht erneuert.
Für den zweiten Zeitraum von 5 Wochen (und so successive für je
5 Wochen während des Jahrs) müssen also ebensowohl fernere 500 £ vor-
räthig sein, wie für den ersten Zeitraum. Also müssen, von Kreditver
hältnissen abgesehn, am Anfang des Jahres 5000 £ vorräthig, als latentes
20 vorgeschoßnes Geldkapital da sein, obgleich sie erst während des Jahrs
nach und nach wirklich verausgabt, in Arbeitskraft umgesetzt werden.
Bei A dagegen weil der Kreislauf, der Umschlag des vorgeschoßnen
Kapitals vollendet, befindet sich der Werthersatz schon nach Ablauf der
ersten fünf Wochen in der Form, worin er neue Arbeitskraft für 5 Wo-
25 chen in Bewegung setzen kann: in seiner ursprünglichen Geldform.
Sub A wie sub B wird in der zweiten Periode von 5 Wochen neue
Arbeitskraft verzehrt und ein neues Kapital von 500 in Zahlung dieser
Arbeitskraft verausgabt. Die mit den ersten 500 bezahlten Lebensmittel
der Arbeiter sind weg, in allen Fällen ist der Werth dafür verschwunden
30 aus der Hand des Kapitalisten. Mit den zweiten 500 wird neue Arbeits
kraft gekauft, neue Lebensmittel dem Markt entzogen. Kurz, es wird ein
neues Kapital von 500 verausgabt, nicht das alte. Aber sub A ist dies
neue Kapital von 500 £ die Geldform des neu producirten Werthersatzes
der früher verausgabten 500. Sub B befindet sich dieser Werthersatz in
35 einer Form, worin er nicht als variables Kapital fungiren kann. Er ist da,
aber nicht in der F o rm von variablem ||383| Kapital. Es muß daher zur
Fortsetzung des Produktionsprocesses für die nächsten 5 Wochen ein zu
schüssiges Kapital von 500 in der hier unumgänglichen Geldform vor
handen sein und vorgeschossen werden. So wird von A wie von B
40 während 50 Wochen gleich viel variables Kapital verausgabt, gleichviel
Arbeitskraft gezahlt und verbraucht. Aber von B muß sie gezahlt werden
275
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
mit einem vorgeschoßnen Kapital gleich ihrem Gesammtwerth = 5000.
Von A wird sie successive gezahlt durch die stets erneute Geldform des
während je 5 Wochen producirten Werthersatzes des für je 5 Wochen vor
geschoßnen Kapitals von 500. Es wird hier also nie ein größres Geld
kapital vorgeschossen als für 5 Wochen, d.h. nie ein größres Geldkapital, 5
als das für die ersten 5 Wochen vorgeschoßne von 500. Diese 500 reichen
für das ganze Jahr. Es ist daher klar, daß bei gleichem Exploitationsgrad
der Arbeit, gleicher wirklicher Rate des Mehrwerths, die Jahresraten
des Mehrwerths von A und B sich umgekehrt verhalten müssen, wie
die Größen der variablen Geldkapitale, die vorgeschossen werden muß- 10
ten, um während des Jahres dieselbe Masse Arbeitskraft in Bewegung
zu setzen. A: ^ ¾ ¾^ = 1000%, und B:
500v
= 100%. Aber
5000v
500v : 5000v = 1 : 10 = 1 0 0% : 1000%.
Der Unterschied entspringt aus der Verschiedenheit der Umschlags
perioden, d.h. der Perioden, worin der Werthersatz des in einem be- 15
stimmten Zeitraum angewandten variablen Kapitals von neuem als
Kapital fungiren kann, also als neues Kapital. Bei B wie bei A findet
derselbe Werthersatz für das während derselben Perioden angewandte
variable Kapital statt. Es findet auch derselbe Zuwachs von Mehrwerth
während derselben Perioden statt. Aber bei B ist alle 5 Wochen zwar ein 20
Werthersatz von 500, plus 500 Mehrwerth da; dieser Werthersatz bildet |
|384| jedoch noch kein neues Kapital, weil er sich nicht in der Geldform
befindet. Bei A ist nicht nur der alte Kapitalwerth durch einen neuen
ersetzt, sondern er ist in seiner Geldform wieder hergestellt, daher als
neues funktionsfähiges Kapital ersetzt.
25
Die frühere oder spätere Verwandlung des Werthersatzes in Geld, und
daher in die Form, worin das variable Kapital vorgeschossen wird, ist
offenbar ein für die Produktion des Mehrwerths selbst ganz gleichgülti
ger Umstand. Diese hängt von der Größe des angewandten variablen
Kapitals und dem Exploitationsgrad der Arbeit ab. Jener Umstand aber 30
modificirt die Größe des Geldkapitals, das vorgeschossen werden muß,
um während des Jahres ein bestimmtes Quantum Arbeitskraft in Bewe
gung zu setzen, und bestimmt daher die Jahresrate des Mehrwerths.
III. Der Umschlag des variablen Kapitals,
gesellschaftlich betrachtet.
35
Betrachten wir die Sache einen Augenblick vom gesellschaftlichen Stand
punkt. Ein Arbeiter koste 1 £ per Woche, der Arbeitstag sei = 10 Stun-
276
Umschlag des variablen Kapitals
den. Sub A wie sub B sind während des Jahrs 100 Arbeiter beschäftigt
(100 £ per Woche für 100 Arbeiter, macht für 5 Wochen 500 £ und für
50 Wochen 5000 £) und diese arbeiten per Woche von 6 Tagen jeder
60 Arbeitsstunden. Also 100 Arbeiter per Woche thun 6000 Arbeitsstun-
5 den, und in 50 Wochen 300 000 Arbeitsstunden. Diese Arbeitskraft ist
von A wie von B mit Beschlag belegt, und kann also von der Gesellschaft
für nichts andres verausgabt werden. In soweit ist die Sache also gesell
schaftlich dieselbe bei A wie bei B. Ferner: Bei A wie bei B erhalten die je
100 Arbeiter einen Lohn per Jahr von 5000 £ (die 200 zusammen also
10 10 0 0 0 £) und entziehn für diese Summe der Gesellschaft Lebensmittel.
Soweit ist die Sache gesellschaftlich wieder dieselbe sub A wie sub B. Da
die Arbeiter in beiden Fällen wöchentlich bezahlt werden, entziehn sie
auch ||385| der Gesellschaft wöchentlich Lebensmittel, wofür sie ebenfalls
in beiden Fällen das Geldäquivalent wöchentlich in Cirkulation werfen.
15 Aber hier beginnt der Unterschied.
Erstens. D as Geld, welches der Arbeiter sub A in Cirkulation wirft, ist
nicht nur, wie für den Arbeiter sub B, die Geldform für den Werth seiner
Arbeitskraft (in der That Zahlungsmittel für bereits geleistete Arbeit); es
ist, schon von der zweiten Umschlagsperiode nach Eröffnung des Ge-
20 schäfts an gerechnet, die Geldform seines eignen Werthprodukts (= Preis
der Arbeitskraft plus Mehrwerth) der ersten Umschlagsperiode, womit
seine Arbeit während der zweiten Umschlagsperiode bezahlt wird. Sub B
ist dies nicht der Fall. Mit Bezug auf den Arbeiter ist hier das Geld zwar
ihm geleistete Arbeit, aber diese
ein Zahlungsmittel für bereits von
25 geleistete Arbeit wird nicht bezahlt mit ihrem eignen vergoldeten Werth
produkt (der Geldform des von ihr selbst producirten Werths). Dies kann
erst eintreten vom zweiten Jahr an, wo der Arbeiter sub B bezahlt wird
mit seinem vergoldeten Werthprodukt des vergangnen Jahres.
Je kürzer die Umschlagsperiode des Kapitals - in je kürzeren Zeiträu-
30 men daher seine Reproduktionstermine sich innerhalb des Jahres erneu
ern - um so rascher verwandelt sich der ursprünglich in Geldform vom
Kapitalisten vorgeschoßne variable Theil seines Kapitals in die Geldform
des vom Arbeiter zum Ersatz dieses variablen Kapitals geschaffnen
Werthprodukts (das außerdem Mehrwerth einschließt); desto kürzer ist
35 also die Zeit, wofür der Kapitalist Geld aus seinem eignen Fonds vor
schießen muß, desto kleiner ist im Verhältniß zu gegebnem Umfang der |
|386| Produktionsleiter das Kapital, das er überhaupt vorschießt; und de
sto größer ist im Verhältniß die Masse Mehrwerth, die er bei gegebner
Rate des Mehrwerths während des Jahres herausschlägt, weil er um so
40 öfter den Arbeiter mit der Geldform seines eignen Werthprodukts stets
von neuem kaufen und seine Arbeit in Bewegung setzen kann.
277
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
Bei gegebner Stufenleiter der Produktion verringert sich im Verhältniß
zur Kürze der Umschlagsperiode die absolute Größe des vorgeschoßnen
variablen Geldkapitals (wie des cirkulirenden Kapitals überhaupt) und
wächst die Jahresrate des Mehrwerths. Bei gegebner Größe des vorge
schoßnen Kapitals wächst die Stufenleiter der Produktion, daher bei ge- 5
gebner Rate des Mehrwerths die absolute Masse des in einer Umschlags
periode erzeugten Mehrwerths, gleichzeitig mit der durch die Verkürzung
der Reproduktionsperioden bewirkten Steigerung in der Jahresrate des
Mehrwerths. Es hat sich überhaupt aus der bisherigen Untersuchung er
geben, daß je nach den verschiednen Größen der Umschlagsperiode 10
Geldkapital von sehr verschiednem Umfang vorzuschießen ist, um die
selbe Masse produktives cirkulirendes Kapital und dieselbe Arbeitsmasse
bei demselben Exploitationsgrad der Arbeit in Bewegung zu setzen.
Zweitens - und dies hängt mit dem ersten Unterschied zusammen -
zahlt der Arbeiter sub B wie sub A die Lebensmittel, die er kauft, mit 15
dem variablen Kapital, das sich in seiner Hand in Cirkulationsmittel
verwandelt hat. Er entzieht z . B. nicht ||387| nur Weizen vom Markt, son
dern ersetzt ihn auch durch ein Aequivalent in Geld. Da aber das Geld,
womit der Arbeiter sub B seine Lebensmittel zahlt und dem Markt ent
zieht, nicht die Geldform eines von ihm während des Jahres auf den 20
Markt geworfnen Werthprodukts ist, wie beim Arbeiter sub A, so liefert
er dem Verkäufer seiner Lebensmittel zwar Geld, aber keine Waare - sei
es Produktionsmittel, sei es Lebensmittel - die dieser mit dem gelösten
Geld kaufen könne, was dagegen sub A der Fall ist. Es werden daher
sub B dem Markt Arbeitskraft, Lebensmittel für diese Arbeitskraft, fixes 25
Kapital in der F o rm der sub B angewandten Arbeitsmittel, und Produk
tionsstoffe entzogen, und zu ihrem Ersatz wird ein Aequivalent in Geld
in den Markt geworfen; aber es wird während des Jahrs kein Produkt in
den Markt geworfen, um die ihm entzognen stofflichen Elemente des
produktiven Kapitals zu ersetzen. Denken wir die Gesellschaft nicht ka- 30
pitalistisch, sondern kommunistisch, so fällt zunächst das Geldkapital
ganz fort, also auch die Verkleidungen der Transaktionen, die durch es
hineinkommen. Die Sache reducirt sich einfach darauf, daß die Gesell
schaft im voraus berechnen muß, wie viel Arbeit, Produktionsmittel und
Lebensmittel sie ohne irgend welchen Abbruch auf Geschäftszweige ver- 35
wenden kann, die, wie Bau von Eisenbahnen z . B ., für längre Zeit, ein
Jahr oder mehr, weder Produktionsmittel, noch Lebensmittel, noch ir
gend einen Nutzeffekt liefern, aber wohl Arbeit, Produktionsmittel und
Lebensmittel der jährlichen Gesammtproduktion entziehn. In der kapi
talistischen Gesellschaft dagegen, wo der gesellschaftliche Verstand sich 40
immer erst post festum geltend macht, können und müssen so beständig
278
Umschlag des variablen Kapitals
große Stö||388|rungen eintreten. Einerseits Druck auf den Geldmarkt,
während umgekehrt die Leichtigkeit des Geldmarkts ihrerseits solche
Unternehmungen in Masse hervorruft, also gerade die Umstände, welche
später den Druck auf den Geldmarkt hervorrufen. Der Geldmarkt wird
5 gedrückt, da Vorschuß von Geldkapital auf großer Stufenleiter hier be
ständig während langen Zeitraums nöthig ist. Ganz abgesehn davon, daß
Industrielle und Kaufleute das für den Betrieb ihres Geschäfts nöthige
Geldkapital in Eisenbahnspekulationen etc. werfen und durch Anleihen
auf dem Geldmarkt ersetzen. - Andrerseits: Druck auf das disponible
10 produktive Kapital der Gesellschaft. Da beständig Elemente des produk
tiven Kapitals dem Markt entzogen werden, und für dieselben nur ein
Geldäquivalent in den Markt geworfen wird, so steigt die zahlungsfähige
Nachfrage, ohne aus sich selbst irgend ein Element der Zufuhr zu liefern.
Daher Steigen der Preise, sowohl der Lebensmittel wie der Produktions-
15 Stoffe. Es kommt hinzu, daß während dieser Zeit regelmäßig geschwin
delt wird, große Uebertragung von Kapital stattfindet. Eine Bande von
Spekulanten, Kontraktoren, Ingenieuren, Advokaten etc. bereichert sich.
Sie verursachen starke konsumtive Nachfrage auf dem Markt, daneben
steigen die Arbeitslöhne. Mit Bezug auf Nahrungsmittel wird dadurch
20 allerdings auch der Landwirthschaft ein Sporn gegeben. Da jedoch diese
Nahrungsmittel nicht plötzlich, innerhalb des Jahres zu vermehren sind,
wächst ihre Einfuhr, wie überhaupt die Einfuhr der exotischen Nah
rungsmittel (Kaffee, Zucker, Wein etc.) und der Luxusgegenstände. D a
her Uebereinfuhr und Spekulation in diesem Theil des Importgeschäfts.
25 Andrerseits in den Industriezweigen, worin die Produktion rasch ver
mehrt werden kann (eigentliche Manufaktur, Bergbau etc.), bewirkt das
Steigen der Preise plötzliche Ausdehnung, der bald der Zusammenbruch!
13891 folgt. Dieselbe Wirkung findet statt auf dem Arbeitsmarkt, um gro
ße Massen der latenten relativen Uebervölkerung, und selbst der be-
30 schäftigten Arbeiter für die neuen Geschäftszweige heranzuziehn. Ueber-
haupt entziehn solche Unternehmungen auf großer Stufenleiter, wie Ei
senbahnen, dem Arbeitsmarkt ein bestimmtes Quantum Kräfte, das nur
aus gewissen Zweigen, wie Landwirthschaft etc., herkommen kann, wo
ausschließlich starke Burschen gebraucht werden. Dies findet noch statt,
35 selbst nachdem die neuen Unternehmungen schon stehender Betriebs
zweig geworden sind und daher die für sie nöthige wandernde Arbeits
klasse bereits gebildet ist. Sobald z . B. der Eisenbahnbau momentan auf
einer größren als der Durchschnitts-Stufenleiter betrieben wird. Ein Theil
der Arbeiter-Reservearmee wird absorbirt, deren Druck den Lohn nied-
40 riger hielt. Die Löhne steigen allgemein, selbst in den bisher gut be
schäftigten Theilen des Arbeitsmarkts. Dies dauert so lange, bis der un-
279
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
vermeidliche Krach die Reservearmee von Arbeitern wieder freisetzt, und
die Löhne wieder auf ihr Minimum und darunter herabgedrückt wer
den.
) /
/390/ Soweit die größre oder geringre Länge der Umschlagsperiode
abhängt von der Arbeitsperiode im eigentlichen Sinn, d.h. der Periode, 5
nöthig um das Produkt für den Markt fertig zu machen, beruht sie auf
den
jedesmal gegebnen sachlichen Produktionsbedingungen der ver
schiednen Kapitalanlagen, die innerhalb der Agrikultur mehr den Cha
rakter von Naturbedingungen der Produktion besitzen, in der Manufak
tur und dem größten Theil der extraktiven Industrie mit der gesellschaft- 10
liehen Entwicklung des Produktionsprocesses selbst wechseln.
Soweit die Länge der Arbeitsperiode auf der Größe der Lieferungen
beruht (dem quantitativen Umfang worin das Produkt als Waare in der
Regel auf den Markt geworfen wird), hat dies konventionellen Charak
ter. Aber die Konvention selbst hat zur materiellen Basis die Stufenleiter 15
der Produktion, und ist daher nur im Einzelnen betrachtet zufällig.
Soweit endlich die Länge der Umschlagsperiode von der Länge der
Cirkulationsperiode abhängt, ist diese zum Theil zwar bedingt durch den
beständigen Wechsel in den Marktkonjunkturen, die größre oder geringre
Leichtigkeit zu verkaufen, und die dieser entspringende Nothwendigkeit, 20
das Produkt theilweise auf nähern oder entfernteren Markt zu werfen.
Abgesehn vom Umfang der Nachfrage überhaupt, spielt die Bewegung
der Preise ||391| hier eine Hauptrolle, indem der Verkauf bei fallenden
Preisen absichtlich beschränkt wird, während die Produktion vorangeht;
umgekehrt bei steigenden Preisen, wo Produktion und Verkauf Schritt 25
halten, oder im Voraus verkauft werden kann. Jedoch ist als eigentliche
materielle Basis zu betrachten die wirkliche Entfernung des Produktions
sitzes vom Absatzmarkt.
Es wird z . B. englisches Baumwollgewebe oder Garn nach Indien ver
kauft. Der englische Exportkaufmann zahle den englischen Baumwoll- 30
fabrikanten. (Der Exportkaufmann thut dies nur willig bei gutem Stand
) Im Manuskript ist hier die folgende Notiz für künftige Ausführung eingeschaltet: „Wi
derspruch in der kapitalistischen Produktionsweise: Die Arbeiter als Käufer von Waare sind
wichtig für den Markt. Aber als Verkäufer ihrer Waare - der Arbeitskraft - hat die kapi
talistische Gesellschaft die Tendenz, sie auf das Minimum des Preises zu beschränken. 35
- Fernerer Widerspruch: Die Epochen, worin die kapitalistische Produktion alle ihre Po
tenzen anstrengt, erweisen sich regelmäßig als Epochen der Ueberproduktion; weil die Pro
duktionspotenzen nie soweit angewandt werden können, daß dadurch mehr Werth nicht
nur producirt, sondern realisirt werden kann; der Verkauf der Waaren, die Realisation des
Waarenkapitals, also auch des Mehrwerths ist aber begrenzt, nicht durch die konsumtiven 40
Be|390|dürfnisse der Gesellschaft überhaupt, sondern durch die konsumtiven Bedürfnisse
einer Gesellschaft, wovon die große Mehrzahl stets arm ist und stets arm bleiben muß. Dies
gehört jedoch erst in den nächsten Abschnitt."
280
Umschlag des variablen Kapitals
des Geldmarkts. Sobald der Fabrikant selbst durch Kreditoperationen
sein Geldkapital ersetzt, stehts schon schief.) Der Exporteur verkauft
seine Baumwollwaare später auf dem indischen Markt, von wo ihm sein
vorgeschoßnes Kapital remittirt wird. Bis zu diesem Rückfluß verhält
5 sich die Sache ganz wie in dem Fall, wo die Länge der Arbeitsperiode
Vorschuß von neuem Geldkapital nöthig macht, um den Produktions
proceß auf gegebner Stufenleiter in Gang zu halten. Das Geldkapital,
womit der Fabrikant seine Arbeiter zahlt und ebenso die übrigen Ele
mente seines cirkulirenden Kapitals erneuert, sind nicht die Geldform der
10 von ihm producirten Garne. Dies kann erst der Fall sein, sobald der
Werth dieses Garns in Geld oder Produkt nach England zurückgeflossen
ist. Sie sind zuschüssiges Geldkapital wie vorher. Der Unterschied ist nur,
daß statt des Fabrikanten der Kaufmann es vorschießt, dem es vielleicht
selbst wieder durch Kreditoperationen vermittelt ist. Ebenso ist nicht,
15 bevor dies Geld in den Markt geworfen wird, oder gleichzeitig mit ||392|
ihm, ein zuschüssiges Produkt in den englischen Markt geworfen worden,
das mit diesem Geld gekauft werden und in die produktive oder indivi
duelle Konsumtion eingehn kann. Tritt dieser Zustand für längre Zeit
und auf größrer Stufenleiter ein, so muß er dieselben Folgen bewirken,
20 wie vorher die verlängerte Arbeitsperiode.
Es ist nun möglich, daß in Indien selbst wieder das Garn auf Kredit
verkauft wird. Mit diesem Kredit wird in Indien Produkt gekauft und als
Retour nach England geschickt, oder Wechsel für den Betrag remittirt.
Verlängert sich dieser Zustand, so tritt ein Druck auf den indischen Geld-
25 markt ein, dessen Rückschlag auf England hier eine Krise hervorrufen
mag. Die Krise ihrerseits, selbst wenn verbunden mit Export edler Me
talle nach Indien, ruft in letztrem Lande eine neue Krise hervor, wegen
des Bankrotts englischer Geschäftshäuser und ihrer indischen Zweighäu
ser, denen von den indischen Banken Kredit gegeben war. So entsteht
30 eine gleichzeitige Krise, sowohl auf dem Markt, gegen den, wie auf dem
Markt, für den die Handelsbilanz ist. Dies Phänomen kann noch kom-
plicirter sein. England hat z . B. Silberbarren nach Indien geschickt, aber
die englischen Gläubiger von Indien treiben jetzt ihre Forderungen dort
ein, und Indien wird kurz nachher seine Silberbarren nach England zu-
35 rückzuschicken haben.
Es ist möglich, daß der Exporthandel nach Indien und der Importhan
del von Indien sich ungefähr ausgleichen, obgleich der letztre (ausgenom
men besondre Umstände, wie Baumwolltheurung etc.) seinem Umfang
nach durch den ersten ||393| bestimmt und stimulirt sein wird. Die Han-
40 delsbilanz zwischen England und Indien kann ausgeglichen scheinen oder
nur schwache Schwankungen nach der einen oder andern Seite aufwei-
281
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
sen. Sobald aber die Krise in England ausbricht, zeigt sich, daß unver
kaufte Baumwollwaaren in Indien lagern (sich also nicht aus Waaren
kapital in Geldkapital verwandelt haben - Ueberproduktion nach dieser
Seite), und daß andrerseits in England nicht nur unverkaufte Vorräthe
indischer Produkte liegen, sondern daß ein großer Theil der verkauften 5
und verzehrten Vorräthe noch gar nicht bezahlt ist. Was daher als Krise
auf dem Geldmarkt erscheint, drückt in der That Anomalien im Produk
tions- und Reproduktionsproceß selbst aus.
Drittens: In Bezug auf das angewandte cirkulirende Kapital selbst (va
riables wie konstantes) macht die Länge der Umschlagsperiode, soweit 10
sie aus der Länge der Arbeitsperiode hervorgeht, diesen Unterschied: Bei
mehreren Umschlägen während des Jahrs kann ein Element des variablen
oder konstanten cirkulirenden Kapitals durch sein eignes Produkt gelie
fert werden, wie bei Kohlenproduktion, Kleiderkonfektion etc. Im and
ren Falle nicht, wenigstens nicht während des Jahrs. |
15
394| KAPITEL
Wir haben bisher gesehn, daß die Verschiedenheit in der Umschlagsperi
ode eine Verschiedenheit in der Jahresrate des Mehrwerths erzeugt, selbst
bei gleichbleibender Masse des jährlich erzeugten Mehrwerths.
20
Aber es findet ferner nothwendig Verschiedenheit statt in der Kapita-
lisation des Mehrwerths, der Akkumulation, und in sofern auch in der, bei
gleichbleibender Rate des Mehrwerths, während des Jahres erzeugten
Mehrwerthsmasse.
Wir bemerken nun zunächst, daß der Kapitalist A (im Beispiel des 25
vorigen Kapitels) eine laufende periodische Revenue hat, also, mit Aus
nahme der ersten Umschlagsperiode bei Beginn des Geschäfts, seinen
eignen Verzehr innerhalb des Jahrs aus seiner Produktion von Mehrwerth
bestreitet, und nicht aus eignem Fonds vorzuschießen hat. Dies letztere
findet dagegen bei B statt. Er producirt zwar während derselben Zeit- 30
abschnitte ebensoviel Mehrwerth wie A, aber der Mehrwerth ist nicht
realisirt, und kann daher weder individuell verzehrt werden, noch pro
duktiv. Soweit der individuelle Verzehr in Betracht kommt, wird der
Mehrwerth anticipirt. Fonds dafür muß vorgeschossen werden.
Ein Theil des produktiven Kapitals, der schwer zu rangiren ist, näm- 35
lieh das zur Reparatur und Instandhaltung des fixen Kapitals nöthige
Zuschußkapital, stellt sich jetzt auch unter neuem Licht dar.
282
Zirkulation des Mehrwerts
Bei A wird dieser Kapitaltheil - ganz oder großentheils - nicht vorge
schossen bei Beginn ||395| der Produktion. Er braucht weder disponibel,
noch selbst vorhanden zu sein. Er entspringt aus dem Geschäft selbst
durch unmittelbare Verwandlung von Mehrwerth in Kapital, d.h. seine
5 direkte Anwendung als Kapital. Ein Theil des periodisch innerhalb des
Jahres nicht nur erzeugten, sondern auch realisirten Mehrwerths kann
die für Reparatur etc. nöthigen Ausgaben bestreiten. Ein Theil des zur
Führung des Geschäfts auf seiner ursprünglichen Stufenleiter nöthigen
Kapitals wird so während des Geschäfts vom Geschäft selbst erzeugt
10 durch Kapitalisirung eines Theils des Mehrwerths. Dies ist für den K a
pitalisten B unmöglich. Der fragliche Kapitaltheil muß bei ihm einen
Theil des ursprünglich vorgeschoßnen Kapitals bilden. In beiden Fällen
wird dieser Kapitaltheil in den Büchern des Kapitalisten als vorgeschoß
nes Kapital figuriren, was er auch ist, da er nach unsrer Annahme einen
15 Theil des zur Führung des Geschäfts auf gegebner Stufenleiter nothwen
digen produktiven Kapitals bildet. Aber es macht einen gewaltigen Un
terschied, aus welchem Fonds er vorgeschossen wird. Bei B ist er wirklich
Theil des ursprünglich vorzuschießenden oder disponibel zu haltenden
Kapitals. Bei A dagegen ist er als Kapital angewandter Theil des Mehr-
20 werths. Dieser letztre Fall zeigt uns, wie nicht nur das akkumulirte K a
pital, sondern auch ein Theil des ursprünglich vorgeschoßnen Kapitals
bloß kapitalisirter Mehrwerth sein kann.
Sobald die Entwicklung des Kredits dazwischen kommt, verwickelt
sich das Verhältniß von ursprünglich vorgeschoßnem Kapital und kapi-
25 talisirtem Mehrwerth noch mehr. Z . B. A borgt Theil des produktiven
Kapitals, womit er das Geschäft anfängt oder während des Jahres fort
führt, beim ||396| Bankier C. Er hat von vornherein kein eignes hinrei
chendes Kapital für Führung des Geschäfts. Bankier C leiht ihm eine
Summe, die bloß aus bei ihm deponirtem Mehrwerth der Industriellen D,
30 E, F, etc. besteht. Vom Standpunkt des A handelt es sich noch nicht um
akkumulirtes Kapital. In der That aber ist für D, E, F etc. der A nichts
als ein Agent, der den von ihnen angeeigneten Mehrwerth kapitalisirt.
Wir haben Buch I, K a p. X X II gesehn, daß die Akkumulation, die Ver
wandlung von Mehrwerth in Kapital, ihrem realen Gehalt nach Repro-
35 duktionsproceß auf erweiterter Stufenleiter ist, ob diese Erweitrung ex
tensiv in Gestalt der Zufügung neuer Fabriken zu den alten, oder in der
intensiven Ausdehnung der bisherigen Stufenleiter des Betriebs sich aus
drücke.
Die Erweiterung der Produktionsleiter kann in kleineren Dosen vor
40 sich gehn, indem ein Theil des Mehrwerths zu Verbesserungen angewandt
wird, die entweder nur die Produktivkraft der angewandten Arbeit er-
283
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
höhen, oder zugleich erlauben, sie intensiver auszubeuten. Oder auch, wo
der Arbeitstag nicht gesetzlich beschränkt ist, genügt eine zuschüssige
Ausgabe von cirkulirendem Kapital (in Produktionsstoffen und in Ar
beitslohn), um die Produktionsleiter zu erweitern, ohne Ausdehnung
des fixen Kapitals, dessen tägliche Gebrauchszeit so nur verlängert, 5
während seine Umschlagsperiode entsprechend verkürzt wird. Oder der
kapitalisirte Mehrwerth mag bei günstigen Marktkonjunkturen Speku
lationen in Rohstoff erlauben, Operationen, wozu das ursprünglich vor
geschoßne Kapital nicht hingereicht hätte u.s.w.
Indeß ist es klar, daß dort, wo die größre ||397| Anzahl der Umschlags- 10
Perioden eine häufigere Realisation des Mehrwerths innerhalb des Jahrs
mit sich bringt, Perioden eintreten werden, in denen weder der Arbeitstag
zu verlängern noch Einzelverbesserungen anzubringen sind; während
andrerseits Ausdehnung des ganzen Geschäfts auf proportioneller Stu
fenleiter theils durch die ganze Anlage des Geschäfts, die Baulichkeiten 15
z . B ., theils durch Ausdehnung des Arbeitsfelds, wie in der Landwirth-
schaft, nur innerhalb gewisser weiterer oder engerer Schranken möglich
ist, und zudem einen Umfang von zuschüssigem Kapital erheischt, wie er
nur durch mehrjährige Akkumulation des Mehrwerths geliefert werden
kann.
20
Neben der wirklichen Akkumulation oder Verwandlung des Mehr
werths in produktives Kapital (und entsprechender Reproduktion auf
erweiterter Stufenleiter) läuft also Geldakkumulation, Zusammenschar
ren eines Theils des Mehrwerths als latentes Geldkapital, das erst später,
sobald es gewissen Umfang erreicht, als zuschüssiges aktives Kapital fun- 25
giren soll.
So stellt sich die Sache vom Standpunkt des einzelnen Kapitalisten dar.
Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion entwickelt sich j e
doch gleichzeitig das Kreditsystem. Das Geldkapital, das der Kapitalist
noch nicht in seinem eignen Geschäft anwenden kann, wird von Andren 30
angewandt, von denen er Zinsen dafür erhält. Es fungirt für ihn als Geld
kapital im specifischen Sinn, als eine vom produktiven Kapital unter-
schiedne Sorte Kapital. Aber es wirkt als Kapital in andrer Hand. Es ist
klar, daß mit der häufigeren Realisation des Mehrwerths ||398| und der
steigenden Stufenleiter, worauf er producirt wird, die Proportion wächst, 35
worin neues Geldkapital oder Geld als Kapital auf den Geldmarkt ge
worfen, und von hier aus wenigstens großentheils wieder für erweiterte
Produktion absorbirt wird.
Die einfachste Form, worin sich dies zuschüssige latente Geldkapital
darstellen kann, ist die des Schatzes. Es ist möglich, daß dieser Schatz 40
zuschüssiges Gold oder Silber ist, erhalten direkt oder indirekt im Aus
tausch mit den, edle Metalle producirenden Ländern. Und nur in dieser
284
Zirkulation des Mehrwerts
Weise wächst der Geldschatz innerhalb eines Landes absolut. Es ist and
rerseits möglich - und dies ist die Mehrzahl der Fälle - daß dieser Schatz
nichts andres ist als der inländischen Cirkulation entzognes Geld, welches
die F o rm des Schatzes in der Hand einzelner Kapitalisten angenommen
5 hat. Es ist ferner möglich, daß dies latente Geldkapital bloß in Werth
zeichen besteht - wir sehn hier noch vom Kreditgeld ab - oder auch in
bloßen, durch legale Dokumente konstatirten Ansprüchen (Rechtstiteln)
der Kapitalisten auf dritte Personen. In allen diesen Fällen, welches im
mer die Daseinsform dieses zuschüssigen Geldkapitals, repräsentirt es,
10 soweit es Kapital in spe ist, durchaus nichts als zuschüssige und in R e
serve gehaltne Rechtstitel von Kapitalisten auf zukünftige, zuschüssige
jährliche Produktion der Gesellschaft.
. ..
betrachtet,
ist so durchaus unbedeutend
„Die Masse des wirklich akkumulirten Reichthums, nach seiner Größe
im Vergleich mit den
15 Produktivkräften der Gesellschaft, der er angehört, was auch ihre Civi-
lisationsstufe sei; oder auch nur ||399| im Vergleich zu der wirklichen Kon
sumtion dieser selben Gesellschaft während nur weniger Jahre, so unbe
deutend, daß die Hauptaufmerksamkeit der Gesetzgeber und der politi
schen Oekonomen gerichtet sein sollte auf die Produktivkräfte und ihre
20 künftige freie Entwicklung, nicht aber, wie bisher, auf den bloßen ak
kumulirten Reichthum, der das Auge frappirt. Der bei weitem größte
Theil des sogenannten akkumulirten Reichthums ist nur nominell und
besteht nicht aus wirklichen Gegenständen, Schiffen, Häusern, Baum-
wollenwaaren, Landmeliorationen, sondern aus bloßen Rechtstiteln, An-
25 Sprüchen auf die künftigen jährlichen produktiven Kräfte der Gesell
schaft, Rechtstiteln, erzeugt und verewigt durch die Auskunftsmittel oder
Institutionen der Unsicherheit.
. .. Der Gebrauch solcher Artikel (Ak
kumulationen physischer Dinge oder wirklicher Reichthum) als bloßes
Mittel ihren Besitzern den Reichthum anzueignen, den die zukünftigen
30 Produktivkräfte der Gesellschaft erst schaffen sollen, dieser Gebrauch
würde ihnen durch die Naturgesetze der Vertheilung ohne Anwendung
von Gewalt allmälig entzogen werden; unterstützt durch genossenschaft
liche Arbeit (co-operative labour) würde er ihnen in wenigen Jahren ent
zogen werden." (William Thompson, Inquiry into the Principles of the
35 Distribution of Wealth. London 1850, p. 453. - Dies Buch erschien zuerst
1827.)
„Es wird wenig bedacht, von den Meisten nicht einmal vermuthet, in
einem wie äußerst kleinen Verhältniß, sei es nach Masse oder Wirkungs
kraft, die thatsächlichen Akkumulationen der Gesellschaft stehn zu den
40 menschlichen Produktivkräften, ja selbst zu der gewöhnlichen Konsum
tion einer einzigen Menschengeneration ||400| während nur weniger Jah
re. Der Grund ist augenscheinlich, aber die Wirkung ist sehr schädlich.
285
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
jedes Einzelnen, 15
ist 20 Millionen; der Durchschnittsverbrauch
Der Reichthum, der jährlich verzehrt wird, verschwindet mit seinem Ge
brauch; er steht vor dem Auge nur für einen Augenblick, und macht
Eindruck nur während man ihn genießt oder verbraucht. Aber der nur
langsam verzehrbare Theil des Reichthums, Möbel, Maschinen, Gebäu
de, von unsrer Kindheit bis zum Alter stehn sie vor unsrem Auge, dau- 5
ernde Denkmäler der menschlichen Anstrengung. Kraft des Besitzes die
ses fixen, dauernden, nur langsam verzehrten Theils des öffentlichen
Reichthums, des Landes und der Rohstoffe an denen, der Werkzeuge mit
denen gearbeitet wird, der Häuser, die während der Arbeit Obdach ge
ben, - kraft dieses Besitzes beherrschen die Eigenthümer dieser Gegen- 10
stände zu ihrem eignen Vortheil die jährlichen Produktivkräfte aller
wirklich produktiven Arbeiter der Gesellschaft, so unbedeutend jene
Gegenstände auch sein mögen im Verhältniß zu den stets wiederkehren
den Produkten dieser Arbeit. Die Bevölkerung von Britannien und Ir
land
Mann, Weib und Kind, ist wahrscheinlich ungefähr 20 £, zusammen ein
Reichthum von 400 Millionen £, das jährlich verzehrte Arbeitsprodukt.
Der Gesammtbetrag des akkumulirten Kapitals dieser Länder übersteigt
nicht, nach der Abschätzung, 1200 Millionen, oder das dreifache jährli
che Arbeitsprodukt; bei gleicher Theilung, 60 £ Kapital auf den Kopf. 20
Wir haben es hier mehr mit dem Verhältniß zu thun, als mit den mehr
oder minder genauen absoluten Beträgen dieser Schätzungssummen.
Die||401| Zinsen dieses Gesammtkapitals würden hinreichen, um die
Gesammtbevölkerung
ihrer gegenwärtigen Lebenshaltung ungefähr
2 Monate in einem Jahr zu erhalten, und das gesammte akkumulirte 25
Kapital selbst (könnten Käufer gefunden werden) würde sie ohne Arbeit
unterhalten für ganze 3 Jahre! Am Ende welcher Zeit, ohne Häuser,
Kleider oder Nahrung, sie verhungern müßten, oder aber die Sklaven
werden derer, die sie während der drei Jahre unterhalten haben. Wie drei
Jahre sich verhalten zur Lebenszeit einer gesunden Generation, sage zu 30
40 Jahren, so verhält sich die Größe und Bedeutung des wirklichen
Reichthums, das akkumulirte Kapital selbst des reichsten Landes zu ih
rer Produktivkraft, zu den produktiven Kräften einer einzigen Men
schengeneration; nicht zu dem, was sie produciren könnten unter ver
ständigen Anordnungen gleicher Sicherheit, und besonders bei genossen- 35
schaftlicher Arbeit, sondern zu dem was sie wirklich absolut produciren
unter den mangelhaften und entmuthigenden Ausfluchtsmitteln der Un
sicherheit! . .. Und um diese scheinbar gewaltige Masse des vorhandnen
Kapitals, oder vielmehr das vermittelst ihrer erworbne Kommando und
Monopol über die Produkte der jährlichen Arbeit in seinem gegenwär- 40
tigen Zustand erzwungner Theilung zu erhalten und zu verewigen, soll
in
286
Zirkulation des Mehrwerts
15 chen Werkzeugs für diese Wenigen.
die ganze schauderhafte Maschinerie, die Laster, Verbrechen und Leiden
der Unsicherheit verewigt werden. Nichts kann akkumulirt werden, ohne
daß die nothwendigen Bedürfnisse zuerst befriedigt sind, und der große
Strom menschlicher Neigungen fließt dem Genüsse nach; daher der ver-
5 hältnissmäßig ||402| unbedeutende Betrag des wirklichen Reichthums der
Gesellschaft in jedem gegebnen Augenblick. Es ist ein ewiger Kreislauf
von Produktion und Konsumtion. In dieser ungeheuren Masse jährlicher
Produktion und Konsumtion würde die Handvoll wirklicher Akkumu
lation kaum entbehrt werden; und doch ist das Hauptaugenmerk gerich-
10 tet worden nicht auf jene Masse Produktivkraft, sondern auf diese
Handvoll Akkumulation. Aber diese Handvoll ist mit Beschlag belegt
worden durch einige Wenige, und verwandelt worden in das Werkzeug
zur Aneignung der beständig jährlich wiederkehrenden Produkte der
Arbeit der großen Masse. Daher die entscheidende Wichtigkeit eines sol-
. .. Ungefähr ein Drittel des natio
nalen Jahresprodukts wird jetzt unter dem Namen öffentlicher Lasten
dem Producenten entzogen, und unproduktiv konsumirt durch Leute,
die kein Aequivalent dafür geben, d.h. keins was den Producenten als
solches gilt. . .. Das Auge der Menge blickt erstaunt auf die akkumulir-
20 ten Massen, besonders wenn sie in den Händen einiger Wenigen koncen-
trirt sind. Aber die jährlich producirten Massen, wie die ewigen und
unzählbaren Wogen eines mächtigen Stroms, rollen vorbei und verlieren
sich
im vergeßnen Ocean der Konsumtion. Und doch bedingt diese
ewige Konsumtion nicht allein alle Genüsse, sondern die Existenz des
25 ganzen Menschengeschlechts. Die Menge und Vertheilung dieses Jahres
produkts sollte vor allem zum Gegenstand der Erwägung gemacht wer
den. Die wirk||403(liehe Akkumulation ist von durchaus sekundärer Be
deutung, und erhält auch diese Bedeutung fast ausschließlich durch ihren
. .. Die wirkliche Ak-
Einfluß auf die Vertheilung des Jahresprodukts.
30 kumulation und Vertheilung wird hier (in Thompson's Schrift) stets be
trachtet mit Bezug und Unterordnung zur Produktivkraft. In fast allen
andren Systemen ist die Produktivkraft betrachtet worden mit Bezug
und Unterordnung zur Akkumulation und zur Verewigung der bestehen
den Vertheilungsweise. Verglichen mit der Erhaltung dieser bestehenden
35 Vertheilungsweise, wird das stets wiederkehrende Elend oder Wohler-
gehn des ganzen Menschengeschlechts nicht eines Blicks würdig gehal
ten. Die Ergebnisse der Gewalt, des Betrugs und des Zufalls verewigen,
das hat man Sicherheit genannt; und der Erhaltung dieser erlognen Si
cherheit sind alle Produktivkräfte des Menschengeschlechts erbarmungs-
40 los zum Opfer gebracht worden." (Ibidem, p. 440^143.)
287
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
Für die Reproduktion sind nur zwei normale Fälle möglich, abgesehn
von Störungen, welche selbst die Reproduktion auf gegebner Stufenleiter
hemmen.
Entweder es findet Reproduktion auf einfacher Stufenleiter statt.
Oder es findet Kapitalisirung von Mehrwerth statt, Akkumulation.
5
I. Einfache Reproduktion.
Bei einfacher Reproduktion wird der jährlich, oder mit mehreren Um
schlägen innerhalb des Jahrs periodisch, producirte und realisirte Mehr
werth individuell, d.h. unproduktiv, ||404| konsumirt von seinen Eignern,
den Kapitalisten.
10
Der Umstand, daß der Produktenwerth zum Theil aus Mehrwerth be
steht, zum andren Theil aus dem Werththeil gebildet durch das in ihm
reproducirte variable Kapital plus dem in ihm aufgezehrten konstanten
Kapital, ändert absolut nichts, weder an dem Quantum, noch dem Werth
des Gesammtprodukts, welches als Waarenkapital beständig in die Cir- 15
kulation eingeht und ihr ebenso beständig entzogen wird, um der pro
duktiven oder der individuellen Konsumtion anheimzufallen, d.h. um als
Produktionsmittel oder als Konsumtionsmittel zu dienen. Von dem kon
stanten Kapital abgesehn, wird nur die Vertheilung des jährlichen Pro
dukts zwischen Arbeitern und Kapitalisten dadurch afficirt.
20
Selbst die einfache Reproduktion unterstellt, muß daher ein Theil des
Mehrwerths beständig in Geld und nicht in Produkt existiren, weil er
sonst nicht behufs der Konsumtion aus Geld in Produkt verwandelt wer
den kann. Diese Verwandlung des Mehrwerths aus seiner ursprünglichen
Waarenform in Geld ist hier weiter zu untersuchen. Zur Vereinfachung 25
der Sache wird die einfachste Form des Problems unterstellt, nämlich die
ausschließliche Cirkulation von Metallgeld, von Geld, welches wirkliches
Aequivalent ist.
Nach den für die einfache Waarencirkulation entwickelten Gesetzen
(Buch I, K a p. I I I) muß die Masse des im Lande vorhandnen Metallgelds 30
nicht nur hinreichen, um die Waaren zu cirkuliren. Sie muß hinreichen
für die Schwankungen des Geldumlaufs, die theils entspringen aus
Fluktuationen in der Geschwindigkeit der Cirkulation, theils aus dem
Preiswechsel der Waaren, theils aus den verschiednen und wechselnden
Proportionen, worin das Geld als Zahlungsmittel oder als eigentliches 35
Cirkulationsmittel fungirt. Das Verhält||405|niß, worin die vorhandne
Geldmasse sich in Schatz und umlaufendes Geld spaltet, wechselt be-
288
Zirkulation des Mehrwerts
ständig, aber die Masse des Geldes ist stets gleich der Summe des als
Schatz und als umlaufendes Geld vorhandenen Gelds. Diese Geldmasse
(Masse edlen Metalls) ist ein nach und nach akkumulirter Schatz der
Gesellschaft. Soweit ein Theil dieses Schatzes sich durch Verschleiß ver-
5 zehrt, muß er jährlich, wie jedes andre Produkt neu ersetzt werden. Dies
geschieht in der Wirklichkeit durch direkten oder indirekten Austausch
eines Theils des jährlichen Landesprodukts mit dem Produkt der Gold
und Silber producirenden Länder. Dieser internationale Charakter der
Transaktionen verhüllt indeß ihren einfachen Verlauf. Um das Problem
10 daher auf seinen einfachsten und durchsichtigsten Ausdruck zu reduci-
ren, muß vorausgesetzt werden, daß Gold- und Silberproduktion im
Lande selbst stattfindet, also Gold- und Silberproduktion einen Theil der
gesellschaftlichen Gesammtproduktion innerhalb jedes Landes bildet.
Abgesehn von dem für Luxusartikel producirten Gold oder Silber muß
15 das Minimum ihrer jährlichen Produktion gleich sein dem, durch die
jährliche Geldcirkulation bewirkten Verschleiß der Geldmetalle. Ferner:
Wächst die Werthsumme der jährlich producirten und cirkulirten Waa
renmasse, so muß auch die jährliche Gold- und Silberproduktion wach
sen, soweit die gewachsne Werthsumme der cirkulirenden Waaren und
20 die für ihre Cirkulation (und entsprechende Schatzbildung) erforderliche
Geldmasse nicht kompensirt wird durch größre Geschwindigkeit des
Geldumlaufs und durch ||406| umfangreichere Funktion des Gelds als
Zahlungsmittel, d.h. durch größre gegenseitige Saldirung der Käufe und
Verkäufe ohne Dazwischenkunft von wirklichem Geld.
25
Ein Theil der gesellschaftlichen Arbeitskraft und ein Theil der gesell
schaftlichen Produktionsmittel muß also in der Produktion von Gold
und Silber jährlich verausgabt werden.
Die Kapitalisten, welche die Gold- und Silberproduktion betreiben
- und wie hier bei Voraussetzung einfacher Reproduktion angenommen -
30 nur betreiben innerhalb der Schranken des jährlichen Durchschnitts-
verschleißesunddesdadurchverursachtenjährlichenDurchschnittskonsums
von Gold und Silber, werfen
ihren Mehrwerth, den sie nach der
Unterstellung jährlich konsumiren ohne etwas davon zu kapitalisiren,
direkt in die Cirkulation in der Geldform, die für sie die Naturalform,
35 nicht wie in den andern Produktionszweigen die verwandelte F o rm des
Produkts ist.
Ferner, was den Arbeitslohn betrifft - die Geldform, worin das vari
able Kapital vorgeschossen wird - so wird er hier ebenfalls ersetzt nicht
durch Verkauf des Produkts, seine Verwandlung in Geld, sondern durch
40 ein Produkt, dessen Naturalform von vornherein die Geldform ist.
289
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
Endlich findet dies auch mit dem Theil des Edelmetall-Produkts statt,
der gleich dem Werth des periodisch aufgezehrten konstanten Kapitals
ist, sowohl des konstanten cirkulirenden, wie des während des Jahres
verzehrten konstanten fixen Kapitals.
Betrachten wir den Kreislauf, resp. Umschlag des in der Edelmetall- 5
Produktion angelegten Kapitals zunächst unter der Form |
|407|
G - W - P - G '.
Soweit in G -W das W nicht nur aus Arbeitskraft und Produktionsmit
teln besteht, sondern auch aus fixem Kapital, wovon nur ein Werththeil
in P aufgebraucht wird, ist klar, daß G' - das Produkt - eine Geldsumme 10
ist gleich dem in Arbeitslohn ausgelegten variablen Kapital plus dem in
Produktionsmitteln ausgelegten cirkulirenden konstanten Kapital plus
dem Werththeil des verschlißnen fixen Kapitals plus dem Mehrwerth.
Wäre die Summe geringer, bei unverändertem allgemeinen Werth des
Goldes, so wäre die Minenanlage unproduktiv, oder - wenn dies allge- 15
mein der Fall würde in Zukunft der Werth des Goldes, verglichen mit
den Waaren, deren Werth nicht verändert, steigen; d.h. die Preise der
Waaren würden fallen, es würde also in Zukunft die in G -W ausgelegte
Geldsumme kleiner sein.
Betrachten wir zunächst nur den cirkulirenden Theil des in G, dem 20
Ausgangspunkt von G - W - P - G ', vorgeschoßnen Kapitals, so wird eine
bestimmte Geldsumme vorgeschossen, in Cirkulation geworfen zur Zah
lung von Arbeitskraft und zum K a uf von Produktionsstoffen. Aber sie
wird durch den Kreislauf dieses Kapitals der Cirkulation nicht wieder
entzogen, um von neuem hineingeworfen zu werden. Das Produkt in 25
seiner Naturalform ist schon Geld, es braucht also nicht erst durch Aus
tausch, durch einen Cirkulationsproceß in Geld verwandelt zu werden. |
|408| Es tritt aus dem Produktionsproceß in die Cirkulationssphäre nicht
in der Form von Waarenkapital, das sich in Geldkapital, sondern als
Geldkapital, das sich in produktives Kapital rückverwandeln, d.h. von 30
neuem Arbeitskraft und Produktionsstoffe kaufen soll. Die Geldform des
cirkulirenden, in Arbeitskraft und Produktionsmitteln verzehrten Kapi
tals wird ersetzt nicht durch den Verkauf des Produkts, sondern durch die
Naturalform des Produkts selbst also nicht durch Wiederentziehn seines
Werths aus der Cirkulation in Geldform, sondern durch zuschüssiges, 35
neu producirtes Geld.
Nehmen wir an, dies cirkulirende Kapital sei = 500 £, die Umschlags
periode = 5 Wochen, Arbeitsperiode = 4 Wochen, Cirkulationsperiode
= 1 Woche. Es muß von vornherein für 5 Wochen Geld theils in Produk
tionsvorrath vorgeschossen werden, theils vorräthig sein, um nach und 40
nach in Arbeitslohn weggezahlt zu werden. Anfang der 6. Woche sind
290
Zirkulation des Mehrwerts
400 £ zurückgeflossen und 100 £ freigesetzt. Dies wiederholt sich bestän
dig. Hier, wie früher, werden während gewisser Zeit des Umschlags 100 £
beständig in dieser freigesetzten F o rm sich befinden. Aber sie bestehn aus
zuschüssigem neuproducirtem Geld, ganz wie die andren 400 £. Wir hat-
5 ten hier 10 Umschläge im Jahr und das producirte Jahresprodukt ist
= 5000 £ Gold. (Die Cirkulationsperiode entsteht hier nicht durch die
Zeit, welche die Verwandlung der Waare in Geld, sondern welche die
Verwandlung von Geld in die Produktionselemente kostet).
Bei jedem andren Kapital von 500 £, welches unter denselben Bedin-
10 gungen umschlägt, ist die beständig erneuerte Geldform die verwandelte
F o rm des producirten Waarenkapitals, welches alle 4 Wochen ||409| in die
Cirkulation geworfen wird, und das durch seinen Verkauf - also durch
periodische Entziehung des Geldquantums, als das es ursprünglich in den
Proceß eintrat - diese Geldform stets von neuem wieder erhält. Hier
15 dagegen wird in jeder Umschlagsperiode eine neue zuschüssige Geldmas
se von 500 £ aus dem Produktionsproceß selbst in die Cirkulation ge
worfen, um ihr beständig Produktionsstoffe und Arbeitskraft zu ent
ziehn. Dies in die Cirkulation geworfne Geld wird ihr durch den Kreis
lauf dieses Kapitals nicht wieder entzogen, sondern noch durch beständig
20 neuproducirte Goldmassen vermehrt.
Betrachten wir den variablen Theil dieses cirkulirenden Kapitals und
setzen wir ihn wie oben = 100 £, so wären in der gewöhnlichen Waaren
produktion diese 100 £ bei zehnmaligem Umschlag hinreichend, um
beständig die Arbeitskraft zu zahlen. Hier, in der Goldproduktion, reicht
25 dieselbe Summe; aber die 100 £ Rückfluß, womit die Arbeitskraft in je
5 Wochen bezahlt wird, sind nicht verwandelte F o rm ihres Produkts,
sondern sind ein Theil ihres stets erneuten Produkts selbst. Der Gold-
producent zahlt seine Arbeiter direkt mit einem Theil des von ihnen
selbst producirten Goldes. Die so in Arbeitskraft jährlich ausgelegten
30 und von den Arbeitern in die Cirkulation geworfnen 1000 £ kehren daher
nicht durch die Cirkulation zu ihrem Ausgangspunkt zurück.
Was ferner das fixe Kapital betrifft, so erheischt es bei erster Anlage
des Geschäfts die Verausgabung eines größren Geldkapitals, das also in
die Cirkulation geworfen wird. Wie alles fixe Kapital, fließt es nur stück-
35 weis im L a uf von Jahren zurück. Aber es fließt zurück als unmittelbares
Stück des Produkts, des Goldes, nicht durch Verkauf des Produkts und
seine dadurch vollzogne Vergoldung. Es erhält also allmälig seine |
|410| Geldform zurück nicht durch Entziehung von Geld aus der Cirku
lation, sondern durch Aufhäufen eines entsprechenden Theils des Pro-
40 dukts. D as so wieder hergestellte Geldkapital ist nicht eine Geldsumme,
allmälig der Cirkulation entzogen zur Ausgleichung der ursprünglich für
291
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
das fixe Kapital in sie geworfnen Geldsumme. Es ist eine zuschüssige
Masse Geld.
Endlich was den Mehrwerth betrifft, so ist er ebenfalls gleich einem
Theil des neuen Goldprodukts, das in jeder neuen Umschlagsperiode in
Cirkulation geworfen wird, um nach unsrer Unterstellung unproduktiv 5
verausgabt,
werden.
für Lebensmittel und Luxusgegenstände weggezahlt zu
Nach der Voraussetzung aber ersetzt diese ganze jährliche Goldpro
duktion - wodurch beständig Arbeitskraft und Produktionsstoffe, aber
kein Geld dem Markt entzogen und beständig zuschüssiges Geld ihm 10
zugeführt wird - nur das während des Jahres verschlißne Geld, hält also
nur die gesellschaftliche Geldmasse vollzählig, die beständig, wenn auch
in wechselnden Portionen, in den zwei Formen von Schatz und im Um
lauf befindlichem Geld existirt.
Nach dem Gesetz der Waarencirkulation muß die Geldmasse gleich 15
sein der für die Cirkulation erheischten Geldmasse plus einem in Schatz
form befindlichen Geldquantum, welches je nach Kontraktion oder Ex
pansion der Cirkulation zu- oder abnimmt, namentlich aber auch für die
Bildung des nöthigen Reservefonds von Zahlungsmitteln dient. Was in
Geld gezahlt werden muß - soweit keine Ausgleichung der Zahlungen 20
stattfindet - ist der Werth der Waaren. D aß ein Theil dieses Werths
aus Mehrwerth besteht, d.h. dem Verkäufer der Waaren nichts gekostet
hat, ändert absolut nichts an der Sache. ||411| Gesetzt, die Producenten
seien alle selbständige Besitzer ihrer Produktionsmittel, es finde also
Cirkulation statt zwischen den unmittelbaren Producenten selbst. Abge- 25
sehn von dem konstanten Theil ihres Kapitals, könnte man dann ihr
jährliches Werthprodukt, zur Analogie mit dem kapitalistischen Zustand,
in zwei Theile theilen: den einen a der bloß ihre nothwendigen Lebens
mittel ersetzt, den andren b, den sie zum Theil in Luxusproduktion ver
zehren, zum Theil zur Erweitrung der Produktion anwenden, a vertritt 30
dann das variable Kapital, b den Mehrwerth. Aber diese Eintheilung
bliebe ohne allen Einfluß auf die Größe der zur Cirkulation ihres Ge-
sammtprodukts erheischten Geldmasse. Bei sonst gleichbleibenden Um
ständen wäre der Werth der cirkulirenden Waarenmasse derselbe, daher
auch die für ihn erheischte Geldmasse. Auch müßten sie dieselben Geld- 35
reserven bei gleicher Theilung der Umschlagsperiode haben, d.h. den
selben Theil ihres Kapitals beständig in Geldform, da nach wie vor, nach
der Unterstellung, ihre Produktion Waarenproduktion wäre. Der Um
stand also, daß ein Theil des Waarenwerths aus Mehrwerth besteht, än
dert absolut nichts an der Masse des zum Betrieb des Geschäfts noth- 40
wendigen Geldes.
292
Zirkulation des Mehrwerts
Ein Gegner Tooke's, der sich an die F o rm G - W - G' hält, fragt ihn, wie
es denn der Kapitalist anfange, um beständig der Cirkulation mehr Geld
zu entziehn, als er in sie hineinwirft. M an verstehe wohl. Es handelt sich
hier nicht um die Bildung des Mehrwerths. Diese, die das einzige Geheim-
5 niß ausmacht, versteht sich vom kapitalistischen Standpunkt von selbst.
Die angewandte Werthsumme wäre ja nicht Kapital, wenn sie nicht mit
einem Mehrwerth sich bereicherte. Da sie also der Voraussetzung nach
Kapital ist, versteht sich der Mehrwerth von selbst.
Die Frage ist also nicht: Wo kommt der Mehrwerth her? Sondern: Wo
10 kommt das Geld her, ||412| um ihn zu versilbern? Aber in der bürgerlichen
Oekonomie versteht sich die Existenz des Mehrwerths von selbst. Sie ist
also nicht nur unterstellt, sondern mit ihr ist auch ferner unterstellt, daß
ein Theil der in die Cirkulation geworfnen Waarenmasse aus Mehrpro
dukt besteht, also einen Werth darstellt, den der Kapitalist nicht mit
15 seinem Kapital in die Cirkulation warf; daß der Kapitalist also mit sei
nem Produkt einen Ueberschuß über sein Kapital in die Cirkulation
wirft, und ihr diesen Ueberschuß auch wieder entzieht.
Das Waarenkapital das der Kapitalist in die Cirkulation wirft, ist von
größrem Werth (woher das kommt wird nicht erklärt oder begriffen, aber
20 c'est un fait vom Standpunkt dieser Selbigen) als das produktive Kapi
tal, das er in Arbeitskraft plus Produktionsmitteln der Cirkulation ent
zogen hat. Unter dieser Voraussetzung ist daher klar, warum nicht nur
Kapitalist A, sondern auch B, C, D etc. der Cirkulation durch Austausch
seiner Waare beständig mehr Werth entziehn kann, als den Werth seines
25 ursprünglich und stets aufs neue vorgeschoßnen Kapitals. A, B, C, D etc.
werfen beständig einen größren Waaren||413|werth - diese Operation ist
so vielseitig wie die selbständig fungirenden Kapitale - in der F o rm von
Waarenkapital in die Cirkulation, als sie ihr unter der F o rm von pro
duktivem Kapital entziehn. Sie haben also beständig sich in eine Werth-
30 summe zu theilen (d.h. jeder seinerseits der Cirkulation ein produktives
Kapital zu entziehn) gleich der Werthsumme ihrer resp. vorgeschoßnen
produktiven Kapitalien; und ebenso beständig sich in eine Werthsumme
zu theilen, die sie ebenso allseitig in Waarenform, als respektiven Ueber
schuß des Waarenwerths über den Werth seiner Produktionselemente, in
35 die Cirkulation werfen.
Aber das Waarenkapital, vor seiner Rückverwandlung in produktives
Kapital, und vor der Verausgabung des in ihm steckenden Mehrwerths,
muß versilbert werden. Wo kommt das Geld dazu her? Diese Frage er
scheint auf den ersten Blick schwierig, und weder Tooke noch ein Andrer
40 hat sie bisher beantwortet.
293
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
Das in der Form von Geldkapital vorgeschoßne cirkulirende Kapital
von 500 £, welches immer seine Umschlagsperiode, sei das cirkulirende
Gesammtkapital der Gesellschaft, d.h. der Kapitalistenklasse. Der Mehr
werth sei 100 £. Wie kann nun die ganze Kapitalistenklasse beständig
600 £ aus der Cirkulation herausziehn, wenn sie beständig nur 500 £ hin- 5
einwirft?
Nachdem das Geldkapital von 500 in produktives Kapital verwandelt,
verwandelt dieses sich innerhalb des Produktionsprocesses in Waaren-
werth von 600, und es befindet sich in Cirkulation nicht nur ein Waa-
renwerth ||414| von 500, gleich dem ursprünglich vorgeschoßnen 10
Geldkapital, sondern ein neuproducirter Mehrwerth von 100. Dieser zu
schüssige Mehrwerth von 100 ist in Waarenform in die Cirkulation ge
worfen. Darüber besteht kein Zweifel. Aber durch dieselbe Operation ist
nicht das zuschüssige Geld für die Cirkulation dieses zuschüssigen Waa
renwerths gegeben.
15
Man muß nun die Schwierigkeit nicht durch plausible Ausflüchte zu
umgehn suchen.
Zum Beispiel: Was das konstante cirkulirende Kapital betrifft, so ist
klar, daß nicht alle es gleichzeitig auslegen. Während Kapitalist A seine
Waare verkauft, also für ihn vorgeschoßnes Kapital Geldform annimmt, 20
nimmt für den Käufer B umgekehrt sein in Geldform vorhandnes K a
pital die Form seiner Produktionsmittel an, die gerade A producirt.
Durch denselben Akt, wodurch A seinem producirten Waarenkapital die
Geldform wiedergibt, gibt B dem seinigen die produktive Form wieder,
verwandelt es aus Geldform in Produktionsmittel und Arbeitskraft; die- 25
selbe Geldsumme fungirt in dem doppelseitigen Proceß wie in jedem ein
fachen K a uf W - G. Andrerseits, wenn A das Geld wieder in Produktions
mittel verwandelt, kauft er von C, und dieser zahlt damit B etc. So wäre
dann der Hergang erklärt. Aber:
Alle in Bezug auf das Quantum des cirkulirenden Geldes bei der 30
Waarencirkulation (Buch I, K a p. III) aufgestellten Gesetze werden in kei
ner Art durch den kapitalistischen Charakter des Produktionsprocesses
geändert.
Wenn also gesagt wird, das in Geldform vorzuschießende cirkulirende
Kapital der Gesellschaft beträgt ||415| 500, so ist dabei schon in Rechnung 35
gebracht, daß dies einerseits die Summe ist, die gleichzeitig vorgeschossen
war, daß aber andrerseits diese Summe mehr produktives Kapital in Be
wegung setzt, als 500, weil sie abwechselnd als Geldfonds verschiedner
produktiven Kapitale dient. Diese Erklärungsweise setzt also schon das
Geld als vorhanden voraus, dessen Dasein sie erklären soll.
40
294
Zirkulation des Mehrwerts
Es könnte ferner gesagt werden: Kapitalist A producirt Artikel, die
Kapitalist B individuell, unproduktiv konsumirt. Das Geld von B versil
bert also das Waarenkapital von A, und so dient dieselbe Geldsumme zur
Versilberung des Mehrwerths von B und des cirkulirenden konstanten
5 Kapitals von A. Hier ist aber die Lösung der Frage, die beantwortet
werden soll, noch direkter unterstellt. Nämlich wo kriegt B dies Geld für
Bestreitung seiner Revenue her? Wie hat er selbst diesen Mehrwerththeil
seines Produkts versilbert?
Ferner könnte gesagt werden, der Theil des cirkulirenden variablen
10 Kapitals, den A seinen Arbeitern beständig vorschießt, strömt ihm be
ständig aus der Cirkulation zurück; und nur ein abwechselnder Theil
davon liegt beständig bei ihm selbst für Zahlung des Arbeitslohns fest.
Zwischen der Ausgabe und dem Rückstrom verfließt jedoch eine gewisse
Zeit, während deren das in Arbeitslohn ausgezahlte Geld unter andrem
15 auch zur Versilberung von Mehrwerth dienen kann. - Aber wir wissen
erstens, daß je größer diese Zeit, um so größer auch die Masse des Geld
vorraths sein muß, die der Kapitalist A beständig in petto halten muß.
Zweitens gibt der Arbeiter das Geld aus, kauft Waaren damit, versilbert
daher den in diesen Waaren steckenden Mehrwerth pro tanto. Also dient
20 dasselbe Geld, das in der F o rm des variablen Kapitals vorgeschossen
wird, pro tanto ||416| auch dazu, Mehrwerth zu versilbern. Ohne hier
noch tiefer auf diese Frage einzugehn, hier nur so viel: daß die Konsum
tion der ganzen Kapitalistenklasse und der von ihr abhängigen unpro
duktiven Personen gleichzeitig Schritt hält mit der für die Arbeiterklasse;
25 also gleichzeitig mit dem von den Arbeitern in Cirkulation geworfnen
Geld, von den Kapitalisten Geld in Cirkulation geworfen werden muß,
um ihren Mehrwerth als Revenue zu verausgaben, also für denselben der
Cirkulation Geld entzogen sein muß. Die eben gegebne Erklärung würde
nur das so nöthige Quantum verringern, nicht beseitigen.
30
Endlich könnte gesagt werden: es wird doch beständig ein großes
Quantum Geld in Cirkulation geworfen bei der ersten Anlage des fixen
Kapitals, das der Cirkulation nur allmälig, stückweis, im L a uf von J a h
ren, von dem wieder entzogen wird, der es hineinwarf. Kann diese Sum
me nicht hinreichen, um den Mehrwerth zu versilbern? - Hierauf ist zu
35 antworten, daß vielleicht in der Summe von 500 (die auch Schatzbildung
für nöthige Reservefonds einschließt) schon die Anwendung dieser Sum
me als fixes Kapital, wenn nicht durch den der sie hineinwarf, so doch
durch jemand anders, einbegriffen ist. Außerdem ist bei der Summe, die
für Beschaffung der als fixes Kapital dienenden Produkte ausgegeben
40 wird, schon unterstellt, daß auch der in diesen Waaren steckende Mehr
werth gezahlt ist, und es fragt sich eben wo dies Geld herkommt.
295
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
Die allgemeine Antwort ist bereits gegeben: Wenn eine Waarenmasse
von x x 1000 £ zu cirkuliren, so ändert es absolut nichts am Quantum der
zu dieser Cirkulation nöthigen Geldsumme, ob der Werth dieser Waa
renmasse Mehrwerth enthält oder nicht, ob die Waaren||417|masse kapi
talistisch producirt ist oder nicht. Das Problem selbst existirt also nicht.
Bei sonst gegebnen Bedingungen, Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes
etc., ist eine bestimmte Geldsumme erheischt, um den Waarenwerth von
x x 1000 £ zu cirkuliren, ganz unabhängig von dem Umstand, wie viel
oder wie wenig von diesem Werth den unmittelbaren Producenten dieser
Waaren zufällt. Soweit hier ein Problem existirt, fällt es zusammen mit 10
dem allgemeinen Problem: woher die zur Cirkulation der Waaren in ei
nem Lande nöthige Geldsumme kommt.
5
Indeß existirt allerdings, vom Standpunkt der kapitalistischen Produk
ist nämlich hier der
tion, der Schein eines besondren Problems. Es
Kapitalist, welcher als der Ausgangspunkt erscheint, von dem das Geld in 15
die Cirkulation geworfen wird. Das Geld, das der Arbeiter zur Zahlung
seiner Lebensmittel ausgibt, existirt vorher als Geldform des variablen
Kapitals und wird daher ursprünglich vom Kapitalisten in Cirkulation
geworfen als Kauf- oder Zahlungsmittel von Arbeitskraft. Außerdem
wirft der Kapitalist das Geld in Cirkulation, das für ihn ursprünglich die 20
Geldform seines konstanten, fixen und flüssigen Kapitals bildet; er gibt es
aus als Kauf- oder Zahlungsmittel für Arbeitsmittel und Produktions
stoffe. Aber über dies hinaus erscheint der Kapitalist nicht weiter als Aus
gangspunkt der in der Cirkulation befindlichen Geldmasse. Nun aber exi
stiren nur zwei Ausgangspunkte: Der Kapitalist und der Arbeiter. Alle 25
dritten Personenrubriken müssen entweder für Dienstleistungen Geld von
diesen beiden Klassen erhalten, oder soweit sie es ohne Gegenleistung
erhalten, sind sie Mitbesitzer des Mehrwerths in der F o rm von Rente, Zins
etc. D aß der Mehrwerth nicht ganz in der Tasche des industriellen Kapi
talisten bleibt, sondern ||418| von ihm mit andern Personen getheilt werden 30
muß, hat mit der vorliegenden Frage nichts zu thun. Es fragt sich, wie er
seinen Mehrwerth versilbert, nicht wie das dafür gelöste Silber sich später
vertheilt. Es ist also für unsern Fall der Kapitalist noch als einziger Besit
zer des Mehrwerths zu betrachten. Was aber den Arbeiter betrifft, so ist
bereits gesagt, daß er nur sekundärer Ausgangspunkt, der Kapitalist aber 35
der primäre Ausgangspunkt des vom Arbeiter in die Cirkulation geworf-
nen Gelds ist. Das zuerst als variables Kapital vorgeschoßne Geld voll
zieht bereits seinen zweiten Umlauf, wenn der Arbeiter es zur Zahlung von
Lebensmitteln ausgibt.
Die Kapitalistenklasse bleibt also der einzige Ausgangspunkt der Geld- 40
cirkulation. Wenn sie zur Zahlung von Produktionsmitteln 400 £, zur
296
Zirkulation des Mehrwerts
Zahlung der Arbeitskraft 100 £ braucht, so wirft sie 500 £ in Cirkulation.
Aber der in dem Produkt steckende Mehrwerth, bei Mehrwerthsrate von
100%, ist gleich einem Werth von 100 £. Wie kann sie 600 £ aus der
Cirkulation beständig herausziehn, wenn sie beständig nur 500 £ hinein-
5 wirft? Aus Nichts wird Nichts. Die Gesammtklasse der Kapitalisten kann
nichts aus der Cirkulation herausziehn, was nicht vorher hineingewor
fen war.
Es wird hier abgesehn davon, daß die Geldsumme von 400 £ vielleicht
hinreicht, um bei zehnmaligem Umschlag Produktionsmittel zum Werth
10 von 4000 £ und Arbeit zum Werth von 1000 £ zu cirkuliren, und die
übrigen 100 £ für die Cirkulation des Mehrwerths von 1000 £ ebenfalls
genügen. Dies Verhältniß der Geldsumme zu dem von ihr cirkulirten
Waarenwerth thut nichts zur Sache. Das Problem bleibt dasselbe. Fän
den ||419| nicht verschiedne Umläufe derselben Geldstücke statt, so wären
15 5000 £ als Kapital in Cirkulation zu werfen, und 1000 £ wären nöthig,
um den Mehrwerth zu versilbern. Es fragt sich, wo dies letztre Geld
herkommt, ob nun 1000 oder 100 £. jedenfalls ist es ein Ueberschuß über
das in Cirkulation geworfne Geldkapital.
In der That, so paradox es auf den ersten Blick scheint, die Kapitali-
20 stenklasse selbst wirft das Geld in Cirkulation, das zur Realisirung des in
den Waaren steckenden Mehrwerths dient. Aber nota bene: sie wirft es
hinein nicht als vorgeschoßnes Geld, also nicht als Kapital. Sie veraus
gabt es als Kaufmittel für ihre individuelle Konsumtion. Es ist also nicht
von ihr vorgeschossen, obgleich sie der Ausgangspunkt seiner Cirkula-
25 tion ist.
Nehmen wir einen einzelnen Kapitalisten, der sein Geschäft eröffnet,
z . B. einen Pächter. Während des ersten Jahrs schießt er ein Geldkapital,
sage von 5000 £ vor in Zahlung von Produktionsmitteln (4000 £) und von
Arbeitskraft (1000 £). Die Mehrwerthsrate sei 100%, der von ihm ange-
30 eignete Mehrwerth = 1000 £. Die obigen 5000 £ schließen alles Geld ein,
was er als Geldkapital vorschießt. Aber der Mann muß auch leben, und
er nimmt kein Geld ein vor Ende des Jahrs. Sein Konsum betrage 1000 £.
Diese muß er besitzen. Er sagt zwar, daß er sich diese 1000 £ vorschießen
muß während des ersten Jahres. Doch heißt dies Vorschießen - das hier
35 nur subjektiven Sinn hat - weiter nichts als daß er das erste Jahr seine
individuelle Konsumtion aus eigner Tasche, statt ||420| aus der Gratis
produktion seiner Arbeiter bestreiten muß. Er schießt dies Geld nicht vor
als Kapital. Er verausgabt es, zahlt es fort für ein Aequivalent in Lebens
mitteln die er verzehrt. Dieser Werth ist von ihm in Geld verausgabt, in
40 die Cirkulation geworfen, und in Waarenwerthen ihr entzogen worden.
Diese Waarenwerthe hat er verzehrt. Er hat also aufgehört in irgend
297
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
einem Verhältniß zu ihrem Werth zu stehn. Das Geld, womit er ihn ge
zahlt, existirt als Element des cirkulirenden Geldes. Aber den Werth die
ses Geldes hat er der Cirkulation in Produkten entzogen, und mit den
Produkten worin er existirte, ist auch ihr Werth vernichtet. Er ist alle
geworden. Am Ende des Jahres nun wirft er in die Cirkulation einen 5
Waaren werth von 6000 £ und verkauft ihn. Damit fließt für ihn zurück:
1) sein vorgeschoßnes Geldkapital von 5000 £; 2) der versilberte Mehr
werth von 1000 £. Er hat 5000 £ als Kapital vorgeschossen, in die Cir
kulation geworfen, und er entzieht ihr 6000 £, 5000 für Kapital und 1000
für Mehrwerth. Die letztren 1000 sind versilbert mit dem Geld, das er 10
selbst nicht als Kapitalist, sondern als Konsument in die Cirkulation
geworfen, nicht vorgeschossen, sondern verausgabt hat. Sie kehren jetzt
zu ihm zurück als Geldform des von ihm producirten Mehrwerths. Und
von nun an wiederholt sich diese Operation jährlich. Aber vom zweiten
Jahr an sind die 1000 £, die er verausgabt, beständig die verwandelte 15
Form, die Geldform des von ihm producirten Mehrwerths. Er verausgabt
sie jährlich und sie fließen ihm ebenso jährlich zurück.
Schlüge sein Kapital öfter im Jahre um, so änderte das nichts an der
Sache, wohl aber an der ||421| Länge der Zeit und daher an der Größe der
Summe, die er über sein vorgeschoßnes Geldkapital hinaus für seine in- 20
dividuelle Konsumtion in Cirkulation zu werfen hätte.
Dies Geld wird vom Kapitalisten nicht als Kapital in Cirkulation ge
worfen. Wohl aber gehört es zum Charakter des Kapitalisten, daß er
fähig ist, bis zum Rückfluß von Mehrwerth von den in seinem Besitz
befindlichen Mitteln zu leben.
25
In diesem Fall war angenommen, daß die Geldsumme, die der Kapi
talist bis zum ersten Rückfluß seines Kapitals zur Bestreitung seiner
individuellen Konsumtion in Cirkulation wirft, exakt gleich ist dem von
ihm producirten und daher zu versilbernden Mehrwerth. Dies ist offen
bar, mit Bezug auf den einzelnen Kapitalisten, eine willkürliche Annah- 30
me. Aber sie muß richtig sein für die gesammte Kapitalistenklasse, bei
Unterstellung einfacher Reproduktion. Sie drückt nur dasselbe aus, was
diese Unterstellung besagt, nämlich daß der ganze Mehrwerth, aber auch
nur dieser, also kein Bruchtheil des ursprünglichen Kapitalstocks, un
produktiv verzehrt wird.
35
Es war oben unterstellt, daß die Gesammtproduktion an edlen Metal
len (= 500 £ gesetzt), nur hinreicht, um den Geldverschleiß zu ersetzen.
Die Gold producirenden Kapitalisten besitzen ihr ganzes Produkt in
Gold, sowohl den Theil desselben, der konstantes Kapital, wie den der
variables Kapital ersetzt, wie auch den aus Mehrwerth bestehenden. Ein 40
Theil des gesellschaftlichen Mehrwerths besteht also aus Gold, nicht aus
298
Zirkulation des Mehrwerts
Produkt, das sich erst innerhalb der Cirkulation vergoldet. Es besteht
von vornherein aus Gold und wird in die Cirkulation geworfen, um ihr
Produkte zu entziehn. Dasselbe gilt hier vom Arbeitslohn, dem variablen
Kapital, und vom Ersatz des vorgeschoßnen ||422| konstanten Kapi-
5 tals. Wenn also ein Theil der Kapitalistenklasse einen Waarenwerth in die
ihnen
Cirkulation wirft, größer
vorgeschoßne Geldkapital, so wirft ein andrer Theil der Kapitalisten,
einen größren Geldwerth (größer um den Mehrwerth) in die Cirkulation
als der Waarenwerth, den sie der Cirkulation zur Produktion des Geldes
10 beständig entziehn. Wenn ein Theil der Kapitalisten beständig mehr Geld
aus der Cirkulation auspumpt, als er einschießt, so pumpt der Gold pro-
ducirende Theil beständig mehr Geld ein als er ihr in Produktionsmitteln
entzieht.
(um den Mehrwerth) als das von
Obgleich nun von diesem Produkt von 500 £ Gold ein Theil Mehr-
15 werth der Goldproducenten ist, so ist die ganze Summe doch nur be
stimmt zum Ersatz des für die Cirkulation der Waaren nöthigen Geldes;
wie viel davon den Mehrwerth der Waaren versilbert, wie viel ihre andren
Werthbestandtheile, ist dabei gleichgültig.
Wenn man die Goldproduktion aus dem Land heraus in andre Länder
20 verlegt, so ändert das absolut nichts an der Sache. Ein Theil der gesell
schaftlichen Arbeitskraft und der gesellschaftlichen Produktionsmittel im
Land A ist in ein Produkt verwandelt, z . B. Leinwand, zum Werth von
500 £, die nach dem Land B ausgeführt wird, um dort Gold zu kaufen.
Das so im Land A verwandte produktive Kapital wirft ebensowenig
25 Waare, im Unterschied von Geld, auf den Markt des Landes A, als wenn
es direkt in der Goldproduktion verwandt wäre. Dies Produkt von A
stellt sich in 500 £ Gold dar, und tritt nur als Geld in die Cirkulation des
Landes A. Der Theil des gesellschaftlichen Mehrwerths, den dies Produkt
enthält, existirt direkt in Geld und für das Land A nie anders als in der
30 Form von Geld. Obgleich für die Kapitalisten, welche das Gold produ
ciren, |423| nur ein Theil des Produkts Mehrwerth, ein andrer den K a
pitalersatz darstellt, so hängt dagegen die Frage, wie viel von diesem
Gold, außer dem cirkulirenden konstanten Kapital, variables Kapital er
setzt und wie viel Mehrwerth darstellt, ausschließlich ab von den respek-
35 tiven Verhältnissen, die Arbeitslohn und Mehrwerth vom Werth der cir
kulirenden Waaren bilden. Der Theil, der Mehrwerth bildet, vertheilt sich
unter die verschiednen Mitglieder der Kapitalistenklasse. Obgleich er be
ständig für die individuelle Konsumtion von ihnen ausgegeben und durch
Verkauf neuen Produkts wieder eingenommen wird - gerade dieser K a uf
40 und Verkauf macht überhaupt nur das zur Vergoldung des Mehrwerths
nöthige Geld unter ihnen selbst cirkuliren - so befindet sich doch, wenn
299
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
auch in wechselnden Portionen, ein Theil des gesellschaftlichen Mehr
werths in der F o rm von Geld in der Tasche der Kapitalisten; ganz wie
sich ein Theil des Arbeitslohns wenigstens während eines Theils der Wo
che in der F o rm von Geld in den Taschen der Arbeiter aufhält. Und
dieser Theil ist nicht beschränkt durch den Theil des Goldprodukts, der
ursprünglich den Mehrwerth der Gold producirenden Kapitalisten bildet,
sondern wie gesagt, durch die Proportion, worin obiges Produkt von
500 £ sich zwischen Kapitalisten und Arbeiter überhaupt vertheilt, und
worin der zu cirkulirende Waarenwerth aus Mehrwerth und den andren
Bestandtheilen des Werths besteht.
5
10
Indeß besteht der Theil des Mehrwerths, der nicht in andren Waaren
existirt, sondern neben diesen andren Waaren in Geld, nur soweit aus
einem Theil des jährlich producirten Goldes, als ein Theil der jährlichen
Goldproduktion zur Realisirung des Mehrwerths cirkulirt. //424/ Der
andre Theil des Gelds, der sich fortwährend in wechselnden Proportionen 15
als Geldform ihres Mehrwerths in den Händen der Kapitalistenklasse
befindet, ist nicht Element des jährlich producirten Goldes, sondern der
früher im Land akkumulirten Geldmassen.
Nach unsrer Unterstellung reicht die jährliche Goldproduktion von
500 £ nur gerade hin, um das jährlich verschlißne Geld zu ersetzen. Hai- 20
ten wir daher nur diese 500 £ im Auge, und abstrahiren wir von dem
Theil der jährlich producirten Waarenmasse, zu deren Cirkulation früher
akkumulirtes Geld dient, so findet der in Waarenform producirte Mehr
werth schon deswegen Geld zu seiner Vergoldung in der Cirkulation vor,
weil auf der andren Seite Mehrwerth jährlich in der Form von Gold 25
producirt wird. Dasselbe gilt von den andren Theilen des Goldprodukts
von 500 £, die das vorgeschoßne Geldkapital ersetzen.
Es ist hier nun zweierlei zu bemerken.
Es folgt erstens: Der von den Kapitalisten in Geld ausgegebne Mehr
werth sowohl wie das von ihnen in Geld vorgeschoßne, variable und 30
sonstige produktive Kapital ist in der That Produkt der Arbeiter, näm
lich der in der Goldproduktion beschäftigten Arbeiter. Sie produciren
neu sowohl den Theil des Goldprodukts, der ihnen als Arbeitslohn „vor
geschossen" wird, wie den Theil des Goldprodukts, worin sich der Mehr
werth des kapitalistischen Goldproducenten unmittelbar darstellt. Was 35
endlich den Theil des Goldprodukts ||425| betrifft, der nur den zu seiner
Produktion vorgeschoßnen konstanten Kapitalwerth ersetzt, so erscheint
er nur in Goldform (überhaupt in einem Produkt) wieder durch die
jährliche Arbeit der Arbeiter. Bei Beginn des Geschäfts wurde er ur
sprünglich vom Kapitalisten weggegeben in Geld, welches nicht neu pro- 40
ducirt, sondern Theil der umlaufenden gesellschaftlichen Geldmasse bil-
300
Zirkulation des Mehrwerts
dete. Soweit er dagegen durch neues Produkt, zuschüssiges Gold ersetzt
wird, ist er das jährliche Produkt des Arbeiters. Der Vorschuß von Seiten
des Kapitalisten erscheint auch hier nur als eine Form, die daher stammt,
daß der Arbeiter weder Besitzer seiner eignen Produktionsmittel ist, noch
5 während der Produktion über die von andren Arbeitern producirten Le
bensmittel verfügt.
Zweitens aber, was die von diesem jährlichen Ersatz von 500 £ unab
hängig existirende, theils in Schatzform, theils in F o rm von umlaufendem
Geld befindliche Geldmasse betrifft, so muß es sich mit ihr gerade ver-
10 halten, d.h. ursprünglich verhalten haben, wie es sich mit diesen 500 noch
jährlich verhält. A uf diesen Punkt kommen wir am Schluß dieses Unter
abschnitts zurück. Vorher noch einige andre Bemerkungen.
/
/426/ Man hat bei Betrachtung des Umschlags gesehn, daß unter sonst
15 gleichbleibenden Umständen, mit dem Wechsel in der Größe der Um
schlagsperioden wechselnde Massen Geldkapital nöthig sind, um die
Produktion auf derselben Stufenleiter auszuführen. Die Elasticität der
Geldcirkulation muß also groß genug sein, um sich diesem Wechsel von
Ausdehnung und Zusammenziehung anzupassen.
20
Nimmt man ferner sonst gleichbleibende Umstände an - auch unver
änderte Größe, Intensität und Produktivität des Arbeitstags - aber ver
änderte Theilung des Werthprodukts zwischen Arbeitslohn und Mehr
werth, sodaß entweder der erstere steigt und der letztre fällt, oder umge
kehrt, so wird dadurch die Masse des umlaufenden Geldes nicht berührt.
25 Dieser Wechsel kann vorgehn ohne irgend welche Expansion oder Kon
traktion der im Umlauf befindlichen Geldmasse. Betrachten wir nament
lich den Fall, wo der Arbeitslohn allgemein stiege und daher - unter den
vorausgesetzten Bedingungen - die Rate des Mehrwerths allgemein falle,
außerdem, ebenfalls nach Unterstellung, kein Wechsel im Werth der cir-
30 kulirenden Waarenmasse stattfinde. In diesem Fall wächst allerdings das
Geldkapital, das als variables Kapital vorgeschossen werden ||427| muß,
also die Geldmasse, die in dieser Funktion dient. Aber um gerade soviel,
wie die zur Funktion von variablem Kapital erforderliche Geldmasse
wächst, um gerade so viel nimmt der Mehrwerth ab, also auch die zu
35 seiner Realisirung nöthige Geldmasse. Die Summe der zur Realisirung
des Waarenwerths nöthigen Geldmasse wird davon ebenso wenig berührt
wie dieser Waarenwerth selbst. Der Kostenpreis der Waare steigt für den
einzelnen Kapitalisten, aber ihr gesellschaftlicher Produktionspreis bleibt
unverändert. Was verändert wird, ist das Verhältniß worin, abgesehn
40 vom konstanten Werththeil, der Produktionspreis der Waaren sich in
Arbeitslohn und Profit theilt.
301
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
Aber, sagt man: Größere Auslage von variablem Geldkapital (der
Werth des Geldes ist natürlich als gleichbleibend vorausgesetzt) heißt so
viel als größre Masse von ||428| Geldmitteln in der Hand der Arbeiter.
Hieraus folgt größre Nachfrage nach Waaren von Seiten der Arbeiter.
Weitre Folge ist Steigen im Preis der Waaren. - Oder man sagt: Steigt der
Arbeitslohn, so erhöhn die Kapitalisten die Preise ihrer Waare. - In bei
den Fällen verursacht das allgemeine Steigen des Arbeitslohns Steigen
der Waarenpreise. Daher muß eine größre Geldmasse nöthig sein, um die
Waaren zu cirkuliren, ob man das Steigen der Preise nun in der einen
oder andren Weise erklärt.
5
10
Antwort auf die erste Fassung: In Folge steigenden Arbeitslohns wird
namentlich die Nachfrage der Arbeiter nach nothwendigen Lebensmit
teln wachsen. In einem geringren Grad wird ihre Nachfrage nach Lu
xusartikeln zunehmen, oder sich Nachfrage einstellen für Artikel, die frü
her nicht in den Bereich ihrer Konsumtion fielen. Die plötzliche und auf 15
größrer Stufenleiter gesteigerte Nachfrage nach nothwendigen Lebens
mitteln wird unbedingt momentan ihren Preis steigern. Folge davon: Ein
größrer Theil des gesellschaftlichen Kapitals wird in Produktion von
nothwendigen Lebensmitteln, ein geringrer in der Produktion von Lu
xusmitteln verwandt, da letztre im Preis fallen, wegen des verminderten 20
Mehrwerths und daher der verminderten Nachfrage der Kapitalisten für
dieselben. Soweit die Arbeiter dagegen selbst Luxusmittel kaufen, wirkt
die Erhöhung ihres Lohns - innerhalb dieses Umfangs - nicht auf Stei
gerung des Preises von nothwendigen Lebensmitteln, sondern deplacirt
nur die Käufer von Luxuswaaren. Mehr Luxuswaaren als bisher gehn ein 25
in den Konsum der Arbeiter und verhältnißmäßig weniger in den K o n
sum der Kapitalisten. Voilà tout. Nach einigen Oscillationen cirkulirt
eine ||429| Waarenmasse vom selben Werth wie vorher. - Was die momen
tanen Oscillationen betrifft, so werden sie kein andres Resultat haben, als
unbeschäftigtes Geldkapital in die inländische Cirkulation zu werfen, das 30
bisher in spekulativen Unternehmungen an der Börse oder im Ausland
Beschäftigung suchte.
Antwort auf die zweite Fassung: Wenn es in der Hand der kapitali
stischen Producenten stände, beliebig die Preise ihrer Waaren zu erhöhn,
so könnten und würden sie das thun auch ohne Steigen des Arbeitslohns. 35
Der Arbeitslohn würde nie steigen bei sinkenden Waarenpreisen. Die K a
pitalistenklasse würde sich nie den Trades' Unions widersetzen, da
sie stets und unter allen Umständen thun könnte was sie jetzt ausnahms-
weis unter bestimmten, besondren, sozusagen lokalen Umständen, wirk
lich thut
Waarenpreise
einzustecken.
nämlich jede Erhöhung des Arbeitslohns benutzen, um die 40
in viel höhrem Grade zu erhöhn, also größren Profit
302
Zirkulation des Mehrwerts
Die Behauptung, daß die Kapitalisten die Preise der Luxusmittel er
höhn können, weil die Nachfrage darnach abnimmt (in Folge der ver
minderten Nachfrage der Kapitalisten, deren Kaufmittel dafür abgenom
men haben), wäre eine ganz originelle Anwendung des Gesetzes von
5 Nachfrage und Angebot. Soweit nicht bloßes Deplacement der Käufer
dafür eintritt, Arbeiter statt Kapitalisten - und soweit dies Deplacement
stattfindet, wirkt die Nachfrage der Arbeiter nicht auf Preissteigerung der
nothwendigen Lebensmittel, denn den Theil des Lohnzuschusses, den die
Arbeiter für Luxusmittel ||430| verausgaben, können sie nicht für noth-
10 wendige Lebensmittel verausgaben, - fallen die Preise der Luxusmittel in
Folge der verminderten Nachfrage. In Folge dessen wird Kapital aus
ihrer Produktion zurückgezogen, bis ihre Zufuhr auf das M aß reducirt
ist, das ihrer veränderten Rolle im gesellschaftlichen Produktionsproceß
entspricht. Mit dieser verringerten Produktion steigen sie, bei sonst un-
15 verändertem Werth, wieder auf ihre normalen Preise. Solange diese K o n
traktion oder dieser Ausgleichungsproceß stattfindet, wird ebenso be
ständig, bei steigenden Preisen der Lebensmittel, der Produktion dieser
letzteren ebensoviel Kapital zugeführt, als dem andren Zweig der Pro
duktion entzogen wird, bis die Nachfrage gesättigt ist. Dann tritt wieder
20 Gleichgewicht ein, und das Ende des ganzen Processes ist, daß das ge
sellschaftliche Kapital, und daher auch das Geldkapital, zwischen der
Produktion von nothwendigen Lebensmitteln und der von Luxusmitteln
in veränderter Proportion getheilt ist.
Der ganze Einwurf ist ein Schreckschuß der Kapitalisten und ihrer
25 ökonomischen Sykophanten.
Die Thatsachen, die den Vorwand zu diesem Schreckschuß liefern, sind
dreierlei Art.
1) Es ist ein allgemeines Gesetz der Geldcirkulation, daß wenn die
Preissumme der cirkulirenden Waaren steigt, - ob diese Vermehrung der
30 Preissumme nun für dieselbe Waarenmasse oder für eine vergrößerte
Waarenmasse stattfindet - bei sonst gleichbleibenden Umständen die
Masse des cirkulirenden Geldes wächst. Es wird nun die Wirkung mit
der Ursache verwechselt. Der Arbeitslohn steigt (wenn auch selten |
|431| und nur ausnahmsweis verhältnißmäßig) mit dem steigenden Preis
35 der nothwendigen Lebensmittel. Sein Steigen ist Folge, nicht Ursache des
Steigens der Waarenpreise.
2) Bei einem partiellen oder
lokalen Steigen des Arbeitslohns
- d.h. Steigen in nur einzelnen Produktionszweigen - kann dadurch eine
lokale Preissteigerung der Produkte dieser Zweige erfolgen. Aber selbst
40 dies hängt von vielen Umständen ab. Z . B. daß der Arbeitslohn hier nicht
abnorm gedrückt, und daher die Profitrate nicht abnorm hoch war; daß
303
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
der Markt für diese Waaren sich nicht verengt durch die Preissteigerung
(also für ihre Preissteigerung nicht vorherige Kontraktion ihrer Zufuhr
nöthig ist) etc.
3) Bei allgemeiner Erhöhung des Arbeitslohns steigt der Preis der
producirten Waaren in Industriezweigen, wo das variable Kapital vor- 5
herrscht, fällt dafür aber in solchen, wo das konstante fixe Kapital
vorherrscht.
Es zeigte sich bei der einfachen Waarencirkulation (Buch I, K a p. III, 2)
daß, wenn auch innerhalb der Cirkulation jedes bestimmten Waaren- 10
quantums seine Geldform nur verschwindend ist, doch das bei der Meta
morphose einer Waare in der Hand des Einen verschwindende Geld noth
wendig seinen Platz in der eines Andern nimmt, also nicht nur in letzter
Instanz Waaren allseitig ausgetauscht werden oder sich ersetzen, sondern
auch dieser Ersatz vermittelt und begleitet ist von allseitigem Nieder- 15
schlag von Geld. „Der Ersatz von Waare durch Waare läßt zugleich in
dritter Hand die Geldwaare hängen. Die Cirkulation schwitzt beständig
Geld aus." (Buch I, S. 92.) Dasselbe identische Faktum drückt sich auf
Grundlage der kapitalistischen Waarenproduktion so aus, daß beständig
ein Theil des Kapitals in der Form von Geldkapital existirt, und bestän- 20
dig ein Theil des Mehrwerths sich ebenfalls in Geldform in den Händen
seiner Besitzer befindet.
Hiervon abgesehn, ist der Kreislauf des Gelds - d.h. der Rückfluß des
Gelds zu seinem Ausgangspunkt - soweit er ein Moment des Umschlags
des Kapitals bildet, ein ganz verschiednes,
tes Phänomen zum Umlauf des Gelds, der seine stete Entfernung vom
Ausgangspunkt durch eine Reihe von Händen ausdrückt. (Buch I, S. 94.)
Dennoch schließt beschleunigter Umschlag eo ipso beschleunigten Um
lauf ein.
ja selbst entgegengesetz- 25
Zunächst was das variable Kapital angeht: Schlägt z . B. ein Geld- 30
kapital von 500 £ in der Form von variablem Kapital zehnmal im Jahr
um, so ist klar, daß dieser aliquote Theil der cirkulirenden Geldmasse
seine zehnfache Werthsumme ||432| = 5000 £ cirkulirt. Es läuft zehnmal im
Jahre um zwischen Kapitalist und Arbeiter. Der Arbeiter wird bezahlt
und zahlt zehnmal im Jahr mit demselben aliquoten Theil der cirkuliren- 35
den Geldmasse. Schlüge bei gleicher Stufenleiter der Produktion dies va
riable Kapital nur einmal im Jahr um, so fände nur einmaliger Umlauf
von 5000 £ statt.
Ferner: Der konstante Theil des cirkulirenden Kapitals sei = 1000 £.
Schlägt das Kapital zehnmal um, so verkauft der Kapitalist zehnmal im 40
304
Zirkulation des Mehrwerts
Jahr seine Waare, also auch den konstanten cirkulirenden Theil ihres
Werths. Derselbe aliquote Theil der cirkulirenden Geldmasse (= 1000 £)
geht zehnmal im Jahr aus der Hand seiner Besitzer in die des Kapitalisten
über. Dies sind 10 Stellenwechsel dieses Geldes aus einer Hand in die
5 andre. Zweitens. Der Kapitalist kauft zehnmal im Jahr Produktionsmit
tel; dies sind wieder zehn Umläufe des Gelds aus einer Hand in die andre.
Mit Geld zum Betrag von 1000 £ ist Waare für 10 000 £ vom industriellen
Kapitalisten verkauft und wieder Waare für 10 000 £ eingekauft. Durch
20maligen Umlauf der 1000 £ Geld ist ein Waaren werth von 20 000 £
10 cirkulirt.
Endlich läuft bei beschleunigtem Umschlag auch der Geldtheil rascher
um, der den Mehrwerth realisirt.
Dagegen schließt nicht umgekehrt ein rascher Geldumlauf nothwendig
einen rascheren Kapitalumschlag und daher auch Geldumschlag ein,
15 d.h. nicht nothwendig Verkürzung und raschere Erneuerung des Repro
duktionsprocesses.
Rascherer Geldumlauf findet jedesmal statt, sobald eine größre Masse
Transaktionen mit der||433|selben Geldmasse vollzogen werden. Dies
kann auch bei gleichen Reproduktionsperioden des Kapitals der Fall
20 sein, in Folge veränderter technischer Veranstaltungen für den Geldum
lauf. Ferner: Es kann sich die Masse von Transaktionen vermehren, in
denen Geld umläuft, ohne wirklichen Waarenumsatz auszudrücken (Dif
ferenzgeschäfte an der Börse u.s.w.). Andrerseits können Geldumläufe
ganz wegfallen: Z . B. wo der Landwirth selbst Grundbesitzer ist, findet
25 kein Geldumlauf statt zwischen dem Pächter und Grundbesitzer; wo der
industrielle Kapitalist selbst Eigenthümer des Kapitals, findet kein Um
lauf statt zwischen ihm und dem Kreditgeber.
Was die ursprüngliche Bildung eines Geldschatzes in einem Land betrifft,
30 sowie die Aneignung desselben durch Wenige, so ist es unnöthig, hier
weiter darauf einzugehn.
35 größrem Umfang und tiefrer Durchbildung dort entwickeln, wo
Die kapitalistische Produktionsweise - wie ihre Basis die Lohnarbeit
ist, so auch die Zahlung des Arbeiters in Geld und überhaupt die Ver
wandlung von Naturalleistungen in Geldleistungen - kann sich erst in
im
Lande eine Geldmasse, hinreichend für die Cirkulation und die durch sie
bedingte Schatzbildung (Reservefonds etc.) vorhanden ist. Dieß ist hi
storische Voraussetzung, obgleich die Sache nicht so zu verstehn, daß erst
eine hinreichende Schatzmasse gebildet wird, und dann die kapitalistische
40 Produktion beginnt. Sondern sie entwickelt sich gleichzeitig mit der Ent-
305
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
wicklung ihrer Bedingungen, und eine dieser Bedingungen ist eine genü
gende Zufuhr von edlen Metallen. Daher die vermehrte Zufuhr der edlen
Metalle seit dem 16. Jahrhundert ein wesentliches Moment ||434| in der
Entwicklungsgeschichte der kapitalistischen Produktion bildet. Soweit es
sich aber um die nöthige weitere Zufuhr von Geldmaterial auf der Basis
der kapitalistischen Produktionsweise handelt, so wird auf der einen Seite
Mehrwerth in Produkt in die Cirkulation geworfen ohne das zu seiner
Versilberung nöthige Geld, und auf der andren Seite Mehrwerth in Gold,
ohne vorherige Verwandlung von Produkt in Geld.
5
Die zuschüssigen Waaren, die sich in Geld zu verwandeln haben, fin- 10
den die nöthige Geldsumme vor, weil auf der andren Seite, nicht durch
den Austausch, sondern durch die Produktion selbst zuschüssiges Gold
(und Silber) in die Cirkulation geworfen wird, das sich in Waaren zu
verwandeln hat.
II. Akkumulation und erweiterte Reproduktion.
15
Soweit die Akkumulation in der Form von Reproduktion auf erweiterter
Stufenleiter stattfindet, ist es klar, daß sie kein neues Problem mit Bezug
auf die Geldcirkulation bietet.
Was zunächst das zuschüssige Geldkapital betrifft, erheischt zur Funk
tion des wachsenden produktiven Kapitals, so wird es geliefert durch den 20
Theil des realisirten Mehrwerths, der als Geldkapital, statt als Geldform
der Revenue, von den Kapitalisten in Cirkulation geworfen wird. Das
Geld ist bereits in der Hand der Kapitalisten. Bloß seine Anwendung ist
verschieden.
Nun wird aber in Folge des zuschüssigen produktiven ||435| Kapitals, 25
als sein Produkt, eine zuschüssige Waarenmasse in Cirkulation geworfen.
Mit dieser zuschüssigen Waarenmasse wurde zugleich ein Theil des zu
ihrer Realisation nöthigen zuschüssigen Gelds in Cirkulation geworfen,
soweit nämlich der Werth dieser Waarenmasse gleich ist dem Werth des in
ihrer Produktion verzehrten produktiven Kapitals. Diese zuschüssige 30
Geldmasse ist grade als zuschüssiges Geldkapital vorgeschossen worden
und fließt zum Kapitalisten zurück durch den Umschlag seines Kapitals.
Hier tritt wieder dieselbe Frage auf wie oben. Wo kommt das zuschüssige
Geld her, um den jetzt in Waarenform vorhandnen zuschüssigen Mehr
werth zu realisiren?
35
Die allgemeine Antwort ist wieder dieselbe. Die Preissumme der cir
kulirenden Waarenmasse ist vermehrt, nicht weil die Preise einer gegeb
nen Waarenmasse gestiegen, sondern weil die Masse der jetzt cirkuliren-
306
Zirkulation des Mehrwerts
den Waaren größer ist als die der früher cirkulirenden Waaren, ohne daß
dies durch einen Fall der Preise ausgeglichen wäre. Das zur Cirkulation
dieser größren Waarenmasse von größrem Werth erforderte zuschüssige
Geld muß beschafft werden entweder durch erhöhte Oekonomisirung der
5 cirkulirenden Geldmasse - sei es durch Ausgleichung der Zahlungen etc.,
sei es durch Mittel, welche den Umlauf derselben Geldstücke beschleu
nigen - oder aber durch Verwandlung von Geld aus der Schatzform in
die cirkulirende F o r m. Letztres schließt nicht nur ein, daß brachliegendes
Geldkapital in Funktion tritt als Kauf- oder Zahlungsmittel; oder auch
10 daß bereits als Reservefonds fungirendes Geldkapital, während es seinem
Eigner die Funktion des Reserve||436|fonds vollzieht, für die Gesellschaft
aktiv cirkulirt (wie bei Depositen in Banken, die beständig ausgeliehn
werden), also doppelte Funktion vollzieht, - sondern auch, daß die sta-
gnirenden Reservefonds von Münze ökonomisirt werden.
15
„Damit das Geld als Münze beständig fließt, muß die Münze bestän
dig zu Geld gerinnen. Der beständige Umlauf der Münze ist bedingt
durch ihre beständige Stockung in größren oder kleinren Portionen in
allseitig innerhalb der Cirkulation ebensowohl entspringenden, als sie
bedingenden Reservefonds von Münze, deren Bildung, Vertheilung, Auf-
20 lösung und Wiederbildung stets wechselt, deren Dasein beständig ver
schwindet, deren Verschwinden beständig da ist. Adam Smith hat diese
unaufhörliche Verwandlung der Münze in Geld und des Geldes in Münze
so ausgedrückt, daß jeder Waarenbesitzer neben der besondren Waare,
die er verkauft, eine gewisse Summe der allgemeinen Waare, womit er
25 kauft, stets vorräthig haben müsse. Wir sahen, daß in der Cirkula
tion W - G -W das zweite Glied G -W sich in eine Reihe Käufe zersplit
tert, die sich nicht auf einmal, sondern successiv in der Zeit vollziehn,
sodaß eine Portion von G als Münze umläuft, während die andre als
Geld ruht. D as Geld ist hier in der That nur suspendirte Münze, und die
30 einzelnen Bestandtheile der umlaufenden Münzmasse erscheinen stets
wechselnd bald in der einen, bald in der andren F o r m. Diese erste Ver
wandlung des Cirkulationsmittels in Geld stellt daher ein nur technisches
Moment des Geldumlaufs selbst dar." (Karl Marx, Zur Kritik der Poli
tischen Oekonomie, 1859, S. 105, 106.) |
35
|437| Soweit alle diese Mittel nicht hinreichen, muß zuschüssige Gold
produktion stattfinden, oder was auf dasselbe herauskommt, ein Theil
des zuschüssigen Produkts wird gegen Gold - das Produkt der Länder
der Edelmetallproduktion - direkt oder indirekt ausgetauscht.
Die ganze Summe der Arbeitskraft und der gesellschaftlichen Produk-
40 tionsmittel, die in der jährlichen Produktion von Gold und Silber als
Instrumenten der Cirkulation verausgabt wird, bildet einen schweren Po-
307
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
sten der faux frais der kapitalistischen, überhaupt der auf Waarenpro
duktion gegründeten Produktionsweise. Sie entzieht der gesellschaftli
chen Ausnutzung gleiche Summe möglicher zuschüssiger Mittel der Pro
duktion und Konsumtion, d.h. des wirklichen Reichthums. Soweit bei
gleichbleibender gegebner Stufenleiter der Produktion oder bei gegebnem
Grad ihrer Ausdehnung die Kosten dieser theuren Cirkulationsmaschi-
nerie vermindert werden, soweit wird dadurch die Produktivkraft der
gesellschaftlichen Arbeit gesteigert. Soweit also die mit dem Kreditwesen
sich entwickelnden Aushülfsmittel diese Wirkung haben, vermehren sie
direkt den kapitalistischen Reichthum, sei es, daß ein großer Theil des 10
gesellschaftlichen Produktions- und Arbeitsprocesses dadurch ohne alle
Intervention von wirklichem Geld vollzogen, sei es, daß die Funktions
fähigkeit der wirklich fungirenden Geldmasse gesteigert wird.
5
Es erledigt sich damit auch die abgeschmackte Frage, ob die kapitali
in
ihrem jetzigen Umlauf ohne das Kreditwesen 15
stische Produktion
(selbst nur von diesem Standpunkt betrachtet) möglich wäre, d.h. mit
bloß metallischer Cirkulation. Es ist dies offenbar nicht der Fall. Sie
hätte vielmehr Schranken ||438| gefunden an dem Umfang der edlen Me
tallproduktion. Andrerseits muß man sich keine mystischen Vorstellun
gen machen über die produktive Kraft des Kreditwesens, soweit es Geld- 20
kapital zur Verfügung stellt oder flüssig macht. Die weitre Entwicklung
hierüber gehört nicht hierher.
Es ist nun der Fall zu betrachten, wo nicht wirkliche Akkumulation,
d.h. unmittelbare Erweitrung der Produktionsleiter stattfindet, sondern 25
ein Theil des realisirten Mehrwerths für längre oder kürzre Zeit als Geld
reservefonds aufgehäuft wird, um später in produktives Kapital ver
wandelt zu werden.
Soweit das sich so akkumulirende Geld zuschüssig, ist die Sache selbst
verständlich. Es kann nur Theil des aus den Gold producirenden Län- 30
dern zugeführten überschüssigen Goldes sein. Es ist dabei zu merken,
daß das nationale Produkt, wogegen dies Gold eingeführt, nicht länger
im Lande existirt. Es ist ins Ausland weggegeben gegen Gold.
Wird dagegen unterstellt, daß nach wie vor dieselbe Masse Geld im
Land, so ist das aufgehäufte und sich aufhäufende Geld aus der Cirku- 35
lation hergeflossen; bloß seine Funktion
rendem Geld
verwandelt.
ist verwandelt. Aus cirkuli
latentes Geldkapital
in, sich allmälig bildendes,
ist es
Das Geld, das hier aufgehäuft wird, ist die Geldform von verkaufter
Waare, und zwar von dem Theile ihres Werths, der für ihren Besitzer 40
308
Zirkulation des Mehrwerts
Mehrwerth darstellt. (Das Kreditwesen wird hier als nicht existirend vor
ausgesetzt.) Der Kapitalist, der dies Geld aufgehäuft, hat pro tanto ver
kauft ohne zu kaufen.
Stellt man sich diesen Vorgang partiell vor, so ist nichts daran zu er-
5 klären. ||439| Ein Theil der Kapitalisten behält einen Theil des aus dem
Verkauf seines Produkts gelösten Geldes, ohne dafür Produkt dem Markt
zu entziehn. Ein andrer Theil dagegen verwandelt, mit Ausnahme des
beständig rekurrirenden, für den Produktionsbetrieb nöthigen Geldka
pitals, sein Geld ganz in Produkt. Ein Theil des als Träger von Mehr-
10 werth auf den Markt geworfnen Produkts besteht aus Produktionsmit
teln oder aus den realen Elementen des variablen Kapitals, nothwendigen
Lebensmitteln. Es kann also sofort zur Erweiterung der Produktion die
nen. Denn es ist keineswegs unterstellt, daß ein Theil der Kapitalisten
Geldkapital aufhäuft, während der andre seinen Mehrwerth ganz ver-
15 zehrt, sondern nur, daß der eine Theil seine Akkumulation in Geldform
vollzieht, latentes Geldkapital bildet, während der andre wirklich akku-
mulirt, d.h. die Produktionsleiter erweitert, sein produktives Kapital
wirklich ausdehnt. Die vorhandne Geldmasse bleibt hinreichend für die
Bedürfnisse der Cirkulation, selbst wenn abwechselnd ein Theil der K a-
20 pitalisten Geld aufhäuft, während der andre die Produktionsleiter erwei
tert, und umgekehrt. Die Geldaufhäufung auf der einen Seite kann zu
dem auch ohne bares Geld durch bloße Aufhäufung von Schuldforde
rungen vor sich gehn.
Aber die Schwierigkeit kommt dann, wenn wir nicht partielle, sondern
25 allgemeine Akkumulation von Geldkapital in der Kapitalistenklasse vor
aussetzen. Außer dieser Klasse gibt es nach unsrer Unterstellung - all
gemeine und ausschließliche Herrschaft der kapitalistischen Produktion -
überhaupt keine andre Klasse als die Arbeiterklasse. Alles was die Ar
beiterklasse kauft, ist gleich der Summe ihres Arbeitslohns, gleich der
30 Summe des von der gesammten ||440| Kapitalistenklasse vorgeschoßnen
variablen Kapitals. Dies Geld strömt der letztren zurück durch den Ver
kauf ihres Produkts an die Arbeiterklasse. Ihr variables Kapital erhält
dadurch wieder seine Geldform. Die Summe des variablen Kapitals sei
= x x 100 £, d.h. die Summe nicht des im Jahre vorgeschoßnen, sondern
35 angewandten variablen Kapitals; mit wie viel oder wenig Geld, je nach
der Umschlagsgeschwindigkeit, dieser variable Kapitalwerth während
des Jahrs vorgeschossen wird, ändert an der jetzt betrachteten Frage
nichts. Mit diesen x x 100 £ Kapital kauft die Kapitalistenklasse eine
gewisse Masse Arbeitskraft, oder zahlt Lohn an eine gewisse Zahl Ar-
40 beiter - erste Transaktion. Die Arbeiter kaufen mit derselben Summe ein
Quantum Waaren von den Kapitalisten; damit fließt die Summe von
309
Zweiter Abschnitt • Umschlag des Kapitals
x x 100 £ in die Hände der Kapitalisten zurück - zweite Transaktion.
Und dies wiederholt sich beständig. Die Summe von x x 100 £ kann also
nie die Arbeiterklasse befähigen, den Theil des Produkts zu kaufen, wor
in sich das konstante Kapital, geschweige den Theil, worin sich der
Mehrwerth der Kapitalistenklasse darstellt. Die Arbeiter können mit den
xx 100 £ immer nur einen Werththeil des gesellschaftlichen Produkts
kaufen, der gleich ist dem Werththeil, worin sich der Werth des vorge
schoßnen variablen Kapitals darstellt.
5
Abgesehn von dem Fall, worin diese allseitige Geldakkumulation
nichts ausdrückt, als die Vertheilung des zuschüssig eingeführten Edel- 10
metalls, in welcher Proportion immer, unter die verschiednen ||441| ein
zelnen Kapitalisten, wie soll da also die gesammte Kapitalistenklasse
Geld akkumuliren?
Sie müßten alle einen Theil ihres Produkts verkaufen, ohne wieder zu
kaufen. D aß sie alle einen bestimmten Geldfonds besitzen, den sie als 15
Cirkulationsmittel für ihre Konsumtion in Cirkulation werfen, und wo
von Jedem wieder ein gewisser Theil aus der Cirkulation zurückfließt, ist
durchaus nichts Mysteriöses. Aber dieser Geldfonds besteht dann gerade
als Cirkulationsfonds durch die Versilberung des Mehrwerths, keines
wegs aber als latentes Geldkapital.
20
Betrachtet man die Sache, wie sie sich in der Wirklichkeit ereignet, so
besteht das latente Geldkapital, das zu späterem Gebrauch aufgehäuft
wird:
1) Aus Depositen in Banken; und es ist eine verhältnißmäßig geringe
Geldsumme, worüber die Bank wirklich verfügt. Es ist hier nur nominell 25
Geldkapital aufgehäuft. Was wirklich aufgehäuft ist, sind Geldfordrun
gen, die nur deswegen versilberbar sind (soweit sie je versilbert werden)
weil ein Gleichgewicht zwischen dem zurückgeforderten und dem einge
legten Geld stattfindet. Was sich als Geld in den Händen der Bank be
findet, ist relativ nur eine kleine Summe.
30
2) Aus Staatspapieren. Diese sind überhaupt kein Kapital, sondern
bloße Schuldforderungen auf das jährliche Produkt der Nation.
3) Aus Aktien. Soweit kein Schwindel, sind sie Besitztitel auf, einer
Korporation gehöriges, wirkliches Kapital und Anweisung auf den dar
aus jährlich fließenden Mehrwerth.
35
In allen diesen Fällen besteht keine Aufhäufung von Geld, sondern,
was auf der einen Seite als Aufhäufung von Geldkapital, erscheint auf
der andren ||442| als beständige wirkliche Verausgabung von Geld. Ob das
Geld von dem verausgabt wird, dem es gehört, oder von Andren, seinen
Schuldnern, ändert nichts an der Sache.
40
310
Zirkulation des Mehrwerts
A uf Grundlage der kapitalistischen Produktion ist die Schatzbildung
als solche nie Zweck, sondern Resultat entweder einer Stockung der Cir
kulation - indem größre Geldmassen als gewöhnlich die Schatzform an
nehmen - oder der durch den Umschlag bedingten Anhäufungen, oder
5 endlich, der Schatz ist nur Bildung von Geldkapital, einstweilen in laten
ter Form, bestimmt als produktives Kapital zu fungiren.
Wenn daher auf der einen Seite ein Theil des in Geld realisirten Mehr
werths der Cirkulation entzogen und als Schatz aufgehäuft wird, so wird
gleichzeitig beständig ein andrer Theil des Mehrwerths in produktives
10 Kapital verwandelt. Mit Ausnahme der Vertheilung zuschüssigen Edel
metalls unter die Kapitalistenklasse findet die Aufhäufung in Geldform
nie gleichzeitig in allen Punkten statt.
Von dem Theil des jährlichen Produkts, der Mehrwerth in Waaren
form darstellt, gilt ganz dasselbe, was von dem andren Theil des jährli-
15 chen Produkts. Zu seiner Cirkulation ist eine gewisse Geldsumme er
heischt. Diese Geldsumme gehört ebensowohl der Kapitalistenklasse, wie
die jährlich producirte Waarenmasse, die Mehrwerth darstellt. Sie wird
ursprünglich von der Kapitalistenklasse selbst in Cirkulation geworfen.
Sie vertheilt sich beständig von neuem unter sie durch die Cirkulation
20 selbst. Wie bei der Cirkulation der Münze ||443| überhaupt, stockt ein
Theil dieser Masse an beständig wechselnden Punkten, während ein and
rer Theil beständig cirkulirt. Ob ein Theil dieser Anhäufung absichtlich
ist, um Geldkapital zu bilden, ändert an der Sache nichts.
Es ist hier abgesehn worden von den Abenteuern der Cirkulation, wo-
25 durch ein Kapitalist ein Stück vom Mehrwerth und selbst vom Kapital
des andren an sich reißt, und daher eine einseitige Akkumulation und
Centralisation sowohl für Geldkapital wie produktives Kapital eintritt.
So kann z . B. ein Theil des erbeuteten Mehrwerths, den A als Geldkapital
aufhäuft, ein Stück vom Mehrwerth des B sein, das nicht zu ihm zurück-
30 fließt. I
311
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
|i| DRITTER ABSCHNITT.
Die Reproduktion und Cirkulation
des gesellschaftlichen Gesammtkapitals.
KAPITEL .
Einleitung.1)
I. Allgemeines.
5
Der unmittelbare Produktionsproceß des Kapitals ist sein Arbeits- und
Verwerthungsproceß, der Proceß, dessen Resultat das Waarenprodukt,
und dessen bestimmendes Motiv die Produktion von Mehrwerth.
Der Reproduktionsproceß des Kapitals umfaßt ebensowohl diesen un- 10
mittelbaren Produktionsproceß, wie die beiden Phasen des eigentlichen
Cirkulationsprocesses, d.h. den gesammten Kreislauf, der als periodi
scher Proceß - Proceß, der sich in bestimmten Perioden stets von neuem
wiederholt - den Umschlag des Kapitals bildet.
Ob wir nun den Kreislauf in der F o rm G . .. G' oder in der F o rm 15
P . .. P betrachten, der unmittelbare Produktionsproceß P bildet stets
selbst nur ein Glied dieses Kreislaufs. In der einen F o rm erscheint er
als Vermittlung des Cirkulationsprocesses, in der anderen F o rm erscheint
der Cirkulationsproceß als seine Vermittlung. Seine beständige ||2| Erneu
erung, die beständige Wieder-Darstellung des Kapitals als produktives 20
Kapital ist beidemal bedingt durch seine Verwandlungen im Cirkula
tionsproceß. Andrerseits ist der beständig erneuerte Produktionsproceß
die Bedingung der Verwandlungen, die das Kapital in der Cirkulations
sphäre stets von neuem durchmacht, seiner abwechselnden Darstellung
als Geldkapital und Waarenkapital.
25
Jedes einzelne Kapital bildet jedoch nur ein verselbständigtes, sozusa
gen mit individuellem Leben begabtes Bruchstück des gesellschaftlichen
Gesammtkapitals, wie jeder einzelne Kapitalist nur ein individuelles Ele
ment der Kapitalistenklasse. Die Bewegung des gesellschaftlichen Kapi
tals besteht aus der Totalität der Bewegungen seiner verselbständigten 30
Bruchstücke, der Umschläge der individuellen Kapitale. Wie die Meta
morphose der einzelnen Waare ein Glied der Metamorphosenreihe der
Waarenwelt - der Waarencirkulation - ist, so die Metamorphose des in-
') Aus Ms. II.
312
Zweites Buch. Redaktionsmanuskript. Dritter Abschnitt. Seite 1
Einleitung
dividuellen Kapitals, sein Umschlag, ein Glied im Kreis||3|lauf des gesell
schaftlichen Kapitals.
sumtion
Dieser Gesammtproceß umschließt ebensowohl die produktive Kon
(den unmittelbaren Produktionsproceß) nebst den Formver-
5 Wandlungen (stofflich betrachtet Austauschen), die ihn vermitteln, wie
die individuelle Konsumtion mit den sie vermittelnden Formverwandlun
gen oder Austauschen. Sie umschließt einerseits den Umsatz von vari
ablem Kapital in Arbeitskraft, und daher die Einverleibung der Arbeits
kraft in den kapitalistischen Produktionsproceß. Hier tritt der Arbeiter
10 als Verkäufer seiner Waare, der Arbeitskraft, auf, und der Kapitalist als
Käufer derselben. Andrerseits aber ist im Verkauf der Waaren einge
schlossen der K a uf derselben durch die Arbeiterklasse, also deren indi
viduelle Konsumtion. Hier tritt die Arbeiterklasse als Käufer auf, und die
Kapitalisten als Waarenverkäufer an die Arbeiter.
15
Die Cirkulation des Waarenkapitals schließt die Cirkulation des Mehr
werths ein, also auch die Käufe und Ver||4|käufe, wodurch die Kapitali
individuelle Konsumtion, die Konsumtion des Mehrwerths
sten
vermitteln.
ihre
Der Kreislauf der individuellen Kapitale in ihrer Zusammenfassung
20 zum gesellschaftlichen Kapital, also in seiner Totalität betrachtet, umfaßt
also nicht nur die Cirkulation des Kapitals, sondern auch die allgemeine
Waarencirkulation. Die letztre kann primitiv nur aus zwei Bestandtheilen
bestehn: 1) dem eignen Kreislauf des Kapitals, und 2) dem Kreislauf der
Waaren, die in die individuelle Konsumtion eingehn, also der Waaren,
25 worin der Arbeiter seinen Lohn und der Kapitalist seinen Mehrwerth
(oder Theil seines Mehrwerths) verausgabt. Allerdings umfaßt der Kreis
lauf des Kapitals auch die Cirkulation des Mehrwerths, soweit dieser
Theil des Waarenkapitals bildet, und ebenso die Verwandlung von vari
ablem Kapital in Arbeitskraft, die Zahlung des Arbeitslohns. Aber die
30 Verausgabung dieses Mehrwerths und Arbeitslohns in Waaren bildet kein
Glied der Kapitalcirkulation, obwohl wenigstens die Verausgabung des
Arbeitslohns diese Cirkulation ||5| bedingt.
Im I. Buch wurde der kapitalistische Produktionsproceß, sowohl als
vereinzelter Vorgang, wie als Reproduktionsproceß analysirt: die Pro-
35 duktion des Mehrwerths und die Produktion des Kapitals selbst. Der
Form- und Stoffwechsel, den das Kapital innerhalb der Cirkulations
sphäre durchmacht, wurde unterstellt, ohne weiter dabei zu verweilen.
Es wurde also unterstellt, daß der Kapitalist einerseits das Produkt zu
seinem Werth verkauft, andrerseits innerhalb der Cirkulationssphäre die
40 sachlichen Produktionsmittel vorfindet, um den Proceß von neuem zu
beginnen oder kontinuirlich fortzuführen. Der einzige Akt innerhalb der
315
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Cirkulationssphäre, wobei wir uns dort aufzuhalten hatten, war der K a uf
und Verkauf der Arbeitskraft als Grundbedingung der kapitalistischen
Produktion.
Im ersten Abschnitt dieses II. Buchs wurden die verschiednen Formen
betrachtet, die das Kapital in seinem Kreislauf annimmt, und die ver- 5
schiednen Formen dieses Kreislaufs selbst. Zu der im I. Buch ||6| betrach
teten Arbeitszeit kommt jetzt die Cirkulationszeit hinzu.
in verschiednen Zeiträumen vollbringen und
Im zweiten Abschnitt wurde der Kreislauf als periodischer, d.h. als
Umschlag betrachtet. Es wurde einerseits gezeigt, wie die verschiednen
Bestandtheile des Kapitals (fixes und cirkulirendes) den Kreislauf der 10
Formen
in verschiedner
Weise; es wurden andrerseits die Umstände untersucht, die verschiedne
Länge der Arbeitsperiode und Cirkulationsperiode bedingen. Es zeigte
sich der Einfluß der Kreislaufsperiode, und des verschiednen Verhältnis
ses ihrer Bestandtheile, auf den Umfang des Produktionsprocesses selbst, 15
wie auf die Jahresrate des Mehrwerths. In der That, wenn im ersten
Abschnitt hauptsächlich betrachtet wurden die successiven Formen, die
das Kapital in seinem Kreislauf beständig annimmt und abstreift, so im
zweiten Abschnitt, wie innerhalb dieses Flusses und Succession von F o r
men, ein Kapital von gegebner Größe sich gleichzeitig, wenn auch in 20
wechselndem Umfang in die verschiednen ||7| Formen von produktivem
Kapital, Geldkapital und Waarenkapital theilt, sodaß sie nicht nur mit
einander abwechseln, sondern verschiedne Theile des gesammten Kapi
talwerths beständig in diesen verschiednen Zuständen sich nebeneinander
befinden und fungiren. Das Geldkapital namentlich stellte sich dar in 25
einer Eigenthümlichkeit, die sich nicht in Buch I zeigte. Es wurden be
stimmte Gesetze gefunden, nach denen verschieden große Bestandtheile
eines gegebnen Kapitals, je nach den Bedingungen des Umschlags, be
ständig in der F o rm von Geldkapital vorgeschossen und erneuert werden
müssen, um ein produktives Kapital von gegebnem Umfang beständig in 30
Funktion zu halten.
Es handelte sich aber im ersten wie im zweiten Abschnitt immer nur
um ein individuelles Kapital, um die Bewegung eines verselbständigten
Theils des gesellschaftlichen Kapitals.
Die Kreisläufe der individuellen Kapitale verschlingen sich aber in ein- 35
ander, setzen sich voraus und bedingen einander, ||8| und bilden gerade in
dieser Verschlingung die Bewegung des gesellschaftlichen Gesammtkapi
tals. Wie bei der einfachen Waarencirkulation die Gesammtmetamor-
phose einer Waare als Glied der Metamorphosenreihe der Waarenwelt
erschien, so jetzt die Metamorphose des individuellen Kapitals als Glied 40
der Metamorphosenreihe des gesellschaftlichen Kapitals. Wenn aber die
316
Einleitung
einfache Waarencirkulation keineswegs nothwendig die Cirkulation des
da sie auch auf Grundlage nicht kapitalistischer
Kapitals einschloß
Produktion vorgehn kann - so schließt, wie bereits bemerkt, der Kreis
lauf des gesellschaftlichen Gesammtkapitals auch die nicht in den Kreis-
5 lauf des einzelnen Kapitals fallende Waarencirkulation ein, d.h. die Cir
kulation der Waaren, die nicht Kapital bilden.
Es ist nun der Cirkulationsproceß (der in seiner Gesammtheit Form
des Reproduktionsprocesses) der individuellen Kapitale, als Bestandthei
le des gesellschaftlichen Gesammtkapitals, also der Cirkulationsproceß
10 dieses gesellschaftlichen Gesammtkapitals zu betrachten. |
|9| IL Die Rolle des Geldkapitals.
(Obgleich das Folgende erst in den spätem Theil dieses Abschnitts ge
hört, so wollen wir es gleich jetzt untersuchen, nämlich: das Geldkapital
als Bestandtheil des gesellschaftlichen Gesammtkapitals betrachtet.)
15
Bei Betrachtung des Umschlags des individuellen Kapitals hat sich das
Geldkapital von zwei Seiten gezeigt.
Erstens: Es bildet die Form, worin jedes individuelle Kapital auf die
Bühne tritt, seinen Proceß als Kapital eröffnet. Es erscheint daher als
primus motor, anstoßgebend dem ganzen Proceß.
20
Zweitens: Je nach der verschiednen Länge der Umschlagsperiode und
dem verschiednen Verhältniß ihrer beiden Bestandtheile - Arbeitsperiode
und Cirkulationsperiode - ist der Bestandtheil des vorgeschoßnen K a
pitalwerths, der beständig in Geldform vorgeschossen und erneuert wer
den muß, verschieden im Verhältniß zu dem produktiven Kapital, das es
25 in Bewegung setzt, d.h. im Verhältniß zur kontinuirlichen Produktions
leiter. II 101 Welches aber immer dieses Verhältniß sei, unter allen Umstän
den ist der Theil des processirenden Kapitalwerths, der beständig als
produktives Kapital fungiren kann, beschränkt durch den Theil des vor
geschoßnen Kapitalwerths, der beständig neben dem produktiven Kapi-
30 tal in Geldform existiren muß. Es handelt sich hier nur um den normalen
Umschlag, einen abstrakten Durchschnitt. Es ist dabei abgesehn von zu
schüssigem Geldkapital zur Ausgleichung von Cirkulationsstockungen.
Zum ersten Punkt. Die Waarenproduktion unterstellt die Waarencir
kulation, und die Waarencirkulation unterstellt die Darstellung der
35 Waare als Geld, die Geldcirkulation; die Verdopplung der Waare in
Waare und Geld ist ein Gesetz der Darstellung des Produkts als Waare.
Ebenso unterstellt die kapitalistische Waarenproduktion - gesellschaft
lich sowohl wie individuell betrachtet - das Kapital in Geldform oder das
317
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Geldkapital als primus motor für jedes neu beginnende Geschäft, und als
kontinuirlichen Motor. Das cirkulirende Kapital speciell unten] 11 (stellt
das in kürzern Zeiträumen beständig wiederholte Auftreten des Geldka
pitals als Motor. Der ganze vorgeschoßne Kapitalwerth, d.h. alle Be
standtheile des Kapitals, die aus Waaren bestehn, Arbeitskraft, Arbeits- 5
mittel und Produktionsstoffe, müssen beständig mit Geld gekauft und
wieder gekauft werden. Was hier für das individuelle Kapital, gilt für das
gesellschaftliche Kapital, das nur in der F o rm vieler individueller Kapi
tale fungirt. Aber, wie schon im Buch I gezeigt, folgt daraus keineswegs,
daß das Funktionsfeld des Kapitals, die Stufenleiter der Produktion, 10
selbst auf kapitalistischer Grundlage,
abhängt von dem Umfang des fungirenden Geldkapitals.
ihren absoluten Schranken nach
Dem Kapital sind Produktionselemente einverleibt, deren Dehnung,
innerhalb gewisser Grenzen, von der Größe des vorgeschoßnen Geldka
pitals unabhängig ist. Bei gleicher Zahlung der Arbeitskraft kann sie 15
extensiv oder intensiv stärker ausgebeutet werden. Wird das Geldkapital
mit dieser stärkern Aus||12|beutung vermehrt (d.h der Arbeitslohn er
höht) so nicht verhältnißmäßig, also pro tanto gar nicht.
Der produktiv ausgebeutete Naturstoff - der kein Werthelement des
Kapitals bildet - Erde, Meer, Erze, Waldungen u.s.w. wird mit größrer 20
Spannung derselben Anzahl von Arbeitskräften intensiv oder extensiv
stärker ausgebeutet, ohne vermehrten Vorschuß von Geldkapital. Die
realen Elemente des produktiven Kapitals werden so vermehrt, ohne
Nothwendigkeit eines Zuschusses von Geldkapital. Soweit dieser nöthig
wird für zuschüssige Hülfsstoffe, wird das Geldkapital, worin der Kapi- 25
talwerth vorgeschossen wird, nicht verhältnissmäßig zur Erweiterung der
Wirksamkeit des produktiven Kapitals vermehrt, also pro tanto gar
nicht.
Dieselben Arbeitsmittel, also dasselbe fixe Kapital kann sowohl in der
Verlängerung seiner täglichen Gebrauchszeit, wie in der Intensität seiner 30
Anwendung ||13| wirksamer vernutzt werden ohne zuschüssige Geldaus
lage für fixes Kapital. Es findet dann nur rascherer Umschlag des fixen
Kapitals statt, aber auch die Elemente seiner Reproduktion werden ra
scher geliefert.
Von dem Naturstoff abgesehn, können Naturkräfte, die nichts kosten, 35
als Agenten dem Produktionsproceß mit stärkerer oder schwächerer
Wirksamkeit einverleibt werden. Der Grad ihrer Wirksamkeit hängt von
Methoden und wissenschaftlichen Fortschritten ab, die dem Kapitalisten
nichts kosten.
Dasselbe gilt von der gesellschaftlichen Kombination der Arbeitskraft 40
im Produktionsproceß und von der gehäuften Geschicklichkeit der
318
Einleitung
individuellen Arbeiter. Carey rechnet heraus, daß der G r u n d e i g e n t ü m er
nie genug erhält, weil ihm nicht alles Kapital, resp. Arbeit gezahlt wird,
die seit Menschengedenken in den Boden gesteckt worden, um ihm seine
jetzige Produktionsfähigkeit zu geben. (Von der Produktionsfähigkeit,
5 die ihm genommen || 14| wird, ist natürlich nicht die Rede.) Danach müßte
der einzelne Arbeiter gezahlt werden nach der Arbeit, die es das ganze
Menschengeschlecht gekostet hat, um aus einem Wilden einen modernen
Mechaniker herauszuarbeiten. Man sollte umgekehrt meinen: Berechnet
man alle unbezahlte, aber durch Grundeigenthümer und Kapitalisten
10 versilberte Arbeit, die im Boden steckt, so ist das sämmtliche in den
Boden gesteckte Kapital aber und abermals mit Wucherzinsen zurück
gezahlt, also das Grundeigenthum längst von der Gesellschaft aber und
abermals zurückgekauft worden.
Die Erhöhung der Produktivkräfte der Arbeit, soweit sie keine zu-
15 schüssige Auslage von Kapitalwerthen voraussetzt, erhöht zwar in erster
Instanz nur die Masse des Produkts, nicht seinen Werth; außer soweit sie
befähigt mehr konstantes Kapital mit derselben Arbeit zu reproduciren,
also seinen Werth zu erhalten. Aber sie bildet zugleich neuen Kapital-
stoff, also die Basis vermehrter Akkumulation des Kapitals. |
20
|15| Soweit die Organisation der gesellschaftlichen Arbeit selbst, daher
die Erhöhung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit, verlangt,
daß auf großer Stufenleiter producirt und daher Geldkapital vom Ein
zelkapitalisten in großen Massen vorgeschossen wird, ist bereits in Buch I
gezeigt, daß dies zum Theil durch Centralisation der Kapitale in wenigen
25 Händen geschieht, ohne daß der Umfang der fungirenden Kapitalwerthe
und daher auch der Umfang des Geldkapitals, worin sie vorgeschos
sen werden, absolut zu wachsen braucht. Die Größe der Einzelkapitale
kann durch Centralisation in wenigen Händen wachsen, ohne daß ihre
ist nur veränderte Theilung der
gesellschaftliche Summe wächst. Es
30 Einzelkapitale.
Es ist endlich im vorigen Abschnitt gezeigt worden, daß Verkürzung
der Umschlagsperiode erlaubt, entweder mit weniger Geldkapital dassel
be produktive Kapital, oder mit demselben Geldkapital mehr produkti
ves Kapital in Bewegung zu setzen. |
35
116| Dies alles hat offenbar jedoch mit der eigentlichen Frage des Geld
kapitals nichts zu thun. Es zeigt nur, daß das vorgeschoßne Kapital,
- eine gegebne Werthsumme, die in ihrer freien Form, in ihrer Werth
form, aus einer gewissen Geldsumme besteht - nach seiner Verwandlung
in produktives Kapital produktive Potenzen einschließt, deren Schranken
40 nicht durch seine Werthschranken gegeben sind, sondern die innerhalb
eines gewissen Spielraums extensiv oder intensiv verschieden wirken kön-
319
Dritter Abschnitt - Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
nen. Die Preise der Produktionselemente der Produktionsmittel und der
Arbeitskraft - gegeben, ist die Größe des Geldkapitals bestimmt, die
nöthig ist, um ein bestimmtes Quantum dieser als Waaren vorhandnen
Produktionselemente zu kaufen. Oder die Werthgröße des vorzuschießen
den Kapitals ist bestimmt. Aber der Umfang, worin dies Kapital als 5
Werth- und Produktbildner wirkt, ist elastisch und variabel.
Zum zweiten Punkt. D aß der ||17| Theil der gesellschaftlichen Arbeit
und Produktionsmittel, der jährlich zur Produktion oder zum Ankauf
von Geld verausgabt werden muß, um verschlißne Münze zu ersetzen,
pro tanto ein Abbruch am Umfang der gesellschaftlichen Produktion ist, 10
ist selbstverständlich. Was aber den Geldwerth angeht, der theils als Um
laufsmittel, theils als Schatz fungirt, so ist er einmal da, erworben, er ist
da neben der Arbeitskraft, den producirten Produktionsmitteln und den
natürlichen Quellen des Reichthums. Er kann nicht als Schranke dersel
ben betrachtet werden. Durch seine Verwandlung in Produktionseiemen- 15
te, durch Austausch mit andern Völkern könnte die Produktionsleiter
erweitert werden. Dies unterstellt jedoch, daß das Geld nach wie vor
seine Rolle als Weltgeld spielt.
Je nach der Größe der Umschlagsperiode ist größre oder geringre Mas
se von Geldkapital nöthig, um das produktive Kapital in Bewegung zu 20
setzen. Ebenso haben wir gesehn, daß die Theilung ||18| der Umschlags
periode in Arbeitszeit und Cirkulationszeit eine Vermehrung des in Geld
form latenten oder suspendirten Kapitals bedingt.
Soweit die Umschlagsperiode durch die Länge der Arbeitsperiode be
stimmt wird, wird sie bestimmt unter sonst gleichbleibenden Bedin- 25
gungen durch die materielle Natur des Produktionsprocesses, also nicht
durch den specifischen gesellschaftlichen Charakter dieses Produktions
processes. Auf Basis der kapitalistischen Produktion jedoch bedingen
ausgedehntre Operationen von längrer Dauer, größre Vorschüsse von
Geldkapital für längre Zeit. Die Produktion in solchen Sphären ist also 30
abhängig von den Grenzen, innerhalb deren der einzelne Kapitalist über
Geldkapital verfügt. Diese Schranke wird durchbrochen durch Kredit
wesen und damit zusammenhängende Association, z . B. Aktiengesell
schaften. Störungen im Geldmarkt setzen daher solche Geschäfte still,
während diese selben Geschäfte ||19| ihrerseits Störungen im Geldmarkt 35
hervorrufen.
A uf Basis gesellschaftlicher Produktion ist zu bestimmen der Maßstab,
worin diese Operationen, die während längerer Zeit Arbeitskraft und
Produktionsmittel entziehn, ohne während dieser Zeit ein Produkt als
Nutzeffekt zu liefern, ausgeführt werden können, ohne die Produktions- 40
zweige zu schädigen, die kontinuirlich oder mehrmals während des Jahrs
320
Einleitung
nicht nur Arbeitskraft und Produktionsmittel entziehn, sondern auch
Lebensmittel und Produktionsmittel liefern. Bei gesellschaftlicher ebenso
wie bei kapitalistischer Produktion, werden nach wie vor die Arbeiter in
Geschäftszweigen von kürzren Arbeitsperioden nur für kürzre Zeit Pro-
5 dukt entziehn, ohne Produkt wieder zu geben; während die Geschäfts
zweige mit langen Arbeitsperioden für längre Zeit fortwährend entziehn,
bevor sie zurückgeben. Dieser Umstand entspringt also aus den sachli
chen Bedingungen des betreffenden Arbeitsprocesses, ||20| nicht aus seiner
gesellschaftlichen Form. D as Geldkapital fällt bei gesellschaftlicher Pro-
10 duktion fort. Die Gesellschaft vertheilt Arbeitskraft und Produktions
mittel
in die verschiednen Geschäftszweige. Die Producenten mögen
meinetwegen papierne Anweisungen erhalten, wofür sie den gesellschaft
lichen Konsumtionsvorräthen ein ihrer Arbeitszeit entsprechendes Quan
tum entziehn. Diese Anweisungen sind kein Geld. Sie cirkuliren nicht.
15 M an sieht, daß soweit das Bedürfniß für Geldkapital aus der Länge
der Arbeitsperiode entspringt, dies durch zwei Umstände bedingt wird:
Erstens, daß überhaupt Geld die F o rm
individuelle
Kapital (vom Kredit abgesehn) auftreten muß, um sich in produktives
Kapital zu verwandeln; dies geht hervor aus dem Wesen der kapitalisti-
20 sehen Produktion, überhaupt der Waarenproduktion. - Zweitens, die
Größe des nöthigen Geldvorschusses und die Zeitdauer dieses Vorschus
ses entspringt aus dem Umstand, daß während längrer Zeit beständig
Arbeitskraft und Produktionsmittel der ||21| Gesellschaft entzogen wer
den, ohne daß ihr während dieser Zeit ein in Geld rückverwandelbares
25 Produkt zurückgegeben wird. Der erste Umstand, daß das vorzuschie
ßende Kapital in Geldform vorgeschossen werden muß, wird nicht auf
gehoben durch die F o rm dieses Geldes selbst, ob es Metallgeld, Kredit
geld, Werthzeichen etc. Der zweite Umstand wird in keiner Weise da
durch afficirt, durch welches Geldmedium oder durch welche Sorte von
30 produktiver Arbeit, Lebensmittel und Produktionsmittel entzogen wer
ist, worin
jedes
den, ohne ein Aequivalent in die Cirkulation zurück zu werfen. |
321
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
|22| KAPITEL . )
Frühere Darstellungen des Gegenstandes.
I. Die Physiokraten.
5
Quesnay's Tableau économique zeigt in wenigen, großen Zügen, wie ein
dem Werthe nach bestimmtes Jahresergebniß der nationalen Produktion
sich so durch die Cirkulation vertheilt, daß, unter sonst gleichbleiben
den Umständen, dessen einfache Reproduktion vorgehn kann, d.h.
Reproduktion auf derselben Stufenleiter. Den Ausgangspunkt der Pro
duktionsperiode bildet sachgemäß die letztjährige Ernte. Die zahllosen
individuellen Cirkulationsakte sind sofort zusammengefaßt in ihrer cha- 10
rakteristisch-gesellschaftlichen Massenbewegung - der Cirkulation zwi
schen großen, funktionell bestimmten ökonomischen Gesellschaftsklas
sen. Was uns hier interessirt: Ein Theil des Gesammtprodukts, - wie jeder
andre Theil desselben, als Gebrauchsgegenstand neues Resultat der
verfloßnen Jahresarbeit, - ist zugleich nur Träger von altem, in selber 15
Naturalform wiedererscheinendem Kapitalwerth. Er cirkulirt nicht, son
dern verbleibt in den Händen seiner Producenten, der Pächterklasse, um
dort seinen Kapitaldienst wieder zu beginnen. In diesen konstanten K a
pitaltheil des Jahresprodukts schließt Quesnay auch ungehörige Elemente
ein, aber er trifft die Hauptsache, dank den Schranken seines Horizonts, 20
worin Agrikultur die einzige, Mehrwerth producirende Anlagesphäre der
menschlichen Arbeit ist, also dem kapitalistischen Standpunkt gemäß die
allein wirk||23|lich produktive. Der ökonomische Reproduktionsproceß,
was immer sein specifisch gesellschaftlicher Charakter, verschlingt sich
auf diesem Gebiet (der Agrikultur) stets mit einem natürlichen Repro- 25
duktionsproceß. Die handgreiflichen Bedingungen des letzteren klären
auf über die des ersteren und halten Gedankenwirren fern, welche nur
das Blendwerk der Cirkulation hervorruft.
Die Etiquette eines Systems unterscheidet sich von der andrer Artikel
u.a. dadurch, daß sie nicht nur den Käufer prellt, sondern oft auch den 30
Verkäufer. Quesnay selbst und seine nächsten Schüler glaubten an ihr
feudales Aushängeschild. So bis zur Stunde unsre Schulgelehrten. In der
That aber ist das physiokratische System die erste systematische Fassung
der kapitalistischen Produktion. Der Repräsentant des industriellen K a
pitals - die Pächterklasse - leitet die ganze ökonomische Bewegung. Der 35
) Hier beginnt Ms. VIII.
322
Frühere Darstellungen des Gegenstandes
Ackerbau wird kapitalistisch betrieben, d.h. als Unternehmung des ka
pitalistischen Pächters auf großer Stufenleiter; der unmittelbare Bebauer
des Bodens ist Lohnarbeiter. Die Produktion erzeugt nicht nur die Ge
brauchsartikel, sondern auch ihren Werth; ihr treibendes Motiv aber ist
5 Gewinnung von Mehrwerth, dessen Geburtsstätte die Produktions-,
nicht die Cirkulationssphäre. Unter den drei Klassen, die als Träger des
durch die Cirkulation vermittelten gesellschaftlichen Reproduktionspro
cesses figuriren, unterscheidet sich der unmittelbare Ausbeuter der „pro
duktiven" Arbeit, der Producent des Mehrwerths, der kapitalistische
10 Pächter, von dessen bloßen Aneignern.
Der kapitalistische Charakter des physiokratischen Systems rief schon
während seiner Blüteperiode die Opposition hervor, einerseits von Lin-
guet und Mably, andrerseits der Vertheidiger des freien kleinen Grund
besitzes.
15
in Analyse des Reproduktionsprocesses ist um
A. Smith's Rückschritt2)
so auffallender, als er sonst nicht nur richtige Analysen Quesnay's weiter
ver||24|arbeitet, z . B. dessen „avances primitives" und „avances annuelles"
verallgemeinert in „fixes" und „cirkulirendes" Kapital,3) sondern stel-
20 lenweis ganz und gar in physiokratische Irrthümer zurückfällt. Um
z . B. nachzuweisen, daß der Pächter größern Werth producirt als irgend
eine andre Kapitalistensorte, sagt er: „Kein gleiches Kapital setzt eine
größere Menge produktiver Arbeit in Bewegung als das des Pächters.
Nicht nur sein Arbeitsgesinde, auch sein Arbeitsvieh besteht aus produk-
25 tiven Arbeitern." (Angenehmes Kompliment für das Arbeitsgesinde!) „Im
Ackerbau arbeitet auch die Natur neben den Menschen; und obgleich
ihre Arbeit keine Auslage kostet, so hat
ihr Produkt doch seinen Werth,
ebensogut wie das der kostspieligsten Arbeiter. Die wichtigsten Operatio
nen des Ackerbaus scheinen darauf gerichtet, die Fruchtbarkeit der N a-
30 tur nicht sosehr zu vermehren - obgleich sie das auch thun - als sie auf
die Produktion der dem Menschen nützlichsten Pflanzen hinzulenken.
Ein mit Dornen und Ranken überwachsnes Feld liefert oft genug eine
ebenso große Menge Pflanzenwuchs wie das bestbebaute Weinstück oder
35
2) „Kapital". Bd. I. 2. Ausg. p. 612. Note 32.
3) Auch hierbei hatten ihm einige Physiokraten den Weg bereitet, vor allem Turgot. Dieser
gebraucht schon häufiger, als Quesnay und die übrigen Physiokraten, das Wort capital für
avances, und identificirt noch mehr die avances oder capitaux der Manufakturisten mit
denen der Pächter. Z. B. Comme eux (les entrepreneurs-manufacturiers), ils (les fermiers,
d.h. die kapitalistischen Pächter) doivent recueillir, outre la rentrée des capitaux etc. (Tur-
40 got, Œuvres éd. Daire. Paris 1844. Tome I. p. 40.)
323
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Kornfeld. Bepflanzung und Kultur wirken oft mehr zur Regulirung als
zur Belebung der aktiven Fruchtbarkeit der Natur; und nachdem jene
alle ihre Arbeit erschöpft, bleibt für diese stets noch ein großes Stück
Werk zu thun. Die Arbeiter und das Arbeitsvieh (!) die im Ackerbau
beschäftigt werden, bewirken also nicht nur, wie die Arbeiter in den Ma- 5
nufakturen, die Reproduktion eines Werths, der gleich ist ihrer eignen
Konsumtion und dem sie beschäftigenden Kapital nebst dem Profit des
Kapitalisten, sondern die eines weit größern Werths. Über das Kapital
des Pächters und all seinen Profit hinaus bewirken sie auch noch regel
mäßig die Reproduktion der Rente des Grundbesitzers. Die Rente kann 10
betrachtet werden als das Produkt der ||25| Naturkräfte, deren Gebrauch
der Grundbesitzer dem Pächter leiht. Sie ist größer oder geringer, je nach
dem angenommenen Höhegrad dieser Kräfte, in andern Worten, je nach
der angenommenen, natürlichen oder künstlich bewirkten, Fruchtbarkeit
des Bodens. Sie ist das Werk der Natur, welches übrig bleibt, nach Abzug 15
oder Ersatz alles dessen, was als Menschenwerk betrachtet werden kann.
Sie ist selten weniger als ein Viertel, und oft mehr als ein Drittel des
Gesammtprodukts. Keine gleiche Menge produktiver Arbeit, angewandt
in der Manufaktur, kann je eine so große Reproduktion bewirken. In der
Manufaktur thut die Natur nichts, der Mensch alles; und die Reproduk- 20
tion muß immer proportionell sein der Stärke der Agenten die sie durch
führen. Daher setzt das im Ackerbau angelegte Kapital nicht nur eine
größere Menge produktiver Arbeit in Bewegung als irgend welches gleich
große, in der Manufaktur angewandte Kapital; sondern es fügt auch, im
Verhältniß zu der von ihm beschäftigten Menge produktiver Arbeit, dem 25
Jahresprodukt des Bodens und der Arbeit eines Landes, dem wirklichen
Reichthum und Einkommen seiner Bewohner einen weit größeren Werth
hinzu als jenes." ( B. II, ch. 5, p. 242.)
A. Smith sagt B. II, ch. 1: „Der ganze Werth der Aussaat ist ebenfalls
im eigentlichen Sinn ein fixes Kapital." Hier also Kapital = Kapital- 30
werth; er existirt in „fixer" F o r m. „Obgleich die Aussaat zwischen dem
Boden und der Scheune hin und her geht, wechselt sie doch nie den
Eigenthümer und cirkulirt daher nicht wirklich. Der Pächter macht sei
nen Profit nicht durch ihren Verkauf, sondern durch ihren Zuwachs."
(p. 186.) Die Bornirtheit liegt hier darin, daß Smith hier nicht, wie schon 35
Quesnay, Wiedererscheinung ||26| des Werths von konstantem Kapital in
erneuter Form, also wichtiges Moment des Reproduktionsprocesses
sieht, sondern nur eine Illustration mehr, und noch dazu eine falsche, für
seine Differenz von cirkulirendem und
In der
Smith'schen Uebersetzung von „avances primitives" und „avances an- 40
nuelles" in „fixed capital" und „circulating capital" besteht der Fort-
fixem Kapital.
-
324
Frühere Darstellungen des Gegenstandes
schritt in dem Wort „Kapital", dessen Begriff verallgemeinert wird, un
abhängig von der besondren Rücksicht auf die „agrikole" Anwendungs
sphäre der Physiokraten; der Rückschritt darin, daß „fix" und „cirkuli
rend" als die entscheidenden Unterschiede aufgefaßt und festgehalten
5 werden.
//. Adam Smith.
1) Smiths allgemeine Auffassung und ihre Konsequenzen.
A. Smith sagt B. I, ch. 6, p. 42: „In jeder Gesellschaft löst sich der Preis
jeder Waare schließlich auf in einen oder den andern dieser drei Theile
10 (Arbeitslohn, Profit, Bodenrente), oder in alle drei; und in jeder fort-
geschrittnen Gesellschaft gehen sie alle drei, mehr oder weniger, als
in den Preis des weitaus größten Theils der Waaren
Bestandtheile
ein;"4) oder wie es weiter heißt, p. 43: „Arbeitslohn, Profit und Boden
rente sind die drei Urquellen alles Einkommens sowohl wie alles Tausch-
15 werths." Wir werden im 3. Buch diese Lehre A. Smith's über die „Be
standtheile des Preises der Waaren", respektive „alles Tausch Werths" nä
her untersuchen. - Weiter heißt es: „ Da dies gilt mit Bezug auf jede
besondre Waare einzeln genommen, muß es auch gelten für alle Waaren in
ihrer Gesammtheit, wie sie das ganze jährliche Produkt des Bodens und
jeden Landes ausmachen. Der gesammte Preis oder
Tauschwerth dieses jährlichen Produkts muß sich auflösen
in dieselben
drei Theile, und vertheilt werden unter die verschiednen Bewohner des
Landes, entweder als Lohn ihrer Arbeit, oder als Profit ihres Kapitals,
oder als Rente ihres Grundbesitzes." ( B. II, ch. 2, p. 190.) |
20 der Arbeit eines
25
|27| Nachdem A. Smith so den Preis, sowohl aller Waaren, einzeln ge
nommen, wie „den ganzen Preis oder Tauschwerth . .. des jährlichen Pro
dukts des Bodens und der Arbeit eines jeden Landes" aufgelöst hat in
drei Quellen von Revenuen für Lohnarbeiter, Kapitalist und Grundei-
genthümer, in Arbeitslohn, Profit und Bodenrente, muß er doch auf ei-
30
4) Damit der Leser sich nicht täusche über die Phrase: „Der Preis des weitaus größten Theils
der Waaren" zeigt folgendes, wie A. Smith selbst diese Bezeichnung erklärt: Z.B. in den
Preis von Seefisch geht keine Rente ein, sondern nur Arbeitslohn und Profit; in den Preis
von Scotch pebbles geht nur Arbeitslohn ein, nämlich: „In einigen Theilen von Schottland
machen arme Leute es sich zum Geschäft, am Seestrand die bunten Steinchen zu sammeln,
35 die unter dem Namen schottische Kiesel bekannt sind. Der Preis, den ihnen die Stein
schneider dafür zahlen, besteht nur aus ihrem Arbeitslohn, da weder Bodenrente noch
Profit irgend einen Theil davon ausmacht."
325
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
ihrer Arbeit; das /Ve«o-Einkommen den Theil, der
nem Umweg ein viertes Element hereinschmuggeln, nämlich das Element
des Kapitals. Dies geschieht durch die Distinktion zwischen R o h- und
Reineinkommen: „das Brutto-Einkommen sämmtlicher Einwohner eines
großen Landes begreift in sich das gesammte Jahresprodukt ihres Bodens
und
Verfügung bleibt nach Abzug der Erhaltungskosten erstens
ihres fixen und
zweitens ihres flüssigen Kapitals; oder den Theil den sie, ohne ihr Kapital
anzugreifen, in ihren Konsumtionsvorrath stellen oder zu ihrem Unter
halt, Komfort und Vergnügen verausgaben können. Ihr wirklicher Reich
thum steht ebenfalls im Verhältniß, nicht zu ihrem Brutto-, sondern zu 10
ihrem Netto-Einkommen." (ib. p. 190.)
ihnen zur 5
Wir bemerken hierzu:
1) A. Smith behandelt hier ausdrücklich nur die einfache Reprodukti
on, nicht die auf erweiterter Stufenleiter oder die Akkumulation; er
spricht nur von den Ausgaben für „Erhaltung (maintaining)" des fungi- 15
renden Kapitals. Die „Netto-"Revenue ist gleich dem Theil des jährlichen
Produkts, sei es der Gesellschaft, sei es des individuellen Kapitalisten, der
in den „Konsumtionsfonds" eingehn kann, aber der Umfang dieses
Fonds darf nicht das fungirende Kapital angreifen (encroach upon cap
ital). Ein Werththeil des individuellen, wie des gesellschaftlichen Produkts 20
löst sich also weder in Arbeitslohn, noch in Profit oder Bodenrente auf,
sondern in Kapital.
2) A. Smith flüchtet aus seiner eignen Theorie vermittelst eines Wort
spiels, der Unterscheidung ||28| zwischen gross und nett revenue, R o h-
und Reineinkommen. Der individuelle Kapitalist, wie die ganze Kapita- 25
listenklasse, oder die sogenannte Nation, nimmt ein, an Stelle des in der
Produktion verbrauchten Kapitals, ein Waarenprodukt, dessen Werth
- darstellbar in proportioneilen Theilen dieses Produkts selbst - einerseits
den aufgewandten Kapitalwerth ersetzt, daher Einkommen bildet und
noch wörtlicher Revenue (revenu, Particip von revenir, wieder kommen), 30
aber notabene Kapital-Revenue, oder Kapitaleinnahme; andrerseits
Werthbestandtheile, die „vertheilt werden unter die verschiednen Bewoh
ner des Landes entweder als Lohn ihrer Arbeit, oder als Profit ihres
Kapitals, oder als Rente ihres Grundbesitzes" - was man im gewöhnli
chen Leben unter Einkommen versteht. Der Werth des ganzen Produkts, 35
sei es für den individuellen Kapitalisten, sei es für das ganze Land, bildet
demnach Einkommen für irgend Jemand; aber einerseits Kapitaleinkom
men, andrerseits von diesem verschiedne „Revenu". Was also bei Analyse
des Werths der Waare in seine Bestandtheile entfernt wird, wird durch
eine Hinterthür - die Zweideutigkeit des Worts „Revenue" - wieder ein- 40
geführt. Es können aber nur solche Werthbestandtheile des Produkts
326
Frühere Darstellungen des Gegenstandes
„eingenommen" werden, die bereits in ihm existiren. Wenn Kapital als
Revenue einkommen soll, so muß Kapital vorher verausgabt worden
sein.
A. Smith sagt ferner: „Die niedrigste gewöhnliche Profitrate muß im-
5 mer etwas mehr ausmachen als das, was hinreicht zur Entschädigung für
die gelegentlichen Verluste, denen jede Kapitalverwendung ausgesetzt ist.
Es ist dieser Überschuß allein, der den reinen oder Nettoprofit darstellt."
(Welcher Kapitalist versteht unter Profit nothwendige Kapitalauslagen?)
„Was man Bruttoprofit nennt, umfaßt häufig ||29| nicht nur diesen Uber-
10 schuß, sondern auch den für solche außergewöhnliche Verluste zurück
behaltenen Theil." ( B. I. ch. 9. p. 72.) Dies heißt aber weiter nichts, als
daß ein Theil des Mehrwerths, betrachtet als Theil des Bruttoprofits,
einen Assekuranzfonds für die Produktion bilden muß. Diesen Asseku
ranzfonds schafft ein Theil der Surplusarbeit, die insofern Kapital direkt
15 producirt, d.h. den für die Reproduktion bestimmten Fonds. Was die
Auslage für die „Erhaltung" des fixen Kapitals etc. angeht (siehe die
oben citirten Stellen), so bildet der Ersatz des konsumirten fixen Kapitals
durch neues keine neue Kapitalanlage, sondern ist nur die Erneuerung
des alten Kapitalwerths in neuer Form. Was aber die Reparatur des fixen
20 Kapitals betrifft, die A. Smith ebenfalls zu den Erhaltungskosten rechnet,
so gehört seine Kost mit zum Preis des vorgeschoßnen Kapitals. D aß der
Kapitalist, statt diesen auf einmal anlegen zu müssen, ihn erst allmählig
und je nach Bedürfniß während der Funktion des Kapitals anlegt und
aus schon eingestecktem Profit anlegen kann, ändert nichts an der Quelle
25 dieses Profits. Der Werthbestandtheil, woraus er entspringt, beweist nur,
daß der Arbeiter Surplusarbeit liefert, wie für den Assekuranzfonds so
für den Reparaturfonds.
A. Smiths Erklärung des fixen Kapitals kommt in der That darauf
hinaus, daß es der Theil des vorgeschoßnen industriellen Kapitals ist, der
30 im Produktionsproceß fixirt ist, oder wie er p. 187 sagt: „Einkommen
oder Profit liefert ohne zu cirkuliren oder den Eigenthümer zu wechseln;"
oder nach p. 185 der Theil, der „in seinem (des Verwenders) Besitz bleibt
oder in derselben Form verharrt".
A. Smith erzählt uns nun, daß von der Netto-Revenue, d.h. der Re-
35 venue im specifischen Sinne, das ganze fixe Kapital auszuschließen, aber
auch der ganze Theil des cirkulirenden Kapitals, den die Erhaltung und
die Reparatur des fixen Kapitals, wie seine Erneuerung er||30|heischt, in
der That alles Kapital, das sich nicht in einer für den Konsumtionsfonds
bestimmten Naturalform befindet.
40
„Die ganze Auslage für Erhaltung des fixen Kapitals muß offenbar
von der Netto-Revenue der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Weder
327
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
die Rohstoffe, mit denen die nützlichen Maschinen und Industriewerk
zeuge in Stand gehalten werden müssen, noch das Produkt der zur Um
wandlung dieser Rohstoffe in die verlangte Gestalt erforderlichen Arbeit,
kann je einen Theil dieser Revenue bilden. Der Preis dieser Arbeit kann
allerdings einen Theil jener Revenue bilden, da die so beschäftigten Ar- 5
beiter den ganzen Werth ihres Lohns in ihrem unmittelbaren Konsumti
onsvorrath anlegen können. Aber bei andern Arten Arbeit geht sowohl
der Preis" (d.h. der für diese Arbeit bezahlte Lohn) „wie das Produkt"
(worin sich diese Arbeit verkörpert) „in diesen Konsumtionsvorrath ein;
der Preis in den der Arbeiter, das Produkt in den anderer Leute, deren 10
Unterhalt, Komfort und Vergnügen durch die Arbeit dieser Arbeiter er
höht wird." ( B. II, ch. 2, p. 190, 191.)
A. Smith stößt hier auf eine sehr wichtige Unterscheidung zwischen
den Arbeitern, die in der Produktion von Produktionsmitteln, und denen,
die in der unmittelbaren Produktion von Konsumtionsmitteln wirken. Der 15
Werth des Waarenprodukts der ersteren enthält einen Bestandtheil gleich
der Summe der Arbeitslöhne, d.h. gleich dem Werth des im Ankauf von
Arbeitskraft angelegten K a p i t a l t e i l s; dieser Werththeil existirt körper
lich als eine gewisse Quote der von diesen Arbeitern producirten Pro
duktionsmittel. Das für ihren Arbeitslohn erhaltne Geld bildet für sie 20
Revenue, aber weder für sie selbst, noch für Andre hat ihre Arbeit Pro
dukte hergestellt, die konsumabel sind. Diese Produkte selbst bilden also
kein Element des Theils des jährlichen Produkts, der bestimmt ist, den
gesellschaftlichen Konsumtionsfonds zu
liefern, worin allein „Netto-
Revenue" ||31| realisirbar ist. A. Smith vergißt hier zuzusetzen, daß was 25
für die Arbeitslöhne, ebenso gültig ist für den Werthbestandtheil der Pro
duktionsmittel, der als Mehrwerth unter den Kategorien von Profit und
Rente die Revenue (in erster Hand) des industriellen Kapitalisten bildet.
Auch diese Werthbestandtheile existiren in Produktionsmitteln, Nicht-
Konsumablem; erst nach ihrer Versilbrung können sie ein ihrem Preis 30
gemäßes Quantum der von der zweiten Sorte Arbeiter producirten Kon
sumtionsmittel heben und in ihren individuellen Konsumtionsfonds über
tragen. Um so mehr aber hätte A. Smith sehn müssen, daß der Werth
theil der jährlich erzeugten Produktionsmittel, welcher gleich ist dem
Werth der innerhalb dieser Produktionssphäre fungirenden Produktions- 35
mittel - der Produktionsmittel, womit Produktionsmittel gemacht wer
den - also ein Werttheil gleich dem Werth des hier angewandten konstanten
Kapitals, absolut ausgeschlossen ist, nicht nur durch die Naturalform,
worin er existirt, sondern durch seine Kapitalfunktion, von jedem R e
venue bildenden Werthbestandtheil.
40
328
Frühere Darstellungen des Gegenstandes
Mit Bezug auf die zweite Sorte Arbeiter - die unmittelbar Konsum
tionsmittel produciren - sind A. Smith's Bestimmungen nicht ganz exakt.
Er sagt nämlich, daß in diesen Arten Arbeit beide, der Preis der Arbeit
und das Produkt eingehn in (go to) den unmittelbaren Konsumtions-
5 fonds; „der Preis (d.h. das als Arbeitslohn erhaltne Geld) in den Kon
in den andrer Leute
sumtionsstock ||32| der Arbeiter, und das Produkt
(that of other people), deren Unterhalt, Komfort und Vergnügen erhöht
werden durch die Arbeit dieser Arbeiter". Aber der Arbeiter kann nicht
leben von dem „Preis" seiner Arbeit, dem Geld, worin sein Arbeitslohn
10 ausgezahlt wird; er realisirt dies Geld, indem er damit Konsumtionsmittel
kauft; diese können z.Th. aus Waarensorten bestehn, die er selbst pro
ducirt hat. Andrerseits kann sein eignes Produkt ein solches sein, welches
nur in die Konsumtion der Arbeitsausbeuter eingeht.
Nachdem A. Smith das fixe Kapital so gänzlich ausgeschlossen von der
15 „Netto Revenue" eines Landes, fährt er fort:
„Obgleich so die ganze Auslage für Erhaltung des fixen Kapitals noth
wendig von der Netto-Revenue der Gesellschaft ausgeschlossen ist, so ist
doch nicht dasselbe der Fall mit der Auslage für Erhaltung des cirkuli
renden Kapitals. Von den vier Theilen woraus dies letztere Kapital be-
20 steht: Geld, Lebensmittel, Rohstoffe und fertige Produkte, werden die
drei letzteren, wie schon gesagt, regelmäßig aus ihm herausgenommen
und entweder in das fixe Kapital der Gesellschaft versetzt oder aber in
den für unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath. Derjenige Theil
der konsumirbaren Artikel, der nicht zur Erhaltung des ersteren" (des
25 fixen Kapitals) „verwandt wird, geht allzumal in den letzteren" (den für
unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath) „und bildet einen Theil
des Netto-Einkommens der Gesellschaft. Die Erhaltung dieser drei
Theile des cirkulirenden Kapitals verringert daher die Netto-Revenue der
Gesellschaft um keinen andern Theil des Jahresprodukts außer demje-
30 nigen, der nöthig ist zur Erhaltung des fixen Kapitals." (B. II, ch. 2,
p. 192.) I
1331 Dies ist nur die Tautologie, daß der Theil des cirkulirenden Kapi
tals, der nicht für die Produktion von Produktionsmitteln dient, eingeht
in die von Konsumtionsmitteln, also in den Theil des jährlichen Pro-
35 dukts, der bestimmt ist den Konsumtionsfonds der Gesellschaft zu bil
den. Aber wichtig ist was gleich darauf folgt:
„Das cirkulirende Kapital einer Gesellschaft ist in dieser Beziehung
verschieden von dem eines Einzelnen. Das eines Einzelnen ist gänzlich
ausgeschlossen von seiner Netto-Revenue, und kann nie einen Theil der-
40 selben bilden; sie kann ausschließlich nur aus seinem Profit bestehn. Aber
obwohl das cirkulirende Kapital jedes Einzelnen einen Theil des cirkuli-
329
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
renden Kapitals der Gesellschaft ausmacht zu der er gehört, so ist es
doch deshalb keineswegs unbedingt ausgeschlossen von der Netto-Re
venue der Gesellschaft, und kann einen Theil davon bilden. Obgleich die
sämmtlichen Waaren im Laden eines Kleinhändlers durchaus nicht in
den für seine eigne unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath gestellt
werden dürfen, so können sie doch in dem Konsumtionsfonds andrer
Leute gehören, die, vermittelst einer durch andre Fonds erzielten Reve
nue, ihm ihren Werth sammt seinem Profit regelmäßig ersetzen, ohne daß
daraus eine Vermindrung weder seines noch ihres Kapitals entsteht." (ibi
dem)
5
10
Wir hören hier also:
1) Wie das fixe Kapital und das zu dessen Reproduktion (Funktion
vergißt er) und Erhaltung nöthige cirkulirende Kapital, so ist auch das in
der Produktion von Konsumtionsmitteln thätige cirkulirende Kapital j e
des individuellen Kapitalisten total ausgeschlossen von seiner Nettore- 15
venue, die nur in seinen Profiten bestehn kann. (Hier his profits = his net
revenue.) Also ist der sein Kapital ersetzende Theil seines Waarenpro-
dukts nicht auflösbar in Werth||34|bestandtheile, die Revenue für ihn bil
den.
2) D as cirkulirende Kapital jedes individuellen Kapitalisten bildet ei- 20
nen Theil des cirkulirenden Kapitals der Gesellschaft, ganz wie jedes
individuelle fixe Kapital.
3) Das cirkulirende Kapital der Gesellschaft, obgleich nur die Summe
der individuellen cirkulirenden Kapitale, besitzt einen vom cirkulirenden
Kapital jedes individuellen Kapitalisten verschiednen Charakter. Das 25
letztre kann niemals einen Theil seiner Revenue bilden; ein Stück des
ersten (nämlich das aus Konsumtionsmittel bestehende) kann dagegen
zugleich einen Theil der Revenue der Gesellschaft bilden, oder wie er vor
hin sagte, es muß nicht nothwendig die Nettorevenue der Gesellschaft um
einen Theil des Jahresprodukts verringern. In der That besteht das, was 30
A. Smith hier cirkulirendes Kapital nennt, in dem jährlich producirten
Waarenkapital, welches die, Konsumtionsmittel producirenden, Kapita
listen jährlich in Cirkulation werfen. Dies ihr ganzes jährliches Waaren
produkt besteht aus konsumirbaren Artikeln und bildet daher den Fonds
worin sich die Nettorevenuen (incl. der Arbeitslöhne) der Gesellschaft 35
realisiren oder verausgaben. Statt die Waaren im Laden des Kleinhänd
lers als Beispiel zu wählen, hätte A. Smith die in den Waarenlagern der
industriellen Kapitalisten lagernden Gütermassen wählen müssen.
Hätte A. Smith nun die Gedankenblöcke zusammengefaßt, die sich ihm
aufgedrungen, vorher bei Betrachtung der Reproduktion dessen was er 40
fixes, jetzt bei der dessen was er cirkulirendes Kapital nennt, so wäre er
zu folgendem Resultat gekommen:
330
à
Frühere Darstellungen des Gegenstandes
I) Das gesellschaftliche Jahresprodukt besteht aus zwei Abtheilungen;
die erste umfaßt die Produktionsmittel, die zweite die Konsumtionsmit
tel; beide sind getrennt zu behandeln. |
|35| II) Der Gesammtwerth des aus Produktionsmitteln bestehenden
5 Theils des Jahresprodukts vertheilt sich wie folgt: Ein Werththeil ist nur
der Werth der in der Herstellung dieser Produktionsmittel verzehrten
Produktionsmittel, also nur in erneuerter Form wiedererscheinender K a
pitalwerth; ein zweiter Theil ist gleich dem Werth des in Arbeitskraft
ausgelegten Kapitals, oder gleich der Summe der Arbeitslöhne, ausge-
10 zahlt von den Kapitalisten dieser Produktionssphäre. Ein dritter Werth
theil endlich bildet die Quelle der Profite, incl. Bodenrenten, der indu
striellen Kapitalisten dieser Kategorie.
Der erste Bestandtheil, nach A. Smith der reproducirte fixe Kapital
theil sämmtlicher in dieser ersten Abtheilung beschäftigten individuellen
15 Kapitale, ist „offenbar ausgeschlossen, und kann nie einen Theil bilden
von der Nettorevenue" sei es des individuellen Kapitalisten, sei es der
Gesellschaft. Er fungirt stets als Kapital, nie als Revenue. Sofern unter
scheidet sich das „fixe Kapital" jedes individuellen Kapitalisten in nichts
von dem fixen Kapital der Gesellschaft. Aber die andren Werththeile des
20 in Produktionsmitteln bestehenden jährlichen Produkts der Gesellschaft
- Werththeile, die also auch existiren in aliquoten Theilen dieser Ge-
sammtmasse von Produktionsmitteln - bilden zwar zugleich Revenuen für
alle
für die Arbeiter,
Profite und Renten für die Kapitalisten. Aber sie bilden nicht Revenue,
25 sondern ||36| Kapital für die Gesellschaft, obgleich das jährliche Produkt
der Gesellschaft nur aus der Summe der Produkte der ihr angehörenden
individuellen Kapitalisten besteht. Sie können meist schon ihrer Natur
nach nur fungiren als Produktionsmittel und selbst die, die nöthigenfalls
als Konsumtionsmittel fungiren könnten, sind bestimmt als R o h- oder
30 Hülfsmaterial neuer Produktion zu dienen. Sie fungiren als solches - also
als Kapital - aber nicht in den Händen ihrer Erzeuger, sondern in denen
ihrer Verwender:
in dieser Produktion betheiligten Agenten, Löhne
I I I) der Kapitalisten der zweiten Abtheilung, der unmittelbaren Pro
ducenten von Konsumtionsmitteln. Sie ersetzen diesen das in der Produk-
35 tion der Konsumtionsmittel verbrauchte Kapital (so weit letztres nicht in
Arbeitskraft umgesetzt, also in der Summe der Arbeitslöhne für die Ar
beiter dieser zweiten Abtheilung besteht), während dies verbrauchte K a
pital, das sich nun in der Form von Konsumtionsmitteln in den Händen
der sie producirenden Kapitalisten befindet, seinerseits - also vom gesell-
schaftlichen Standpunkt - den Konsumtionsfonds bildet, worin die Kapi
talisten und Arbeiter der ersten Abtheilung
ihre Revenue
realisiren.
40
331
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Hätte A. Smith die Analyse so weit verfolgt, es fehlte nur noch wenig
an der Auflösung des ganzen Problems. Er war der Sache nah auf dem
Sprung, da er bereits bemerkt hatte, daß bestimmte Werththeile einer
Sorte (Produktionsmittel) der Waarenkapitale, aus denen das jährliche
Gesammtprodukt der ||37| Gesellschaft besteht, zwar Revenue für die in 5
ihrer Produktion beschäftigten individuellen Arbeiter und Kapitalisten
bilden, aber keinen Bestandtheil der Revenue der Gesellschaft; während
ein Werththeil der andren Sorte von Waarenkapitalen (Konsumtionsmit
tel) zwar Kapitalwerth für ihre individuellen Eigner, die in dieser Anla
gesphäre beschäftigten Kapitalisten bildet, aber dennoch nur einen Theil 10
der gesellschaftlichen Revenue.
So viel geht aber schon aus dem Bisherigen hervor:
Erstens: Obgleich das gesellschaftliche Kapital nur gleich der Summe
der individuellen Kapitale, und daher auch das jährliche Waarenprodukt
(oder Waarenkapital) der Gesellschaft gleich der Summe der Waaren- 15
Produkte dieser individuellen Kapitale; obgleich daher die Analyse des
Waarenwerths in seine Bestandtheile, die für jedes individuelle Waaren
kapital gilt, auch für die der ganzen Gesellschaft gelten muß und im
Endresultat wirklich gilt, so ist die Erscheinungsform, worin sich diese
Elemente vom Standpunkt des individuellen Kapitalisten und worin sie 20
sich
eine
im gesammten gesellschaftlichen Reproduktionsproceß darstellen,
verschiedne.
Zweitens: Selbst auf dem Boden der einfachen Reproduktion findet
nicht nur Produktion ||38| von Arbeitslohn (variablem Kapital) und
Mehrwerth statt, sondern direkte Produktion von neuem konstantem 25
Kapitalwerth; obgleich der Arbeitstag nur aus zwei Theilen besteht, dem
einen worin der Arbeiter das variable Kapital ersetzt, in der That ein
Aequivalent für den Ankauf seiner Arbeitskraft producirt, und dem zwei
ten, worin er Mehrwerth producirt (Profit, Rente etc.). - Nämlich die
tägliche Arbeit, die in der Reproduktion der Produktionsmittel (also von 30
konstantem Kapital) verausgabt wird - und deren Werth in Arbeitslohn
(= dem variablen Kapitalwerth) und Mehrwerth zerfällt - realisirt sich in
neuen Produktionsmitteln, die den in der Produktion der Konsumtions
mittel verausgabten konstanten Kapitaltheil ersetzen.
Die Hauptschwierigkeiten, wovon
im Bisherigen schon der größte 35
Theil gelöst, bieten sich bei der Betrachtung, nicht der Akkumulation,
sondern der einfachen Reproduktion. Daher wird, sowohl bei A. Smith
( B. II) wie früher bei Quesnay (Tableau économique) von der einfachen
Reproduktion ausgegangen, sobald es sich um die Bewegung des jährli
chen Produkts der Gesellschaft, um seine durch die Cirkulation vermit- 40
telte Reproduktion handelt. |
332
A
Frühere Darstellungen des Gegenstandes
|39| 2). Smiths Auflösung des Tauschwerths.
5 kapitalistische Produktion voraus)
A. Smiths Dogma, daß der Preis oder Tauschwerth (exchangeable value)
jeder einzelnen Waare
also auch aller Waaren zusammen, aus denen das
jährliche Produkt der Gesellschaft besteht (er setzt überall mit Recht
sich zusammensetzt aus den drei
Bestandtheilen (component parts) oder sich auflöst in (resolves itself in
to) Arbeitslohn, Profit und Rente, kann darauf reducirt werden, daß
Waarenwerth = v + m, d.h. = dem Werth des vorgeschoßnen variablen
Kapitals plus dem Mehrwerth. Und zwar können wir diese Reduktion
10 von Profit und Rente auf eine gemeinsame Einheit, die wir m nennen,
vornehmen mit ausdrücklicher Erlaubniß A. Smith's, wie die nachfolgen
den Citate zeigen, in denen wir zunächst alle Nebenpunkte vernachläs
sigen, also namentlich alle scheinbare oder wirkliche Abweichung von
dem Dogma, daß der Waarenwerth ausschließlich von Elementen beste-
15 he, die wir als v + m bezeichnen.
In der Manufaktur: „Der Werth den die Arbeiter den Materialien hin
zufügen, löst sich a u f . .. in zwei Theile, wovon der eine ihren Arbeitslohn
bezahlt, der andre den Profit ihres Beschäftigers auf das ganze von ihm in
Material und Lohn vorgeschoßne Kapital." ( B. I. ch. 6, p. 41.) - „Ob-
20 gleich der Manufakturist" (der Manufakturarbeiter) „seinen Lohn von
seinem Meister vorgeschossen erhält, kostet er diesen doch in Wirklich
keit nichts, da in der Regel der Werth dieses Lohns, zusammen mit einem
Profit, festgehalten (reserved) wird in dem vermehrten Werth des Gegen
stands auf den seine Arbeit verwandt worden." ( B. II, ch. 3, p. 221.) Der
25 Theil des Kapitals (stock), der ausgelegt ||40| wird „im Unterhalt produk
tiver Arbeit . .. nachdem er ihm (dem Beschäftiger) in der Funktion eines
Kapitals gedient hat . .. bildet eine Revenue für sie" (die Arbeiter). ( B. II,
ch. 3, p. 223.)
A. Smith im eben citirten Kapitel sagt ausdrücklich: „Das ganze Jahres-
30 produkt des Bodens und der Arbeit jedes Landes . .. spaltet sich von selbst
(naturally) in zwei Theile. Einer derselben, und oft der größte, ist an
erster Stelle bestimmt ein Kapital zu ersetzen und die Lebensmittel, R o h
stoffe und fertigen Produkte zu erneuern, die aus einem Kapital entnom
men worden; der andre ist bestimmt eine Revenue zu bilden, sei es für
35 den Eigenthümer dieses Kapitals, als sein Kapitalprofit, sei es für jemand
anders, als Rente seines Grundbesitzes." (p. 222.) Nur ein Theil des K a
pitals, wie wir vorhin von A. Smith gehört, bildet zugleich Revenue für
Jemand, nämlich der im Ankauf von produktiver Arbeit angelegte. Die
ser - das variable Kapital - verrichtet zuerst in der Hand des Beschäfti-
333
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
gers und für ihn „die Funktion eines Kapitals", und sodann „bildet er
eine Revenue" für den produktiven Arbeiter selbst. Der Kapitalist ver
wandelt einen Theil seines Kapitalwerths in Arbeitskraft und eben da
durch in variables Kapital; nur durch diese Verwandlung fungirt nicht
nur dieser Theil seines Kapitals sondern sein Gesammtkapital als in- 5
du||41|strielles Kapital. Der Arbeiter - der Verkäufer der Arbeitskraft -
erhält in Form des Arbeitslohns den Werth derselben. In seinen Händen
ist die Arbeitskraft nur verkäufliche Waare, Waare, von deren Verkauf er
lebt, die daher die einzige Quelle seiner Revenue bildet; als variables
Kapital fungirt die Arbeitskraft nur in den Händen ihres Käufers, des 10
Kapitalisten, und den Kaufpreis selbst schießt der Kapitalist nur schein
bar vor, da sein Werth ihm vorher bereits durch den Arbeiter geliefert ist.
Nachdem uns A. Smith so gezeigt, daß der Werth des Produkts in der
Manufaktur = v + m (wo m = Profit des Kapitalisten), sagt er uns, daß in
der Agrikultur die Arbeiter außer „der Reproduktion eines Werths, der 15
gleich ist ihrer eignen Konsumtion und dem sie beschäftigenden" (vari
ablen) „Kapital nebst dem Profit des Kapitalisten" - außerdem „über das
Kapital des Pächters und all seinen Profit hinaus auch noch regelmäßig
die Reproduktion der Rente des Grundbesitzers bewirken". ( B. II, ch. 5,
p. 243) D aß die Rente in die Hände des Grundbesitzers geht, ist für die 20
Frage, die wir betrachten, ganz gleichgültig. Bevor sie in seine Hände
geht, muß sie in den Händen des Pächters sich befinden, d.h. in denen
des industriellen Kapitalisten. Sie muß einen Werthbestandtheil des ||42|
Produkts bilden, bevor sie Revenue für irgend wen wird. Rente wie Profit
sind also bei A. Smith selbst nur Bestandtheile des Mehrwerths, die der 25
produktive Arbeiter beständig reproducirt zugleich mit seinem eignen
Arbeitslohn, d.h. mit dem Werth des variablen Kapitals. Rente wie Profit
sind also Theile des Mehrwerths m, und somit löst sich bei Adam Smith
der Preis aller Waaren auf in v + m.
Das Dogma, daß der Preis aller Waaren (also auch des jährlichen Waa- 30
renprodukts) sich auflöst in Arbeitslohn plus Profit plus Grundrente,
nimmt in dem zwischendurch laufenden esoterischen Theil von Smith's
Werk selbst die F o rm an, daß der Werth jeder Waare, also auch des
jährlichen Waarenprodukts der Gesellschaft, = v + m, = dem in Arbeits
kraft ausgelegten und vom Arbeiter stets reproducirten Kapitalwerth 35
plus dem von den Arbeitern durch ihre Arbeit zugesetzten Mehrwerth.
Dies Endergebniß bei A. Smith offenbart uns zugleich - siehe weiter
unten - die Quelle seiner einseitigen Analyse der Bestandtheile, worin der
Waarenwerth zerfällbar. Mit der Größenbestim||43|mung jedes einzelnen
dieser Bestandtheile und der Grenze ihrer Werthsumme hat der Umstand 40
nichts zu thun, daß sie zugleich verschiedne Revenuequellen für ver
schiedne in der Produktion fungirende Klassen bilden.
334
Frühere Darstellungen des Gegenstandes
Wenn A. Smith sagt: „Arbeitslohn, Profit und Bodenrente sind die drei
Urquellen alles Einkommens sowohl wie alles Tauschwerths. Jede andre
Revenue ist in letzter Instanz von einer derselben abgeleitet" (B. 1. ch. 6,
p. 48) so sind hier allerlei quid pro quo zusammengehäuft.
5
1) Alle nicht direkt in der Reproduktion, mit oder ohne Arbeit, figu-
rirenden Gesellschaftsglieder können ihren Antheil am jährlichen Waa
renprodukt - also ihre Konsumtionsmittel - in erster Hand nur beziehn
aus den Händen der Klassen, denen das Produkt in erster Hand zufällt
- produktiven Arbeitern, industriellen Kapitalisten und Grundbesitzern.
10 Insofern sind ihre Revenuen materialiter abgeleitet von Arbeitslohn (der
produktiven Arbeiter), Profit und Bodenrente, und erscheinen daher j e
nen Originalrevenuen gegenüber als abgeleitete. Andrerseits jedoch be
ziehn die Empfänger dieser in diesem Sinn abgeleiteten Revenuen diesel
ben, vermittelst ihrer gesellschaftlichen Funktion als Hure, König, Pfaff, |
15 |44| Professor, Kriegsknecht etc., und sie können also diese ihre Funktio
nen als die Originalquellen ihrer Revenue betrachten.
2) - und hier kulminirt der närrische Schnitzer A. Smith's: Nachdem er
damit begonnen hat, die Werthbestandtheile der Waare und die Summe
des Werthprodukts, das in ihnen verkörpert ist, richtig zu bestimmen und
20 dann nachzuweisen, wie diese Bestandtheile ebensoviele verschiedne
Revenuequellen bilden; nachdem er so aus dem Werth die Revenuen ab
geleitet hat, verfährt er dann - und das bleibt ihm die vorherrschende
Vorstellung - umgekehrt, und läßt die Revenuen als „Bestandtheile"
(component parts) zu „Urquellen alles Tauschwerths" werden, womit
25 der Vulgärökonomie Thür und Thor weit geöffnet war. (Siehe unsern
„Roscher".)
3) Der konstante Kapitaltheil.
Sehn wir nun wie A. Smith den konstanten Werththeil des Kapitals aus
dem Waarenwerth wegzuhexen sucht.
30
„In dem Preis des Korns, zum Beispiel, zahlt ein Theil die Rente des
Grundbesitzers." Der Ursprung dieses Werthbestandtheils hat ebenso
wenig mit dem Umstand zu schaffen, daß er dem Grundbesitzer gezahlt
wird und für ihn Revenue unter der F o rm der Rente bildet, wie der
Ursprung der andren Werthbestandtheile damit zu schaffen haben, daß
35 sie als Profit und Arbeitslohn Revenuequellen bilden.
„Ein andrer Theil zahlt den Lohn ||45| und Unterhalt der Arbeiter"
(und des Arbeitsviehs! setzt er hinzu) „die in seiner Produktion beschäf
tigt waren, und der dritte Theil zahlt den Profit des Pächters. Diese drei
335
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Theile scheinen" (seem, in der That scheinen sie) „entweder unmittelbar
oder in letzter Instanz den ganzen Preis des Korns auszumachen."5)
Dieser ganze Preis, d.h. seine Größenbestimmung, ist absolut unabhän
gig von seiner Vertheilung unter drei Sorten von Personen.
„Ein vierter Theil mag nothwendig scheinen, um das Kapital des Päch- 5
ters zu ersetzen, oder um den Verschleiß seines Arbeitsviehs und seiner
andern Ackergeräthe zu ersetzen. Aber es muß in Betracht gezogen wer
den, daß der Preis irgend welches Ackergeräths, z . B. eines Arbeitspferds,
selbst wieder aus obigen drei Theilen sich zusammensetzt: der Rente des
Bodens auf dem es gezüchtet, der Arbeit der Züchtung und dem Profit 10
des Pächters, der beides, die Rente dieses Bodens und den Lohn dieser
Arbeit, vorschießt. Obwohl daher der Preis des Korns sowohl den Preis
wie die Unterhaltungskosten des Pferdes ersetzen mag, so löst sich doch
der ganze Preis immer noch, unmittelbar oder in letzter Instanz, auf in
dieselben drei Theile: Bodenrente, Arbeit" (er meint Arbeitslohn) „und 15
Profit." ( B. I, ch. 6, p. 42.)
Das ist wörtlich Alles, was A. Smith ||46| zur Begründung seiner er
staunlichen Doktrin vorbringt. Sein Beweis besteht einfach in der Wie
derholung derselben Behauptung. Er gibt beispielsweise zu, daß der Preis
des Korns nicht nur besteht aus v + m, sondern ebenfalls aus dem Preis 20
der in der Kornproduktion verzehrten Produktionsmittel, also aus einem
Kapitalwerth, den der Pächter nicht in Arbeitskraft angelegt hat. Aber,
sagt er, die Preise aller dieser Produktionsmittel selbst zerfallen, wie der
Kornpreis, auch in v + m; nur vergißt A. Smith hinzuzusetzen: außerdem
in den Preis der in ihrer eignen Erzeugung verzehrten Produktionsmittel. 25
Er verweist von einem Produktionszweig auf den andern, und von dem
andern wieder auf einen dritten. D aß der ganze Preis der Waaren sich
„unmittelbar" oder „in letzter Instanz" (ultimately) in v + m auflöst;
wäre nur dann keine hohle Ausflucht, wenn nachgewiesen worden, daß
die Waarenprodukte, deren Preis sich unmittelbar auflöst in c (Preis ver- 30
zehrter Produktionsmittel) + v + m, schließlich kompensirt werden durch
Waarenprodukte, welche jene „verzehrten Produktionsmittel" ihrem gan
zen Umfang nach zu ersetzen und die ihrerseits dagegen hergestellt wer
den durch bloße Auslage von variablem, d.h in Arbeitskraft ausgelegtem
Kapital. Der ||47| Preis der letztren wäre dann unmittelbar = v + m. D a- 35
her auch der Preis der ersteren, c + v + m, wo c als konstanter Kapital-
5) Wir sehn hier ganz davon ab, daß Adam besonders unglücklich in seinem Beispiel war.
Der Werth des Korns wird nur dadurch in Arbeitslohn, Profit und Rente aufgelöst, daß die
vom Arbeitsvieh verzehrten Nahrungsmittel als Lohn des Arbeitsviehs und das Arbeitsvieh
als Lohnarbeiter dargestellt wird, daher seinerseits der Lohnarbeiter auch als Arbeitsvieh. 40
(Zusatz aus Ms 11.)
336
à
Frühere Darstellungen des Gegenstandes
theil figurirt, schließlich auflösbar in v + m. A. Smith glaubte selbst
nicht, solchen Nachweis geliefert zu haben durch sein Beispiel mit den
Scotch pebbles-Sammlern, die aber nach ihm 1) keinen Mehrwerth ir
gend einer Art liefern sondern nur ihren eignen Arbeitslohn produciren;
5 2) keine Produktionsmittel anwenden (wohl doch auch in F o rm von Kör
ben, Säcken und andren Gefäßen zum Wegtragen der Steinchen).
Wir haben bereits vorhin gesehn, daß A. Smith selbst seine eigne Theo
rie später über den Haufen wirft, ohne sich indeß seiner Widersprüche
bewußt zu werden. Ihre Quelle ist jedoch zu suchen gerade in seinen
10 wissenschaftlichen Ausgangspunkten. Das in Arbeit umgesetzte Kapital
producirt einen größren Werth als seinen eignen. Wie? Indem, sagt
A. Smith, die Arbeiter während des Produktionsprocesses den von ihnen
bearbeiteten Dingen einen Werth einprägen, der außer dem Aequivalent
für ihren eignen Kaufpreis einen nicht ihnen, sondern ihren Anwendern
15 zufallenden Mehrwerth bildet (Profit und Rente). D as ist aber auch alles
was sie leisten und leisten können. Was von der individuellen Arbeit |
|48| eines Tages, das gilt von der durch die ganze Kapitalistenklasse wäh
rend eines Jahres in Bewegung gesetzten Arbeit. Die Gesammtmasse des
jährlichen gesellschaftlichen Werthprodukts kann daher nur zerfällbar
20 sein in v + m, in ein Aequivalent, wodurch die Arbeiter den in ihrem
eignen Kaufpreis verausgabten Kapitalwerth ersetzen, und in den zusätz
lichen Werth, den sie darüber hinaus ihrem Anwender liefern müssen.
Diese beiden Werthelemente der Waaren aber bilden zugleich Revenue
quellen für die verschiednen in der Reproduktion betheiligten Klassen:
25 das erste den Arbeitslohn, die Revenue der Arbeiter; das zweite den
Mehrwerth, wovon der industrielle Kapitalist einen Theil in F o rm des
Profits für sich behält, einen andern abtritt als Rente, die Revenue des
Grundeigenthümers. Wo sollte also ein weiterer Werthbestandtheil her
kommen, da das jährliche Werthprodukt keine andren Elemente enthält
30 außer v + m? Wir stehn hier auf dem Boden der einfachen Reproduktion.
Da die ganze jährliche Arbeitssumme sich auflöst in Arbeit nöthig zur
Reproduktion des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitalwerths, und in Ar
beit, nöthig zur Schöpfung ||49| eines Mehrwerths, wo sollte da überhaupt
noch die Arbeit zur Produktion eines nicht in Arbeitskraft ausgelegten
35 Kapitalwerths herkommen?
Die Sache liegt folgendermaßen:
1) A. Smith bestimmt den Werth einer Waare durch die Masse Arbeit
die der Lohnarbeiter dem Arbeitsgegenstand zusetzt (adds). Er sagt wört
lich: „den Materialien", da er von Manufaktur handelt, die selbst schon
40 Arbeitsprodukte verarbeitet; dies ändert aber nichts an der Sache. Der
Werth, den der Arbeiter einem Dinge zusetzt (und dies „adds" ist der
337
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Ausdruck Adam's) ist ganz unabhängig davon, ob dieser Gegenstand,
dem Werth „zugesetzt" wird, vor diesem Zusatz schon selbst Werth hat
oder nicht. Der Arbeiter schafft also in Waarenform ein Werthprodukt;
dies ist nach A. Smith eines Theils Aequivalent seines Arbeitslohns, und
dieser Theil ist also bestimmt durch den Werthumfang seines Arbeits- 5
lohns; je nachdem dieser größer oder kleiner, hat er mehr Arbeit zuzu
setzen, um einen Werth, gleich dem seines Arbeitslohns zu produciren
oder zu reproduciren. Anderntheils aber setzt der Arbeiter über die so
gezogne Grenze hinaus weitere Arbeit zu, die Mehrwerth für den ihn
beschäftigenden Kapitalisten bildet. Ob dieser Mehrwerth ganz in den 10
Händen des Kapitalisten bleibt oder stückweis an dritte Personen von
ihm abzutreten ist, ändert absolut nichts weder an der qualitativen (daß
es überhaupt Mehrwerth ist), noch an ||50| der quantitativen (der G r ö
ßen-) Bestimmung des vom Lohnarbeiter zugesetzten Mehrwerths. Es ist
Werth wie jeder andre Werththeil des Produkts, unterscheidet sich aber 15
dadurch, daß der Arbeiter kein Aequivalent dafür erhalten hat, noch
nachher erhält, dieser Werth vielmehr vom Kapitalisten ohne Aequi
valent angeeignet wird. Der Gesammtwerth der Waare ist bestimmt
durch das Quantum Arbeit, das der Arbeiter in ihrer Produktion veraus
gabt hat; ein Theil dieses Gesammtwerths ist dadurch bestimmt, daß er 20
gleich dem Werth des Arbeitslohns ist, also Aequivalent für denselben.
Der zweite Theil, der Mehrwerth, ist daher nothwendig ebenfalls be
stimmt, nämlich gleich dem Gesammtwerth des Produkts minus dem
Werththeil desselben, der Aequivalent des Arbeitslohns ist; also gleich
dem Ueberschuß des in Herstellung der Waare geschaffnen Werthpro- 25
dukts über den darin enthaltnen Werththeil, der gleich dem Aequivalent
für seinen Arbeitslohn.
2) Was für die Waare, producirt in einem einzelnen industriellen Ge
schäft durch jeden einzelnen Arbeiter, gilt vom Jahresprodukt aller Ge
schäftszweige zusammen. Was von der Tagesarbeit eines individuellen 30
produktiven ||51| Arbeiters, gilt von der durch die ganze produktive Ar
beiterklasse flüssig gemachten Jahresarbeit. Sie „fixirt" (Smith'scher Aus
im Jahresprodukt einen Gesammtwerth, bestimmt durch das
druck)
Quantum der verausgabten Jahresarbeit, und dieser Gesammtwerth zer
fällt in einen Theil, bestimmt durch dasjenige Stück der Jahresarbeit, 35
worin die Arbeiterklasse ein Aequivalent ihres Jahreslohns schafft, in der
That diesen Lohn selbst; und in einen andren Theil, bestimmt durch die
zusätzliche Jahresarbeit, worin der Arbeiter einen Mehrwerth für die K a
pitalistenklasse schafft. Das im Jahresprodukt enthaltne jährliche Werth
produkt besteht also nur aus zwei Elementen, dem Aequivalent des von 40
der Arbeitsklasse erhaltnen Jahreslohns, und dem jährlich für die Kapita-
338
Frühere Darstellungen des Gegenstandes
listenklasse gelieferten Mehrwerth. Der Jahreslohn bildet aber die R e
venue der Arbeiterklasse, die Jahressumme des Mehrwerths die Revenue
der Kapitalistenklasse; beide stellen also (und dieser Gesichtspunkt ist
richtig bei Darstellung der einfachen Reproduktion) die relativen An-
5 theile am jährlichen Konsumtionsfonds dar und realisiren sich in ihm.
Und so bleibt nirgends Platz für den konstanten Kapitalwerth, für die
Reproduktion des in F o rm von Produktionsmitteln fungirenden Kapi
tals. D aß aber alle Theile des Waarenwerths, die als Revenue fungiren,
zusammenfallen mit dem für den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds
10 bestimmten jährlichen Arbeitsprodukt, sagt A. Smith ausdrücklich in der
Einleitung seines Werks: „Worin die Revenue des Volks überhaupt be
standen hat, oder was die Natur des Fonds war, welcher . .. ihre jährliche
Konsumtion geliefert hat (supplied), dies zu erklären, ist der Zweck die
ser vier ersten Bücher." (p. 12.) Und gleich im ersten Satz der Einleitung
15 heißt es: „Die jährliche Arbeit jeder Nation ist der Fonds, welcher sie
ursprünglich versieht mit all den Lebensmitteln, die sie im L a uf des Jahrs
verzehrt, und die stets bestehn entweder aus dem unmittelbaren Produkt
dieser Arbeit, oder in den, mit diesem Produkt von andern Nationen
gekauften Gegenständen." (p. 11.)
20
30 auf einem andern
Der erste Fehler A. Smith's besteht nun darin, daß er den jährlichen
Produktenwerth gleichsetzt dem jährlichen Werthprodukt. Das letztere
ist
nur Produkt der Arbeit des vergangnen Jahres; der erstere schließt au
ßerdem alle Werthelemente ein, die zur Herstellung des Jahresprodukts
im vorhergehenden und zum Theil in noch früher verfloß-
verbraucht, aber
25 nen Jahren producirt wurden: Produktionsmittel, deren Werth nur wieder
erscheint - die, was ihren Werth betrifft, weder producirt, noch repro
ducirt worden sind durch während des letzten Jahres verausgabte Arbeit.
Durch diese ||52| Verwechslung manipulirt A. Smith den konstanten
Werththeil des Jahresprodukts hinweg. Die Verwechslung selbst beruht
er
unterscheidet nicht den zwiespältigen Charakter der Arbeit selbst: der
Arbeit, soweit sie als Verausgabung von Arbeitskraft Werth, und soweit
sie als konkrete, nützliche Arbeit Gebrauchsgegenstände (Gebrauchs
werth) schafft. Die Gesammtsumme der jährlich hergestellten Waaren,
35 also das ganze Jahresprodukt, ist Produkt der im letzten Jahr wirkenden
nützlichen Arbeit; nur dadurch, daß gesellschaftlich angewandte Arbeit in
einem vielverzweigten System nützlicher Arbeitsarten verausgabt wurde,
sind alle diese Waaren da; nur dadurch ist in ihrem Gesammtwerth der
Werth der in ihrer Produktion verzehrten Produktionsmittel erhalten, in
40 neuer Naturalform wieder erscheinend. Das gesammte Jahresprodukt ist
also Resultat der während des Jahres verausgabten nützlichen Arbeit;
seiner Fundamentalauffassung:
Irrthum
in
339
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
aber vom jährlichen Produktenwerth ist nur ein Theil während des Jahres
geschaffen worden; dieser Theil ist das jährliche Werthprodukt, worin sich
die Summe der während des Jahres selbst flüssig gemachten Arbeit dar
stellt.
5
Wenn also A. Smith in der soeben citirten Stelle sagt: „Die jährliche
Arbeit jeder Nation ist der Fonds, welcher sie ursprünglich versieht mit
all den Lebensmitteln, die sie im L a uf des Jahrs verzehrt etc.", so stellt er
sich einseitig auf den Standpunkt der bloß nützlichen Arbeit, die aller
dings alle diese Lebensmittel in ihre verzehrbare Form gebracht hat. Er
vergißt aber dabei, daß dies unmöglich war ohne Mithülfe der aus frü- 10
hern Jahren überlieferten Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände, und daß
daher die „jährliche Arbeit", soweit sie Werth bildete, keineswegs den
ganzen Werth des durch sie fertig gestellten Produkts geschaffen hat; daß
das Werthprodukt kleiner ist als der Produktenwerth.
Wenn man A. Smith keinen Vorwurf machen kann, in dieser Analyse 15
nur soweit gegangen zu sein als alle seine Nachfolger, (obgleich sich ein
Ansatz zum Richtigen schon bei den Physiokraten vorfand), so verläuft
er sich dagegen weiter in einem Chaos, und zwar hauptsächlich weil seine
„esoterische" Auffassung des ||53| Waarenwerths überhaupt fortwährend
durchkreuzt wird von exoterischen, die in der Breite bei ihm vorwiegen, 20
während sein wissenschaftlicher Instinkt von Zeit zu Zeit den esoteri
schen Standpunkt wieder erscheinen läßt.
4) Die Revenue.
Der Werththeil jeder Waare (und daher auch des Jahresprodukts), der
nur ein Aequivalent des Arbeitslohns bildet, ist gleich dem vom Kapi- 25
talisten im Arbeitslohn vorgschoßnen Kapital, d.h. gleich dem variablen
Bestandtheil seines vorgeschoßnen Gesammtkapitals. Diesen Bestand
theil des vorgeschoßnen Kapitalwerths erhält der Kapitalist wieder durch
einen neu producirten Werthbestandtheil der von den Lohnarbeitern ge
lieferten Waare. Ob das variable Kapital vorgeschossen wird in dem Sinn, 30
daß der Kapitalist in Geld den dem Arbeiter zufallenden Antheil eines
Produkts zahlt, das noch nicht zum Verkauf fertig, oder das zwar fertig,
aber noch nicht vom Kapitalisten verkauft ist, oder ob er ihn mit Geld
zahlt, das er bereits erhalten durch Verkauf der vom Arbeiter gelieferten
Waare, oder ob er durch Kredit dies Geld anticipirt hat - in allen diesen 35
Fällen verausgabt der Kapitalist variables Kapital, das als Geld den Ar
beitern ||54| zufließt, und besitzt er andrerseits das Aequivalent dieses
Kapitalwerths in dem Werththeil seiner Waaren, wodurch der Arbeiter
340
Frühere Darstellungen des Gegenstandes
den ihm selbst zufallenden Antheil an dem Gesammtwerth derselben neu
producirt, wodurch er in andren Worten den Werth seines eignen Arbeits
lohns producirt hat. Statt ihm diesen Werththeil in der Naturalform sei
nes eignen Produkts zu geben, zahlt ihm der Kapitalist selben in Geld
5 aus. F ür den Kapitalisten besteht also jetzt der variable Bestandtheil
seines vorgeschoßnen Kapitalwerths in Waarenform, während der Ar
beiter das Aequivalent für seine verkaufte Arbeitskraft in Geldform er
halten hat. Während also der durch Ankauf der Arbeitskraft in variables
Kapital umgesetzte Theil des vom Kapitalisten vorgeschoßnen Kapitals
10 innerhalb des Produktionsprocesses selbst als sich bethätigende Arbeits
kraft fungirt, und durch die Verausgabung dieser Kraft als Neuwerth in
Waarenform von neuem producirt, d.h. reproducirt wird - also Repro
duktion, d.h. Neuproduktion von vorgeschoßnem Kapitalwerth! - ver
ausgabt der Arbeiter den Werth, resp. Preis seiner verkauften Arbeits-
15 kraft in Lebensmitteln, in Mitteln der Reproduktion seiner Arbeitskraft.
Eine dem variablen Kapital gleiche Geldsumme bildet seine Einnahme,
daher seine Revenue, die nur so lange dauert, als er ||55| seine Arbeitskraft
an den Kapitalisten verkaufen kann. Die Waare des Lohnarbeiters - seine
Arbeitskraft selbst - fungirt nur als Waare, soweit sie dem Kapital des
20 Kapitalisten einverleibt wird, als Kapital fungirt; andrerseits fungirt das
als Geldkapital im Ankauf von Arbeitskraft verausgabte Kapital des
Kapitalisten als Revenue in der Hand des Verkäufers der Arbeitskraft,
des Lohnarbeiters.
Es verschlingen sich hier verschiedne Cirkulations- und Produktions-
25 processe, die A. Smith nicht auseinander hält.
Erstens. Dem Cirkulationsproceß angehörige Akte: Der Arbeiter ver
kauft seine Waare - die Arbeitskraft - an den Kapitalisten; das Geld,
womit der Kapitalist sie kauft, ist für ihn zur Verwerthung angelegtes
Geld, also Geldkapital; es ist nicht verausgabt, sondern vorgeschossen.
30 (Dies ist der wirkliche Sinn des „Vorschusses" - avance der Physiokraten -
ganz unabhängig davon, wo der Kapitalist das Geld selbst hernimmt.
Vorgeschossen ist für den Kapitalisten jeder Werth, den er zum Zweck
des Produktionsprocesses zahlt, ob dies nun vorher oder post festum
geschehe; er ist dem Produktionsproceß selbst vorgeschossen.) Hier ereig-
35 net sich nur, was bei jedem Waaren verkauf: der Verkäufer gibt einen
Gebrauchswerth fort (hier die Arbeitskraft) und erhält dessen Werth (re
alisirt dessen Preis) in Geld; der Käufer gibt sein Geld weg und erhält
dafür die Waare selbst - hier die Arbeitskraft.
Zweitens:
Im Produktionsproceß bildet jetzt die gekaufte Arbeitskraft
40 einen Theil des fungirenden Kapitals, und der ||56| Arbeiter selbst fungirt
hier nur als eine besondre Naturalform dieses Kapitals, unterschieden
341
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
von den in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehenden Ele
menten desselben. Während des Processes setzt der Arbeiter den von ihm
in Produkt verwandelten Produktionsmitteln einen Werth zu, durch Ver
ausgabung seiner Arbeitskraft gleich dem Werth seiner Arbeitskraft
(abgesehn vom Mehrwerth); er reproducirt also für den Kapitalisten in 5
Waarenform den von letztrem ihm in Arbeitslohn vorgeschoßnen oder
vorzuschießenden Theil seines Kapitals; producirt ihm ein Aequivalent
des letztren; er reproducirt also für den Kapitalisten das Kapital, das
dieser von neuem im Ankauf von Arbeitskraft „vorschießen" kann.
Drittens: Bei Verkauf der Waare ersetzt also ein Theil ihres Verkaufs- 10
preises dem Kapitalisten das von ihm vorgeschoßne variable Kapital,
befähigt daher sowohl ihn, von neuem Arbeitskraft zu kaufen, wie den
Arbeiter, sie von neuem zu verkaufen.
ist also, soweit der bloße Cirkulationsproceß
Bei allen Waarenkäufen und -verkaufen - so weit nur diese Transak
tionen selbst betrachtet werden - ist es vollständig gleichgültig, was in der 15
Hand des Verkäufers aus dem für seine Waare gelösten Geld, und was in
der Hand des Käufers aus dem von ihm gekauften Gebrauchsartikel
wird. Es
in Betracht
kommt, auch völlig gleichgültig, daß die vom ||57| Kapitalisten gekaufte
Arbeitskraft für ihn Kapitalwerth reproducirt, und daß andrerseits das 20
als Kaufpreis der Arbeitskraft gelöste Geld für den Arbeiter Revenue
bildet. Die Werthgröße des Handelsartikels des Arbeiters, seiner Arbeits
kraft, wird weder dadurch afficirt, daß sie „Revenue" für ihn bildet, noch
dadurch, daß der Gebrauch seines Handelsartikels durch den Käufer die
sem Käufer Kapitalwerth reproducirt.
25
Weil der Werth der Arbeitskraft - d.h. der adäquate Verkaufspreis der
Waare des Arbeiters - wie der jeder andren Waare, durch die zu ihrer
Reproduktion nöthige Arbeitsmenge bestimmt ist, diese Arbeitsmenge
selbst aber hier bestimmt ist durch die zur Produktion der nöthigen Le
bensmittel des Arbeiters, also zur Erhaltung seines Lebens erheischte 30
Arbeitsmenge, wird der Arbeitslohn zur Revenue, wovon der Arbeiter zu
leben hat.
Es ist total falsch, was A. Smith sagt (p. 223): „Der Theil des Kapitals,
der angelegt wird im Unterhalt produktiver Arbeit, . .. nachdem er ihm"
(dem Kapitalisten) „in der Funktion eines Kapitals gedient hat, . .. bildet 35
eine Revenue für sie" (die Arbeiter). Das Geld womit der Kapitalist die
von ihm gekaufte Arbeitskraft zahlt, „dient ihm in der Funktion eines
Kapitals", soweit er dadurch die Arbeitskraft den dinglichen Bestand
t e i l en seines Kapitals einverleibt, und damit überhaupt sein Kapital erst
in den Stand setzt, als produktives Kapital zu fungiren. Unterscheiden 40
wir: Die ||58| Arbeitskraft ist Waare, nicht Kapital, in der Hand des Ar-
342
Frühere Darstellungen des Gegenstandes
beiters, und sie konstituirt für ihn eine Revenue, so weit er deren Verkauf
beständig wiederholen kann; sie fungirt als Kapital nach dem Verkauf in
der Hand des Kapitalisten, während des Produktionsprocesses selbst.
Was hier zweimal dient ist die Arbeitskraft: als Waare die zu ihrem Werth
5 verkauft wird, in der Hand des Arbeiters; als Werth- und Gebrauchs
werth producirende Kraft in der Hand des Kapitalisten, der sie gekauft
hat. Aber das Geld, was der Arbeiter vom Kapitalisten erhält, erhält er
erst, nachdem er ihm den Gebrauch seiner Arbeitskraft gegeben hat,
nachdem selbe bereits im Werth des Arbeitsprodukts realisirt ist. Der
10 Kapitalist hat diesen Werth in seiner Hand bevor er ihn zahlt. Es ist also
nicht das Geld, das zweimal fungirt: erst als Geldform des variablen
Kapitals, dann als Arbeitslohn. Sondern es ist die Arbeitskraft, die zwei
mal fungirt hat; erst als Waare beim Verkauf der Arbeitskraft (das Geld
wirkt bei Stipulirung des zu zahlenden Lohns bloß als ideelles Werthmaß
15 wobei es noch gar nicht in der Hand des Kapitalisten zu sein braucht);
zweitens im Produktionsproceß, wo sie als Kapital, d.h. als Gebrauchs
werth und Werth schaffendes Element in der Hand des Kapitalisten fun
girt. Sie hat bereits in Waarenform das dem Arbeiter zu zahlende Aequi
valent ge||59|liefert, bevor der Kapitalist es dem Arbeiter in Geldform
20 zahlt. Der Arbeiter schafft also selbst den Zahlungsfonds aus dem ihn der
Kapitalist zahlt. Aber das ist nicht Alles. Das Geld, das der Arbeiter
erhält, wird von ihm verausgabt um seine Arbeitskraft zu erhalten, also
- Kapitalistenklasse und Arbeiterklasse in ihrer Gesammtheit betrachtet -
um dem Kapitalisten das Werkzeug zu erhalten, wodurch er allein K a-
25 pitalist bleiben kann.
Der beständige K a uf und Verkauf der Arbeitskraft verewigt, also, ei
nerseits die Arbeitskraft als Element des Kapitals, wodurch es als Schöp
fer von Waaren, Gebrauchsartikeln, die einen Werth haben, erscheint,
wodurch ferner der Kapitaltheil, der die Arbeitskraft kauft, durch ihr
30 eignes Produkt beständig hergestellt wird, der Arbeiter selbst also be
ständig den Kapitalfonds schafft, aus dem er bezahlt wird. Andrerseits
wird der beständige Verkauf der Arbeitskraft zur stets sich erneuernden
Lebenserhaltungsquelle des Arbeiters, und erscheint also seine Arbeits
kraft als das Vermögen wodurch er die Revenue bezieht, von der er lebt.
35 Revenue meint hier nichts als durch beständig wiederholten Verkauf ei
ner Waare (der Arbeitskraft) bewirkte Aneignung von Werthen, wobei
letztere selbst nur zur beständigen Reproduktion der zu verkaufenden
Waare dienen. Und sofern ||60| hat A. Smith recht, zu sagen, daß der
Werththeil des vom Arbeiter selbst geschaffnen Produkts, wofür ihm der
40 Kapitalist ein Aequivalent in Form des Arbeitslohns zahlt, Quelle von
Revenue für den Arbeiter wird. Dies ändert aber ebensowenig an der
343
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Natur oder Größe dieses Werththeils der Waare, als es am Werth der
Produktionsmittel ändert, daß sie als Kapitalwerthe fungiren, oder an
der Natur und Größe einer geraden Linie, daß sie als Basis eines Dreiecks
oder als Durchmesser einer Ellipse fungirt. Der Werth der Arbeitskraft
bleibt gerade so unabhängig bestimmt wie der jener Produktionsmittel. 5
Weder besteht dieser Werththeil der Waare aus Revenue als einem ihn
konstituirenden selbständigen Faktor, noch löst sich dieser Werththeil auf
in Revenue. Weil dieser vom Arbeiter beständig reproducirte Neuwerth
für ihn Quelle von ||61| Revenue bildet, bildet nicht umgekehrt seine R e
venue einen Bestandtheil des von ihm producirten Neuwerths. Die Größe 10
des ihm bezahlten Antheils an dem von ihm geschaffnen Neuwerth be
stimmt den Werthumfang seiner Revenue, nicht umgekehrt. D aß dieser
Theil des Neuwerths für ihn Revenue bildet, zeigt blos was aus ihm wird,
den Charakter seiner Anwendung, und hat mit seiner Bildung so wenig
zu schaffen, wie mit jeder andren Werthbildung. Nehme ich jede Woche 15
zehn Thaler ein, so ändert der Umstand dieser wöchentlichen Einnahme
nichts, weder an der Werthnatur der zehn Thaler, noch an ihrer Werth
größe. Wie bei jeder andren Waare ist bei der Arbeitskraft ihr Werth
bestimmt durch die zu ihrer Reproduktion nothwendige Arbeitsmenge;
daß diese Arbeitsmenge durch den Werth der nothwendigen Lebensmittel 20
des Arbeiters bestimmt, also gleich ist der zur Reproduktion seiner Le
bensbedingungen selbst nothwendigen Arbeit, ist dieser Waare (der Ar
beitskraft) eigenthümlich, aber nicht eigenthümlicher, als daß der Werth
von Lastvieh durch den Werth der zu ihrer Erhaltung nothwendigen Le
bensmittel bestimmt ist, also durch die Masse menschlicher Arbeit, nö- 25
thig um letztre zu produciren.
Es ist aber die Kategorie „Revenue", die hier das ganze Unheil bei
A. Smith anrichtet. Die verschiednen Sorten von Revenuen bilden bei
ihm die „component parts", die Bestandtheile des jährlich producirten,
neu hergestellten Waarenwerths, während umgekehrt die zwei Theile, 30
worin dieser Waarenwerth für den Kapitalisten zerfällt - das Aequivalent
seines bei Ankauf der ||62| Arbeit in Geldform vorgeschoßnen variablen
Kapitals und der andre Werththeil, der ihm auch gehört, ihm aber nichts
gekostet hat, der Mehrwerth - Revenuequellen bilden. Das Aequivalent
des variablen Kapitals wird von neuem in Arbeitskraft vorgeschossen 35
und bildet sofern eine Revenue für den Arbeiter in F o rm seines Arbeits
da er dem Kapitalisten keinen
lohns; der andre Theil - der Mehrwerth
Kapitalvorschuß zu ersetzen hat, kann von ihm in Konsumtionsmitteln
(nothwendigen und Luxus) verausgabt, als Revenue verzehrt werden,
statt Kapitalwerth irgend einer Art zu bilden. Die Voraussetzung dieser 40
Revenuen ist der Waarenwerth selbst, und seine Bestandtheile unter-
344
Frühere Darstellungen des Gegenstandes
scheiden sich für den Kapitalisten nur soweit sie entweder Aequivalent
für, oder Ueberschuß über, den von ihm vorgeschoßnen variablen K a
pitalwerth bilden. Beide bestehn aus nichts als während der Waaren
produktion verausgabter, in Arbeit flüssig gemachter Arbeitskraft. Sie
aus Arbeits
5 bestehn aus Ausgabe, nicht aus Einkommen oder Revenue
ausgabe.
Nach diesem quid pro quo, wo die Revenue die Quelle von Waaren
werth wird statt der Waarenwerth die Quelle von Revenue, erscheint nun
der Waarenwerth als „zusammengesetzt" aus den verschiednen Sorten
10 Revenuen; sie sind unabhängig von einander ||63| bestimmt, und durch
die Addition des Werthumfangs dieser Revenuen wird der Gesammt-
werth der Waare bestimmt. Aber nun fragt es sich, wie wird der Werth
jeder dieser Revenuen bestimmt, aus denen der Waarenwerth entspringen
soll? Bei dem Arbeitslohn geschieht dies, denn der Arbeitslohn ist der
15 Werth seiner Waare, der Arbeitskraft, und dieser bestimmbar (wie der
jeder andren Waare) durch die zur Reproduktion dieser Waare nöthige
Arbeit. Aber der Mehrwerth, oder bei A. Smith vielmehr seine beiden
Formen, Profit und Grundrente, wie sind sie bestimmbar? Hier bleibt's
bei leerem Geschwätz. Bald stellt A. Smith Arbeitslohn und Mehrwerth
20 (resp. Arbeitslohn und Profit) als Bestandtheile dar aus denen der Waa
renwerth, resp. Preis sich zusammensetzt, bald, und oft fast im selben
Athemzug, als Theile, worin sich der Waarenpreis - „auflöst" (resolves
itself); was aber umgekehrt heißt, daß der Waarenwerth das zuerst Ge
gebene ist, und daß verschiedne Theile dieses gegebnen Werths verschied-
25 nen im Produktionsproceß betheiligten Personen in der Form verschied-
ner Revenuen zufallen. Dies ist keineswegs identisch mit der Zusammen
setzung des Werths aus diesen drei „ B e s t a n d t e i l e n ". Wenn ich die Größe
dreier verschiednen geraden Linien selbständig bestimme und dann aus
diesen drei Linien als „ B e s t a n d t e i l e n" eine vierte gerade Linie bilde, die
30 gleich der Größe ihrer Summe ist, so ist das keineswegs dieselbe Proce-
dur, als wenn ich andrerseits eine gegebne gerade Linie vor mir habe, und
diese zu irgend welchem Behuf in drei verschiedne Theile theile, gewis
sermaßen „auflöse". Die Größe der Linie im ersten Fall wechselt durch
weg mit der ||64| Größe der drei Linien, deren Summe sie bildet; die
35 Größe der drei Linientheile im letzten Falle ist von vornherein dadurch
begrenzt, daß sie Theile einer Linie von gegebner Größe bilden.
In der That aber, soweit wir an dem Richtigen von A. Smith's Dar
stellung festhalten, daß der im jährlichen Waarenprodukt der Gesell
schaft (wie in jeder einzelnen Waare, oder im Tages-, Wochenprodukt
40 etc.) enthaltne, durch die Jahresarbeit neugeschaffne Werth gleich ist dem
Werth des vorgeschoßnen variablen Kapitals (also dem wieder zu Ankauf
345
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
5
von Arbeitskraft bestimmten Werththeil) plus dem Mehrwerth, den der
Kapitalist realisiren kann - bei einfacher Reproduktion und sonst gleich
bleibenden Umständen - in Mitteln seiner individuellen Konsumtion;
wenn wir ferner daran festhalten, daß A. Smith zusammenwirft die Ar
beit, soweit sie Werth schafft, Verausgabung von Arbeitskraft ist - und
die Arbeit, soweit sie Gebrauchswerth schafft, d.h. in nützlicher, zweck
gemäßer F o rm verausgabt wird - so kommt die ganze Vorstellung darauf
hinaus: Der Werth jeder Waare ist das Produkt der Arbeit; also auch der
Werth des Produkts der Jahresarbeit oder der Werth des jährlichen ge
sellschaftlichen Waarenprodukts. Da alle Arbeit aber sich auflöst in 1) 10
nothwendige Arbeitszeit, worin der Arbeiter blos ein Aequivalent re
producirt für das in Ankauf seiner Arbeitskraft vorgeschoßne Kapital,
und 2) Mehrarbeit, wodurch er einen Werth für ||65| den Kapitalisten
liefert, wofür dieser kein Aequivalent zahlt, also Mehrwerth; so kann sich
aller Waarenwerth nur in diese zwei verschiednen Bestandtheile auflösen 15
und bildet also schließlich als Arbeitslohn die Revenue der Arbeiterklas
se, als Mehrwerth, die der Kapitalistenklasse. Was aber den konstanten
Kapitalwerth angeht, d.h. den Werth der in der Produktion des Jahres
produkts aufgezehrten Produktionsmittel, so kann zwar nicht gesagt wer
den (außer der Phrase, daß der Kapitalist dem Käufer ihn anrechnet bei 20
Verkauf seiner Waare) wie dieser Werth in den Werth des neuen Produkts
hineinkommt, aber schließlich - ultimately - kann dieser Werththeil, da
die Produktionsmittel selbst Produkt der Arbeit sind, doch selbst wieder
nur bestehn aus Aequivalent des variablen Kapitals und aus Mehrwerth;
aus Produkt von nothwendiger Arbeit und von Mehrarbeit. Wenn die 25
Werthe dieser Produktionsmittel in der Hand ihrer Anwender als Kapi-
talwerthe fungiren, so hindert das nicht, daß sie „ursprünglich" und
wenn man ihnen auf den Grund geht, in einer andren Hand - wenn auch
früher - in dieselben beiden Werththeile zerfällbar waren, also in zwei
verschiedne Revenuequellen.
30
Ein richtiger Punkt hierin ist: daß in der Bewegung des gesellschaftli
chen Kapitals - d.h. der Gesammtheit der
individuellen Kapitale -|
|66| die Sache sich anders darstellt, als sie sich für jedes individuelle K a
pital, besonders betrachtet, also vom Standpunkt jedes einzelnen Kapi
talisten darstellt. F ür letztren löst sich der Waarenwerth auf 1) in ein 35
konstantes Element (viertes, wie Smith sagt) und 2) in die Summe von
Arbeitslohn und Mehrwerth, resp. Arbeitslohn, Profit und Grundrente.
Vom gesellschaftlichen Standpunkt aus verschwindet dagegen Smith's
viertes Element, der konstante Kapitalwerth.
346
Frühere Darstellungen des Gegenstandes
5). Zusammenfassung.
Die abgeschmackte Formel, daß die drei Revenuen Arbeitslohn, Profit,
Rente drei „Bestandtheile" des Waarenwerths bilden, entspringt bei
A. Smith aus der plausibleren, daß der Waarenwerth resolves itself, sich
5 auflöst, in diese drei Bestandtheile. Auch dies ist falsch, selbst voraus
gesetzt, der Waarenwerth sei nur theilbar in Aequivalent der verbrauch
ten Arbeitskraft und den von letztrer geschaffnen Mehrwerth. Aber der
Irrthum ruht hier wieder auf einer tieferen wahren Grundlage. Die kapi
talistische Produktion beruht darauf, daß der produktive Arbeiter seine
10 eigne Arbeitskraft als seine Waare dem Kapitalisten verkauft, in dessen
Händen sie dann bloß als ein Element seines produktiven Kapitals fun
girt. Diese, der Cirkulation angehörige Transaktion - Verkauf und K a uf
der Arbeitskraft - leitet nicht nur den Produktionsproceß ein, sondern
bestimmt implicite seinen specifischen Charakter. Die Produktion ||67|
15 eines Gebrauchswerths und selbst die einer Waare (denn diese kann auch
seitens unabhängiger produktiver Arbeiter vorgehn) ist hier nur Mittel
für die Produktion von Mehrwerth für den Kapitalisten. Wir haben da
her bei Analyse des Produktionsprocesses gesehn, wie die Produktion
von absolutem und relativem Mehrwerth 1) die Dauer des täglichen Ar-
20 beitsprocesses, 2) die ganze gesellschaftliche und technische Gestaltung
des kapitalistischen Produktionsprocesses bestimmt.
Innerhalb dieses
selbst verwirklicht sich die Unterscheidung zwischen bloßer Erhaltung
von Werth (des konstanten Kapital Werths), wirklicher Reproduktion von
vorgeschoßnem Werth (Aequivalent der Arbeitskraft) und Produktion
25 von Mehrwerth, d.h. von Werth, wofür der Kapitalist kein Aequivalent
weder vorher vorgeschossen hat noch post festum vorschießt.
Die Aneignung von Mehrwerth - einem Werth der überschüssig ist
über das Aequivalent des vom Kapitalisten vorgeschoßnen Werths - ob
gleich eingeleitet durch den K a uf und Verkauf der Arbeitskraft, ist ein
30 innerhalb des Produktionsprocesses selbst sich vollziehender Akt und
bildet ein wesentliches Moment desselben. |
|68| Der einleitende Akt, der einen Cirkultionsakt bildet: der K a uf und
Verkauf der Arbeitskraft, beruht selbst wieder auf einer der Distribution
der gesellschaftlichen Produkte vorausgegangnen und vorausgesetzten
35 Distribution der Produktionse/eme«^, nämlich der Scheidung der Ar
beitskraft als Waare des Arbeiters von den Produktionsmitteln als Eigen
thum von Nichtarbeitern.
Zugleich aber ändert diese Aneignung von Mehrwerth oder diese
Scheidung der Werthproduktion in Reproduktion von vorgeschoßnem
347
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Werth und Produktion von kein Aequivalent ersetzendem Neuwerth
(Mehrwerth) durchaus nichts an der Substanz des Werths selbst und der
Natur der Werthproduktion. Die Substanz des Werths ist und bleibt
nichts außer verausgabter Arbeitskraft - Arbeit, unabhängig von dem
besondren nützlichen Charakter dieser Arbeit - und die Werthproduk- 5
tion ist nichts als der Proceß dieser Verausgabung. So gibt der Leibeigne
während 6 Tagen Arbeitskraft aus, arbeitet während 6 Tagen und macht
es für die Thatsache dieser Verausgabung als solcher keinen Unterschied,
daß er z . B. drei dieser Arbeitstage für sich auf seinem eignen Feld und
drei andre für seinen Gutsherrn auf dessen Feld ver||69|richtet. Seine frei- 10
willige Arbeit für sich und seine Zwangsarbeit für seinen Herrn sind
gleichmäßig Arbeit; soweit sie als Arbeit mit Bezug auf die von ihr ge
schaffnen Werthe oder auch nützlichen Produkte betrachtet wird, findet
kein Unterschied in seiner sechstägigen Arbeit statt. Der Unterschied
bezieht sich nur auf die verschiednen Verhältnisse, wodurch die Veraus- 15
gabung seiner Arbeitskraft während der beiden Hälften der sechstägigen
Arbeitszeit veranlaßt wird. Ebenso verhält es sich mit der nothwendigen
und der Mehrarbeitszeit des Lohnarbeiters.
Der Produktionsproceß erlischt in der Waare. D aß in ihrer Herstellung
Arbeitskraft verausgabt worden ist, erscheint jetzt als ihre dingliche Ei- 20
genschaft Werth zu besitzen; die Größe dieses Werths ist gemessen durch
die Größe der verausgabten Arbeit; in ein Weiteres löst sich der Waaren
werth nicht auf und besteht aus nichts andrem. Wenn ich eine ||70| gerade
Linie von bestimmter Größe gezogen habe, so habe ich zuerst durch die
Art der Zeichnung, die nach gewissen von mir unabhängigen Regeln 25
(Gesetzen) geschieht, eine gerade Linie „producirt" (zwar nur symbo
lisch, was ich vorher weiß). Theile ich diese Linie in drei Abschnitte (die
wieder einem bestimmten Problem entsprechen mögen) so bleibt jedes
dieser drei Stücke nach wie vor gerade Linie, und die ganze Linie, deren
Theile sie sind, wird durch diese Theilung nicht in etwas von gerader 30
Linie Unterschiednes, z . B. eine Kurve irgend einer Art, aufgelöst. Eben
so wenig kann ich die Linie von gegebner Größe so theilen, daß die
Summe dieser Theile größer als die ungetheilte Linie selbst wird; die
Größe der ungetheilten Linie ist also auch nicht bestimmt durch beliebig
bestimmte Größen der Theillinien. Umgekehrt: die relativen Größen der 35
letztren sind von vornherein begrenzt durch die Grenzen der Linie, deren
Theile sie sind.
Die vom Kapitalisten hergestellte Waare unterscheidet sich soweit in
nichts von der durch einen selbständigen Arbeiter, oder von Arbeiterge
meinden, oder von Sklaven hergestellten Waaren. Jedoch gehört in un- 40
serm Fall das ganze Arbeitsprodukt wie sein ganzer Werth dem Kapita-
348
Frühere Darstellungen des Gegenstandes
listen. Wie jeder andre Producent hat er die Waare erst durch den Ver
kauf in Geld zu verwandeln, um weiter damit manipuliren zu können; er
muß sie in die Form von allgemeinem Aequivalent umsetzen. -
Betrachten wir das Waarenprodukt, bevor es in Geld verwandelt wird.
5 Es gehört ganz dem Kapitalisten. Es ist andrerseits als nützliches Arbeits
produkt - als Gebrauchswerth - ganz und gar das Produkt des vergang
nen Arbeitsprocesses; nicht so sein Werth. Ein Theil dieses Werths ist nur
in neuer F o rm wieder erscheinender Werth der in der Produktion der |
|71| Waare verausgabten Produktionsmittel; dieser Werth ist nicht pro-
10 ducirt worden während des Produktionsprocesses dieser Waare; denn die
sen Werth besaßen die Produktionsmittel vor dem Produktionsprozeß,
unabhängig von ihm; als seine Träger gingen sie ein in diesen Proceß; was
sich erneuert und verändert hat, ist nur seine Erscheinungsform. Dieser
Theil des Waarenwerths bildet für den Kapitalisten ein Aequivalent für
15 den während der Waarenproduktion verzehrten Theil seines vorgeschoß
nen konstanten Kapitalwerths. Er existirte vorher in der Form von Pro
duktionsmitteln; er existirt jetzt als Bestandtheil des Werths der neu
producirten Waare. Sobald letztre versilbert ist, muß dieser nun in Geld
existirende Werth wieder verwandelt werden in Produktionsmittel,
in
20 seine ursprüngliche, durch den Produktionsproceß und seine Funktion in
selbem bestimmte Form. Am Werthcharakter einer Waare wird nichts
geändert durch die Kapitalfunktion dieses Werths.
Ein zweiter Werththeil der Waare ist der Werth der Arbeitskraft, die
der Lohnarbeiter an den Kapitalisten verkauft. Er ist bestimmt, wie der
25 Werth der Produktionsmittel, unabhängig von dem Produktionsproceß,
in den die Arbeitskraft eingehn soll, und wird fixirt in einem Cirkula-
tionsakt, dem K a uf und Verkauf der Arbeitskraft, bevor diese in den
Produktionsproceß eingeht. Durch seine Funktion - die Verausgabung
seiner Arbeitskraft - producirt der Lohnarbeiter einen Waaren||72|werth
30 gleich dem Werth, den ihm der Kapitalist für den Gebrauch seiner Ar
beitskraft zu zahlen hat. Er gibt dem Kapitalisten diesen Werth in Waare,
der zahlt ihm denselben in Geld. D aß dieser Theil des Waarenwerths für
den Kapitalisten nur ein Aequivalent für sein im Arbeitslohn vorzuschie
ßendes variables Kapital ist, ändert durchaus nichts an der Thatsache,
35 daß er ein während des Produktionsprocesses neugeschaffner Waaren
werth ist, der aus gar nichts andrem besteht als woraus der Mehrwerth
- nämlich aus verfloßner Verausgabung von Arbeitskraft. Ebensowenig
wird diese Thatsache dadurch afficirt, daß der vom Kapitalisten in Form
von Lohn an den Arbeiter gezahlte Werth der Arbeitskraft für den Ar-
40 beiter die F o rm von Revenue annimmt, und daß hierdurch nicht nur die
Arbeitskraft fortwährend reproducirt wird, sondern auch die Klasse der
349
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Lohnarbeiter als solche, und damit die Grundlage der gesammten kapi
talistischen Produktion.
Die Summe dieser beiden Werththeile macht aber nicht den ganzen
Waarenwerth aus. Es bleibt ein Überschuß über beide: der Mehrwerth.
Dieser ist, ebenso wie der das in Arbeitslohn vorgeschoßne variable K a- 5
pital ersetzende Werththeil, ein während des Produktionsprocesses vom
Arbeiter neugeschaffner Werth - festgeronnene Arbeit. Nur kostet er
dem Eigner des ganzen Produkts, dem Kapitalisten nichts. Dieser letztere
Umstand erlaubt in der That dem Kapitalisten, ihn ganz als Revenue zu
verzehren, falls er nicht Theile davon an andre Antheilhaber abzutreten 10
hat - wie Bodenrente an den Grundeigenthümer, in welchem Fall dann
diese Theile die Revenuen solcher dritten Personen bilden. Dieser selbe
Umstand war auch das treibende Motiv, weßwegen unser Kapitalist sich
überhaupt mit der Waarenproduktion befaßt hat. Aber weder seine ur
sprüngliche ||73| wohlmeinende Absicht, Mehrwerth zu ergattern, noch 15
die nachträgliche Verausgabung desselben als Revenue durch ihn und
andre afficiren den Mehrwerth als solchen. Sie ändern nichts daran, daß
er festgeronnene unbezahlte Arbeit ist, und ebenfalls nichts an seiner
Größe, die durch ganz andre Bedingungen bestimmt wird.
Wollte aber einmal Adam Smith, wie er es thut, schon bei Betrachtung 20
des Waarenwerths sich damit beschäftigen, welche Rolle verschiednen
Theilen desselben
im Gesammt-Reproduktionsproceß zufällt, so war
klar, daß, wenn besondre Theile als Revenue fungiren, andre ebenso be
ständig als Kapital fungiren - und deswegen nach seiner Logik auch als
konstituirende Theile des Waarenwerths oder Theile, worin dieser sich 25
auflöst, hätten bezeichnet werden müssen.
. .. im Verhältniß zu der 30
A. Smith identificirt Waarenproduktion überhaupt mit kapitalistischer
Waarenproduktion; die Produktionsmittel sind von vornherein „Kapi
tal", die Arbeit von vornherein Lohnarbeit und daher ist „die Zahl der
nützlichen und produktiven Arbeiter überall
Größe des zu ihrer Beschäftigung angewandten Kapitals" (to the quan
tity of capital stock which is employed in setting them to work) (Intro
duction, p. 12). Mit einem Wort, die verschiednen Faktoren des Arbeits
processes - gegenständliche und persönliche - erscheinen von vornherein
in den Charaktermasken der kapitalistischen Produktionsperiode. Die 35
Analyse des Waarenwerths fällt daher auch unmittelbar zusammen mit
der Rücksicht, wie weit dieser Werth einerseits bloßes Aequivalent für
aus||74|gelegtes Kapital, wie weit es andrerseits „freien", keinen vorge
schoßnen Kapitalwerth ersetzenden Werth bildet oder Mehrwerth. Die
von diesem Standpunkt aus mit einander verglichnen Stücke des Waaren- 40
werths verwandeln sich so unter der Hand in seine selbständigen „Be-
350
Frühere Darstellungen des Gegenstandes
standtheile" und schließlich in „Quellen alles Werths". Eine fernere Kon
sequenz ist die Komposition des Waarenwerths aus, oder abwechselnd,
seine „Auflösung in", Revenuen verschiedner Sorten, sodaß die Reve
nuen nicht aus Waarenwerth, sondern der Waarenwerth aus „Revenuen"
5 besteht. So wenig es aber an der Natur eines Waarenwerths qua Waa
renwerth oder des Geldes qua Geld ändert, daß sie als Kapitalwerth, so
wenig an einem Waarenwerth, daß er später als Revenue für diesen oder
jenen fungirt. Die Waare mit ||75| der A. Smith es zu thun hat, ist von
vornherein Waarenkapital (das außer dem in der Produktion der Waare
10 verzehrten Kapitalwerth, den Mehrwerth einschließt), also die kapitali
stisch producirte Waare, das Resultat des kapitalistischen Produktions
processes; dieser hätte also vorher analysirt werden müssen, also auch der
in ihm eingeschloßne Verwerthungs- und Werthbildungsproceß. Da des
sen Voraussetzung selbst wieder die Waarencirkulation ist, so erheischt
15 seine Darstellung also auch eine davon unabhängige und vorhergehende
Analyse der Waare. Selbst soweit A. Smith „esoterisch" vorübergehend
das Richtige trifft, nimmt er stets auf die Werthproduktion nur Rück
sicht bei Gelegenheit der Waarenanalyse, d.h. der Analyse des Waaren
kapitals.
20
III. Die Späteren.6)
Ricardo reproducirt ziemlich wörtlich Adam Smiths Theorie: „Man
muß darüber einverstanden sein, daß alle Produkte eines Landes kon
sumirt werden, aber es macht den denkbar größesten Unterschied, ob sie
konsumirt werden durch solche die einen anderen Werth reproduciren
25 oder durch solche die dies nicht thun. Wenn wir sagen, Revenue wird
aufgespart, und zum Kapital geschlagen, so meinen wir damit, daß der
zum Kapital geschlagne Theil der Revenue durch produktive Arbeiter
konsumirt wird, statt durch unproduktive." (Principles, p. 163.)
In der That hat Ricardo A. Smiths Theorie über die Auflösung des
30 Waarenpreises in Arbeitslohn und Mehrwerth (oder variables Kapital
und Mehrwerth) völlig acceptirt. Worüber er mit ihm streitet ist 1) über
die Bestandtheile ||76| des Mehrwerths: er eliminirt die Grundrente als
nothwendiges Element desselben; 2) Ricardo zerfällt den Waarenpreis in
diese Bestandtheile. Die Werthgröße ist also das Prius. Die Summe der
35 Bestandtheile ist als gegebne Größe vorausgesetzt, von ihr wird ausge
gangen, nicht, wie A. Smith oft umgekehrt, und im Gegensatz zu seiner
b) Von hieran bis Ende des Kapitels Zusatz aus Ms. II.
351
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
eigenen tieferen Einsicht thut, die Werthgröße der Waare post festum
durch Addition der Bestandtheile hervorgebracht.
Ramsay bemerkt gegen Ricardo: „Ricardo vergißt, daß das ganze Pro
dukt nicht nur zwischen Arbeitslohn und Profit sich vertheilt, sondern
daß auch ein Theil nöthig ist zum Ersatz des fixen Kapitals." (An Essay
on the Distribution of Wealth, Edinb. 1836, p. 174.) Ramsay versteht
unter fixem Kapital dasselbe, was ich unter konstantem verstehe: „fixes
Kapital existirt in einer Form, in der es zwar zur Herstellung der in
Arbeit begriffnen Waare beiträgt aber nicht zum Unterhalt der Arbeiter"
(p. 53).
5
10
Adam Smith sträubte sich gegen die nothwendige Konsequenz seiner
Auflösung des Waarenwerths, also auch des Werths des gesellschaftlichen
Jahresprodukts, in Arbeitslohn und Mehrwerth, also in bloße Revenue:
die Konsequenz, daß als dann das ganze Jahresprodukt verzehrt werden
könne. Es sind nie die originellen Denker, welche die absurden Konse- 15
quenzen ziehn. Sie überlassen das den Says und MacCullochs.
Say macht sich die Sache in der That leicht genug. Was für den Einen
Kapitalvorschuß, ist für den Andern Revenue und Nettoprodukt oder
war es; der Unterschied zwischen Brutto- und Nettoprodukt ist rein sub
jektiv, und „so hat sich der Gesammtwerth aller Produkte in der Gesell- 20
schaft als Revenue vertheilt". (Say, Traité d'Éc. Pol. 1817 II, p. 69). „Der
Gesammtwerth eines jeden Produkts setzt sich zusammen aus den Pro
fiten der Grundbesitzer, der Kapitalisten und der Industriellen," (der
Arbeitslohn figurirt hier als profits des industrieux!) „die zu seiner Her
stellung beigetragen haben. Dies macht, daß die Revenue der Gesell- 25
ist dem producirten Bruttowerth, nicht, wie die Sekte der
schaft gleich
Oekonomisten" (die Physiokraten) „meinten, nur gleich dem Nettopro
dukt des Bodens." (p. 63)
Diese Entdeckung Says hat u. A. auch Proudhon sich angeeignet.
Storch, der ebenfalls A. Smiths Doktrin im Princip acceptirt, findet 30
jedoch, daß Says Nutzanwendung nicht haltbar ist. „Wenn man zugibt,
daß die Revenue einer Nation ihrem Bruttoprodukt gleich ist, d.h. daß
kein Kapital" (soll ||77| heißen: kein konstantes Kapital) „in Abzug zu
bringen ist, so muß man auch zugeben, daß diese Nation den ganzen
Werth ihres jährlichen Produkts unproduktiv verzehren kann, ohne ihrer 35
künftigen Revenue den geringsten Abbruch zu thun . .. Die Produkte die
das" (konstante) „Kapital einer Nation ausmachen, sind nicht konsu-
mabel." (Storch, Considérations sur la nature du revenu national. Paris
1824. p. 150.)
Wie aber die Existenz dieses konstanten K a p i t a l t e i ls mit der von ihm 40
angenommenen Smithschen Preisanalyse stimmt, wonach der Waaren-
352
-nr ;L: / ~ /.)
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Zweites Buch. Redaktionsmanuskript. Dritter Abschnitt. Seite 75
Einfache Reproduktion
werth nur Arbeitslohn und Mehrwerth, aber keinen konstanten Kapital
theil enthält, hat Storch vergessen zu sagen. Es wird ihm nur vermittelst
Say klar, daß diese Preisanalyse zu absurden Resultaten führt, und sein
eignes letztes Wort hierüber lautet: „daß es unmöglich ist, den nothwen-
5 digen Preis in seine einfachsten Elemente aufzulösen". (Cours d'Ec. Pol.
Pétersbourg 1815, II p. 140.)
Sismondi, der sich besonders mit dem Verhältniß von Kapital und
Revenue zu schaffen, und in der That die besondre Fassung dieses Ver
hältnisses zur differentia specifica seiner Nouveaux Principes macht, hat
10 nicht ein wissenschaftliches Wort gesagt, nicht ein Atom zur Klärung des
Problems beigetragen.
Barton, Ramsay und Cherbuliez machen Versuche, über die Smithsche
Fassung hinauszugehn. Sie scheitern, weil sie von vorn herein das Pro
blem einseitig stellen, indem sie den Unterschied von konstantem und
15 variablem Kapitalwerth nicht klar abschälen von dem Unterschied von
fixem und cirkulirendem Kapital.
Auch John Stuart Mill reproducirt mit gewohnter Wichtigthuerei die
von A. Smith auf seine Nachfolger vererbte Doktrin.
Resultat: Die Smith'sche Gedankenwirre existirt fort bis zur Stunde,
20 und sein Dogma bildet orthodoxen Glaubensartikel der politischen
Oekonomie. I
|78| KAPITEL .
Einfache Reproduktion.
/. Stellung der Frage.')
25 Betrachten wir die jährliche Funktion des gesellschaftlichen Kapitals
- also des Gesammtkapitals, wovon die
individuellen Kapitale nur
Bruchstücke bilden, deren Bewegung sowohl ihre individuelle Bewegung
ist, wie gleichzeitig integrirendes Glied der Bewegung des Gesammtka
pitals - während eines Jahres in ihrem Resultat, d.h. betrachten wir das
30 Waarenprodukt, welches die Gesellschaft während des Jahrs liefert, so
muß sich zeigen, wie der Reproduktionsproceß des gesellschaftlichen
Kapitals von statten geht, welche Charaktere diesen Reproduktionspro
ceß vom Reproduktionsproceß eines individuellen Kapitals unterschei-
') Aus Ms. II nur der letzte Absatz aus Ms VIII.
355
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
den, und welche Charaktere beiden gemeinsam sind. Das Jahresprodukt
umschließt sowohl die Theile des gesellschaftlichen Produkts, welche K a
pital ersetzen, die gesellschaftliche Produktion resp. Reproduktion, wie
die Theile, welche dem Konsumtionsfonds anheimfallen, durch Arbeiter
und Kapitalisten verzehrt werden, ||79| also sowohl die produktive wie die 5
individuelle Konsumtion. Sie umschließt ebensowohl die Reproduktion
der Waarenwelt, wie die Reproduktion (d.h. Erhaltung) der Kapitalisten
klasse und der Arbeiterklasse, daher auch die Reproduktion des kapita
listischen Charakters des gesammten Produktionsprocesses.
Es ist offenbar die Cirkulationsfigur W'
G -W . .. P . .. W'
{
g -w
die wir 10
hier zu analysiren haben, und zwar spielt die Konsumtion nothwendig
eine Rolle darin; denn der Ausgangspunkt W = W + w, das Waaren
kapital, schließt sowohl den konstanten und variablen Kapitalwerth ein
wie den Mehrwerth. Seine Bewegung umfaßt daher ebensowohl die in
dividuelle Konsumtion wie die produktive. Bei den Kreisläufen 15
. .. P . .. W ' - G' und P . .. W ' - G ' -W . .. P ist die Bewegung des
G -W
Kapitals Ausgangs- und Endpunkt: was zwar auch die Konsumtion ein
schließt, da die Waare, das Produkt, verkauft werden muß. Dies aber als
geschehen vorausgesetzt, ist es gleichgültig für die Bewegung des Einzel
kapitals, was weiter aus dieser Waare wird. Dagegen sind bei der Bewe- 20
gung von W' . .. W' die Bedingungen der gesellschaftlichen Reproduktion
grade daraus erkennbar, daß nachgewiesen werden muß, was aus jedem
Werththeil dieses Gesammtprodukts W' wird. Der gesammte Reproduk
tionsproceß schließt hier den durch die Cirkulation vermittelten K o n
sumtionsproceß ebensosehr ein, wie den Reproduktionsproceß des K a- 25
pitals selbst.
Und zwar ist der Reproduktionsproceß für unsern vorliegenden Zweck
zu betrachten vom Standpunkt sowohl des Werth- wie des Stoffersatzes
der einzelnen Bestandtheile von W'. Wir können uns jetzt nicht mehr
begnügen, wie bei Analyse des Produktenwerths des einzelnen Kapitals, 30
mit der Voraussetzung, daß der einzelne Kapitalist die Bestandtheile sei
nes Kapitals durch Verkauf seines Waarenprodukts erst in Geld umsetzen
und dann durch Wiederkauf der Produktionselemente auf dem Waaren-
markt in produktives Kapital rückverwandeln kann. Jene Produktions
elemente, soweit sie sachlicher Natur, bilden ||80| ebensowohl einen Be- 35
standtheil des gesellschaftlichen Kapitals, wie das individuelle Produkt,
das sich gegen sie austauscht und sich durch sie ersetzt. Andrerseits bildet
die Bewegung des Theils des gesellschaftlichen Waarenprodukts, das vom
Arbeiter in Verausgabung seines Arbeitslohns und vom Kapitalisten in
356
Einfache Reproduktion
Verausgabung des Mehrwerths verzehrt wird, nicht nur ein integrirendes
Glied der Bewegung des Gesammtprodukts, sondern sie verschlingt sich
mit der Bewegung der individuellen Kapitale, und ihr Vorgang kann da
her nicht dadurch erklärt werden, daß man ihn einfach voraussetzt.
5
Die Frage, wie sie unmittelbar vorliegt, ist die: Wie wird das in der
Produktion verzehrte Kapital seinem Werth und seinem Stoff nach aus
dem jährlichen Produkt ersetzt, und wie verschlingt sich die Bewegung
dieses Ersatzes mit der Konsumtion des Mehrwerths durch die Kapita
listen und des Arbeitslohns durch die Arbeiter? Es handelt sich also
10 zunächst um die Reproduktion auf einfacher Stufenleiter. Ferner wird
unterstellt nicht nur, daß die Produkte ||81| ihrem Werth nach sich aus
tauschen, sondern auch daß keine Werthrevolution in den Bestandtheilen
des produktiven Kapitals vorgehe. Soweit die Preise von den Werthen
abweichen, kann dieser Umstand übrigens auf die Bewegung des gesell-
15 schaftlichen Kapitals keinen Einfluß ausüben. Es tauschen sich nach wie
vor im Ganzen dieselben Massen Produkte aus, obgleich die einzelnen
Kapitalisten dabei in Werthverhältnissen betheiligt sind, die nicht mehr
proportioneil wären ihren respektiven Vorschüssen und den von jedem
von ihnen einzeln producirten Mehrwerthmassen. Was aber Werthrevo-
20 lutionen angeht, so ändern sie nichts an den Verhältnissen zwischen den
Werthbestandtheilen des jährlichen Gesammtprodukts, soweit sie allge
mein und gleichmäßig vertheilt sind. Soweit sie dagegen partiell und nicht
gleichmäßig vertheilt sind, stellen sie Störungen dar, welche erstens als
solche nur verstanden werden können, soweit sie als Abweichungen von
25 gleichbleibenden Werthverhältnissen betrachtet werden; zweitens aber
wenn das Gesetz nachgewiesen, wonach ein Werththeil des jährlichen
Produkts konstantes, ein andrer variables Kapital ersetzt, so würde |
|82| eine Revolution, sei es im Werth des konstanten, sei es des variablen
Kapitals, an diesem Gesetz nichts ändern. Sie würde nur die relative
30 Größe der Werththeile ändern, die in der einen oder andern Qualität
fungiren, weil an die Stelle der ursprünglichen Werthe andre Werthe ge
treten wären.
So lange wir die Werthproduktion und den Produktenwerth des K a
pitals individuell betrachteten, war die Naturalform des Waarenprodukts
35 für die Analyse ganz gleichgültig, ob sie z . B. aus Maschinen bestand oder
aus K o rn oder aus Spiegeln. Es war dies immer nur Beispiel, und jeder
beliebige Produktionszweig konnte gleichmäßig zur Illustration dienen.
Womit wir es zu thun hatten, war der unmittelbare Produktionsproceß
selbst, der auf jedem Punkt als Proceß eines individuellen Kapitals sich
40 darstellt. Soweit die Reproduktion des Kapitals in Betracht kam, genügte
es zu unterstellen, daß innerhalb der Cirkulationssphäre der Theil des
357
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Waarenprodukts, welcher Kapitalwerth darstellt, sich in seine Produkti
onselemente und daher in seine Gestalt als produktives ||83| Kapital rück
verwandelt; ganz wie es genügte zu unterstellen, daß Arbeiter und K a
pitalist auf dem Markte die Waaren vorfinden, worin sie Arbeitslohn und
Mehrwerth verausgaben. Diese nur formelle Manier der Darstellung ge- 5
nügt nicht mehr bei Betrachtung des gesellschaftlichen Gesammtkapitals
und seines Produktenwerths. Die Rückverwandlung eines Theils des Pro
duktenwerths in Kapital, das Eingehn eines andern Theils in die indivi
duelle Konsumtion der Kapitalisten - wie der Arbeiterklasse bildet eine
Bewegung innerhalb des Produktenwerths selbst, worin das Gesammt- 10
kapital resultirt hat; und diese Bewegung ist nicht nur Werthersatz, son
dern Stoffersatz, und ist daher ebensosehr bedingt durch das gegenseitige
Verhältniß der Werthbestandtheile des gesellschaftlichen Produkts, wie
durch ihren Gebrauchswerth, ihre stoffliche Gestalt. //84/ Die einfache
Reproduktion auf gleichbleibender Stufenleiter erscheint insoweit als eine 15
Abstraktion, als einerseits auf kapitalistischer Basis Abwesenheit aller
Akkumulation oder Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, eine be
fremdliche Annahme ist, andrerseits die Verhältnisse, worin producirt
wird, nicht absolut gleich bleiben (und dies ist vorausgesetzt) in ver
schiednen Jahren. Die Voraussetzung ist, daß ein gesellschaftliches K a- 20
pital von gegebnem Werth, wie im vorigen Jahr, so in diesem dieselbe
Masse Waarenwerthe wieder liefert, und dasselbe Quantum Bedürfnisse
befriedigt, obgleich die Formen der Waaren sich im Reproduktionspro
ceß ändern mögen. Indeß, soweit Akkumulation stattfindet, bildet die
einfache Reproduktion stets einen Theil derselben, kann also für sich 25
betrachtet werden, ||85| und ist ein realer F a k t or der Akkumulation. Der
Werth des jährlichen Produkts kann abnehmen, obgleich die Masse der
Gebrauchswerthe gleichbleibt; der Werth kann derselbe bleiben, obgleich
die Masse der Gebrauchswerthe abnimmt; Werthmasse und Masse der
reproducirten Gebrauchswerthe können gleichzeitig abnehmen. Alles 30
dies kömmt darauf hinaus, daß die Reproduktion entweder unter gün
stigeren Umständen als vorher stattfindet, oder unter erschwerenden,
re-
welche letztre in eine unvolkommne Reproduktion - mangelhafte
sultiren können. Alles dies kann nur die quantitative Seite der verschied
nen Elemente der Reproduktion berühren, nicht aber die Rolle, die sie als 35
reproducirendes Kapital oder als reproducirte Revenue
sammtproceß spielen.
in dem Ge-
358
Einfache Reproduktion
II. Die beiden großen Abtheilungen der gesellschaftlichen
Produktion.2)
Das Gesammtprodukt, also auch die Gesammtproduktion der Gesell
schaft zerfällt in zwei große Abtheilungen:
5
I. Produktionsmittel, Waaren, welche eine Form besitzen, worin sie in
die produktive Konsumtion eingehn müssen oder wenigstens eingehn
können. |
|86| II. Konsumtionsmittel, Waaren, welche eine F o rm besitzen, worin
sie in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- und Arbeiterklasse
10 eingehn.
In jeder dieser Abtheilungen bilden sämmtliche verschiedne, ihr ange-
hörige Produktionszweige einen einzigen großen Produktionszweig, die
einen den der Produktionsmittel, die andern den der Konsumtionsmittel.
jedem der beiden Produktionszweige angewandte gesammte
Das
15 Kapital bildet eine besondre große Abtheilung des gesellschaftlichen
in
Kapitals.
In jeder Abtheilung zerfällt das Kapital in zwei Bestandtheile:
1) Variables Kapital. Dies, dem Werth nach betrachtet, ist gleich dem
Werth der in diesem Produktionszweig angewandten gesellschaftlichen
20 Arbeitskraft, also gleich der Summe der dafür gezahlten Arbeitslöhne.
Dem Stoff nach betrachtet, besteht es aus der sich bethätigenden Arbeits
kraft selbst, d.h. aus der von diesem Kapitalwerth in Bewegung gesetzten
lebendigen Arbeit.
2) Konstantes Kapital, d.h. den Werth aller zur Produktion
in
25 diesem Zweig angewandten Produktionsmittel. Diese zerfallen ihrerseits
in fixes Kapital: Maschinen, Arbeitswerkzeuge, Baulichkeiten,
wieder
Arbeitsvieh etc.; und in cirkulirendes konstantes Kapital: Produktions
materialien, wie R o h- und Hülfsstoffe, Halbfabrikate etc.
Der Werth des mit Hülfe dieses Kapitals in jeder der beiden Abthei-
30 lungen erzeugten gesammten Jahresprodukts zerfällt in einen Werththeil
der das in der Produktion aufgezehrte und seinem Werth nach auf das
Produkt nur übertragne konstante Kapital c darstellt, und in den durch
die gesammte Jahresarbeit zugesetzten Werththeil. Dieser letztere zerfällt
wieder in den Ersatz des vorgeschoßenen variablen Kapitals v und in den
35 Ueberschuß darüber, der den Mehrwerth m bildet. Wie der Werth |
|86a| jeder einzelnen Waare, so zerfällt also auch der des gesammten Jah
resprodukts jeder Abtheilung in c + v + m.
2) Im Wesentlichen aus Ms. II. Das Schema aus Ms. VIII.
359
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
5
Der Werththeil c, der das in der Produktion verzehrte konstante K a
pital darstellt, deckt sich nicht mit dem Werth des in der Produktion
angewandten konstanten Kapitals. Die Produktionsstoffe sind zwar ganz
verzehrt, und ihr Werth ist daher ganz auf das Produkt übertragen. Aber
fixen Kapitals ist ganz verzehrt, sein
nur ein Theil des angewandten
Werth daher auf das Produkt übergegangen. Ein andrer Theil des fixen
Kapitals, Maschinen, Gebäude etc. existirt und fungirt fort, nach wie
vor, wenn auch mit durch den Jahresverschleiß vermindertem Werth.
Dieser fortfungirende Theil des fixen Kapitals existirt nicht für uns, wenn
wir den Produktenwerth betrachten. Er bildet einen von diesem neu- 10
producirten Waarenwerth unabhängigen, neben ihm vorhandenen Theil
des Kapitalwerths. Dies zeigte sich bereits bei Betrachtung des Produk
tenwerths eines Einzelkapitals (Buch I, K a p. VI, S. 192). Hier müssen wir
jedoch vorläufig von der, dort angewandten Betrachtungsweise abstra-
hiren. Wir sahen bei Betrachtung des Produktenwerths des Einzelkapi- 15
tals, daß der dem fixen Kapital durch Verschleiß entzogne Werth sich auf
das während der Verschleißzeit erzeugte Waarenprodukt überträgt, ei
nerlei ob ein Theil dieses fixen Kapitals während dieser Zeit in natura aus
diesem übertragnen Werth ersetzt wird oder nicht. Dagegen sind wir hier,
bei Betrachtung des gesellschaftlichen Gesammtprodukts und seines 20
Werths, genöthigt, wenigstens vorläufig von dem, durch Verschleiß von
fixem Kapital während des Jahrs auf das Jahresprodukt übertragnem
Werththeil zu abstrahiren, soweit dies fixe Kapital nicht während des
Jahrs auch wieder in Natura ersetzt worden ist. In einem spätem Ab
schnitt dieses Kapitels werden wir dann diesen Punkt getrennt erörtern. 25
Für unsre Untersuchung der einfachen Reproduktion ||86b| wollen wir
legen, worin c = konstantes Kapital,
folgendes Schema zu Grunde
v = variables Kapital, m = Mehrwerth ist und das Verwerthungsverhält-
niß - zu 1 0 0% angenommen wird. Die Zahlen mögen Millionen Mark, 30
Franken oder Pfund Sterling bedeuten.
I. Produktion von Produktionsmitteln:
Kapital
Waarenprodukt. 4000c + lOOOv + 1000m = 6000,
4000c + lOOOv = 5000.
existirend in Produktionsmitteln.
35
II. Produktion von Konsumtionsmitteln:
2000c + 500v = 2500.
Kapital
Waarenprodukt. 2000c + 500v + 500m = 3000,
existirend in Konsumtionsmitteln.
360
Einfache Reproduktion
Rekapitulirt, jährliches Gesammt Waarenprodukt:
I. 4000c + lOOOv + 1000m = 6000 Produktionsmittel.
II. 2000c +
500m = 3000 Konsumtionsmittel.
Gesammtwerth = 9000, wovon das in seiner Naturalform fortfungi-
500v +
5 rende fixe Kapital nach der Voraussetzung ausgeschlossen ist.
Wenn wir nun die auf Grundlage einfacher Reproduktion, wo also der
ganze Mehrwerth unproduktiv konsumirt wird, nothwendigen Umsätze
untersuchen, und dabei zunächst die sie vermittelnde Geldcirkulation un
beachtet lassen, so ergeben sich uns von vorn herein drei große Anhalts-
10 punkte.
1) Die 500v Arbeitslohn der Arbeiter und die 500m, Mehrwerth der
Kapitalisten der Abtheilung II müssen in Konsumtionsmitteln veraus
gabt werden. Aber ihr Werth existirt in den Konsumtionsmitteln zum
Werth von 1000, die in den Händen der Kapitalisten, Abtheilung II, die
15 vorgeschoßenen 500v, ersetzen und die 500m repräsentiren. Arbeitslohn
und Mehrwerth der Abtheilung II werden also innerhalb Abtheilung II
gegen Produkt von II umgesetzt. Damit verschwinden aus dem Ge-
sammtprodukt (500v + 500m) II = 1000 in Konsumtionsmitteln.
2) Die lOOOv + 1000m der Abtheilung I müssen ebenfalls in Konsum-
20 tionsmitteln verausgabt werden, also in Produkt von Abtheilung II. Sie
müssen sich also austauschen gegen den von diesem ||87| Produkt noch
übrigen, dem Belauf nach gleichen konstanten Kapitaltheil 2000c. Dafür
erhält Abtheilung II einen gleichen Betrag in Produktionsmitteln, Pro
dukt von I, worin der Werth der lOOOv + 1000m von I verkörpert. Damit
25 verschwinden aus der Rechnung 2000 IIc und (lOOOv + 1000m) I.
3) Es bleiben noch 4000 Ic. Diese bestehn in Produktionsmitteln, die
nur in Abtheilung I vernutzt werden können, zum Ersatz ihres verzehrten
konstanten Kapitals dienen, und daher durch gegenseitigen Austausch
zwischen den einzelnen Kapitalisten von I ebenso ihre Erledigung finden,
30 wie die (500v + 500m) II durch Austausch zwischen den Arbeitern und
Kapitalisten, resp. zwischen den einzelnen Kapitalisten von II.
Dies einstweilen nur zum besseren Verständniß des Nachfolgenden.
361
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
III. Der Austausch zwischen beiden Abtheilungen:
I(v + m) gegen Hc.3)
Wir beginnen mit dem großen Austausch zwischen beiden Klassen.
(lOOOv + 1000m) I, die Werthe, die in den Händen ihrer Producenten in
der Naturalform von Produktionsmitteln bestehn, tauschen sich aus ge- 5
gen 2000 I I c, die unter der Naturalform von Konsumtionsmitteln be
stehn. Die Kapitalistenklasse II hat dadurch
ihr konstantes Kapital
= 2000 aus der Form von Konsumtionsmitteln wieder in die von Produk
tionsmitteln der Konsumtionsmittel umgesetzt, in eine Form worin es
von neuem als F a k t or des Arbeitsprocesses und für die Verwerthung als 10
konstanter Kapitalwerth fungiren kann. Andrerseits ist dadurch das Ae
quivalent für die Arbeitskraft in I (1000 I v) und der Mehrwerth der K a
pitalisten I (1000 I m) realisirt in Konsumtionsmitteln; beide sind aus ih
rer Naturalform von Produktionsmitteln umgesetzt in eine Naturalform,
worin sie als Revenue verzehrt werden können. |
15
|88| Dieser wechselseitige Umsatz ist aber vermittelt durch eine Geld
cirkulation, die ihn ebensosehr vermittelt wie sie sein Verständniß er
schwert, die aber entscheidend wichtig ist, weil der variable Kapitaltheil
immer von Neuem in Geldform auftreten muß, als Geldkapital, das sich
aus Geldform in Arbeitskraft umsetzt. Das variable Kapital muß in allen 20
auf der ganzen Peripherie der Gesellschaft gleichzeitig neben einander
betriebnen Geschäftszweigen, einerlei ob sie der Kategorie I oder II an
gehören, in Geldform vorgeschossen werden. Der Kapitalist kauft die
Arbeitskraft, ehe sie in den Produktionsproceß eintritt, zahlt sie aber erst
in verabredeten Terminen, nachdem sie schon verausgabt ist in der Pro- 25
duktion von Gebrauchswerth. Wie der übrige Werththeil des Produkts,
gehört ihm auch der Theil desselben, der nur ein Aequivalent für das in
Zahlung der Arbeitskraft verausgabte Geld ist, der den variablen Kapi
talwerth repräsentirende Werththeil des Produkts. In diesem Werththeil
selbst hat der Arbeiter ihm das Aequivalent für seinen Arbeitslohn be- 30
reits geliefert. Es ist aber die Rückverwandlung der Waare in Geld, ihr
Verkauf, die dem Kapitalisten sein variables Kapital wieder herstellt als
Geldkapital, das er von neuem in Ankauf der Arbeitskraft vorschießen
kann.
In Abtheilung I hat der Gesammtkapitalist also 1000 £ (ich sage £, 35
bloß um zu bezeichnen daß es Werth in Geldform ist) =
lOOOv an die
Arbeiter gezahlt für den bereits als v-Theil existirenden Werththeil des
Produkts I, d.h. der von ihnen producirten Produktionsmittel. Die Ar-
3) Von hier an Ms. VIII.
362
Einfache Reproduktion
beiter kaufen mit diesen 1000 £ (dem Geldwerth des variablen Kapitals
und daher auch seiner Reproduktion als ||89| Waarenbestandtheil v des
jährlichen Waarenprodukts I) für selben Werth Konsumtionsmittel von
den Kapitalisten II, und verwandeln so eine Hälfte des konstanten K a-
5 pitals II in Geld; die Kapitalisten II ihrerseits kaufen mit diesen 1000 £
Produktionsmittel zum Werth von 1000 von den Kapitalisten I; damit ist
für diese letzteren der variable Kapitalwerth = lOOOv, der als Theil ihres
Produkts in der Naturalform von Produktionsmitteln bestand, wieder in
Geld verwandelt, und hat jetzt in der Hand der Kapitalisten I von neuem
10 als Geldkapital zu fungiren, das in Arbeitskraft, also in das wesentlichste
Element des produktiven Kapitals, umgesetzt wird. A uf diesem Weg
strömt ihnen ihr variables Kapital in Geldform zurück, in Folge der
Realisation eines Theils ihres Waarenkapitals.
Was aber das Geld betrifft, das nöthig ist für den Umsatz des m-Theils
15 des Waarenkapitals I gegen die zweite Hälfte des konstanten Kapital-
theils II, so kann es auf verschiedne Weise vorgeschossen werden. In der
Wirklichkeit umschließt diese Cirkulation eine zahllose Masse einzelner
Käufe und Verkäufe der Kapitalindividuen beider Kategorien, wobei
aber unter allen Umständen ||90| das Geld von diesen Kapitalisten her-
20 rühren muß, da wir bereits mit der von den Arbeitern in Cirkulation
geworfnen Geldmasse abgerechnet. Es kann bald ein Kapitalist der K a
tegorie II aus seinem neben dem produktiven Kapital vorhandnen Geld
kapital sich Produktionsmittel bei Kapitalisten der Kategorie I kaufen,
bald umgekehrt ein Kapitalist der Kategorie I aus für persönliche Aus-
25 gäbe, nicht Kapitalausgabe, bestimmtem Geld Konsumtionsmittel bei
Kapitalisten der Kategorie II kaufen. Gewisse Geldvorräthe - sei es für
Kapitalvorschuß, sei es für Verausgabung von Revenue - müssen unter
allen Umständen neben dem produktiven Kapital in den Händen des
Kapitalisten als vorhanden vorausgesetzt werden. Unterstellen wir - die
30 Proportion ist dabei ganz gleichgültig für unsren Zweck - die Hälfte des
Geldes werde von den Kapitalisten II für den Ersatz ihres konstanten
Kapitals im Ankauf von Produktionsmitteln vorgeschossen, die andre
Hälfte von den Kapitalisten I für Konsumtion verausgabt, so: Abthei
lung II schießt 500 £ vor und kauft damit von I Produktionsmittel, hat
35 damit (inclusive der obigen, von den Arbeitern I herrührenden 1000 £)
V4 ihres konstanten Kapitals in natura ersetzt; Abtheilung I kauft mit den
so erhabnen 500 £ Konsumtionsmittel von II und hat damit für die Hälf
te des aus m bestehenden Theils ihres Waarenkapitals ||91| die Cirkula
tion W - G -W beschrieben, ihr Produkt realisirt in Konsumtionsfonds.
40 Durch diesen zweiten Proceß kehren 500 £ in die Hände von II zurück,
als Geldkapital, das es neben seinem produktiven Kapital besitzt. And-
363
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
rerseits anticipirt I für die Hälfte des noch als Produkt bei ihm lagernden
vor dem Verkauf desselben - Geldaus
Theils m seines Waarenkapitals
gabe zum Betrag von 500 £ für Ausgabe in Konsumtionsmitteln II. Mit
denselben 500 £ kauft II Produktionsmittel von I und hat damit sein
ganzes konstantes Kapital (1000 + 500 + 500 = 2000) in natura ersetzt, 5
während I seinen ganzen Mehrwerth in Konsumtionsmitteln realisirt hat.
Im ganzen hätte ein Umsatz von Waaren zum Belauf von 4000 £ statt
gefunden mit einer Geldcirkulation von 2000 £, eine Größe der letztren,
die nur herauskommt, weil das gesammte Jahresprodukt als auf einmal in
wenigen großen Quoten umgesetzt dargestellt wird. Das Wichtige hierbei 10
ist nur der Umstand, daß II nicht nur sein in Form von Konsumtions
mitteln reproducirtes konstantes Kapital wieder in die F o rm von Pro
duktionsmitteln umgesetzt, sondern außerdem die 500 £, die es im An
kauf von Produktionsmitteln der Cirkulation vorgeschossen, ihm zurück
kehren; und daß ebenso I nicht nur sein variables Kapital, das es in Form 15
von Produktionsmitteln reproducirt, wieder
in Geldform besitzt, als
Geldkapital, das von neuem direkt in Arbeitskraft umsetzbar ist, sondern
daß ihm außerdem die 500 £ zurückströmen, die es vor Verkauf ||92| des
ganzen Mehrwerththeils seines Kapitals, anticipirend, im Ankauf von
Konsumtionsmitteln verausgabt. Sie strömen ihm aber zurück, nicht 20
durch die stattgehabte Verausgabung, sondern durch den nachfolgenden
Verkauf eines, seinen halben Mehrwerth tragenden Theils seines Waaren
produkts.
In beiden Fällen wird nicht nur das konstante Kapital von II wieder
umgesetzt aus der Produktform in die Naturalform von Produktions- 25
mittein, worin es allein als Kapital fungiren kann, und ebenso wird nicht
nur der variable Kapitaltheil von I in Geldform, und der Mehrwerththeil
der Produktionsmittel I in konsumable, als Revenue verzehrbare Form
umgesetzt, sondern außerdem strömt an II 500 £ Geldkapital zurück, das
es im Ankauf von Produktionsmitteln vorgeschossen, bevor es den ent- 30
sprechenden, sie kompensirenden Werththeil des konstanten Kapitals
- vorhanden in Form von Konsumtionsmitteln - verkauft hat, und an I
500 £, die es im Ankauf von Konsumtionsmitteln anticipando verausgabt
hat. Wenn an II das auf Rechnung des konstanten Theils seines Waaren
produkts vorgeschoßne, und an I das auf Rechnung eines Mehrwerth- 35
theils seines Waarenprodukts vorgeschoßne Geld zurückströmt, so nur,
weil die eine Klasse Kapitalisten außer dem in Waaren||93|form II existi-
renden konstanten Kapital, die andre außer dem in Waarenform I exi-
stirenden Mehrwerth, noch je 500 £ Geld in Cirkulation geworfen. Sie
haben sich schließlich wechselseitig vollständig bezahlt durch den Aus- 40
tausch ihrer resp. Waarenäquivalente. Das Geld, das sie über die Werth-
364
Einfache Reproduktion
betrage ihrer Waaren hinaus in Cirkulation geworfen, als Mittel dieses
Waarenumsatzes, kehrt jedem von ihnen aus der Cirkulation zurück, pro
rata der Quote davon, die jedes von beiden in Cirkulation geworfen. Sie
sind dadurch um keinen Deut reicher geworden. II besaß ein konstantes
5 Kapital = 2000 in F o rm von Konsumtionsmitteln + 500 in Geld; es
besitzt jetzt 2000 in Produktionsmitteln und 500 in Geld wie vorher;
ebenso I besitzt wie vorher, einen Mehrwerth von 1000 (aus Waaren,
Produktionsmitteln, jetzt verwandelt in Konsumtionsfonds) + 500 in
Geld, wie vorher. - Es folgt allgemein: Von dem Geld, das die industri-
10 eilen Kapitalisten in Cirkulation werfen, zur Vermittlung ihrer eignen
Waarencirkulation, sei es nun auf K o n to des konstanten Werththeils der
Waare, oder des in den Waaren existirenden Mehrwerths, soweit er als
Revenue verausgabt wird, ||94[a]| kehrt soviel zurück in die Hände der
respektiven Kapitalisten, als sie für die Geldcirkulation vorgeschossen.
15 Was die Rückverwandlung des variablen Kapitals der Klasse I in Geld
form betrifft, so existirt es für die Kapitalisten I, nachdem sie es in Ar
beitslohn ausgelegt haben, zunächst in der Waarenform, worin es ihnen
die Arbeiter geliefert haben. Sie haben es in Geldform diesen letztren als
den Preis ihrer Arbeitskraft ausgezahlt. Sie haben sofern den Werthbe-
20 standtheil ihres Waarenprodukts bezahlt, der gleich diesem in Geld aus
gelegten variablen Kapital. Dafür sind sie Eigner auch dieses Theils des
Waarenprodukts. Aber der von ihnen angewandte Theil der Arbeiter
klasse ist kein Käufer der von ihm selbst producirten Produktionsmittel;
er ist Käufer der von II producirten Konsumtionsmittel. Das bei der
25 Zahlung der Arbeitskraft in ||94[b]| Geld vorgeschoßne variable Kapital
kehrt also nicht direkt an die Kapitalisten I zurück. Es geht durch die
Käufe der Arbeiter über in die Hände der kapitalistischen Producenten
der, dem Arbeiterkreis nothwendigen und überhaupt zugänglichen
Waaren, also in die Hände der Kapitalisten I I, und erst indem diese das
30 Geld zum Ankauf von Produktionsmitteln verwenden - erst auf diesem
Umweg kehrt es zurück in die Hände der Kapitalisten I.
Es ergibt sich, daß bei einfacher Reproduktion die Werthsumme v + m
des Waarenkapitals I (also auch ein entsprechender proportioneller Theil
des Gesammtwaarenprodukts I) gleich sein muß dem ebenfalls als pro-
35 portioneller Theil des gesammten Waarenprodukts der Klasse II ausge-
schiednen, konstanten Kapital I I c; oder I(v + m) = I I c.
365
Dritter Abschnitt - Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
IV. Der Austausch innerhalb Abth. II.
Nothwendige Lebensmittel und Luxusmittel.
i
j
Vom Werth des Waarenprodukts der Abtheilung II sind nun noch zu
untersuchen die Bestandtheile v und m. Ihre Betrachtung hat nichts zu
thun mit der wichtigsten Frage, die uns hier beschäftigt: inwiefern näm- 5
lieh die Zerfällung des Werths ||95| jedes individuellen kapitalistischen
Waarenprodukts in c + v + m, wenn auch durch verschiedne Erschei
nungsform vermittelt, ebenfalls gilt für den Werth des jährlichen Ge-
sammtprodukts. Diese Frage wird gelöst durch den Umsatz von
(v + m) I gegen C I I, einerseits, durch die für später vorbehaltne Unter- 10
suchung der Reproduktion von Ic im jährlichen Waarenprodukt I and
rerseits. Da II(v + m) in der Naturalform von Konsumtionsartikeln exi-
stirt; da das den Arbeitern in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschoßne
variable Kapital von selben im Ganzen und Großen in Konsumtions
mitteln verausgabt werden muß, und da der Werththeil m der Waaren, 15
bei Voraussetzung der einfachen Reproduktion, faktisch in Konsumti
onsmitteln als Revenue verausgabt wird, so ist prima facie klar, daß die
Arbeiter II mit dem von den Kapitalisten II erhaltnen Arbeitslohn einen
Theil ihres eignen Produkts - entsprechend dem Umfang des als Arbeits
kraft erhaltnen Geldwerths - wiederkaufen. Dadurch verwandelt die 20
Kapitalistenklasse II
in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschoßnes
Geldkapital zurück in Geldform; es ist ganz dasselbe, als hätten sie die
in bloßen Werthmarken gezahlt. Sobald die Arbeiter diese
Arbeiter
Werthmarken reali||96|siren durch K a uf eines Theils des von ihnen pro
ducirten und den Kapitalisten gehörigen Waarenprodukts, würden diese 25
Werthmarken in die Hände der Kapitalisten zurückkehren; bloß daß hier
die Marke Werth nicht nur vorstellt, sondern in ihrer goldnen oder sil
bernen Leiblichkeit auch besitzt. Diese Sorte Rückfluß des in Geldform
vorgeschoßnen variablen Kapitals durch den Proceß, worin die Arbeiter
klasse als Käufer und die Kapitalistenklasse als Verkäufer erscheint - 30
werden wir später näher untersuchen. Hier aber handelt es sich um einen
andren Punkt, der bei diesem Rückfluß des variablen Kapitals zu seinem
Ausgangspunkt zu erörtern ist.
ihr
Die Kategorie II der jährlichen Waarenproduktion besteht aus den
mannichfaltigsten Industriezweigen, die aber - mit Bezug auf ihre Pro- 35
dukte - in zwei große Unterabtheilungen zerfällt werden können:
a) Konsumtionsmittel, die in den Konsum der Arbeiterklasse eingehn
und, soweit sie nothwendige Lebensmittel, wenn auch oft der Qualität
und dem Werth nach verschieden von denen der Arbeiter, auch einen
366
Einfache Reproduktion
Theil der Konsumtion der Kapitalistenklasse bilden. Diese ganze Ab
theilung können wir für unsern Zweck zusammenfassen unter der R u
brik: Noth\91\wendige Konsumtionsmittel, wobei es ganz gleichgültig ob
ein solches Produkt, wie z . B. Tabak, vom physiologischen Standpunkt
5 aus ein nothwendiges Konsumtionsmittel ist oder nicht; genug, daß es
gewohnheitsmäßig ein solches.
b) L«.xws-Konsumtionsmittel, die nur in den Konsum der Kapitalisten
klasse eingehn, also nur gegen verausgabten Mehrwerth umgesetzt wer
den können, der dem Arbeiter nie zufällt. Bei der ersten Rubrik ist klar,
10 daß das in der Produktion der ihr angehörigen Waarensorten vorge
schoßne variable Kapital in Geldform direkt zurückfließen muß an den
Theil der Kapitalistenklasse II (also an die Kapitalisten IIa), welche diese
nothwendigen Lebensmittel producirt. Sie verkaufen sie an ihre eignen
Arbeiter - zum Betrag des ihren in Arbeitslohn ausgezahlten Kapitals.
15 Dieser Rückfluß ist direkt, mit Bezug auf diese ganze Abtheilung a der
Kapitalistenklasse II, so zahlreich auch die Transaktionen zwischen den
Kapitalisten der verschiednen Industriezweige dieser Abtheilung a sein
mögen, wodurch dies rückfließende variable Kapital pro rata vertheilt
wird. Es sind Cirkulationsprocesse, deren Cirkulationsmittel direkt gelie-
20 fert ||98| werden durch das von den Arbeitern ausgegebne Geld. Anders
verhält es sich aber mit Abtheilung IIb. Der ganze Theil des Werthpro
dukts mit dem wir es zu thun haben, IIb (v + m), besteht hier unter der
Naturalform von Luxusartikeln, d.h. Luxusartikeln, d.h. Artikeln, die
die Arbeiterklasse ebensowenig kaufen kann wie den unter F o rm von
25 Produktionsmitteln bestehenden Waarenwerth Iv; obgleich diese Luxus
mittel wie jene Produktionsmittel Produkte dieser Arbeiter. Der Rück
fluß, wodurch das in dieser Abtheilung vorgeschoßne variable Kapital
den kapitalistischen Producenten in seiner Geldform wiederkehrt, kann
also nicht direkt, sondern muß vermittelt sein wie sub Iv.
30
35
Nehmen wir z . B. an wie oben für die gesammte Klasse II: v = 500;
m = 500; aber das variable Kapital und der ihm entsprechende Mehr
werth sei so vertheilt:
Unterabtheilung a: Nothwendige Lebensmittel: v = 400, m = 400; also
in nothwendigen Konsumtionsmitteln zum
eine Waarenmasse
Werth von 400v + 400m = 800, oder IIa (400v + 400m).
Unterabtheilung b: Luxusmittel zum Werth von lOOv + 100m = 200, oder
IIb (lOOv + 100m). I
|99| Die Arbeiter von IIb haben in Zahlung für ihre Arbeitskraft 100
erhalten in Geld, sage 100 £; sie kaufen damit von den Kapitalisten IIa
40 Konsumtionsmittel zum Betrag von 100. Diese Kapitalistenklasse kauft
damit für 100 der Waare IIb, womit den Kapitalisten IIb ihr variables
Kapital in Geldform zurückströmt.
367
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
In IIa existiren also bereits 400v wieder in Geldform in der Hand der
Kapitalisten durch Austausch mit ihren eignen Arbeitern; von dem den
Mehrwerth darstellenden Theil ihres Produkts ist außerdem der vierte
Theil an die Arbeiter IIb abgetreten und dafür IIb (100m) bezogen wor
den.
5
2/s
Wenn wir nun gleichmäßige Theilung der Revenue-Ausgabe in noth
wendige Lebensmittel und Luxusmittel bei den Kapitalisten IIa und IIb
voraussetzen - annehmen, daß je beide Vs in nothwendigen Lebensmit
teln,
in Luxusartikeln ausgeben, so werden die Kapitalisten der
Unterklasse IIa ihre Mehrwerths-Revenue von 400m auslegen zu Vs 10
in ihren eignen Produkten, nothwendigen Lebensmitteln, also 240, und
zu 2h = 160 in Luxusmitteln. Die Kapitalisten der Unterklasse IIb werden
ihren Mehrwerth = 100m ebenso vertheilen: Vs = 60 auf nothwendige und
2h - 40 auf Luxusmittel, diese letzteren innerhalb ihrer eignen Unter
klasse producirt und umgesetzt. /
15
/100/ Die 160 Luxusmittel, die (IIa) m erhält, fließen den Kapitali
sten IIa zu wie folgt: Von den (IIa) 400m wurden, wie wir sahen, 100 in
Form von nothwendigen Lebensmitteln ausgetauscht gegen gleichen Be
trag von (Ilb)v, die in Luxusmitteln existiren, und weitere 60 in noth
wendigen Lebensmitteln gegen (IIb) 60m in Luxusmitteln. Die Gesammt- 20
rechnung steht dann so:
IIa: 400v + 400m; IIb: lOOv + 100m.
1) 400v(a) werden aufgegessen von den Arbeitern IIa, von deren Pro
dukt (nothwendigen Lebensmitteln) sie einen Theil bilden; die Arbeiter
kaufen sie von den kapitalistischen Producenten ||101| ihrer eignen Ab- 25
theilung; diesen kehrt damit 400 £ Geld zurück, ihr, selbigen Arbeitern in
Arbeitslohn gezahlter variabler Kapitalwerth von 400; womit sie Arbeits
kraft von neuem kaufen können.
2) Ein Theil der 4 0 0 m ( a ), gleich den 100v(b), hier also ^ des Mehr
werths (a) wird realisirt in Luxusartikeln wie folgt: Die Arbeiter (b) er- 30
hielten von den Kapitalisten
ihrer Abtheilung
(b)
in Arbeitslohn
100 £; sie kaufen damit ^ von m (a), d.h. Waaren, die in nothwendigen
Lebensmitteln bestehn; die Kapitalisten von a kaufen mit diesem Geld
zum selben Werthbelauf Luxusartikel = 100v(b), d.h. eine Hälfte der gan
zen Luxusproduktion. Damit kehrt den Kapitalisten b
Kapital in Geldform zurück und sie können durch Erneuerung des An
kaufs der Arbeitskraft ihre Reproduktion von neuem beginnen, da das
ganze konstante Kapital der Gesammtklasse II schon ersetzt ist durch
den Austausch von I(v + m) gegen I I c. Die Arbeitskraft der Luxusarbei-
ihr variables 35
368
Einfache Reproduktion
ter ist also nur dadurch neu verkäuflich, daß der als Aequivalent für
ihren Arbeitslohn geschaffne Theil ihres eignen Produkts, von den K a
pitalisten IIa in ihren Konsumtionsfonds gezogen, vermöbelt wird. (Das
selbe gilt für den Ver||102|kauf der Arbeitskraft sub I; da das I Ic wogegen
5 sich I(v + m) austauscht, sowohl aus Luxusmitteln wie nothwendigen
Lebensmitteln besteht und was durch I (v + m) erneuert wird, sowohl die
Produktionsmittel der Luxus- wie der nothwendigen Lebensmittel aus
macht.)
3) Wir kommen nun zum Austausch zwischen a und b, soweit er nur
10 Austausch der Kapitalisten der beiden Unterabtheilungen. Durch das
Bisherige ist erledigt das variable Kapital und ein Theil des Mehrwerths
in a und das variable Kapital in b. Wir nahmen ferner an als Durch-
schnittsverhältniß der kapitalistischen Revenue-Ausgabe in beiden Klas-
2
3
sen ^ für Luxus und
für nothwendige Lebensbedürfnisse. Außer den
15 bereits für Luxus ausgegebnen 100 entfällt daher auf die ganze Unter
klasse a noch 60 für Luxus und im selben Verhältniß auf b.
I l a ( m) wird also vertheilt auf 240 für Lebensmittel und 160 für Lu
xusmittel = 240 + 160 = 240 + 160 = 400m. (IIa)
I l b ( m) vertheilt sich in 60 für Lebensmittel und 40 für Luxus: 60 + 40
20 = 100m (IIb). Die letzten 40 konsumirt diese Klasse aus ihrem eignen
Produkt ^ ihres Mehrwerthsj; die 60 für Lebensmittel erhält sie dadurch,
daß sie 60 ihres Mehrprodukts für 60m(a) austauscht.
Wir haben also für die ganze Kapitalistenklasse II (wobei v + m bei
Unterabtheilung a in ||103| nothwendigen Lebensmitteln existirt, bei b in
25 Luxusmitteln):
I Ia (400v + 400m) + IIb (lOOv + 100m) = 1000; durch die Bewegung so
realisirt:
500v(a + b) (realisirt in 400v(a) und 100m(a)) + 500m (a + b) (realisirt
in 300m(a) + 200m(b)) = 1000.
30
F ür a und b, jedes für sich betrachtet, erhalten wir:
a) 400v(a) + 240m (a) + 100v(b) + 60m (b)
=
8
00 1 _
j 100m (a) 60m (a) + 40m (b)
Halten wir der Einfachheit halber dasselbe Verhältniß zwischen vari-
35 ablem und konstantem Kapital fest (was beiläufig durchaus nicht nö
thig), so kommt auf 400v(a) ein konstantes Kapital = 1600, und auf
369
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
100v(b) ein konstantes Kapital = 400, und wir haben für II folgende zwei
Abtheilungen a und b:
IIa) 1600c + 400v + 400m = 2400.
IIb) 400c + lOOv + 100m = 600.
und zusammen:
2000c + 500v + 500m = 3000. |
>
\
!
5
|104| Dem entsprechend sind von den 2000 I Ic in Konsumtionsmitteln,
die ausgetauscht werden gegen 2000 I(v + m), 1600 umgesetzt in Produk
tionsmittel von nothwendigen Lebensmitteln und 400 in Produktions
mittel von Luxusmitteln.
10
Die 2000 I(v + m) würden also selbst zerfallen in:
800v + 800m für a = 1600 Produktionsmittel nothwendiger Lebens
mittel, und 200v + 200m für b = 400 Produktionsmittel für Luxusmittel.
Ein bedeutender Theil nicht nur der eigentlichen Arbeitsmittel, son
dern auch der R o h- und Hülfsstoffe etc. für beide Abtheilungen ist 15
gleichartig. Was aber die Umsetzungen der verschiednen Werththeile des
gesammten Produkts I(v + m) betrifft, so wäre diese Theilung ganz
gleichgültig. Sowohl die obigen 800 Iv wie die 200 Iv werden dadurch
realisirt, daß der Arbeitslohn in Konsumtionsmitteln 1000 I Ic verausgabt
wird, also das für selben vorgeschoßne Geldkapital gleichmäßig sich bei 20
der Rückkehr vertheilt unter die kapitalistischen Producenten I, ihnen
pro rata ihr vorgeschoßnes variables Kapital wieder in Geld ersetzt; and
rerseits, was die Realisation der 1000 Im betrifft, so werden auch hier
die Kapitalisten gleichmäßig (proportioneil zur Größe ihres m) aus der
gesammten zweiten Hälfte von I I c, = 1000, 600 IIa und 400 IIb ||105| in 25
Konsumtionsmitteln ziehn; also diejenigen, welche das konstante Kapital
von IIa ersetzen:
480 (Vs) aus 6 0 0 C ( I I a) und 320 (2/s) aus C ( I I b) = 800;
die das konstante Kapital von IIb ersetzen:
30
120 (Vs) aus 6 0 0 C ( I I a) und 80 (2/s) aus C ( I I b) = 200.
Summa = 1000.
Was willkürlich hier ist, sowohl für I wie für II, ist das Verhältniß des
variablen Kapitals zum konstanten, wie die Dieselbigkeit dieses Verhält
nisses für I und II und für ihre Unterabtheilungen. Was diese Dieselbig
keit angeht, so ist sie nur der Vereinfachung wegen hier angenommen und 35
die Annahme verschiedner Verhältnisse würde absolut nichts ändern an
den Bedingungen des Problems und an seiner Lösung. Was sich aber als
nothwendiges Resultat ergibt, bei Voraussetzung einfacher Reprodukti
on, ist 1) daß das unter Naturalform von Produktionsmitteln geschaffne
neue Werthprodukt der Jahresarbeit (zerfällbar in v + m) gleich sei dem 40
konstanten Kapitalwerth c des durch den andern Theil der Jahresarbeit
370
Einfache Reproduktion
hergestellten Produktenwerths, reproducirt in F o rm von Konsumtions
mitteln. Wäre es geringer als I I c, so könnte II sein konstantes Kapital
nicht ganz ersetzen; wäre es größer, so bliebe ein Ueberschuß unbenutzt
liegen. In beiden Fällen wäre die Voraussetzung: einfache Reproduktion,
5 verletzt. 2) daß von dem unter F o rm von Konsumtionsmitteln reprodu-
cirten Jahresprodukt das zu dessen Production in Geldform vorgeschoß
ne variable Kapital v von dessen Empfängern, soweit sie Luxusarbeiter
sind, nur realisirbar ist in dem Theil der nothwendigen ||106| Lebensmit
tel, der den kapitalistischen Producenten derselben ihren Mehrwerth pri-
10 ma facie verkörpert; daß also das v, ausgelegt in der Luxusproduktion,
gleich ist einem seinem Werthumfang entsprechenden Theil von m, pro
ducirt unter der F o rm von nothwendigen Lebensmitteln, also kleiner sein
muß als dieses gesammte m (nämlich I l a ( m ) ), und daß nur durch die
Realisirung jenes v in diesem Theil von m den kapitalistischen Producen-
15 ten der Luxusartikel ihr vorgeschoßnes variables Kapital in Geldform
zurückkehrt. Es ist dies ein ganz analoges Phänomen wie die Realisirung
von I(v + m) in I I c; nur daß im zweiten Fall I l b ( v) sich realisirt in einem
ihm dem Werthumfang nach gleichen Theil von I l a ( m ). Diese Verhält
nisse bleiben qualitativ maßgebend bei jeder Vertheilung des jährlichen
20 Gesammtprodukts, soweit es in den Proceß der jährlichen, durch Cir
kulation vermittelten Reproduktion wirklich eingeht. I (v + m) kann nur
realisirt werden in I I c, wie I Ic in seiner Funktion als Bestandtheil des
produktiven Kapitals nur erneubar durch diese Realisation; ebenso ist
I l b ( v) nur realisirbar in einem Theil von I l a ( m ), und I l b ( v) nur so wieder
25 rückverwandelbar in seine F o rm als Geldkapital. - Selbstredend gilt dies
nur, soweit alles dies wirklich ein Resultat des Reproduktionsproces
ses ||107| selbst ist, also soweit nicht z . B. die Kapitalisten IIb Geldka
pital für v durch Kredit anderweitig aufnehmen. Quantitativ dagegen kön
nen die Umsetzungen der verschiednen Theile des Jahresprodukts nur so
soweit Stufenleiter
und Werthverhältnisse der Produktion stationär bleiben, und soweit
diese strengen Verhältnisse nicht alterirt werden durch den auswärtigen
Handel.
stattfinden, wie oben dargestellt,
30 proportionell
Wenn man nun nach A. Smith'scher Weise sagte, I(v + m) lösen sich
35 auf in I I c, und I Ic löst sich auf in I(v + m), oder, wie er noch öfter und
noch abgeschmackter zu sagen pflegt, I (v + m) bilden Bestandtheile des
Preises (resp. Werths, er sagt value in exchange) von I I c, und I Ic bildet
den ganzen Bestandtheil des Werths I (v + m), so könnte und müßte man
ebenfalls sagen I l b ( v) löst sich auf in I l a ( m ), oder I l a ( m) in I l b ( v ), oder
40 I l b ( v) bildet einen Bestandtheil des Mehrwerths IIa, und vice versa, der
Mehrwerth löste sich so auf in Arbeitslohn, resp. variables Kapital und
371
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
das variable Kapital bildete einen „Bestandtheil" des Mehrwerths. Diese
Abgeschmacktheit findet sich so weit in der That bei A. Smith, da bei
ihm der Arbeitslohn bestimmt ist durch den Werth der nothwendigen |
11081 Lebensmittel, diese Waarenwerthe dahingegen wieder durch den
Werth des in ihnen enthaltnen Arbeitslohns (variablen Kapitals) und 5
Mehrwerths. Er ist so absorbirt durch die Bruchstücke, worin das Werth
produkt eines Arbeitstags auf kapitalistischer Basis zerfällbar - nämlich
in v + m - daß er ganz darüber vergißt, daß es beim einfachen Waaren-
austausch ganz gleichgültig, ob die in verschiedner Naturalform existi-
renden Aequivalente aus bezahlter oder unbezahlter Arbeit bestehn, da 10
sie in beiden Fällen gleichviel Arbeit zu ihrer Produktion kosten; und daß
es ebenso gleichgültig ist ob die Waare des A ein Produktionsmittel und
die des B ein Konsumtionsmittel, ob nach dem Verkauf die eine Waare
als Kapitalbestandtheil zu fungiren hat, die andre dagegen in den Kon
sumtionsfonds eingeht und secundum Adam als Revenue verzehrt wird. 15
Der Gebrauch, den der individuelle Käufer von seiner Waare macht, fällt
nicht in den Waarenaustausch, in die Cirkulationssphäre, und berührt
nicht den Werth der Waare. Dies wird in keiner Weise dadurch anders,
daß bei Analyse der Cirkulation des jährlichen gesellschaftlichen Ge-
sammtprodukts die bestimmte Gebrauchsbestimmung, das Moment der 20
Konsumtion der verschiednen Bestandtheile jenes Produkts in Betracht
kommen muß. |
|109| Bei obig konstatirter Umsetzung von I l b ( v) gegen einen gleich-
werthigen Theil von I l a ( m) und bei den weitern Umsetzungen zwischen
I l a ( m) und I l b ( m) ist keineswegs vorausgesetzt, daß, sei es die einzelnen 25
Kapitalisten von IIa und IIb, sei es ihre respektiven Gesammtheiten, im
selben Verhältniß
ihren Mehrwerth zwischen nothwendigen Konsum
tionsgegenständen und Luxusmitteln theilen. Einer mag mehr in dieser
Konsumtion, ein andrer mehr in jener verausgaben. Auf dem Boden der
einfachen Reproduktion ist nur vorausgesetzt, daß eine Werthsumme, 30
gleich dem ganzen Mehrwerth, in Konsumtionsfonds realisirt wird. Die
Grenzen sind also gegeben. Innerhalb jeder Abtheilung mag der eine
mehr in a, der andre mehr in b leisten; dies kann sich aber wechselseitig
kompensiren, so daß die Kapitalistenklassen a und b, als Ganze genom
men, sich je im selben Verhältniß an beiden betheiligen. Die Werthver- 35
hältnisse - der proportioneile Antheil am Gesammtwerth des Produkts
II für die zwei Sorten Producenten a und b - also auch ein bestimmtes
quantitatives Verhältniß zwischen den Produktionszweigen, welche jene
Produkte liefern - sind aber nothwendig gegeben in jedem konkreten
Fall; nur das Verhältniß, das beispielsweis figurirt, ist ein hypotheti- 40
sches; wird ein andres angenommen, so ändert dies nichts an den quali-
372
Einfache Reproduktion
tativen Momenten; nur ||110| die quantitativen Bestimmungen würden
sich ändern. Tritt aber durch irgend welche Umstände eine wirkliche
Veränderung in der proportioneilen Größe von a und b ein, so würden
sich auch die Bedingungen der einfachen Reproduktion entsprechend
5 ändern.
Aus dem Umstand, daß IIb (v) realisirt wird in einem äquivalenten Theil
von I l a ( m) folgt, daß im Verhältniß wie der Luxustheil des jährlichen
Produkts wächst, wie also ein steigendes Quotum der Arbeitskraft ab-
10 sorbirt wird in der Luxusproduktion, - daß im selben Verhältniß die
Rückverwandlung des in I l b ( v) vorgeschoßnen variablen Kapitals in
Geldkapital, das von neuem als Geldform des variablen Kapitals fungirt,
und damit die Existenz und Reproduktion des in IIb beschäftigten Theils
der Arbeiterklasse - ihre Zufuhr nothwendiger Konsumtionsmittel - be-
15 dingt wird durch die Verschwendung der Kapitalistenklasse, den Umsatz
eines bedeutenden Theils ihres Mehrwerths in Luxusartikel.
Jede Krise vermindert die Luxuskonsumtion momentan; sie verlang
samt, verzögert die Rückverwandlung des I l b ( v) in Geldkapital, läßt sie
nur theilweis zu und wirft damit einen Theil der Luxusarbeiter aufs Pfla-
20 ster, während sie andrerseits den Verkauf der nothwendigen Konsum
tionsmittel eben dadurch ||111| auch ins Stocken bringt und verringert.
Ganz abgesehn von den unproduktiven Arbeitern, die für ihre Dienste
einen Theil der Ausgabe der Kapitalisten in Luxus bilden (diese Arbeiter
selbst sind pro tanto Luxusartikel), und die sich sehr stark betheiligen
25 namentlich auch an der Konsumtion nothwendiger Lebensmittel etc.
Umgekehrt in der Prosperitätsperiode, und namentlich während der Zeit
ihrer Schwindelblüte - wo schon aus andren Gründen der relative, in
Waaren ausgedrückte Werth des Geldes fällt (ohne wirkliche sonstige
Werthrevolution), also der Preis der Waaren, unabhängig von ihrem eig-
30 nen Werth, steigt. Nicht nur steigt die Konsumtion nothwendiger Le
bensmittel; die Arbeiterklasse (in die nun ihre ganze Reservearmee aktiv
eingetreten) nimmt auch momentan Antheil an der Konsumtion ihr sonst
unzugänglicher Luxusartikel, außerdem auch an der Klasse der noth
wendigen Konsumtionsartikel, die sonst zum größten Theil „nothwen-
35 dige" Konsumtionsmittel nur für die Kapitalistenklasse bildet, was sei
nerseits eine Steigerung der Preise hervorruft.
Es ist eine reine Tautologie zu sagen, daß die Krisen aus Mangel an
zahlungsfähiger Konsumtion oder an zahlungsfähigen Konsumenten
hervorgehn. Andre Konsumarten, als zahlende, kennt das kapitalistische |
40 |112| System nicht, ausgenommen die „sub forma pauperis" oder die des
373
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
„Spitzbuben". D aß Waaren unverkäuflich sind, heißt nichts, als daß sich
keine zahlungsfähigen Käufer für sie fanden, also Konsumenten (sei es
nun, daß die Waaren in letzter Instanz zum Behuf produktiver oder in
dividueller Konsumtion gekauft werden). Will man aber dieser Tauto
logie einen Schein tiefrer Begründung dadurch geben, daß man sagt, die
Arbeiterklasse erhalte einen zu geringen Theil ihres eignen Produkts, und
dem Uebelstand werde mithin abgeholfen, sobald sie größren Antheil
davon empfange, ihr Arbeitslohn folglich wächst, so ist nur zu bemerken,
daß die Krisen jedesmal gerade vorbereitet werden durch eine Periode,
worin der Arbeitslohn allgemein steigt und die Arbeiterklasse realiter 10
größren Antheil an dem für Konsumtion bestimmten Theil des jährlichen
Produkts erhält. Jene Periode müßte - von dem Gesichtspunkt dieser
Ritter vom gesunden und „einfachen" (!) Menschenverstand - umgekehrt
die Krise entfernen. Es scheint also, daß die kapitalistische Produktion
vom guten oder bösen Willen unabhängige Bedingungen einschließt, die 15
jene relative Prosperität der Arbeiterklasse nur momentan zulassen und
zwar immer nur als Sturmvogel einer Krise.')
5
Man sah vorher, wie das proportioneile Verhältniß zwischen der Pro
duktion nothwendiger Kon||l 13|sumtionsmittel und der Produktion von
Luxus die Theilung von IIb(v + m) bedingte - also auch die von I Ic 20
zwischen I l a ( c) und I l b ( c ). Sie greift also den Charakter und die quan
titativen Verhältnisse der Produktion bis an die Wurzel an und ist ein
wesentlich bestimmendes Moment ihrer Gesammtgestaltung.
Die einfache Reproduktion ist der Sache nach auf die Konsumtion als
Zweck gerichtet, obgleich die Ergatterung von Mehrwerth als treibendes 25
Motiv der
individuellen Kapitalisten erscheint; aber der Mehrwerth
- welches immer seine proportioneile Größe - soll schließlich hier dienen
nur für die individuelle Konsumtion des Kapitalisten.
Soweit die einfache Reproduktion Theil und bedeutendster Theil auch
jeder jährlichen Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, bleibt dies 30
Motiv in Begleitung von und im Gegensatz zu dem Motiv der Bereiche
rung als solcher. Die Sache erscheint in Wirklichkeit verwickelter, weil
dem Mehrwerth des Kapitalisten -
Theilnehmer (partners) an der Beute
als von ihm unabhängige Konsumenten auftreten.
') Ad notam für etwaige Anhänger der Rodbertusschen Krisentheorie. F. E.
35
374
Einfache Reproduktion
V. Das Geld für die Umsätze.
Soweit bisher entwickelt, verlief die Cirkulation zwischen den verschied
nen Klassen von Producenten nach folgendem Schema:
1) Zwischen Klasse I und Klasse I I:
5
I. 4000c + 1 0 0 0 v+ 1000m
\
/
I I.
|114| Abgemacht ist also die Cirkulation von I Ic = 2000, das umgesetzt
2000c + 500v + 500m. /
ist gegen I (lOOOv + 1000m).
Es bleibt - da wir I 4000c einstweilen bei Seite lassen - noch die Cir-
10 kulation von v und m innerhalb Klasse II. Nun theilten sich II(v + m)
zwischen die Unterklassen IIa und IIb wie folgt:
2) II. 500v + 500m = a (400v + 400m) + b (lOOv + 100m).
Die 400v(a) cirkulirten innerhalb ihrer eignen Unterklasse; die damit
bezahlten Arbeiter kaufen dafür von ihnen selbst producirte, nothwen-
15 dige Lebensmittel, von ihren Anwendern, den Kapitalisten IIa.
Da die Kapitalisten beider Unterklassen ihren Mehrwerth je zu 3/s in
Produkten von I Ia (nothwendigen Lebensmitteln) und zu 2h in Produk
ten von IIb (Luxusmitteln) verausgaben, so werden 3/s des Mehrwerths a,
2h des
also 240, innerhalb der Unterklasse IIa selbst verzehrt; ebenso
20 Mehrwerths b (der in Luxusmitteln producirt und vorhanden ist) inner
halb der Unterklasse IIb.
Es bleiben zwischen IIa und IIb also noch auszutauschen:
auf Seite IIa: 160m.
auf Seite IIb: lOOv + 60m.
25 Diese gehn in einander auf. Die Arbeiter IIb kaufen für ihre in Geldlohn
erhaltenen lOOv von IIa nothwendige Lebensmittel im Betrag von 100.
Die Kapitalisten IIb kaufen für 3h ihres Mehrwerths = 60m ebenfalls ihre
nothwendigen Lebensmittel von IIa. Die Kapitalisten IIa erhalten damit
2h ihres Mehrwerths
das nöthige Geld, um die, oben angenommenen,
30 = 160m in den von IIb producirten Luxuswaaren anzulegen (lOOv, die in
den Händen der Kapitalisten IIb als den gezahlten Arbeitslohn ersetzen
des Produkt lagern, und 60m). Das Schema hierfür ist also:
3) H.a. (400v) + (240m) + 160m.
b. lOOv + 60m (+ 40m.)
35 wo die eingeklammerten Posten diejenigen sind die nur innerhalb ihrer
eignen Unterklasse cirkuliren und verzehrt werden.
Der direkte Rückfluß des in variablem Kapital vorgeschoßnen Geld
kapitals, der nur stattfindet für die Kapitalistenabtheilung IIa, die noth
wendige Lebensmittel producirt, ist nur eine durch specielle Bedingungen
375
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
industriellen Kapitalisten Geld- 5
modificirte Erscheinung des früher erwähnten allgemeinen Gesetzes, daß
den Waarenproducenten, die der Cirkulation Geld vorschießen, selbes
zurückkehrt bei normalem Verlauf der Waarencirkulation. Woraus bei
läufig folgt, daß wenn hinter dem Waarenproducenten überhaupt, ein
Geldkapitalist steht, der wieder dem
kapital (in dem strengsten Sinne des Worts, also Kapitalwerth in Geld
form) vorschießt, der eigentliche Rückflußpunkt dieses Geldes die Tasche
dieses Geldkapitalisten ist. In dieser Weise, obgleich das Geld durch alle
Hände mehr oder weniger cirkulirt, gehört die Masse des cirkulirenden
Geldes der in F o rm von Banken etc. organisirten und koncentrirten Ab- 10
theilung des Geldkapitals; die Art, wie diese ihr Kapital vorschießt, be
dingt den beständigen finalen Rückfluß in Geldform zu ihr, obgleich dies
wieder vermittelt ||115| ist durch die Rückverwandlung des industriellen
Kapitals in Geldkapital.
Zur Waarencirkulation ist immer zweierlei nöthig: Waaren, die in Cir- 15
kulation geworfen werden, und Geld, das in Cirkulation geworfen wird.
„Der Cirkulationsproceß erlischt . .. nicht, wie der unmittelbare Produk
tenaustausch, in dem Stellen- oder Händewechsel der Gebrauchswerthe.
Das Geld verschwindet nicht, weil es schließlich aus der Metamorpho
senreihe einer Waare herausfällt. Es schlägt immer nieder auf eine durch 20
die Waaren geräumte Cirkulationsstelle" etc. (Buch I K a p. III, p. 92.)
Z . B. in der Cirkulation zwischen I Ic und I(v + m) nahmen wir an, daß
für diese Cirkulation 500 in Geld von II vorgeschossen werden. Bei der
unendlichen Zahl Cirkulationsprocesse, worin sich die Cirkulation zwi
schen großen gesellschaftlichen Gruppen von Producenten auflöst, wird 25
bald einer aus dieser, bald einer aus jener Gruppe zuerst als Käufer auf
treten - also Geld in Cirkulation werfen. Es ist das, ganz abgesehn von
individuellen Umständen, schon bedingt durch die Verschiedenheit der
Produktionsperioden und daher der Umschläge der verschiednen Waa-
renkapitale. //116/ Also II kauft mit 500 £ zum selben Werthbetrag Pro- 30
duktionsmittel von I, dieses aber kauft von II Konsumtionsmittel für
500 £; das Geld fließt also zurück zu II; letztres wird in keiner Weise
bereichert durch diesen Rückfluß. Es warf erst für 500 £ Geld in Cirku
lation und zog zum selben Werthbetrag Waaren aus ihr heraus; es ver
kauft dann für 500 £ Waaren und zieht zum selben Werthbetrag Geld aus 35
ihr heraus; so fließen die 500 £ zurück. In der That hat II so in Cirku
lation geworfen für 500 £ Geld und für 500 £ Waaren = 1000 £; es zieht
aus der Cirkulation heraus für 500 £ Waaren und für 500 £ Geld. Die
Cirkulation braucht für den Umsatz von 500 £ Waaren (I) und 500 £
Waaren (II) nur 500 £ Geld; wer das Geld also vorgeschossen beim K a uf 40
fremder Waare, erhält es wieder beim Verkauf eigner. Hätte daher I zu-
376
Einfache Reproduktion
erst von II gekauft Waare für 500 £, und später an II verkauft Waare für
500 £, so würden die 500 £ zu I statt zu II zurückkehren.
In Klasse I kehrt das in Arbeitslohn angelegte Geld, d.h. das in Geld
form vorgeschoßne variable Kapital in dieser Form nicht direkt, sondern
5 indirekt zurück, auf einem Umweg. In II dagegen kehren die 400 £ Ar
beitslohn direkt von den Arbeitern an die Kapitalisten zurück, wie diese
Rückkehr ||117| immer direkt ist, wo K a uf und Verkauf zwischen densel
ben Personen sich so wiederholt, daß sie abwechselnd einander als Käu
fer und Verkäufer von Waaren beständig gegenübertreten. Der Kapita-
10 list II zahlt die Arbeitskraft in Geld; er verleibt dadurch die Arbeitskraft
seinem Kapital ein und tritt nur durch diesen Cirkulationsvorgang, der
für ihn nur Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital ist, als
industrieller Kapitalist dem Arbeiter als seinem Lohnarbeiter gegenüber.
Dann aber tritt der Arbeiter, der in erster Instanz Verkäufer, Händler in
15 eigner Arbeitskraft war, in zweiter Instanz als Käufer, als Geldbesitzer,
dem Kapitalisten als dem Waarenverkäufer gegenüber; damit fließt die
sem das in Arbeitslohn ausgelegte Geld zurück. Soweit der Verkauf dieser
Waaren nicht Prellerei etc. einschließt, sondern Aequivalente in Waare
und Geld ausgetauscht werden, ist derselbe nicht ein Proceß, wodurch
20 der Kapitalist sich bereichert. Er zahlt den Arbeiter nicht zweimal, erst in
Geld und dann in Waare; sein Geld kehrt zu ihm zurück, sobald der
Arbeiter es in Waare bei ihm auslöst.
Das in variables Kapital verwandelte Geldkapital
also das in Ar
beitslohn vorgeschoßne Geld - spielt aber eine Hauptrolle in der Geld-
25 cirkulation selbst, weil - da die Arbeiterklasse von der Hand in den
Mund leben muß, also den ||118| industriellen Kapitalisten keine langen
Kredite geben kann - auf zahllosen örtlich verschiednen Punkten der
Gesellschaft gleichzeitig variables Kapital in Geld vorgeschossen werden
muß in gewissen kurzen Terminen, wie Woche etc. - in relativ rasch sich
30 wiederholenden Zeitabschnitten (je kürzer diese Abschnitte, desto kleiner
kann relativ die durch diesen Kanal in Cirkulation geworfne gesammte
Geldsumme sein) - welches auch immer die verschiednen Umschlagspe
rioden der Kapitale in verschiednen Industriezweigen sein mögen. In j e
dem Land kapitalistischer Produktion bildet das so vorgeschoßne Geld-
35 kapital einen proportioneil entscheidenden Antheil an der Gesammtcir-
kulation, um so mehr, da dasselbe Geld - vor seinem Rückfluß zum
Ausgangspunkt - in den mannigfachsten Kanälen sich umtreibt und als
Cirkulationsmittel für eine Unzahl andrer Geschäfte fungirt.
377
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Betrachten wir jetzt die Cirkulation zwischen I(v + m) und I Ic von einem
anderen Gesichtspunkt aus.
Die Kapitalisten I schießen 1000 £ in Zahlung von Arbeitslohn vor,
womit die Arbeiter für 1000 £ Lebensmittel kaufen von den Kapitali
sten II, und diese wieder für dasselbe Geld Produktionsmittel von den 5
Kapitalisten I. Letztren ist ihr variables Kapital in Geldform nun zurück
gekehrt, während die Kapitalisten II die Hälfte ihres konstanten Kapitals
aus der Form von Waaren||l 19|kapital in produktives Kapital rückver
wandelt haben. Die Kapitalisten II schießen weitere 500 £ Geld vor um
Produktionsmittel bei I zu heben; die Kapitalisten I verausgaben das 10
Geld in Konsumtionsmitteln von II; diese 500 £ fließen so den Kapita
listen II zurück; sie schießen sie von neuem vor um das letzte Viertel ihres
in Waare verwandelten konstanten Kapitals rückzuverwandeln in seine
produktive Naturalform. Dies Geld strömt wieder zu I zurück, und hebt
von neuem bei II Konsumtionsmittel zu gleichem Betrage; damit fließen 15
die 500 £ zurück an II; dessen Kapitalisten sind jetzt wie vorhin im Besitz
von 500 Geld und 2000 konstantem Kapital, das aber aus der Form von
Waarenkapital in produktives Kapital neu umgesetzt worden ist. Mit
1500 £ Geld ist eine Waarenmasse von 5000 £ cirkulirt worden; nämlich
1) I zahlt an die Arbeiter 1000 £ für Arbeitskraft zum Werthbelauf von 20
1000 £; 2) die Arbeiter kaufen mit selben 1000 £ Lebensmittel von II;
3) II kauft mit demselben Geld Produktionsmittel von I, dem damit
1000 £ variables Kapital in Geldform wieder hergestellt ist; 4) II kauft
mit 500 £ Produktionsmittel von I; 5) I kauft mit selben 500 £ Konsum
tionsmittel von II; 6) II kauft mit selben 500 £ Produktionsmittel von I; 25
7) I kauft mit selben 500 £ Lebensmittel von II. An II sind 500 £ zurück
geflossen, die es außer seinen 2000 £ in Waare in Cirkulation warf und
für die es der Cirkulation kein Aequivalent in Waare entzogen.2) |
|120| Die Umsetzung verläuft also wie folgt:
1) I zahlt 1000 £ Geld für Arbeitskraft also für Waare = 1000 £
2) die Arbeiter kaufen mit ihrem Arbeitslohn zum Geldbetrag von
30
1000 £ Konsumtionsmittel von II; also Waare = 1000 £.
3) II kauft für die von den Arbeitern gelösten 1000 £ zum selben Werth
Produktionsmittel von I; also Waare = 1000 £.
Damit sind 1000 £ Geld als Geldform des variablen Kapitals an I 35
zurückgeflossen.
2) Die Darstellung weicht hier etwas ab von der oben (S. ) gegebnen. Dort warf auch 1 eine
unabhängige Summe von 500 in die Cirkulation. Hier liefert II allein das zuschüssige Geld
material für die Cirkulation. Dies ändert jedoch nichts am Schlußergebniß. - F. E.
378
Einfache Reproduktion
4) II kauft für 500 £ Produktionsmittel von I; also Waare = 500 £
5) I kauft für selbe 500 £ Konsumtionsmittel von II; also Waare
= 500 £.
6) II kauft
für selbe 500 £ Produktionsmittel von
I; also Waare
5 = 500 £
7) I kauft für selbe 500 £ Konsumtionsmittel von II; also Waare
= 500 £.
10
Summe des umgesetzten Waarenwerths = 5000 £.
Die 500 £, die II im K a uf vorgeschossen, sind zu ihm zurückgekehrt.
Resultat ist:
1) I besitzt variables Kapital in Geldform zum Belauf von 1000 £, die
es ursprünglich der Cirkulation vorschoß; es hat außerdem verausgabt
für seine individuelle Konsumtion 1000 £ - in seinem eignen Waaren
produkt; d.h. es hat das Geld verausgabt, das es für den Verkauf von
15 Produktionsmitteln zum Werthbetrag von 1000 £ einnahm.
Andrerseits ist die Naturalform, worin sich das in Geldform existiren-
de variable Kapital umsetzen muß - d.h. die Arbeitskraft - durch den
Konsum erhalten, reproducirt und wieder vorhanden als derjenige ein
zige Handelsartikel ihrer Besitzer, den diese verkaufen müssen, wenn sie
20 leben wollen. Es ist also auch reproducirt das Verhältniß von Lohnar
beitern und Kapitalisten. |
|121| 2) Das konstante Kapital von II ist in natura ersetzt, und die von
selbem II der Cirkulation vorgeschoßnen £ 500 sind ihm rückgekehrt, j
2
F ür die Arbeiter I ist die Cirkulation die einfache von W - G - W. W
3
25 (Arbeitskraft) - G (1000 £, Geldform des variablen Kapitals I) - W
(nothwendige Lebensmittel zum Betrage von 1000 £; diese 1000 £ ver
silbern bis zum selben Werthbetrag das in F o rm von Waare - Lebensmit
teln
existirende konstante Kapital I I ).
Für die Kapitalisten II
ist der Proceß: W - G, Verwandlung eines
30 Theils ihres Waarenprodukts in Geldform, woraus es rückverwandelt
nämlich in einen Theil
wird in Bestandtheile des produktiven Kapitals
der ihnen nothwendigen Produktionsmittel.
Bei dem Vorschuß von G (500 £), den die Kapitalisten II machen zum
Ankauf der andren Theile der Produktionsmittel, ist die Geldform des
35 noch in Waarenform (Konsumtionsmitteln) existirenden Theils von I Ic
anticipirt; im Akt G - W, wo II mit G kauft und W von I verkauft wird,
verwandelt sich das Geld (II) in einen Theil des produktiven Kapitals,
während W (I) den Akt W -G durchmacht, sich in Geld verwandelt, das
aber keinen Bestandtheil des Kapitalwerths für I vorstellt, sondern ver-
40 silberten Mehrwerth, der nur in Konsumtionsmitteln verausgabt wird.
379
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
In d er Cirkulation G -W . .. P . .. W ' - G' ist ||122| der erste Akt G -W
des einen Kapitalisten, der letzte W ' - G' eines andren (oder Theil davon);
ob dies W, wodurch G in produktives Kapital umgesetzt wird, für den
Verkäufer von W (der also dies W in Geld umsetzt) konstanten Kapital-
bestandtheil, variablen Kapitalbestandtheil, oder Mehrwerth vorstellt, ist
für die Waarencirkulation selbst durchaus gleichgültig.
5
Was die Klasse I, in Bezug auf den Bestandtheil v + m ihres Waaren
produkts, angeht, so zieht sie mehr Geld aus der Cirkulation heraus, als
sie hineingeworfen hat. Erstens kehren ihr die 1000 £ variables Kapital
zurück; zweitens verkauft sie (siehe oben, Umsetzung No. 4) für 500 £ 10
Produktionsmittel; damit ist die Hälfte ihres Mehrwerths versilbert; dann
(Umsetzung No. 6) verkauft sie wieder für 500 £ Produktionsmittel,
die zweite Hälfte ihres Mehrwerths, und damit ist der ganze Mehrwerth
in Geldform der Cirkulation entzogen worden; also successive 1) varia
bles Kapital in Geld rückverwandelt = 1000 £; 2) die Hälfte des Mehr- 15
Werths versilbert = 500 £; 3) die andre Hälfte des Mehrwerths = 500 £;
also Summa: lOOOv + 1000m versilbert = 2000 £. Obgleich I (abgesehn
von den später zu betrachtenden Umsätzen, die die Reproduktion von Ic
vermitteln) nur 1000 £ in Cirkulation warf, hat es ihr doppelt so viel
entzogen. Natürlich verschwindet das versilberte (in G verwandelte) m | 20
|123| sofort wieder in andre andre Hand (II) dadurch, daß dies Geld in
Konsumtionsmitteln vermöbelt wird. Die Kapitalisten von I haben nur
soviel in Geld entzogen, als sie an Werth in Waare hineinwarfen; daß
dieser Werth Mehrwerth ist, d.h. den Kapitalisten nichts kostet, ändert
absolut nichts am Werth dieser Waaren selbst; ist also, soweit es sich um 25
Werthumsatz in der Waarencirkulation handelt, vollständig gleichgültig.
Die Versilberung des Mehrwerths ist natürlich verschwindend, wie alle
andren Formen, die das vorgeschoßne Kapital in seinen Umsetzungen
durchläuft. Sie dauert gerade nur solange wie der Zwischenraum zwi
schen Verwandlung der Waare I in Geld, und der darauffolgenden Ver- 30
Wandlung des Geldes I in Waare II.
Wären die Umschläge kürzer und rascher angenommen - oder, vom
Standpunkt einfacher Waarencirkulation aus betrachtet, die Anzahl der
Umläufe des cirkulirenden Geldes
- so wäre noch weniger Geld
hinreichend, um die umgesetzten Waarenwerthe zu cirkuliren; die Summe 35
ist stets bestimmt - wenn die Anzahl der successiven Umsätze gegeben -
durch die Preissumme, resp. Werthsumme, der cirkulirenden Waaren.
Welche Proportion dieser Werthsumme aus Mehrwerth einerseits und
Kapitalwerth andrerseits besteht, ist dabei durchaus gleichgültig.
Würde in unserm Beispiel der Arbeits||124|lohn bei I viermal des Jahres 40
ausgezahlt, so 4 x 250 = 1000. Es würden also 250 £ in Geld hinrei-
380
Einfache Reproduktion
chen für die Cirkulation Iv - ^ Hc und für die Cirkulation zwischen
dem variablen Kapital Iv und der Arbeitskraft I. Ebenso wären, wenn
die Cirkulation zwischen Im und I Ic in vier Umschlägen erfolgt, nur
250 £ dazu nöthig, also in Ganzen eine Geldsumme, resp. ein Geldkapital
5 von 500 £ für Cirkulation von Waaren zum Betrag von 5000 £; es wäre
dann also eine Summe, gleich der Hälfte des variablen Kapitals, hinrei
chend, um dies ganze Kapital und einen ihm an Werthgröße gleichen
Mehrwerth zu versilbern. Der Mehrwerth würde dann, statt zweimal suc
cessive zur Hälfte, jetzt viermal successive zu
lU versilbert.
in
10 Wenn statt II, in Umsetzung N o. 4) I als Käufer aufträte, also 500 £ in
Konsumtionsmitteln von selbem Werthumfang verausgabt, so kauft dann
II in Umsetzung N o. 5 Produktionsmittel mit denselben 500 £; 6) I kauft
Konsumtionsmittel mit selben 500 £; 7) II kauft mit selben 500 £ Pro
duktionsmittel; die 500 £ kehren also schließlich zu I, wie vorhin zu II,
15 zurück. Der Mehrwerth wird hier versilbert durch, von seinem kapitali
stischen Producenten selbst
ihrer Privatkonsumtion verausgabtes,
Geld (das anticipirte Revenue vorstellt, anticipirte Einnahme aus dem|
|125| in der noch zu verkaufenden Waare steckenden Mehrwerth). Die
Versilberung des Mehrwerths findet nicht statt durch den Rückfluß der
20 5 00 £; denn neben den 1000 £ in Waare Iv hat I, am Schluß von Umset
zung N o. 4, 500 £ in Geld in die Cirkulation geworfen, und dies Geld war
zuschüssig, nicht - soviel wir wissen - Erlös verkaufter Waare. Fließt dies
Geld an I zurück, so hat I damit nur sein zuschüssiges Geld zurück
erhalten, nicht seinen Mehrwerth versilbert. Die Versilberung des Mehr-
25 Werths von I findet nur statt durch den Verkauf der Waaren Im worin er
steckt, und dauert jedesmal nur so lang, als das durch Verkauf der Waare
eingelöste Geld nicht von neuem in Konsumtionsmitteln verausgabt.
I kauft mit zuschüssigem Geld (500 £) von II Konsumtionsmittel; dies
Geld ist verausgabt von I, es hat dafür Aequivalent in Waare II; das Geld
30 fließt zum ersten Mal zurück dadurch, daß II von I für 500 £ Waare
kauft; es fließt also zurück als Aequivalent der von I verkauften Waare,
aber diese Waare kostet I nichts, bildet also Mehrwerth für I, und so
versilbert das von
Mehrwerth; ebenso bei seinem zweiten K a uf (No. 6) hat I sein Aequi-
in Cirkulation geworfene Geld seinen
ihm selbst
eignen
35 valent in Waare II erhalten. Gesetzt II kaufe nun nicht (No. 7) Produk
tionsmittel von I, so hätte I in der That für 1 0 0 0£ Konsumtionsmittel
gezahlt - seinen ganzen Mehrwerth als Revenue verzehrt - nämlich 500
in seinen Waaren I (Produktionsmitteln) und 500 in Geld; es hätte da
gegen noch für 500 £ in seinen Waaren I (Produktionsmitteln) auf Lager,
40 und wäre dagegen 500 £ in Geld losgeworden. |
381
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
|126| Dahingegen hätte II drei Viertel seines konstanten Kapitals aus
der Form von Waarenkapital in produktives Kapital rückverwandelt; ein
Viertel dagegen in der Form von Geldkapital (500 £), in der That von
brachliegendem Geld oder seine Funktion unterbrechendem und abwar
tendem Geld. Dauerte diese Situation länger, so müßte II die Stufenleiter 5
der Reproduktion um ein Viertel reduciren. - Die 500 in Produktions
mitteln aber, die I auf dem Hals hat, sind nicht in Waarenform existiren-
der Mehrwerth; sie sind an der Stelle der vorgeschoßnen 500 £ Geld da,
die I besaß neben seinem Mehrwerth von 1000 £ in Waarenform. Als
Geld befinden sie sich in stets realisirbarer Form; als Waare sind sie 10
momentan unverkäuflich. So viel ist klar, daß einfache Reproduktion
- wo jedes Element des produktiven Kapitals in II wie in I ersetzt werden
muß - hier nur möglich bleibt wenn die 500 Goldvögel zurückkehren zu
I, das sie zuerst ausfliegen ließ.
Gibt ein Kapitalist (hier haben wir nur noch industrielle Kapitalisten 15
vor uns, zugleich Repräsentanten aller andren) Geld aus in Konsum
tionsmitteln, so ist es für ihn alle geworden, den Weg alles Fleisches
gegangen. Fließt es wieder zu ihm zurück, so kann das nur geschehn, so
weit er es für Waaren - also durch sein Waarenkapital - aus der Cirku
lation herausfischt. Wie der Werth seines ganzen jährlichen ||127| Waa- 20
renprodukts (das für ihn = Waarenkapital), so ist der jedes Elements
desselben, d.h. der Werth jeder einzelnen Waare, für ihn zerfällbar in
konstanten Kapitalwerth, variablen Kapitalwerth und Mehrwerth. Die
Versilberung jeder einzelnen der Waaren (die als Elemente das Waaren
produkt bilden) ist also zugleich Versilberung eines gewissen Quotums 25
des im ganzen Waarenprodukt steckenden Mehrwerths. Es ist also im
gegebnen Fall wörtlich richtig, daß der Kapitalist selbst das Geld in die
Cirkulation warf - und zwar bei Verausgabung desselben in Konsum
tionsmitteln - womit sein Mehrwerth versilbert, alias realisirt wird. Es
handelt sich dabei natürlich nicht um identische Geldstücke; sondern um 30
einen Betrag in klingendem Geld, gleich dem (oder gleicher Theil von
dem), den er zur Bestreitung persönlicher Bedürfnisse vorher in Cirku
lation geworfen.
In der Praxis geschieht dies in doppelter Weise: Ist das Geschäft erst
innerhalb des laufenden Jahres eröffnet worden, so dauert es gute Weile, 35
im besten Fall einige Monate, bevor der Kapitalist aus der Geschäfts
einnahme selbst Geld für seinen persönlichen Konsum ausgeben kann.
Er suspendirt deßwegen keinen Augenblick seine Konsumtion. Er |
|128| schießt sich selbst (ob aus eigner, oder per Kredit aus fremder Ta
sche, ist hier ganz gleichgültiger Umstand) Geld auf erst zu ergatternden 40
Mehrwerth vor; damit aber auch cirkulirendes Medium zur Realisation
382
Einfache Reproduktion
später zu realisirenden Mehrwerths. Ist das Geschäft dagegen schon län
ger im regelmäßigen Gang, so vertheilen sich Zahlungen und Einnahmen
auf verschiedne Termine während des Jahrs. Eins aber geht ununterbro
chen fort, die Konsumtion des Kapitalisten, die anticipirt und deren Um-
5 fang berechnet wird nach gewisser Proportion zu der gewohnten oder
veranschlagten Einnahme. Mit jeder Portion verkaufter Waare wird auch
ein Theil des jährlich zu machenden Mehrwerths realisirt. Würde aber
während des ganzen Jahres nur soviel der producirten Waare verkauft,
wie nöthig, um die in ihr enthaltnen konstanten und variablen Kapital-
10 werthe zu ersetzen; oder fielen die Preise so, daß beim Verkauf des ganzen
jährlichen Waarenprodukts nur der in ihm enthaltne vorgeschoßne K a
pitalwerth realisirt würde, so träte der anticipatorische Charakter des auf
künftigen Mehrwerth hin verausgabten Geldes klar hervor. Macht unser
Kapitalist Fallite, so untersuchen seine Gläubiger und das Gericht, ob
15 seine anticipirten Privatausgaben in richtiger Proportion zum ||129| Um
fang seines Geschäfts und der, selbem gewöhnlich oder normal entspre
chenden Mehrwertheinnahme stehn.
Mit Bezug auf die ganze Kapitalistenklasse erscheint aber der Satz,
daß sie das Geld zur Realisation ihres Mehrwerths (resp. auch zur Cir-
20 kulation ihres Kapitals, konstantem und variablem) selbst in die Cirku
lation werfen muß, nicht nur nicht paradox, sondern als nothwendige
Bedingung des ganzen Mechanismus; denn hier gibt es nur zwei Klassen:
die Arbeiterklasse, die nur über ihre Arbeitskraft verfügt; die Kapitali
stenklasse, die im Monopolbesitz der gesellschaftlichen Produktionsmit-
25 tel wie des Geldes ist. Das Paradoxe läge darin, wenn die Arbeiterklasse
in erster Instanz das zur Waarencirkulation, also auch das zur Realisa
tion, des in den Waaren steckenden Mehrwerths nothwendige Geld aus
eignen Mitteln vorschösse. Der einzelne Kapitalist verrichtet diesen Vor
schuß aber immer nur in der Form, daß er als Käufer agirt, Geld veraus-
30 gabt im Ankauf von Konsumtionsmitteln, oder Geld vorschießt im An
kauf von Elementen seines produktiven Kapitals, sei es von Arbeitskraft,
sei es von Produktionsmitteln. Er gibt das Geld immer nur weg gegen ein
Aequivalent. Er schießt ||130| der Cirkulation nur Geld vor, in derselben
Art, wie er ihr Waare vorschießt. Er agirt beidemal als Ausgangspunkt
35 ihrer Cirkulation.
Der wirkliche Hergang wird durch zwei Umstände verdunkelt:
1) Die Erscheinung des Handelskapitals
(dessen erste F o rm
immer
Geld, da der Kaufmann als solcher kein „Produkt" oder „Waare" her
stellt) und des Geldkapitals, als Gegenstandes der Manipulation einer
40 besonderen Sorte von Kapitalisten, in dem Cirkulationsproceß des in
dustriellen Kapitals.
383
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
2) Die Spaltung des Mehrwerths - der in erster Hand immer in Hand
des industriellen Kapitalisten sich befinden muß - in verschiedne Kate
gorien, als deren Träger neben dem industriellen Kapitalisten der Grund
besitzer (für Bodenrente), der Wucherer (für Zins) etc. erscheinen, ditto
die Regierung und ihre Beamten, Rentiers etc. Diese Burschen erscheinen
als Käufer gegenüber dem industriellen Kapitalisten und in so weit als
Versilberer seiner Waaren; pro parte, werfen auch sie „ G e l d" in die Cir
kulation und er erhält es von ihnen. Wobei stets vergessen wird, aus
welcher Quelle sie es ursprünglich erhielten und stets wieder von neuem
erhalten. /
5
10
|131| VI. Das konstante Kapital der Abtheilung V)
Es bleibt noch zu untersuchen das konstante Kapital der Abtheilung
I = 4000 I c. Dieser Werth ist gleich dem im Waarenprodukt I wieder er
scheinenden Werth der in der Produktion dieser Waarenmasse verzehrten
Produktionsmittel. Dieser wieder erscheinende Werth, der nicht in dem 15
Produktionsproceß I producirt, sondern das Jahr vorher als konstanter
Werth in ihn eintrat, als gegebner Werth seiner Produktionsmittel, existirt
jetzt in dem ganzen Theil der Waarenmasse I, die nicht von der Kate
gorie II absorbirt ist; und zwar ist der Werth dieser Waarenmasse, die so
in der Hand der Kapitalisten I bleibt, = 2h ihres ganzen jährlichen Waa- 20
renprodukts. Bei dem einzelnen Kapitalisten, der ein besondres Produk
tionsmittel producirt, konnten wir sagen: Er verkauft sein Waarenpro
dukt, er verwandelt es in Geld. Indem er es in Geld verwandelt, hat er
auch den konstanten Werththeil seines Produkts in Geld rückverwandelt.
Mit diesem in Geld verwandelten Werththeil kauft ||132| er dann von 25
andren Waarenverkäufern seine Produktionsmittel wieder ein, oder ver
wandelt den konstanten Werththeil seines Produkts in eine Naturalform,
worin er von neuem als produktives konstantes Kapital fungiren kann.
Jetzt dagegen wird diese Voraussetzung unmöglich. Die Kapitalisten
klasse I umschließt die Gesammtheit der Kapitalisten, die Produktions- 30
mittel produciren. Außerdem ist das Waarenprodukt von 4000, das in
ihrer Hand geblieben, ein Theil des gesellschaftlichen Produkts, der gegen
keinen andern auszutauschen ist, denn es existirt kein solcher andrer
Theil des Jahresprodukts mehr. Mit Ausnahme dieser 4000 ist bereits
über den ganzen Rest disponirt; ein Theil ist durch den gesellschaftlichen 35
Konsumtionsfonds absorbirt, und ein andrer Theil hat das konstante
') Von hier Ms. II.
384
Einfache Reproduktion
Kapital der Abtheilung II zu ersetzen, die bereits alles ausgetauscht hat,
worüber sie im Austausch mit Abtheilung I verfügen kann.
Die Schwierigkeit löst sich sehr einfach, wenn man erwägt, daß das
ganze Waarenprodukt I seiner Naturalform nach aus Produktionsmitteln
5 besteht, ||133| d.h. aus den stofflichen Elementen des konstanten Kapitals
selbst. Es zeigt sich hier dasselbe Phänomen wie vorhin sub II, nur unter
einem andern Aspekt. Sub II bestand das ganze Waarenprodukt in Kon
sumtionsmitteln; ein Theil desselben, gemessen durch den in diesem Waa
renprodukt enthaltnen Arbeitslohn plus Mehrwerth, konnte daher von
10 seinen eignen Producenten verzehrt werden. Hier sub I, besteht das ganze
Waarenprodukt aus Produktionsmitteln, Baulichkeiten, Maschinerie,
Gefäßen, R o h- und Hülfsstoffen etc. Ein Theil derselben, derjenige, wel
cher das in dieser Sphäre angewandte konstante Kapital ersetzt, kann
daher in seiner Naturalform sofort von neuem als Bestandtheil des pro-
15 duktiven Kapitals fungiren. Soweit er in Cirkulation tritt, cirkulirt er
innerhalb der Klasse I. Sub II wird ein Theil des Waarenprodukts in
natura von seinen eignen Producenten individuell, sub I dagegen wird ein
Theil des Produkts in natura von seinen kapitalisti|| 1341 sehen Producen
ten produktiv konsumirt.
20
In dem Theil des Waarenprodukts I = 4000 erscheint der in dieser
Kategorie konsumirte konstante Kapitalwerth wieder, und zwar in einer
Naturalform, worin er sofort wieder als produktives konstantes Kapital
fungiren kann. Sub II geht der Theil des Waarenprodukts von 3000,
dessen Werth gleich Arbeitslohn plus Mehrwerth (= 1000), direkt in
25 die individuelle Konsumtion der Kapitalisten und Arbeiter von II ein,
während dagegen der konstante Kapitalwerth dieses Waarenprodukts
(= 2000) nicht wieder in die produktive Konsumtion der Kapitalisten II
eingehn kann, sondern durch Austausch mit I zu ersetzen ist.
Sub I dagegen geht der Theil seines Waarenprodukts von 6000, dessen
30 Werth gleich Arbeitslohn plus Mehrwerth (= 2000), nicht in die indivi
duelle Konsumtion seiner Producenten ein, und kann es auch seiner Na
turalform nach nicht. Er muß vielmehr erst mit II ausgetauscht werden.
Der konstante Werththeil dieses Produkts = 4000 befindet sich umge
kehrt in einer Naturalform, worin er - die ganze Kapitalistenklasse 11|135|
35 betrachtet - direkt wieder als deren konstantes Kapital fungiren kann. In
andren Worten: Das ganze Produkt der Abtheilung I besteht aus Ge-
brauchswerthen, die ihrer Naturalform nach - bei kapitalistischer Pro
duktionsweise - nur als Elemente des konstanten Kapitals dienen kön
nen. Von diesem Produkt zum Werth von 6000 ersetzt also ein Drittel
40 (2000) das konstante Kapital der Abtheilung II, und die übrigen 2h das
konstante Kapital der Abtheilung I.
385
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
5
Das konstante Kapital I besteht in einer Masse verschiedner Kapital
gruppen, die in den verschiednen Produktionszweigen von Produktions
mitteln angelegt sind, so viel in Eisenhütten, so viel in Kohlengruben, etc.
Jede dieser Kapitalgruppen, oder jedes dieser gesellschaftlichen Gruppen
kapitale setzt sich wieder zusammen aus einer größren oder geringren
Masse selbständig fungirender Einzelkapitale. Erstens zerfällt das Kapi
tal der Gesellschaft, z . B. 7500 (was Millionen u.s.w. bedeuten kann) in
verschiedne Kapitalgruppen; das gesellschaftliche Kapital von 7500 ist
zerfällt in besondre Theile, wovon jeder in einem besondren Produkti
onszweig angelegt; der in jedem besondren Produktionszweig angelegte 10
Theil des gesellschaftlichen Kapitalwerths besteht der Naturalform nach
theils
jeder besondren Produktionssphäre,
theils aus der für ihren Betrieb nöthigen und entsprechend qualificirten
Arbeitskraft, ||136| verschieden modificirt durch die Theilung der Arbeit,
je nach der specifischen Arbeitsart, die sie in jeder einzelnen Produk- 15
tionssphäre zu leisten hat. Der in jedem besondren Produktionszweig
angelegte Theil des gesellschaftlichen Kapitals besteht wieder aus der
Summe der in ihm angelegten, selbständig fungirenden Einzelkapitale.
Dies gilt selbstredend für beide Abtheilungen, für I wie für I I.
in den Produktionsmitteln
Was nun sub I den in Form seines Waarenprodukts wieder erscheinen- 20
den konstanten Kapitalwerth angeht, so geht er zum Theil in die besond
re Produktionssphäre (oder selbst in den individuellen Geschäftsbetrieb),
woraus er als Produkt herauskommt, auch wieder als Produktionsmittel
ein; z . B. Korn in die Kornproduktion, Kohle in die Kohlenproduktion,
Eisen in Form von Maschinen z . B ., in die Eisenproduktion u.s.w.
25
Soweit jedoch die Theilprodukte, woraus der konstante Kapitalwerth
von I besteht, nicht wieder direkt in ihre besondre oder individuelle Pro
duktionssphäre ||137| eingehn, wechseln sie nur den Platz. Sie gehn in
Naturalform ein in eine andre Produktionssphäre der Abtheilung I, wäh
rend das Produkt andrer Produktionssphären der Abtheilung I sie in na- 30
tura ersetzt. Es ist bloßer Stellenwechsel dieser Produkte. Sie gehn alle
wieder ein als Faktoren, die konstantes Kapital in I ersetzen, nur statt in
einer Gruppe von I in einer andern. Soweit hier Austausch zwischen den
einzelnen Kapitalisten von I stattfindet, ist es Austausch einer Natural
form von konstantem Kapital gegen eine andre Naturalform von kon- 35
stantem Kapital, einer Sorte Produktionsmittel gegen andre Sorten Pro
duktionsmittel. Es ist Austausch der verschiednen individuellen konstan
ten Kapitaitheile von I unter einander. Die Produkte werden, soweit sie
nicht direkt als Produktionsmittel in ihren eignen Produktionszweigen
dienen, aus ihrer Produktionsstätte in eine andre entfernt, und ersetzen 40
sich so wechselseitig. In andren Worten (ähnlich wie sub II für den ||138|
386
Einfache Reproduktion
Mehrwerth geschehn): jeder Kapitalist sub I zieht im Verhältniß, worin er
Miteigenthümer an diesem konstanten Kapital von 4000, die ihm nö
thigen entsprechenden Produktionsmittel aus dieser Waarenmasse her
aus. Wäre die Produktion gesellschaftlich, statt kapitalistisch, so ist klar,
5 daß diese Produkte der Abtheilung I unter die Produktionszweige dieser
Abtheilung, zum Behuf der Reproduktion, nicht minder beständig wieder
als Produktionsmittel vertheilt würden; ein Theil direkt
in der Pro
duktionssphäre bliebe, wo er als Produkt herauskam, ein andrer Theil
dagegen nach andren Produktionsstätten entfernt würde, und so ein be-
10 ständiges Hin und Her zwischen den verschiednen Produktionsstätten
dieser Abtheilung stattfände. |
|139| VII.
Der Gesammtwerth der jährlich producirten Konsumtionsmittel ist also
gleich dem während des Jahrs reproducirten variablen Kapitalwerth II
15 plus dem neu producirten Mehrwerth II (d.h. gleich dem sub II während
des Jahrs producirten Werth) plus dem während des Jahres reproducirten
variablen Kapitalwerth I und dem neu producirten Mehrwerth I (also
plus dem sub I während des Jahres producirten Werth).
Unter Voraussetzung einfacher Reproduktion ist also der Gesammt-
20 werth der jährlich producirten Konsumtionsmittel ||140| gleich dem jähr
lichen Werthprodukt, d.h. gleich dem ganzen durch die gesellschaftliche
Arbeit während des Jahres producirten Werth, und muß es sein, da bei
einfacher Reproduktion dieser ganze Werth verzehrt wird.
Der totale gesellschaftliche Arbeitstag zerfällt in zwei Theile: 1) noth-
25 wendige Arbeit; sie schafft im L a uf des Jahres einen Werth von 1500v;
2) Mehrarbeit; sie schafft einen zuschüssigen Werth oder Mehrwerth von
1500m. Die Summe dieser Werthe = 3000, ist gleich dem Werth der jähr
lich producirten Konsumtionsmittel von 3000. Der Totalwerth der wäh
rend des Jahrs producirten Konsumtionsmittel ist also gleich dem Total-
30 werth, den der totale gesellschaftliche Arbeitstag während des Jahrs pro
ducirt, gleich dem Werth des gesellschaftlichen variablen Kapitals plus
dem gesellschaftlichen Mehrwerth, d.h. gleich dem totalen jährlichen
Werthprodukt.
Aber wir wissen, daß obgleich diese beiden Werthgrößen sich decken,
35 deswegen keineswegs der Totalwerth der Waaren II, der Konsumtions
mittel, in dieser Abtheilung der gesellschaftlichen Produktion producirt
worden ist. Sie decken sich, weil der sub II wieder erschei||141|nende
konstante Kapitalwerth gleich ist dem sub I neuproducirten Werth (va-
387
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
riablem Kapitalwerth plus Mehrwerth); daher I(v + m) den Theil des
Produkts von II kaufen kann, der für seine Producenten (in Abth. II)
konstanten Kapitalwerth darstellt. Es zeigt sich daher, warum, obgleich
für die Kapitalisten II der Werth ihres Produkts zerfällt in c + v + m,
gesellschaftlich betrachtet der Werth dieses Produkts zerfällbar ist in 5
v + m. Dies ist nämlich nur der Fall, weil I Ic hier gleich I(v + m) und
diese beiden Bestandtheile des gesellschaftlichen Produkts durch ihren
Austausch ihre Naturalformen mit einander austauschen, daher nach die
sem Umsatz I Ic wieder in Produktionsmitteln, I(v + m) dagegen in Kon
sumtionsmitteln existirt.
10
Und es ist dieser Umstand, der A. Smith veranlaßt hat zu behaupten,
der Werth des jährlichen Produkts löse sich in v + m auf. Es gilt dies
1) nur für den aus Konsumtionsmitteln bestehenden Theil des jährlichen
Produkts, und 2) gilt es nicht in dem Sinn, daß ||142| dieser Totalwerth
in II producirt wird, und sein Produktenwerth daher gleich ist dem sub II 15
vorgeschoßnen variablen Kapitalwerth plus dem sub
II producirten
Mehrwerth. Sondern nur in dem Sinn, daß I I (c + v + m) = II(v + m)
+ I(v + m) oder weil I Ic = I(v + m).
Es folgt ferner:
Obgleich der gesellschaftliche Arbeitstag (d.h. die während des ganzen 20
Jahrs von der gesammten Arbeiterklasse verausgabte Arbeit) wie jeder
individuelle Arbeitstag nur in zwei Theile zerfällt, nämlich in nothwen
dige Arbeit plus Mehrarbeit; obgleich daher der von diesem Arbeitstag
producirte Werth ebenfalls nur in zwei Theile zerfällt, nämlich in den
variablen Kapitalwerth, d.h. den Werththeil, womit der Arbeiter seine 25
eignen Reproduktionsmittel kauft, und den Mehrwerth, den der Kapi
talist zu seiner eignen individuellen Konsumtion verausgaben kann, - so
wird dennoch, gesellschaftlich betrachtet, ein Theil des gesellschaftlichen
in Produktion von frischem kon
Arbeitstages ausschließlich verausgabt
stantem Kapital, nämlich von ||143| Produkten, die ausschließlich be- 30
stimmt sind im Arbeitsproceß als Produktionsmittel, und daher in dem
ihn begleitenden Verwerthungsproceß als konstantes Kapital zu fungiren.
Nach unsrer Voraussetzung stellt sich der ganze gesellschaftliche Arbeits
'/3 = 1000 in der
tag dar in einem Geldwerth von 3000, wovon nur
Abtheilung
d.h. die Waaren, worin sich der gesammte variable Kapitalwerth und der
gesammte Mehrwerth der Gesellschaft schließlich realisirt. Nach dieser
2h des gesellschaftlichen Arbeitstags in der
Voraussetzung werden also
Produktion von neuem konstantem Kapital verwandt. Obgleich vom
Standpunkt der individuellen Kapitalisten und Arbeiter der Abtheilung I 40
diese
2h des gesellschaftlichen Arbeitstags bloß zur Produktion von va-
II producirt wird, welche Konsumtionsmittel producirt, 35
388
..
Zweites Buch. Redaktionsmanuskript. Dritter Abschnitt. Seite 139
Einfache Reproduktion
riablem Kapitalwerth plus Mehrwerth dienen, ganz wie das letzte Drittel
des gesellschaftlichen Arbeitstags in Abtheilung II, so produciren den
noch diese 2h des gesellschaftlichen Arbeitstags, gesellschaftlich betrach
tet - und ebenso dem Gebrauchswerth des Produkts nach ||144| betrach-
5 tet - nur Ersatz von im Proceß der produktiven Konsumtion begriffnem
oder aufgezehrtem konstantem Kapital. Auch individuell betrachtet, pro
2h des Arbeitstags zwar einen Totalwerth, der nur gleich
duciren diese
dem variablen Kapitalwerth plus dem Mehrwerth für seinen Producen
ten, aber sie produciren keine Gebrauchswerthe solcher Art, daß Arbeits-
10 lohn oder Mehrwerth darin verausgabt werden könnten; ihr Produkt ist
ein Produktionsmittel.
Zunächst ist zu bemerken, daß kein Theil des gesellschaftlichen Ar
beitstags, sei es sub I oder sub II, dazu dient, den Werth des in diesen
ihnen fungirenden
zwei großen Produktionssphären angewandten,
15 konstanten Kapitals zu produciren. Sie produciren nur zusätzlichen
Werth, 2000 I(v + m) + 1000 II(v + m), zusätzlich zu dem konstanten
Kapitalwerth = 4000 Ic + 2000 I I c. Der Neuwerth, der in der Form von
Produktionsmitteln konsumirt wurde, ist noch nicht konstantes Kapital.
Er hat nur die Bestimmung künftig als solches zu fungiren. |
in
20
|145| Das gesammte Produkt von II - die Konsumtionsmittel - ist sei
nem Gebrauchswerth nach, konkret, in seiner Naturalform betrachtet,
Produkt des von II geleisteten Drittels des gesellschaftlichen Arbeitstags,
es ist Produkt der Arbeiten in ihrer konkreten Form als Weberarbeit.
Bäckerarbeit u.s.w., die in dieser Abtheilung verwandt worden, dieser
25 Arbeit, soweit sie als das subjektive Element des Arbeitsprocesses fungirt.
Was dagegen den konstanten Werththeil dieses Produkts II angeht, so
erscheint er nur wieder in einem neuen Gebrauchswerth, in einer neuen
Naturalform, der Form von Konsumtionsmitteln, während er früher in
der Form von Produktionsmitteln bestand. Sein Werth ist durch den
30 Arbeitsproceß von seiner alten Naturalform auf seine neue Naturalform
übertragen worden. Aber der Werth dieser
2h des Produktenwerths
= 2000 ist nicht in dem diesjährigen Verwerthungsproceß von II produ
cirt worden.
Ganz wie vom Standpunkt des Arbeitsprocesses betrachtet, das Pro-
35 dukt II das Resultat neu fungirender lebendiger ||146| Arbeit und ihr ge
gebner, vorausgesetzter Produktionsmittel ist, in denen sie sich als in
ihren gegenständlichen Bedingungen verwirklicht, so ist vom Standpunkt
des Verwerthungsprocesses der Produktenwerth II = 3000 zusammenge
des gesellschaftlichen Arbeits-
setzt aus dem, durch das neu zugesetzte
40 tags producirten Neuwerth (500v + 500m = 1000) und aus einem kon
2h eines vergangnen, vor dem hier betrachteten
stanten Werth, worin
391
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
2h des gesellschaftlichen Ar- 10
Produktionsproceß II verfloßnen gesellschaftlichen Arbeitstags vergegen
ständlicht sind. Dieser Werththeil des Produkts II stellt sich dar in einem
Theil des Produkts selbst. Es existirt in einem Quantum Konsumtions
2h eines gesellschaftlichen Arbeitstags. Es
mittel zum Werth von 2000 =
ist dies die neue Gebrauchsform, worin er wieder erscheint. Der Aus- 5
tausch von einem Theil der Konsumtionsmittel = 2 0 0 0 1 1c gegen Pro
duktionsmittel I = I(1000v + 1000m), ist also in der That Austausch von
2h Gesammtarbeitstag, die keinen Theil der diesjährigen Arbeit bilden,
sondern vor diesem Jahr verflossen ||147| sind, mit 2h des diesjährigen, in
diesem Jahr neu zugesetzten Arbeitstags.
beitstags dieses Jahrs könnten nicht in der Produktion von konstantem
Kapital verwandt werden, und doch zugleich variablen Kapitalwerth plus
Mehrwerth für ihre eignen Producenten bilden, wenn sie sich nicht mit
einem Werththeil der jährlich konsumirten Produktionsmittel auszutau
schen hätten, worin 2h eines vor diesem Jahr, nicht innerhalb desselben 15
verausgabten und realisirten Arbeitstags steckten. Es ist Austausch von
2h Arbeitstag dieses Jahrs gegen
2h Arbeitstag, die vor diesem Jahr ver
ausgabt worden, Austausch zwischen diesjähriger und vorjähriger Ar
beitszeit. Dies also erklärt uns das Räthsel, warum das Werthprodukt des
ganzen gesellschaftlichen Arbeitstags sich auflösen kann in variablen K a- 20
2h dieses Arbeitstags nicht veraus
pitalwerth plus Mehrwerth, obgleich
gabt worden in der Produktion von Gegenständen worin variables K a
pital oder Mehrwerth sich realisiren können, sondern vielmehr in der
Produktion von Produktionsmitteln zum Ersatz des während des Jahres
verbrauchten konstanten Kapitals. //148/ Es erklärt sich einfach daraus, 25
2h des Produktenwerths II, worin Kapitalisten und Arbeiter I den
daß
von ihnen producirten variablen Kapitalwerth plus Mehrwerth realisiren
(und die 2h des gesammten jährlichen Produktenwerths ausmachen) dem
2h eines vor diesem Jahr ver
Werth nach betrachtet, das Produkt von
gangnen gesellschaftlichen Arbeitstags sind.
30
Die Summe des gesellschaftlichen Produkts I und II, Produktionsmit
tel und Konsumtionsmittel, sind zwar ihrem Gebrauchswerth nach, kon
kret, in ihrer Naturalform betrachtet, das Produkt der diesjährigen Ar
beit, aber nur soweit diese Arbeit selbst als nützliche, konkrete Arbeit,
nicht soweit sie als Verausgabung von Arbeitskraft, als werthbildende 35
Arbeit betrachtet wird. Und auch das erste nur in dem Sinn, daß die
Produktionsmittel nur durch die ihnen zugesetzte, mit ihnen hantirende
lebendige Arbeit sich in neues Produkt, in das diesjährige Produkt ver
wandelt haben. Dagegen hätte sich aber auch umgekehrt die diesjährige
Arbeit ohne von ihr unabhängige Produktionsmittel, ohne Arbeitsmittel 40
und Produktionsstoffe, nicht in Produkt verwandeln können. |
392
Einfache Reproduktion
|149| VIII.
Was den Gesammtproduktenwerth von 9000 angeht, und die Kategorien,
worin er zerfällt wird, so bietet dessen Analyse keine größre Schwierig
keit, als die des Produktenwerths eines Einzelkapitals, sie ist vielmehr
5 absolut identisch damit.
In dem ganzen gesellschaftlichen Jahresprodukt sind hier drei einjäh
rige gesellschaftliche Arbeitstage enthalten. Der Werthausdruck jedes die
ser Arbeitstage ist = 3000; daher der Werthausdruck des Totalprodukts
= 3 x 3000 = 9000.
10
Ferner ist von dieser Arbeitszeit vor dem einjährigen Produktionspro
ceß, dessen Produkt wir analysiren, vorgegangen: In Abth. I Vi Arbeits
2h Arbeitstag (Werthprodukt
tag (Werthprodukt 4000) und in Abth. II
2000). Zusammen 2 gesellschaftliche Arbeitstage, deren Werthprodukt
= 6000. Daher figuriren 4000 Ic + 2000 I Ic = 6000c als der im ganzen
15 Produktenwerth der Gesellschaft wiedererscheinende Werth der Produk-
tions||150|mittel oder konstante Kapitalwerth.
Ferner ist von dem neu zugesetzten gesellschaftlichen Jahresarbeitstag
in Abth. I '/3 nothwendige Arbeit oder Arbeit, die den Werth des vari
ablen Kapitals 1000 Iv ersetzt, und den Preis der sub I angewandten
20 Arbeit zahlt. Ebenso in II ist VÔ des gesellschaftlichen Arbeitstags noth
wendige Arbeit mit einem Werthbetrag von 500. Also 1000 Iv + 500 I Iv
= 1500v, der Werthausdruck des halben gesellschaftlichen Arbeitstags, ist
der Werthausdruck der aus nothwendiger Arbeit bestehenden ersten
Hälfte des in diesem Jahre zugesetzten Gesammtarbeitstags.
25
Endlich sub I ist '/3 Gesammtarbeitstag, Werthprodukt = 1000, Mehr
arbeit; sub II ist '/6 Arbeitstag, Werthprodukt = 500, Mehrarbeit; sie ma
chen zusammen die andre Hälfte des zugesetzten Gesammtarbeitstags
aus. Daher der producirte Gesammtmehrwerth = 1000 Im + 500 I lm
= 1500m.
30 Also: I
|151| Konstanter Kapitaltheil des gesellschaftlichen Produktenwerths (c):
2 vor dem Produktionsproceß verausgabte Arbeitstage, Werthaus
druck 6000.
Während des Jahrs verausgabte nothwendige Arbeit (v):
35
Ein halber
Werthausdruck = 1500.
in der
Jahresproduktion verausgabter Arbeitstag,
Während des Jahrs verausgabte Mehrarbeit (m):
Ein halber
Werthausdruck = 1500
in der
Jahresproduktion verausgabter Arbeitstag,
393
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Werthprodukt der Jahresarbeit (v + m) 3000
Gesammt-Produktenwerth (c + v + m) 9000.
Die Schwierigkeit besteht also nicht in der Analyse des gesellschaftli
chen Produktenwerths selbst. Sie entspringt bei Vergleichung der Werth-
bestandtheile des gesellschaftlichen Produkts mit seinen sachlichen Be- 5
standtheilen.
Der konstante, nur wiedererscheinende Werththeil
ist gleich dem
Werth des Theils dieses Produkts, der aus Produktionsmitteln besteht und
ist verkörpert in diesem Theil.
Das neue Werthprodukt des Jahres = v + m ist gleich dem Werth des 10
Theils dieses Produkts, das aus Konsumtionsmitteln besteht, und ist ver
körpert in diesem Theil.
Aber, mit hier gleichgültigen Ausnahmen, sind Produktionsmittel und
Konsumtionsmittel total verschiedne Sorten von Waaren, Produkte von
ganz verschiedner Natural- oder Gebrauchsform, ||152| also auch Pro- 15
dukte total verschiedner konkreter Arbeitsarten. Die Arbeit, welche M a
schinen zur Produktion von Lebensmitteln anwendet, ist ganz verschie
den von der Arbeit, welche Maschinen macht. Der ganze jährliche Ge-
sammtarbeitstag, dessen Werthausdruck = 3000, scheint verausgabt in
der Produktion von Konsumtionsmitteln = 3000, in denen kein konstan- 20
ter Werththeil wieder erscheint, da diese 3000 = 1500v + 1500m sich nur
in variablen Kapitalwerth + Mehrwerth auflösen. Andrerseits erscheint
der konstante Kapitalwerth = 6000 wieder in einer von den Konsum
tionsmitteln ganz verschiednen Produktenart, den Produktionsmitteln,
während doch kein Theil des gesellschaftlichen Arbeitstags in der Pro- 25
duktion dieser neuen Produkte verausgabt scheint; dieser ganze Arbeits
tag scheint vielmehr nur aus den Arbeitsweisen zu bestehn, die nicht in
Produktionsmitteln sondern in Konsumtionsmitteln resultiren. Das Ge-
heimniß ist bereits gelöst. Das Werthprodukt der Jahresarbeit ist gleich
dem Produktenwerth der Abtheilung II, dem Totalwerth der neu ||153| 30
producirten Konsumtionsmittel. Aber dieser Produktenwerth ist größer
um
innerhalb der Produktion von Konsumtionsmitteln
(Abth. II) verausgabte Theil der Jahresarbeit. Nur '/3 der Jahresarbeit ist
in ihrer Produktion verausgabt. 2h dieser Jahresarbeit sind in der Produk
tion von Produktionsmitteln verausgabt, also in Abth. I. Das während 35
dieser Zeit sub I erzeugte Werthprodukt, gleich dem sub I producirten
variablen Kapitalwerth plus Mehrwerth, ist gleich dem sub II in Kon
sumtionsmitteln wieder erscheinenden konstanten Kapitalwerth von II.
Sie können sich daher wechselseitig austauschen und in natura ersetzen.
Der Totalwerth der Konsumtionsmittel II ist daher gleich der Summe 40
des neuen Werthprodukts sub I plus II, oder I I (c + v + m) = I(v + m)
2h als der
394
Einfache Reproduktion
+ II(v + m), also gleich der Summe des von der Jahresarbeit in Form von
v + m producirten Neuwerths.
Andrerseits ist der Totalwerth der Produktionsmittel (I) gleich der
Summe des in der Form von Produktionsmitteln (I) und des in der Form
5 von Konsumtionsmitteln ||154| (II) wieder erscheinenden konstanten K a
pitalwerths, also gleich der Summe des im Totalprodukt der Gesellschaft
wieder erscheinenden konstanten Kapitalwerths. Dieser Totalwerth ist
gleich dem Werthausdruck von 4h vor dem Produktionsproceß sub I, und
2h vor dem Produktionsproceß sub II vergangnen Arbeitstagen, also zu-
10 sammen von zwei Gesammtarbeitstagen.
Die Schwierigkeit kommt also bei dem gesellschaftlichen Jahrespro
dukt daher, daß der konstante Werththeil in einer ganz andren Produk
tenart - Produktionsmitteln - sich darstellt, als der diesem konstanten
Werththeil zugesetzte Neuwerth v + m, der sich in Konsumtionsmitteln
15 darstellt. So hat es den Schein, als fänden sich - dem Werth nach
2h der aufgezehrten Produktenmasse in einer neuen Form
betrachtet
wieder, als Neuprodukt, ohne daß irgend eine Arbeit von der Gesell
schaft in ihrer Produktion verausgabt wäre. Dies findet bei dem Einzel
kapital nicht statt. Jeder individuelle Kapitalist wendet eine bestimmte
20 konkrete Arbeitsart an, welche die ihr ||155| eigenthümlichen Produk
in ein Produkt von bestimmter Naturalform verwandelt.
tionsmittel
Z . B. der Kapitalist sei Maschinenbauer, das während des Jahres veraus
gabte konstante Kapital = 6000c, das variable = 1500v, der Mehrwerth
= 1500m; das Produkt = 9000, wir wollen sagen ein Produkt von 18 Ma-
25 schinen, wovon jede = 500. Das ganze Produkt besteht hier in derselben
Form, der von Maschinen. (Producirt er mehrere Sorten, so wird jede für
sich berechnet.) Das ganze Waarenprodukt ist Produkt der während des
Jahres im Maschinenbau verausgabten Arbeit, Kombination derselben
konkreten Arbeitsart mit denselben Produktionsmitteln. Die verschied-
30 nen Theile des Produktenwerths stellen sich daher in derselben Natural
form dar: in 12 Maschinen stecken 6000c, in 3 Maschinen 1500v, in
3 Maschinen 1500m. Es ist hier klar, daß der Werth der 12 Maschinen
= 6000c ist, nicht weil in diesen 12 Maschinen blos vor dem Maschinen
bau vergangne und nicht in ihm verausgabte Arbeit verkörpert. ||156| Der
35 Werth der Produktionsmittel für 18 Maschinen hat sich nicht von selbst
in 12 Maschinen verwandelt, aber der Werth dieser 12 Maschinen (der
selbst aus 4000c + lOOOv + 1000m besteht) ist gleich dem Totalwerth des
in den 18 Maschinen enthaltnen konstanten Kapitalwerths. Der Ma
schinenbauer muß daher von den 18 Maschinen 12 verkaufen, um sein
40 verausgabtes konstantes Kapital, das er zur Reproduktion von 18 neuen
Maschinen nöthig hat, zu ersetzen. Dagegen wäre die Sache unerklärlich,
395
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
wenn, obgleich die angewandte Arbeit bloß aus Maschinenbau besteht,
als ihr Resultat sich ergäben: einerseits 6 Maschinen = 1 5 0 0 v+ 1500m,
andrerseits Eisen, Kupfer, Schrauben, Riemen, etc. zum Werthbetrag von
6000c, d. h. die Produktionsmittel der Maschinen in ihrer Naturalform,
die der einzelne, maschinenbauende Kapitalist bekanntlich nicht selbst
producirt, sondern sich durch den Cirkulationsproceß ersetzen muß. Und
dennoch scheint, auf den ersten Blick, sich die Reproduktion des gesell
schaftlichen Jahresprodukts in so widersinniger Weise zu vollziehn. |
5
|157| Das Produkt des individuellen Kapitals, d.h. jedes selbständig
fungirenden, mit eignem Leben begabten Bruchstücks des gesellschaftli- 10
chen Kapitals, hat irgend eine beliebige Naturalform. Die einzige Bedin
gung ist, daß es wirklich eine Gebrauchsform hat, einen Gebrauchswerth,
der es zu einem cirkulationsfähigen Glied der Waarenwelt stempelt. Es ist
ganz gleichgültig und zufällig, ob es als Produktionsmittel wieder in den
selben Produktionsproceß eingehn kann, aus dem es als Produkt her- 15
auskommt, also ob der Theil seines Produktenwerths, worin sich der
konstante Kapitaltheil darstellt, eine Naturalform besitzt, worin er t a t
sächlich wieder als konstantes Kapital fungiren kann. Wenn nicht, wird
dieser Theil des Produktenwerths durch Verkauf und Einkauf wieder in
die Form seiner sachlichen Produktionselemente verwandelt, und da- 20
durch das konstante Kapital in seiner funktionsfähigen Naturalform re
producirt.
Anders verhält es sich mit dem ||158| Produkt des gesellschaftlichen
Gesammtkapitals. Alle sachlichen Elemente der Reproduktion müssen in
ihrer Naturalform Theile dieses Produkts selbst bilden. Der aufgezehrte 25
konstante Kapitaltheil kann durch die Gesammtproduktion nur ersetzt
werden, soweit im Produkt der gesammte wieder erscheinende konstante
Kapitaltheil
in der Naturalform neuer Produktionsmittel wieder er
scheint, die wirklich als konstantes Kapital fungiren können. Einfache
Reproduktion vorausgesetzt, muß daher der Werth des Theils des Pro- 30
dukts, der aus Produktionsmitteln besteht, gleich dem konstanten Werth
theil des gesellschaftlichen Kapitals sein.
Ferner: Individuell betrachtet, producirt der Kapitalist in seinem Pro
duktenwerth durch die neu zugesetzte Arbeit nur sein variables Kapital
plus Mehrwerth, während der konstante Werththeil durch den konkreten 35
Charakter der neu zugesetzten Arbeit auf das Produkt übertragen ist.
Gesellschaftlich betrachtet, producirt ||159| der Theil des gesellschaftli
chen Arbeitstags, der Produktionsmittel producirt, ihnen daher sowohl
Neuwerth zusetzt als den Werth der in ihrer Produktion verzehrten Pro
duktionsmittel auf sie überträgt, nichts als neues konstantes Kapital, 40
bestimmt das in der Form der alten Produktionsmittel aufgezehrte zu
396
Einfache Reproduktion
ersetzen, sowohl das sub I wie sub II konsumirte konstante Kapital. Er
producirt nur Produkt, bestimmt der produktiven Konsumtion anheim
zufallen. Der ganze Werth dieses Produkts ist also nur Werth, der als
konstantes Kapital von neuem fungiren, der nur konstantes Kapital in
5 seiner Naturalform zurückkaufen kann, der sich daher, gesellschaftlich
betrachtet, weder in variables Kapital noch in Mehrwerth auflöst. - And
rerseits producirt der Theil des gesellschaftlichen Arbeitstags, der Kon
sumtionsmittel producirt, keinen Theil des gesellschaftlichen Ersatzka
pitals. Er producirt nur Produkte, die in ihrer Naturalform bestimmt
10 sind, den Werth des variablen Kapitals und den Mehrwerth sub I und II
zu realisiren. |
|160| Wenn man von gesellschaftlicher Betrachtungsweise spricht, also
das gesellschaftliche Gesammtprodukt betrachtet, welches sowohl die
Reproduktion des gesellschaftlichen Kapitals wie die individuelle Kon-
15 sumtion einschließt, so muß man nicht in die von Proudhon der bürger
lichen Oekonomie nachgemachte Manier verfallen und die Sache so be
trachten, als wenn eine Gesellschaft kapitalistischer Produktionsweise, en
bloc, als Totalität betrachtet, diesen ihren specifischen, historisch öko
nomischen Charakter verlöre. Umgekehrt. Man hat es dann mit dem
20 Gesammtkapitalisten zu thun. Das Gesammtkapital erscheint als das
Aktienkapital aller einzelnen Kapitalisten zusammen. Diese Aktiengesell
schaft hat das mit vielen andern Aktiengesellschaften gemein, daß jeder
weiß was er hineinsetzt, aber nicht was er herauszieht. |
|161| IX
25 Der Gesammtwerth des gesellschaftlichen Produkts beträgt 9000 = 6000c
+ 1500v + 1500m, mit andren Worten 6000 reproduciren den Werth der
Produktionsmittel und 3000 den Werth der Konsumtionsmittel. Der
Werth der gesellschaftlichen Revenue (v + m) beträgt also nur '/3 des Ge-
sammtproduktenwerths, und nur zum Werthbetrag dieses Drittels kann
30 die Gesammtheit der Konsumenten, Arbeiter wie Kapitalisten, Waaren,
Produkte, dem gesellschaftlichen Gesammtprodukt entziehn und ihrem
Konsumtionsfonds einverleiben. Dagegen sind 6000 = 2h des Produkten
werths Werth des konstanten Kapitals, das in natura ersetzt werden muß.
Produktionsmittel zu diesem Betrag müssen also dem Produktionsfonds
35 wieder einverleibt werden. Dies ist es was Storch als nothwendig einsieht,
ohne es beweisen zu können: Il est clair que la valeur du produit annuel
se distribue partie en capitaux et partie en profits, et que chacune de ces
397
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
parties de la valeur du produit annuel va régulièrement acheter les pro
duits dont la nation a besoin, ||162| tant pour entretenir son capital que
pour remplacer son fonds consommable . .. les produits qui constituent le
capital d'une nation, ne sont point consommables. (Storch, Considéra
tions sur la nature du revenu national, Paris 1824, p. 150.)
5
A. Smith jedoch hat dieses fabelhafte Dogma aufgestellt, das ihm bis
heute geglaubt wird, nicht nur in der bereits erwähnten Form, wonach
der gesammte gesellschaftliche Produktenwerth sich in Revenue auflöst,
in Arbeitslohn plus Mehrwerth, oder wie er es ausdrückt, in Arbeitslohn
plus Profit (Zins) plus Grundrente. Sondern auch in der noch populä- 10
reren Form, daß die Konsumenten in letzter Instanz (ultimately) den gan
zen Produktenwerth den Producenten zahlen müssen. Dies ist bis heute
einer der bestbeglaubigten Gemeinplätze oder vielmehr ewigen Wahrhei
ten der sog. Wissenschaft der politischen Oekonomie. Dies wird in fol
gender plausiblen Weise veranschaulicht. Nimm irgend einen Artikel 15
z . B. leinene Hemden. Erst hat der Spinner von Leinengarn dem Flachs
bauer den ganzen Werth des Flachses zu zahlen, also Flachssamen,
Düngmittel, ||163| Arbeitsviehfutter etc.; den Werththeil den das fixe K a
pital des Flachsbauers, wie Baulichkeiten, Ackergeräthe u.s.w. an dies
Produkt abgeben; den in der Produktion des Flachses gezahlten Arbeits- 20
lohn; den Mehrwerth (Profit, Grundrente) der im Flachs steckt; endlich
die Frachtkosten des Flachses von seiner Produktionsstätte zur Spinne
rei. Dann hat der Weber dem Spinner des Leinengarns nicht nur diesen
Preis des Flachses zurückzuerstatten, sondern auch den Werththeil der
Maschinerie, Baulichkeiten etc., kurz des fixen Kapitals, der auf den 25
Flachs übertragen wird, ferner alle während des Spinnprocesses verzehr
ten Hülfsstoffe, Arbeitslohn der Spinner, Mehrwerth etc.; und so geht's
weiter mit dem Bleicher, den Transportkosten der fertigen Leinwand,
endlich dem Hemdenfabrikanten, der den ganzen Preis aller frühern Pro
ducenten bezahlt hat, die ihm nur sein Rohmaterial geliefert haben. In 30
seiner Hand findet nun fernerer Werthzusatz statt, durch Werth theils des
konstanten Kapitals, das in der F o rm von Arbeitsmitteln, Hülfsstoffen
etc. ||164| in der Hemdenfabrikation verzehrt wird, theils durch die darin
verausgabte Arbeit, die den Werth des Arbeitslohns der Hemdenmacher
plus dem Mehrwerth des Hemdenfabrikanten zusetzt. Dies ganze Hern- 35
denprodukt koste nun schließlich 100 £ und dies sei der Antheil am gan
zen jährlichen Produktenwerth, den die Gesellschaft in Hemden veraus
gabt. Die Konsumenten der Hemden zahlen die 100 £, also den Werth
aller in den Hemden enthaltnen Produktionsmittel wie den Arbeitslohn
plus Mehrwerth des Flachsbauers, Spinners, Webers, Bleichers, Hemden- 40
fabrikanten, sowie sämmtlicher Transporteure. Dies ist vollständig rich-
398
Einfache Reproduktion
tig. Es ist in der That das was jedes Kind sieht. Aber dann heißt es weiter:
So verhält es sich mit dem Werth aller andern Waaren. Es sollte heißen:
So verhält es sich mit dem Werth aller Konsumtionsmittel, mit dem Werth
des gesellschaftlichen Produktentheils, der in den Konsumtionsfonds ein-
5 geht, also mit dem Theil des gesellschaftlichen Produktenwerths, der als
Revenue verausgabt werden kann. Die Werthsumme aller dieser ||165|
Waaren ist allerdings gleich dem Werth aller in ihnen aufgezehrten Pro
duktionsmittel (konstanten Kapitaitheile) plus dem Werth, den die letzt
zugefügte Arbeit geschaffen hat (Arbeitslohn plus Mehrwerth). Die Ge-
10 sammtheit der Konsumenten kann also diese ganze Werthsumme zahlen,
weil zwar der Werth jeder einzelnen Waare aus c + v + m besteht, aber die
Werthsumme aller in den Konsumtionsfonds eingehenden Waaren zu
sammengenommen, dem Maximum nach, nur gleich sein kann dem Theil
in v + m auflöst,
des gesellschaftlichen Produktenwerths, der sich
15 d.h. gleich dem Werth den die während des Jahrs verausgabte Arbeit den
vorgefundnen Produktionsmitteln - dem konstanten Kapitalwerth - zu
gesetzt hat. Was aber den konstanten Kapitalwerth angeht, so haben wir
gesehn, daß er aus der gesellschaftlichen Produktenmasse auf doppelte
Weise ersetzt wird. Erstens durch Austausch der Kapitalisten II, die Kon-
20 sumtionsmittel produciren, mit den Kapitalisten I, welche die Produk
tionsmittel dafür ||166| produciren. Und hier ist die Quelle der Phrase, daß
was für den Einen Kapital, für den Andern Revenue ist. Aber so verhält
sich die Sache nicht. Die 2000 I I c, die in Konsumtionsmitteln zum Werth
von 2000 existiren, bilden für die Kapitalistenklasse II konstanten K a-
25 pitalwerth. Sie können ihn also nicht selbst konsumiren, obgleich das
Produkt nach seiner Naturalform konsumirt werden muß. Andrerseits
sind 2000 I(v + m), der von der Kapitalisten- und Arbeiterklasse produ
cirte Arbeitslohn plus Mehrwerth. Sie existiren in der Naturalform von
Produktionsmitteln, von Dingen, in denen ihr eigner Werth nicht kon-
30 sumirt werden kann. Wir haben hier also eine Werthsumme von 4000,
von denen nur 2000 verzehrt werden können, und von denen vor wie
nach dem Austausch die Hälfte nur konstantes Kapital ersetzt und die
Hälfte nur Revenue bildet. - Zweitens aber wird das konstante Kapital
der Abtheilung I in natura ersetzt, theils durch Austausch unter den
35 Kapitalisten I, theils durch Ersatz in ||167| natura in jedem einzelnen
Geschäft.
Die Phrase, daß der ganze jährliche Produktenwerth schließlich von
den Konsumenten bezahlt werden muß, wäre nur dann richtig, wenn
man unter Konsumenten zwei ganz verschiedne Sorten einbegriffe, indi-
40 viduelle Konsumenten und produktive Konsumenten. Aber daß ein Theil
des Produkts produktiv konsumirt werden muß, heißt ja weiter nichts als
399
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
daß er als Kapital fungiren muß und nicht als Revenue verzehrt werden
kann.
in
Wenn wir den Werth des Gesammtprodukts = 9000 eintheilen
6000c + 1500v + 1500m, und die 3000 (v + m) nur in ihrer Eigenschaft als
Revenue betrachten, so scheint umgekehrt das variable Kapital zu ver- 5
schwinden und das Kapital, gesellschaftlich betrachtet, nur aus konstan
tem Kapital zu bestehn. Denn was ursprünglich als 1500v erschien, hat
sich in einen Theil der gesellschaftlichen Revenue, in Arbeitslohn, R e
venue der Arbeiterklasse aufgelöst, und sein Kapitalcharakter ist damit
verschwunden. In der That wird diese Folgerung ||168| von Ramsay ge- 10
zogen. Nach ihm besteht, gesellschaftlich betrachtet, das Kapital nur aus
fixem Kapital, aber unter fixem Kapital versteht er konstantes Kapital,
die in Produktionsmitteln bestehende Werthmasse, seien diese Produk
tionsmittel nun Arbeitsmittel oder Produktionsmaterial, wie Rohstoff,
Halbfabrikat, Hülfsstoff etc. Er nennt das variable Kapital cirkulirendes: 15
Circulating capital consists only of subsistence and other necessaries ad
vanced to the workmen, previous to the completion of the produce of
their labour. . .. Fixed capital alone not circulating, is properly speaking a
source of national wealth
. .. Circulating capital is not an immediate
agent in production, nor essential to it at all, but merely a convenience 20
rendered necessary by the deplorable poverty of the mass of the people
. .. Fixed capital alone constitutes an element of cost of production in a
national point of view. (Ramsay, I . e. p. 2 3 - 26 passim.) Ramsay erklärt
fixes Kapital, worunter er konstantes versteht, ||169| näher wie folgt: The
length of time during which any portion of the product of that labour 25
(nämlich labour bestowed on any commodity) has existed as fixed capi
tal, i.e. in a form in which, though assisting to raise the future commod
ity, it does not maintain labourers, (p. 59.)
Hier sieht man wieder das Unheil, das A. Smith angerichtet, indem der
Unterschied von konstantem und variablem Kapital bei ihm ertränkt ist 30
in dem Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital. Das konstante
Kapital Ramsay's besteht aus Arbeitsmitteln, sein cirkulirendes aus Le
bensmitteln; beide sind Waaren von gegebnem Werth; die einen können
so wenig einen Mehrwerth produciren wie die andern. |
400
Einfache Reproduktion
|170| X.
')
Die ganze jährliche Reproduktion, das ganze Produkt dieses Jahrs ist
Produkt der diesjährigen nützlichen Arbeit. Aber der Werth dieses Ge-
sammtprodukts ist größer als der Werththeil desselben, worin sich die
5 Jahresarbeit, als während dieses Jahres verausgabte Arbeitskraft, verkör
pert. Das Werthprodukt dieses Jahrs, der während desselben in Waaren
form neu geschaffne Werth ist kleiner als der Produktenwerth, der Ge
sammtwerth, der während des ganzen Jahres hergestellten Waarenmasse.
Die Differenz, die wir erhalten, wenn wir vom Gesammtwerth des jähr-
10 liehen Produkts den Werth abziehn, der ihm durch die laufende Jahres
arbeit zugesetzt wurde, ist nicht wirklich reproducirter Werth, sondern
nur in neuer Daseinsform wieder erscheinender Werth; Werth auf das
Jahresprodukt übertragen von vor ihm existirendem Werth, der je nach
der Dauer der konstanten Kapitalbestandtheile, die im diesjährigen ||171|
15 gesellschaftlichen Arbeitsproceß mitgewirkt, von früherem oder späterem
Datum sein kann, der von dem Werth eines Produktionsmittels herrüh
ren kann, welches im vorigen Jahr oder in einer Reihe früherer Jahre zur
Welt kam. Es ist unter allen Umständen Werth, übertragen von vorjäh
rigen Produktionsmitteln auf das Produkt des laufenden Jahrs.
20
Nehmen wir unser Schema, so haben wir, nach Umsatz der bisher
betrachteten Elemente zwischen I und II, und innerhalb II:
I) 4000c + lOOOv + 1000m (realisirt in Konsumtionsmitteln, worin I Ic
reproducirt) = 6000
II) 2000c (reproducirt durch Umsatz mit I(v + m)) + 500v + 500m
25 = 3000.
Werthsumme = 9000.
Während des Jahres neu producirter Werth steckt nur in den v und m.
Die Summe des Werthprodukts dieses Jahrs ist also gleich der Summe der
v + m, = 2000 I(v + m )+ 1000 II(v + m) = 3000. Alle übrigen Werth-
30 theile des Produktenwerths dieses Jahrs sind nur übertragner Werth, vom
Werth früherer,
in der jährlichen Produktion verzehrter Produktions
mittel. Außer dem Werth von 3000 hat die laufende Jahresarbeit nichts
an Werth producirt; es ist ihr ganzes jährliches Werthprodukt.
Nun aber ersetzen, wie wir sahen, die 2000 I(v + m) der Klasse II ihre
35 2000 I Ic in Naturalform von Produktionsmitteln. Zwei Drittel der Jah
resarbeit, verausgabt in Kategorie I, haben also neu producirt das kon
stante ||172| Kapital II, sowohl seinen ganzen Werth, wie seine Natural
form. Gesellschaftlich betrachtet haben also zwei Drittel der während des
') Von hier an Ms. VIII.
401
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Jahres verausgabten Arbeit neuen konstanten Kapitalwerth geschaffen,
realisirt in der der Abth. II angemeßnen Naturalform. Der größre Theil
der gesellschaftlichen Jahresarbeit ist also verausgabt worden in Produk
tion von neuem konstantem Kapital (in Produktionsmitteln existirendem
Kapitalwerth) zum Ersatz des in der Produktion von Konsumtionsmit- 5
teln verausgabten konstanten Kapitalwerths. Was hier die kapitalistische
Gesellschaft vom Wilden unterscheidet ist nicht, wie Senior1) meint, daß
es das Privilegium und die Eigenheit des Wilden sei, seine Arbeit zu
verausgaben in gewisser Zeit, die ihm keine in Revenue, d.h. in Konsum
tionsmittel auflösbare (umsetzbare) Früchte verschafft, sondern der Un- 10
terschied besteht darin:
a) Die kapitalistische Gesellschaft verwendet mehr ihrer disponiblen
Jahresarbeit in Produktion von Produktionsmitteln (ergo von konstan
tem Kapital) die weder unter der Form von Arbeitslohn, noch von Mehr
werth, in Revenue auflösbar sind, sondern nur als Kapital fungiren kön- 15
nen.
b) Wenn der Wilde Bogen, Pfeile, Steinhämmer, Aexte, Körbe etc.
macht, so weiß er ||173| ganz genau, daß er die soverwandte Zeit nicht
auf Herstellung von Konsumtionsmitteln verwendet hat, daß er also sei
nen Bedarf an Produktionsmitteln gedeckt hat und weiter nichts. Außer- 20
dem begeht der Wilde eine schwere ökonomische Sünde durch seine völ
lige Gleichgültigkeit gegen Zeitaufwand, und verwendet z . B. manchmal,
wie Tyler erzählt, einen ganzen Monat zur Verfertigung eines Pfeils.2)
Die laufende Vorstellung, wodurch ein Theil der politischen Oeko-
nomen sich die theoretische Schwierigkeit, d.h. das Verständniß des 25
realen Zusammenhangs vom Hals zu schaffen sucht, - daß, was für
den Einen Kapital, für den Andren Revenue ist und umgekehrt, - ist
theilweise richtig, und wird ganz falsch (enthält also ein völliges Mißver-
ständniß des ganzen Umsetzungsprocesses, der mit der jährlichen R e
produktion vorgeht, also auch ein Mißverständniß über die thatsächliche 30
Grundlage des theilweis Richtigen), sobald sie allgemein aufgestellt wird.
Wir stellen jetzt die thatsächlichen Verhältnisse zusammen, worauf die
theilweise Richtigkeit dieser Vorstellung beruht, wobei sich zugleich die
falsche Auffassung dieser Verhältnisse zeigen wird.
') „Wenn der Wilde Bogen fabricirt, so übt er eine Industrie aus, aber er prakticirt nicht die 35
Abstinenz." (Senior, Principes fondamentaux de l'Ec. Pol., trad. Arrivabene, Paris 1836
p. 308.) - „Je mehr die Gesellschaft fortschreitet, desto mehr Abstinenz erfordert sie." (ib.
D. 342.) Vgl. Das Kapital, Buch I, Kap. XXII, 3, p. 619.
2) E. B. Tyler, Forschungen über die Urgeschichte der Menschheit, übers, von H. Müller.
Leipzig ohne Datum, S. 240.
40
402
Einfache Reproduktion
1) Das variable Kapital fungirt als Kapital in der Hand des Kapitali
sten und fungirt als Revenue in der Hand des Lohn||174|arbeiters.
Geldkapital; es
fungirt als Geldkapital,
Das variable Kapital existirt zunächst in der Hand des Kapitalisten als
indem er damit Arbeitskraft
5 kauft. So lange es in seiner Hand in Geldform verharrt, ist es nichts als in
Geldform existirender gegebner Werth, also eine konstante und keine
variable Größe. Es ist nur potentiell variables Kapital - eben durch seine
Umsatzfähigkeit in Arbeitskraft. Wirkliches variables Kapital wird es
nur nach Abstreifung seiner Geldform, nachdem es in Arbeitskraft um-
10 gesetzt worden, und diese als Bestandtheil des produktiven Kapitals im
kapitalistischen Productionsproceß fungirt.
Das Geld, das zuerst als Geldform des variablen Kapitals für den K a
pitalisten fungirte, fungirt nun in der Hand des Arbeiters als Geldform
seines Arbeitslohns, den er in Lebensmittel umsetzt; also als Geldform
15 der Revenue, die er aus dem stets wiederholten Verkauf seiner Arbeits
kraft bezieht.
Hier haben wir nur die einfache Thatsache, daß das Geld des Käufers,
hier des Kapitalisten, aus seiner Hand in die Hand des Verkäufers, hier
des Verkäufers der Arbeitskraft, des Arbeiters, übergeht. Es ist nicht das
20 variable Kapital, das doppelt fungirt, als Kapital für den Kapitalisten
und als Revenue für den Arbeiter, sondern ist dasselbe Geld, das erst in
der Hand des Kapitalisten als Geldform seines variablen Kapitals, daher
als potentielles variables Kapital existirt, und das, sobald der Kapitalist
es ||175| umgesetzt in Arbeitskraft, in der Hand des Arbeiters als Aequi-
25 valent für verkaufte Arbeitskraft dient. D aß aber dasselbe Geld in der
Hand des Verkäufers einer andren Nutzanwendung dient, als in der
Hand des Käufers, ist allem K a uf und Verkauf von Waaren angehöriges
Phänomen.
Apologetische Oekonomen stellen die Sache falsch dar, wie sich am
30 besten zeigt, wenn wir nur den Cirkulationsakt G -A (= G - W) Umsatz
von Geld in Arbeitskraft auf Seite des kapitalistischen Käufers, A -G
(= W - G ), Umsatz der Waare Arbeitskraft in Geld auf Seite des Verkäu
fers, des Arbeiters, ausschließlich im Auge halten, ohne uns vorläufig um
das weiter folgende zu bekümmern. Sie sagen: dasselbe Geld realisirt hier
35 zwei Kapitale; der Käufer - Kapitalist - setzt sein Geldkapital in leben
dige Arbeitskraft um, die er seinem produktiven Kapital einverleibt; and
rerseits der Verkäufer - Arbeiter - setzt seine Waare - die Arbeitskraft -
in Geld um, das er als Revenue verausgabt, wodurch er eben befähigt
wird, seine Arbeitskraft stets von neuem wieder zu verkaufen und so zu
40 erhalten; seine Arbeitskraft ist also selbst sein Kapital in Waarenform,
woraus ihm beständig seine Revenue quillt. - In der That ist die Arbeits-
403
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
kraft sein Vermögen (stets sich erneuerndes, reproduktives), nicht sein
Kapital. Sie ist die einzige Waare, die er beständig verkaufen kann und
muß, um zu leben, und die als Kapital (variables) ||176| nur erst in der
Hand des Käufers, des Kapitalisten, wirkt. D aß ein Mann beständig
gezwungen ist, stets wieder von neuem seine Arbeitskraft, d.h. sich selbst, 5
an eine dritte Person zu verkaufen, beweist nach jenen Oekonomen, daß
er ein Kapitalist ist, weil er beständig „Waare" (sich selbst) zu verkaufen
hat. In diesem Sinn wird auch der Sklave Kapitalist, obgleich er von einer
dritten Person ein für allemal als Waare verkauft wird; denn die Natur
dieser Waare - des Arbeitssklaven - bringt es mit sich, daß ihr Käufer sie 10
nicht nur jeden Tag von neuem arbeiten läßt, sondern ihr auch die Le
bensmittel gibt, vermöge deren sie stets von neuem wieder arbeiten kann.
- (Vergleiche hierüber Sismondi, und Say in den Briefen an Malthus.)
2) In dem Umsatz von 1000 Iv + 1000 Im gegen 2000 I Ic wird also das
was konstantes Kapital für die einen (2000 I I c ), variables Kapital und 15
Mehrwerth, also überhaupt Revenue, für die Andren; und das was va
riables Kapital und Mehrwerth (2000 I(v + m)) also überhaupt Revenue
für die Einen, wird konstantes Kapital für die Andren.
Betrachten wir zunächst den Umsatz von Iv gegen I I c, und zwar zuerst
vom Standpunkt des Arbeiters.
20
Der Gesammtarbeiter von I hat seine Arbeitskraft verkauft an den
Gesammtkapitalisten ||177| von I für 1000; er erhält diesen Werth in Geld
ausgezahlt in der Form des Arbeitslohns. Mit diesem Geld kauft er von
II Konsumtionsmittel zum selben Werthbetrag. Der Kapitalist II steht
ihm nur als Waarenverkäufer und als nichts andres gegenüber, auch 25
wenn der Arbeiter von seinem eignen Kapitalisten kauft, wie z . B. oben
(S. 95) im Umsatz der 500 IIv. Die Cirkulationsform, die seine Waare,
die Arbeitskraft durchmacht, ist die der einfachen, auf bloße Befriedi
gung von Bedürfnissen, auf Konsumtion gerichtete Waarencirkula
tion W (Arbeitskraft) - G -W (Konsumtionsmittel, Waare I I ). Resultat 30
dieses Cirkulationsprocesses ist: daß der Arbeiter sich als Arbeitskraft für
den Kapitalisten I erhalten hat, und um sich weiter als solche zu erhalten,
muß er stets von neuem den Proceß A ( W ) - G -W wiederholen. Sein Ar
beitslohn realisirt sich in Konsumtionsmitteln, er wird als Revenue ver
ausgabt und, die Arbeiterklasse im Ganzen genommen, wieder beständig 35
als Revenue verausgabt.
Betrachten wir nun denselben Umsatz Iv, gegen I Ic vom Standpunkt
des Kapitalisten. Das ganze Waarenprodukt von II besteht aus Konsum
tionsmitteln; also aus Dingen, bestimmt in die jährliche Konsumtion ein-
zugehn, also zur Realisirung von Revenue zu dienen für irgend Jemand, 40
im hier betrachteten Fall für den Gesammtarbeiter I. Für den Gesammt-
404
Einfache Reproduktion
kapitalisten II aber ist ein Theil seines Waarenprodukts, = 2000, jetzt in
seine Waare ||178| verwandelte F o rm des konstanten Kapitalwerths seines
produktiven Kapitals, welches aus dieser Waarenform wieder rückver
wandelt werden muß in die Naturalform, worin es von neuem als kon-
5 stanter Theil des produktiven Kapitals wirken kann. Was Kapitalist II
bis jetzt erreicht hat, ist daß er die Hälfte (= 1000) seines in Waarenform
(Konsumtionsmitteln) reproducirten konstanten Kapitalwerths durch
den Verkauf an den Arbeiter I in Geldform rückverwandelt hat. Es ist
also auch nicht das variable Kapital Iv, das sich umgesetzt hat diese erste
10 Hälfte des konstanten Kapitalwerths I I c, sondern das Geld, das für I als
Geldkapital fungirte im Umsatz gegen Arbeitskraft, war so in den Besitz
des Verkäufers der Arbeitskraft gekommen für den es kein Kapital, son
dern Revenue in Geldform darstellt, d.h. verausgabt wird als Kaufmittel
von Konsumtionsmitteln. Das Geld = 1000, das den Kapitalisten II von
15 den Arbeitern I zugeflossen, kann andrerseits nicht als konstantes Ele
ment des produktiven Kapitals II fungiren. Es ist nur noch die Geldform
seines Waarenkapitals, noch umzusetzen in fixe oder cirkulirende Be
standtheile von konstantem Kapital. II kauft also mit dem von den Ar
beitern I, den Käufern seiner Waare, gelösten Geld für 1000 Produktions-
20 mittel von I. Damit ist der konstante Kapitalwerth II zur Hälfte des
Gesammtbetrags erneuert in der Naturalform, worin es wieder als Ele
ment des produktiven Kapitals II fungiren kann. Die ||179| Cirkulations-
form für II war dabei W - G - W:
Konsumtionsmittel zum Werth von 1000 - Geld = 1000
Produktions-
25 mittel zum Werth von 1000.
Aber W - G -W ist hier Kapitalbewegung. W, verkauft an die Arbeiter,
verwandelt sich in G, und dies G wird umgesetzt in Produktionsmittel; es
ist Rückverwandlung aus Waare in die stofflichen Bildungselemente die
ser Waare. Andrerseits, wie Kapitalist II gegen I nur als Waarenkäufer
30 fungirt Kapitalist I gegen II hier nur als Waarenverkäufer. I hat ur
sprünglich mit 1000 Geld, bestimmt als variables Kapital zu fungiren,
Arbeitskraft zum Werth von 1000 gekauft; er hat also ein Aequivalent für
seine, in Geldform weggegebnen, lOOOv erhalten; das Geld gehört jetzt
dem Arbeiter, der es verausgabt in Käufen von II; I kann dies Geld, das
35 so in die Kasse von II geflossen, nur rückerhalten, indem er es durch
Verkauf von Waaren zum selben Werthbetrag wieder herausfischt.
Erst hatte I eine bestimmte Geldsumme = 1000, bestimmt als variabler
Kapitaltheil zu fungiren; sie fungirt als solcher durch ihren Umsatz in
Arbeitskraft zum selben Werthbetrag. Der Arbeiter hat ihm aber als R e-
40 sultat des Produktionsprocesses geliefert eine Waarenmasse (Produk
lk oder 1000 ihrem Werth nach
tionsmittel) zum Werth von 6000, wovon
405
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
ein Aequivalent des in Geld vorgeschoßnen variablen K a p i t a l t e i l s. So
wenig wie früher in seiner Geldform, fungirt der variable ||180| Kapital
werth jetzt in seiner Waarenform als variables Kapital; dies kann er nur
nach erfolgtem Umsatz in lebendige, während des Produktionsprocesses
fungirende Arbeitskraft. Als Geld war der variable Kapitalwerth nur 5
potentiell variables Kapital. Aber er befand sich in einer Form, worin er
direkt in Arbeitskraft umsetzbar. Als Waare ist dieser selbe variable
Kapitalwerth nur noch potentieller Geldwerth; er wird erst wieder in der
ursprünglichen Geldform hergestellt durch den Verkauf der Waare, hier
also dadurch, daß II für 1000 Waare kauft von I. Die Cirkulationsbe- 10
wegung von I ist hier:
-
lOOOv
lOOOv (Geld) - Arbeitskraft zum Werth von 1000 - 1000 in Waare
(Geld), also: G -W
(Aequivalent des variablen Kapitals)
. .. W - G. (= G -A . .. W - G ). Der zwischen W . .. W fallende Produkti
onsproceß selbst gehört der Cirkulationssphäre nicht an; er erscheint 15
nicht im Umsatz der verschiednen Elemente der jährlichen Reproduktion
gegen einander, obgleich dieser Umsatz die Reproduktion aller Elemente
des produktiven Kapitals einschließt, sowohl seiner konstanten wie des
variablen Elements, der Arbeitskraft. Alle Träger dieses Umsatzes er
scheinen nur als Käufer oder Verkäufer, oder als beides; die Arbeiter 20
erscheinen darin nur als Waarenkäufer; die Kapitalisten abwechselnd als
Käufer und Verkäufer; und innerhalb bestimmter Grenzen nur als ein
seitig Waarenkäufer oder als einseitig Waarenverkäufer. |
|181| Resultat: D aß I den variablen Werththeil seines Kapitals wieder in
der Geldform besitzt, woraus allein es direkt in Arbeitskraft umsetzbar 25
ist, d.h. in der einzigen Form worin es wirklich als variables Element
seines produktiven Kapitals vorgeschossen werden kann. Andrerseits,
um wieder als Waarenkäufer auftreten zu können, muß der Arbeiter jetzt
vorher wieder als Waarenverkäufer, als Verkäufer seiner Arbeitskraft
auftreten.
30
Mit Bezug auf das variable Kapital der Kategorie II (500 IIv) tritt der
Cirkulationsproceß zwischen Kapitalisten und Arbeitern derselben Pro
duktionsklasse in unvermittelter, statt in vermittelter Form auf, sofern
wir ihn betrachten als vorgehend zwischen dem Gesammtkapitalisten II
und dem Gesammtarbeiter II.
35
Der Gesammtkapitalist II schießt 500v vor im Ankauf von Arbeits
kraft zum selben Werthbetrag; der Gesammtkapitalist ist hier Käufer, der
Gesammtarbeiter Verkäufer. Dann tritt der Arbeiter mit dem für seine
Arbeitskraft gelösten Geld als Käufer eines Theils der von ihm selbst
producirten Waaren auf. Hier ist der Kapitalist also Verkäufer. Der Ar- 40
beiter hat dem Kapitalisten das ihm im Ankauf seiner Arbeitskraft ge-
406
Einfache Reproduktion
zahlte Geld ersetzt durch einen Theil des producirten Waarenkapitals II,
nämlich 500v in Waare; der Kapitalist besitzt jetzt in Waarenform das
selbe v, das er vor dem Umsatz in Arbeitskraft in Geldform besaß; der
Arbeiter andrerseits hat den Werth seiner Arbeitskraft in Geld realisirt
5 und realisirt dies Geld jetzt indem er es zur Bestreitung seiner Konsum
tion, als Revenue verausgabt in Ankauf eines Theils der ||182| von ihm
selbst producirten Konsumtionsmittel. Es ist dies Austausch der Revenue
des Arbeiters in Geld gegen den von ihm selbst in Waarenform repro
ducirten Waarenbestandtheil 500v des Kapitalisten. So kehrt dies Geld
10 zum Kapitalisten II als Geldform seines variablen Kapitals zurück.
Aequivalenter Revenuewerth in Geldform ersetzt hier variablen Kapi
talwerth in Waarenform.
Der Kapitalist bereichert sich nicht dadurch, daß er das Geld, das er
dem Arbeiter bei Ankauf der Arbeitskraft zahlt, ihm wieder entzieht
15 durch Verkauf einer äquivalenten Waarenmasse an den Arbeiter. Er wür
de den Arbeiter in der That zweimal zahlen, wenn er ihm erst 500 zahlte
im Ankauf seiner Arbeitskraft, und ihm außerdem noch die Waaren
masse im Werth von 500 umsonst gäbe, die er den Arbeiter hat produ
ciren lassen. Umgekehrt, producirte ihm der Arbeiter weiter nichts als ein
20 Aequivalent in Waare von 500 für den Preis seiner Arbeitskraft von 500,
so wäre der Kapitalist nach der Operation gerade auf demselben Punkt
wie vor derselben. Aber der Arbeiter hat ein Produkt von 3000 repro
ducirt; er hat den konstanten Werththeil des Produkts, d.h. den Werth
der darin verbrauchten Produktionsmittel = 2000 erhalten durch ihre
25 Verwandlung in neues Produkt; er hat diesem gegebnen Werth außerdem
einen Werth von 1000 (v + m) zugefügt. (Die Vorstellung, als wenn der
Kapitalist sich bereichere, in dem Sinn, daß er Mehrwerth gewinne durch
den Rückfluß der 500 in Geld entwickelt Destutt de Tracy, worüber des
Breiteren Abschnitt [XIII] dieses Kapitels.)
30
Durch den K a uf der Konsumtionsmittel zum Werth von 500 seitens
des Arbeiters II kehrt dem Kapitalisten II der Werth von 500 IIv den er
eben ||183| noch in Waare besaß, wieder zurück in Geld, in der Form,
worin er diesen Werth ursprünglich vorschoß. Unmittelbares Resultat der
Transaktion, wie bei jedem andren Waarenverkauf, ist der Umsatz ge-
35 gebnen Werths aus Waarenform in Geldform. Auch der dadurch vermit
telte Rückfluß des Geldes zu seinem Ausgangspunkt ist nicht specifi-
sches. Hätte Kapitalist II, für 500 in Geld, Waare von Kapitalist I ge
kauft und dann seinerseits Waare zum Betrag von 500 an I verkauft, so
wären ihm 500 in Geld zurückgeströmt. Die 500 Geld hätten nur zum
40 Umsatz einer Waarenmasse von 1000 gedient und wären nach dem früh-
ren allgemeinen Gesetz an den zurückgeflossen, der das Geld zum Um
satz dieser Waarenmasse in Cirkulation geworfen.
407
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Aber diese 500 Geld, die zu Kapitalist II zurückgeflossen, sind zugleich
erneutes potentielles variables Kapital in Geldform. Warum dies? Geld,
also auch Geldkapital, ist potentielles variables Kapital, nur weil und
sofern es umsetzbar in Arbeitskraft. Die Rückkehr der 500 £ Geld zu
Kapitalist II ist begleitet von der Rückkehr der Arbeitskraft II auf den
Markt. Die Rückkehr beider auf entgegen! 184(gesetzten Polen - also
auch die Wiedererscheinung der 500 Geld, nicht nur als Geld, sondern
auch als variables Kapital in Geldform - ist bedingt durch eine und
dieselbe Procedur. Das Geld = 500 fließt an Kapitalist II zurück, weil er
an Arbeiter II Konsumtionsmittel zum Betrag von 500 verkauft hat, also 10
weil der Arbeiter seinen Arbeitslohn verausgabt, dadurch sich nebst F a
milie und damit auch seine Arbeitskraft erhalten hat. Um weiter zu leben,
und weiter als Waarenkäufer auftreten zu können, muß er von neuem
seine Arbeitskraft verkaufen. Die Rückkehr der 500 in Geld zum Kapi
talisten II ist also gleichzeitig Rückkehr, resp. Verbleiben, der Arbeits- 15
kraft als durch die 500 Geld kaufbare Waare, und damit Rückkehr der
500 Geld als potentielles variables Kapital. /
5
/185/ Mit Bezug auf die Luxusmittel producirende Kategorie IIb ver
hält es sich mit ihrem v ( I l b v) dann so wie mit I v. Das Geld, das den
Kapitalisten IIb ihr variables Kapital in Geldform erneuert, strömt ihnen 20
zu auf dem Umweg durch die Hand der Kapitalisten IIa. Aber dennoch
macht es einen Unterschied, ob die Arbeiter ihre Lebensmittel direkt von
den kapitalistischen Producenten kaufen, denen sie ihre Arbeitskraft ver
kaufen, oder ob sie von einer andren Kategorie Kapitalisten kaufen, ver
mittelst deren den ersten das Geld nur auf einem Umweg zurückströmt. 25
Da die Arbeiterklasse von der Hand in den Mund lebt, kauft sie solange
sie kaufen kann. ||186| Anders beim Kapitalisten, hier z . B. bei dem Um
satz von 1000 I Ic gegen 1000 Iv. Der Kapitalist lebt nicht von der Hand
in den Mund. Möglichste Verwerthung seines Kapitals ist sein treibendes
Motiv. Treten daher Umstände irgend einer Art ein, die es dem Kapita- 30
listen II vortheilhafter erscheinen lassen, statt unmittelbar sein konstan
tes Kapital zu erneuern, es theilweise wenigstens in Geldform längre Zeit
festzuhalten, so verzögert sich der Rückfluß der 1000 I Ic (in Geld) zu I,
also auch die Wiederherstellung von lOOOv in Geldform, und Kapitalist I
kann nur auf derselben Stufenleiter fortarbeiten, wenn er Reservegeld zur 35
Verfügung hat, wie überhaupt Reservekapital in Geld nöthig ist, um un
unterbrochen, ohne Rücksicht auf rascheren oder langsameren Rückfluß
des variablen Kapital Werths in Geld, fortarbeiten zu können.
Hat man den Umsatz der verschiednen Elemente der laufenden jähr
lichen Reproduktion zu untersuchen, so auch das Resultat der vergang- 40
nen Jahresarbeit, der Arbeit des bereits zum Abschluß gekommnen Jahrs.
408
Einfache Reproduktion
Der Produktionsproceß, der in diesem jährlichen Produkt resultirte, liegt
hinter uns, ist vergangen, aufgegangen in seinem Produkt, umsomehr
also der Cirkulationsproceß, //187/ der dem Produktionsproceß vorher
geht oder ihm parallel läuft, der Umsatz von potentiellem variablen K a-
5 pital in wirkliches variables Kapital, d.h. der K a uf und Verkauf von
Arbeitskraft. Der Arbeitsmarkt bildet keinen Theil mehr des Waaren-
markts, den man hier vor sich hat. Der Arbeiter hat hier bereits nicht nur
seine Arbeitskraft verkauft, sondern außer dem Mehrwerth ein Aequi
valent des Preises seiner Arbeitskraft in Waare geliefert; er hat andrerseits
10 seinen Arbeitslohn in der Tasche und figurirt während des Umsatzes nur
als Käufer von Waare (Konsumtionsmitteln). Andrerseits muß aber das
jährliche Produkt alle Elemente der Neuproduktion enthalten, alle Ele
mente des produktiven Kapitals wieder herstellen, vor allem also sein
wichtigstes Element, das variable Kapital. Und wir haben in der That
15 gesehn, daß mit Bezug auf variables Kapital als Resultat des Umsatzes
sich darstellt: als Waarenkäufer, durch Verausgabung seines Arbeits
lohns, und durch den Konsum der gekauften Waare erhält und repro
ducirt der Arbeiter seine Arbeitskraft als die einzige Waare, die er zu
verkaufen hat; wie das in ||188| Ankauf dieser Arbeitskraft vom Kapita-
20 listen vorgeschoßne Geld zu diesem zurückkehrt, kehrt auch die Arbeits
kraft als gegen es umsetzbare Waare auf den Arbeitsmarkt zurück; als
Resultat, hier speciell bei 1000 Iv, erhalten wir:
lOOOv in Geld auf Seiten der Kapitalisten I - dem gegenüber: Arbeits
kraft zum Werth von 1000 auf Seiten der Arbeiter I,
25
sodaß der ganze Reproduktionsproceß I von neuem beginnen kann.
Dies ist das eine Resultat des Umsatzprocesses.
Andrerseits hat die Verausgabung des Arbeitslohns der Arbeiter I
Konsumtionsmittel zum Belauf von 1000c von II gehoben, diese somit
aus Waarenform in Geldform verwandelt; aus dieser Geldform hat II sie
30 rückverwandelt in die Naturalform seines konstanten Kapitals durch
K a uf von Waaren = lOOOv von I, dem dadurch sein variabler Kapital
werth wieder in Geldform rückfließt.
Das variable Kapital I macht drei Verwandlungen durch, die im Um
satz des jährlichen Produkts gar nicht oder nur andeutungsweise er-
35 scheinen. |
|189| 1) Die erste Form, 1000 Iv in Geld, das in Arbeitskraft zum selben
Werthbetrag umgesetzt wird. Dieser Umsatz erscheint nicht selbst im
Waarenumsatz zwischen I und II, aber sein Resultat erscheint darin, daß
die Arbeiterklasse I mit 1000 Geld dem Waarenverkäufer II gegenüber-
40 tritt, ganz wie die Arbeiter II mit 500 Geld dem Waarenverkäufer von
500 I Iv in Waarenform.
409
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
2) Die zweite Form, die einzige, worin das variable Kapital wirklich
variirt, als variables fungirt, wo werthschöpferische Kraft an Stelle von
dafür eingetauschtem, gegebnem Werth erscheint, gehört ausschließlich
dem Produktionsproceß an, der hinter uns liegt.
5
3) Die dritte F o r m, worin das variable Kapital sich als solches bewährt
hat im Resultat des Produktionsprocesses, ist das jährliche Werthpro
dukt, also bei I = lOOOv + 1000m = 2000 I(v + m). An Stelle seines ur
sprünglichen Werths = 1000 in Geld ist ein doppelt so großer Werth
= 2000 in Waare getreten. Der variable Kapitalwerth = 1000 in Waare
bildet daher auch nur die Hälfte des durch das variable Kapital als Ele- 10
ment des produktiven Kapitals geschaffnen Werthprodukts. Die 1000 Iv
in Waare ||190| sind exaktes Aequivalent des in lOOOv Geld von I ur
sprünglich vorgeschoßnen, seiner Bestimmung nach variablen Theils des
Gesammtkapitals; in Waarenform sind sie aber nur potentiell Geld (wer
den es wirklich erst durch ihren Verkauf), also noch weniger direkt va- 15
riables Geldkapital. Schließlich werden sie dies durch den Verkauf der
Waare 1000 Iv an I I c, und durch das baldige Wiedererscheinen der Ar
beitskraft als käuflicher Waare, als Material, worin sich lOOOv Geld um
setzen kann.
Während aller dieser Wandlungen hält Kapitalist I beständig das va- 20
riable Kapital in seiner Hand; 1) anfänglich als Geldkapital; 2) sodann
als Element seines produktiven Kapitals, 3) noch später als Werththeil
seines Waarenkapitals, also in Waarenwerth, 4) endlich wieder in Geld,
dem die Arbeitskraft, worin es umsetzbar, wieder gegenübersteht. Wäh
rend des Arbeitsprocesses hat der Kapitalist das variable Kapital in sei- 25
ner Hand als sich bethätigende, Werth schaffende Arbeitskraft, aber
nicht als Werth von gegebner Größe; da er jedoch den Arbeiter stets nur
zahlt, nachdem seine Kraft schon bestimmte, kürzre oder ||191| längre
Zeit gewirkt hat, so hat er auch den von ihr geschaffnen Ersatzwerth für
sie selbst plus Mehrwerth bereits in seiner Hand, bevor er zahlt.
30
in
Da das variable Kapital stets
in der Hand des
Kapitalisten bleibt,
in
Revenue für irgend Jemand umsetzt. 1000 Iv in Waare setzt sich vielmehr
um in Geld durch seinen Verkauf an II, dem es die Hälfte seines kon
stanten Kapitals in natura ersetzt.
in keiner Weise gesagt werden, daß es sich
irgend einer Form
kann
35
Was sich in Revenue auflöst, ist nicht das variable Kapital, lOOOv in
Geld; dies Geld hat aufgehört als Geldform des variablen Kapitals I zu
fungiren, sobald es in Arbeitskraft umgesetzt ist, wie das Geld jedes and
ren Waarenverkäufers aufgehört hat, irgend ihm gehöriges zu repräsen-
tiren, sobald er es in Waare eines Verkäufers umgesetzt hat. Die Umsätze, 40
die das als Arbeitslohn bezogne Geld in der Hand der Arbeiterklasse
410
Einfache Reproduktion
durchmacht, sind keine Umsätze des variablen Kapitals, sondern des in
Geld verwandelten Werths ihrer Arbeitskraft; ganz ebenso wie der Um
satz des vom Arbeiter geschaffnen Werthprodukts (2000 I (v + m)) |
|192| nur der Umsatz einer den Kapitalisten gehörigen Waare ist, der den
5 Arbeiter nichts angeht. Der Kapitalist aber - und noch mehr sein theo
- kann sich nur schwer
retischer Dollmetscher, der politische Oekonom
der Einbildung entschlagen, daß das dem Arbeiter ausgezahlte Geld im
mer noch sein, des Kapitalisten Geld ist. Ist der Kapitalist Goldprodu-
cent, so erscheint direkt der variable Werththeil - d.h. das Aequivalent in
10 Waare, das ihm den Kaufpreis der Arbeit ersetzt - selbst in Geldform,
kann also auch ohne den Umweg eines Rückflußes von neuem als vari
ables Geldkapital fungiren da der Arbeiter, um zu leben, beständig seinen
Arbeitslohn verausgaben muß, und damit seine Arbeitskraft erhält, aber
sie erhält als stets als von neuem zu verkaufende Waare. Was aber den
15 Arbeiter in II betrifft - soweit wir absehn vom Luxusarbeiter - so existirt
500v selbst in Waaren, die für die Konsumtion des Arbeiters bestimmt
sind, die er als Gesammtarbeiter betrachtet direkt wieder kauft von dem
selben Gesammtkapitalisten, an den er seine Arbeitskraft verkauft hat;
wie auch die Kapitalisten I und II direkt einander ||193| Waaren abkaufen
20 und verkaufen, das Geld aber jedesmal an den zurückfließt, der es vor
geschossen hat. Der variable Werththeil des Kapitals II besteht seiner
Naturalform nach, in Konsumtionsmitteln bestimmt für den Verzehr der
Arbeiterklasse IL Aber es ist nicht das variable Kapital, das in dieser
F o rm verausgabt wird; es ist der Arbeitslohn, das Geld des Arbeiters, das
25 gerade durch seine Realisation in diesen Konsumtionsmitteln das vari
able Kapital 500 I Iv für den Kapitalisten wieder in seiner Geldform her
stellt. Das variable Kapital I Iv ist reproducirt in Konsumtionsmitteln,
wie das konstante Kapital 2000 I I c; so wenig wie das eine löst sich das
andre in Revenue auf. Was sich in Revenue auflöst, ist in beiden Fällen
30 der Arbeitslohn.
D aß aber durch die Verausgabung des Arbeitslohns als Revenue im
einen Fall 1000 I I c, ebenso auf diesem Umweg 1000 Iv und ditto 500 IIv,
also konstantes Kapital und variables (bei diesem theils durch direkten,
indirekten Rückfluß) wieder als Geldkapital hergestellt
theils durch
35 wird, ||194| ist eine wichtige Thatsache im Umsatz des jährlichen Pro
dukts. I
|195| XI. Ersatz des fixen Kapitals.
Eine große Schwierigkeit bei Darstellung der Umsätze der jährlichen Re
produktion ist die folgende. Nehmen wir die einfachste Form, worin sich
40 die Sache darstellt, so haben wir:
411
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
(I.) 4000c + lOOOv + 1000m +
(II.) 2000c + 500v + 500m = 9000,
5
was sich schließlich auflöst in:
4000 Ic + 2000 I Ic + 1000 Iv + 500 I Iv + 1000 Im + 500 I lm = 6000c +
1500v + 1500m = 9000.
Ein Werththeil des konstanten Kapitals, soweit dies nämlich besteht aus
eigentlichen Arbeitsmitteln (als distinkte Abtheilung der Produktions
mittel) ist übertragen von den Arbeitsmitteln auf das Arbeitsprodukt (die
Waare); diese Arbeitsmittel fahren fort als Elemente des produktiven
Kapitals zu fungiren und zwar in ihrer alten Naturalform; es ist ihr Ver- 10
schleiß, der Werthverlust, den sie nach und nach erleiden während ihrer
in bestimmter Periode fortdauernden Funktion, der als Werthelement der
vermittelst derselben producirten Waaren wieder erscheint, vom Arbeits
instrument auf das Arbeitsprodukt übertragen wird. Mit Bezug auf die
jährliche Reproduktion kommen hier also von vornherein nur solche Be- 15
standtheile des fixen Kapitals in Betracht, deren Leben länger als ein Jahr
währt. Sterben sie ganz ab innerhalb des Jahres, so sind sie auch ganz
durch die jähr||196|liche Reproduktion zu ersetzen und zu erneuern, und
der in Frage kommende Punkt betrifft sie daher von vornherein nicht.
Bei Maschinen und andren länger währenden Formen des fixen Kapitals 20
kann es vorkommen - und kömmt häufiger vor - daß gewisse Theilor-
gane derselben innerhalb des Jahres mit Haut und Haar zu ersetzen sind,
obgleich der ganze Gebäude- oder Maschinenkörper langlebig. Diese
Theilorgane fallen in dieselbe Kategorie der innerhalb des Jahres zu er
setzenden Elemente des fixen Kapitals.
25
Dies Werthelement der Waaren ist in keiner Weise zu verwechseln mit
den Reparaturkosten, wovon später. Wird die Waare verkauft, so wird
dies Werthelement versilbert, in Geld verwandelt wie die andern; nach
seiner Verwandlung in Geld aber erscheint sein Unterschied von den and
ren Werthelementen. Die in der Produktion der Waaren verzehrten Roh- 30
materialien und Hülfsstoffe müssen in natura ersetzt werden, damit die
Reproduktion der Waaren beginne (überhaupt der Produktionsproceß
ein kontinuirlicher sei); die in ihrer Produktion verausgabte Arbeitskraft
muß ebenso durch frische Arbeitskraft ersetzt werden. D as aus der
Waare gelöste Geld muß also beständig in diese Elemente des produkti- 35
ven Kapitals wieder umgesetzt werden, aus Geldform in Waarenform. Es
ändert nichts an der Sache, daß z . B. Roh||197|materialien und Hülfsstoffe
in gewissen Terminen in größrer Masse - sodaß sie Produktionsvorräthe
bilden - gekauft werden, daß also während gewisser Frist diese Produk
tionsmittel nicht neugekauft zu werden brauchen, also auch - so lange sie 40
vorhalten - das aus dem Waarenverkauf eingehende Geld - soweit es für
412
l.
Zweites Buch. Redaktionsmanuskript. Dritter Abschnitt. Seite 195
Einfache Reproduktion
diesen Zweck dient - sich ansammeln kann, und dieser Theil des kon
stanten Kapitals daher zeitweilig als in seiner aktiven Funktion suspen-
dirtes Geldkapital erscheint. Es ist kein Revenuekapital; es ist produkti
ves Kapital, das in Geldform suspendirt ist. Die Erneurung der Produk-
5 tionsmittel muß beständig stattfinden, obgleich die Form dieser Erneu
rung - mit Bezug auf die Cirkulation - verschieden sein kann. Der
Neukauf, die Cirkulations-Operation, wodurch sie erneuert, ersetzt wer
den, kann in längeren Terminen vorgehn: dann große Geldanlage auf
einmal, kompensirt durch entsprechenden Produktionsvorrath; oder in
10 kurz aufeinander folgenden Terminen: dann rasch auf einander folgende
kleinere Dosen von Geldausgabe, kleine Produktionsvorräthe. Dies än
dert nichts an der Sache selbst. Ebenso mit der Arbeitskraft. Wo die
Produktion kontinuirlich auf selber Stufenleiter das Jahr durch ausge
führt: beständiger Ersatz der aufgezehrten Arbeitskraft durch neue; wo
15 die ||198| Arbeit saisonmäßig, oder verschiedne Portionen Arbeit in ver
schiednen Perioden, wie in der Agrikultur, angewandt werden: dem ent
sprechender Ankauf bald kleinerer bald größrer Masse Arbeitskraft. D a
gegen wird das aus dem Waarenverkauf gelöste Geld, soweit es den Waa-
renwerththeil vergoldet, der gleich ist dem Verschleiß von fixem Kapital,
20 nicht wieder rückverwandelt in den Bestandtheil des produktiven Kapi
tals, dessen Werthverlust es ersetzt. Es schlägt nieder neben dem produk
tiven Kapital und verharrt in seiner Geldform. Dieser Geldniederschlag
wiederholt sich bis die aus einer größren oder geringren Anzahl von Jah
ren bestehende Reproduktionsepoche abgelaufen ist, während deren das
25 fixe Element des konstanten Kapitals unter seiner alten Naturalform
fortfährt im Produktionsproceß zu fungiren. Sobald das fixe Element
- Baulichkeiten, Maschinerie etc., ausgelebt hat, nicht länger im Produk
tionsproceß fungiren kann, existirt sein Werth neben ihm, vollständig
ersetzt, in Geld - der Summe der Geldniederschläge, der Werthe, die vom
30 fixen Kapital allmälig übertragen worden auf die Waaren, in deren Pro
duktion es mitgewirkt, und die durch den Verkauf der Waaren in Geld
form übergegangen. Dies Geld dient dann dazu, das fixe Kapital (oder
Elemente desselben, da die verschiednen Elemente desselben verschiedne
Lebensdauer haben) in natura zu ersetzen und so dies ||199| Element des
35 produktiven Kapitals wirklich zu erneuern. Dies Geld ist also Geldform
eines Theils des konstanten Kapitalwerths, des fixen Theils desselben.
Diese Schatzbildung ist also selbst ein Element des kapitalistischen Re
produktionsprocesses, Reproduktion und Aufspeicherung -
in Geld
form - des Werthes des fixen Kapitals oder seiner einzelnen Elemente, bis
40 zu der Zeit wo das fixe Kapital ausgelebt und folglich seinen ganzen
Werth an die producirten Waaren abgegeben hat, und nun in natura
415
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
ersetzt werden muß. Dies Geld verliert aber nur seine Schatzform und
tritt daher erst aktiv wieder ein in den durch die Cirkulation vermittelten
Reproduktionsproceß des Kapitals, sobald es rückverwandelt wird in
neue Elemente des fixen Kapitals, um die abgestorbnen zu ersetzen.
So wenig wie die einfache Waarencirkulation identisch ist mit bloßem
Produktenaustausch, so wenig kann sich der Umsatz des jährlichen Waa
renprodukts in bloßen, unvermittelten, gegenseitigen Austausch seiner
verschiednen Bestandtheile auflösen. Das Geld spielt eine specifische
Rolle darin, die namentlich auch in der Weise der Reproduktion des fixen
Kapitalwerths sich ausdrückt. (Es ist nachher zu untersuchen, wie sich 10
das anders darstellen würde, vorausgesetzt die Produktion sei gemeinsam
und besitze nicht die Form der Waarenproduktion.)
5
Kehren wir nun zu dem Grundschema ||200| zurück, so hatten wir für
Klasse II:
II) 2000c + 500v + 500m: Die sämmtlichen im L a uf des Jahrs produ- 15
cirten Konsumtionsmittel sind hier gleich Werth von 3000; und jedes der
verschiednen Waarenelemente, woraus die Waarensumme besteht, zer-
11
2
2
fällt seinem Werth nach
in ^c + ^v + ^-m, oder procentig in 66^c +
16^v + 16^m. Die verschiednen Waarensorten der Klasse II mögen kon
stantes Kapital in verschiedner Proportion enthalten; ebenso mag der 20
fixe Theil des konstanten Kapitals bei ihnen verschieden sein; ebenso die
Lebensdauer der fixen Kapitaitheile, also auch der jährliche Verschleiß
oder der Werththeil, den sie pro rata übertragen auf die Waaren, in deren
Produktion sie betheiligt sind. Dies ist hier gleichgültig. Mit Bezug auf
den gesellschaftlichen Reproduktionsproceß handelt es sich nur um den 25
Umsatz zwischen den Klassen II und I. II und I treten sich hier nur in
ihren gesellschaftlichen Massenverhältnissen gegenüber; die proportio
neile Größe des Werththeils c des Waarenprodukts II (in der jetzt behan
delten Frage allein maßgebend) ist daher das Durchschnittsverhältniß,
wenn alle Produktionszweige, die unter II subsumirt sind, zusammenge- 30
faßt werden.
Jede der Waarensorten (und es sind zum großen Theil dieselben
Waarensorten) deren Gesammtwerth rubricirt ist unter: 2000c + 500v
+ 500m ist so gleichmäßig dem Werth ||201| nach = 6 6 ^ %c + 1 6 ^ %v +
2
2
2
1 6 ^ % m. Dies gilt sowohl von je 100 der unter c, als unter v, als unter m 35
figurirenden Waaren.
Die Waaren, worin die 2000c verkörpert sind, sind dem Werth nach
wieder zerfällbar in:
416
Einfache Reproduktion
5
Addiren wir nun in 1), 2) und 3) die c zusammen, so haben wir
= 500, und desgleichen unter m; die Gesammtaddition ergibt den Total
werth von 3000 wie oben.
10
Der ganze in der Waarenmasse II zum Werth von 3000 enthaltne kon
stante Kapitalwerth ist also enthalten in 2000c, und weder 500v noch
500m enthalten ein Atom davon. Dasselbe gilt für v und m ihrerseits.
15
In andren Worten: Das ganze Quotum der Waarenmasse II, das kon
stanten Kapitalwerth darstellt und daher wieder umsetzbar ist, sei es in
dessen Natural-, sei es in dessen Geldform - existirt in 2 0 0 0 c. Alles auf
den Umsatz des konstanten Werths der Waaren II Bezügliche ist also
beschränkt auf die Bewegung von 2000 I I c; und dieser Umsatz kann nur
vorgehn mit I (lOOOv + 1000m).
20
Ebenso ist für Klasse I alles auf den Umsatz des ihr angehörigen kon
stanten Kapitalwerths ||202| Bezügliche zu beschränken auf die Betrach
tung von 4000 I c.
1) Ersatz des Verschleißtheils in Geldform.
25
30
Nehmen wir nun zunächst:
I. 4000c + lOOOv + 1000m
II. 2000c + 500v + 500m
so würde der Umsatz der Waaren 2000 I Ic gegen Waaren vom selben
Werth I (lOOOv + 1000m) voraussetzen, daß 2000 I Ic sich allzusammt in
natura wieder umgesetzt in die von I producirten Naturalbestandtheile
des konstanten Kapitals II; aber der Waarenwerth von 2000, worin letzt-
res existirt, enthält ein Element für Werthverlust von fixem Kapital, das
nicht sofort in natura zu ersetzen, sondern in Geld zu verwandeln, das als
Totalsumme nach und nach sich anhäuft, bis der Termin der Erneuerung
des fixen Kapitals in seiner Naturalform fällig geworden. Jedes Jahr ist
417
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
auch
- wenn
auf einfacher Stufenleiter, 5
das Todesjahr für fixes Kapital, das in diesem oder jenem Einzelgeschäft
oder auch diesem oder jenem Industriezweig zu ersetzen; im selben indivi
duellen Kapital ist dieser oder jener Theil des fixen Kapitals (da dessen
Theile von verschiedner Lebensdauer) zu ersetzen. Betrachten wir die
jährliche Reproduktion
d.h. abstrahirend von aller Akkumulation - so beginnen wir nicht ||203|
ab ovo; es ist ein Jahr im Fluß vieler, es ist nicht das erste Geburtsjahr
der kapitalistischen Produktion. Die verschiednen Kapitale, die in den
mannichfachen Produktionszweigen der Klasse II angelegt, sind also von
verschiednem Lebensalter, und wie jährlich in diesen Produktionszweigen 10
fungirende Personen sterben, so erreichen jährlich Massen fixer Kapitale
in diesem J a hr ihr Lebensend und müssen aus akkumulirtem Geldfonds
in natura erneuert werden. Sofern
im Umsatz 2000 I Ic gegen
2000 (v + m) I der Umsatz von 2000 I Ic aus seiner Waarenform (als Kon
sumtionsmittel) in Naturalelemente eingeschlossen, die nicht nur aus 15
R o h- und Hülfsmaterialien, sondern ebenso aus Naturalelementen des
fixen Kapitals, Maschinen, Werkzeugen, Baulichkeiten etc. bestehn. Der
Verschleiß, der im Werth von 2000 I Ic in Geld zu ersetzen, ist daher
durchaus nicht entsprechend dem Umfang des fungirenden fixen Kapi
tals, da jährlich ein Theil desselben in natura ersetzt werden muß; was 20
aber voraussetzt, daß in früheren Jahren das zu diesem Umsatz nöthige
Geld sich aufgehäuft in den Händen von Kapitalisten der Klasse II. Eben
diese Voraussetzung gilt aber für dies laufende Jahr eben||204|sowohl wie
sie für die früheren, angenommen wird.
ist
In dem Umsatz zwischen I (lOOOv + 1000m) und 2000 I Ic ist zunächst 25
zu bemerken, daß die Werthsumme I (v + m) kein konstantes Werthele
ment enthält, also auch kein Werthelement für zu ersetzenden Verschleiß,
d.h. für Werth, der von fixem Bestandtheil des konstanten Kapitals auf
die Waaren übertragen werden, in deren Naturalform v + m existiren.
Dies Element existirt dagegen in I I c, und es ist gerade ein Theil dieses 30
dem fixen Kapital geschuldeten Werthelements, das nicht unmittelbar aus
Geldform in Naturalform sich zu verwandeln, sondern zunächst in Geld
form zu verharren hat. Es drängt sich daher sofort bei dem Umsatz von
I (lOOOv + 1000m) gegen 2000 I Ic die Schwierigkeit auf, daß die Produk
tionsmittel I, in deren Naturalform die 2000(v + m) existiren, zu ihrem 35
ganzen Werthbetrag von 2000 gegen Aequivalent in Konsumtionsmit
teln II umzu||205|setzen sind, dahingegen andrerseits die Konsumtions
mittel 2000 I Ic nicht zu ihrem vollen Werthbetrag in die Produktions
mittel I (lOOOv + 1000m) umgesetzt werden können, weil ein aliquoter
Theil ihres Werths - gleich dem zu ersetzenden Verschleiß oder Werth- 40
verlust des fixen Kapitals - sich zunächst in Geld niederschlagen muß,
418
Einfache Reproduktion
I Ic offenbar nicht
I kann beim Ankauf von
das innerhalb der laufenden jährlichen Reproduktionsperiode, die hier
allein betrachtet wird, nicht wieder als Cirkulationsmittel fungirt. Das
Geld aber, wodurch das Verschleißelement versilbert wird, das im Waa
renwerth 2000 I Ic steckt, dies Geld kann nur von I herkommen, da II
5 sich nicht selbst zu bezahlen hat, sondern sich bezahlt eben durch Ver
kauf seiner Waare, und da der Voraussetzung nach I (v + m) die ganze
Waarensumme 2000 I Ic kauft; die Klasse I muß also durch diesen K a uf
jenen Verschleiß für II versilbern. Aber nach dem früher entwickelten
Gesetz kehrt der Cirkulation vorgeschoßnes Geld an den kapitalistischen
10 Producenten zurück, der später gleiches Quantum in Waare in die Cir
kulation wirft.
für
2000 Waaren und überdem noch eine überschüssige Geldsumme ein für
alle Mal (ohne daß selbe durch die Operation des Umsatzes zu ihm zu
rückkehrt) an II geben. Es würde sonst die Waarenmasse I Ic über
15 ihrem Werth kaufen. Wenn II in der ||206| That I (lOOOv + 1000m) im
Umsatz für seine 2000c eintauscht, so hat es weiter nichts von I zu for
dern und das während dieses Umsatzes cirkulirende Geld kehrt zurück zu
I oder zu II, abhängig davon, wer von beiden es in Cirkulation geworfen,
d.h. wer von beiden zuerst als Käufer aufgetreten ist. Zugleich hätte in
20 diesem Fall II sein Waarenkapital dem ganzen Werthumfang nach in die
Naturalform von Produktionsmitteln rückverwandelt, während die Vor
aussetzung ist, daß es einen aliquoten Theil desselben, nach ihrem Ver
kauf, nicht während der laufenden jährlichen Reproduktionsperiode aus
Geld wieder rückverwandelt in die Naturalform fixer Bestandtheile seines
25 konstanten Kapitals. Es könnte also an II nur dann eine Bilanz in Geld
zufließen, wenn II zwar für 2000 an I verkaufte, aber für weniger als 2000
von I kaufte, z . B. nur 1800; dann hätte I den Saldo gut zu machen durch
200 in Geld, das nicht zu ihm zurückflösse, weil es dies der Cirkulation
vorgeschoßne Geld ihr nicht wieder entzogen hätte durch Hineinwurf
30 von Waaren = 200 in die Cirkulation. In diesem Fall hätten wir einen
Geldfonds für II auf Rechnung seines Verschleißes ||207| an fixem Kapi
tal; wir hätten aber auf der andern Seite auf I eine Ueberproduktion von
Produktionsmitteln zum Belauf von 200, und damit wäre die ganze Basis
des Schemas zerronnen, nämlich Reproduktion auf gleichbleibender Stu-
35 fenleiter, wo also völlige Proportionalität zwischen den verschiednen Pro
duktionssystemen vorausgesetzt ist. Die eine Schwierigkeit wäre nur be
seitigt durch eine viel unangenehmere.
Da dies Problem eigne Schwierigkeiten bietet und bisher überhaupt
nicht von den politischen Oekonomen behandelt worden ist, so wollen
40 wir der Reihe nach alle möglichen (wenigstens scheinbar möglichen) Lö
sungen oder vielmehr Stellungen des Problems selbst betrachten.
419
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Zunächst hatten wir so eben unterstellt daß II an I verkauft 2000, aber
nur kauft für 1800 Waaren von I. In dem Waarenwerth 2000 I Ic stecke
200 für Verschleißersatz, der in Geld aufzuschatzen; so zerfiele der
Werth 2 0 0 0 1 1c in 1800, die auszutauschen gegen Produktionsmitteil,
und in 200 Verschleißersatz, die in Geld (nach dem Verkauf der 2000c an
festzuhalten. Oder mit Bezug auf seinen Werth wäre 2000 I Ic
I)
= 1800c + 200c(d), wo d = déchet (Verschleiß).
Wir hätten dann zu betrachten den Umsatz
I. lOOOv + 1000m
II. 1800c + 200c(d).
5
10
Iv kauft mit ||208| 1000 £, welche den Arbeitern in Zahlung ihrer Ar
beitskraft in F o rm von Arbeitslohn zugeflossen, für 1000 I Ic Konsum
tionsmittel; II kauft mit selben 1000 £ für 1000 Iv Produktionsmittel.
Den Kapitalisten I fließt damit ihr variables Kapital in Geldform zurück
und können sie damit nächstes Jahr Arbeitskraft zum selben Werthbe- 15
trag kaufen, d.h. den variablen Theil ihres produktiven Kapitals in na
tura ersetzen. - II kauft ferner mit vorgeschoßnen 400 £ Produktions
mittel Im und Im kauft mit denselben 400 £ Konsumtionsmittel I I c.
Die von II der Cirkulation vorgeschoßnen 400 £ sind so an die K a
pitalisten II zurückgekehrt, aber nur als Aequivalent
Waare. I kauft für vorgeschoßne 400 £ Konsumtionsmittel; II kauft von I
für 400 £ Produktionsmittel, womit diese 400 £ zu I zurückströmen. Die
Rechnung bis dahin ist nun folgende:
für verkaufte 20
I wirft in Cirkulation lOOOv + 800m in Waare; wirft ferner in Cirkula
tion in Geld: 1000 £ in Arbeitslohn und 400 £ zum Umsatz mit II. Nach 25
vollendetem Umsatz hat I:
(Konsumtionsmittel) und 400 £ in Geld.
lOOOv in Geld, 800m umgesetzt in 800 I Ic
II wirft in Cirkulation 1800c in Waare (Konsumtionsmittel) und 400 £
in Geld; nach vollendetem Umsatz hat es:
1800 in Waare I (Produktionsmittel) und 400 £ in Geld. |
30
|209| Wir haben jetzt noch
auf Seite I 200m (in Konsumtionsmitteln), auf Seite II 200c (d) (in Kon
sumtionsmitteln).
Nach der Voraussetzung kauft I mit 200 £ die Konsumtionsmittel c(d)
zum Werthbetrag von 200; diese 200 £ aber hält II fest, da 200c (d) Ver- 35
schleiß repräsentirt, also nicht direkt wieder in Produktionsmittel um
zusetzen ist. Also 200 Im sind unverkaufbar; Vio des zu ersetzenden
Mehrwerths I ist unrealisirbar, nicht aus seiner Naturalform von Produk
tionsmitteln umsetzbar in die von Konsumtionsmitteln.
Dies widerspricht nicht nur der Voraussetzung der Reproduktion auf 40
einfacher Stufenleiter; es ist an und für sich keine Hypothese, um die
420
Einfache Reproduktion
Versilberung von 200c (d) zu erklären; es heißt vielmehr, daß sie nicht
erklärlich ist. Da nicht nachzuweisen, wie 200c (d) zu versilbern sei, wird
unterstellt, daß I die Gefälligkeit hat es zu versilbern, gerade weil I nicht
im Stande, seinen eignen Rest von 200m zu versilbern. Dies als eine
5 normale Operation des Umsatzmechanismus aufzufassen, ist ganz das
selbe, als unterstellte man, daß jährlich 200 £ vom Himmel regnen, um
regelmäßig die 200c(d) zu versilbern.
Die Abgeschmacktheit solcher Hypothese springt jedoch nicht unmit
telbar ins Auge, wenn I m, statt wie hier in seiner primitiven Daseinsweise
10 aufzutreten - nämlich ||210| als Bestandtheil des Werths von Produktions
mitteln, also als Bestandtheil des Werths von Waaren, die ihre kapitali
stischen Producenten durch Verkauf in Geld realisiren müssen - in der
Hand der Antheilhaber der Kapitalisten erscheint, z . B. als Grundrente in
der Hand von Grundeigenthümern, oder als Zins in der Hand von Geld-
15 Verleihern. Ist aber der Theil des Mehrwerths der Waaren, den der in
dustrielle Kapitalist als Grundrente oder Zins an andre Miteigenthümer
des Mehrwerths abzutreten hat, auf die Dauer nicht realisirbar durch den
Verkauf der Waaren selbst, so hat es auch mit der Zahlung von Rente
oder Zins ein Ende, und können daher Grundeigenthümer oder Zinsbe-
20 zieher durch deren Verausgabung nicht als dei ex machina dienen zu
beliebiger Versilberung bestimmter Theile der jährlichen Reproduktion.
Ebenso verhält es sich mit den Ausgaben sämmtlicher sog. unprodukti
ven Arbeiter, Staatsbeamte, Aerzte, Advokaten etc. und was sonst in der
F o rm des „großen Publikums" den politischen Oekonomen Dienste lei-
25 stet, um von ihnen Unerklärtes zu erklären.
Eben so wenig ist damit geholfen, wenn statt des direkten Umsatzes
zwischen I und II - zwischen den zwei großen Abtheilungen der kapita
listischen Producenten selbst - der Kaufmann als Vermittler beigezogen
wird, und daher mit seinem „Geld" ||211| über alle Schwierigkeiten weg-
30 hilft. Im gegebnen Fall z . B. muß 200 Im schließlich und endgültig abge
setzt werden an die industriellen Kapitalisten von II. Es mag durch die
Hände einer Reihe von Kaufleuten laufen, der letzte befindet sich - ge
mäß der Hypothese - in demselben Fall gegenüber II, worin sich die
kapitalistischen Producenten von I bei Beginn befanden, d.h. sie können
35 die 200 Im nicht verkaufen an II; und die festgerittene Kaufsumme kann
denselben Proceß mit I nicht erneuern.
Man sieht hier, wie abgesehn von unserm eigentlichen Zweck, die Be
trachtung des Reproduktionsprocesses
seiner Fundamentalform
- worin alle verdunkelnden Zwischenschieber beseitigt - durchaus nöthig
40 ist, um die falschen Ausflüchte loszuwerden, die den Schein „wissen
schaftlicher" Erklärung liefern, wenn der gesellschaftliche Reprodukti-
in
421
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
onsproceß sofort in seiner verwickelten konkreten Form zum Gegen
stand der Analyse gemacht wird.
Das Gesetz, daß beim normalen Verlauf der Reproduktion (sei es auf
einfacher, sei es auf erweiterter Stufenleiter) das von dem kapitalistischen
Producenten der Cirkulation vorgeschoßne Geld zu seinem Ausgangs- 5
punkt zurückkehren muß (wobei es gleichgültig, ob das Geld ihnen gehört
oder gepumpt ist) schließt also ein für allemal die ||212| Hypothese aus,
daß 200 I l c ( d) versilbert werde durch von I vorgeschoßnes Geld.
2) Ersatz des fixen Kapitals in Natura.
Nach Beseitigung der eben betrachteten Hypothese, bleiben nur noch 10
solche Möglichkeiten, die außer dem Ersatz des Verschleißtheils in Geld,
auch noch die Vollziehung des Ersatzes des gänzlich abgestorbnen fixen
Kapitals in natura einschließen. Wir hatten vorhin vorausgesetzt:
a) daß 1000 £, gezahlt in Arbeitslohn von I, von den Arbeitern veraus
gabt werden in I Ic zum selben Werthbetrag, d.h. daß sie damit Konsum- 15
tionsmittel kaufen.
D aß hier die 1000 Iv von I vorgeschossen werden in Geld, ist nur
Konstatirung von Thatsache. Der Arbeitslohn ist in Geld auszuzahlen
von den resp. kapitalistischen Producenten; dies Geld wird dann von den
Arbeitern in Lebensmitteln verausgabt, und dient den Verkäufern der 20
Lebensmittel ihrerseits wieder als Cirkulationsmittel bei Umsatz ihres
konstanten Kapitals aus Waarenkapital in produktives Kapital. Es läuft
zwar durch viele Kanäle durch (Krämer, Hausbesitzer, Steuereinnehmer,
unproduktive Arbeiter wie Aerzte etc., die der Arbeiter selbst braucht)
und fließt daher nur zum Theil direkt aus den Händen der Arbeiter in die 25
der Kapitalistenklasse II. Der Fluß mag mehr oder minder stocken, da
her neue Geldreserve nöthig sein auf Seiten der Kapitalisten. Alles dies
kommt bei dieser Fundamentalform nicht in Betracht.
b) War vorausgesetzt, daß einmal I weitere 400 £ vorschießt zum An
kauf von II, das ihm rückfließt, wie ein andres Mal II 400 £ vorschießt 30
zum Ankauf von I, die ihm rück||213(fließen. Diese Voraussetzung muß
gemacht werden, da umgekehrt die Annahme willkürlich wäre, daß ein
seitig die Kapitalistenklasse I oder aber die Kapitalistenklasse II das zum
Waarenumsatz nöthige Geld der Cirkulation vorschießt. Da nun bei Un
terstellung A gezeigt wurde, daß die Hypothese als abgeschmackt 35
verwerflich, wonach I zuschüssiges Geld in die Cirkulation würfe um
2 0 0 I I c ( d) zu versilbern, so bliebe offenbar nur die scheinbar noch
abgeschmacktere Hypothese übrig, daß II selbst das Geld in die Cirku-
422
Einfache Reproduktion
lation wirft, womit der Werthbestandtheil Waare versilbert wird, welcher
den Verschleiß von fixem Kapital zu ersetzen hat. Z . B. der Werththeil,
den die Spinnmaschine des Herrn X in der Produktion verliert, erscheint
als Werththeil des Nähgarns wieder; was seine Spinnmaschine auf der
5 einen Seite an Werth durch Verschleiß einbüßt, soll sich auf der andren
Seite als Geld bei ihm aufsammeln. X möge nun z. B. für 200 £ Baum
wolle kaufen von Y, und so der Cirkulation 200 £ in Geld vorschießen; Y
kauft von ihm mit denselben 200 £ Garn und diese 200 £ dienen nun dem
X als Fonds zum Ersatz von Verschleiß der Spinnmaschine. Dies käme
10 nun darauf hinaus, daß X, abgesehn von seiner Produktion und deren
Produkt und dessen Verkauf, 200 £ in petto hält, um sich selbst für den
Werthverlust seiner Spinnmaschine zu zahlen, d.h. daß er außer dem
Werthverlust der Spinn||214|maschine von 200 £ noch andre 200 £ in Geld
jährlich aus seiner Tasche zusetzen muß, um schließlich im Stand zu sein,
15 eine neue Spinnmaschine zu kaufen.
Die Abgeschmacktheit ist aber nur scheinbar. Die Klasse II besteht aus
Kapitalisten, deren fixes Kapital sich in ganz verschiednen Terminen sei
ner Reproduktion befindet. Für die einen ist es bei dem Termin ange
langt, wo es ganz in natura zu ersetzen ist. Für die andren befindet es sich
20 mehr oder minder entfernt von diesem Stadium; allen Gliedern der letzt-
ren Abtheilung ist das gemein, daß ihr fixes Kapital nicht wirklich re
producirt, d.h. nicht in natura erneuert oder durch neues Exemplar der
selben Art ersetzt wird, sondern daß sein Werth successiv in Geld ange
sammelt wird. Der erstere Theil befindet sich ganz (resp. theilweise, was
25 hier gleichgültig) in derselben Situation wie bei Errichtung seines Ge
schäfts, wo er mit einem Geldkapital auf den Markt auftrat, um dies
einerseits in (fixes und cirkulirendes) konstantes Kapital zu verwandeln,
andrerseits aber in Arbeitskraft, in variables Kapital. Wie damals, hat er
jetzt dies Geldkapital wieder der Cirkulation vorzuschießen, also den
30 Werth des konstanten fixen Kapitals ebensogut wie den des cirkulirenden
und des variablen Kapitals. /
/215/ Wenn also vorausgesetzt wird, daß von den 400 £, die die K a
pitalistenklasse II zum Umsatz mit I in Cirkulation wirft, die Hälfte von
solchen Kapitalisten in II herrührt, die nicht nur durch ihre Waaren ihre
35 zum cirkulirenden Kapital gehörenden Produktionsmittel, sondern auch
durch ihr Geld ihr fixes Kapital in natura erneuern müssen, während die
andre Hälfte der Kapitalisten II mit ihrem Geld nur den cirkulirenden
Theil ihres konstanten Kapitals in natura ersetzt, nicht aber ihr fixes
Kapital in natura erneuert, so liegt durchaus nichts Widerspruchsvolles
40 darin, daß die zurückfließenden 400 £ (zurückfließend sobald I dafür
Konsumtionsmittel kauft) sich nun verschieden vertheilen zwischen die-
423
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
sen zwei Abtheilungen von II. Sie fließen zurück zur Klasse II, aber sie
fließen nicht in dieselben Hände zurück, sondern vertheilen sich ver
schieden innerhalb dieser Klasse, gehn von einem Theil derselben auf den
andren über.
Der eine Theil von II hat, außer dem durch seine Waaren schließlich
gedeckten Theil von Produktionsmitteln, 200 £ in Geld umgesetzt in neue
fixe Kapitalelemente in natura. Sein so verausgabtes Geld - wie beim
Anfang des Geschäfts - fließt ihm erst successive in Reihen von Jahren
aus der Cirkulation zurück als ||216| Verschleiß-Werthbestandtheil der mit
diesem fixen Kapital zu producirenden Waaren.
5
10
Der andre Theil von II hat dagegen für 200 £ keine Waaren von I
bezogen, sondern dieser zahlt ihn mit dem Geld, womit der erste Theil
von II fixe Kapitalelemente gekauft. Der eine Theil von II besitzt seinen
fixen Kapitalwerth wieder in erneuter Naturalform, der andre ist noch
damit beschäftigt, ihn in Geldform anzusammeln, zum spätem Ersatz 15
seines fixen Kapitals in natura.
Der Status, von dem wir auszugehen haben, nach den früheren Um
ist der Rest der beiderseits umzusetzenden Waaren: bei
setzungen,
I - 400m, bei II - 400c.1)
Wir nehmen an, daß II 400 in Geld vorschießt zum Umsatz dieser 20
Waaren zum Betrag von 800. Eine Hälfte der 400 (= 200) muß unter allen
Umständen ausgelegt werden von dem Theil von I I c, der 200 in Geld als
Verschleißwerth aufgehäuft, und der diesen jetzt wieder rückzuverwan-
deln hat in die Naturalform seines fixen Kapitals.
Ganz wie konstanter Kapitalwerth, variabler Kapitalwerth und Mehr- 25
werth - worin der Werth des Waarenkapitals von ||217| II, wie von I,
zerfällbar - in besondren proportioneilen Quoten der Waaren II resp. I,
selbst darstellbar sind, so innerhalb des konstanten Kapitalwerths selbst
wieder der Werththeil, der noch nicht in die Naturalform des fixen K a
pitals umzusetzen, sondern einstweilen noch in Geldform allmälig aufzu- 30
schätzen ist. Ein bestimmtes Quantum Waaren II (in unserm Fall also die
Hälfte des Rests = 200) ist hier nur noch Träger dieses Verschleißwerths,
der sich durch den Umsatz in Geld niederzuschlagen hat. (Der erste Theil
der Kapitalisten II, der fixes Kapital in natura erneuert, mag mit dem
Verschleißtheil der Waarenmasse, von der hier nur noch der Rest figurirt, 35
einen Theil seines Verschleißwerths bereits so realisirt haben; bleibt aber
200 Geld so noch für ihn zu realisiren.)
') Die Zahlen stimmen wieder nicht mit der früheren Annahme. Dies ist indeß gleichgültig,
da es nur auf die Verhältnisse ankommt. F. E.
424
Einfache Reproduktion
Was nun die zweite Hälfte (= 200) der von II bei dieser Restoperation
in Cirkulation geworfnen 400 £ betrifft, so kauft sie von I cirkulirende
Bestandtheile des konstanten Kapitals. Ein Theil dieser 200 £ mag von
beiden Theilen von II oder nur von dem in Cirkulation geworfen werden,
5 der den fixen Werthbestandtheil nicht in natura erneuert.
Mit den 400 £ werden also von I herausgehoben 1) Waaren zum Belauf
von 200, die ||218| nur aus Elementen des fixen Kapitals bestehn,
2) Waaren zum Belauf von 200 £, die nur Naturalelemente des cirkuli
renden Theils des konstanten Kapitals von II ersetzen. I hat nun sein
10 ganzes jährliches Waarenprodukt, soweit dies an II zu verkaufen ist, ver
kauft; der Werth eines Fünftels davon aber, 400 £, existirt jetzt in seiner
Hand unter Geldform. Dies Geld ist aber versilberter Mehrwerth, der als
Revenue in Konsumtionsmitteln verausgabt werden muß. I kauft also
mit den 400 den ganzen Waarenwerth von II = 400. Das Geld fließt also
15 zu II zurück, indem es dessen Waare hebt.
Wir wollen nun drei Fälle annehmen: Wir nennen dabei den Theil der
Kapitalisten II, der fixes Kapital in natura ersetzt, Theil 1), und denje
nigen der Verschleißwerth von fixem Kapital in Geldform aufspeichert,
Theil 2). Die drei Fälle sind folgende: a) daß von den 400, die in Waaren
20 sub II noch als Rest bestehn, ein Quotum für Theil 1) und Theil 2) (sage
je V2) gewisse Quota cirkulirender Theile des konstanten Kapitals zu er
setzen hat; b) daß Theil 1) bereits seine ganze Waare verkauft, also
Theil 2) noch 400 zu verkaufen hat; c) daß Theil 2) Alles verkauft außer
den 200, die Verschleißwerth tragen.
25 Wir erhalten dann folgende Theilungen:
a) Von dem Waarenwerth = 400c, den II noch in Händen hat, besitzt
Theil 1) 100, und Theil 2) 300; von diesen 300 repräsentiren 200 den Ver
schleiß. In diesem Fall hat von den 400 £ Geld, die I jetzt zurückschickt
um die Waaren II zu heben, Theil 1) ursprünglich ausgelegt 300, nämlich j
30 |219|200 in Geld, wofür es fixe Kapitalelemente in natura aus I gezogen,
und 100 in Geld zur Vermittlung seines Waarenaustauschs mit I; dagegen
hat Theil 2) von den 400 nur V4, also 100 vorgeschossen, ebenfalls zur
Vermittlung seines Waarenumsatzes mit I.
Von den 400 Geld hat Theil 1) also 300 vorgeschossen und
35 Theil 2) 100.
Es fließen aber zurück von diesen 400:
An Theil 1): 100, also nur '/3 des von ihm vorgeschoßnen Geldes. Er
2h erneuertes fixes Kapital zum Werth von
besitzt aber für die andren
200. F ür dieses fixe Kapitalelement zum Werth von 200 hat er Geld an I
40 gegeben, aber keine nachträgliche Waare. Er tritt, mit Bezug auf sie,
gegenüber I, nur als Käufer auf, nicht nachträglich wieder als Verkäufer.
425
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Dies Geld kann daher nicht an Theil 1 ) zurückfließen; sonst hätte er die
fixen Kapitalelemente von I geschenkt erhalten. - Mit Bezug auf das
letzte Drittel des von ihm vorgeschoßnen Geldes trat Theil 1) erst als
Käufer auf von cirkulirenden Bestandtheilen seines konstanten Kapitals.
Mit demselben Geld kauft I von ihm den Rest seiner Waare zum Werth
von 100. Das Geld fließt also zu ihm, (Theil 1) von II) zurück, weil er als
Waarenverkäufer auftritt, gleich nachdem er vorher als Käufer aufge
treten. ||220| Flösse es nicht zurück, so hätte II, Theil 1) an I, für Waaren
zum Belauf von 100, erst 100 in Geld und dann noch obendrein 100 in
Waare gegeben, ihm also seine Waare geschenkt.
5
10
Dagegen fließt an Theil 2), der 100 in Geld ausgelegt, 300 in Geld
zurück; 100, weil er erst als Käufer 100 Geld in Cirkulation warf und
diese als Verkäufer zurückerhält; 200, weil er nur als Verkäufer von
Waaren zum Werthbetrag von 200 fungirt, nicht aber als Käufer. Das
Geld kann also nicht an I zurückfließen. Der fixe Kapitalverschleiß ist 15
also saldirt durch das von II, Theil 1) im Ankauf von fixen Kapitalele
menten in Cirkulation geworfene Geld; aber es kommt in die Hand von
Theil 2) nicht als das Geld des Theils 1), sondern als der Klasse I gehö
rendes Geld.
b) Unter dieser Voraussetzung vertheilt sich der Rest von I Ic so, daß 20
Theil 1) 200 in Geld und Theil 2) 400 in Waaren besitzt.
Theil 1) hat seine Waare alle verkauft, aber 200 in Geld sind verwan
delte F o rm des fixen Bestandtheils seines konstanten Kapitals, den er in
natura zu erneuern hat. Er tritt also hier nur als Käufer auf und erhält
statt seines Geldes Waare I in Naturalelementen des fixen Kapitals zum 25
selben Werthbetrag. Theil 2) hat als Maximum (wenn für den Waaren-
umsatz zwischen I und II kein Geld von I vorgeschoßen wird) nur 200 £ |
|221|in Cirkulation zu werfen, da er für die Hälfte seines Waarenwerths
nur Verkäufer an I, nicht Käufer von I ist.
Es retourniren ihm aus der Cirkulation 400 £; 200, weil er sie vorge- 30
schössen als Käufer, und sie zurückerhält als Verkäufer von 200 Waare;
200, weil er Waare zum Werth von 200 an I verkauft, ohne dafür Waa-
renäquivalent von I wieder heraus zu ziehn. -
c) Theil 1) besitzt 200 in Geld und 200c in Waare; Theil 2) 200c(d) in
Waaren.
35
Theil 2) hat unter dieser Voraussetzung nichts in Geld vorzuschießen,
weil er, I gegenüber, überhaupt nicht mehr als Käufer, sondern nur noch
als Verkäufer fungirt, also abzuwarten hat, bis von ihm gekauft wird.
Theil 1) schießt 400 £ in Geld vor, 200 zum gegenseitigen Waarenum-
satz mit I, 200 als bloßer Käufer von I. Mit diesen letzteren 200 £ Geld 40
kauft er die fixen Kapitalelemente.
426
Einfache Reproduktion
I kauft mit 200 £ Geld für 200 Waare von Theil 1 ), dem damit seine für
diesen Waarenumsatz vorgeschoßnen 200 £ Geld zurückfließen; und I
kauft mit den andren 200 £ - die er ebenfalls von Theil 1) erhalten - für
200 Waaren von Theil 2), dem damit sein fixer Kapitalverschleiß in Geld
5 niederschlägt.
Die Sache würde in keiner Weise verändert unter der Voraussetzung,
daß im Fall c) statt II, Theil 1), Klasse I die 200 Geld zum Umsatz der
restirenden ||222| Waaren vorschießt. Kauft I dann zuerst für 200 Waare
von II, Theil 2) - es ist vorausgesetzt, daß dieser nur noch diesen Waa-
10 renrest zu verkaufen hat - so kehren die 200 £ nicht an I zurück, da II,
Theil 2), nicht wieder als Käufer auftritt; aber II, Theil 1) hat dann 200 £
Geld um zu kaufen, und ditto noch 200 Waaren umzusetzen, also im Gan
zen 400 einzutauschen von I. 200 £ Geld kehren dann zu I zurück von II,
Theil 1). Legt I sie wieder aus um die 200 Waare zu kaufen von II,
15 Theil 1), so kehren sie ihm zurück, sobald II, Theil 1) die zweite Hälfte
der 400 Waare von I löst. Theil 1 (II) hat 200 £ Geld als bloßer Käufer
von Elementen des fixen Kapitals ausgelegt; sie kehren ihm daher nicht
zurück, sondern dienen dazu, die 200c Restwaaren von II, Theil 2) zu
versilbern, während an I das für Waarenumsatz ausgelegte Geld, 200 £,
20 zurückgeflossen, nicht via II, Theil 2), sondern via II, Theil 1). Für
seine Waare von 400 ist ihm Waarenäquivalent zum Belauf von 400 zu
rückgekehrt; die für den Umsatz der 800 Waare von ihm vorgeschoßnen
und so ist alles in Ordnung.
200 £ Geld sind ihm ditto zurückgekehrt
25 Die Schwierigkeit, die sich ergab bei der Umsetzung:
I) 1 0 0 0 v+ 1000m
II) 2000c wurde reducirt auf die Schwierigkeit bei Umsetzung der Reste: |
|223| I
II. (1) 200 (Geld) + 200c Waare + (2) 200c Waare oder, um die Sache
400m.
30 noch klarer zu machen
I. 200m + 200m.
II. (1) 200 Geld + 200c Waare + (2) 200c Waare.
Da in II Theil 1) 200c Waare sich umgesetzt gegen 200 Im Waare, und
da alles Geld, was bei diesem Umsatz von 400 Waaren zwischen I und II
35 cirkulirt, zurückfließt zu dem, der es vorgeschossen hat, I oder II, so ist
dies Geld, als Element des Umsatzes zwischen I und II, in der That kein
Element des Problems, das uns hier beschäftigt. Oder anders dargestellt:
unterstellen wir, daß
in dem Umsatz zwischen 200 Im (Waare) und
200 I Ic (Waare von II, Theil 1) das Geld als Zahlungsmittel fungirt, nicht
40 als Kaufmittel und daher auch nicht als „Cirkulationsmittel" im engsten
427
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Sinn, so ist klar, da die Waaren 200 Im und 200 I Ic (Theil 1) von glei
chem Werthbetrag, Produktionsmittel zum Werth von 200 sich austau
schen gegen Konsumtionsmittel zum Werth von 200, das Geld hier nur
ideell fungirt, und kein Geld zur Zahlung von Bilanz von dieser oder
jener Seite wirklich in Cirkulation zu werfen. D as Problem tritt also erst
rein hervor, wenn ||224| wir die Waare 200 Im und ihr Aequivalent, die
Waare 200 I Ic (Theil 1) auf beiden Seiten I und II wegstreichen. /
5
10
/225/ Nach Beseitigung dieser beiden Waarenbeträge von gleichem
Werth (I und I I ), die sich wechselseitig saldiren, bleibt also der Rest des
Umsatzes, worin das Problem rein hervortritt, nämlich:
I. 200m Waare.
II. (1) 200c Geld + (2) 200c Waare.
Hier ist klar: II, Theil 1) kauft mit 200 Geld die Bestandtheile seines
fixen Kapitals 2 0 0 1 m; damit ist das fixe Kapital von II, Theil 1) in
natura erneuert und der Mehrwerth von I, im Werth von 200 ist aus 15
Waarenform (Produktionsmitteln und zwar Elementen von fixem Kapi
tal) in Geldform verwandelt. Mit diesem Geld kauft I Konsumtionsmittel
von II, Theil 2) und das Resultat ist für II, daß für Theil 1) ein fixer
Bestandtheil seines konstanten Kapitals in natura erneuert ist; und daß
für Theil 2) ein andrer Bestandtheil (der Verschleiß von fixem Kapital 20
ersetzt) in Geld niedergeschlagen; und dies dauert ||226| jährlich fort, bis
auch dieser Bestandtheil in natura zu erneuern.
Die Vorbedingung ist hier offenbar, daß dieser fixe Bestandtheil des
konstanten Kapitals II, der seinem ganzen Werth nach in Geld rückver
wandelt und daher jedes Jahr in natura zu erneuern ist (Theil 1), gleich 25
sei dem Jahresverschleiß des andren fixen Bestandtheils des konstanten
Kapitals II, der noch in seiner alten Naturalform fortfungirt, und dessen
Verschleiß, der Werthverlust, den es auf die Waaren überträgt, in deren
Produktion er wirkt, zunächst in Geld zu ersetzen ist. Ein solches Gleich
gewicht erschiene danach als Gesetz der Reproduktion auf gleichbleiben- 30
der Stufenleiter; was in andren Worten heißt, daß in der die Produktions
mittel producirenden Klasse I die proportioneile Theilung der Arbeit
unverändert bleiben muß, soweit sie einerseits cirkulirende, und andrer
seits fixe Bestandtheile des konstanten Kapitals der Abth. II liefert.
Bevor wir dies näher untersuchen, ist erst zu sehn wie die Sache sich 35
stellt wenn der Restbetrag von I Ic (1) nicht gleich dem Rest von I Ic (2);
er kann größer sein oder kleiner. Setzen wir nach einander beide Fälle. |
|227| Erster Fall:
I. 200m.
II. (1) 220c (in Geld) + (2) 200c (in Waare)
40
428
Einfache Reproduktion
Hier kauft I Ic (1) mit 200 £ Geld die Waaren 200 I m, und I kauft mit
demselben Geld die Waaren 200 I Ic (2), also den Bestandtheil des fixen
Kapitals, der in Geld niederzuschlagen ist; dieser ist damit versilbert.
Aber 20 I Ic (1) in Geld ist nicht rückverwandelbar in fixes Kapital in
5 natura.
Diesem Uebelstand scheint abhelfbar, indem wir den Rest von Im statt
auf 200 auf 220 setzen, sodaß von den 2000 (I) statt 1800 nur 1780 durch
frühren Umsatz erledigt sind. In diesem Fall also:
I. 220m.
II. (1). 220c (in Geld) + (2) 200c (in Waare).
10
I I c, Theil 1) kauft mit 220 £ Geld die 220 Im und I kauft sodann mit
200 £ die 200 I Ic (2) in Waare. Aber dann bleiben 20 £ in Geld auf Seite
von I, ein Stück Mehrwerth, das es nur in Geld festhalten, nicht in K o n
sumtionsmitteln verausgaben kann. Die Schwierigkeit ist damit nur ver-
15 legt, von I Ic (Theil 1) auf I m.
Nehmen wir nun andrerseits an, I Ic (Theil 1) ||228| sei kleiner als I Ic
(Theil 2); also:
Zweiter
Fall:
20
I. 200m (in Waare).
II. (1) 180c (in Geld) + (2) 200c (in Waare).
II (Theil 1) kauft für 180 £ Geld die Waaren 200 I m; I kauft mit diesem
Geld Waaren zum gleichen Werth von II (Theil 2), also 18011c (2); es
bleiben 20 Im unverkaufbar auf einer Seite, und ebenso 20 I Ic (2) auf der
andern; Waaren zum Werth von 40, unverwandelbar in Geld.
25
Es würde uns nichts nutzen, den Rest I = 180 zu setzen; es würde dann
zwar kein Ueberschuß in I bleiben, aber nach wie vor ein Ueberschuß in
20 in I Ic Theil 2) unverkaufbar, nicht in Geld verwandelbar.
Im ersten Fall, wo II (1) größer als II (2), bleibt auf Seite von I Ic (1) ein
Ueberschuß in Geld, nicht rückverwandelbar in fixes Kapital, oder wenn
30 der Rest Im = I Ic (1) gesetzt wird, derselbe Ueberschuß in Geld auf Seite
von I m, nicht verwandelbar in Konsumtionsmittel.
Im zweiten Fall, wo I Ic (1) kleiner als I Ic (2) bleibt ein Deficit in Geld
auf Seite von 200 Im und I Ic (2), und gleicher Ueberschuß von Waare auf
beiden Seiten, oder wenn der Rest Im = I Ic (2) gesetzt wird, ein Deficit in
35 Geld und Ueberschuß in Waare auf Seite von I Ic (2).
Setzen wir die Reste Im stets gleich I Ic (1)
da die Aufträge die Pro
duktion ||229| bestimmen, und es an der Reproduktion nichts ändert,
wenn dies Jahr mehr fixe Kapitalbestandtheile, nächstes mehr cirkuliren
de Kapitalbestandtheile des konstanten Kapitals II von I producirt wer-
40 den - so wäre im ersten Fall Im rückverwandelbar in Konsumtionsmit
tel, nur wenn I damit einen Theil des Mehrwerths von II kaufte, dieser
429
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
also, statt verzehrt zu werden, von I als Geld aufgehäuft würde; im zwei
ten Fall wäre nur abzuhelfen, wenn I selbst Geld ausgäbe, also die von
uns verworfne Hypothese.
Ist I Ic (1) größer als I Ic (2), so ist Einfuhr fremder Waare nöthig zur
Realisirung des Geldüberschusses in I m. Ist I Ic (1) kleiner als I Ic (2), so
umgekehrt Ausfuhr von Waare II (Konsumtionsmittel) zur Realisirung
des Verschleißtheils I Ic in Produktionsmitteln. In beiden Fällen ist also
auswärtiger Handel nöthig.
5
Gesetzt auch, es sei für Betrachtung der Reproduktion auf gleichblei
bender Stufenleiter anzunehmen, daß die Produktivität aller Industrie- 10
zweige, also auch die proportionellen Werthverhältnisse
ihrer Waa-
renprodukte konstant bleiben, so würden dennoch ||230| die beiden
letzterwähnten Fälle, wo I Ic (1) größer oder kleiner als I Ic (2), immer
Interesse bieten für die Produktion auf erweiterter Stufenleiter, wo sie
unbedingt eintreten können.
15
3) Resultate.
Mit Bezug auf den Ersatz des fixen Kapitals ist allgemein zu bemerken:
Wenn - alle andren Umstände, also nicht nur die Stufenleiter der Pro
duktion, sondern namentlich auch die Produktivität der Arbeit als gleich
bleibend vorausgesetzt - ein größrer Theil des fixen Elements von I Ic 20
abstirbt als das Jahr vorher, also auch ein größrer Theil in natura zu
erneuern ist, so muß der Theil des fixen Kapitals, der erst auf dem Weg
seines Absterbens ist, und bis zu seinem Todestermin einstweilen in Geld
zu ersetzen ist, in derselben Proportion abnehmen, da nach der Voraus
setzung die Summe (auch die Werthsumme) des in II funktionirenden 25
fixen K a p i t a l t e i ls dieselbe bleibt. Es führt dies aber folgende Umstände
mit sich. Erstens: Besteht ein größrer Theil des Waarenkapitals I aus Ele
menten des fixen Kapitals von I I c, so ein um soviel geringrer Theil aus
cirkulirenden Bestandtheilen von I I c, da die Gesammtproduktion von I
für I Ic unverändert ||2311 bleibt. Wächst ein Theil derselben, so nimmt der 30
andre ab und umgekehrt. Andrerseits bleibt aber auch die Gesammt
produktion der Klasse II von derselben Größe. Wie ist dies aber möglich
bei Abnahme ihrer Rohstoffe, Halbfabrikate, Hülfsstoffe? ( D . h. der cir
kulirenden Elemente des konstanten Kapitals II.) Zweitens: Ein größrer
Theil des unter Geldform wieder hergestellten fixen Kapitals I Ic strömt 35
zu I, um aus Geldform in Naturalform rückverwandelt zu werden. Es
strömt also an I mehr Geld zu, außer dem zwischen I und II zum blossen
Waarenumsatz cirkulirenden Geld; mehr Geld, das nicht wechselseitigen
430
Einfache Reproduktion
Waarenumsatz vermittelt, sondern nur einseitig in Funktion von Kauf
mittel auftritt. Zugleich aber hätte die Waarenmasse von I I c, die Träger
des Werthersatzes von Verschleiß ist, proportionell abgenommen, also die
Waarenmasse II, die nicht gegen Waare von I, sondern nur gegen Geld
5 von I umgesetzt werden muß. Es wäre mehr Geld von II an I als bloßes
Kaufmittel zugeströmt und es wäre weniger Waare von II da, welcher
gegenüber I als bloßer Käufer zu fungiren hätte. Ein größrer Theil von
Im
denn Iv ist bereits in Waare II umgesetzt - wäre also nicht in
Waare II umsetzbar, sondern festhaftend in Geldform. |
10
|232| Der umgekehrte Fall, wo in einem Jahr die Reproduktion der
Sterbefälle des fixen Kapitals II geringer, und dagegen der Verschleißtheil
größer, braucht hiernach nicht weiter durchgegangen zu werden.
Und so wäre Krise da - Produktionskrise - trotz Reproduktion auf
gleichbleibender Stufenleiter.
15 Mit einem Wort: Wird bei einfacher Reproduktion - bei sonst gleich
bleibenden Umständen, also namentlich gleichbleibender Produktivkraft,
Gesammtgröße und Intensität der Arbeit - nicht eine konstante Propor
tion vorausgesetzt zwischen absterbendem (zu erneuerndem) und in alter
Naturalform fortwirkendem (bloß für Ersatz seines Verschleißes den Pro-
20 dukten Werth zusetzendem) fixem Kapital - so bliebe in einem Fall die
Masse der zu reproducirenden cirkulirenden Bestandtheile von I Ic die
selbe, aber die Masse von zu reproducirenden fixen Bestandtheilen wäre
gewachsen; es müßte also die Gesammtproduktion I wachsen oder es
wäre, selbst abgesehn von den Geldverhältnissen, Deficit der Reproduk-
25 tion da.
Im andren Fall: Nähme die proportionelle Größe des in natura zu
repro||233|ducirenden fixen Kapitals (II) ab, also im selben Verhältniß der
nur noch in Geld zu ersetzende Bestandtheil des fixen Kapitals II zu, so
bliebe die Masse der von I reproducirten cirkulirenden Bestandtheile des
30 konstanten Kapitals II unverändert, die des zu reproducirenden fixen
dagegen hätte abgenommen. Also entweder Abnahme der Gesammt
produktion I oder aber Ueberschuß (wie vorher Deficit) und nicht zu
versilbernder Ueberschuß.
Dieselbe Arbeit kann zwar im ersten Fall mit zunehmender Produkti-
35 vität, Ausdehnung oder Intensität größres Produkt liefern, und so wäre
das Deficit im ersten Fall zu decken; solcher Wechsel würde aber nicht
ohne Deplacirung von Arbeit und Kapital aus einem Produktionszweig
von I in den andren stattgreifen und jede solche Deplacirung würde mo
mentane Störungen hervorrufen. Zweitens aber würde (soweit Ausdeh-
40 nung und Intensivirung der Arbeit zunehmen) I mehr Werth gegen we
niger Werth von II auszutauschen haben, also eine Depreciation des
Produkts von I stattfinden.
431
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Umgekehrt im zweiten Fall, wo I seine Produktion kontrahiren muß,
was Krise für die darin beschäftigten Arbeiter und Kapitalisten bedeutet,
oder Ueberschuß liefert, was wieder Krise. An und für sich sind solche
Ueberschüsse kein Uebel, sondern ein Vortheil; sind aber Uebel ||234| in
der kapitalistischen Produktion.
5
Der auswärtige Handel könnte in beiden Fällen aushelfen, im ersten
Fall, um die in Geldform festgehaltne Waare I in Konsumtionsmittel um
zusetzen, im zweiten Fall, um den Ueberschuß in Waare abzusetzen.
Aber der auswärtige Handel, soweit er nicht bloß Elemente (auch dem
Werth nach) ersetzt, verlegt nur die Widersprüche auf ausgedehntere 10
Sphäre, eröffnet ihnen größren Spielkreis.
Ist die kapitalistische Form der Reproduktion einmal beseitigt, so
kommt die Sache darauf hinaus, daß die Größe des absterbenden und
daher in natura zu ersetzenden Theils des fixen Kapitals (hier des in der
Erzeugung der Konsumtionsmittel fungirenden) in verschiednen succès- 15
siven Jahren wechselt. Ist er in einem Jahr sehr groß (über die Durch
schnittssterblichkeit, wie bei den Menschen) so im folgenden sicher um so
geringer. Die zur jährlichen Produktion der Konsumtionsmittel nöthige
Masse von Rohstoffen, Halbfabrikaten und Hülfsstoffen - sonst gleich
bleibende Umstände vorausgesetzt - nimmt deswegen nicht ab; die Ge- 20
sammtproduktion der Produktionsmittel müßte also im einen Fall zu
nehmen,
in andren abnehmen. Diesem kann nur abgeholfen werden
durch fortwährende relative Ueberproduktion; einerseits ein gewisses
Quantum fixes Kapital, das mehr producirt wird, als direkt nöthig ist;
andrerseits, und namentlich Vorrath von Rohstoff etc., ||235| der über die 25
unmittelbaren jährlichen Bedürfnisse hinausgeht (dies gilt ganz besonders
von Lebensmitteln). Solche Art Ueberproduktion ist gleich mit Kontrole
der Gesellschaft über die gegenständlichen Mittel ihrer eignen Repro
duktion. Innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft aber ist sie ein anar
chisches Element.
30
Dies Beispiel vom fixen Kapital - bei gleichbleibender Stufenleiter der
Reproduktion - ist schlagend. Mißverhältniß in der Produktion von fi
xem und cirkulirendem Kapital ist einer der Lieblingsgründe der Oeko-
nomen, um die Krisen zu erklären. D aß solches Mißverhältniß bei bloßer
Erhaltung des fixen Kapitals entspringen kann und muß - ist ihnen etwas 35
neues; daß sie entspringen kann und muß bei Voraussetzung einer idealen
Normalproduktion, bei einfacher Reproduktion des bereits fungirenden
gesellschaftlichen Kapitals.
432
Einfache Reproduktion
XII. Die Reproduktion des Geldmaterials.
Es ist bisher ein Moment ganz außer Acht gelassen worden, nämlich die
jährliche Reproduktion von Gold und Silber. Als bloßes Material zu
Luxusartikeln, Vergoldung etc. wären sie hier ebensowenig speciell zu
5 erwähnen, wie irgend welche andre Produkte. Dagegen spielen sie wich
tige Rolle als Geldmaterial und daher potentialiter Geld. Als Geldma
terial nehmen wir hier der Vereinfachung ||236| wegen nur Gold.
Die gesammte jährliche Goldproduktion betrug nach älteren Anga
ben 8 - 9 00 000 lb. = rund 1100 oder 1250 Millionen Mark. Nach Soet-
10 beer1) dagegen nur 170 675 Kilogr. im Werth von rund 476 Millionen
Mark im Durchschnitt der Jahre 1871-75. Davon lieferten:
Australien rund 167, Vereinigte Staaten 166, Rußland 93 Millio
nen M a r k. Der Rest vertheilt sich auf verschiedne Länder in Beträgen
von weniger als je 10 Millionen Mark. Die jährliche Silberproduktion
15 während derselben Periode betrug etwas unter 2 Millionen Kilogr. im
Werth von 354'/2 Millionen Mark; davon lieferte in runder Zahl Mexiko
108 Mill., die Vereinigten Staaten
102 Mill., Südamerika 67 Mill.,
Deutschland 26 Millionen usw.
Von Ländern vorherrschender kapitalistischer Produktion sind nur die
20 Vereinigten Staaten Gold- und Silberproducenten; die europäischen ka
pitalistischen Länder erhalten fast all ihr Gold und bei weitem den größ
ten Theil ihres Silbers von Australien, Vereinigten Staaten, Mexiko, Süd
amerika und Rußland.
Wir verlegen aber die Goldminen in das Land der kapitalistischen Pro-
25 duktion, dessen jährliche Reproduktion wir hier analysiren, und zwar aus
folgendem Grund:
Kapitalistische Produktion existirt überhaupt nicht ohne auswärtigen
Handel. Wird aber normale jährliche Reproduktion auf einer gegebnen
Stufenleiter unterstellt, so ist damit auch unterstellt, daß der auswärtige
30 Handel nur durch Artikel von andrer Gebrauchs- oder Naturalform ein
heimische Artikel ersetzt, ohne die Werthverhältnisse zu afficiren, also
auch nicht die Werthverhältnisse, worin die zwei ||237| Kategorien: Pro
duktionsmittel und Konsumtionsmittel, sich gegeneinander umsetzen,
und ebensowenig die Verhältnisse von konstantem Kapital, variablem
35 Kapital und Mehrwerth, worin der Werth des Produkts jeder dieser K a
tegorien zerfällbar. Die Hereinziehung des auswärtigen Handels bei Ana
lyse des jährlich reproducirten Produktenwerths kann also nur verwirren,
ohne irgend ein neues Moment, sei es des Problems, sei es seiner Lösung
') Ad. Soetbeer, Edelmetall-Produktion. Gotha, 1879.
4 33
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
zu liefern. Es ist also ganz davon zu abstrahiren; also ist hier auch das
Gold als direktes Element der jährlichen Reproduktion, nicht als von
außen durch Austausch eingeführtes Waarenelement zu behandeln.
Die Produktion von Gold gehört, wie die Metallproduktion überhaupt
zu Klasse I, der Kategorie, die die Produktion von Produktionsmitteln
umfaßt. Wir wollen annehmen, das jährliche Goldprodukt sei = 30 (der
Bequemlichkeit wegen, thatsächlich viel zu hoch gefaßt); es sei dieser
Werth zerfällbar in 20c + 5v + 5m; 20c ist auszutauschen gegen andre
Elemente von Ic und dies ist später zu betrachten; aber die 5v + 5m (I)
sind umzusetzen gegen Elemente von I I c, d.h. Konsumtionsmittel.
5
10
Was die 5v betrifft, so beginnt zunächst jedes goldproducirende Ge
schäft damit, die Arbeitskraft zu kaufen; nicht mit selbst producirtem
Gold, sondern, wie jedes andre Geschäft, mit einem Quotum des im Lan
de vorräthigen Gelds. Die Arbeiter beziehn für diese 5v Konsumtions
mittel aus II heraus, und dies kauft mit diesem Geld Produktionsmittel 15
von I. Sage, II kaufe von I für 2 Gold als Waarenmaterial etc. (Bestand
theil seines ||238| konstanten Kapitals), so fließen 2v zurück zu den Gold-
producenten I
in Geld, das der Cirkulation schon früher angehörte.
Wenn II weiter nichts an Material von I kauft, so kauft I von II, indem es
sein Gold als Geld in die Cirkulation wirft, da Gold jede Waare kaufen 20
kann. Der Unterschied ist nur, daß I hier nicht als Verkäufer, sondern
nur als Käufer auftritt. Die Goldgräber von I können ihre Waare stets
absetzen, sie befindet sich stets in unmittelbar austauschbarer Form.
Nehmen wir an, ein Garnspinner habe 5v an seine Arbeiter bezahlt,
diese liefern ihm - abgesehn vom Mehrwerth - dafür ein Gespinnst in 25
Produkt = 5, die Arbeiter kaufen für 5 von I I c, dies kauft für 5 in Geld
Garn von I, und so fließt 5v zurück in Geld an den Garnspinner. In dem
supponirten Fall dagegen schießt Ig (wie wir die Goldproducenten be
zeichnen wollen) 5v an seine Arbeiter in Geld vor, das schon früher der
Cirkulation angehörte; diese geben das Geld aus in Lebensmitteln; es 30
kehren aber von den 5 nur 2 aus II zu Ig zurück. Aber Ig kann ganz so
gut wie der Garnspinner den Reproduktionsproceß von neuem beginnen;
denn seine Arbeiter haben ihm in Gold 5 geliefert, wovon es 2 verkauft
hat, 3 in Gold besitzt, also nur zu münzen2) oder in Banknoten zu ver
wandeln hat, damit direkt, ohne weitre Vermittlung von II, sein ganzes 35
variables Kapital wieder in Geldform in seiner Hand sei. |
2) „Eine beträchtliche Menge von Naturalgold (gold bullion) ... wird von den Goldgräbern
direkt in die Münze von San Francisco gebracht." - Reports of H.M. Secretaries of Em
bassy and Legation. 1879. Part III, p. 337.
434
Einfache Reproduktion
|239| Schon bei diesem ersten Proceß der jährlichen Reproduktion ist
aber eine Veränderung in der Masse der wirklich oder virtuell der Cir
kulation angehörigen Geldmasse vorgegangen. Wir haben angenommen,
I Ic habe 2v (Ig) als Material gekauft, 3 sei von Ig direkt innerhalb II
5 wieder ausgelegt als Geldform des variablen Kapitals. Es sind also aus
der mittelst der neuen Goldproduktion gelieferten Geldmasse 3 innerhalb
II geblieben und nicht zurückgeströmt zu I. Nach der Voraussetzung hat
II seinen Bedarf in Goldmaterial befriedigt. Die 3 bleiben als Goldschatz
in seinen Händen. Da sie kein Element seines konstanten Kapitals bilden
10 können, und da ferner II schon vorher hinreichendes Geldkapital zum
Ankauf der Arbeitskraft hatte; da ferner, mit Ausnahme des Verschleiß
elements, dies zuschüssige 3 g keine Funktion zu verrichten hat innerhalb
I I c, gegen einen Theil wovon es ausgetauscht (es könnte nur dazu dienen,
das Verschleißelement pro tanto zu decken, wenn I Ic (1) kleiner als
15 I Ic (2), was zufällig); andrerseits aber, eben mit Ausnahme des Ver
schleißelements, das ganze Waarenprodukt I Ic gegen Produktionsmittel
I(v + m) umzusetzen ist - so muß dies Geld ganz aus I Ic übertragen
werden in I l m, ob dies nun in nothwendigen Lebensmitteln oder in Lu
xusmitteln existire, und dagegen entsprechender Waarenwerth übertragen
20 werden aus I lm in I I c. Resultat: Ein Theil des Mehrwerths wird als
Geldschatz aufgespeichert.
Beim zweiten Reproduktionsjahr, wenn ||240| dieselbe Proportion des
jährlich producirten Golds fortfährt als Material vernutzt zu werden,
wird wieder 2 an Ig zurückfließen und 3 in natura ersetzt, d.h. wieder in
25 II als Schatz freigesetzt sein, u.s.w.
Mit Bezug auf das variable Kapital überhaupt: Der Kapitalist Ig hat
wie jeder andre dies Kapital beständig in Geld zum Ankauf der Arbeit
vorzuschießen. Mit Bezug auf dies v hat nicht er, sondern seine Arbeiter
zu kaufen von II; es kann also nie der Fall eintreten, daß er als Käufer
30 auftritt, also Gold ohne die Initiative des II in selbes wirft. Soweit aber II
von ihm Material kauft, sein konstantes Kapital I Ic in Goldmaterial
umsetzen muß, fließt ihm Theil von v (Ig) von II zurück auf dieselbe
Weise, wie den andren Kapitalisten von I; und soweit dies nicht der Fall,
ersetzt er sein v in Gold direkt aus seinem Produkt. In dem Verhältniß
35 aber, worin ihm das als Geld vorgeschoßne v nicht von II zurückfließt,
wird in II ein Theil der vorher schon vorhandnen Cirkulation (von I ihm
zugefloßnes und nicht an I retournirtes Geld) in Schatz verwandelt und
dafür ein Theil seines Mehrwerths nicht in Form von Konsumtionsmit
teln verausgabt. Da beständig neue Goldminen in Angriff genommen
40 oder alte wieder eröffnet werden, so bildet eine bestimmte Proportion des
von Ig in v auszulegenden Geldes stets Theil der vor der neuen Gold-
435
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Produktion vorhandnen Geldmasse, die von Ig vermittelst ihrer Arbeiter
II zu Ig zu-
in II hineingeworfen wird, und, soweit sie nicht aus
rück||241 (kehrt, bildet sie dort Element der Schatzbildung.
Was aber m (Ig) angeht, so kann I hier stets als Käufer auftreten; es
wirft sein m als Gold in die Cirkulation und zieht dafür Konsumtions- 5
mittel I Ic heraus; hier wird das Gold zum Theil als Material vernutzt,
fungirt daher als wirkliches Element des konstanten Bestandtheils c des
produktiven Kapitals II; und soweit dies nicht der Fall, wird es wieder
Element der Schatzbildung als in Geld verharrender Theil von I l m. Es
zeigt sich - noch abgesehn von dem später zu betrachtenden I c3) - wie 10
selbst bei einfacher Reproduktion, wenn hier auch Akkumulation im ei
gentlichen Sinn des Worts - d.h. Reproduktion auf erweiterter Stufen
leiter - ausgeschlossen, dagegen Geldaufspeicherung oder Schatzbildung
nothwendig eingeschlossen ist. Und da dies sich jährlich neu wiederholt,
so erklärt sich damit die Voraussetzung, von welcher bei Betrachtung der 15
kapitalistischen Reproduktion ausgegangen wird: daß sich bei Beginn der
Reproduktion eine dem Waarenumsatz entsprechende Masse von Geld
mitteln in den Händen der Kapitalistenklassen I und II befindet. Solche
Aufspeicherung findet statt selbst nach Abzug des durch Verschleiß des
cirkulirenden Geldes verloren gehenden Goldes.
20
Es versteht sich von selbst, daß je fortgeschrittner das Lebensalter der
kapitalistischen ||242| Produktion, um so größer die allerseits aufgehäufte
Geldmasse, um so kleiner also die Proportion, die die jährliche neue
Goldproduktion dieser Masse zufügt, obgleich dieser Zuschuß seiner ab
soluten Quantität nach betrachtet bedeutend sein kann. Im allgemeinen 25
wollen wir nur noch einmal zurückkommen auf den gegen Tooke ge
machten Einwurf: wie ist es möglich, daß jeder Kapitalist in Geld einen
Mehrwerth aus dem jährlichen Produkt herausziehe, d.h. mehr Geld her
ausziehe aus der Cirkulation als er hineinwirft, da in letzter Instanz die
Kapitalistenklasse selbst als die Quelle betrachtet werden muß, die über- 30
haupt das Geld in die Cirkulation wirft?
Wir bemerken hierauf, unter Zusammenfassung des schon
früher
( K a p.
) Entwickelten:
1) Die einzige, hier erforderliche Voraussetzung: daß überhaupt Geld
genug vorhanden sei, um die verschiednen Elemente der jährlichen Re- 35
produktionsmasse umzusetzen, - wird in keiner Weise dadurch berührt,
daß ein Theil des Waarenwerths aus Mehrwerth besteht. Gesetzt, die
ganze Produktion gehöre den Arbeitern selbst, ihre Mehrarbeit sei also
3) Die Untersuchung über den Austausch von neuproducirtem Gold innerhalb des kon
stanten Kapitals der Abth. I findet sich nicht im Ms.
40
436
Einfache Reproduktion
nur Mehrarbeit für sie selbst, nicht für die Kapitalisten, so wäre die
Masse des cirkulirenden Waarenwerths dieselbe, und erheischte bei sonst
gleichbleibenden Umständen dieselbe Geldmasse zu ihrer Cirkulation. Es
fragt sich also in beiden Fällen nur: Wo kommt das Geld her, um diesen
5 Gesammtwaarenwerth umzusetzen? - Und in keiner Weise: ||243| Wo
kommt das Geld zur Versilberung des Mehrwerths her?
Allerdings, um noch einmal darauf zurückzukommen, besteht jede ein
zelne Waare aus c + v + m, und es ist also zur Cirkulation der gesammten
Waarenmasse einerseits eine bestimmte Geldsumme nöthig zur Cirkula-
10 tion des Kapitals c + v, und andrerseits eine andre Geldsumme zur Cir
kulation der Revenue der Kapitalisten, des Mehrwerths m. Wie für die
einzelnen Kapitalisten, so für die ganze Klasse ist das Geld, worin sie
Kapital vorschießt, verschieden von dem Geld, worin sie Revenue ver
ausgabt. Woher kommt dies letztere Geld? Einfach daher, daß von der in
15 der Hand der Kapitalistenklasse befindlichen Geldmasse, also im Ganzen
und Großen von der innerhalb der Gesellschaft befindlichen gesammten
Geldmasse ein Theil als Geldkapital fungirt, ein andrer Theil die Reve
nue der Kapitalisten cirkulirt. M an sah schon oben, wie jeder, ein neues
Geschäft einrichtende Kapitalist, das Geld, das er zu seiner Erhaltung in
20 Konsumtionsmitteln verausgabt, wieder zurückfischt als zur Versilbrung
seines Mehrwerths dienendes Geld, sobald das Geschäft einmal im Gang.
Aber allgemein gesprochen, kommt die ganze Schwierigkeit aus zwei
Quellen her:
Erstens: Betrachten wir bloß die Cirkulation und den Umschlag des
25 Kapitals, also auch den Kapitalisten nur als Personifikation des Kapitals
nicht als kapitalistischen Konsumenten und Lebemann - so sehn wir
ihn zwar beständig Mehrwerth in die Cirkulation werfen, als Bestandtheil
seines Waarenkapitals, aber wir sehn nie das Geld als Form der Revenue
in seiner Hand; wir sehn ihn nie Geld zum Verzehr des Mehrwerths in die
30 Cirkulation werfen.
Zweitens: Wirft die Kapitalistenklasse eine gewisse Geldsumme in Ge
stalt von Revenue in Cirkulation, so scheint es als zahle sie ein Aequi
valent auch für diesen Theil des jährlichen Gesammtprodukts, und höre
dieser somit auf, Mehrwerth darzustellen. Das Mehrprodukt aber, worin
35 sich der Mehrwerth darstellt, kostet der Kapitalistenklasse nichts. Als
Klasse besitzt und genießt sie es umsonst, und daran kann die Geldcir
kulation nichts ändern. Die Veränderung, die diese vermittelt, besteht
einfach darin, daß jeder Kapitalist, statt sein Mehrprodukt in natura zu
verzehren, was meist gar nicht angeht, Waaren aller Art bis zum Belauf
40 des von ihm angeeigneten Mehrwerths aus dem Gesammtstock des jähr
lichen gesellschaftlichen Mehrprodukts herauszieht und sich aneignet.
437
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Aber der Mechanismus der Cirkulation ||244| hat gezeigt, daß wenn die
Kapitalistenklasse Geld zur Verausgabung von Revenue in die Cirkula
tion hineinwirft, sie selbiges Geld auch wieder der Cirkulation entzieht,
und also denselben Proceß stets von neuem beginnen kann; daß sie also,
als Kapitalistenklasse betrachtet, nach wie vor im Besitz dieser zur Ver- 5
silbrung des Mehrwerths nöthigen Geldsumme bleibt. Wenn also nicht
nur der Mehrwerth, in Form von Waaren, vom Kapitalisten für seinen
Konsumtionsfonds dem Waarenmarkt entzogen wird, sondern zugleich
das Geld, womit er diese Waaren kauft, an ihn zurückfließt, so hat er
offenbar die Waaren ohne Aequivalent der Cirkulation entzogen. Sie ko- 10
sten ihm nichts, obgleich er sie mit Geld zahlt. Wenn ich mit einem
Pfd Sterling Waaren kaufe, und mir der Verkäufer der Waare das Pfund
zurückgibt für Mehrprodukt, das mich nichts gekostet hat, habe ich of
fenbar die Waaren umsonst erhalten. Die beständige Wiederholung dieser
Operation ändert nichts daran, daß ich beständig Waaren entziehe und 15
beständig im Besitz des Pfundes bleibe, obgleich ich mich desselben zum
Bezug der Waaren vorübergehend entäußere. Der Kapitalist erhält be
ständig dies Geld zurück als Versilberung von Mehrwerth, der ihm nichts
gekostet hat.
Wir sahen daß bei A. Smith der gesammte gesellschaftliche Produkten- 20
werth sich auflöst in Revenue, in v + m, daß also der konstante Kapi
talwerth gleich Null gesetzt wird. Es folgt daher nothwendig, daß das zur
Cirkulation der jährlichen Revenue erforderliche Geld auch hinreichend
ist zur Cirkulation des gesammten jährlichen Produkts; daß also in un
serm Fall das zur Cirkulation der Konsumtionsmittel zum Werth von 25
3000 nöthige Geld hinreicht zur Cirkulation des gesammten Jahrespro
dukts zum Werth von 9000. Dies ist in der That Adam Smiths Ansicht,
und sie wird von Th. Tooke wiederholt. Diese falsche Vorstellung vom
Verhältniß der zur Versilbrung der Revenue erforderlichen Geldmasse zur
Geldmasse, welche das gesammte gesellschaftliche Produkt cirkulirt, ist 30
ein nothwendiges Resultat der nicht begriffnen, gedankenlos vorgestell
ten Art und Weise, wie die verschiednen stofflichen und Werthelemente
des jährlichen Gesammtprodukts sich reproduciren und jährlich ersetzt
werden. Sie ist daher bereits widerlegt. |
|245| Hören wir Smith und Tooke selbst.
Smith sagt, B o ok II ch. 2: „Die Cirkulation jedes Landes kann in zwei
Theile geschieden werden: die Cirkulation der Händler unter einander
und die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten. Wenn auch
dieselben Geldstücke, Papier oder Metall, bald in der einen, bald in der
andern Cirkulation verwandt werden mögen, so gehn doch beide fort- 40
während gleichzeitig neben einander vor, und jede von beiden bedarf
35
438
Einfache Reproduktion
daher einer bestimmten Geldmasse dieser oder jener Art, um in Gang zu
bleiben. Der Werth der zwischen den verschiednen Händlern cirkulirten
Waaren kann nie den Werth der zwischen den Händlern und den Kon
sumenten cirkulirten Waaren übersteigen; denn was die Händler auch
5 immer kaufen, muß doch schließlich an die Konsumenten verkauft wer
den. Da die Cirkulation zwischen den Händlern en gros geschieht, erfor
dert sie im Allgemeinen eine ziemlich große Summe für jeden einzelnen
Umsatz. Die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten dagegen
geschieht meist en détail, und erfordert oft nur sehr kleine Geldbeträge;
10 ein Schilling oder selbst ein halber Penny genügt manchmal. Aber kleine
Summen cirkuliren weit rascher als große
. .. Obgleich die jährlichen
Käufe aller Konsumenten daher denen aller Händler an Werth minde
stens" (dies „mindestens" ist gut!) „gleich sind, so können sie doch in der
Regel mit einer weit geringeren Geldmasse erledigt werden" usw.
15
Zu dieser Stelle Adam's bemerkt Th. Tooke (An Inquiry into the Cur
rency Principle, London 1844, p. 3 4 - 3 6, passim): „Es kann kein Zweifel
bestehn, daß dieser hier gemachte Unterschied der Sache nach richtig ist.
. .. Der Austausch zwischen Händlern und Konsumenten schließt auch
die Zahlung des Arbeitslohns ein, der die Haupteinnahme (the principal
20 means), der Konsumenten ausmacht . .. Alle Umsätze von Händler zu
Händler, d.h. alle Verkäufe vom Producenten oder Importeur an, durch
alle Abstufungen von Zwischenprocessen der Manufaktur usw. bis herab
zum Detailhändler oder Exportkaufmann, sind auflösbar in Bewegungen
von Kapitalübertragung. Kapitalübertragungen setzen aber nicht noth-
25 wendig voraus, und führen in der That auch nicht wirklich mit sich, in
der großen Masse der Umsätze, eine wirkliche Abtretung von Banknoten
oder Münze - ich meine eine materielle, nicht fungirte, Abtretung - zur
Zeit der Uebertragung.
. .. Der Gesammtbetrag der Umsätze zwischen
Händlern und Händlern muß in letzter Instanz bestimmt und begrenzt
30 sein durch den Betrag der Umsätze zwischen Händlern und Konsumen
ten." I
|246| Stände der letzte Satz vereinzelt, so könnte man glauben, Tooke
konstatire bloß, daß ein Verhältniß stattfinde zwischen den Umsätzen
von Händler zu Händler und denen von Händler zu Konsument, in an-
35 dern Worten, zwischen dem Werth der jährlichen Gesammtrevenue und
dem Werth des Kapitals womit sie producirt wird. Dies ist jedoch nicht
der Fall. Er bekennt sich ausdrücklich zur Auffassung A. Smiths. Eine
besondre Kritik seiner Cirkulationstheorie ist daher überflüssig.
2) Jedes industrielle Kapital wirft bei seinem Beginn auf einmal Geld in
40 die Cirkulation für seinen ganzen fixen Bestandtheil, den es nur allmälig
in einer Reihe von Jahren durch Verkauf seines jährlichen Produkts
439
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
wieder herauszieht. Es wirft also zunächst mehr Geld in die Cirkulation
hinein, als es ihr entzieht. Dies wiederholt sich jedesmal bei Erneuerung
des Gesammtkapitals in natura; es wiederholt sich jedes Jahr für eine
bestimmte Anzahl Geschäfte, deren fixes Kapital in natura zu erneuern;
es wiederholt sich stückweis bei jeder Reparatur, bei jeder nur bruch- 5
weisen Erneuerung des fixen Kapitals. Wird also von der einen Seite der
Cirkulation mehr Geld ent||247|zogen als hineingeworfen, so von der and
ren Seite umgekehrt.
In allen Industriezweigen, deren Produktionsperiode (als verschieden
von der Arbeitsperiode) längre Zeit umfaßt, wird während derselben von 10
den kapitalistischen Producenten beständig Geld in die Cirkulation ge
worfen, theils in Zahlung der angewandten Arbeitskraft, theils in Ankauf
der zu verbrauchenden Produktionsmittel; es werden so Produktions
mittel direkt, Konsumtionsmittel theils indirekt, durch die ihren Arbeits
lohn verausgabenden Arbeiter, theils direkt durch die ihren Verzehr kei- 15
neswegs suspendirenden Kapitalisten selbst dem Waarenmarkt entzogen,
ohne daß diese Kapitalisten zunächst gleichzeitig ein Aequivalent in
Waaren in den Markt würfen. Während dieser Periode dient das von
ihnen in Cirkulation geworfne Geld zur Versilberung von Waarenwerth,
incl. des darin enthaltnen Mehrwerths. Sehr bedeutend wird dies M o- 20
ment in entwickelter kapitalistischer Produktion bei langathmigen Un
ternehmungen, ausgeführt von Aktiengesellschaften etc., wie Anlage von
Eisenbahnen, Kanälen, Docks, großen städtischen Bauten, Eisenschiffs
bau, Drainirung von Land auf großem Umfang, etc.
3) Während die andren Kapitalisten, abgesehn von der Auslage in fi- 25
xem Kapital, ||248| mehr Geld aus der Cirkulation herausziehn, als sie
beim K a uf der Arbeitskraft und der cirkulirenden Elemente hineinge
worfen, wird von den Gold und Silber producirenden Kapitalisten, ab
gesehn von dem Edelmetall, das als Rohstoff dient, nur Geld in die Cir
kulation geworfen, während ihr nur Waaren entzogen werden. Das kon- 30
stante Kapital, mit Ausmahme des Verschleißtheils, der größre Theil des
variablen, und der ganze Mehrwerth, mit Ausnahme des etwa in ihren
eignen Händen sich aufhäufenden Schatzes, wird als Geld in die Cirku
lation geworfen.
4) Einerseits cirkuliren zwar allerlei Dinge als Waaren, die nicht inner- 35
halb des Jahrs producirt worden, Grundstücke, Häuser etc., ferner Pro
dukte deren Produktionsperiode sich über mehr als ein Jahr erstreckt,
Vieh, Holz, Wein usw. F ür diese und andre Phänomene ist es wichtig
festzuhalten, daß stets außer der für die unmittelbare Cirkulation er
heischten Geldsumme, sich stets ein gewisses Quantum Geld in latentem, 40
nicht fungirendem Zustand vorfindet, das bei gegebnem Anstoß in Funk-
440
Einfache Reproduktion
tion treten kann. Auch cirkulirt der Werth solcher Produkte oft stück
weise und allmälig, wie der Werth von Häusern in der Miethe einer Reihe
von Jahren.
Andrerseits werden nicht alle Bewegungen des Reproduktionsproces-
5 ses durch Geldcirkulation vermittelt. Der gesammte Produktionsproceß,
sobald seine Elemente einmal angeschafft, ist davon ausgeschlossen. Fer
ner alles Produkt das der Producent direkt selbst konsumirt
sei es
individuell, sei es produktiv, wozu auch Naturalverpflegung ländlicher
Arbeiter gehört.
10
Die Geldmasse also, welche das jährliche Produkt cirkulirt, ist in der
Gesellschaft vorhanden, nach und nach akkumulirt worden. Sie gehört
nicht zum Werthprodukt dieses Jahrs, mit Ausnahme etwa des Ersatz
golds für verschlißne Münzen. |
/249/ Es ist bei dieser Darstellung vorausgesetzt exclusive Cirkulation
15 von Edelmetallgeld, und bei dieser wieder die einfachste Form baarer
Käufe und Verkäufe; obwohl auf Basis bloßer Metallcirkulation das Geld
auch als Zahlungsmittel fungiren kann und historisch wirklich so fungirt
hat, und auf dieser Basis ein Kreditwesen und bestimmte Seiten seines
Mechanismus sich entwickelt haben.
20
Diese Voraussetzung wird gemacht nicht bloß aus methodischen Rück
sichten, deren Gewicht sich schon darin zeigt, daß sowohl Tooke und
seine Schule, wie ihre Gegner, ||250| in ihren Kontroversen beständig ge
zwungen waren, bei Erörterung der Banknotencirkulation wieder rück
zugreifen zur Hypothese rein metallischer Cirkulation. Sie waren ge-
25 zwungen dies post festum zu thun, thaten es aber dann sehr oberfläch
lich, und zwar nothwendig, weil der Ausgangspunkt so nur die Rolle
eines Incidenzpunkts in der Analyse spielt.
Aber die einfachste Betrachtung der in ihrer naturwüchsigen Form dar
gestellten Geldcirkulation - und diese ist hier immanentes Moment des
30 jährlichen Reproduktionsprocesses - zeigt:
a) Entwickelte kapitalistische Produktion vorausgesetzt, also Herr
schaft des Lohnarbeitssystems, spielt offenbar das Geldkapital eine
Hauptrolle, soweit es die F o rm ist, in der das variable Kapital vorge
schossen wird. Im M aß wie sich das Lohnarbeitssystem entwickelt, ver-
35 wandelt sich alles Produkt in Waare, muß daher auch - mit einigen wich
tigen Ausnahmen - allzusammt die Verwandlung in Geld als eine Phase
seiner Bewegung durchlaufen. Die Masse des cirkulirenden Geldes muß
zu dieser Versilberung der Waaren hinreichen, und der größte Theil dieser
Masse wird geliefert in F o rm des Arbeitslohns, des Geldes, das als Geld-
40 form des variablen Kapitals in Zahlung der Arbeitskraft vom industri
ellen Kapitalisten vorgeschossen, in den Händen der Arbeiter - seiner
441
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
großen Masse nach - nur als ||251| Cirkulationsmittel (Kaufmittel) fun
girt. Es ist dies ganz im Gegensatz zur Naturalwirthschaft, wie sie vor
wiegt auf Basis jedes Hörigkeitssystems (Leibeigenschaft eingeschlossen)
und noch mehr auf der, mehr oder weniger primitiver Gemeinwesen, ob
diese nun mit Hörigkeits- oder Sklavereiverhältnissen versetzt seien oder
nicht.
5
Im Sklavensystem spielt das Geldkapital, das im Ankauf der Arbeits
kraft ausgelegt wird, die Rolle von Geldform des fixen Kapitals, das nur
allmälig ersetzt wird, nach Ablauf der aktiven Lebensperiode des Skla
ven. Bei den Athenern wird daher der Gewinn, den ein Sklavenbesitzer 10
direkt durch industrielle Verwendung seines Sklaven, oder indirekt durch
Vermiethung desselben an andre industrielle Verwender (z.B. für Berg
werksarbeit) zieht, auch nur betrachtet als Zins (nebst Amortisation) des
vorgeschoßnen Geldkapitals, ganz wie in der kapitalistischen Produktion
der industrielle Kapitalist ein Stück des Mehrwerths, plus dem Verschleiß 15
des fixen Kapitals, als Zins und Ersatz seines fixen Kapitals in Rechnung
setzt; wie dies auch Regel ist bei den, fixes Kapital (Häuser, Maschinen
etc.) vermiethenden Kapitalisten. Bloße Haussklaven, sei es daß sie zur
Leistung nothwendiger Dienste, oder bloß zur Luxusparade dienen, kom
men hier nicht in Betracht; sie entsprechen unsrer dienenden Klasse. 20
Aber auch das Sklavensystem - sofern es in Agrikultur, ||252| Manufak
tur, Schiffsbetrieb etc., die herrschende F o rm der produktiven Arbeit ist,
wie in den entwickelten Staaten Griechenlands und in R om - behält ein
Element der Naturalwirthschaft bei. Der Sklavenmarkt selbst erhält be
ständig Zufuhr seiner Arbeitskraft-Waare durch Krieg, Seeraub etc.; und 25
dieser R a ub ist seinerseits nicht durch einen Cirkulationsproceß vermit
telt, sondern Naturalaneignung fremder Arbeitskraft durch direkten phy
sischen Zwang. Selbst in den Vereinigten Staaten, nachdem das Zwi
schengebiet zwischen den Lohnarbeits-Staaten des Nordens und den
Sklaven-Staaten des Südens sich in ein Sklavenzuchtgebiet für den Süden 30
verwandelt, wo also der auf den Sklavenmarkt geworfne Sklave selbst ein
Element der jährlichen Reproduktion geworden, genügte das für längre
Zeit nicht, sondern wurde noch möglichst lange afrikanischer Sklaven
handel zur Füllung des Markts fortgetrieben.
b) Die auf Basis der kapitalistischen Produktion sich naturwüchsig 35
vollziehenden Ab- und Rückströmungen des Geldes bei Umsatz des jähr
lichen Produkts; die einmaligen Vorschüsse von fixen Kapitalen, ihrem
ganzen Werthumfang nach, und das successive, über jahrelange Perioden
sich verbreitende Herausziehn ihres Werths aus der Cirkulation, also ihre
allmälige Rekonstitution
eine Schatzbildung, ihrem Wesen nach total verschieden von der ihr par-
in Geldform durch jährliche Schatzbildung, 40
442
Einfache Reproduktion
allel gehenden, auf jährlich neuer Goldproduktion beruhenden Schatz
bildung; die verschiedne Länge der Zeit, worin je nach der ||253| Länge
der Produktionsperioden der Waaren Geld vorgeschossen, also auch vor
her schon stets von neuem aufgeschatzt werden muß, bevor es durch
5 Verkauf der Waare aus der Cirkulation zurückgezogen werden kann; die
verschiedne Länge der Vorschußzeit, die schon allein aus der verschied
nen Entfernung des Produktionsorts vom Absatzmarkt entsteht; ebenso
die Verschiedenheit in Größe und Periode des Rückflusses je nach dem
Stand, resp. der relativen Größe der Produktionsvorräthe in verschied-
10 nen Geschäften und bei den verschiednen einzelnen Kapitalisten dessel
ben Geschäftszweigs, also die Termine der Einkäufe von Elementen des
konstanten Kapitals - alles das während des Reproduktionsjahrs: alle
diese verschiednen Momente der naturwüchsigen Bewegung brauchen
sich bloß durch Erfahrung bemerklich und auffallend gemacht zu haben,
15 um planmäßig sowohl zu den mechanischen Hülfsmitteln des Kreditsy
stems den Anlaß zu geben, wie auch zu der wirklichen Auffischung der
vorhandnen verleihbaren Kapitale.
Es kommt hierzu noch der Unterschied der Geschäfte, deren Produk
tion unter sonst normalen Verhältnissen kontinuirlich auf derselben Stu-
20 fenleiter vor sich geht, und solcher, die in verschiednen Perioden des
Jahrs Arbeitskraft in verschiednem Umfang anwenden, wie in der Land
wirthschaft. I
|254| XIII Des tut t de Tracy's Reproduktionstheorie.
Als Beispiel der konfusen und zugleich renommistischen Gedankenlosig-
25 keit politischer Oekonomen, bei Betrachtung der gesellschaftlichen Re
produktion, diene der große Logiker Destutt de Tracy (vergl. Buch I,
p. 146, Note 30), den selbst Ricardo ernsthaft nahm und a very distin
guished writer nennt. (Principles, p. 333.)
Dieser distinguirte Schriftsteller gibt folgende Aufschlüsse über den
30 gesammten gesellschaftlichen Reproduktions- und Cirkulationsproceß:
„ M an wird mich fragen wie diese Industrieunternehmer so große Pro
fite machen und von wem sie sie ziehn können. Ich antworte, daß sie dies
thun, indem sie alles was sie produciren theurer verkaufen, als es ihnen zu
produciren gekostet hat; und daß sie es verkaufen.
35
1 ) an einander, für den ganzen Theil ihrer Konsumtion, bestimmt zur
Befriedigung ihrer Bedürfnisse, welche sie bezahlen mit einem Theil ihrer
Profite; |
443
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
|255| 2) an die Lohnarbeiter, sowohl an die welche sie besolden, wie die,
welche die müßigen Kapitalisten besolden; von welchen Lohnarbeitern
sie auf diesem Wege ihren ganzen Lohn zurückerhalten, ausgenommen
etwa deren kleine Ersparnisse;
3) an die müßigen Kapitalisten, welche sie bezahlen mit dem Theil
ihrer Revenue, den sie nicht schon abgegeben haben an die von ihnen
direkt beschäftigten Lohnarbeiter; sodaß die ganze Rente, welche sie ih
nen jährlich zahlen, ihnen auf dem einen oder andern dieser Wege wieder
zurückfließt." {Destutt de Tracy, Traité de la volonté et de ses effets. Paris
1821, p. 239.)
5
10
Also die Kapitalisten bereichern sich erstens, indem sie im Umsatz des
Theils des Mehrwerths, den sie ihrer Privatkonsumtion widmen oder als
Revenue verzehren, sich alle wechselseitig übervortheilen. Also, wenn
dieser Theil ihres Mehrwerths, resp. ihrer Profite, = 400 £ ist, so werden
aus diesen 400 £ etwa 500 £ dadurch, daß jeder Betheiligte der 400 £ dem 15
andern seinen Theil um 2 5% zu theuer verkauft. Da alle das||256|selbe
thun, so ist das Resultat dasselbe, als hätten sie sich wechselseitig zum
richtigen Werth verkauft. Nur brauchen sie zur Cirkulation eines Waa
renwerths von 400 £ eine Geldmasse von 500 £, und dies scheint eher eine
Methode sich zu verarmen als sich zu bereichern, indem sie einen großen 20
Theil ihres Gesammtvermögens in der nutzlosen Form von Cirkulations-
mitteln unproduktiv aufbewahren müssen. Das Ganze kommt darauf
hinaus, daß die Kapitalistenklasse trotz der allseitigen nominellen Preis
erhöhung ihrer Waaren nur einen Waarenstock von 400 £ Werth unter
sich zu ihrer Privatkonsumtion zu vertheilen haben, daß sie aber sich das 25
wechselseitige Vergnügen machen, 400 £ Waarenwerth zu cirkuliren mit
einer Geldmasse, die für 500 £ Waarenwerth erheischt ist.
Ganz abgesehn davon, daß hier „ein Theil ihrer Profite" und also über
haupt ein Waarenvorrath, worin Profit sich darstellt, unterstellt ist. De
stutt will uns aber gerade erklären, wo dieser Profit herkommt. Die Geld- 30
masse, die nöthig ist um ||257| ihn zu cirkuliren, ist eine ganz untergeord
nete Frage. Die Waarenmasse, worin der Profit sich darstellt, scheint
davon herzustammen, daß die Kapitalisten diese Waarenmasse nicht nur
einander verkaufen, was bereits sehr schön und tief ist, sondern sich alle
einander zu theuer verkaufen. Wir kennen jetzt also eine Quelle der Be- 35
reicherung der Kapitalisten. Sie kommt hinaus auf das Geheimniß des
„Entspektor Bräsig", daß die große Armuth von der großen pauvreté
herkommt.
2) Dieselben Kapitalisten verkaufen ferner „an die Lohnarbeiter, so
wohl an die, welche sie selbst besolden, wie an die, welche die müßi- 40
gen Kapitalisten besolden; von welchen Lohnarbeitern sie auf diese
444
Einfache Reproduktion
Weise ihren ganzen Lohn zurückerhalten, ausgenommen deren kleine
Ersparnisse".
Der Rückfluß des Geldkapitals, in Form von welchem die Kapitalisten
den Lohn dem Arbeiter vorgeschossen haben, zu den Kapitalisten, macht
5 nach Herrn Destutt die zweite Quelle der Bereicherung selbiger Kapita
listen aus. I
12581 Wenn also die Kapitalistenklasse z . B. 1 0 0£ den Arbeitern in
Lohn gezahlt und dann dieselben Arbeiter von derselben Kapitalisten
klasse Waare zum selben Werth von 100 £ kaufen, und daher die Summe
10 von 100 £, welche die Kapitalisten als Käufer von Arbeitskraft vor
schössen, ihnen beim Verkauf von Waaren zu 100 £ an die Arbeiter zu
rückfließt, so bereichern sich dadurch die Kapitalisten. Es scheint, vom
Standpunkt des gewöhnlichen Menschenverstands, daß die Kapitalisten
sich vermittelst dieser Procedur wieder im Besitz von 100 £ befinden, die
15 sie vor der Procedur besaßen. Bei Beginn der Procedur besitzen sie 100 £
Geld, sie kaufen für diese 100 £ Arbeitskraft. Für diese 100 £ Geld pro
ducirt die gekaufte Arbeit Waaren von einem Werth, soviel wir bis jetzt
wissen von 100 £. Durch Verkauf der 100 £ Waaren an die Arbeiter er
halten die Kapitalisten 100 £ Geld zurück. Die Kapitalisten besitzen also
20 wieder 100 £ Geld, die Arbeiter aber für 100 £ Waare, die sie selbst pro
ducirt haben. Wie sich ||259| die Kapitalisten dabei bereichern sollen ist
nicht abzusehn. Wenn die 100 £ Geld ihnen nicht zurückflössen, so hätten
sie den Arbeitern erstens 100 £ Geld für ihre Arbeit zahlen, und zweitens
ihnen das Produkt für diese Arbeit, für 100 £ Konsumtionsmittel, um-
25 sonst geben müssen. Der Rückfluß könnte also höchstens erklären, war
um die Kapitalisten durch die Operation nicht ärmer, keineswegs aber
warum sie dadurch reicher geworden.
Eine andre Frage ist allerdings, wie die Kapitalisten die 100 £ Geld
besitzen, und warum die Arbeiter gezwungen sind ihre Arbeitskraft gegen
30 diese 100 £ auszutauschen. Aber dies ist etwas, was sich für einen Denker
vom Kaliber Destutt's von selbst versteht.
Destutt ist selbst nicht ganz befriedigt mit dieser Lösung. Er hatte uns
ja nicht gesagt, daß man sich dadurch bereichert, daß man eine Geldsum
me von 100 £ ausgibt und dann eine Geldsumme von 100 £ wieder
35 ein||260|nimmt, also nicht durch den Rückfluß von 100 £ Geld, der ja nur
zeigt, warum die 100 £ Geld nicht verloren gehn. Er hatte uns gesagt, daß
die Kapitalisten sich bereichern, „indem sie alles was sie produciren theu-
rer verkaufen, als es ihnen zu kaufen gekostet hat".
Also müssen sich auch die Kapitalisten in ihrer Transaktion mit den
40 Arbeitern dadurch bereichern, daß sie denselben zu theuer verkaufen.
Vortrefflich! „Sie zahlen Arbeitslohn . .. und alles das fließt ihnen zurück
445
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
durch die Ausgaben aller dieser Leute, die ihnen (die Produkte) theurer
bezahlen als sie ihnen (den Kapitalisten) vermittelst dieses Arbeitslohns
gekostet haben." (p. 240.) Also die Kapitalisten zahlen 100 £ Lohn an die
Arbeiter, und dann verkaufen sie den Arbeitern ihr eignes Produkt zu
120 £, sodaß ihnen nicht nur die 100 £ zurückfließen, sondern noch 20 £
gewonnen werden? Dies ist unmöglich. Die Arbeiter können nur mit dem
Geld zahlen, das sie in Form von Arbeitslohn erhalten ||261| haben. Wenn
sie 100 £ Lohn von den Kapitalisten erhalten, können sie nur für 100 £
kaufen und nicht für 120 £. Also auf diese Art ginge die Sache nicht. Sie
finden einen andern Weg. Die Arbeiter kaufen von den Kapitalisten 10
Waare für 100 £, erhalten aber in der That nur Waare zum Werth von
80 £. Sie sind daher unbedingt um 20 £ geprellt. Und der Kapitalist hat
sich unbedingt um 20 £ bereichert, weil er die Arbeitskraft in der That
2 5% unter ihrem Werth gezahlt oder einen Abzug vom nominellen Ar
beitslohn zum Belauf von 2 0% auf einem Umweg gemacht hat.
15
5
Die Kapitalistenklasse würde dasselbe Ziel erreichen, wenn sie von
vornherein den Arbeitern nur 80 £ Lohn zahlte und ihnen hinterher für
diese 80 £ Geld in der That 80 £ Waarenwerth lieferte. Dies scheint - die
ganze Klasse betrachtet - der normale Weg, da nach Herrn Destutt selbst
die Arbeiterklasse „genügenden L o h n" (p. 219) erhalten muß, da dieser 20
Lohn wenigstens hinreichen muß, um ihre ||262| Existenz und Werkthä-
tigkeit zu erhalten, „sich die genaueste Subsistenz zu verschaffen",
(p. 180.) Erhalten die Arbeiter nicht diese hinreichenden Löhne, so ist
dies nach demselben Destutt „der Tod der Industrie" (p. 208), also wie es
scheint, kein Bereicherungsmittel für die Kapitalisten. Welches aber im- 25
mer die Höhe der Löhne sei, welche die Kapitalistenklasse der Arbeiter
klasse zahlt, so haben sie einen bestimmten Werth, z . B. 80 £. Zahlt also
die Kapitalistenklasse 80 £ an die Arbeiter, so hat sie ihnen 80 £ Waaren
werth für diese 80 £ zu liefern, und der Rückfluß der 80 £ bereichert sie
nicht. Zahlt sie ihnen in Geld 100 £ und verkauft ihnen für 100 £ einen 30
Waarenwerth für 80 £, so zahlte sie ihnen in Geld 25 % mehr als ihren
normalen Lohn, und lieferte ihnen dafür in Waaren 2 5% weniger.
Oder aber der Fonds, woher die Kapitalistenklasse überhaupt ihren
Profit zieht, würde gebildet durch Abzug vom normalen Arbeitslohn,
durch Zahlung der Arbeitskraft unter ihrem Werth, d.h. unter ||263| dem 35
Werth der Lebensmittel, die zu ihrer normalen Reproduktion als Lohn
arbeiter nothwendig sind. Würde also der normale Arbeitslohn gezahlt,
was nach Destutt geschehn soll, so existirte kein Fonds von Profit, weder
für die industriellen noch für die müßigen Kapitalisten.
Herr Destutt hätte also das ganze Geheimniß, wie sich die Kapitali- 40
stenklasse bereichert, darauf reduciren müssen: durch Abzug am Arbeits-
446
Einfache Reproduktion
lohn. Die andren Fonds des Mehrwerths, wovon er sub 1 und sub 3
spricht, existirten dann nicht. In allen Ländern also, wo der Geldlohn der
Arbeiter reducirt ist auf den Werth der zu ihrer Subsistenz als Klasse
nöthigen Konsumtionsmittel, existirte kein Konsumtionsfonds und kein
5 Akkumulationsfonds für die Kapitalisten, also auch kein Existenzfonds
der Kapitalistenklasse, also auch keine Kapitalistenklasse. Und zwar
wäre dies nach Destutt der Fall in allen reichen entwickelten Ländern
alter Civilisation, denn hier „in unsren angewurzelten Gesellschaften!
|264| ist der Fonds, aus dem der Lohn bestritten wird . .. eine beinahe
10 konstante G r ö ß e ", (p. 202.)
Auch beim Abbruch an Lohn kommt die Bereicherung der Kapitali
sten nicht daher, daß sie erst dem Arbeiter 100 £ in Gold zahlen und ihm
nachher 80 £ in Waaren für diese 100 £ Geld liefern - also in der That
80 £ Waare durch die um 2 5% zu große Geldsumme von 100 £ cirkuliren,
15 sondern daher, daß der Kapitalist vom Produkt des Arbeiters sich außer
dem Mehrwerth - dem Theil des Produkts, worin sich Mehrwerth dar
stellt - auch noch 2 5% von dem Theil des Produkts aneignet, das dem
Arbeiter in der F o rm von Arbeitslohn anheimfallen sollte. In der alber
nen Weise, wie Destutt die Sache auffaßt, würde die Kapitalistenklasse
20 absolut nichts gewinnen. Sie zahlt 100 £ für Arbeitslohn und gibt dem
Arbeiter für diese 100 £ von seinem eignen Produkt 80 £ Waarenwerth
zurück. Aber bei der nächsten Operation muß sie wieder für dieselbe
Procedur 100 £ vorschießen. ||265| Sie macht sich also nur das nutzlose
Vergnügen, 100 £ Geld vorzuschießen und 80 £ Waare dafür zu liefern,
25 statt 80 £ Geld vorzuschießen und 80 £ Waare dafür zu liefern. D . h. sie
schießt beständig nutzlos ein um 2 5% zu großes Geldkapital für die Cir
kulation ihres variablen Kapitals vor, was eine ganz eigenthümliche Me
thode der Bereicherung ist.
3) Die Kapitalistenklasse verkauft endlich „an die müßigen Kapitali-
30 sten, welche sie bezahlen mit dem Theil ihrer Revenue, den sie nicht
schon abgegeben haben, an die von ihnen direkt beschäftigten Lohnar
beiter; sodaß die ganze Rente, welche sie jenen (den Müßigen) jährlich
zahlt, ihr auf dem einen oder andern dieser Wege wieder zurückfließt".
Wir haben vorher gesehn, daß die industriellen Kapitalisten „mit ei-
35 nem Theil ihrer Profite den ganzen Theil ihrer Konsumtion, bestimmt
zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse, bezahlen". Gesetzt also ihre Profite
seien = 200 £. ||266| 100 £ z . B. verzehren sie für ihre individuelle Konsum
tion. Aber die andre Hälfte = 100 £ gehört nicht ihnen, sondern den
müßigen Kapitalisten, d.h. den Grundrentlern und den auf Zins leihen-
40 den Kapitalisten. Sie haben also 100 £ Geld an diese Gesellschaft zu
zahlen. Wir wollen nun sagen, von diesem Geld brauchen diese letztren
447
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
80 £ zu ihrer eignen Konsumtion und 20 £ zum K a uf von Bedienten etc.
Sie kaufen also mit den 80 £ Konsumtionsmittel von den industriellen
Kapitalisten. Damit strömen diesen, während sich für 80 £ Produkt von
ihnen entfernt, 80 £ Geld zurück oder 4h von den 100 £, die sie an die
müßigen Kapitalisten unter den Namen Rente, Zins etc. gezahlt haben. 5
Ferner die Bedientenklasse, die direkten Lohnarbeiter der müßigen K a
pitalisten, haben von ihren Herrschaften 20 £ Lohn erhalten. Sie kaufen
damit ebenfalls von den industriellen Kapitalisten für 20 £ Konsumtions
mittel. Damit strömen diesen, während sich für 20 £ Produkt von ||267|
ihnen entfernt, 20 £ Geld zurück oder das letzte Fünftel von den 100 £ 10
Geld, die sie an die müßigen Kapitalisten als Rente, Zins etc. gezahlt
haben.
Am Ende der Transaktion sind den industriellen Kapitalisten die 100 £
Geld die sie zur Zahlung von Rente, Zins etc. an die müßigen Kapitali
sten abgetreten, zurückgeströmt, während die Hälfte ihres Mehrprodukts 15
= 100 £ aus ihren Händen in den Konsumtionsfonds der müßigen K a
pitalisten übergegangen ist.
Es ist also für die Frage, um die es sich hier handelt, offenbar ganz
überflüssig die Theilung der 100 £ zwischen den müßigen Kapitalisten
und ihren direkten Lohnarbeitern irgendwie ins Spiel zu bringen. Die 20
Sache ist einfach: Ihre Renten, Zinsen, kurz der Antheil, der ihnen vom
Mehrwerth = 200 £ zukommt, wird ihnen von den industriellen Kapita
listen in Geld gezahlt, in 100 £. Mit diesen 100 £ kaufen sie direkt oder
indirekt Konsumtionsmittel von den industriellen ||268| Kapitalisten. Sie
zahlen ihnen also zurück 100 £ Geld, und entziehn ihnen für 100 £ K o n- 25
sumtionsmittel.
Damit hat der Rückfluß der von den industriellen Kapitalisten an die
müßigen Kapitalisten gezahlten 100 £ Geld stattgefunden.
Ist dieser
Geldrückfluß, wie Destutt schwärmt, ein Mittel der Bereicherung für die
industriellen Kapitalisten? Vor der Transaktion hatten sie eine Werth- 30
summe von 200 £: 100 £ in Geld und 100 £ in Konsumtionsmitteln. Nach
der Transaktion besitzen sie nur die Hälfte der ursprünglichen Werth
summe. Sie haben wieder die 100 £ in Geld, aber sie haben verloren die
100 £ in Konsumtionsmitteln, die in die Hände der müßigen Kapitalisten
übergegangen sind. Sie sind also um 100 £ ärmer statt um 100 £ reicher. 35
Hätten sie statt des Umwegs, erst 100 £ Geld zu zahlen, und dann diese
100 £ Geld zurückzuerhalten in Zahlung von 100 £ Konsumtionsmittel,
direkt Rente, Zins etc. in der Naturalform ihres Produkts ||269| gezahlt, so
strömten ihnen keine 100 £ Geld aus der Cirkulation zurück, weil sie
keine 100 £ Geld in sie hineingeworfen hätten. A uf dem Weg der Natu- 40
ralzahlung hätte sich die Sache einfach so dargestellt, daß sie von dem
448
Einfache Reproduktion
Mehrprodukt zum Werth von 200 £ die Hälfte für sich behalten und die
andre Hälfte ohne Aequivalent an die müßigen Kapitalisten weggegeben.
Selbst Destutt hätte dies nicht für ein Mittel der Bereicherung zu erklären
sich versucht fühlen können.
5
Das Land und das Kapital, das die industriellen Kapitalisten von den
müßigen Kapitalisten geliehen und wofür sie ihnen einen Theil des Mehr
werths in Form von Grundrente, Zins etc. zu zahlen haben, war ihnen
natürlich profitlich, denn es war eine der Bedingungen der Produktion
sowohl des Produkts überhaupt, wie des Theils des Produkts, der Mehr-
10 produkt bildet oder worin sich der Mehrwerth darstellt. Dieser Profit
fließt aus der Benutzung des geliehenen Landes und Kapitals, ||270| aber
nicht aus dem Preis, der dafür bezahlt wird. Dieser Preis konstituirt viel
mehr einen Abzug davon. Oder es müßte behauptet werden, die indu
striellen Kapitalisten würden nicht reicher, sondern ärmer, wenn sie die
15 andre Hälfte des Mehrwerths für sich selber behalten könnten statt sie
wegzugeben. Aber zu solcher Konfusion führt es, wenn man Cirkula-
tionserscheinungen, wie Geldrückfluß, zusammenwirft mit der Verthei
lung des Produkts, welche durch solche Cirkulationsphänomene nur ver
mittelt ist.
20
Und doch ist derselbe Destutt so pfiffig zu bemerken: „woher kommen
die Revenuen dieser müßigen Leute? Kommen sie nicht aus der Rente,
die ihnen aus ihrem Profit diejenigen zahlen, die die Kapitale der ersteren
arbeiten machen, d.h. diejenigen, die mit den Fonds der erstren eine
Arbeit besolden, die mehr producirt als sie kostet, in einem Worte die
25 Industriellen? Auf diese muß man also immer zurückgehn, um die Quelle
alles Reichthums zu finden. Sie sind es, die |271| in Wirklichkeit die von
den erstren beschäftigten Lohnarbeiter ernähren." (p. 246.)
Also jetzt ist die Zahlung dieser Rente etc. Abbruch an dem Profit der
Industriellen. Vorhin war es Mittel für sie sich zu bereichern.
30
Aber ein Trost ist unserm Destutt noch geblieben. Diese braven In
dustriellen treiben es mit den müßigen Industriellen wie sie es unter ein
ander und gegen die Arbeiter getrieben haben. Sie verkaufen ihnen alle
Waaren zu theuer, z . B. um 2 0 %. Nun ist zweierlei möglich. Die Müßigen
haben außer den 100 £ die sie jährlich von den Industriellen erhalten,
35 noch andre Geldmittel oder sie haben sie nicht. Im ersten Fall verkaufen
die Industriellen ihnen Waare zum Werthe von 100 £ zum Preis sage von
120 £. Es strömen ihnen also beim Verkauf ihrer Waaren nicht nur die
100 £ zurück, die sie an die Müßigen gezahlt, sondern außerdem noch
20 £, die wirklich Neuwerth für sie bilden. Wie steht nun die Rechnung?
40 Sie haben für 100 £ ||272| Waare umsonst weggegeben, denn die 100 £
Geld, womit sie zum Theil bezahlt, waren ihr eignes Geld. Ihre eigne
449
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Waare ist ihnen also mit ihrem eignen Geld bezahlt worden. Also 100 £
Verlust. Aber sie haben außerdem 20 £ für Ueberschuß des Preises über
den Werth erhalten. Also 20 £ Gewinn; dazu 100 £ Verlust macht 80 £
Verlust, wird nie ein Plus, bleibt immer ein Minus. Die an den Müßigen
verübte Prellerei hat den Verlust der Industriellen vermindert aber des- 5
wegen nicht Verlust von Reichthum für sie in Bereicherungsmittel ver
wandelt. Diese Methode kann aber auf die Länge nicht gehn, da die
Müßigen unmöglich jährlich 120 £ Geld zahlen können, wenn sie jährlich
nur 100 £ Geld einnehmen.
Also die andre Methode: Die Industriellen verkaufen Waare von 80 £ 10
Werth für die 100 £ Geld, die sie den Müßigen bezahlt haben. In diesem
Fall geben sie vor wie nach 80 £ umsonst weg, in der Form von Rente,
Zins etc. Durch diese Prellerei haben sie den ||273| Tribut an die Müßigen
vermindert, aber er existirt nach wie vor, und die Müßigen sind im Stand
nach derselben Theorie, wonach die Preise von dem guten Willen der 15
Verkäufer abhängen, künftig 120 £ Rente, Zins etc. für ihr Land und
Kapital zu verlangen, statt wie bisher 100 £.
Diese glänzende Entwicklung ist ganz des tiefen Denkers würdig, der
auf der einen Seite dem A. Smith abschreibt, daß „Arbeit die Quelle alles
Reichthums ist" (p. 242), daß die industriellen Kapitalisten „ihr Kapital 20
anwenden um Arbeit zu bezahlen, die es mit Profit reproducirt" (p. 246),
und auf der andren Seite schließt, daß diese industriellen Kapitalisten
„alle übrigen Menschen ernähren, allein das öffentliche Vermögen ver
mehren und alle unsre Mittel des Genusses schaffen" (p. 242), daß nicht
die Kapitalisten von den Arbeitern, sondern die Arbeiter von den K a- 25
pitalisten ernährt werden und zwar aus dem brillanten Grund, weil das
Geld, womit die Arbeiter ||274| gezahlt werden nicht in ihrer Hand bleibt,
sondern beständig zu den Kapitalisten zurückkehrt in Zahlung der von
den Arbeitern producirten Waaren. „Sie empfangen nur mit einer Hand
und geben mit der andern zurück. Ihre Konsumtion muß also angesehn 30
werden als erzeugt durch diejenigen, die sie besolden" (p. 235).
Nach dieser erschöpfenden Darstellung der gesellschaftlichen Repro
duktion und Konsumtion, wie sie vermittelt ist durch die Geldcirkulati
on, fährt Destutt fort: „Dies ist es was dies perpetuum mobile des Reich
thums vervollständigt, eine Bewegung, die obwohl schlecht verstanden" 35
(mal connu - sicher!) „mit Recht Cirkulation genannt worden ist; denn
sie ist in der That ein Kreislauf und kommt immer zurück zu ihrem
Ausgangspunkt. Dieser Punkt ist derjenige wo die Produktion sich voll
zieht." (p. 139, 140.)
Destutt, that very distinguished writer, membre de l'Institut de France 40
et de la Société Philosophique de Phila||275|delphie, und in der That ge-
450
Akkumulation und erweiterte Reproduktion
wissermaßen ein Lumen unter den Vulgärökonomen, ersucht den Leser
schließlich die wundervolle Klarheit zu bewundern, womit er den Verlauf
des gesellschaftlichen Processes dargestellt, den Lichtstrom, den er über
den Gegenstand ausgegossen, und ist sogar herablassend genug dem Le-
5 ser mitzutheilen, wo all dies Licht herkommt. Dies muß im Original ge
geben werden:
10 quelle clarté elle répand sur toute
«On remarquera, j'espère, combien cette manière de considérer la con
sommation de nos richesses est concordante avec tout ce que nous avons
dit à propos de leur production et de leur distribution, et en même temps
la société. D'où viennent
cet accord et cette lucidité! De ce que nous avons rencontré la vérité. Cela
rappelle l'effet de ces miroirs où les objets se peignent nettement et dans
leurs justes proportions, quand on est placé dans leur vrai point-de-vue,
et où tout paraît confus et désuni, quand on en est trop près ou trop
la marche de
15 loin.» (p. 242, 243.)
Voilà le crétinisme bourgeois dans toute sa béatitude! |
|276| KAPITEL
Akkumulation und erweiterte Reproduktion.
Es wurde in Buch I gezeigt, wie die Akkumulation für den einzelnen
20 Kapitalisten verläuft. Durch die Versilberung des Waarenkapitals wird
auch das Mehrprodukt versilbert, in dem sich der Mehrwerth darstellt.
Diesen so in Geld verwandelten Mehrwerth rückverwandelt der Kapita
list
Im
in zuschüssige Naturalelemente seines produktiven Kapitals.
nächsten Kreislauf der Produktion liefert das vergrößerte Kapital ein
25 vergrößertes Produkt. Was aber beim individuellen Kapital, muß auch
erscheinen in der jährlichen Gesammtreproduktion, ganz wie wir gesehn
bei Betrachtung der einfachen Reproduktion, daß der successive Nieder
schlag - beim individuellen Kapital - seiner verbrauchten fixen Bestand
theile in Geld, das aufgeschatzt wird, sich auch in der jährlichen gesell-
30 schaftlichen Reproduktion ausdrückt.
Wenn ein individuelles Kapital = 400c + lOOv ist, der jährliche Mehr
werth = 100, so ist das Waarenprodukt = 400c + lOOv + 100m. ||277|
Diese 600 werden in Geld verwandelt. Von diesem Geld werden wieder
400c umgesetzt in Naturalform von konstantem Kapital, lOOv in Arbeits-
35 kraft, und - falls der gesammte Mehrwerth akkumulirt wird - aus 100m
verwandelt in zuschüssiges konstantes Kapital, durch Umsatz in Natu-
451
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
5
ralelemente des produktiven Kapitals. Es ist dabei unterstellt: 1) daß
diese Summe unter den technischen Bedingungen genügend ist sei es zur
Ausdehnung des fungirenden konstanten Kapitals, sei es zur Anlage ei
nes neuen industriellen Geschäfts. Es kann aber auch sein, daß die Ver
wandlung von Mehrwerth in Geld und die Aufschatzung dieses Geldes
für viel längre Zeit nöthig ist, bevor dieser Proceß statthaben, also wirk
liche Akkumulation, Erweitrung der Produktion eintreten kann. 2) Es ist
vorausgesetzt, daß in der That schon vorher Produktion auf erweiterter
Stufenleiter eingetreten; denn um das Geld (den in Geld aufgeschatzten
Mehrwerth) in Elemente des produktiven Kapitals verwandeln zu kön- 10
nen, müssen diese Elemente als Waaren auf dem Markte kaufbar sein; es
macht dabei auch keinen Unterschied, wenn sie nicht als fertige Waaren
gekauft, sondern auf Bestellung angefertigt ||278| werden. Bezahlt werden
sie erst, nachdem sie da sind, und jedenfalls nachdem mit Bezug auf sie
wirkliche Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, Ausdehnung der bis- 15
her normalen Produktion, bereits stattgefunden hat. Sie mußten poten
tiell, d.h. in ihren Elementen da sein, da es doch nur des Anstoßes der
Bestellung, d.h. eines dem Dasein der Waare vorausgehenden Kaufs der
selben und ihres anticipirten Verkaufs bedarf, damit ihre Produktion
wirklich stattfinde. Das Geld auf der einen Seite ruft dann die erweiterte 20
Reproduktion auf der andern ins Leben, weil deren Möglichkeit ohne das
Geld da ist; denn Geld an sich selbst ist kein Element der wirklichen
Reproduktion.
Wenn Kapitalist A z . B. während eines Jahres oder einer größren An
zahl von Jahren die successive von ihm producirten Mengen von Waa- 25
renprodukten verkauft, so verwandelt er damit auch den Theil des Waa
renprodukts, der Träger des Mehrwerths ist - das Mehrprodukt - also
den von ihm in Waarenform producirten Mehrwerth selbst successive in
Geld, speichert dies nach und nach auf, und bildet sich so poten||279|ti-
elles neues Geldkapital; potentiell wegen seiner Fähigkeit und Bestim- 30
mung, in Elemente von produktivem Kapital umgesetzt zu werden. That-
sächlich aber vollzieht er nur einfache Schatzbildung, die kein Element
der wirklichen Reproduktion ist. Seine Thätigkeit besteht dabei zunächst
nur im successiven Entziehn von cirkulirendem Geld aus der Cirkulation,
wobei natürlich nicht ausgeschlossen ist, daß das cirkulirende Geld, das 35
er so unter Schloß und Riegel sperrt, eben selbst noch - vor seinem
Eintritt in die Cirkulation - Theil eines andren Schatzes war. Dieser
Schatz des A, der potentiell neues Geldkapital ist, ist kein zusätzlicher
gesellschaftlicher Reichthum, ebensowenig wie wenn es in Konsumtions
mitteln verausgabt würde. Aber Geld, das dem Umlauf entzogen, also 40
vorher in ihm vorhanden war, mag vorher schon einmal als Schatzbe-
452
Akkumulation und erweiterte Reproduktion
standtheil gelagert haben, oder Geldform von Arbeitslohn gewesen sein,
Produktionsmittel oder andre Waare versilbert, konstante Kapitaitheile
oder Revenue eines Kapitalisten cirkulirt haben. Es ist ebensowenig neu
er Reichthum, als Geld, vom Standpunkt der einfachen Waarencirkula-
5 tion aus betrachtet, //280/ Träger nicht nur seines vorhandnen, sondern
seines zehnfachen Werths ist, weil es zehnmal im Tag umgeschlagen, zehn
verschiedne Waarenwerthe realisirt hat. Die Waaren sind ohne es da und
es selbst bleibt was es ist, (oder wird noch geringer durch Verschleiß) in
einem Umschlag oder in zehn. Nur in der Goldproduktion - soweit das
10 Goldprodukt Mehrprodukt enthält, Träger von Mehrwerth - ist neuer
Reichthum (potentielles Geld) geschaffen, und nur soweit das ganze neue
Goldprodukt in Cirkulation tritt, vermehrt es das Geldmaterial potenti
eller neuer Geldkapitale.
Obgleich kein zuschüssiger neuer gesellschaftlicher Reichthum, stellt
15 dieser in Geldform auf geschätzte Mehrwerth neues potentielles Geld
kapital vor, wegen der Funktion, für die es aufgespeichert wird. (Wir
werden später sehn, daß neues Geldkapital auch auf andrem Weg, als
durch allmälige Vergoldung von Mehrwerth entspringen kann.)
Geld wird der Cirkulation entzogen und als Schatz aufgespeichert
20 durch Verkauf der Waare ohne nachfolgenden Kauf. Wird diese Opera
tion also als allgemein vor sich gehend aufgefaßt, so scheint ||281| nicht
abzusehn, wo die Käufer herkommen sollen, da in diesem Proceß - und
er muß allgemein aufgefaßt werden, indem jedes individuelle Kapital sich
in Akkumulationsprocedur befinden kann, - Jeder verkaufen will um
25 aufzuschatzen, Keiner kaufen. Stellte man sich den Cirkulationsproceß
zwischen den verschiednen Theilen der jährlichen Reproduktion als in
gerader Linie verlaufend vor - was falsch, da er mit wenigen Ausnahmen
allzumal aus gegeneinander rückläufigen Bewegungen besteht, - so müß
te man mit dem Gold- (resp. Silber-) Producenten beginnen, der kauft
30 ohne zu verkaufen, und voraussetzen, daß alle Andren an ihn verkaufen.
Dann ginge das gesammte jährliche gesellschaftliche Mehrprodukt (der
Träger des gesammten Mehrwerths) an ihn über und sämmtliche andre
Kapitalisten vertheilten pro rata unter sich sein von Natur in Geld exi-
stirendes Mehrprodukt, die Naturalvergoldung seines Mehrwerths; denn
35 der Theil des Produkts des Goldproducenten, der sein fungirendes K a
pital zu ersetzen hat, ist schon gebunden und darüber verfügt. Der in
Gold producirte Mehrwerth des Goldproducenten wäre dann der einzige
Fonds, aus dem alle übrigen Kapitalisten die Materie für Vergoldung
ihres jährlichen ||282| Mehrprodukts ziehn. Er müßte also der Werthgröße
40 nach gleich sein dem ganzen gesellschaftlichen jährlichen Mehrwerth, der
erst in die F o rm von Schatz sich verpuppen muß. So abgeschmackt diese
453
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Voraussetzungen, so hülfen sie zu weiter nichts, als die Möglichkeit einer
allgemeinen gleichzeitigen Schatzbildung zu erklären, womit die Repro
duktion selbst, außer auf Seite der Goldproducenten, um keinen Schritt
weiter wäre.
Bevor wir diese scheinbare Schwierigkeit lösen, ist zu unterscheiden:
Akkumulation in Kategorie I (Produktion von Produktionsmitteln) und
in Kategorie II (Produktion von Konsumtionsmitteln). Wir beginnen
mit I.
5
I. Akkumulation in Abtheilung I.
1) Schatzbildung.
10
ihrem Umfang,
technischen Bedingungen, Marktverhältnissen 15
Es ist klar, daß sowohl die Kapitalanlagen in den zahlreichen Industrie
zweigen, woraus Klasse I besteht, wie die verschiednen individuellen K a
pitalanlagen innerhalb jedes dieser Industriezweige, je nach ihrem Le
bensalter, d.h. ihrer schon verfloßnen Funktionsdauer, ganz abgesehn
von
u.s.w., sich auf verschiednen Stufen des Processes der successiven Ver
wandlung von Mehrwerth in potentielles Geldkapital befinden, ob dies
Geldkapital nun zur Erweiterung ihres fungirenden Kapitals dienen soll,
oder zur ||283| Anlage neuer industrieller Geschäfte - den zwei Formen
der Erweitrung der Produktion. Ein Theil der Kapitalisten verwandelt 20
daher beständig sein zu entsprechender Größe angewachsnes, potentielles
Geldkapital in produktives Kapital, d.h. kauft mit dem durch Vergol
dung von Mehrwerth aufgeschatzten Geld Produktionsmittel, zuschüs
sige Elemente von konstantem Kapital; während ein andrer Theil noch
beschäftigt ist mit der Aufschatzung seines potentiellen Geldkapitals. 25
Kapitalisten, diesen beiden Kategorien angehörig, treten sich also gegen
über, die Einen als Käufer, die andern als Verkäufer, und jeder der beiden
in dieser exklusiven Rolle.
A verkaufe z . B. 600 (= 400c + lOOv + 100m) an B (der mehr als einen
Käufer repräsentiren mag). Er hat für 600 Waaren verkauft, gegen 600 in 30
Geld, wovon 100 Mehrwerth darstellen, die er der Cirkulation entzieht,
sie aufschatzt als Geld; aber diese 100 Geld sind nur die Geldform des
Mehrprodukts, das der Träger eines Werths von 100 war. Die Schatzbil
dung ist überhaupt keine Produktion, also von vornherein auch kein
Inkrement der Produktion. Die Aktion des Kapitalisten dabei besteht 35
nur darin, daß er das durch Verkauf des Mehrprodukts ||284| von 100
ergatterte Geld der Cirkulation entzieht, festhält und mit Beschlag belegt.
454
Akkumulation und erweiterte Reproduktion
Diese Operation findet nicht nur statt auf Seiten des A, sondern auf
zahlreichen Punkten der Cirkulationsperipherie von andren A', A ",
A ' ", Kapitalisten, die alle ebenso emsig an dieser Sorte Schatzbildung
arbeiten. Diese zahlreichen Punkte, wo Geld der Cirkulation entzogen
5 wird und sich in zahlreichen individuellen Schätzen, resp. potentiellen
Geldkapitalen aufhäuft, scheinen eben so viele Hindernisse der Cirkula
tion, weil sie das Geld immobilisiren, und es seiner Cirkulationsfähigkeit
für längre oder kürzre Zeit berauben. Es ist aber zu erwägen, daß bei
einfacher Waarencirkulation, lange bevor diese auf kapitalistischer Waa-
10 renproduktion begründet wird, Schatzbildung stattfindet; das in der Ge
sellschaft vorhandne Geldquantum ist immer größer als der in aktiver
Cirkulation befindliche Theil desselben, obgleich dieser je nach Umstän
den anschwillt oder abnimmt. Diese selben Schätze und dieselbe Schatz
bildung finden wir hier wieder, aber jetzt als ein dem kapitalistischen
15 Produktionsproceß immanentes Moment.
Man begreift das Vergnügen, wenn ||285| innerhalb des Kreditwesens
alle diese potentiellen Kapitale durch ihre Koncentration in Händen von
Banken u.s.w. zu disponiblem Kapital, „loanable capital", Geldkapital
werden, und zwar nicht mehr zu passiven und als Zukunftsmusik, son-
20 dern zu aktiven, wuchernden (hier wuchern im Sinn des Wachsens).
A vollbringt diese Schatzbildung aber nur, sofern er - mit Bezug auf
sein Mehrprodukt - nur als Verkäufer, nicht hintennach als Käufer
auftritt. Seine successive Produktion von Mehrprodukt - dem Träger
seines zu vergoldenden Mehrwerths - ist also die Voraussetzung seiner
25 Schatzbildung. Im gegebnen Fall, wo die Cirkulation nur innerhalb K a
tegorie I betrachtet wird, ist die Naturalform des Mehrprodukts, wie die
des Gesammtprodukts, von dem es einen Theil bildet, Naturalform eines
Elements des konstanten Kapitals I, d.h. gehört in die Kategorie der
Produktionsmittel von Produktionsmitteln. Was daraus wird, d.h. zu
30 welcher Funktion es dient, in der Hand der Käufer B, B', B" etc., werden
wir gleich sehn.
Was aber hier zunächst festzuhalten ist dies: Obgleich A Geld für sei
nen Mehrwerth ||286| der Cirkulation entzieht, und es aufschatzt, wirft er
andrerseits Waare in sie hinein, ohne ihr andre Waare dafür zu entziehn,
35 wodurch B, B', B" etc. ihrerseits befähigt werden, Geld hinein zu werfen
und dafür nur Waare ihr zu entziehn. Im gegebnen Fall geht diese Waare,
ihrer Naturalform, wie ihrer Bestimmung nach, als fixes oder flüssiges
Element in das konstante Kapital von B, B' etc. ein. Ueber letztres mehr,
sobald wir es mit dem Käufer des Mehrprodukts, dem B, B' etc. zu
40 schaffen haben werden.
455
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Bemerken wir hier nebenbei: Wie vorher, bei Betrachtung der einfachen
Reproduktion, finden wir hier wieder, daß der Umsatz der verschiednen
Bestandtheile des jährlichen Produkts, d.h. ihre Cirkulation (die zugleich
Reproduktion des Kapitals und zwar seine Wiederherstellung in seinen
verschiednen Bestimmtheiten, konstantes, variables, fixes, cirkulirendes, 5
Geldkapital, Waarenkapital umfassen muß) keineswegs bloßen K a uf von
Waare voraussetzt, der sich durch nachfolgenden Verkauf, oder Verkauf,
der sich durch nachfolgenden K a uf ergänzt, sodaß thatsächlich nur Um
satz von Waare gegen Waare stattfände, wie dies die politische Oeko
nomie, ||287| namentlich die Freihandelsschule seit den Physiokraten und 10
Adam Smith annimmt. Wir wissen, daß das fixe Kapital, nachdem die
Auslage dafür einmal gemacht, während seiner ganzen Funktionszeit
nicht erneuert wird, sondern in der alten Form fortwirkt, während sein
Werth sich allmälig in Geld niederschlägt. Wir sahn nun, daß die peri
odische Erneuerung des fixen Bestandtheils z . B. des konstanten Kapitals 15
I Ic (welcher gesammte Kapitalwerth I Ic sich umsetzt in Elemente zum
Werth von I (v + m)) voraussetzt einerseits bloßen Kauf des fixen Theils
von I I c, der sich aus Geldform in Naturalform rückverwandelt, und
welchem entspricht bloßer Verkauf von I m; anderseits voraussetzt bloßen
Verkauf von Seiten
desselben, der sich in Geld niederschlägt, und welchem entspricht bloßer
K a uf von I m. Damit sich hier der Umsatz normal vollziehe, ist voraus
zusetzen, daß bloßer K a uf seitens I Ic dem Werthumfang nach gleich sei
dem bloßen Verkauf seitens I I c, und ebenso, daß der bloße Verkauf von
Im an I I c, Theil 1) (S. 124) gleich sei seinem bloßen K a uf von I I c, 25
Theil 2). Sonst wird die einfache Reproduktion gestört; bloßer K a uf hier
muß gedeckt werden durch bloßen Verkauf dort. Ebenso ist hier voraus
zusetzen, daß der bloße Verkauf des schatzbildenden Theils A, A', A"
von Im im Gleichgewicht stehe mit dem bloßen ||288| K a uf des Theils B,
B', B ", in Im, der seinen Schatz in Elemente von zusätzlichem produk- 30
tivem Kapital verwandelt.
(Verschleiß) Werththeils 20
I I c, Verkauf des
fixen
Soweit das Gleichgewicht dadurch hergestellt wird, daß der Käufer
nachher und für den gleichen Werthbetrag als Verkäufer auftritt und
umgekehrt, findet Rückfluß des Geldes statt an die Seite, die es beim
K a uf vorgeschossen, die zuerst verkauft hat, ehe sie wieder kaufte. Das 35
wirkliche Gleichgewicht mit Bezug auf den Waarenumsatz selbst, den
Umsatz der verschiednen Theile des jährlichen Produkts, ist aber bedingt
durch gleichen Werthbetrag der gegen einander umgesetzten Waaren.
456
Akkumulation und erweiterte Reproduktion
Soweit aber bloß einseitige Umsätze stattfinden, Masse bloßer Käufe
einerseits, Masse bloßer Verkäufe andrerseits - und wir haben gesehn,
daß der normale Umsatz des jährlichen Produkts auf kapitalistischer
Grundlage diese einseitigen Metamorphosen bedingt - ist das Gleichge-
5 wicht nur vorhanden unter der Annahme, daß der Werthbetrag der ein
seitigen Käufe und der Werthbetrag der einseitigen Verkäufe sich decken.
Die Thatsache, daß die Waarenproduktion die allgemeine Form der ka
pitalistischen Produktion ist, schließt bereits ||289| die Rolle ein, die das
Geld, nicht nur als Cirkulationsmittel, sondern als Geldkapital in der-
10 selben spielt, und erzeugt gewisse, dieser Produktionsweise eigenthümli-
che Bedingungen des normalen Umsatzes, also des normalen Verlaufs der
Reproduktion, sei es auf einfacher, sei es auf erweiterter Stufenleiter, die
in ebenso viele Bedingungen des anormalen Verlaufs, Möglichkeiten von
Krisen umschlagen, da das Gleichgewicht - bei der naturwüchsigen Ge-
15 staltung dieser Produktion - selbst ein Zufall ist. Wir haben ebenso ge
sehn, daß bei dem Umsatz von Iv gegen entsprechenden Werthbetrag von
I Ic zwar für I Ic schließlich Ersatz von Waare II durch gleichen Werth
betrag von Waare I stattfindet, daß also seitens des Gesammtkapitali-
sten II hier Verkauf der eignen Waare nachträglich sich ergänzt durch
20 K a uf von Waare I zum selben Werthbetrag. Dieser Ersatz findet statt; es
findet aber nicht statt ein Austausch seitens der Kapitalisten I und II in
diesem Umsatz ihrer wechselseitigen Waaren. I Ic verkauft seine Waare an
die Arbeiterklasse von I, diese tritt ihm einseitig als Waarenkäufer, es tritt
ihnen einseitig als Waarenverkäufer ||290| gegenüber; mit dem hierdurch
25 gelösten Geld tritt I Ic einseitig als Waarenkäufer dem Gesammtkapita-
listen I gegenüber, dieser ihm bis zum Betrag von Iv einseitig als Waaren
verkäufer. Durch diesen Waarenverkauf reproducirt I schließlich nur sein
variables Kapital wieder in F o rm von Geldkapital. Tritt das Kapital I
dem II einseitig als Waarenverkäufer bis zum Betrag von Iv gegenüber,
30 so seiner Arbeiterklasse gegenüber einseitig als Waarenkäufer im Ankauf
ihrer Arbeitskraft; und tritt die Arbeiterklasse I dem Kapitalisten II ein
seitig als Waarenkäufer gegenüber (nämlich als Käufer von Lebensmit
teln), so dem Kapitalisten I einseitig als Waarenverkäufer, nämlich als
Verkäufer ihrer Arbeitskraft.
35
Das fortwährende Angebot der Arbeitskraft von Seiten der Arbeiter
klasse in I, die Rückverwandlung eines Theils des Waarenkapitals I in
Geldform des variablen Kapitals I, der Ersatz eines Theils des Waaren
kapitals II durch Naturalelemente des konstanten Kapitals I Ic - alle
diese nothwendigen Voraussetzungen der Reproduktion bedingen sich
40 wechselseitig, werden aber vermittelt durch einen sehr komplicirten Pro
ceß, ||291| der drei unabhängig von einander vorgehende, aber sich mit
457
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
einander verschlingende Cirkulationsprocesse einschließt. Die Kompli-
cirtheit des Processes selbst bietet ebenso viel Anlässe zu anormalem Ver
lauf.
2) Das zuschüssige produktive Kapital
5
Das Mehrprodukt, der Träger des Mehrwerths, kostet den Aneignern
desselben, den Kapitalisten I nichts. Sie haben in keinerlei Art Geld oder
Waare vorzuschießen, um es zu erhalten. Vorschuß (avance) ist schon bei
den Physiokraten die allgemeine F o rm von Werth, verwirklicht in Ele
menten von produktivem Kapital. Was sie also vorschießen, ist nichts als
ihr konstantes und variables Kapital. Der Arbeiter erhält ihnen nicht nur 10
durch seine Arbeit ihr konstantes Kapital; er ersetzt ihnen nicht nur
den variablen Kapitalwerth durch einen entsprechenden neugeschaffnen
Werththeil in F o rm von Waare; durch seine Mehrarbeit liefert er ihnen
in F o rm von Mehrprodukt existirenden Mehrwerth.
außerdem einen
Durch den successiven Verkauf dieses Mehrprodukts bilden sie den 15
Schatz, zuschüssiges potentielles Geldkapital. Im hier betrachteten Fall
besteht ||292| dies Mehrprodukt von vornherein aus Produktionsmitteln
von Produktionsmitteln. Erst in der Hand von B, B', B" etc. (I) fungirt
dies Mehrprodukt als zuschüssiges konstantes Kapital; aber es ist dies
virtualiter schon, bevor es verkauft wird, schon in der Hand der Schatz- 20
bildner A, A', A" (I). Wenn wir bloß den Werthumfang der Reproduk
tion seitens I betrachten, so befinden wir uns noch innerhalb der Grenzen
der einfachen Reproduktion, denn kein zusätzliches Kapital ist in Bewe
gung gesetzt worden, um dies virtualiter zuschüssige konstante Kapital
(das Mehrprodukt) zu schaffen, auch keine größre Mehrarbeit, als die 25
auf Grundlage der einfachen Reproduktion verausgabte. Der Unter
schied liegt hier nur in der F o rm der angewandten Mehrarbeit, der kon
kreten Natur ihrer besondren nützlichen Weise. Sie ist verausgabt worden
in Produktionsmitteln für Ic statt für I I c, in Produktionsmitteln für Pro
duktionsmittel, statt in Produktionsmitteln für Konsumtionsmittel. Bei 30
der einfachen Reproduktion wurde vorausgesetzt, daß der ganze Mehr
werth I verausgabt wird als Revenue, also in Waaren II; er besteht hier
also nur aus solchen Produktions||293jmitteln, die das konstante Kapital
I Ic in seiner Naturalform wieder zu ersetzen haben. Damit also der
Übergang von der einfachen zur erweiterten Reproduktion vor sich gehe, 35
muß die Produktion in Abth. I im Stande sein, weniger Elemente des
konstanten Kapitals für II, aber um ebensoviel mehr für I herzustellen.
Erleichert wird dieser Übergang, der sich nicht immer ohne Schwierigkeit
458
Akkumulation und erweiterte Reproduktion
vollziehn wird, durch die Thatsache, daß eine Anzahl Produkte von I als
Produktionsmittel in beiden Abtheilungen dienen können.
Es folgt also, daß - bloß dem Werthumfang nach betrachtet - inner
halb der einfachen Reproduktion das materielle Substrat der erweiterten
5 Reproduktion producirt wird. Es ist einfach direkt in Produktion von
Produktionsmitteln, in Schöpfung von virtuellem zuschüssigen Kapital I
verausgabte Mehrarbeit der Arbeiterklasse I. Die Bildung von virtuellem
zusätzlichem Geldkapital seitens A, A', A" (I) - durch successiven Ver
kauf ihres Mehrprodukts, das ohne alle kapi||294|talistische Geldausgabe
10 gebildet - ist also hier die bloße Geldform von zuschüssig producirten
Produktionsmitteln I.
Produktion von virtuellem zusätzlichen Geldkapital drückt also in un-
serm Fall (denn wie wir sehn werden, kann es sich auch ganz anders
bilden) nichts aus als ein Phänomen des Produktionsprocesses selbst,
15 Produktion, in einer bestimmten F o rm von Elementen des produktiven
Kapitals.
Produktion auf großer Stufenleiter von zuschüssigem virtuellen Geld
kapital - auf zahlreichen Punkten der Cirkulationsperipherie - ist also
nichts als Resultat und Ausdruck vielseitiger Produktion von virtuell
20 zusätzlichem produktivem Kapital, dessen Entstehung selbst keine zu
sätzlichen Geldausgaben seitens der industriellen Kapitalisten voraus
setzt.
25 durch den successiven Verkauf ihres Mehrprodukts bedingt
Die successive Verwandlung dieses virtuell zusätzlichen produktiven
Kapitals in virtuelles Geldkapital (Schatz) seitens A, A', A" etc. (I), die
ist, also
durch wiederholten einseitigen Waarenverkauf ohne ergänzenden Kauf,
vollzieht sich in wiederholter Entziehung von Geld aus ||295| der Cirku
lation und ihr entsprechende Schatzbildung. Diese Schatzbildung - aus
genommen den Fall, wo der Goldproducent der Käufer - unterstellt in
30 keiner Weise zusätzlichen Edelmetall-Reichthum, sondern nur veränderte
Funktion von bisher umlaufendem Geld. Eben fungirte es als Cirku
lationsmittel, jetzt fungirt es als Schatz, als sich bildendes, virtuell neues
Geldkapital. Bildung von zusätzlichem Geldkapital und Masse des in
einem Land befindlichen edlen Metalls stehn also in keiner ursächlichen
35 Verbindung mit einander.
Es folgt daher ferner: Je größer das bereits in einem Lande fungirende
produktive Kapital (eingerechnet die ihm inkorporirte Arbeitskraft, die
Erzeugerin des Mehrprodukts), je entwickelter die Produktivkraft der
Arbeit und damit auch die technischen Mittel rascher Ausweitung der
40 Produktion von Produktionsmitteln - je größer daher auch die Masse des
Mehrprodukts nach seinem Werth wie nach der Masse der Gebrauchs
werthe worin sie sich darstellt - desto größer ist
459
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
1) Das virtuell zusätzliche produktive Kapital in der F o rm von Mehr
produkt in der Hand von A, A', A" etc. und |
|296| 2) die Masse dieses in Geld verwandelten Mehrprodukts, also des
virtuell zuschüssigen Geldkapitals in den Händen von A, A', A ". Wenn
also Fullarton z . B. nichts von der Ueberproduktion im gewöhnlichen
Sinn wissen will, wohl aber von Ueberproduktion von Kapital, nämlich
Geldkapital, so beweist dies wieder, wie absolut wenig selbst die besten
bürgerlichen Oekonomen vom Mechanismus ihres Systems ver stehn.
5
Wenn das Mehrprodukt, direkt producirt und angeeignet durch die
Kapitalisten A, A', A" (1), die reale Basis der wirklichen Kapitalakku- 10
mulation, d.h. der erweiterten Reproduktion ist, obgleich es aktuell erst
in dieser Eigenschaft fungirt in den Händen von B, B', B" etc. (I) - so ist
es dagegen in seiner Geldverpuppung - als Schatz und bloß sich nach
und nach bildendes virtuelles Geldkapital - absolut unproduktiv, läuft
dem Produktionsproceß in dieser Form parallel, liegt aber außerhalb des- 15
selben. Es ist ein Bleigewicht (dead weight) der kapitalistischen Produk
tion. Die Sucht, diesen als virtuelles Geldkapital sich auf schatzenden
Mehrwerth sowohl zum Profit wie zur Revenue brauchbar zu machen,
findet im Kreditsystem ||297| und in den „Papierchens" das Ziel ihres
Strebens. Das Geldkapital erhält dadurch in einer andern F o rm den 20
enormsten Einfluß auf den Verlauf und die gewaltige Entwicklung des
kapitalistischen Produktionssystems.
Das in virtuelles Geldkapital umgesetzte Mehrprodukt wird seiner
Masse nach um so größer sein, je größer die Gesammtsumme des bereits
fungirenden Kapitals war, aus dessen Funktion es hervorgegangen. Bei 25
der absoluten Vergrößrung des Umfangs des jährlich reproducirten vir
tuellen Geldkapitals ist aber auch dessen Segmentation leichter, sodaß es
rascher, sei es in der Hand desselben Kapitalisten in einem besondern
Geschäft angelegt wird, sei es in andren Händen (z.B. Familiengliedern,
Erbtheilungen etc.). Segmentation von Geldkapital meint hier, daß es 30
ganz vom Stammkapital losgetrennt wird, um als neues Geldkapital in
einem neuen selbständigen Geschäft angelegt zu werden.
Wenn die Verkäufer des Mehrprodukts A, A', A" etc. (I) selbes erhal
ten haben als direktes Ergebniß des Produktionsprocesses, der, außer
dem auch bei einfacher Reproduktion erheischten Vorschuß in konstan- 35
tem und ||298| variablem Kapital, keine weitren Cirkulationsakte voraus
setzt, wenn sie ferner damit die reale Basis der Reproduktion auf erwei
terter Stufenleiter liefern, in der That virtuell zusätzliches Kapital fabri-
ciren, so verhalten sich dagegen die B, B', B" etc. (I) verschieden. 1) Erst
in ihrer Hand wird das Mehrprodukt der A, A', A" etc. aktuell fungiren 40
als zusätzliches konstantes Kapital (das andre Element des produktiven
460
Akkumulation und erweiterte Reproduktion
Kapitals, die zusätzliche Arbeitskraft, also das zusätzliche variable K a
pital, lassen wir einstweilen außer Acht); 2) damit es in ihre Hände kom
me, ist ein Cirkulationsakt erforderlich, sie haben das Mehrprodukt zu
kaufen.
5
Ad 1) ist hier zu bemerken, daß ein großer Theil des Mehrprodukts
(virtuell zusätzlichen konstanten Kapitals), producirt durch A, A',
A" (I), zwar in diesem Jahr producirt wird, aber erst im nächsten Jahr
oder noch später aktuell in den Händen von B, B', B" (I) als industrielles
Kapital fungiren kann; ad 2) fragt sich, wo kommt das zu dem Cirku-
10 lationsproceß nöthige Geld her?
in
Soweit die Produkte, die B, B' etc. (I) produciren, selbst wieder in
natura in ihren ||299| Produktionsproceß eingehn, versteht es sich von
selbst, daß pro tanto ein Theil ihres eignen Mehrprodukts direkt (ohne
ihr produktives Kapital,
Cirkulationsvermittlung) übertragen wird
15 und hier eingeht als zuschüssiges Element des konstanten Kapitals. Pro
tanto sind sie aber auch keine Vergolder des Mehrprodukts von A, A'
etc. (I). Hiervon abgesehn, wo kommt das Geld her? Wir wissen, daß sie
ihren Schatz gebildet wie A, A' etc., durch Verkauf ihrer respektiven
Mehrprodukte, und nun ans Ziel gelangt sind, wo ihr als Schatz aufge-
20 häuftes, nur virtuelles Geldkapital nun effektiv als zusätzliches Geld
kapital fungiren soll. Aber damit drehn wir uns nur im Cirkel. Die Frage
ist immer noch, wo das Geld herkomme, das die B's (I) früher der Cir
kulation entzogen und aufgehäuft?
Wir wissen jedoch schon aus der Betrachtung der einfachen Repro-
25 duktion, daß sich eine gewisse Geldmasse in den Händen der Kapita
listen I und II befinden muß, um ihr Mehrprodukt umzusetzen. Dort
kehrte das Geld, das nur zur Verausgabung als Revenue in Konsumtions
mitteln diente, zu den Kapitalisten zurück, im M aß wie sie ||300| es vor
geschossen zum Umsatz ihrer respektiven Waaren; hier erscheint dasselbe
30 Geld wieder, aber mit veränderter Funktion. Die A's und die B's (I)
liefern sich abwechselnd das Geld zur Verwandlung von Mehrprodukt in
zusätzliches virtuelles Geldkapital, und werfen abwechselnd das neuge
bildete Geldkapital als Kaufmittel in die Cirkulation zurück.
D as Einzige, was hierbei vorausgesetzt, ist daß die im Land befindliche
35 Geldmasse (Umlaufsgeschwindigkeit etc. als gleich gesetzt) hinreicht so
wohl für Schatzbildung wie für aktive Cirkulation - also dieselbe Voraus
setzung, die wie wir sahn, auch bei einfacher Waarencirkulation erfüllt
sein muß. Nur die Funktion der Schätze ist hier verschieden. Auch muß
die vorhandne Geldmasse größer sein, 1) weil bei der kapitalistischen
40 Produktion alles Produkt (mit Ausnahme des neuproducirten Edelme
talls und der vom Producenten selbst verbrauchten wenigen Produkte)
461
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
als Waare producirt wird, also Geldverpuppung durchmachen muß;
2) auf Basis derselben die Masse des Waarenkapitals und dessen Werth
umfang nicht nur absolut größer ist, sondern mit ungleich größerer Ge
schwindigkeit wächst; 3) ein immer ausgedehnteres variables Kapital sich
stets in Geldkapital umsetzen muß; 4) weil mit ||301| der Erweitrung der 5
Produktion die Bildung neuer Geldkapitale Schritt hält, also auch das
Material ihrer Schatzform da sein muß. - Gilt dies schlechthin für die
erste Phase der kapitalistischen Produktion, wo auch das Kreditsystem
von vorzugsweis metallischer Cirkulation begleitet ist, so gilt es selbst
soweit für die entwickeltste Phase des Kreditsystems, als dessen Basis die 10
Metallcirkulation bleibt. Einerseits kann hier die zuschüssige Produktion
der edlen Metalle, soweit sie abwechselnd reichlich oder spärlich, stören
de Einflüsse auf die Waarenpreise ausüben, nicht nur in längren, sondern
innerhalb sehr kurzer Perioden; andrerseits ist der ganze Kreditmecha
nismus beständig damit beschäftigt, die wirkliche Metallcirkulation 15
durch allerhand Operationen, Methoden, technische Einrichtungen, auf
ein relativ stets abnehmendes Minimum zu beschränken - womit auch
die Künstlichkeit der ganzen Maschinerie und die Chancen für Störun
gen ihres normalen Ganges im selben Verhältniß zunehmen.
Es können die verschiednen B, B', B" etc. (I), deren virtuelles neues 20
Geldkapital als aktives in Operation tritt, wechselseitig ihre Produkte
(Theile ihres Mehrprodukts) ||302| von einander zu kaufen und an einan
der zu verkaufen haben. Pro tanto fließt das der Cirkulation des Mehr
produkts vorgeschoßne Geld - bei normalem Verlauf - an die verschied
nen B's zurück, in derselben Proportion worin sie solches zur Cirkulation 25
ihrer respektiven Waaren vorgeschossen haben. Cirkulirt das Geld als
Zahlungsmittel, so sind hier nur Bilanzen zu zahlen, soweit sich die wech
selseitigen Käufe und Verkäufe nicht decken. Es ist aber wichtig, überall,
wie es hier geschieht, zunächst die metallische Cirkulation in ihrer ein
fachsten, ursprünglichsten Form vorauszusetzen, weil sich damit Fluß 30
und Rückfluß, Ausgleichung von Bilanzen, kurz alle Momente, die im
Kreditsystem als bewußt geregelte Verläufe erscheinen, als unabhängig
vom Kreditsystem vorhanden darstellen, die Sache in naturwüchsiger
Form erscheint, statt in der spätren reflektirten.
3) Das zuschüssige variable Kapital.
35
Jetzt haben wir, da es sich bisher nur um zusätzliches konstantes Kapital
gehandelt, uns zu wenden zur Betrachtung des zusätzlichen variablen
Kapitals.
462
Akkumulation und erweiterte Reproduktion
Es ist im ersten Buch weitläufig auseinandergesetzt, wie Arbeitskraft
auf Basis der ||303| kapitalistischen Produktion immer vorräthig ist, und
wie, wenn nöthig, ohne Vergrößrung der beschäftigten Anzahl Arbeiter
oder Masse Arbeitskraft mehr Arbeit flüssig gemacht werden kann. Es ist
5 daher vor der Hand nicht nöthig, weiter hierauf einzugehn, vielmehr
anzunehmen, daß der in variables Kapital verwandelbare Theil des neu
gebildeten Geldkapitals immer die Arbeitskraft vorfindet, worin es sich
verwandeln soll. Es ist ebenfalls in Buch I auseinandergesetzt worden,
wie ein gegebnes Kapital, ohne Akkumulation, innerhalb gewisser Gren-
10 zen seinen Produktionsumfang erweitern kann. Hier aber handelt es sich
um Kapitalakkumulation im specifischen Sinn, sodaß die Erweiterung
der Produktion bedingt ist durch Verwandlung von Mehrwerth in zu
schüssiges Kapital, also auch durch erweiterte Kapitalbasis der Produk
tion.
15
Der Goldproducent kann einen Theil seines goldnen Mehrwerths als
virtuelles Geldkapital akkumuliren; sobald es den nöthigen Umfang er
reicht, kann er es direkt in variables Kapital umsetzen, ohne daß er dazu
erst sein Mehrprodukt verkaufen muß; ebenso kann er es umsetzen in
Elemente des konstanten Kapitals. ||304| Doch muß er im letztren Fall
20 diese sachlichen Elemente seines konstanten Kapitals vorfinden; sei es,
wie bei der bisherigen Darstellung angenommen wurde, daß jeder Pro
ducent auf Lager arbeitet, und dann seine fertige Waare auf den Markt
bringt, sei es, daß er auf Bestellung arbeitet. Die reale Erweiterung der
Produktion, d.h. das Mehrprodukt, ist in beiden Fällen vorausgesetzt,
25 das eine Mal als wirklich vorhanden, das andre Mal als virtuell vorhan
den, lieferbar.
II. Akkumulation in Abtheilung II.
Wir haben bisher vorausgesetzt, daß die A, A', A" (I) ihr Mehrprodukt
verkaufen an die B, B', B" etc. (I). Gesetzt aber, A (I) vergolde sein
30 Mehrprodukt durch Verkauf an einen B (II). Dies kann nur dadurch
geschehn, daß, nachdem A (I) an B (II) Produktionsmittel verkauft, er
nicht hinterher Konsumtionsmittel kauft; also nur durch einseitigen Ver
kauf seinerseits. Sofern nun I Ic aus Form von Waarenkapital in die Na
turalform von produktivem konstanten Kapital nur umsetzbar dadurch,
35 daß nicht nur Iv, sondern auch wenigstens ein Theil von Im sich umsetzt
gegen einen Theil von I I c, welches I Ic in F o rm von Konsumtionsmitteln
existirt; nun aber A sein Im dadurch vergoldet, daß dieser Umsatz nicht |
|305| vollzogen wird, unser A vielmehr das im Verkauf seines Im von II
463
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
5
gelöste Geld der Cirkulation entzieht, statt es in K a uf von Konsumti
onsmittel I Ic umzusetzen, - so findet zwar auf Seite des A (I) Bildung von
zusätzlichem virtuellen Geldkapital statt; aber auf der andren Seite liegt
ein dem Werthumfang nach gleicher Theil des konstanten Kapitals von
B (II) fest in der F o rm von Waarenkapital, ohne sich in die Naturalform
von produktivem, konstantem Kapital umsetzen zu können. In andren
Worten: Ein Theil der Waaren des B (II), und zwar prima facie ein Theil,
ohne dessen Verkauf er sein konstantes Kapital nicht ganz in produktive
F o rm rückverwandeln kann, ist unverkäuflich geworden; mit Bezug auf
ihn findet daher Ueberproduktion statt, welche ebenfalls mit Bezug auf 10
ihn die Reproduktion
selbst auf gleichbleibender Stufenleiter - hemmt.
In diesem Fall ist also das zusätzliche virtuelle Geldkapital auf Seiten
von A I zwar vergoldete F o rm von Mehrprodukt (Mehrwerth); aber
Mehrprodukt (Mehrwerth) als solches betrachtet ist hier Phänomen ein
facher Reproduktion, noch nicht Reproduktion auf erweiterter Stufen- 15
leiter. I(v + m), wo dies jedenfalls ||306| von einem Theil von m gilt, muß
sich umsetzen schließlich gegen I I c, damit die Reproduktion von I Ic auf
gleichbleibender Stufenleiter vor sich gehe. A I, durch den Verkauf seines
Mehrprodukts an B II, hat diesem einen entsprechenden Werththeil kon
stanten Kapitals in Naturalform geliefert, aber zugleich durch Entzie- 20
hung des Geldes aus der Cirkulation - durch unterlaßne Vervollständi
gung seines Verkaufs mittelst nachfolgendem K a uf - einen dem Werth
nach gleichen Waarentheil des B II unverkäuflich gemacht. Fassen wir
also die gesammte gesellschaftliche Reproduktion ins Auge - die gleich
mäßig die Kapitalisten I und II umschließt
des Mehrprodukts von A I in virtuelles Geldkapital die Nicht-Rückver-
wandelbarkeit eines dem Werthumfang nach gleichen Waarenkapitals
von B II in produktives (konstantes) Kapital aus; also nicht virtuell Pro
duktion auf erweiterter Stufenleiter, sondern Hemmung der einfachen
Reproduktion, also Deficit in der einfachen Reproduktion. Da die Bil- 30
dung und der Verkauf des Mehrprodukts von A I selbst normale Phä
nomene der einfachen Reproduktion sind, so haben wir hier auf Grund
lage schon der einfachen Reproduktion folgende ein||307(ander bedin
gende Phänomene: Bildung von virtuell zuschüssigem Geldkapital bei
Klasse I (daher Unterkonsumtion vom Standpunkt von I I ); Festsetzung 35
von Waarenvorräthen bei Klasse II, die nicht rückverwandelbar in pro
duktives Kapital (also relative Ueberproduktion bei II); überschüssiges
Geldkapital bei I und Deficit in der Reproduktion bei I I.
so drückt die Verwandlung 25
Ohne bei diesem Punkt länger zu verweilen, bemerken wir nur: Es ist
bei Darstellung der einfachen Reproduktion vorausgesetzt worden, daß 40
der ganze Mehrwerth I und II als Revenue verausgabt wird. In der That
464
Akkumulation und erweiterte Reproduktion
aber wird ein Theil des Mehrwerths als Revenue verausgabt, ein andrer
Theil in Kapital verwandelt. Wirkliche Akkumulation findet nur unter
dieser Voraussetzung statt. D aß die Akkumulation sich auf Kosten der
Konsumtion vollziehe, ist - so allgemein gefasst - selbst eine Illusion, die
5 dem Wesen der kapitalistischen Produktion widerspricht, indem sie vor
aussetzt, daß ihr Zweck und treibendes Motiv die Konsumtion sei, nicht
aber die Ergatterung von Mehrwerth und seine Kapitalisation, d.h. Ak
kumulation. /
10
/308/ Betrachten wir nun die Akkumulation in Abth. II etwas näher.
Die erste Schwierigkeit mit Bezug auf I I c, d.h. seine Rückverwandlung
aus einem Bestandtheil des Waarenkapitals II in die Naturalform von
konstantem Kapital II, betrifft die einfache Reproduktion. Nehmen wir
das frühere Schema:
(lOOOv + 1000m) I setzen sich um gegen:
15
2000 I I c.
Wird nun z . B. die Hälfte des Mehrprodukts I, also ^ ^m oder 500 Im
wieder selbst als konstantes Kapital der Abtheilung I einverleibt, so kann
dieser in I rückbehaltne Theil des Mehrprodukts keinen Theil von I Ic
ersetzen. Statt in Konsumtionsmittel umgesetzt zu werden (und hier in
20 dieser Abtheilung der Cirkulation findet - im Unterschied von dem,
durch die A r b e i t e rl vermittelten, Ersatz von 1000 I Ic durch 1000 Iv -
wirklicher wechselseitiger Austausch, also doppelseitiger Stellenwechsel
der Waaren statt), soll es als zusätzliches Produktionsmittel in I selbst
dienen. Es kann diese Funktion nicht gleichzeitig in I und II ver||309|rich-
25 ten. Der Kapitalist kann den Werth seines Mehrprodukts nicht in Kon
sumtionsmitteln verausgaben, und gleichzeitig das Mehrprodukt selbst
produktiv konsumiren, d.h. seinem produktiven Kapital einverleiben.
Statt 2000 I(v + m) sind also nur 1500, nämlich (lOOOv + 500m) I umsetz
bar in 2000 I I c; es sind also 500 I Ic aus ihrer Waarenform nicht rück-
30 verwandelbar in produktives (konstantes) Kapital II. Es fände also in II
eine Ueberproduktion statt, ihrem Umfang nach genau entsprechend
dem Umfang der in I vorgegangnen Erweitrung der Produktion I. Die
Ueberproduktion in II würde vielleicht so sehr auf I reagiren, daß selbst
der Rückfluß der von den Arbeitern I in Konsumtionsmitteln II veraus-
35 gabten 1000 nur theilweis stattfände, diese 1000 also nicht in Form von
variablem Geldkapital in die Hände der Kapitalisten I zurückkehrten.
Die letztren fänden sich so gehemmt selbst in der Reproduktion auf
gleichbleibender Stufenleiter, und zwar durch den bloßen Versuch sie zu
erweitern. Und dabei ist zu erwägen, daß in I thatsächlich, nur einfache
40 Reproduktion stattgefunden, und daß nur die Elemente, wie sie sich im
465
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Schema finden, zum Behuf einer Erweitrung in der ||310| Zukunft, sage im
nächsten Jahr, verschieden gruppirt sind.
Man könnte diese Schwierigkeit zu umgehn versuchen
- so: die
500 I I c, die auf Lager der Kapitalisten liegen, und nicht unmittelbar in
produktives Kapital umsetzbar sind, sind soweit entfernt Ueberproduk- 5
tion zu sein, daß sie umgekehrt ein nothwendiges Element der Repro
duktion darstellen, welches wir bisher vernachlässigt haben. Man sah,
daß Geldvorrath sich an vielen Punkten aufhäufen, also der Cirkulation
entzogen werden muß, theils um die Bildung von neuem Geldkapital
innerhalb I selbst zu ermöglichen, theils um den Werth des sich allmälig 10
verzehrenden fixen Kapitals transitorisch in Geldform festzuhalten. Da
aber bei der Darstellung des Schemas alles Geld und alle Waaren sich von
vornherein ausschließlich in den Händen der Kapitalisten I und II befin
den, weder Kaufmann, noch Geldhändler, noch Bankier, noch bloß kon-
sumirende und nicht direkt in der Waarenproduktion betheiligte Klassen 15
hier existiren - so ist ebenfalls die beständige Bildung von Waarenlagern,
hier in den Händen ihrer respektiven Producenten selbst unentbehrlich,
um die Maschinerie der Reproduktion in Gang zu ||311| halten. Die
500 I I c, die auf Lager der Kapitalisten II liegen, stellen also den Waaren
vorrath an Konsumtionsmitteln dar, der die Kontinuität des in die R e- 20
Produktion eingeschloßnen Konsumtionsprocesses vermittelt, hier den
Uebergang aus einem Jahr ins andre. Der Konsumtionsfonds, der hier
noch in den Händen seiner Verkäufer und zugleich Producenten befind
lich ist, kann nicht dieses Jahr auf Null herabsinken, um nächstes Jahr
mit Null zu beginnen, so wenig dies beim Uebergang vom heutigen Tag 25
zum folgenden der Fall sein kann. Da beständige Neubildung solcher
Waarenlager, wenn auch in wechselndem Umfang, statthaben muß, so
müssen unsre kapitalistischen Producenten II ein Geldreservekapital ha
ben, das sie befähigt mit ihrem Produktionsproceß fortzufahren, obgleich
ein Theil ihres produktiven Kapitals vorübergehend festliegt in Waaren- 30
form. Sie verbinden j a, der Voraussetzung nach das ganze Kaufmanns
geschäft mit dem Produktionsgeschäft; sie müssen also auch über das
zusätzliche Geldkapital verfügen, das bei Verselbständigung der einzel
nen Funktionen des Reproduktionsprocesses unter verschiedne Sorten
von Kapitalisten sich in den ||312| Händen der Kaufleute befindet.
35
Es ist hierauf zu erwidern: 1) solche Vorrathbildung und ihre Noth-
wendigkeit gilt für alle Kapitalisten, sowohl I wie II. Als bloße Waaren
verkäufer betrachtet, unterscheiden sie sich nur dadurch, daß sie Waaren
verschiedner Sorten verkaufen. Der Vorrath in Waaren II unterstellt ei
nen frühern Vorrath in Waaren I. Vernachlässigen wir diesen Vorrath auf 40
der einen Seite, so müssen wir es auch auf der andren. Ziehn wir ihn aber
466
Akkumulation und erweiterte Reproduktion
auf beiden Seiten in Betracht, so wird am Problem nichts geändert.
- 2) Wie dies Jahr auf Seite II mit einem Waarenvorrath für nächstes
abschließt, so hat es begonnen mit einem Waarenvorrath auf derselben
Seite, überliefert vom vorigen Jahr. Bei Analyse der jährlichen Repro-
5 duktion - auf ihren abstraktesten Ausdruck reducirt - müssen wir ihn
also beidemal streichen. Indem wir diesem Jahr seine ganze Produktion
lassen, also auch das, was es als Waarenvorrath an nächstes Jahr abgibt,
nehmen wir ihm aber auch andrerseits den Waarenvorrath, den es vom
vorigen Jahr bekommen, und haben damit in der That das Gesammt-
10 produkt eines Durchschnittsjahrs als Gegenstand der Analyse vor uns.
- 3) Der einfache Umstand, daß die Schwierig||313|keit, die umgangen
werden soll, uns nicht aufstieß bei Betrachtung der einfachen Reproduk
tion, beweist, daß es sich um ein specifisches Phänomen handelt, das nur
der verschiednen Gruppirung (mit Bezug auf Reproduktion) der Elemen-
15 te I geschuldet ist, einer veränderten Gruppirung, ohne welche überhaupt
keine Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter stattfinden könnte.
/7/.
Wir betrachten nun die Reproduktion nach folgendem Schema:
20 a) TT
,
I. 4000c + lOOOv + 1000m = 6000 \ „
I I. 1500c + 376v + 376m = 2252 )
1 C.„
,
,
D„r„
) Summa = 8252.
M an bemerkt zunächst, daß die Gesammtsumme des jährlichen gesell
schaftlichen Produkts = 8252 kleiner ist als im ersten Schema, wo sie
= 9000 war. Wir könnten ebensogut eine viel größre Summe nehmen, sie
25 meinetwegen verzehnfachen. Eine kleinere Summe als in Schema I ist
gewählt, gerade um augenfällig zu machen, daß die Reproduktion auf
erweiterter Stufenleiter (die hier nur als mit größrer Kapitalanlage be-
triebne Produktion gefaßt wird) mit der absoluten Größe des Produkts
nichts zu thun hat, daß sie für eine gegebne Waarenmasse nur ein
30 verschiednes ||314| Arrangement oder verschiedne Funktionsbestimmung
der verschiednen Elemente des gegebnen Produkts voraussetzt, dem
Werthumfang nach also zunächst nur einfache Reproduktion ist. Nicht
die Quantität, sondern die qualitative Bestimmung der gegebnen Elemen
te der einfachen Reproduktion ändert sich, und diese Aenderung ist die
35 materielle Voraussetzung der später folgenden Reproduktion auf erwei
terter Stufenleiter.1)
') Dies macht ein für allemal ein Ende dem Zwist über die Akkumulation des Kapitals
zwischen James Mill und S. Bailey, der im ersten Buch (Kap. XXII. 5. S. 635) von andrem
467
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Wir könnten das Schema verschieden darstellen bei verschiednen Ver
hältnissen zwischen variablem und konstantem Kapital; z . B. so:
Summe - 8252.
5
So erschiene es als arrangirt für Reproduktion auf einfacher Stufenleiter,
sodaß der Mehrwerth ganz als Revenue verausgabt und nicht akkumulirt
würde. In beiden Fällen, unter a) wie unter b), haben wir ein jährliches
Produkt vom selben Werthumfang, nur das eine Mal sub b) mit solcher
Funktionsgruppirung seiner Elemente, daß die Reproduktion auf dersel- 10
ben Stufenleiter wieder beginnt, während sie sub a) die materielle Basis
der Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter bildet. Sub b) nämlich set
zen sich (875v + 875m) I = 1750 I(v + m) ohne Ueberschuß um gegen
175011c, während sub a) (lOOOv + 1000m) I ||315| = 2 0 0 0 I (v + m) im
Umsatz mit 1500 11c einen Ueberschuß von 5 0 0 1m für die Akkumula- 15
tion bei Klasse I übrig lassen.
Nun zur nähern Analyse des Schema a). Unterstellen wir, daß sowohl
in I wie in II eine Hälfte des Mehrwerths, statt als Revenue ausgegeben
zu werden, akkumulirt, d.h. in Element von zuschüssigem Kapital ver
wandelt wird. Da die Hälfte von 1000 Im = 500 in einer oder der andern 20
F o rm akkumulirt, d.h. als virtuell zuschüssiges Geldkapital verausgabt,
in zuschüssiges produktives Kapital verwandelt werden soll, so
d.h.
werden nur (lOOOv + 500m) I als Revenue verausgabt. Als normale G r ö
ße von I Ic figurirt daher hier auch nur 1500. Der Umsatz zwischen
1500 I(v + m) und 1500 I Ic ist nicht weiter zu untersuchen, da er als Pro- 25
ceß der einfachen Reproduktion bereits dargestellt; ebensowenig kommt
4000 Ic
für die neubeginnende
Reproduktion (die diesmal auf erweiterter Stufenleiter stattfindet) eben
falls als Proceß der einfachen Reproduktion erörtert wurde.
in Betracht, da sein Rearrangement
Was also allein hier zu untersuchen bleibt,
ist:
500 Im und 30
(376v + 376m) II, soweit einerseits die innern Verhältnisse sowohl von I
wie von II in Betracht kommen, andrerseits die Bewegung zwischen den
beiden. Da vorausgesetzt ist, daß in II ebenfalls ||316| die Hälfte des
Mehrwerths akkumulirt werden soll, so sind hier in Kapital zu verwan
deln 188, davon '/4 in variables = 47, sage der rundren Zahl wegen 48; 35
bleibt in konstantes zu verwandeln 140.
Wir stoßen hier auf ein neues Problem, dessen bloße Existenz der lau
fenden Einsicht, daß Waaren einer Art sich gegen Waaren andrer Art,
ditto Waaren gegen Geld und dasselbige Geld wieder gegen Waare andrer
Standpunkt erörtert wurde, nämlich die Ausdehnbarkeit der Wirkung des industriellen 40
Kapitals bei gleichbleibender Größe desselben. Hierauf später zurückzukommen.
468
Akkumulation und erweiterte Reproduktion
Art auszutauschen pflegt, wunderlich erscheinen muß. Die 140 I lm kön
nen nur dadurch in produktives Kapital verwandelt werden, daß sie er
setzt werden durch einen Theil der Waaren Im zum selben Werthbetrag.
Es versteht sich von selbst, daß der mit I lm umzusetzende Theil von Im
5 aus Produktionsmitteln bestehn muß, die entweder sowohl in die Pro
duktion von I wie in die von II, oder aber ausschließlich nur in die von II
eingehn können. Dieser Ersatz kann nur geschehn durch einseitigen K a uf
seitens II, da das ganze noch zu betrachtende Mehrprodukt 500 Im zur
Akkumulation innerhalb I dienen soll, also nicht ausgetauscht werden
10 kann gegen Waaren II; in andren Worten von I nicht gleichzeitig akku-
mulirt und aufgegessen werden kann. II muß 140 I m, also mit baarem
Geld kaufen, ohne daß dies Geld zu ihm zurückflöße ||317| durch nach
folgenden Verkauf seiner Waare an I. Und zwar ist dies ein beständig, bei
jeder jährlichen Neuproduktion, soweit sie Reproduktion auf erweiterter
15 Stufenleiter, sich wiederholender Proceß. Wo springt dafür die Geldquel
le in II?
II scheint im Gegentheil für die, die wirkliche Akkumulation beglei
tende, und bei kapitalistischer Produktion sie bedingende Bildung von
neuem Geldkapital, die faktisch zunächst als einfache Schatzbildung sich
20 darstellt, ein durchaus unergiebiges Feld.
Zunächst haben wir 376 II v; das Geldkapital von 376, vorgeschossen
in Arbeitskraft, kehrt durch den Ankauf in Waaren II beständig als va
riables Kapital in Geldform zu dem Kapitalisten II zurück. Diese bestän
dig sich wiederholende Entfernung von, und Rückkehr zum Ausgangs-
vermehrt das in diesem Kreislauf
sich herumtreibende Geld in keiner Weise. Dies also ist keine Quelle von
Geldakkumulation; dies Geld kann dieser Cirkulation auch nicht entzo
gen werden, um aufgeschatztes, virtuell neues Geldkapital zu bilden.
25 punkt - der Tasche des Kapitalisten
Aber Halt, ist hier nicht ein Profitchen zu machen?
30 Wir müssen nicht vergessen, daß die Klasse ||318| II den Vorzug vor
Klasse I besitzt, daß die Arbeiter, die sie anwendet, die von ihnen selbst
producirten Waaren von ihr wieder zu kaufen haben. Klasse II ist Käufer
der Arbeitskraft und zugleich Verkäufer von Waaren an die Besitzer der
von ihr angewandten Arbeitskraft. Klasse II kann also:
35
1 ) Und das hat sie mit den Kapitalisten der Klasse I gemein, einfach
den Lohn unter seine normale Durchschnittshöhe herabdrücken. D a
durch wird ein Theil des als Geldform des variablen Kapitals fungirenden
Geldes freigesetzt, und dies könnte bei beständiger Wiederholung dessel
ben Processes eine normale Quelle der Schatzbildung also auch der Bil-
40 dung von virtuell zuschüssigem Geldkapital in Klasse II werden. Mit zu
fälligem Schwindelprofit haben wir es natürlich hier, wo es sich von nor-
469
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
maier Kapitalbildung handelt, nicht zu schaffen. Es darf aber nicht ver
gessen werden, daß der wirklich gezahlte normale Arbeitslohn (der ceteris
paribus die Größe des variablen Kapitals bestimmt) keineswegs aus Güte
der Kapitalisten gezahlt wird, sondern unter gegebnen Verhältnissen ge
zahlt werden muß. Damit ist diese Erklärungsweise beseitigt. Wenn wir 5
376v als das von Klasse II zu verausgabende ||319| variable Kapital vor
aussetzen, dürfen wir, um ein uns aufstoßendes Problem zu erklären,
nicht plötzlich die Hypothese unterschieben, daß sie etwa nur 350v vor
schießt und nicht 376v.
2) Andrerseits aber hat die Klasse II, als Gesammtheit betrachtet, wie 10
gesagt den Vorzug vor Klasse I, daß sie zugleich Käufer der Arbeitskraft
und ebenso Wiederverkäufer ihrer Waare an ihre eignen Arbeiter ist. Und
wie dies ausgebeutet werden kann - wie nominell der normale Arbeits
lohn gezahlt werden, in der That aber ein Theil davon ohne entsprechen
des Waarenäquivalent wieder zurückgeschnappt, alias zurückgestohlen 15
werden kann; wie dies theils vermittelst des Trucksystems, theils vermit
telst Fälschung (wenn auch vielleicht legal nicht faßbarer) des cirkuliren
den Mediums fertig gebracht werden kann - davon liegen in jedem in
dustriellen Land die handgreiflichsten Data vor. Z . B. in England und in
den Vereinigten Staaten. (Bei dieser Gelegenheit dies an artigen Exem- 20
peln etwas auszuspinnen.) Es ist dies dieselbe Operation wie sub 1, nur
verkleidet und auf einem Umweg exekutirt. Sie ist also hier ebensosehr
zurückzuweisen wie jene. Es handelt sich hier um wirklich, nicht nominell
gezahlten ||320| Arbeitslohn.
Man sieht, bei der objektiven Analyse des kapitalistischen Mechanis- 25
mus sind gewisse, demselben noch extraordinär anklebende Schandflek-
ken nicht als Ausflüchte zur Beseitigung theoretischer Schwierigkeiten zu
verwerthen. Aber sonderbarer Weise schreit die große Mehrzahl meiner
bürgerlichen Kritiker als ob ich z . B. im ersten Buch des „Kapital" durch
die Annahme, daß der Kapitalist den wirklichen Werth der Arbeitskraft 30
zahlt, was er großentheils nicht thut, selbigen Kapitalisten ein Unrecht
angethan hätte! (Hier kann Schäffle mit der mir beigelegten Großmuth
citirt werden.)
Mit 376 I Iv ist also zu dem erwähnten Zweck nichts anzustellen.
Aber noch bedenklicher scheint's mit dem 376 I lm zu stehn. Hier stehn 35
sich nur Kapitalisten derselben Klasse gegenüber, die die von ihnen pro
ducirten Konsumtionsmittel wechselseitig an einander verkaufen und
von einander kaufen. Das zu diesem Umsatz nöthige Geld fungirt nur als
Cirkulationsmittel, und muß bei normalem Verlauf zu den Betheiligten
zurückfließen, in dem M a ß, wie sie es der Cirkulation vorgeschossen 40
haben, um stets von neuem dieselbe Bahn zu durchlaufen.
470
Akkumulation und erweiterte Reproduktion
Entziehung dieses Geldes aus der Cirkulation |/321/ zur Bildung von
virtuell zusätzlichem Geldkapital, scheint nur auf zweierlei Weg möglich.
Entweder ein Theil der Kapitalisten II beschwindelt den andren und
bringt so Geldraub zu Weg. Zur Bildung von neuem Geldkapital ist wie
5 wir wissen, keine vorläufige Erweitrung des umlaufenden Mediums nö
thig; es ist nichts nöthig, als daß das Geld von gewissen Seiten her der
Cirkulation entzogen und als Schatz aufgespeichert wird. D aß das Geld
gestohlen sein kann, und daher Bildung von zusätzlichem Geldkapital
unter einem Theil der Kapitalisten II verbunden sein kann mit positivem
10 Geldverlust eines andern Theils, würde nichts zur Sache thun. Der be
schwindelte Theil der Kapitalisten II würde etwas weniger flott leben
müssen, das wäre aber auch alles.
Oder aber, ein in nothwendigen Lebensmitteln sich darstellender Theil
innerhalb Abth. II
in neues variables Kapital
15 verwandelt. Wie dies geschieht, wird am Schluß dieses Unterab
I lm wird direkt
von
schnitts (III, 4 )) untersucht werden.
1) Erstes Beispiel.
A )
Schema
einfacher Reproduktion.
I. 4000c + lOOOv + 1000m = 6000 \ _
n n nn
20
II. 2000c +
500v +
500m = 3000 /
S
u m ma = 9 0 0°-
B)
25
Ausgangsschema für Akkumulation
I. 4000c + lOOOv + 1000m = 6000
ri
II. 1500c + 750v + 750m = 3000 J
, ncn •
irnn
-7ca
auf erweiterter
Stufenleiter.
->r>r.n I Summa = 9000
Angenommen, daß in Schema B die Hälfte des Mehrwerths von I ak
kumulirt wird, also 500, so erhalten wir zunächst (lOOOv + 500m) I oder
1500 I(v + m) zu ersetzen durch
I:
4000c + 500m, welche ||322| letztre zu akkumuliren. Die Ersetzung von
30 (lOOOv + 500m) I durch 1500 I Ic ist ein Proceß der einfachen Reproduk
150011c; es bleibt dann
in
tion und schon bei letztrer erläutert.
Nehmen wir an, daß von den 500 1m 400 in konstantes Kapital zu
verwandeln, 100 in variables. Der Umsatz innerhalb I der 400m, die so
kapitalisirt werden sollen, ist bereits erörtert; sie können also ohne weit-
35 res annexirt werden an I c, und wir erhalten dann für I: 4400c + lOOOv
+ 100m (die in lOOv umzusetzen sind).
Seinerseits kauft II zum Zweck der Akkumulation von I die 100 Im (in
Produktionsmitteln existirend), die nun zuschüssiges konstantes Kapital
von II bilden, während die 100 Geld, die es dafür zahlt, in Geldform des
471
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
zuschüssigen variablen Kapitals von I verwandelt werden. Wir haben
dann für I ein Kapital von 4400c + 1 lOOv (letztre in Geld) = 5500.
II hat jetzt für konstantes Kapital 1600c; es muß zu deren Bearbeitung
weitre 50v in Geld für Ankauf neuer Arbeitskraft zuschießen, sodaß sein
variables Kapital von 750 auf 800 wächst. Diese Ausdehnung des kon- 5
stanten wie variablen Kapitals von II um zusammen 150 wird bestritten
aus seinem Mehrwerth; von den 750 I lm bleiben also nur 600m als K o n
sumtionsfonds der Kapitalisten II, deren Jahresprodukt sich nun ver
theilt wie folgt:
II. 1600c + 800v + 600m (Konsumtionsfonds) = 3000. Die in Konsum- 10
tionsmitteln producirten 150m, die hier in ( 1 0 0 c+ 50v) II umgesetzt,
gehn in ihrer ||323| Naturalform ganz in die Konsumtion der Arbeiter ein:
100 werden verzehrt von den Arbeitern I (100 I v) und 50 von den Ar
beitern II (50 I I v ), wie oben auseinandergesetzt. In der That muß in II,
wo sein Gesammtprodukt in einer für die Akkumulation nöthigen Form 15
zubereitet wird, ein um 150 größrer Theil des Mehrwerths in F o rm von
nothwendigen Konsumtionsmitteln reproducirt werden. Beginnt wirklich
die Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, so fließen die 100 variables
Geldkapital von I, durch die Hände seiner Arbeiterklasse zurück an II;
welches dagegen 100m in Waarenvorrath an I überträgt und zugleich 50 20
in Waarenvorrath an seine eigne Arbeiterklasse.
Das zum Zweck der Akkumulation veränderte Arrangement steht nun
wie folgt:
I. 4400c + 1 lOOv + 500 Konsumtionsfonds = 6000
II. 1600c + 800v + 600 Konsumtionsfonds = 3000
25
Summa 9000
wie oben. Davon sind Kapital:
I. 4400c + HOOv (Geld) = 5500
II. 1600c + 800v (Geld) = 2400
j Zusammengefaßt in = 7900,
während die Produktion begann mit:
I. 4000c + lOOOv = 5000
II. 1500c + 750v = 2250
Geht die wirkliche Akkumulation nun auf dieser Basis vor sich, d.h. 35
? 2 5°-
u m mC =
1
S
wird mit diesem vermehrten Kapital nun wirklich producirt, so erhalten
wir am Ende des nächsten Jahres:
I. 4400c + 1 lOOv + 1100m = 6600
TT
II. 1600c + 800v + 800m = 3200 J
, or.rv
, o/in
-r-.™ I Summe = 9800.
40
Es werde nun sub I in derselben Proportion fortakkumulirt; also 550m
als Revenue verausgabt, 550m akkumulirt: Zunächst werden dann
1100 Iv ersetzt ||324| durch 1100 I I c, ferner sind noch 550 Im zu realisiren
in einem gleichen Betrag von Waaren II; also zusammen 1650 I(v + m).
472
Akkumulation und erweiterte Reproduktion
Aber das zu ersetzende konstante Kapital von II ist nur = 1600, die
übrigen 50 müssen also ergänzt werden aus 800 I l m. Wenn wir hier zu
nächst vom Geld absehn, so haben wir als Resultat dieser Transaktion:
in K o n-
5 sumtionsfonds der Kapitalisten und Arbeiter 1650(v + m), realisirt in
(welche zu kapitalisiren sind); daneben
I. 4400c + 550m
Waaren I I c.
II. 1650c (nämlich 50 zugefügt nach Obigem aus I l m) + 800v + 750m
(Konsumtionsfonds der Kapitalisten). Wenn aber das alte Verhältniß von
v zu c in II bleibt, so müssen für 50c weitre 25v, ausgelegt werden; diese
10 sind zu nehmen von den 750m; wir erhalten also:
II. 1650c + 825v + 725m
Sub I ist zu kapitalisiren 550m; wenn das frühre Verhältniß bleibt, so
bilden davon 440 konstantes Kapital, und 110 variables Kapital. Diese
110 sind eventuell zu schöpfen aus 725 I l m; d.h. Konsumtionsmittel zum
15 Werth von 110 werden von Arbeitern I verzehrt statt von Kapitalisten II,
diese letztren also gezwungen, diese 110m, die sie nicht verzehren kön
nen, zu kapitalisiren. Dies läßt von den 7 0 0 1 1m übrig 6 1 5 1 1 m. Wenn
aber so II diese 110 in zusätzliches konstantes Kapital verwandelt, so
braucht es ein ferneres zusätzliches variables Kapital von 55; dies muß
20 wieder von seinem Mehrwerth gestellt werden; abgezogen von 615 I lm
läßt es übrig 560 für Konsumtion der Kapitalisten II und wir erhalten
nun nach Vollziehung aller aktuellen und potentiellen Uebertragungen,
an Kapitalwerth:
I. (4400c + 440c) + (HOOv + HOv) = 4840c + 1210v = 6050
25 II. (1600c + 50c + 110c) + (800v + 25v + 55v) = 1760c + 880v = 2640. |
/325/ Soll die Sache normal abgehn, so muß die Akkumulation in II sich
rascher vollziehn als in I, weil der Theil von I(v + m), der in Waaren II
umzusetzen ist, sonst rascher wächst als I I c, gegen das allein er sich
umsetzen kann.
30 Wird die Reproduktion auf dieser Grundlage und bei sonst gleichblei
benden Umständen fortgesetzt, so erhalten wir am Schluß des folgenden
Jahrs:
I. 4840c + 1210v + 1210m = 7260 \
35
II. 1760c + 880v + 880m = 3520 j
Bei gleichbleibender Theilungsrate des Mehrwerths ist zunächst als
Revenue zu verausgaben von I: 1210v und die Hälfte von m = 605,
zusammen = 1815. Dieser Konsumtionsfonds ist wieder größer um 55 als
I I c. Die 55 sind abzuziehn von 880m bleiben 825. 55 I lm in I Ic verwan-
40 delt, setzt fernem Abzug von I lm voraus für entsprechendes variables
Kapital = 27'/2; bleibt zu verzehren 797'/2 I l m.
473
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
Es sind jetzt zu kapitalisiren in I 605m; davon konstant 484, und varia
bel 121; letztre sind abzuziehn von I l m, das jetzt noch = 7 9 7lh, läßt |
|326| 676'/2 I l m. II verwandelt also weitre 121 in konstantes Kapital und
braucht dafür weitres variables Kapital = 6OV2; dies geht ebenfalls von
676'/2 ab; bleiben 616 zu verzehren.
Wir haben dann an Kapital:
I. Konstant 4840 + 484 = 5324.
1210 + 1 2 1= 1331.
Variabel
II. Konstant 1760 + 55
Variabel
Zusammen:
= 1936.
+ 121
880 + 27'/2 + 6OV2 = 968.
I. 5324c + 1331v = 6655
II. 1936c + 968v = 2904
und Ende des Jahrs an Produkts:
, 9559
'
5
10
I. 5324c + 1 3 3 1 v+ 1331m = 7986 \ _
II. 1936c +
968m = 3872 J
Mit Wiederholung derselben Rechnung und Abrundung der Brüche
0_0
8 5 8"
968v +
u m me
11
=
S
1
1
15
erhalten wir am Schluß des folgenden Jahres ein Produkt von
20
,
.„
. iKsr
, IR>ar
A^An ( S u m m e= 13 033
A^r,s ( Summe = 14 348.
I. 5856c + 1464v + 1464m = 8784 \ _
TT - . 1™
II. 2129c + 1065v + 1065m = 4249 J
Und am Schlüsse des nächstfolgenden Jahres:
I. 6442c + 1610v + 1610m = 9662
TT
II. 2342c + 1172v + 1172m = 4686 J
Im Verlauf von vierjähriger Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter
ist das Gesammtkapital von I und II gestiegen von 5400c + 1750v = 7250
gestiegen auf 8784c + 2782v = 11 566, also im Verhältniß ||327| von
100 : 160. Der Gesammtmehrwerth war ursprünglich 1750, er ist 2782. 30
Der verzehrte Mehrwerth war anfangs 500 für I und 535 für II, zusam
men = 1035; er war im letzten J a hr 732 für I und 958 für II, zusammen
= 1690. Er ist also gewachsen im Verhältniß von 100 : 163.
25
2) Zweites Beispiel.
Nehmen wir nun das jährliche Produkt von 9000, das sich allzusammt als 35
Waarenkapital in der Hand der industriellen Kapitalistenklasse befindet,
in einer Form, wo das allgemeine Durchschnittsverhältniß des variablen
und konstanten Kapitals das von 1 : 6 ist. Es setzt dies voraus: schon
bedeutende Entwicklung der kapitalistischen Produktion und, dem ent
sprechend, der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit; bedeutende, 40
schon vorher gegangne, Erweitrung der Produktionsleiter; endlich Ent
wicklung aller der Umstände, die eine relative Uebervölkerung in der
474
Akkumulation und erweiterte Reproduktion
5
Arbeiterklasse produciren. Das Jahresprodukt wird sich dann, nach Ab-
rundung der Brüche, vertheilen wie folgt:
I. 5000c + lOOOv + 1000m = 7000 \
II. 1430c + 285v + 285m = 2000 /
Gesetzt jetzt, die Kapitalistenklasse I konsumire den halben Mehr
500, und akkumulire die andre Hälfte. Dann wären
werth =
(1000v + 500m) I = 1500 ||328| umzusetzen in 1500 II. Da hier I Ic nur
= 1430, so ist vom Mehrwerth 70 zuzusetzen; dies von 285 I lm abgezo-
10 gen läßt 215 I l m. Wir erhalten also:
I. 5000c + 500m (zu kapitalisiren) + 1500(v + m) in Konsumtions
fonds der Kapitalisten und Arbeiter.
II. 1430c + 70m (zu kapitalisiren) + 285v + 215m.
Da hier 70 I lm direkt annexirt werden an I I c, so ist erheischt, um dies
15 zuschüssige konstante Kapital in Bewegung zu setzen, ein variables K a-
70
pital von -y = 14; diese 14 gehn also weiter ab von 2 1 5 1 1 m; bleibt
201 I l m, und wir haben:
II. (1430c + 70c) + (285v + 14v) + 201m.
Der Umsatz
von
1500 1(v + ' / 2 m)
ein
20 Proceß der einfachen Akkumulation, und sofern abgemacht. Indeß sind
hier noch einige Eigenthümlichkeiten zu bemerken, die daraus entstehn,
daß bei der akkumulirenden Reproduktion I(v + '/2m) nicht durch I Ic
allein ersetzt wird, sondern durch I Ic plus einem Theil von I l m.
gegen
1500
I Ic
ist
D a ß, Akkumulation vorausgesetzt, I(v + m) größer ist als I Ic und nicht
25 gleich I Ic wie in der einfachen Reproduktion, versteht sich von selbst;
denn 1) inkorporirt I einen Theil seines Mehrprodukts in sein eignes
5k in konstantes Kapital,
produktives Kapital, und verwandelt davon
kann diese 5/Ô also nicht gleichzeitig ersetzen durch Konsumtionsmittel II;
2) I hat II 3291 aus seinem Mehrprodukt für das zur Akkumulation inner-
30 halb II nöthige konstante Kapital den Stoff zu liefern, ganz wie II an I
den Stoff zu liefern hat für das variable Kapital, das den von I selbst als
konstantes Mehrkapital angewandten Theil seines Mehrprodukts in Be
wegung setzen soll. Wir wissen: das wirkliche variable Kapital besteht
aus Arbeitskraft, also auch das zusätzliche. Es ist nicht der Kapitalist I,
35 der etwa von II nothwendige Lebensmittel auf Vorrath kauft, oder auf
häuft für die von ihm zu verwendende zusätzliche Arbeitskraft, wie es der
Sklavenhalter thun mußte. Es sind die Arbeiter selbst, die mit II handeln.
Dies verhindert aber nicht, daß vom Standpunkt des Kapitalisten aus die
Konsumtionsmittel zuschüssiger Arbeitskraft nur Produktions- und Er-
40 haltungsmittel seiner eventuell zuschüssigen Arbeitskraft, also die Natu
ralform seines variablen Kapitals sind. Seine eigne nächste Operation,
475
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
hier die von I, besteht nur darin, daß er das nöthige neue Geldkapital
aufspeichert, das zum K a uf zuschüssiger Arbeitskraft nöthig. Sobald er
diese inkorporirt, wird das Geld Kaufmittel der Waaren II für diese Ar
beitskraft, muß also ihre Konsumtionsmittel vorfinden.
5
Nebenbei. Der Herr Kapitalist, wie seine Presse, ist oft unzufrieden mit
der Art wie die Arbeitskraft ihr Geld verausgabt und mit den Waaren II,
worin sie selbes realisirt. Bei dieser Gelegenheit philosophirt, kultur
schwatzt, ||330| und philanthropisirt er z . B. wie Herr Drummond, engli
scher Gesandtschaftssekretär in Washington: „The N a t i o n" (ein Blatt)
habe letzten Oktober 1879 einen interessanten Artikel gebracht, worin es 10
unter andrem heiße: „Die Arbeiter haben in der Kultur nicht Schritt
gehalten mit dem Fortschritt der Erfindungen; es sind ihnen so Massen
von Gegenständen zugänglich geworden, die sie nicht zu gebrauchen wis
sen, und für die sie also keinen Markt schaffen." (Jeder Kapitalist
wünscht natürlich, daß der Arbeiter seine Waare kaufen soll.) „Es liegt 15
kein Grund vor, warum der Arbeiter sich nicht ebensoviel Komforts
wünschen sollte, wie der Geistliche, Advokat und Arzt, der denselben
Betrag erwirbt wie e r ." (Diese Sorte Advokaten, Geistliche und Aerzte
müssen es in der That bei dem Wunsch vieler Komforts gewähren lassen!)
„Aber er thut es nicht. Die Frage ist noch immer, wie er als Konsument 20
durch ein rationelles und gesundes Verfahren höher zu stellen ist; keine
leichte Frage, da sein ganzer Ehrgeiz nicht über eine Verkürzung seiner
Arbeitsstunden hinausgeht, und der Demagog ihn hierzu vielmehr auf
reizt, als zur Erhebung seiner Lage durch Verbesserung seiner geistigen
und moralischen Fähigkeiten." (Reports of H. M.'s Secretaries of Em- 25
bassy and Legation on the Manufactures, Commerce etc. of the countries
in which they reside. London 1879, p. 404.) |
13 311 Lange Arbeitsstunden scheinen das Geheimniß des rationellen
und gesunden Verfahrens, welches die Lage des Arbeiters durch Verbes
serung seiner geistigen und moralischen Fähigkeiten heben und ihn zu 30
einem rationellen Konsumenten machen soll. Um ein rationeller K o n
sument der Waare der Kapitalisten zu werden, muß er vor allem - aber
der Demagog hindert ihn daran! - damit beginnen, seine eigne Arbeits
kraft irrationell und gesundheitswidrig von seinem eignen Kapitalisten
konsumiren zu lassen. Was der Kapitalist unter rationellem Konsum ver- 35
steht, zeigt sich dort wo er so herablassend ist, sich direkt in den K o n
sumtionshandel seiner Arbeiter einzulassen - im Trucksystem, wovon
auch das Wohnungsliefern an die Arbeiter, sodaß sein Kapitalist zugleich
sein Hausvermiether, ein Zweig unter vielen ist.
Derselbe Drummond, dessen schöne Seele für die kapitalistischen He- 40
bungsversuche der Arbeiterklasse schwärmt, erzählt in demselben Bericht
476
Akkumulation und erweiterte Reproduktion
unter andrem über die Baumwollmusterfabriken der Lowell und Law
rence Mills. Die Kost- und Logirhäuser für die Fabrikmädchen gehören
der Aktiengesellschaft, die die Fabrikbesitzerin ist; die Vorsteherinnen
dieser Häuser stehn im Dienst dieser selben Gesellschaft, die ihnen Ver-
5 haltungsregeln vorschreibt; /|332| kein Mädchen darf nach 10 U hr Nachts
nach Haus kommen. Aber nun die Perle: Eine Specialpolizei der Gesell
schaft patrouillirt die Gegend ab um die Uebertretung dieser Hausord
nung zu verhindern. Nach 10 U hr Abends wird kein Mädchen weder
aus- noch eingelassen. Kein Mädchen darf anderswo logiren, als auf dem
10 der Gesellschaft gehörigen Terrain, auf dem jedes Haus ihr ungefähr
10 Doli. Wochenmiethe einbringt; und nun sehn wir in voller Glorie den
rationellen Konsumenten: „ Da sich jedoch das allgegenwärtige Piano in
vielen der besten Logirhäuser für Arbeiterinnen vorfindet, spielt Musik,
Gesang und Tanz eine bedeutende Rolle wenigstens bei denen, die nach
lOstündiger stetiger Arbeit am Webstuhl mehr Abwechslung nach der
Monotonie nöthig haben als wirkliches Ausruhn." (p. 412.) Das Haupt-
geheimniß aber, wie aus dem Arbeiter ein rationeller Konsument zu ma
chen, kommt erst. Herr Drummond besucht die Messerwaarenfabrik von
Turner's Falls (Connecticut River), und Herr Oakman, der Schatzmeister
20 der Aktiengesellschaft, nachdem er ihm erzählt, daß namentlich die ame
rikanische Tischmesserwaare die englische in der Qualität schlägt, fährt
fort: „Auch in den Preisen werden wir England schlagen; wir sind ihm
voraus in der Qualität schon jetzt, das ist anerkannt; aber wir müssen
niedrigere Preise haben, und die bekommen wir, sowie wir unsern|
25 j3331 Stahl wohlfeiler erhalten und unsre Arbeit heruntergebracht haben.
Wir müssen wohlfeilere Arbeit haben!" (p. 427.) Herabsetzung des Ar
beitslohns und lange Arbeitsstunden, das ist der Kern des rationellen und
gesunden Verfahrens, das den Arbeiter erheben soll zur Würde eines ra
tionellen Konsumenten, damit er einen Markt schaffe für die Masse von
15
30 Gegenständen, die die Kultur und der Fortschritt der Erfindung ihm
zugänglich gemacht haben.
Wie also I das zusätzliche konstante Kapital von II aus seinem Mehr
produkt zu liefern, so II in diesem Sinn das zuschüssige variable Kapital
35 für I. II akkumulirt für I und für sich selbst, soweit das variable Kapital
in Betracht kommt, indem es einen größern Theil seiner Gesammtpro-
duktion, also auch namentlich seines Mehrprodukts, in F o rm von noth
wendigen Konsumtionsmitteln reproducirt.
477
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
l(v + m) muß bei Produktion auf wachsender Kapitalbasis sein = I Ic
plus dem Theil des Mehrprodukts, der als Kapital wieder inkorporirt
wird, plus dem zuschüssigen Theil vom konstanten Kapital, nöthig zur
Erweitrung der Produktion in II; und das Minimum dieser Erweiterung
ist das, ||334| ohne welches die wirkliche Akkumulation, d.h. die wirkliche 5
Produktionsausdehnung in I selbst nicht ausführbar ist.
Kommen wir nun zu dem oben zuletzt betrachteten Fall zurück, so hat
er die Eigenthümlichkeit, daß I Ic kleiner als I(v + '/2m), als der in Kon
sumtionsmitteln als Revenue verausgabte Theil des Produkts von I, so
daß um die 1 5 0 0 I (v + m) umzusetzen, sofort ein Theil des Mehrpro- 10
dukts II = 70 dadurch realisirt wird. Was I Ic = 1430 betrifft, so muß es,
bei sonst gleichbleibenden Umständen, ersetzt werden aus I(v + m) zum
selben Werthbetrag, damit einfache Reproduktion in II stattfinden kön
ne, und ist insoweit hier nicht weiter zu betrachten. Anders mit den er
gänzenden 70 I l m. Was für I bloßer Ersatz von Revenue durch Konsum- 15
tionsmittel, bloß auf die Konsumtion gerichteter Waarenaustausch, ist
wie innerhalb der einfachen Reproduktion - bloße
für II hier nicht
Rückverwandlung
seines konstanten Kapitals aus der Form von
Waarenkapital in seine Naturalform, sondern direkter Akkumulations-
proceß, Verwandlung eines Theils seines Mehrprodukts aus der Form 20
von Konsumtionsmitteln in die von konstantem Kapital. Kauft I mit 70
Geld (Geldreserve zum ||335| Umsatz von Mehrwerth) die 70 I l m, und
kauft II nicht dafür 70 I m, sondern akkumulirt es als Geldkapital, so ist
letztres zwar
immer Ausdruck von zuschüssigem Produkt (eben des
Mehrprodukts von II, wovon es Aliquote) obgleich nicht von einem in 25
die Produktion wieder eingehenden Produkt; aber dann wäre diese Geld
akkumulation auf Seite II zugleich Ausdruck von unverkaufteren 70 Im
in Produktionsmitteln. Es fände also relative Ueberproduktion in I statt,
entsprechend dieser gleichzeitigen Nichterweitrung der Reproduktion auf
Seite II.
30
Aber abgesehn hiervon: Während der Zeit, worin die 70 Geld, die von
I kamen, noch nicht oder nur theilweis durch Ankauf von 70 Im sei
tens II zu I zurückgekehrt, figurirt 70 in Geld ganz oder theilweis als
zusätzliches virtuelles Geldkapital in der Hand von II. Dies gilt von j e
dem Umsatz zwischen I und II, bevor wechselseitige Ersetzung der bei- 35
derseitigen Waaren den Rückfluß des Geldes zu seinem Ausgangspunkt
bewirkt hat. Aber das Geld, bei normalem Verlauf der Dinge, figurirt
hier nur vorübergehend in dieser Rolle. Im Kreditsystem nun, wo jedes
momentan zusätzlich freigesetzte Geld sofort aktiv als zusätzliches Geld
kapital fungiren soll, kann solches ||336| nur vorübergehend freie Geld- 40
kapital festgeritten werden, z . B. zu neuen Unternehmungen sub I dienen,
478
Akkumulation und erweiterte Reproduktion
während es daselbst noch festliegendes Zusatzprodukt in andren Unter
nehmungen flüssig zu machen hätte. Es ist ferner zu bemerken, daß die
Annexation von 70 Im an das konstante Kapital II zugleich Erweiterung
des variablen Kapitals II erheischt zum Betrag von 14. Dies setzt voraus
5 - ähnlich wie in I bei direkter Inkorporation von Mehrprodukt Im in
Kapital Ic - daß die Reproduktion in II schon vor sich geht mit der
Tendenz auf fernere Kapitalisation; daß sie also Erweiterung des Theils
des Mehrprodukts einschließt, der aus nothwendigen Lebensmitteln
besteht.
10
Das Produkt von 9000 im zweiten Beispiel muß zum Zweck der Repro
duktion, wie wir sahen, folgende Vertheilung annehmen, wenn 500 Im
kapitalisirt werden sollen. Wir ziehn dabei bloß die Waaren in Betracht
und vernachlässigen die Geldcirkulation.
15
I. 5000c + 500m (zu kapitalisiren) + 1500(v + m) Konsumtionsfonds
= 7000 in Waaren.
II. 1500c + 299v + 201m = 2000 in Waaren. Gesammtsumme 9000 in
Waarenprodukt. |
20
25
|337| Die Kapitalisation geht nun vor sich wie folgt:
In I theilen sich die 500m, die kapitalisirt werden, in
5/Ô = 417c
+ '/6 = 83v. Die 83v entziehn einen gleichen Betrag von I l m, der Ele
mente des konstanten Kapitals kauft, also zu I Ic geschlagen wird. Eine
Vermehrung von I Ic um 83 bedingt eine Vermehrung von I Iv um Vs von
83 = 17. Wir haben also nach dem Umsatz:
I. (5000c + 4 1 7 m )c + (lOOOv + 83m)v = 5417c + 1083v = 6500
II. (1500c + 83m)c + ( 299v + 17m)v = 1583c + 316v = 1899.
8399.
Zusammen
Das Kapital in I ist gewachsen von 6000 auf 6500, also um '/12. In II von
1715 auf 1899, also um nicht ganz
30
Die Reproduktion auf dieser Grundlage im zweiten Jahr ergiebt am
Jahresschluß:
I. (5417c + 4 5 2 m )c + (1083v + 90m)v = 5869c + 1173v = 7042.
II. (1583c + 42m + 90m)c + (316v + 8m + 18m)v = 1715c + 342v
= 2057.
35 und am Ende des dritten Jahres:
I. 5869c + 1 1 7 3 v+ 1173m.
II. 1715c + 3 4 2 v+ 342m.
Akkumulirt hier I wie bisher die Hälfte des Mehrwerths, so ergibt
(v + '/2m) I 1173v + 587 ('/2m) = 1760, ist also größer als das gesammte
40 1715 I I c, und zwar um 45. Diese müssen also wieder durch Übernahme
479
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
eines gleichen Betrags von Produktionsmitteln auf I Ic ausgeglichen wer
]h - 9 in I Iv bedingt.
den. I Ic wächst also um 45, was einen Zuwachs von
Ferner theilen sich die kapitalisirten 587 Im zu 5h und
lk in 489c und 98v;
diese 98 bedingen in II einen neuen Zuschlag zum konstanten Kapital
von 98 und dieser wieder eine Vermehrung des variablen Kapitals von II
um Vs = 20. Wir haben dann:
5
I. (5869c + 4 8 9 m )c + (1173v + 98m)v = 6358c + 1271v = 7629
I I. (1715c + 45m + 98m)c + (342v + 9m + 20m)
= 1858c + 371v = 2229
Total Kapital = 9858 |
10
/338/ In drei Jahren wachsender Reproduktion ist also das Gesammt
kapital von I gewachsen von 6000 auf 7629, das von II von 1715 auf
2229, das gesellschaftliche Gesammtkapital von 7715 auf 9858.
3) Umsatz von IIc bei Akkumulation.
Im Austausch von I(v + m) mit I Ic finden also verschiedne Fälle statt.
15
Bei der einfachen Reproduktion müssen beide gleich sein und einander
ersetzen, da sonst, wie oben gesehn, die einfache Reproduktion nicht
ohne Störung vor sich gehn kann.
Bei der Akkumulation kommt vor allem die Akkumulationsrate in
Betracht. In den bisherigen Fällen nahmen wir an, daß die Akkumula- 20
tionsrate in I = V2 m I war, und ebenfalls, daß sie in den verschiednen
Jahren konstant blieb. Wir ließen nur die Proportion wechseln, nach
welcher dies akkumulirte Kapital sich in variables und konstantes theilt.
Dabei ergaben sich drei Fälle:
1) I(v + '/2m) = I I c, welches also kleiner ist ||339| als I(v + m ). Dies muß 25
es immer sein, sonst akkumulirte I nicht.
2) I(v + '/2m) ist größer als I I c. In diesem Fall wird der Ersatz dadurch
bewirkt, daß zu I Ic ein entsprechender Theil von I lm hinzugefügt wird,
sodaß diese Summe = I(v + '/2m). Hier ist der Umsatz für II nicht
einfache Reproduktion seines konstanten Kapitals, sondern schon Ak- 30
kumulation, Vermehrung desselben um den Theil seines Mehrprodukts,
den es austauscht gegen Produktionsmittel I; diese Vermehrung schließt
zugleich ein, daß II außerdem sein variables Kapital aus seinem eignen
Mehrprodukt entsprechend vergrößert.
3) I(v + '/2m) ist kleiner als I I c. In diesem Fall hat II durch den 35
Umsatz sein konstantes Kapital nicht vollständig reproducirt, muß also
das Deficit durch K a uf von I ersetzen. Dies ernöthigt aber keine weitre
Akkumulation von variablem Kapital II, da sein konstantes Kapital der
480
Akkumulation und erweiterte Reproduktion
Größe nach durch diese Operation erst vollständig reproducirt wird.
Andrerseits hat durch diesen Umsatz der Theil der Kapitalisten von I,
der nur zusätzliches Geldkapital aufhäuft, schon einen Theil dieser Sorte
Akkumulation vollbracht. /
5
im
/340/ Die Voraussetzung der einfachen Reproduktion, daß I(v + m)
= I Ic sei, ist nicht nur unverträglich mit der kapitalistischen Produktion;
was übrigens nicht ausschließt, daß
industriellen Cyklus von
10 11 Jahren ein Jahr oft geringre Gesammtproduktion hat als das vor
hergehende, also nicht einmal einfache Reproduktion stattfindet im Ver
io hältniß zum vorhergehenden Jahr. Sondern auch, bei dem natürlichen
jährlichen Wachsthum der Bevölkerung könnte einfache Reproduktion
nur in sofern stattfinden, als von den 1500, die den Gesammtmehrwerth
repräsentiren, eine entsprechend größre Zahl unproduktiver Dienstleute
mitzehrten. Akkumulation von Kapital, also wirkliche kapitalistische
15 Produktion wäre dagegen hierbei unmöglich. Die Thatsache der kapita
listischen Akkumulation schließt demnach aus, daß I Ic = I(v + m). Den
noch könnte selbst bei kapitalistischer Akkumulation allmälig der Fall
eintreten, daß in Folge ||341| des Gangs der in der frühern Reihe von
Produktionsperioden vollzognen Akkumulationsprocesse, I Ic nicht nur
20 gleich, sondern selbst größer werde als I(v + m). Dies wäre eine Ueber
produktion in II, und nur auszugleichen durch einen großen Krach, in
Folge dessen Kapital von II auf I sich übertrüge. - Es ändert auch nichts
an dem Verhältniß von I(v + m) zu I I c, wenn ein Theil des konstanten
Kapitals von II sich selbst reproducirt, wie z . B. in der Agrikultur die
25 Anwendung von selbst erzeugtem Samen. Dieser Theil von I Ic kommt
mit Bezug auf den Umsatz zwischen I und II ebensowenig in Betracht,
wie Ic dabei in Betracht kommt. Es ändert auch nichts an der Sache,
wenn ein Theil der Produkte von II seinerseits fähig ist, als Produktions
mittel in I einzugehn. Sie werden gedeckt durch einen Theil der von I
30 gelieferten Produktionsmittel, und dieser Theil ist von vornherein auf
beiden Seiten in Abzug zu bringen, wenn wir den Austausch zwischen
den beiden großen Klassen der gesellschaftlichen Produktion, den Pro
ducenten von Produktionsmitteln und den Producenten von Konsum
tionsmitteln, rein und ungetrübt untersuchen wollen.
35
Also bei kapitalistischer Produktion kann I(v + m) nicht gleich I Ic
sein, oder beide können ||342| sich nicht im Umsatz gegen einander dek-
ken. Dagegen kann, wenn I ™ der Theil von Im ist, der als Revenue von
den Kapitalisten I ausgegeben wird, I rv + — I gleich, größer oder klei-
ner sei als I l e; I (v + — J muß aber immer kleiner sein als I I (c + m ), und
481
Dritter Abschnitt • Reproduktion und Zirkulation des gesellschaftlichen Gesamtkapitals
zwar um so viel kleiner, als der Theil von l i m, den die Kapitalisten
klasse II unter allen Umständen selbst verzehren muß.
5
Es ist zu bemerken, daß bei dieser Darstellung der Akkumulation der
Werth des konstanten Kapitals, sofern es Werththeil des Waarenkapitals
ist, zu dessen Produktion es mitwirkt, nicht exakt dargestellt ist. Der fixe
Theil des neu akkumulirten konstanten Kapitals geht nur allmälig und
periodisch, je nach der Natur dieser fixen Elemente verschieden, in das
Waarenkapital ein; dies besteht daher da, wo Rohstoff und Halbfabrikat
etc. massenhaft in die Waarenproduktion eingeht, zum größren Theil aus 10
Ersatz der cirkulirenden konstanten Bestandtheile und des variablen K a
pitals. (Des Umschlags der cirkulirenden Bestandtheile wegen kann doch
so verfahren werden; es ist damit angenommen, daß innerhalb des Jahres
der cirkulirende Theil zusammen mit dem an ihn abgegebnen Werththeil
des fixen Kapitals so oft umschlägt, daß die Gesammtsumme der gehe- 15
ferten Waaren ||343| gleich dem Werth des gesammten in die jährliche
Produktion eingehenden Kapitals.) Wo aber für den Maschinenbetrieb
nur Hülfsstoffe eingehn, kein Rohmaterial, muß das Arbeitselement = v
als größrer Bestandtheil im Waarenkapital wieder erscheinen. Während
in der Profitrate der Mehrwerth berechnet wird auf das Gesammtkapital, 20
unabhängig davon, ob die fixen Bestandtheile viel oder wenig Werth
periodisch an das Produkt abgeben, ist für den Werth jedes periodisch
erzeugten Waarenkapitals der fixe Theil des konstanten Kapitals nur so
weit mit einzurechnen, als er durch Verbrauch im Durchschnitt Werth an
das Produkt selbst abgibt.
25
4) Nachträgliches
Die ursprüngliche Geldquelle für II
ist v + m der Goldproduktion I,
ausgetauscht gegen einen Theil von I I c; nur soweit der Goldproducent
Mehrwerth aufhäuft oder in Produktionsmittel I verwandelt, also seine
Produktion ausdehnt, geht sein v + m nicht in II ein; andrerseits, soweit 30
Akkumulation von Geld, seitens des Goldproducenten selbst, schließlich
zur erweiterten Reproduktion führt, geht ein, nicht als Revenue ausge
gebner, Theil des Mehrwerths der Goldproduktion für zuschüssiges va
riables Kapital des Goldproducenten in II ein, fördert hier neue Schatz
bildung, oder gibt neue Mittel, von I zu kaufen ohne direkt ||344| wieder 35
an es zu verkaufen. Von dem, aus diesem I(v + m) der Goldproduktion
stammenden Geld geht der Theil des Goldes ab, den gewisse Produk-
482
Akkumulation und erweiterte Reproduktion
tionszweige von II als Rohmaterial etc., kurz als Ersatzelement ihres kon
stanten Kapitals brauchen. Element zur vorläufigen - zum Zweck künf
tiger erweiterter Reproduktion erfolgenden - Schatzbildung im Umsatz
zwischen I und II ist: für I nur, wenn ein Theil von Im an II einseitig,
5 ohne Gegenkauf verkauft wird und hier für zusätzliches konstantes K a
pital II dient; für II, wenn dasselbe der Fall ist seitens I für zuschüssiges
variables Kapital; ferner wenn ein Theil des von I als Revenue ausgegeb
nen Mehrwerths nicht gedeckt wird durch I I c, also damit ein Theil von
Um gekauft und dadurch in Geld verwandelt wird. Ist 11 v + — ) größer als
10 I I c, so braucht I Ic zu seiner einfachen Reproduktion nicht durch Waare
aus I zu ersetzen, was I von I lm weggezehrt hat. Es fragt sich, wie weit
innerhalb des Austausches der Kapitalisten II unter sich - ein Austausch,
der nur aus gegenseitigem Austausch von I lm bestehn kann - Schatzbil
dung stattfinden kann. Wir wissen, daß innerhalb II direkte Akkumula-
15 tion dadurch stattfindet, daß ein Theil von l im direkt in ||345| variables
Kapital (gerade wie in I ein Theil von Im direkt in konstantes Kapital)
verwandelt wird. Bei den verschiednen Altersklassen der Akkumulation
innerhalb der verschiednen Geschäftszweige von II, und innerhalb jedes
einzelnen Geschäftszweigs für die einzelnen Kapitalisten, erklärt sich die
20 Sache, mutatis mutandis, ganz wie sub I. Die Einen befinden sich noch
im Stadium der Schatzbildung, verkaufen ohne zu kaufen, die Andern
auf dem Punkt wirklicher Erweiterung der Reproduktion, kaufen ohne
zu verkaufen. Das zuschüssige variable Geldkapital wird zwar zunächst
ausgelegt in zuschüssiger Arbeitskraft; diese kauft aber Lebensmittel von
25 den schatzbildenden Inhabern der zuschüssigen, in den Arbeiterkonsum
eingehenden Konsumtionsmitteln. Von
ihrer
Schatzbildung das Geld nicht an seinen Ausgangspunkt zurück, sie häu
fen es auf.
letztren kehrt pro rata
30
E n d e.
483